Piranha (Pygocentrus nattereri) im Opel Zoo, Kronberg
© Archiv Opel-Zoo
Überklasse: Knochenfische (Osteichthyes)
Klasse: Strahlenflosser (Actinopterygii)
Unterklasse: Neuflosser (Neopterygii)
Teilklasse: Echte Knochenfische (Teleostei)
Ordnung: Salmlerartige (Characiformes)
Familie: Sägesalmler (Serrasalmidae)
Roter Piranha, Natterers Sägesalmler
Pygocentrus nattereri • The Red-bellied Piranha • Le piranha à ventre rouge
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Wegen seines zweifelhaften Rufs als menschenfressende Bestie hat der Rote Piranha eine große Bekanntheit und wird dementsprechend sehr häufig in Zoos und Schauaquarien gezeigt, wo die Zoopädagogik über die tatsächliche ökologische Rolle der Art aufklären kann. Körperbau und KörperfunktionenDer Rote Sägesalmler kann eine Länge von 50 cm und ein Gewicht von gegen 4 kg erreichen. Die Geschlechtsreife wird mit einer Länge von etwa 15 cm erlangt. Es gibt zwei Farbvariante, die eine hat einen schwarzen Fleck hinter dem Kiemendeckel und eine rote Afterflosse. Die andere hat diesen Fleck nicht und ihre Afterflosse ist dunkel. Die Fische haben zwar kurze, aber kräftige und messerscharfe Zähne, die sie befähigen auch bei größeren Wirbeltieren die Haut zu durchtrennen und Fleischstücke herauszureißen [1; 4]. VerbreitungTropisches und subtropisches Südamerika: Langsam fließende und stille Gewässer im Einzugsgebiet von Amazonas, Paraná, Paraguay und Uruguay sowie weiterer Flüsse im nördlichen Südamerika, von Kolumbien bis Nordost-Brasilien. Eingeführt in China [1]. Lebensraum und LebensweiseRote Piranhas sind Raubfische und Aasfresser, die sich überwiegend von Fischen, Würmern, Insekten und im Wasser treibenden Kadavern ernähren. Greifen sie einen größeren Fisch an, so beißen sie ihm, laut BREHM, zuerst die Schwanzflosse ab und berauben ihn damit seines Hauptbewegungswerkzeuges, während die übrigen über ihn herfallen und ihn bis auf den Kopf zerfleischen und verzehren. Über Angriffe auf größere Säugetiere oder Kaimane gibt es zwar zahlreiche Horrorgeschichten, von denen BREHM einige kolportiert: "Kein Säugethier, welches durch den Fluß schwimmt, entgeht ihrer Raubsucht; ja selbst die Füße der Wasservögel, Schildkröten und die Zehen der Alligatoren sind nicht sicher vor ihnen. Wird der Kaiman von ihnen angegriffen, so wälzt er sich gewöhnlich auf den Rücken und streckt den Bauch nach der Oberfläche." Tatsächlich sind solche Ereignisse aber selten. Erwachsene jagen in der Dämmerung oder nachts bis gegen 22 h, Jungfische sind tagaktiv. Zum Ablaichen wühlen die Weibchen tellergroße Gruben in den Kiesboden, in die sie frühmorgens 500-1000 goldfarbene Eier ablegen. Diese kleben an den Kieseln. Das Paar verteidigt das Gelege während der ersten 24 Stunden geneinsam, danach wird das Weibchen vom Männchen verjagt [1; 2; 3; 4; 5]. Gefährdung und SchutzIm Rahmen der Roten Liste wurde die Art noch nicht beurteilt. In Anbetracht ihrer weiten Verbreitung ist aber eine Gefährdung nicht anzunehmen. Der internationale Handel ist durch CITES nicht geregelt. Bedeutung für den MenschenDer Rote Piranha dient als Speisefisch überwiegend der Selbstversorgung oder wird auf lokalen Märkten angeboten. Er befindet sich im Aquarienfischhandel. Angebote variieren größenabhängig zwischen 5 und 40 € pro Tier [Online-Inserate 2018]. Mit ihrem scharfen Gebiss können Piranhas sehr wohl schwere Verletzungen setzen. Ihre Gefährlichkeit wird aber übertrieben. Sie sollen nur dort Menschen angreifen, wo Schlachtabfälle ins Wasser geschüttet werden. Wo das Wasser nicht durch Blut oder Fleischreste verunreinigt ist, seien sie harmlos. Das Gebiss wird übrigens von der indigenen Bevölkerung als Werkzeug verwendet [4]. HaltungDie Haltung in Gruppen ist möglich. Namentlich beim Zusammensetzen der Gruppe oder wenn seit dem letzten Wasserwechsel längere Zeit vergangen ist, kann es zu innerartlicher Aggressivität und Todesfällen kommen. Eine Vergesellschaftung mit anderen Fischen ist sehr schwierig und wird in der Regel nicht praktiziert. Beim Hantieren im Becken ist Vorsicht geboten. Die Ersteinfuhr nach Deutschland erfolgte 1911 [3; 4; 5]. Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in rund 250 europäischen Einrichtungen gezeigt, von denen sich etwa ein Viertel im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste. Mindestanforderungen: In Deutschland und Österreich gibt es keine konkreten Mindestnormen. In der Schweiz gibt Anhang 2, Tabelle 8 der Tierschutzverordnung an, wie viele Liter Wasser pro cm Gesamtkörperlänge (ohne Schwanzflosse) der gehaltenen Fische angeboten werden müssen. Taxonomie und NomenklaturDie Art wurde 1858 von dem österreichischen Ichthyologen Rudolf KNER (1810-1869) unter ihrem heute noch bzw. wieder gültigen Namen beschrieben. Sie wurde nach dem Sammler des Typus-Exemplars, dem Wiener Zoologen Johann Baptist NATTERER (1787-1843) benannt, der von 1817 bis 1835 Brasilien bereist und eine beachtliche zoologische und ethnologische Sammlung zusammengetragen hatte. Dementsprechend gibt es zahlreiche Tierarten, deren Artepitheton "nattereri" lautet. Zeitweilig wurde der Piranha den Gattungen Rooseveltiella oder Serrasalmus zugeordnet [2]. |
Literatur und Internetquellen
- BREHM, A. E. (1882-1887)
- FISH BASE
- GILBERT, J. & LEGGE, R. (1981)
- GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
- RIEHL, R. & BAENSCH, H.A. (1985)