Syrischer Braunbär (Ursus arctos syriacus)im Natur- und Tierpark Goldau
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern
Überordnung: LAURASIATHERIA
Ordnung: Raubtiere (CARNIVORA)
Taxon ohne Rang: Landraubtiere (FISSIPEDIA)
Unterordnung: Hundeartige (Caniformia)
Familie: Bären (Ursidae)
Unterfamilie: Eigentliche Bären (Ursinae)
Braunbär
Ursus arctos • The Brown Bear • L'ours brun
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Ausrottung und Rückkehr im deutschsprachigen Raum
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Der Braunbär gehört zu den populärsten Zootieren, was mit seiner großen kulturellen Bedeutung zusammenhängt. Er ist aus diesem Grund und als einheimische Tierart von hohem zoopädagogischem Interesse, und die Zoos können eine Rolle beim Entschärfen von Mensch-Bär-Konflikten spielen, die mit der Rückkehr der Tiere und ihrem gelegentlichen Auftreten im Siedlungsgebiet unvermeidlich werden. Körperbau und KörperfunktionenDie weite Verbreitung der Braunbären, die sich über mehrere Klimazonen erstreckt, wirkt sich entsprechend der Bergmannschen Regel auf ihr Erscheinungsbild aus: Die subpolaren Kamtschatka- und Kodiakbären sind deutlich größer als die im mediterranen Klima lebenden Abruzzen- oder Syrischen Braunbären. Männliche Tiere sind größer als weibliche, und das Gewicht unterliegt saisonalen Schwankungen. Die Kopf-Rumpflänge liegt zwischen 150-280(-300) cm, die Schwanzlänge beträgt 6-12(-21) cm und das Gewicht bei den Bärenmännern 130-550(-725) kg, bei den Bärinnen 80-250(-340) kg. Der Kopf weist einen deutlichen Stop auf, wobei die Schnauze mehr oder minder gestreckt und die Stirne mehr oder weniger abgeplattet sein kann. Die Ohren sind kurz und rund, die Augen klein. Der im allgemeinen dichte Pelz, welcher um das Gesicht, am Bauch und hinter den Beinen länger als am übrigen Körper ist, kann aus längeren oder kürzeren, aus schlichten oder gekräuselten Haaren bestehen. Seine Färbung durchläuft alle Schattierungen von Schwarzbraun bis Dunkelrot und Gelbbraun, oder von Grautönen bis Isabellfahl. Bei Jungtieren ist oft ein weißer Halskragen vorhanden, der sich bei manchen Individuen bis ins hohe Alter hält [2; 3; 7; 8]. VerbreitungHolarktis: Nördliches und westliches Nordamerika; in Eurasien Skandinavien, Osteuropa, Balkan, Alpen, Apenninen, Pyrenäen, Kantabrien, Kleinasien, Kaukasus, Naher Osten, Nord- und Zentralasien: Afghanistan, Albanien, Armenien, Aserbaidschan, Bosnien und Herzegowina, Bulgarien, China, Estland, Finnland, Frankreich, Georgien, Griechenland, Indien, Irak, Iran, Italien, Japan, Kanada, Kasachstan, Kirgistan, Kroatien, Lettland, Mongolei, Montenegro, Nepal, Norwegen, Nord-Korea, Nord-Mazedonien, Österreich, Pakistan, Polen, Rumänien, Russland, Schweden, Schweiz, Serbien, Slowakei, Slowenien, Spanien, Tadschikistan, Türkei, Ukraine, USA, Usbekistan, Weißrussland, eventuell Libanon, Syrien. Möglicherweise ausgestorben in Bhutan [16]. Lebensraum und LebensweiseDer Braunbär ist sehr anpassungsfähig und besiedelt die unterschiedlichsten Lebensräume von Taiga, Misch- und Laubwald bis zum unbewaldeten Hochgebirge und von der arktischen Tundra Alaskas bis zu den Halbwüsten Zentralasiens. Er kommt vom Meeresspiegel bis auf etwa 2‘500 m. ü. M. vor. Im dicht besiedelten Mittel- und Südeuropa sind große, zusammenhängende Waldgebiete essentiell. Mischwälder mit Buchen, Eichen und anderen Mast tragenden Bäumen sind beliebte Habitate. Windwurfflächen und Rodungen bieten durch die reiche Krautschicht und den hohen Anteil von Beerensträuchern günstige Voraussetzungen. Im lichten Nadelwald sind Ameisen häufig, die eine geschätzte Nahrung für die Bären darstellen [8]. Braunbären sind Einzelgänger, die nur zur Paarungszeit oder in Mutterfamilien zusammen sind. Sie sind tagsüber und nachts aktiv. Sie sind nicht territorial und haben Streifgebiete von 10-660 km², die sie mit Duftmarken versehen. In vom Menschen dicht besiedelten Gebieten verlegen sie ihre Aktivitäten hauptsächlich auf die Nacht. Sie sind opportunistische Allesfresser, die sich überwiegend von pflanzlichem Material ernähren. Animalische Kost besteht hauptsächlich aus Insekten und Aas. Im Norden des Verbreitungsgebiets haben sie einen deutlichen Einfluss auf die Schalenwildbestände, insbesondere schlagen sie viele Elchkälber. In Mitteleuropa kann es dagegen zu Übergriffen auf Nutztiere oder Bienenstöcken kommen. Während der Winterruhe nehmen die Bären weder Nahrung noch Wasser zu sich, sondern bauen pro Tag 250-300 g Körperfett ab [7; 8]. Braunbären werden mit 4-5 Jahren geschlechtsreif. Die Paarungszeit fällt auf Mai bis Juni, ev. Juli, oft paart sich die Bärin mit mehreren Partnern und kann in einem Wurf Jungtiere von verschiedenen Vätern zur Welt bringen. Die gesamte Trächtigkeit, einschließlich Keimruhe, dauert 180-260 Tage, vom Zeitpunkt der Implantation in der Uteruswand noch etwa 2 Monate. Die Bärin wirft jeweils im Winterlager 1-3(-5), meist 2, wenig entwickelte, in Europa 300-400 g schwere Jungtiere, die sie bis zu 3 Jahre betreut. Erst danach ist sie wieder paarungsbereit. Mit 16 Monaten bis 4 Jahren gehen die Jungen ihrer eigenen Wege. Währenddem die jungen Bärinnen sich im oder angrenzend zum mütterlichen Streifgebiet niederlassen, wandern die männlichen Tiere über weite Distanzen auf der Suche nach einem neuen Wohngebiet [7; 8]. Gefährdung und SchutzMit einem Weltbestand von etwa 200'000 Individuen und einem Areal von 24 Millionen km² gilt der Braunbär aufgrund einer Beurteilung aus dem Jahr 2017 als weltweit nicht gefährdet (Rote Liste: LEAST CONCERN). Verschiedene Unterarten sind aber bedroht. Die nordafrikanischen und viele europäischen Populationen sowie solche des Nahen und Mittleren Ostens sind ausgestorben [16]. Der Handel ist nach CITES-Anhang I und II eingeschränkt bzw. geregelt. Der Braunbär fällt unter die Anhänge II und IV der FFH-Richtlinie (92/43/EWG). Er ist eine streng geschützte Tierart nach Anhang II des Berner Übereinkommens und die mongolische und chinesische Population von Ursus arctos isabellinus fallen unter Anhang I des Bonner Übereinkommens über wandernde Tierarten. Ausrottung und Rückkehr im deutschsprachigen RaumDie Ausrottungsgeschichte in der Schweiz stellt sich wie folgt dar: Schon 1546 wurde der letzte Bär im Kanton Zürich geschossen, 1673 in Appenzell, 1698 in Freiburg, 1737 in Solothurn, 1798 (nach anderen Quellen 1803) in Basel, 1804 in Schwyz, 1806 in Glarus, 1836 im Wallis, 1840 in Uri. Etwa gleichzeitig machte Bern seinem Wappentier den Garaus. 1851 fiel der letzte Bär in der Gegend von Genf und 1855 in Neuenburg. Von 1852-62 fanden im Tessin noch neun erfolgreiche Bärenjagden statt, um 1896 wurden letztmals Bärenspuren gesichtet. Am längsten hielt sich der Bär in Graubünden. Von 1870 bis 1904 wurden gegen 50 Bären geschossen, der letzte am 1. September 1904 im Val Mingér auf dem Gebiet des heutigen Nationalparks. Danach wurde noch verschiedentlich Bären in Graubünden gesichtet, letztmals im Val Laviruns im Jahr 1923 [24]. In Deutschland fand der Braunbär sein letztes Refugium in Bayern. Hier gab es zu Ende des 14. Jahrhunderts Bären noch um München. Bereits 1570 stellte Herzog Albrecht V. den Bären im Oberland unter seinen besonderen Schutz, was aber den Niedergang der Population nicht aufhalten konnte. Ende des 16. Jahrhunderts verlegten die Bayerischen Herzöge daher ihre Bärenjagden in den Bayerischen Wald, aber auch dort nahm der Bärenbestand anfangs des 17. Jahrhunderts ab und Herzog Albrecht VI. gab den eindringlichen Auftrag, „die Bären sorgfältig zu hegen“. Mitte des 19. Jahrhunderts kamen Bären noch in den Gebieten Hoher Bogen, Kötzing, Zwiesel, Regen, Wolfstein, Neureichenau, Haidmühle im angrenzenden Böhmerwald und in den Stiftswäldern von Schlägl vor. Die letzten Bären im österreichischen Grenzwald des Stifts Schlägl erlegte der leidenschaftliche Jäger Pater Gregor HAIN am 6. November 1823 und am 30. Oktober 1833 [14]. Die letzte erfolgreiche Bärenjagd in Bayern ist für das Jahr 1835 verbürgt. Damals schoss der Forstamtsaktuar Ferdl KLEIN am Schwarzachenbach bei Ruhpolding in den Chiemgauer Alpen den letzten autochthonen bayerischen Bären. Der Ruhpoldinger Bär steht heute in einem Diorama des Münchener Museums „Mensch und Natur“ im Schloss Nymphenburg. Am 14. November 1856 wurde der letzte Bär des Bayerischen / Böhmerwaldes auf böhmischem Gebiet erlegt. Er wurde präpariert und kann heute noch im Jagdmuseum von Zwinger / Ohrada besichtigt werden. Auch nach 1856 bis gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurden gelegentlich noch Bären im Grenzgebiet zwischen Bayern und Tschechien festgestellt [14]. 7 Jahre nach dem Ruhpoldinger Bären kam dann 1842 auch in Österreich bei Mariazell (im Süden Niederösterreichs an der Grenze zur Steiermark) der letzte einheimische Braunbär zur Strecke. Später wurden nur noch einzelne Zuwanderer erlegt: Der letzte Abschuss in Kärnten fand 1883 statt (Zuwanderung aus Slowenien), der letzte Abschuss in Tirol 1913 (Zuwanderung vermutlich aus dem Trentino). Die Rückkehr des BärenIn Österreich wurde 1972 im Ötscher-Gebiet plötzlich ein männlicher Braunbär beobachtet, der vermutlich aus Slowenien eingewandert war. 1989 wurde dann eine in Kroatien gefangene Bärin dazu gesetzt, die 1991 erstmals drei Junge brachte. 1992 und 1993 wurden im Ötscher-Gebiet noch ein weiblicher und ein männlicher Bär freigelassen. 1993 hatten beide Weibchen Nachwuchs. Im Herbst 1993 kam es dann in der Steiermark vermehrt zu Schäden, die im Frühjahr 1994 nochmals deutlich zunahmen: Bären "zerlegten" Bienenstände, um an den Honig zu gelangen und drangen in Schafställe ein. Ein Bär lernte sogar, Fischteiche abzulassen, um an die Forellen zu kommen. Damit war an eine Fortsetzung der Auswilderungen nicht mehr zu denken. Insgesamt wurden aber 31 Jungtiere geboren und der Bestand stieg bis 1999 auf zwölf Tiere an. Als Folge mutmaßlicher illegaler Bejagung starb die Population aber 2011 aus. Seitdem gibt es in Österreich nur noch 5-8 wandernde, hauptsächlich aus Slowenien stammende Bären, die in den Karawanken, Karnischen Alpen und Gailtaler Alpen umherstreifen [8; 29]. In den italienischen Alpen hatte eine Population im Adamello-Gebiet (Trentino) überlebt, unweit der Grenze zur Schweiz, und eine weitere bei Tarvis im Dreiländereck Italien-Slowenien-Österreich. In den 1970er Jahren umfassten diese noch knapp 10 bzw. 3-4 Individuen. Währenddem die Population im Dreiländereck immer wieder mal Zufluss aus den slowenischen Dinariden erhielt, blieb die Trentinopopulation isoliert. In den 1990er Jahren lebten dort nur noch drei (2.1) alte Tiere, die sich nicht mehr fortpflanzten. Damit ging das Erbgut des Alpenbären für immer verloren. Zum Erhalt des Bestands wurden zwischen 1999 und 2002 insgesamt 10 (3.7) Bären aus Slowenien freigelassen. Erklärtes Ziel war, eine Population von 40-60 erwachsenen Individuen aufzubauen, was bereits 2013 erreicht wurde. 2019 wurde der Gesamtbestand auf 66-76 Adulte und Subadulte sowie 15-21 Jungtiere geschätzt, für 2021 waren es 73-92 bzw. 12-14. Bei der lokalen Bevölkerung war die Begeisterung über die Wiederansiedlung des Bären anfänglich groß, zumal die alte Population sich menschenscheu verhalten und kaum Schäden verursacht hatte. Mittlerweile ist die Stimmung gekippt. Obschon die Mehrheit der slowenischstämmigen Bären und Menschen friedlich zusammenleben, haben einzelne Bärinnen, die ihre Jungen verteidigten und dabei Menschen verletzten, diesen Meinungsumschwung provoziert. Hinzu kommen eine Zunahme von Schäden und ein schlechtes Management von Problembären. Diese werden nicht etwa abgeschossen, sondern eingefangen und in ein Gehege bei Casteller gebracht. Ein Bär, der eingefangen wurde, weil er 2019 massive Schäden verursacht hatte (13 tote und 4 verletzte Rinder, 7 tote und ein verletztes Pferd, 17 tote Schafe und Ziegen, 11 Bienenstände und 7 beschädigte Hütten) wurde unter dem Namen "Papillon" berühmt, weil es ihm zweimal gelungen war, aus dem Gehege auszubrechen. Deswegen braucht es überarbeitete, klare, mit der lokalen Bevölkerung und Interessensvertretern abgestimmte Richtlinien dafür, wie mit Problembären umzugehen ist [8; 18; 28]. Mit dem Wachstum der Trentinopopulation war damit zu rechnen, dass vorab jungerwachsene Männchen abwandern und in der Schweiz, Österreich und Bayern auftauchen würden. In der Schweiz wurde am 25. August 1997 im Val Curciusa (GR) ein Bär beobachtet, der wohl aus Italien stammte und danach wieder verschwand. Am 25. Juli 2005 wurde erstmals der in der Folge "Lumpaz" (Lausbub) genannte, 2001 im Trentino geborene Bär JJ2 am Ofenpass bei Buffalora gesichtet. „Lumpaz" wandert in den Grenzregionen Österreichs, Italiens und der Schweiz umher und verursacht erhebliche Schäden. Am 29. September 2005 verlieren sich seine Spuren. 2006 wird ein weiterer Bär im Val Müstair beobachtet. Im Juni 2007 taucht ein neuer Bär (MJ4) im Gebiet des Nationalparks und der Landschaft Davos auf. Zusätzlich wandert Bär JJ3, ein 2006 geborener Bruder von „Lumpaz“ via Val Müstair ein. Nachdem JJ3 sich im Albulatal mehrfach den Siedlungen und eingezäunten Schafen genähert hat, wird er am 13. August eingefangen und mit einem Sender versehen. Im Herbst macht JJ3 die Lenzerheide unsicher, wo er nachts Abfallkübel und Kehrrichtssäcke nach Futter durchstöbert. Der wesentlich scheuere MJ4 ist weiterhin in der Umgebung des Nationalparks unterwegs. Beide Bären verbringen ihre Winterruhe in der Schweiz. Im Frühjahr 2008 wird JJ3 als "Risikobär" eingestuft und in der Nähe des Glaspasses bei Thusis abgeschossen [22; 28]. Im Juni 2010 tauchte wieder ein Bär im Val Müstair auf, danach im Juni 2011 und im Frühjahr 2012 jeweils im Val S-charl. Letzterer (M13) wird im April 2012 mit einem Senderhalsband versehen, überlebt eine Kollision mit der Rhätischen Bahn und, weil er sich gerne in der Nähe von Siedlungen aufhält, Bienenstöcke ausräumt, einen Esel und 30 Stück Kleinvieh reißt und sich Wanderern anschließt, erst zum Problem-, später zum Risikobären befördert und am 19. Februar 2013 im Puschlav abgeschossen [Medienmitteilung BAFU vom 20.02.2013]. Im Mai 2014 hält sich wiederum ein Bär (M25) im Unterengadin und im Puschlav auf, im Mai 2015 wird ein unbesenderter Bär im oberen Puschlav gesichtet. Ein weiterer (M32) überwintert im Münstertal und wird im April 2016 bei Zernez im Unterengadin von einem Zug erfasst und getötet. Im selben Jahr befinden sich noch 1-2 weitere Bären in der Schweiz. 2017 zirkuliert ein Bär während mehrerer Monate im Unterengadin und im Nationalpark. 2020 wurde einer im Puschlav und 2021 einer im Münstertal gesichtet [Medienmitteilungen Amt für Jagd und Fischerei GR]. 2017-2019 besucht mindestens ein Bär (M 29) die Zentralschweiz, das Berner Oberland und das Wallis [diverse Zeitungsmeldungen]. In Deutschland gab bisher nur der als „Bruno“ bekannte Bär JJ1 zu Schlagzeilen Anlass. Dieser entwickelte sich vom „Schadbären“ über den „Problembären“ zum „Risikobär“. Nachdem „Bruno“ in der Nacht des 16./17. Juni 2006 mitten durch den Touristenort Kochel spazierte, gab ihn die Bayerische Umweltverwaltung zum Abschuss frei. In den frühen Morgenstunden des 26. Juni 2006 wurde er im Rotwandgebiet oberhalb von Spitzingsee erlegt. Alle drei in Deutschland, Österreich und der Schweiz größere Probleme verursachenden Bären spwie eine Bärin, die im Frühjahr 2023 im Trentino einen Jogger tötete, waren Nachkommen der Bärin „Jurka“ [30]. Diese war 2001 in Slowenien gefangen und ins Trentino gebracht worden. Die dortigen Hoteliers freuten sich über die Bärin. Sie fütterten sie an, weil sie ihren Gästen etwas bieten wollten, und die Bärin kam. So verlor sie ihre Scheu vor dem Menschen und hat in der Folge ihre Nachkommen falsch erzogen und zu „Risikobären“ gemacht. Sie wurde deswegen in Italien eingefangen, lebte erst im Gatter San Romedio (Gemeinde Coredo) in der Nähe von Trient, und ist seit 2010 im Alternativen Wolfs- und Bärenpark bei Bad Rippoldsau im Schwarzwald. Da in der Jugend angelerntes Verhalten den Bären kaum auszutreiben ist, kann es nicht Rolle der Zoos beim Bärenschutz sein, Tiere für Wiederansiedlungsprojekte zu produzieren. Vielmehr besteht ihre Rolle darin, einerseits Sympathie für den Bären zu schaffen und andererseits das Publikum zu lehren, dass ein Bär kein Kuscheltier, sondern ein potenziell gefährliches Raubtier ist, vor dem man Respekt haben muss. Ferner können sich Zoos an Forschungsarbeiten beteiligen oder Herdenschutzprojekte unterstützen. Bedeutung für den MenschenWirtschaftliche Bedeutung, Jagd: "wenn die jäger einen pern vahen wellent, so graben si ain gruob und besprengen den weg zuo der gruob mit hong, darumb, daz er dem weg volge und in die gruob vall." So schrieb Konrad von MEGENBERG (1309-1374) im "Buch der Natur", der ersten Naturgeschichte in deutscher Sprache, die er in Regensburg verfasste [zitiert nach 24]. Dies illustriert deutlich, dass das Zusammenleben von Großraubtier Bär und dem Menschen schon im Mittelalter nicht konfliktfrei war. Bären wurden mit Fallgruben, Quetsch- oder Schlagfallen gefangen, bzw. getötet, oder mit Netz, Spieß und Armbrust gejagt. Mit der Verbreitung der Feuerwaffen starb der Bär allmählich aus, wobei die Ausrottung von Staates wegen gefördert wurde. So verordnete z.B. die Republik Bern 1616 im Abschnitt "Vom Jagen, Fäderspiel und Fischfang" der "Landschaft Waadt Satzungen und Statuten": "Wölff und Bären mag ein jeder fachen. Wir wöllen menicklichem der Unseren zugelassen und erlaubt haben, Bären und Wölff, wyl sölches rysende und schädliche Thiere sind, zu allen und jeden Zyten zu fachen und den selben nach zu setzen." Bereits seit anfangs des 16. Jahrhunderts bezahlte die Republik für Raubtiere - Bär, Wolf, Bartgeier, Luchs und Fischotter - Schuss- und Fanggelder [24]. Von 2001-2017 wurden im Rahmen von CITES nebst zahlreichen anderen Teilen und Erzeugnissen die Ausfuhr von rund 3'680 Fellen und 2'581 Schädeln registriert, die zu 85% aus Kanada kamen. Jagdtrophäen wurden 10'440 gemeldet, davon 6'728 aus Russland, 1'853 aus Rumänien und 1'482 aus Kanada. Den 150 exportierten lebenden Wildfängen (darunter 50 aus Russland und 25 aus Usbekistan) standen 1'067 Nachzuchttiere gegenüber, davon 510 aus Russland. Aus der Schweiz waren es 24, aus Deutschland 3 und aus Österreich 0. Der "vernünftige Grund" lässt grüßen ... [4]. Kulturelle Bedeutung: Bei manchen Naturvölkern, etwa den japanischen Ainu, gibt es Bärenkulte. Im Arkadien, zu Deutsch Bärenland (auf der Peloponnes) des Altertums wurde die Göttin Artemis in Gestalt einer Bärin verehrt. Die Sternbilder des Großen und des Kleinen Bären waren in der Antike für die Schifffahrt sehr wichtig und wurden in Beziehung zu den Nymphen Helike und Kynosura gebracht, die als Bärinnen Zeus in einer Grotte verborgen und ein Jahr lang gesäugt hatten und von ihm zum Dank an den Himmel versetzt worden waren. Nach einer anderen Geschichte soll es sich um Kallisto, die Gefährtin der Artemis handeln, die von dieser zur Strafe in eine Bärin verwandelt worden war, weil sie Zeus den Sohn Arkas geboren hatte. Dieser Arkas wurde Bärenjäger und verfolgte unwissentlich seine Mutter bis in ein Zeus-Heiligtum. Da nach arkadischem Gesetz beide für diese Entweihung hätten getötet werden müssen, versetzte sie Zeus aus Mitleid in den Sternenhimmel. In Mitteleuropa wurde die Bärengöttin Dea Artio bis in gallo-römische Zeit verehrt, wie Funde etwa aus Trier und Muri bei Bern belegen [24]. Viele Flur- und Ortsnamen verweisen auf den Bären so in der Schweiz: Bärau, Bärenwil, Bäretswil, Bäriswil, Bärschwil, in Deutschland 55606 Bärweiler, 55483 Bärenbach, 55758 Bärenbach, 78580 Bärenthal, 95671 Bärnau und 09471 Bärenstein. Solche Orte und auch solche, die mit dem Bären an sich nichts zu tun, aber eine sprachliche Ähnlichkeit haben, führen den Bären im Wappen, so Berlin, Bern, Bernau (Brandenburg), Bernau (Schwarzwald), Bernburg und andere. Zahlreiche Pflanzenarten sind nach dem Bären benannt, z.B. Bärengras (Xerophyllum tenax), Bärenklau, (u.a. Wiesenbärenklau; Heracleum sphondylium), Bärenohr (Arctotis spp.), Bärentraube (u.a. Gemeine Bärentraube; Arctostophylos uva-ursi), Bärlapp (Bärlappgewächse; Lycopodium spp.), Bärlauch (Allium ursinum), Bärenwurz (Alpenfenchel; Meum athamanticum), Bärenklee (Gelber Steinklee; Melilotus officinalis), Bärenwicke (Zottelwicke; Vicia villosa). Auch als Kinderspielzeug und als Held von Kinderliedern, Sagen und Märchen ist der Bär von großer kultureller Bedeutung. Oft tritt er dabei in Kombination mit Fuchs oder Wolf auf. Im Tierepos "Reineke Fuchs" ist er der Bote, der den Fuchs zur Gerichtsverhandlung vorladen soll. Märchen der Gebrüder Grimm:
Gotthold Ephraim Lessing: Haltung im ZooBraunbären können im Zoo ein Alter von 40 Jahren erreichen [25]. Bildergalerie: Wie Braunbären im Zoo lebenHaltung in europäischen Zoos: Das seit 1994 bestehende Europäische Zuchtbuch wird am Zoo Rhenen geführt. 2023 wurde es in ein "New Style EEP" umgewandelt. Die Bärenspezialisten-Gruppe der EAZA hat Empfehlungen für Bau und Gestaltung neuer und die sinnvolle Verwendung alter Anlagen herausgegeben [11]. Beim Deutschen Wildgehegeverband (DWV) gibt es ebenfalls ein Zuchtprogramm für den Braunbären mit 15 Teilnehmern (2024). Dieses umfasst 11.22 Tiere, davon 5.12. theoretisch zuchtfähige. Es wird bei der Akademie für Zoo- und Wildtierschutz e.V., München, koordiniert. Aus Furcht, nicht platzierbare Jungtiere töten zu müssen, und damit in Konflikt mit der öffentlichen Meinung oder, in Deutschland, mit einem Tierschutzgesetz zu kommen, welches Populationsmanagement nicht als vernünftigen Grund für eine Tötung ansieht, haben viele Zoos ihre Bären kastriert oder sterilisiert, und nur noch wenige halten zuchtfähige Gruppen und produzieren gelegentlich Jungtiere. So gibt es in 15 Bären haltenden Mitgliedparks des Deutschen Wildgehegeverbands nur noch ein einziges funktionierendes Zuchtpaar. Damit lässt sich natürlich langfristig keine Population erhalten, ohne dass frisches Blut aus der Wildbahn oder zumindest Haltungen in anderen Ländern zugeführt wird. Ferner hat es eine Konzentration hinsichtlich Unterarten gegeben: Vom mächtigen Kodiak- und dem Grizzlybären aus Nordamerika hat es in ganz Europa keine züchtenden Tiere mehr. Wie Braunbären gehalten werden (Beispiele)
Forschung im Zoo: Braunbären sind beliebte Studienobjekte für Forschungsarbeiten. Dabei kann es um Grundlagenforschung gehen, etwa zur Anatomie, Ontogenese, Physiologie oder Ethologie, aber auch um die Prüfung und gegebenenfalls Optimierung der Haltungsbedingungen und somit zur Erhöhung des Tierwohls, wie etwa zur Gruppenzusammensetzung, Umweltanreicherung, Neugestaltung von Anlagen, Fütterung oder Krankheitsgeschehen und tierärztliche Maßnahmen [5; 6; 9; 12; 13; 15; 17; 19; 20; 21]. Mindestanforderungen an Gehege: Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.02.2024) schreibt für 1-2 Braunbären eine Landfläche von 150 m² und ein Wasserbecken von 50 m² mit einer mittleren Tiefe von 1 m vor. Für jeden weiteren Bären ist die Landfläche um 20 und die Wasserfläche um 2 m² zu erhöhen, (was allerdings eine unsinnige Bestimmung ist). Für jedes Tier ist eine Schlafbox von 6 m² vorzusehen. Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) ist für 1-2 Tiere ein Gehege von 300 m² erforderlich, was ein Becken von 20 m² mit einer mittleren Tiefe von 1.5 m einschließt. (Wenn die zuständige Behörde auf dieser Wassertiefe besteht, empfiehlt es sich, die Beckenfläche zu erhöhen). Pro Tier ist eine Schlafbox von 6 m² notwendig. In Deutschland sah das Säugetiergutachten’96 für ein Außengehege für zwei Braunbären 150 m² und für jedes weitere Tier zusätzlich 20 m² vor. Das war zweifellos anpassungsbedürftig. Allerdings sollten sich, wie bei anderen solitär lebenden Tieren, die Maße für die Grundeinheit eines Geheges auf ein Einzeltier beziehen und nicht, wie im Säugetiergutachten 2014 des BMEL auf drei Tiere. Für bestehende Anlagen wäre demnach eine Fläche von 150 m² für jedes Tier zu fordern. Dies erlaubt, bestehende Bärenanlagen, die kleiner sind als 500 m², die sich aber für die Haltung (zumeist älterer) Einzelbären eignen, weiter zu nutzen. Weil Bären grundsätzlich solitär lebende Tiere sind, ist die Einzelhaltung auf relativ kleinem Raum in vielen Fällen mit weniger Stress verbunden als die Haltung einer zusammengewürfelten Gruppe von Bärinnen und kastrierten Bärenmännern, wie sie von „Bärenrettungsparks“ praktiziert wird. Für drei Tiere wären 450 m² erforderlich, was in der Größenordnung der Vorgabe des Gutachtens (500 m²) liegt. Dass das Gutachten für Kodiak- und Kamtschatkabär Außengehege von 600 anstatt 500 m² vorsieht, ist nicht nachzuvollziehen, zumal es namentlich in Anbetracht des Sexualdimorphismus bei den verschiedenen Unterarten zu einer Überlappung der Größe der Individuen kommt. Institutionen, die Kodiak- oder Kamtschatkabären halten, stellen auch infrage, dass diese Schlafboxen benötigen, die größer als 6 m² sind. Dass die Innenboxen in jedem Fall verbindbar sein müssen ist nicht einzusehen, bei Wurfboxen wäre dies ohnehin kontraindiziert. Je nach Konstellation des Stallgebäudes sind unterschiedliche Möglichkeiten denkbar. Taxonomie und NomenklaturDer Braunbär wurde erstmals 1758 von Carl von LINNÈ unter seinem heute noch gültigen wissenschaftlich Namen beschrieben. Er ist sehr nahe mit dem Eisbären (Ursus maritimus) verwandt und es kann zu Hybridisierungen kommen, wobei die Nachkommen fruchtbar sind. Ein solcher "Breisbär" ist z.B. im Zoo Osnabrück und war früher im Zoo Salzburg zu sehen. Es wurden zahlreiche Unterarten beschrieben; nach HANDBOOK werden noch deren 14 anerkannt, obwohl bereits 1998 festgestellt wurde, dass man in Nordamerika nur zwei Unterarten differenzieren könne. Die isolierten Abruzzen- (U. a. marsabicus) und Pyrenäenbären (U.a. pyrenaicus) gelten gegenwärtig als U. a. arctos, der Hokkaido-Braunbär (U. a. yesoensis) als lasiotus. Im Interesse des Artenschutzes sollten dringend morphologische und molekulargenetische Studien an Bären aus unterschiedlichen Populationen durchgeführt werden, um die Systematik zu klären [10; 26; 27].
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Literatur und Internetquellen
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- CITES TRADE DATA BASE
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