Hunde

Dingo

Dingo (Canis lupus f. dingo) im Wildlife Experience, Urimbirra, Südaustralien Dingo (Canis lupus f. dingo) im Wildlife Experience, Urimbirra, Südaustralien
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Überordnung: LAURASIATHERIA
Ordnung: Raubtiere (CARNIVORA)
Taxon ohne Rang: Landraubtiere (FISSIPEDIA)
Unterordnung: Hundeartige (Caniformia)
Familie: Hunde (Canidae)

D LC 650

Dingo

Canis lupus f. dingo • The Dingo • Le dingo

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Dingo (Canis lupus f. dingo) im Wingster Waldzoo © Pierre Grothmann, Wingster WaldzZoo

 

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Approximative Verbreitung des Dingos (Canis lupus f. dingo). Dunkelblau: hohe Dichte; mittelblau: geringe Dichte; gelb: Dingo-Zaun

 

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Dingohündin (Canis lupus f. dingo) im Wildlife Experience, Urimbirra, Südaustralien © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Dingos (Canis lupus f. dingo) im Wingster Waldzoo © Pierre Grothmann, Wingster Waldzoo

 

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Weißer Dingo (Canis lupus f. dingo) im Phillips Island Wildlife Park, Südaustralien © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Dingowelpen (Canis lupus f. dingo) im Wingster Waldzoo © Pierre Grothmann, Wingster Waldzoo

 

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Dingo (Canis lupus f. dingo), weißer Welpe im Wildlife Experience, Urimbirra, Südaustralien © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Rudel weißer Dingos (Canis lupus f. dingo) im Phillips Island Wildlife Park, Südaustralien © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Dingo (Canis lupus f. dingo) mit Tierpflegerin begegnet im Healesville Wildlife Sanctuary, Südaustralien, Zoodirektoren aus der Schweiz und den USA © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Dingohündin (Canis lupus f. dingo) mit Welpen im Tierpark Berlin © Wolfgang Dreier, Berlin

 

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Hallstromhund (Canis lupus f. "hallstromi") im Tierpark Berlin © Wolfgang Dreier, Berlin

 

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Der Dingo ist ein seit mehreren Jahrtausenden auf Australien unabhängig vom Menschen lebender, verwilderter Haushund. Er wurde entweder von den australischen Ureinwohnern mitgebracht oder ist während der letzten Eiszeit selbständig über Landbrücken eingewandert. Er ist von erheblichem zoopädagogischem Interesse, um Aspekte wie Domestikation, Verwilderung oder Invasiven Arten zu beleuchten und wird deshalb in einigen Zoos gehalten.

Körperbau und Körperfunktionen

Der Dingo ist ein typischer mittelgroßer Hund. Er erreicht eine Kopf-Rumpflänge von 86-122 cm, eine Schwanzlänge von 26-38 cm, eine Schulterhöhe von 44-63 cm und ein Gewicht von 10-24 kg. Das Fell ist meisten gelb- oder rotbraun, häufig mit kleinen weißen Abzeichen auf der Brust, am Maul, an der Schwanzspitze, den Pfoten oder Beinen. Es gibt aber auch gescheckte, dunkelbraune weiße und schwarze Dingos und sogar solche mit Kippohren [5; 6; 7].

Verbreitung

Australien: Australisches Festland und einige vor der Nordküste liegende Inseln. Gebietsweise ausgerottet [6].

Lebensraum und Lebensweise

Dingos besiedeln alle Lebensraumtypen Australiens. Sie sind tag- und dämmerungsaktiv und leben überwiegend paarweise oder in Familienrudeln. Vor Ankunft der Europäer ernährten sie sich hauptsächlich von Kängurus, deren große Böcke nicht selten Widerstand leisteten. Mit der Ausbreitung der Schafzucht entdeckten sie das Schaf als leichte Beute und, wo sie durch die Farmer von den Schafweiden ferngehalten wurden, wichen sie auf Wildkaninchen aus. Als prozentuale Anteile an der Nahrung werden angegeben: Säugetiere 72%, Vögel 19%, Reptilien 2%, Insekten 1%, Pflanzen und anderes Material je 3% [5; 6; 7; 9].

Nach einer Tragzeit von 63 Tagen wirft die Hündin ein- bis zweimal im Jahr meist 4-5 Welpen mit einem Geburtsgewicht von 150-250 g. Diese werden 2 Monate gesäugt, bleiben aber mindestens ein Jahr im Familienverband, oft auch länger [5; 6; 7].

Gefährdung und Schutz

Durch die stete Verfolgung ist der Dingo in Australien relativ selten geworden. Als verwilderte Haustierform ist er aber in der Roten Liste der IUCN nicht aufgeführt [5].

Der internationale Handel ist durch CITES nicht geregelt.

Bedeutung für den Menschen

Die Aborigines fingen bisweilen Dingowelpen ein, zogen sie auf - oft indem Frauen ihnen die  Brust gaben - und richteten sie für die Jagd ab. Da Dingos nicht bellen, wurden ihnen zum Jagen hölzerne Schellen umgebunden [9]. Zur Zähmbarkeit des Dingos äußert sich BREHM wie folgt: "Ihre Anhänglichkeit an den Menschen ist kaum nennenswerth. Der Dingo bleibt bei ihm, weil er ein bequemeres Leben führen kann ... Doch ist es zuweilen vorgekommen, daß man Dingos fast ebenso zahm gemacht hat, wie die Haushunde es sind. Viele Dingos, welche man bei uns zu Lande in der Gefangenschaft hielt, blieben wild und bösartig, und ihre Wolfsnatur brach bei jeder Gelegenheit durch, so daß sich ihre Wärter beständig vor ihnen zu hüten hatten. Auch gegen Thiere, die man zu ihnen brachte, zeigten sie sich unfreundlich und unduldsam. Nur mit Mühe vermochte man den Zähnen eines nach England gebrachten Dingo einen friedlichen Esel zu entreißen, und im Pariser Thiergarten sprang einer wüthend gegen die Eisengitter der Bären, Jaguare und Panther." [2]

Die weißen Australier sehen den Dingo wegen Übergriffen auf Schafe und Rinder hauptsächlich als Schädling, der bekämpft werden muss. Von 1883 an richtete New South Wales Prämien für jeden getöteten Dingo aus. Bis 1930 kamen 286'398 Tiere zur Strecke. Ab 1913 zahlte das Northern Territory und ab 1924 Westaustralien Prämien, bis 1935 für 510'000 Stück. 1964 gab es in Westaustralien Prämien für 5'417 getötete Dingos, in Südaustralien für 3'216 [4; 5]. 2016 wurden in Queensland 25 AUD für einen Dingo-Skalp bezahlt [Queensland Times vom 29.12.2016]. Als weitere Abwehrmaßnahmen wurden Zäune errichtet, in den 1880er Jahren ein 5'614 km langer "Dingo Fence" im Südosten des Kontinents und 1901-1907  in Westaustralien drei heute "State Barrier Fence" genannte kaninchen- und dingosichere Zäune mit einer Gesamtlänge von 3'256 km [8].

Haltung

Das Höchstalter eines im Zoo gehaltenen Dingos wird mit 14 Jahren und 9 Monaten angegeben [5].

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in rund 30 Zoos gehalten, von denen sich etwa ein Drittel im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: Weder das Säugetiergutachten 2014 des BML noch die Gesetzgebungen der Schweiz oder Österreichs enthalten Angaben zu den Haltungsbdingungen für Dingos. Die Anforderungen der Schweizerische Tierschutzverordnung für Haushunde sind für eine permanente Gehegehaltung nicht praktikabel. Es empfiehlt sich, sich an den Haltungsanforderungen für den etwa gleich großen Rothund zu orientieren.

Taxonomie und Nomenklatur

1792 wurde der Dingo unter der Bezeichnung "Canis antarcticus" 1792 vom schottischen Arzt und Wissenschaftsjournalisten Robert KERR im Rahmen einer Übersetzung ins Englische von LINNÉs Systema Naturae erstmals wissenschaftlich beschrieben. 1793 folgte unter dem Namen "Canis dingo" eine zweite Beschreibung von dem an der Universität Göttingen tätigen Mediziner und Zoologen Friedrich Albrecht Anton MEYER, die sich gegenüber jener von KERR durchsetzte. Da es sich schon seit Afred BREHMs Zeiten nach allgemeiner Lehrmeinung beim Dingo um einen vom Wolf abstammenden Haushund handelt, der schon vor Jahrtausenden verwilderte und heute in vielen Teilen seines Verbreitungsgebietes vom Menschen völlig unabhängig lebt, muss die Artbezeichnung Canis lupus lauten. Je nach Autor wird der Dingo dann als Unterart Canis lupus dingo oder, im Sinne der von Herwart BOHLKEN 1961 eingeführten Nomenklatur für Haustiere, als Canis lupus forma dingo bezeichnet. Ein australisches Autorenteam, das 2014 eine Neubeschreibung verfasste, postulierte die Wiederherstellung des Dingos als selbständige Art. Nachdem es aber jede Menge Bastarde zwischen Haushunden und Dingos gibt, bilden die beiden Formen offensichtlich eine Fortpflanzungsgemeinschaft, und der Dingo erfüllt die biologischen Kriterien nicht, um als eigene Art anerkannt zu werden. Manche Autoren subsumieren auch den Hallström-Hund aus Neuguinea, der von dem australischen Zoologen Ellis Le Geyt TROUGHTON 1957 als eigenständige Art beschrieben worden war, bei dem es sich aber effektiv um einen seit langer Zeit verwilderten Haushund handelt, und in Südostasien vorkommende Hunde unter der Bezeichnung dingo [1; 2; 3; 5; 9; 10; 11; 12].

Literatur und Internetquellen

  1. BOHLKEN, H. (1958)
  2. BREHM, A. E. (1882-1887)
  3. CROWTHER, M.S., FILLIOS, M., COLMAN, N. & LETNIC (2014)
  4. GLEN, A. S. & SHORT, H. (2000)
  5. <GRZIMEK, B. (1975)
  6. JACKSON, S. M. (2003)
  7. PUSCHMANN, W., ZSCHEILE, D., & ZSCHEILE, K. (2009)
  8. THE STATE BARRIER FENCE OF WESTERN AUSTRALIA
  9. TROUGHTON, E. (1967)
  10. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
  11. WILSON, D. E. & REEDER, D. M. (2005)
  12. HERRE, W. & RÖHRS, M. (1990)

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Gelesen 19348 mal Letzte Änderung am Dienstag, 14 Februar 2023 15:11
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx