Riesenpacu

Riesenpacu (Piaractus brachypomus) im Exotarium Oberhof
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Überklasse: Knochenfische (Osteichthyes)
Klasse: Strahlenflosser (Actinopterygii)
Unterklasse: Neuflosser (Neopterygii)
Teilklasse: Echte Knochenfische (Teleostei)
Ordnung: Salmlerartige (Characiformes)
Familie: Sägesalmler (Serrasalmidae)

D LC 650

Riesen- oder Roter Pacu

Piaractus brachypomus • The Red-bellied Pacu • Le pacu pirapitinga

516A 004 017 000 piaractus brachypomus oberhof jSchmidt1Riesenpacu (Piaractus brachypomus) im Exotarium Oberhof © Jirka Schmidt, Riesa

 

 

516A 004 017 000 piaractus brachypomus mapApproximative autochthone Verbreitung des Riesenpakus (Piaractus brachypomus). NB: Die Angaben in den verschiedenen Quellen variieren beträchtlich.

 

 

516A 004 017 000 piaractus brachypomus iglau KR1Riesenpacu (Piaractus brachypomus) im Zoologischen Garten Jihlava / Iglau © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

516A 004 017 000 piaractus brachypomus skullSchädel eines Riesenpacus (Piaractus brachypomus. Illustration aus CASTELNAU (1856): Expédition dans les parties centrales de l'Amérique du Sud, de Rio de Janeiro à Lima et de Lima au Para sous la direction du Comte Francis de Castelnau

 

 

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Der nicht-gefährdete Riesenpacu wird oft mit dem Schwarzen Pacu (Colossoma macropomum) verwechselt. Beide Arten bewohnen den gleichen Lebensraum, ähneln sich stark und es kann zu Arthybriden kommen. Er kann gut als Botschafterart für den Schutz und die nachhaltige Nutzung der neotropischen Urwaldlebensräume eingesetzt werden. Er wird daher in zahlreichen europäischen Zoos und Schauaquarien gezeigt.

Körperbau und Körperfunktionen

Der Riesenpacu kann 88 cm lang und 25 kg schwer werden. Sein Körper ist mit zahlreichen, kleinen Rundschuppen bedeckt, an seinem Bauchkiel befinden sich die für Sägesalmler typischen Abdominalzähne (Serrae). Er hat 70-89 Schuppen auf der Seitenlinie und 46–63 Ventralschuppen. Juvenile Riesenpacus zeigen eine gefleckte Körperfärbung, die sich im Alter verliert. Bei Adultfischen variiert die Färbung von schmutzig, weißlich blau bis nahezu stahlblau. Die Rückenpartie entwickelt sich dunkel, die Bauchseite rot bis orange. Die Analflosse ist lang, die Fettflosse kann bei adulten Tieren reduziert sein. Die Rückenflosse weist 14-16 Stachel- und 15-17 Weichstrahlen auf, die Analflosse drei Stachel- und 10-11 Weichstrahlen [1].

Verbreitung

Tropisches Südamerika: Im Orinoko- und Amazonasbecken in Bolivien, Brasilien (Bundesstaaten Amazonas, Roraima, Acre, Goiás, Mato Grosso, Pará, Rondônia, Tocantins), Ekuador, Kolumbien, Peru. Eingebürgert in Bangladesch, Indonesien, Kambodscha, Kanada, Malaysia, Polen, Thailand, USA, Viet Nam [4].

Lebensraum und Lebensweise

Der Riesenpacu ist ein friedlicher, pflanzenfressender Schwarmfisch. Er kommt in weißem und klarem Wasser vor, gelegentlich auch an der Schnittstelle zwischen weißem und schwarzem Wasser. Er bewohnt überwiegend Flüsse mit langsam fließendem Wasser und Seen mit einem pH-Wert zwischen 4.8–6.8 sowie Wassertemperaturen zwischen 23 und 28 °C. Während der Regenzeit besiedelt er die überschwemmten Wälder. Die Fische ernähren sich überwiegend von Nüssen und Früchten, die im überschwemmten Gebiet von Bäumen herabfallen. Während der Hochwassermonate bauen sie Fettreserven auf, von denen sie während der nahrungsarmen Trockenzeit zehren. Männliche Riesenpacus werden mit 3, weibliche mit 4 Jahren geschlechtsreif 4. In ihrem natürlichen Habitat laichen sie bei Wassertemperaturen von 26 °C ab und produzieren 0,5 bis 1 Million Fischeier [1; 4].

Gefährdung und Schutz

Bestandsgröße und -trend des Riesenpacus sind nicht bekannt, es wird jedoch angenommen, dass die Bestände stabil sind. Da es auch keine aktuellen größeren Gefahren für die Art gibt wurde sie, gestützt auf eine Beurteilung aus dem Jahr 2020, 2023 als nicht-gefährdet (LEAST CONCERN) in die Rote Liste der IUCN aufgenommen [4].

Der internationale Handel ist durch CITES nicht geregelt.

Bedeutung für den Menschen

Die Art ist für die Binnenfischerei im Amazonas- und Orinoco-Becken von kommerzieller Bedeutung. Sie spielt auch eine Rolle im Aquarienfischhandel und der kommerziellen Aquakultur [4].

Haltung

Der Riesenpacu benötigt im Aquarium recht viel Platz und Versteckmöglichkeiten, aber stellt an das Wasser keine hohen Anforderungen [1]. In der Wilhelma Stuttgart wurde er mit Breitschnauzenkaimanen (Caiman latirostris) vergesellschaftet.

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in rund 60 europäischen Einrichtungen gezeigt, von denen sich weniger als zehn im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen: In Deutschland und Österreich gibt es keine konkreten Mindestnormen. In der Schweiz gibt Anhang 2, Tabelle 8 der Tierschutzverordnung an, wie viele Liter Wasser pro cm Gesamtkörperlänge (ohne Schwanzflosse) der gehaltenen Fische angeboten werden müssen.

Taxonomie und Nomenklatur

Die Art wurde 1818 von dem französischen Naturforscher und Direktor der Ménagerie von Paris, Georges CUVIER, als "Myletes brachypomus" beschrieben und wurde danach der Gattung Colossoma zugeordnet. Die heute gültige Gattungsbezeichnung Piaractus wurde 1903 von dem aus dem Kraichgau stammenden, in die USA ausgewanderten Ichthyologen Carl H. EIGENMANN eingeführt. Die Art hybridisiert mit dem Schwarzen Pacu (Colossoma macropomum) [1; 2; 3].

Literatur und Internetquellen

  1. FISCHLEXIKON
  2. FISH BASE
  3. GLOBAL BIODIVERSITY INFORMATION FACILITY
  4. BREJÃO, G.L. (2023). Piaractus brachypomus. The IUCN Red List of Threatened Species 2023: e.T49830515A85567324. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2023-1.RLTS.T49830515A85567324.en. Accessed on 12 May 2025.