Zwergsäger

Zwergsäger (Mergus albellus), Erpel im Zoo Augsburg
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Ordnung: Gänsevögel (ANSERIFORMES)
Unterordnung: Gänseverwandte (Anseres)
Familie: Enten und Gänse (Anseridae)
Unterfamilie: Entenartige (Anatinae);
Tribus: Säger und Meerenten (Mergini)

D LC 650

Zwergsäger

Mergellus albellus • The Smew • L'harle piette

212 002 029 002 mergus albellus augsb bretschneiderZwergsäger (Mergus (= Mergellus) albellus), Erpel im Zoo Augsburg © P. Bretschneider, Zoo Augsburg

212 002 029 002 mergellus albellus mapApproximative Verbreitung des Zwergsägers (Mergus (=Mergellus) in der Paläarktis. Dunkelblau: Brut- und Ganzjahresgebiete; gelb: Winterquartiere. Die nordamerikanischen Vorkommen sind unbedeutend.

212 002 029 002 mergellus albellus helsinki PD1Zwergsäger (Mergus (= Mergellus) albellus), Weibchen im Zoo Helsinki © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

212 002 029 002 mergellus albellus barthelemy PD1Zwergsäger (Mergus (= Mergellus) albellus), Weibchen in der Ferme de la Fondation CSC, Saint-Barthélémy VD © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

212 002 029 002 mergus albellus bielefeld PDZwergsäger (Mergus (= Mergellus) albellus), Erpel im Tierpark Bielefeld-Olderdissen © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

212 002 029 002 mergellus HD p PD1Zwergsäger (Mergus (= Mergellus) albellus), Paar im Zoo Heidelberg © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

212 002 029 002 mergus albellus santillana PD1Zwergsäger (Mergus (= Mergellus) albellus) im Zoo von Santillana del Mar, Kantabrien © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

212 002 029 002 mergellus albellus cottbus KR1Zwergsäger (Mergus (= Mergellus) albellus), Weibchen im Tierpark Cottbus © Klaus Rudloff, Berlin

212 002 029 002 mergellus gesner JPGZwergsäger (Mergus (= Mergellus) albellus) aus Conrad GESNERs Vogelbuch (1557 / 1600). Gemeinfrei.

 

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Der Zwergsäger ist die in europäischen Zoos am häufigsten gezeigte Sägerart. Er ist nicht gefährdet, ist jedoch als europäische Art und mitteleuropäischer Wintergast sowie wegen seines eklatanten Geschlechtsdimorphismus von zoopädagogischem Interesse.

Körperbau und Körperfunktionen

Die Zwergsäger erreicht eine Gesamtlänge von 35-44 cm, eine Flügelspannweite von 55-69 cm und ein Gewicht bis 750 (935) g bei den Erpeln und bis 670 g bei den Weibchen. Damit ist er der kleinste Vertreter seiner Verwandtschaft. Das Gefieder des Erpels ist überwiegend weiß und weist schwarze Partien ums Auge, in der Haube und auf dem Rücken sowie schwarze Bänder im Nacken und an den Flanken auf. Beim hauptsächlich graubraun gefärbten Weibchen sind der Kopf rotbraun und Kehle und Kinn weiß [4; 6; 8; 9].

Verbreitung

Die Art kommt als Brutvogel, Gastvogel oder Durchzügler in rund 75 Ländern und abhängigen Gebieten vor [2; 7].

Europa: Albanien, Aserbaidschan, Belgien, Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Estland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Irland, Italien, Kroatien, Lettland, Litauen, Luxemburg, Moldawien, Montenegro, Niederlande, Nordmazedonien, Norwegen, Österreich, Polen, Rumänien, Schweden, Schweiz, Serbien, Slowakei, Slowenien, Spanien, Tschechien, Türkei, Ukraine, Ungarn, Weißrussland, gelegentlich in weiteren Ländern rund ums Mittelmeer.

Asien: Afghanistan, China, Indien, Irak, Iran, Kasachstan, Kirgistan, Nord- und Südkorea, Mongolei, Myanmar, Nepal, Pakistan, Saudi-Arabien, Taiwan, Tadschikistan, Usbekistan
Nordamerika: Kanada, USA.

Lebensraum und Lebensweise

Der Zwergsäger ist ein Kurzstreckenzieher. Das Brutareal beschränkt sich auf den borealen Nadelwaldgürtel Eurasiens von Norwegen bis Kamtschatka. Der deutschsprachige Raum gehört zum Überwinterungsgebiet, wobei der Schwerpunkt des Wintervorkommens an der mecklenburgischen Ostseeküste und die Schweiz an dessen südwestlichem Rand liegt [9].

Zwergsäger bewohnen, oft zusammen mit Schellenten, von Hochwald eingeschlossene kleinere Seen oder ruhig dahinströmende Flussläufe und deren Altwässer. Sie ernähren sich hauptsächlich von kleinen Fischen, daneben werden auch Krebstiere und Insekten gefressen. Sehr beliebte Brutplätze bilden bewaldete Inseln, wie sie für die finnischen Seen typisch sind. Finnland beherbergt denn auch über 90 % des europäischen Brutbestandes [8; 9; 10].

Gebrütet wird ab April/Mai bis im Juli mehrere Meter über dem Boden in Baumhöhlen. Es wird kein Nistmaterial eingetragen, sondern die Nisthöhle wird mit Dunen ausgekleidet. Die Gelege bestehen aus 7-9 (5-11) rahmfarbenen bis beigen, etwa 53-38 mm großen Eiern, die allein vom Weibchen während 26-28 Tagen ausgebrütet werden. Die Mutter kümmert sich auch alleine um die Küken, die 24-36 Stunden nach dem Schlupf aus der Bruthöhle auf den Boden springen und mit 26-28 Tagen flügge werden. Die Jungvögel pflanzen sich im Alter von 2 Jahren erstmals fort [4; 6; 8; 9; 10].

Conrad GESNER berichtet in seinem Vogelbuch von einem Zwergsäger, der im Winter in der Reuss gefangen wurde und noch einen Fisch in seinem Schlund hatte "Sie geleben allein der Fischen / fürauß der Groppen: sie kehren auch Stein umb damit sie dieselbigen fahen." [5].

Gefährdung und Schutz

Mit einer weiten Verbreitung und einem zwar abnehmenden, aber immer noch auf 130'000 - 210'000 Individuen geschätzten Bestand ist der Zwergsäger nicht gefährdet (Rote Liste: LEAST CONCERN) [2].

Der internationale Handel wird durch CITES nicht geregelt. Die Art fällt unter Anhang I der Vogelschutzrichtlinie der EU (RL 2009/147/EG) und jeweils unter Anhang 2 der Berner Konvention über die Erhaltung der europäischen wildlebenden Pflanzen und Tiere und ihrer natürlichen Lebensräume, der Bonner Konvention über wandernde Tierarten und des African-European Waterbird Agreements (AEWA).

Situation in Mitteleuropa: In Mitteleuropa brüten keine Zwergsäger. Die Winterpopulationen umfassen in Deutschland ca. 11'000, in Österreich 60-70, in der Schweiz, bei langfristig abnehmendem Trend, 4-23 und in Luxemburg 10-40 Vögel [2; 11].

Bedeutung für den Menschen

Der Zwergsäger wird zur Gewinnung von Fleisch bejagt und befindet sich im internationalen Tierhandel [2]. In Deutschland werden Nachzuchtvögel für z.B. 85 € / Stück angeboten (Online-Inserat 2019].

Haltung

Zwergsäger werden in Volieren oder in Freianlagen mit großen, nicht zu flachen Teichen gehalten. Das Höchstalter wird mit 10 Jahren angegeben [6].

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in etwa 70 Zoos gehalten, von denen sich über die Hälfte im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste.

Wie Zwergsäger gehalten werden (Beispiele):

  • Großvoliere im Tierpark Hellabrunn München
  • Eurasiatische Wasservögel im Zoo Zürich

Mindestanforderungen an Gehege: In Deutschland und der Schweiz gibt es keine konkreten Mindestanforderungen an Gehege für Enten. Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs sind sie mindestens paarweise in Außenanlagen mit offenen Wasserflächen und angrenzendem Landteil zu halten. Bei Volierenhaltung sind pro Paar 4 m² Fläche bei einer Höhe von 2 m vorzusehen.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Zwergsäger wurde 1758 von Carl von LINNÉ unter seinem heute noch gebräuchlichen Namen Mergus albellus erstmals wissenschaftlich beschrieben. In der jüngsten Taxonomie wird er als eigene Gattung unter der von dem englischen Naturforscher und Illustrator Prideaux John SELBY 1840 eingeführten Bezeichnung Mergellus behandelt. Es gibt keine Unterarten [3; 4].

212 002 029 002 mergellus HD f PD1Zwergsäger (Mergus (= Mergellus) albellus), Ente im Zoo Heidelberg © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

Literatur und Internetquellen

    1. BEZZEL, E. (1985)
    2. BIRDLIFE INTERNATIONAL (2016). Mergellus albellus. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T22680465A85991357. http://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2016-3.RLTS.T22680465A85991357.en und (2015) Mergellus albellus. The IUCN Red List of Threatened Species 2015: e.T22680465A59974340. Downloaded on 18 November 2019.
    3. DEL HOYO, J., COLLAR, N., CHRISTIE, D.A., ELLIOTT, A. & FISHPOOL L.D.C. (2014)
    4. DEL HOYO, J., ELLIOTT, A. et al. (eds., 1992-2013)
    5. GESSNER, C. & HEUSSLEIN, R. (1557 / 1600)
    6. GRUMMT, W. & STREHLOW, H. (2009)
    7. HAGEMEIJER, W. J. M. & BLAIR, M. J. (eds., 1997)
    8. KOLBE, H. (1972)
    9. MAUMARY, L. et al. (2007)
    10. PFORR, M. & LIMBRUNNER, A. (1991)
    11. KNAUS, P., SATTLER, T., SCHMID, H., STREBEL, N. & VOLET, B. (2020/22)

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