Braunbären (Ursus arctos) auf großzügiger Anlage im Wildpark Poing
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern
Braunbäranlagen im deutschsprachigen Raum
Die alte Bärenburg des Zoos von Mülhausen im Elsass aus Beim Neubau der Mülhausener Bärenanlage anfangs der 1970er Die alte Bärenanlage im Zoo Augsburg Die Bärenanlage im Zoo Augsburg nach dem Umbau von |
Wenn man von der Bärenhaltung in den Arenen der Antike absieht, dürfte die älteste Form der Bärenhaltung die Anbindehaltung sein. Belegt ist diese Haltung z.B. für die Freie Reichsstadt Bern durch Diebold Schillings Spiezer Chronik von 1485. Später wurden Braunbären in Gruben gehalten. Die erste Berner Bärengrube gab es seit mindestens 1549. Der heutige Bärengraben ist die 4. derartige Anlage in Bern. Er besteht seit 1857 und wird heute nur noch als Abtrenngehege im Rahmen des Bärenparks genutzt. Weitere Haltungsformen, die sich überlebt haben, waren Bärenburgen, wie sie z.B. 1844 in Berlin, 1858 in Frankfurt am Main, 1874 in Basel oder 1893 in Mülhausen im Elsass eröffnet wurden, oder schwer vergitterten Käfige mit Zementböden, wie etwa ehemals in Schönbrunn oder in Suhl. Nach der Eröffnung des Tierparks Hagenbeck enstanden allenthalben Freisichtanlagen mit Natur- oder Kunstfels. So in den 1930er Jahren im Zoo Basel, was erlaubte, den alten Bärenzwinger abzureißen. Im Kölner Zoo ersetzte eine solche mehrteilige Anlage im Jahr 1969 die aus der Gründerzeit stammende, rund hundertjährige Bärenburg. In Berlin hatte es auf der Pfaueninsel eine Bärengrube gegeben. Für die Umsiedlung der Bären enschied man sich aus verschiedenen Gründen für den Bau einer Bärenburg, die 1870 durch die neue Bärenburg ersetzt, danach für andere Tiere genutzt und 1909 abgerissen wurde. 1937 wurden die Bären aus der neuen Bärenburg in die naturalistisch gestalte Anlage für Bären und Wölfe mit Naturfels und Wassergraben umgesetzt. Die heute noch bestehenden Felsanlagen für Bären wurden 1966-69 erbaut. Den Anlagen im Hagenbeck-Stil folgten, kurz unterbrochen durch moderne Beton- oder Klinkerarchitektur mit minimalistischer Gestaltung wie etwa in Mülhausen im Elsass, größere Neuanlagen mit bewachsenem Naturboden oder drainierte Böden mit einer Oberfläche aus Humus, Sand, Mergel oder ähnlichem Substrat, die durch Mauern, Palisaden, Zäune, Glasscheiben, Wasser- oder Trockengräben eingefriedet sind.In derartigen Anlagen, die heute weit verbreitet sind, können unter Umständen die Braunbären gemeinsam mit Wölfen, aber auch mit Füchsen oder Schakalen gehalten werden. Diese Anlagen weisen ein Mehrfaches der Flächen auf, die in den amtlichen Mindestanforderungen vorgesehen sind, so. bietet z B. der Tiergarten Bernburg 2'000 m², ZOOM Gelsenkirchen 2x1'500 m², der Zoo in der Wngst >3000 m², der Tierpark Olderdissen in Bielefeld 3'400 m² oder der Wildpark Bad Megentheim 4'000 m² an. Oft wurde nicht von Grund auf neu gebaut, sondern bestehende Anlagen wurden erweitert und umgestaltet. So etwa im Tiergarten Straubing, wo zwei Anlagen zusammengelegt wurden, oder im Zoo Augsburg. In letzterem wurde die aus dem Jahr 1937 stammende gitterlose, aber ansonsten im Bärenburgstil gehaltene Anlage mit ihren viel zu kleinen Gehegen 1998/99 mit einem Aufwand von 570'000 Euro umgebaut und durch eine Erweiterung mit Naturboden ergänzt, wodurch sich eine nutzbare Fläche von 1'150 m² ergab. Ein weiterer Umbau erfolgte 2024 im Hinblick auf die Haltung von Kragenbären. Einzelne Tierschutzorganisationen betreiben "Alternative Bärenparks", wo Bären aus schlechten Haltungen, insbesondere aus Osteuropa, oder alte Zirkusbären in weiträumigen Gehegen untergebracht werden. Der erste derartige Bärenpark entstand 1996 in Leinefeld-Worbis im Südharz, seit 2006 gibt es den Bärernwald Müritz-Stuer, seit 2010 den Alternativen Bärenpark Rippoldsau-Schapbach im Schwarzwald, in Österreich seit 1998 den Bärenwald Arbesbach und in der Schsweiz seit 2018 das Bärenlad Arosa. |
Quellen:
- DOLLINGER, P. (1991). Tierschutzgerechte Bärenhaltung. Vorlesung gehalten am 10.12.1991 an der Veterinärmedizinischen Fakultät der Universität Zürich im Rahmen des Zyklus Biologie und Erkrankungen von Wildtieren.
- KLÖS, H.-G. & KLÖS, U. (1990)
Anlagen:
- Bären-Wolfsanlage im Natur- und Tierpark Goldau
- Braunbärenanlage im Alpenzoo Innsbruck
- Bären-/Wolfswald im Zoo Schwerin
Lebensräume:
- Diverse in Eurasien und Nordamerika
Flora:
- Eurasien: Kiefern; Zypressen; Einheimische Laubbäume; Laubgehölze aus Asien
- Nordamerika: Kiefern; Zypressen; Laubgehölze aus Nordamerika
Bären-Wolfsanlage im Natur- und Tierpark GoldauEröffnung 2009, Anlageperimeter ca. 20'000 m², Gehegefläche netto ca. 10'760 m² (vier kombinierbare Gehege zu 6'800, 1'740, 1'260 und 960 m²). Besucherzentrum ca. 200 mauf zwei Etagen mit Unterwassereinblick in das Badebecken, für Besucher nicht einsehbare Stallungen 194 m2, davon 80 m Tierboxen. Außengehege mit Naturboden, Naturfelsen, Wasserfall, Bachlauf, Wasserfall, zwei Badebecken, lebenden und toten Bäumen sowie Futterautomaten. Gemeinschaftshaltung von Syrischem Braunbär (Ursus arctos syriacus) und Europäischem Wolf (Canis lupus lupus). In den künstlich angelegten Gewässern Karpfen (Cyprinus carpio) und Seesaiblinge (Salvelinus umbla). Informationen zum edukativen Konzept Für technische Details siehe ZOOLEX Gallery Literatur: |
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Braunbärenanlage im Alpenzoo InnsbruckEröffnet 2003 (Umbau und Erweiterung einer älteren, 600 m² großen Anlage). Nutzbare Gehegefläche 1'000 m², für Besucher nicht zugängliches Bärenhaus 92 m² mit drei Boxen zu 7.5, 7.5 und 10.4 m². Außengehege mit Naturboden, Naturfelsen, Wasserfall, Bachlauf, Badebecken, lebenden und toten Bäumen. Europäischer Braunbär (Ursus arctos arctos). Die früher bestehende Gemeinschaftshaltung mit Füchsen wurde aufgegeben, da die Füchse weitestgehend nachtaktiv waren. Für technische Details siehe ZOOLEX Gallery |
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Bären-/Wolfswald im Zoo SchwerinEröffnung 1996, Gemeinschaftsgehege ca. 3'000 m², Vorgehege für Bären 80 m², Abtrenngehege für Wölfe 300 m², Wassergraben 100 m² / 300 m³. Bärenstall mit 3 Boxen und einer Wurfbox, Gesamtfläche 34 m² (ZESSIN, W. 2004). Gemeinschaftshaltung von Europäischem Braunbär (Ursus arctos arctos) und Europäischem Wolf (Canis lupus lupus) Für technische Details siehe ZOOLEX Gallery Literatur: |
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<preaktiviert 27.02.2024; 30.12.2024