Mönchsgeier (Aegypius monachus) im Alpenzoo Innsbruck
© Alpenzoo
Ordnung: Greifvögel (ACCIPITRIFORMES)
Unterordnung: Habichtartige und Fischadler (ACCIPITRES)
Familie: Habichtartige (Accipitridae)
Unterfamilie: Altweltgeier (Aegypiinae)
Mönchsgeier, Kuttengeier
Aegypius monachus • The Cinereous Vulture • Le vautour moine
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Der Mönchsgeier ist mit einer Spannweite von fast 3 m ein imposanter Vogel. Er ist global potenziell gefährdet, in Europa in weiten Teilen ausgestorben, weshalb regional versucht wird, ihn wiederanzusiedeln. An diesen Projekten beteiligen sich etliche der rund 100 Zoos, welche die Art halten. Körperbau und KörperfunktionenDer Mönchsgeier erreicht eine Gesamtlänge von 98-102(-110) cm, eine Flügelspannweite von 250-295 cm und ein Gewicht von 6'130-12'500 g. Sein Gefieder ist schwarzbraun, die nackte Haut an Kopf und Hals hellblau-grau, die Wachshaut bläulich, der Schnabel schwarz. Er hat dunige Federn auf dem Scheitel und eine braune Halskrause aus langen, dunigen Federn [5; 6; 9; 10]. VerbreitungPaläarktis: Brutvogel in Spanien, einschließlich Mallorca, dem Balkan (Bulgarien, Griechenland) und von der Türkei über die Ukraine, Russland, die Kaukasus- und Zentralasiatischen Republiken sowie Iran bis nach Pakistan, Nordindien, China und die Mongolei Als Brutvogel ausgestorben in Portugal, Italien, Österreich, Slowenien und den übrigen Staaten des ehemaligen Jugoslawiens, Slowakei, Polen, Albanien, Moldawien, Rumänien und Zypern. In Frankreich wiederangesiedelt. Zieht im Winter teilweise nach Bhutan, Nordindien, Nepal, Südchina, Myanmar, Laos, Korea und Japan, selten Nordafrika, Arabien und Sudan [1]. Lebensraum und LebensweiseDer Mönchsgeier besiedelt zumeist in Einzelpaaren abgelegene, bewaldete Gebirgslandschaften. Er ernährt sich überwiegend von Aas, wobei er Muskelfleisch gegenüber den Eingeweiden bevorzugt, erbeutet aber auch langsame oder kranke Reptilien und Kleinsäuger. Das Männchen setzt sich schon früh im Jahr auf den Horstplatz, um das Weibchen anzulocken. Das Nest wird auf alten Bäumen errichtet. Einen Monat vor der Eiablage beginnen die Vögel zu kopulieren. Den Horstbau besorgen beide Partner zusammen und beide bebrüten das Gelege während 52-55 Tagen. Zur Brutablösung benützt der von außen kommende Vogel ein „Geschenk", d.h. Horstmaterial. Danach wird das Junge einen Monat lang intensiv gehudert. Das Gelege besteht aus nur einem weißen bis rotbraunen, gefleckten, 90x70 mm großen Ei. Der mit weißen Dunen bekleidete Nestling zeigt am 4. oder 5. Lebenstag erste Reaktionen auf Licht, Bewegung oder Stimme. Flugübungen werden ab dem 41. Lebenstag beobachtet, der Horst wird mit etwa 110 Tagen verlassen [3; 8; 9; 10]. Gefährdung und SchutzMit einem leicht abnehmenden Bestand von etwa 8-11'000 Brutpaaren gilt die Art seit 2004, letztmals überprüft 2021 als potenziell gefährdet (Rote Liste: NEAR THREATENED). Der rund 3'000 Brutpaare umfassende europäische Bestand nimmt zu und gilt als nicht-gefährdet (LEAST CONCERN) [1]. Der internationale Handel ist nach CITES-Anhang II geregelt. Die Art fällt unter Anhang 2 der Berner Konvention über die Erhaltung der europäischen wildlebenden Pflanzen und Tiere und ihrer natürlichen Lebensräume, Anhang 2 des Bonner Übereinkommens über wandernde Tierarten (CMS) und ist eine streng zu schützende Tierart nach Anhang I der Vogelschutz-Richtlinie (2009/147/EG) der EU. Situation in Europa: In der Schweiz wird der Mönchsgeier nur sporadisch beobachtet. In den 1840er Jahren und 1912 wurden hier insgesamt vier Vögel abgeschossen [11]. In Österreich war der Mönchsgeier bis gegen Ende des 19. Jahrhunderts Brutvogel. Heute ist er, wie auch in Deutschland, nur noch ein sporadischer Gast [2]. In den 1960er Jahren war der Bestand in Spanien auf 200 Brutpaare geschrumpft. Heute gibt es dort, dank konsequentem Schutz, Verbot des Ausbringens von Gift zur Bekämpfung von Raubwild und Wiederansiedlung wieder 1'050-1'150 Brutpaare. In Südeuropa wurden verschiedene Wiederansiedlungsprojekte initiiert (Mallorca, Katalonien, Südfrankreich), die von mehreren Zoos, aktiv unterstützt werden. Zoogestützte Artenschutzprojekte (Beispiele):
Bedeutung für den MenschenGebietsweise werden Mönchsgeier gejagt, etwa zur Gewinnung von Körperteilen für die traditionelle Medizin oder sie werden für den internationalen Tierhandel gefangen [1] Von 2001-2018 gelangten aus den Ursprungsländern 14 Wildfänge in den legalen internationalen Handel. Im selben Zeitraum wurden weltweit 66 Nachzuchtvögel bei der Ausfuhr registriert. Wichtigste Herkunftsländer waren Kasachstan und Usbekistan [4]. Haltung im ZooIn ausreichend großen Volieren mit genügend Rückzugsmöglichkeiten ist eine Vergesellschaftung mit Neuwelt- und anderen Altweltgeiern möglich, so z.B. im Tierpark Berlin, wo es 1980 zur Welterstzucht kam. Viele Zoos beteiligen sich an Zuchtprojekten zwecks Wiederansiedlung, in anderen Einrichtungen werden die Vögel hauptsächlich für Flugschauen eingesetzt. Als Höchstalter werden 33 Jahre und 10 Monate angegeben, erreicht von einem Vogel im Zoo Basel [6]. Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in über 100 Zoos gehalten, von denen sich rund ein Drittel im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste. Es gibt ein Europäisches Erhaltungszuchtprogramm (EEP, seit 1987), das vom Dierenpark Planckendael koordiniert wird. 2023 wurden Haltungsempfehlungen (Best Practice Guidelines) herausgegeben. Mindestanforderungen an Gehege: 1995 veröffentlichte das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (BMELF) Mindestanforderungen an die Haltung von Greifvögeln und Eulen. Diese werden gegenwärtig (April 2024) überarbeitet und sollen als Leitlinien zur Haltung von Greifvögeln (Accipitriformes, Falconiformes) und Eulen (Strigiformes) neu herausgegeben werden. Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.02.2024) schreibt für 1-2 große Geier eine Voliere mit einer Grundfläche von 60 m² und einem Volumen von 240 m³ vor. Für jeden weiteren adulten Vogel ist die Grundfläche um 15 m² zu vergrößern. Die Vorgängerverordnung sah halb so große Dimensionen vor. Die Erhöhung erfolgte ohne Angabe von Gründen. Für Schauflüge eingesetzte Vögel dürfen nur im nicht öffentlich zugänglichen Bereich der Tierhaltung an der Fessel gehalten werden. Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) ist für die Haltung von 1-2 Mönchsgeiern eine Voliere mit einer Grundfläche von 60 m² bei 3 m Höhe erforderlich. Für jedes weitere Adulttier ist die Fläche um 15 m² zu erweitern. Für die falknerische Haltung gelten besondere Anforderungen. Taxonomie und NomenklaturDer Mönchsgeier wurde 1766 von Carl von LINNÉ als "Vultur Monachus" erstmals wissenschaftlich beschrieben. Die heute gültige Gattungsbezeichnung Aegypius wurde 1809 von dem französischen Naturforscher Marie Jules César Lelorgne de SAVIGNY eingeführt. Der Mönchsgeier bildet eine monotypische Gattung. Es wurden Unterarten vorgeschlagen, die aber nicht allgemein anerkannt sind [5]. |
Literatur und Internetquellen
- BIRDLIFE INTERNATIONAL (2021). Aegypius monachus. The IUCN Red List of Threatened Species 2021: e.T22695231A154915043. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2021-3.RLTS.T22695231A154915043.en und (2021) Aegypius monachus (Europe assessment). The IUCN Red List of Threatened Species 2021: e.T22695231A166296768. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2021-3.RLTS.T22695231A166296768.en. Accessed on 16 June 2023.
- BEZZEL, E. (1985)
- BREHM, A. E. (1882-1887)
- CITES TRADE DATA BASE
- DEL HOYO, J., ELLIOTT, A.. & SARGATAL, J., eds. (1999)
- GRUMMT, W. & STREHLOW, H. (2009)
- GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
- KILIC, A. (1993)
- MAUMARY, L. et al. (2007)
- PFORR, M. & LIMBRUNNER, A. (1991)
- STEMMLER, C. (1932)