Katzen

Löwe

Angolanischer Mähnenlöwe (Panthera leo "bleyenberghi"  im Zoo Leipzig Angolanischer Mähnenlöwe (Panthera leo "bleyenberghi" im Zoo Leipzig
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Überordnung: LAURASIATHERIA
Ordnung: Raubtiere (CARNIVORA)
Taxon ohne Rang: Landraubtiere (FISSIPEDIA)
Unterordnung: Katzenartige (Feliformia)
Familie: Katzen (Felidae)

Unterfamilie: Grosskatzen (Pantherinae)

D VU 650

EEPLöwe

Panthera leo • The Lion • Le lion

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Angolanischer Mähnenlöwe (Panthera leo "bleyenbergi") im ZooPark Erfurt © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Verbreitungskarte des Löwen aus der Roten Liste der IUCN

 

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Angolanischer Mähnenlöwe (Panthera leo "bleyenberghi") in La Planète Sauvage, Port-Saint-Père © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Weibliche Kalahari-Löwen (Panthera leo "vernayi") im Zoo Basel © Zoo Basel

 

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Afrikanische Mähenlöwen (Panthera leosubsp.) in der Réserve africaine de Sigean © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Afrikanische Löwenjunge (Panthera leo "krugeri"/"vernayi") im Zoo Leipzig © Zoo Leipzig (Pressefoto)

 

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Asiatischer Löwe (Panthera leo persica) im Tierpark Berlin © Wolfgang Dreier, Berlin

 

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Asiatisches Löwenpaar (Panthera leo persica) im Tiergarten Nürnberg © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Asiatischer Löwe (Panthera leo persica) in der Wilhelma Stuttgart © Wilhelma (Pressefoto)

 

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Asiatische Löwinnen (Panthera leo persica) im ZooParc de Trégomeur © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Junge Asiatische Löwen (Panthera leo persica) im Zoo Zürich © Edi Day, Zoo Zürich Zoo

 

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Südafrikanischer Mähnenlöwe (Panthera leo "krugeri") inmitten seines Harems im Natal Lion Park, Pietermaritzburg © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Angolanischer Mähnenlöwe (Panthera leo "bleyenberghi") sich streckend in La Planète Sauvage, Port-Saint-Père © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Afrikanische Löwinnen (Panthera leo) im Zoo du Tertre Rouge in La Flèche © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Afrikanischer Mähnenlöwe (Panthera leo) im Zoo Córdoba, Argentinien © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Afrikanische Löwin (Panthera leo) beim Ballspielen im Zoo Leipzig © Zoo Leipzig (Pressefoto)

 

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Ostafrikanischer Mähnenlöwe (Panthera leo massiaca = nubica = melanochaita) bei den Naabi Hills, Serengeti-Nationalpark, Tansania © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Afrikanische Mähnenlöwen (Panthera leo) im Werribee Open Zoo, Südaustralien © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Afrikanische Löwin (Panthera leo) im Werribee Open Zoo, Südaustralien © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Afrikanische Löwin (Panthera leo) bem Schwimmen im Tama Zoo, Tokyo © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Ruhendes Löwenpaar (Panthera leo) im Zoológico El Arca, Ekuador. Links der kastrierte und daher mähnenlose Kater © Helge Zabka, Neubrandenburg

 

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Afrikanischer Mähnenlöwe (Panthera leo) im Zoo Eberswalde © Zoo Eberswalde

 

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"Berber"-Mähnenlöwe (Panthera leo) im Zoo Hannover © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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"Berber"löwen-Paar im ErlebnisZoo Hannover vor dem Umzug nach Heidelberg © Zoo Hannover

 

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Kaplöwen gezeichnet von Captain William CORNWALLIS HARRIS (1840)

 

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Löwenjagdszene aus Ninive 7. Jhdt. v. Chr.; British Museum, London

 

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Löwenmonumente auf Delos, 7. Jhdt. v. Chr.

 

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Löwenjagd in Griechenland. 4. Jhdt. v. Chr. Mosaik, Pella-Palast, Makedonien

 

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Mähnenlöwe (Panthera leo) im Longleat Safari Park © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Mähnenlöwe (Panthera leo) im Woburn Safari Park © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Junglöwen zum Anfassen im Besucherbereich, eine Attraktion in den 1970er-Jahren, hier in der Siky Ranch, Crémines BE, dürfte es heute kaum noch geben © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Weißer und normalfarbener Transvaal-Löwe (Panthera leo "krugeri") im Zoo Johannesburg © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Blonder Mähnenlöwe (Panthera leo "krugeri") imParco Natura Viva, Bussolengo (VE) © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Blonde und normalfarbene Transvaal-Löwen (Panthera leo "krugeri") im Zoo Johannesburg © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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"Weißer" Transvaal-Löwe (Panthera leo "krugeri") im Zoo Johannesburg © Wolfgang Dreier, Berlin

 

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Schädel eines Afrikanischen Löwen (Panthera leo) in der Sammlung des Museums Wiesbaden © Klaus Rassinger und Gerhard Cammerer, Museum Wiesbaden. Veröffentlicht unter der Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported-Lizenz

 

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Mit "Wüstenkönig ist der Löwe" beginnt ein Gedicht von Ferdinand FREILGRATH. Das sagt eigentlich schon alles über den Stellenwert, den der Mensch dem Löwen zukommen lässt. Die Popularität des Löwen beim Zoopublikum ist enorm, wegen seiner kulturellen Bedeutung, seiner Stellung im Ökosystem als Spitzenprädator und seines von allen anderen Katzenartigen abweichenden Sozialverhaltens ist er von großem zoopädagogischem Interesse. Seine Gefährdung im Freiland nimmt zu, was im Fall der asiatischen Unterart bereits zum Aufbau einer ex situ-Reservepopulation geführt hat. Er gehört daher zu den am häufigsten in unseren Zoos gehaltenen Raubtierarten.

Körperbau und Körperfunktionen

Der Löwe ist die Katzenart mit dem am stärksten ausgeprägten Sexualdimorphismus, indem die Kater eine Mähne tragen und die etwas kleineren Weibchen mähnenlos sind. Wird ein Kater kastriert, verliert er seine Mähne. Bei den Katern beträgt die Kopf-Rumpflänge 170-250 cm und das Gewicht 120-250 kg, Löwinnen sind 140-200 cm lang und 110-185 kg schwer. Die Schulterhöhe variiert von 75-120 cm, die Schwanzlänge von 60-102 cm. Der Schwanz endet bei beiden Geschlechtern in einer Quaste. Die Mähne der Kater kann nur an Nacken und Hals vorhanden sein oder sich auch auf Schultern, Ellbogen und Bauch ausdehnen. Ihre Farbe kann blond, rötlich, hell-, dunkel oder schwarzbraun sein. Das Fell ist sand- bis ockerfarben, bei Jungtieren mit einem Rosettenmuster, das mit zunehmendem Alter verblasst. Eine sichere Unterscheidung von Unterarten ist aufgrund von Exterieurmerkmalen nicht möglich [8].

Verbreitung

Savannen, Steppen und Wüsten Afrikas südlich der Sahara. Indien.

Afrikanischer Löwe: Angola, Äthiopien, Benin, Botswana, Burkina Faso, Elfenbeinküste, Ghana, Guinea, Guinea-Bissau, Kamerun, Kenia, Dem. Rep. Kongo, Malawi, Mali, Mosambik, Namibia, Niger, Nigeria, Ruanda, Sambia, Senegal, Simbabwe, Somalia, Südafrika, Sudan, Südsudan, Swasiland, Tansania, Tschad, Uganda, Zentralafrikanische Republik. Vorkommen fraglich in Burundi, Kongo, Togo. Der Löwe ist möglicherweise ausgestorben in Gabun und ausgestorben in Ägypten, Algerien, Dschibuti, Eritrea, Gambia, Lesotho, Libyen, Mauretanien, Marokko, Sierra Leone, Tunesien, West-Sahara. In Südafrika leben die meisten Löwen in eingezäunten Reservaten [3].

Asiatischer Löwe: Nur noch ein einziger Bestand im 1'400 km² grossen Gir Forest Nationalpark auf der Kathiawar-Halbinsel im indischen Bundesstaat Gudjerat. Ausgestorben in Afghanistan, Iran, Irak, Israel, Jordanien, Kuwait, Libanon, Pakistan, Palästina, Saudi Arabien, Syrien, Türkei [3].

Fossile Formen: Löwen hatten früher auch in Eurasien eine sehr viel weitere Verbreitung. Der Höhlenlöwe (Panthera leo spelaea) lebte bis zum Ende der Würm-Eiszeit vor 11'700 Jahren in Mitteleuropa. Baden-Württemberg, Bayern und Nordrhein-Westfalen sind die Bundesländer, in Deutschland, in denen besonders viele Zähne und Knochen von Höhlenlöwen gefunden wurden. Aus Österreich sind Fossilien von Höhlenlöwen bis in ca. 2'000 Meter Höhe und aus der Schweiz bis in 1'500 Meter Höhe bekannt. Die bisweilen als Panthera leo vereschagini bezeichneten, etwas kleineren sibirischen Löwen des mittleren Pleistozäns fanden vor 300'000 Jahren gar den Weg über die Beringstrasse nach Nordamerika, von wo sie sich als "Panthera leo atrox" bis ins nördliche Südamerika ausbreiteten. Diese sehr großen Löwen starben, wie viele andere Elemente der amerikanischen Megafauna, vor etwa 10'000 Jahren aus [12].

Lebensraum und Lebensweise

Mit Ausnahme von Regenwald und dem Inneren der Sahara besiedelt(e) der Löwe alle möglichen Lebensräume seines Areals. Im äthiopischen Hochland steigt er bis auf eine Höhe von 4'000 m. In der Wildbahn umfasst das Territorium eines Rudels zwischen 266 und über 20'000 km². Diese riesigen Flächen hängen offensichtlich nicht damit zusammen, dass die Löwen ein großes Bewegungsbedürfnis hätten, sondern sind erforderlich, damit das Rudel genügend Nahrung findet. Alles Beute dient ihnen alles, was sie erwischen und überwältigen können, von der Maus bis zum Afrikanischen Elefanten. Gebietsweise stellen Giraffen die bevorzugte Beute dar, in Namibia werden auch Kap-Seebären getötet und gefressen. Löwen jagen nicht nur selbst, sondern bedienen sich auch an den Jagderfolgen anderer Beutegreifer und fressen Aas. In Asien jagen die Kater offebar unabhägig von den Löwinnen [3; 4; 8; 21].

Im Gegensatz zu anderen Katzenartigen leben Löwen gesellig. In Afrika bilden bis zu zehn Löwinnen ein Rudel und besetzten ein Revier. Bis zu vier Kater, oft Brüder, verteidigen gemeinsam das Revier gegen fremde Artgenossen. Die Jagd übernehmen daher vorab die Weibchen, wobei die Männchen Ihren Anteil erhalten. Zwischen den Männchen einer Gruppe gibt es nur wenig rivalisierende Kämpfe, die hauptsächlich der Einordnung innerhalb der Hierarchie dienen und nicht mit letzter Härte ausgefochten werden. Kämpfe auf Leben und Tod treten jedoch mit herumziehenden Löwen auf, welche sich dem Rudel anschliessen oder dieses übernehmen wollen. Gewinnen die Eindringlinge diesen Kampf, werden danach häufig die Jungen des Vorgängers getötet [3; 4; 8; 21].

Der Östrus einer Löwin dauert etwa 7 Tage. Während dieser Zeit kommt es täglich zu bis zu 30 Paarungen. Nach 108-115(-119) Tagen werden 2-4(-8) Welpen mit einem Geburtsgewicht von 1'100-1'500 g geboren. Vor der Geburt verlässt die Löwin das Rudel und kommt erst zurück, wenn die Jungen 4-8 Wochen alt sind. Diese werden gesäugt bis zu einem Alter von 6-7 Monaten, ganz entwöhnt sind sie aber erst mit 12 Monaten. Die Jungendsterblichkeit liegt bei 50-60%. Die Überlebenden verlassen mit 24-42 Monaten das elterliche Rudel. Löwen werden mit 26 Monaten geschlechtsreif, Löwinnen im Mittel mit 43 Monaten erstmals trächtig [8; 21].

Gefährdung und Schutz

In Afrika ist das Verbreitungsgebiet des Löwen in den letzten Jahrzehnten massiv geschrumpft und ist heute stark fragmentiert. Mittlerweile sind die Löwen aus 80 % ihres ursprünglichen Verbreitungsgebiets verschwunden und vom Bestand, der zur Mitte des letzten Jahrhunderts bei rund 400'000 Individuen lag, sind heute kaum mehr als 30'000 übrig. Ursachen dafür sind Konflikte mit der ländlichen Bevölkerung, weil der Mensch immer mehr Land für sich und seine Nutztiere in Anspruch nimmt, und Wilderei, etwa für die Zwecke traditioneller Medizin [3].

Der Afrikanische Löwe ist daher gefährdet (Rote Liste: VULNERABLE), regional zum Teil bedroht. Die Bestände in West- und Zentralafrika werden auf maximal 2'850 Tiere geschätzt. Von 2006-2010 durchgeführte Untersuchungen lassen vermuten, dass der Löwe in der Elfenbeinküste, in Ghana und im Kongo bereits ausgestorben ist [3; 13].

Die asiatische Unterart mit einem Wildbestand von weniger als 400 Individuen in einer einzigen Population ist bedroht (Rote Liste: ENDANGERED). Der Bestand ist relativ stabil. Er kann aber weder wachsen noch sein Areal ausdehnen, weil die Kapazität des Gir Forest-Schutzgebiets erreicht ist [3].

Der internationale Handel ist durch CITES-Anhang I (Asiatischer Löwe) eingeschränkt bzw. nach Anhang II (Afrikanischer Löwe) geregelt. Bei letzterem gibt es ab 3. Januar 2017 eine Nullquote für bestimmte Teile und Erzeugnisse von wildlebenden Tieren. Ferner fällt die Art unter Anhang I des Bonner Übereinkommens über wandernde Tierarten.

Zoogestützte Artenschutzprojekte (Beispiele):

  • Löwenschutz im KAZA-Schutzgebiet: Das 520'000 km² große Kavango-Zambesi-Schutzgebiets-Netzwerk (KAZA)Liegt im Grenzgebiet von Angola, Botswana, Namibia, Sambia und Simbabwe. Der Loro-Park auf Teneriffa fördert dort die Bekämpfung der Wilderei auf Löwen und hat bis 2021 bereits 349'940 USD dafür aufgewendet.

  • Als Vorbereitung für ein neues Projekt zum Schutz großer Raubtiere lässt der Zoo Leipzig durch Sachverständige der Universität Oxford  eine Bestandserhebung in ganz Äthiopien durchführen. Durch Zusammenfassung aller vorliegenden Studien und Erhebung eigener Daten, sollen die Bestandszahlen für Löwen, Geparde, Leoparden, Wildhunde, Tüpfel- und Streifenhyänen ermittelt werden. Darauf aufbauend kann der Zoo dann besser entscheiden, wo ein neues Artenschutzprojekt gestartet werden kann. Die Daten werden auch allen Institutionen im Land zur Verfügung gestellt. mehr ...

  • Der Zoo London fördert den Schutz des Asiatischen Löwen durch die Beteiligung an der Ausbildung von Wildhütern und Tierärzten sowie die Mitwirkung bei Bildungsprogrammen des Sakkarbaug Zoos und lokaler Naturschutzorganisationen. mehr ...

Bedeutung für den Menschen

Jagd und Ausrottung: Wie Fossilfunde aus Ungarn belegen, kamen Löwen bis in die Bronzezeit in Mitteleuropa vor. In Griechenland starben sie wohl im 1. Jahrhundert v. Chr. aus, in der Ukraine und in Aserbaidschan um das Jahr 1000 n. Chr.. Um 1810 verschwanden sie aus Pakistan, womit die letzte Population in Indien isoliert war. In der Mitte des 19. Jahrhunderts gab es Löwen noch von der Türkei bis zur Arabischen Halbinsel. 1879 wurden die letzten in der Osttürkei gespürt (letzter Abschuss 1870 bei Birecik), 1891 in Syrien, 1918 im Irak, 1923 in Saudi Arabien und 1942 in Iran [15; 17 und weitere Quellen]. Die Morphologie ausgestorbener Löwenformen hat Helmut HEMMER [8; 9; 10; 11] in einer Reihe von Publikationen dargestellt.

In Afrika ist der Löwe aus weiten Teilen seines ehemaligen Areals verschwunden. So wurde z.B. dem Kaplöwen seit Gründung der Kapkolonie 1652 intensiv nachgestellt. Der britische Kolonialoffizier Captain William CORNWALLIS HARRIS musste 1836 bereits bis in die Gegend von Kuruman in der südlichen Kalahari reisen, um Löwen zu Gesicht bzw. vor das Gewehr zu bekommen [7]. Der letzte Kaplöwe (Panthera leo melanochaita) wurde 1879 in Ost-Griqualand (heute Eastern Cape Province) geschossen. Aus Natal verschwand die Art etwa um dieselbe Zeit.

Die letzten wilden Atlaslöwen (Panthera leo leo) wurden 1891 (Tunesien), 1942 (Marokko), und ev. 1943 (Algerien) erlegt bzw. gesichtet. Ihr Blut ist aber noch in der Zoopopulation vorhanden.

Wirtschaftliche Bedeutung: Der Löwe spielt als einer der "Big Five" eine wichtige Rolle für den Foto- und Jagdtourismus in Afrika. Von 1977-2017 wurde weltweit der Export von u.a. 20'658 Jagdtrophäen, 7'719 Fellen und 4'448 Schädeln registriert. Von den Trophäen kamen 5'809 aus Südafrika, 5'354 aus Tansania, 3'712 aus Simbabwe, 1'936 aus Sambia, 1'461 aus Botswana und 618 aus Zentralafrika. Im selben Zeitraum wurden weltweit 1'417 als Naturentnahmen deklarierte lebende Afrikanische und 61 Asiatische Löwen und 5'746 bzw. 169 Nachzuchttiere zur Ausfuhr genehmigt [6].

Der Löwe als Menschenfresser: Der Homo sapiens gehört nicht zum normalen Beutespektrum des Löwen, gelegentlich kommt es aber vor, dass sich einzelne Löwen zu Menschenfressern entwickeln. Berühmt sind die beiden Löwen, je nach Quelle ein älteres Paar oder zwei mähnenlose Brüder, die 1898 beim Bau der Brücke über den Tsavo River für die Eisenbahnlinie Mombasa-Nairobi im Verlauf von 9 Monaten angeblich 130, effektiv wohl deutlich weniger (30-40), indische Bauarbeiter töteten, bis sie im Abstand von 20 Tagen vom britischen Kolonialoffizier Oberstleutnant John Henry PATTERSON zur Strecke gebracht wurden. Wenig später hatte sich an derselben Bahnlinie ein männlicher Löwe auf den Verzehr von Eisenbahnern fokussiert und war nicht davor zurückgeschreckt, in Bahnwagen und Gebäude einzudringen. Er konnte schließlich im Jahr 1900 mittels einer Falle gefangen werden, wurde ein paar Tage zur Schau gestellt und dann erschossen [23; 27]. In jüngerer Zeit haben sich im Krüger Nationalpark  einige Löwen darauf spezialisiert, des nachts illegal durch den Park einwandernde Mosambikaner zu töten und zu fressen. Von 2002-2004 hat auch in Tansania ein an Gebissschäden leidender Löwe 34 Menschen umgebracht [24].

Kulturelle Bedeutung: Als wohl beliebtestes Wappentier findet sich der Löwe im Wappen oder als Schildhalter vieler Adelshäuser und ihrer Rechtsnachfolger. Er wird schreitend oder aufgerichtet dargestellt. Eine kleine Auswahl: Er ist Schildhalter des Bayerisches Staatswappen und Symbolfigur Bayerns. Der Bergische Löwe ist das Wappentier des ehemaligen Herzogtums Berg und findet sich heute noch in den Wappen von Bonn, Düsseldorf, Hennef, Kierspe, Leverkusen, Monheim, Mülheim an der Ruhr, Wuppertal und verschiedener Landkreise. Auch die Herzöge von Brabant und die Großherzöge von Luxemburg führten den Löwen im Wappen. Der zweischwänzige Luxemburger Löwe ist heute Wappentier und Schildhalter Luxemburgs. Im Wappen des Saarlandes finden wir den Nassauer und den Wittelsbacher Löwen. Zwei Löwen zieren das Wappen des Kantons Thurgau, der "Züri-Leu" ist das Symboltier Zürichs. Salzburg hat einen, Kärnten drei Löwen im Wappen....

Im Tierepos Reineke Fuchs, in Märchen und Fabeln ist der Löwe der König der Tiere, der aber schon mal gelegentlich vom Fuchs übertölpelt wird. Ferner ist er eine Hauptfigur in zahlreichen Märchen, Sagen und Fabeln:

Zu den Pflanzen, die nach dem Löwen benannt sind, gehören die Löwenmäulchen (Antirrhinum spp., Plantaginaceae), der Löwenzahn (Taraxacum spp., Asteraceae), Löwenschwanz (Leonurus cardiaca, Lamiaceae) und das aus Südafrika stammende Löwenohr (Leonotis leonurus, Lamiaceae).

Haltung

Löwen pflegen bis zu 20 Stunden pro Tag zu ruhen und jagen hauptsächlich nachts. Als der Berliner Zoo zum Olympiajahr 1936 seine 2'400 m² große Löwenanlage einweihte, waren die Besucher anfänglich wenig begeistert. Denn nachdem die Löwen ihr Territorium erst einmal erkundet hatten, liessen sie es hinfort bei einem kurzen Morgenspaziergang bewenden. Anschliessend legten sie sich - oft hinter Felsen verborgen - zur Ruhe nieder. Damit die Zoobesucher überhaupt etwas sahen, wurde daraufhin eine Gruppe Zirkuslöwen angeschafft und von ihrem Dompteur zweimal täglich im vorderen Teil der Freianlage vorgeführt [18]. In jüngerer Zeit erstellte Löwenanlagen sind daher oft etwas kleiner als jene des Zoologischen Gartens Berlin. So misst die 2001 eröffnete Löwensavanne des Leipziger Zoos 1'000 m² oder das 2006 gebaute Hauptgehege des Löwenwaldes im Zoo Zürich 1'330 m².

Für den Asiatischen Löwen gibt es seit 1971 ein Internationales Zuchtbuch (ISB), das vom Wildlife Institute of India geführt wird, und das im Dezember 2016 343 lebende Tiere in 75 Institutionen umfasst [IZY 52]. Für den Afrikanischen Löwen existiert ein EEP, das vom Givskud Zoo koordiniert wird.

Forschung im Zoo: Der Löwe ist immer wieder Gegenstand von tiermedizinischen oder ethologischen Forschungsarbeiten, die darauf abzielen, die Haltungsbedingungen zu optimieren [1; 2; 5; 14; 19; 20].

Haltung in europäischen Zoos: Die Löwenhaltung in Europa geht auf die Antike zurück, als im Römischen Reich Tausende Löwen für Schaukämpfe eingesetzt wurden. Ab dem Mittelalter wurden sie in Menagerien gehalten und in den neuzeitlichen Zoos sind sie vertreten, seit es diese gibt. 1966 eröffnete der 6. Marquis von BATH zusammen mit dem Zirkusbesitzer Jimmi CHIPPERFIELD auf seiner Domäne Longleat bei Warminster den ersten Safaripark außerhalb Afrikas. Hauptattraktion waren die "Lions of Longleat". Der Reiz bestand darin, dass die Besucher in ihren Fahrzeugen eingesperrt waren, während die Löwen, und später anderen Tiere, scheinbar frei umherstreiften. Die Sache war ein wirtschaftlicher Erfolg.Im Eröffnungsjahr fuhren Besucher in 188'500 PKWs durch die Anlage und weitere wurden mit Bussen durchgeschleust. Bald darauf wurde das Prinzip andernorts kopiert, so 1969 bei Windsor und 1970 auf der Domäne Woburn Abbey des Duke of BEDFORD, später auch in andern europäischen Ländern, in Nordamerika, Südostasien, Japan, Australien und sogar in Südafrika [25].

In den 1940-1990er-Jahren gab es verschiedene Zoos, in denen es möglich war, sich mit einem Junglöwen fotografieren zu lassen. Dies war z.B. während des Dritten Reichs der Fall im Berliner Zoo, dessen Direktor Lutz HECK immer neue kleine Löwen heranschaffte und die nicht mehr so kleinen Löwen beim „Silversterschießen“ mit den Kameraden der SS erlegen ließ. In der DDR  wurde ein entsprechender Fotostand in den 1960er-Jahren im Tierpark Berlin von Heinrich DATHE eingeführt und zu Beginn der 1990er von seinem Nachfolger wieder abgeschafft [28]. In anderen Zoos hielt man Junglöwen zeitweilig außerhalb des Geheges ihrer Eltern im Besucherbereich, sodass ein direkter Kontakt zwischen Menschen und Junglöwen möglich war.,

Afrikanische Löwen werden in gegen 400 Zoos gehalten, von denen sich etwa 60 im deutschsprachigen Raum befinden. Asiatische Löwen gibt es in etwa 40 Zoos, darunter ein paar im deutschsprachigen Raum. Für Details siehe Zootierliste.

Für Asiatische Löwen gibt es seit 1994 ein Europäisches Erhaltungszuchtprogramm (EEP), das vom Aalborg Zoo koordiniert wird. Verschiedene Zoos bemühen sich auch um die Erhaltung einer Zuchtlinie, die auf Tiere zurückgeht, die der marokkanische König Hassan II. 1970 dem Zoo von Rabat überließ und die mutmaßlich Berberlöwen-Blut enthält.

Wie Löwen gehalten werden (Beispiele):

Mindestanforderungen an Gehege: Nach Säugetiergutachten 2014 des BMEL soll für einen oder ein Paar Löwen ein zeitlich begrenzt unterteilbares Außengehege von 200 m² Fläche und 3.50 m Höhe vorhanden sein. Für jedes weitere erwachsene Tier soll eine Fläche von 100 m² zusätzlich zur Verfügung stehen. Das Innengehege soll eine Fläche von 20 m² pro Tier und eine Höhe von 2.5 m haben.

Die Schweizerischen Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für 1-2 Tiere ein Außengehege mit einer Fläche von 80 m² und ein Innengehege von 30 m² vor, die beide eine Höhe von 3 m haben müssen. Für jedes weitere erwachsene Tier ist die Fläche außen um 20 und innen um 15 m² zu erweitern.

Die 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2022), in der viele merkwürdige Dinge stehen, fordert, dass Löwen rudelweise gehalten werden müssen, dass für ein Paar ein Außengehege mit einer Fläche von 500 m² bei 3.50 m Höhe und für jedes weitere Adulttier 50 m² zusätzlich erforderlich ist, und dass das Innengehege eine Grundfläche von 10 m² pro Tier bei ebenfalls 3.50 m Höhe haben muss.

Weiße Löwen

Weiße Löwen sind keine Albinos, sondern eine rezessiv vererbte, leuzistische Mutante des Löwen, deren Fellfarbe weiß oder blond ist und deren Iris  entweder normal goldbraun, oder aber hellblau oder graugrün ist. Weiße Löwen soll es seit Jahrhunderten immer wieder in der Timbavati-Region des südafrikanischen Lowvelds gegeben haben. Der jetztige Bestand geht auf das Jahr 1938 zurück. Wegen ihrer Seltenheit wurden alle Tiere des ursprünglichen Bestands eingefangen und an Zoos und Jagdfarmen verkauft. 1992 gab es im Timbavati keine mehr. 2004 wurden wieder welche angesiedelt. Die Tiere gewöhnten sich problemlos ein und wurden effektive Jäger. 2006 kam es zur ersten Geburt im privaten Timbavati-Reservat, 2014 gab es im benachbarten Kruger-Nationalpark erstmals Nachwuchs [22].

Weiße oder blonde Löwen werden auch in Europa in verschiedenen Zoos und Safariparks gehalten, so z.B. in Magdeburg, Bussolengo, Pressburg, Belgrad, Jurques oder Beauval. In ihrem Ursprungsgebiet sind sie für die Tsonga- und Sepedi-Bevölkerung von großer kultureller Bedeutung.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Löwe wurde 1758 von Carl von LINNÉ als "Felis leo" beschrieben. Die heute gültige Gattungsbezeichnung Panthera wurde 1816 von dem aus der Ortenau stammenden, nachmaligen Rektor der Universität Zürich, Lorenz OKEN, vergeben [21]. Die innere Systematik der Löwen hat die Zoologen ausgiebig beschäftigt. Im 18. und 19. Jahrhundert wurden 23 Formen wissenschaftlich beschrieben, zum Teil auf der Grundlage unzulänglichen Materials oder solchem unklarer Herkunft. Im Rahmen einer Dissertation an der Veterinärmedizinischen Universität Wien wurde 1826 erstmals versucht, in geordneter Weise Unterarten zu beschreiben [16]. Eine umfassende Darstellung gab HEMMER [11; 12] auf Grundlage der Morphologie. Seitdem führten genetische Untersuchungen zu weiteren Erkenntnissen und Diskussionen. Die reich illustrierte Darstellung von LUPTAK & CSURMA [15] gibt eine gute Übersicht. Die "Cat Classification Task Force" der IUCN geht von zwei Unterarten aus: Panthera l. leo aus Asien, Nord-, West- und Zentralafrika sowie Panthera l. melanochaita aus Ost- und Südafrika mit einer Übergangszone in Äthiopien. Die Rote Liste der IUCN differenziert aber zwischen dem Asiatischen Löwen (P. l. persica)  und behandelt alle afrikanischen Löwen als eine einzige Unterart (P. l. leo). ITIS und das Säugetier-Handbuch führen dagegen sieben verschiedene afrikanische Unterarten auf [3; 21]:

  • Kongo-Löwe (P. l. azandica)
  • Katanga-Löwe (P. l. bleyenberghi)
  • Transvaal-(Kalahari-, Etoscha-) Löwe (P.l. krugeri, einschließlich vernayi)
  • Berberlöwe (P. l. leo)
  • Kap-Löwe (P. l. melanochaita)
  • Ostafrikanischer (Massai-, Somali-, Uganda-) Löwe (P. l. nubica; einschließlich hollistri, massaica, nyanzae, roosevelti und somaliensis)
  • Westafrikanischer (Senegal-, Kamerun-) Löwe (P. l. senegalensis; einschließlich kamptzi)

Eine molekulargenetische Studie aus dem Jahr 2016 differenziert zwischen 6 genetischen Kladen, die sich auf eine nördliche und eine südliche Gruppe verteilen: (a) Asien-Nordafrika, (b) Westafrika, (c) Zentralafrika, (d) Nordostafrika, (e) Ost- und Südafrika, (f) Südwestafrika [26]. Das letzte Wort ist wohl noch nicht gesprochen, affaire à suivre ...

Literatur und Internetquellen

  1. ACHENBACH, S. (2002a)
  2. AMBROSCH, J. (2009)
  3. BAUER, H. et al. (2016). Panthera leo (errata version published in 2017). The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T15951A115130419. http://www.iucnredlist.org/details/15951/0. Downloaded on 16 June 2018.
  4. BREITENMOSER-WÜRSTEN, CH. & BREITENMOSER, U. (2013)
  5. EXNER, C. (1995)
  6. CITES TRADE DATA BASE
  7. CORNWALLIS HARRIS, W. (1840)
  8. GRIMMBERGER, E. & RUDLOFF, K. (2009)
  9. HEMMER, H. (1963)
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