Nonnengans (Branta leucopsis) im Zoo Karlsruhe
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern
Ordnung: Gänsevögel (ANSERIFORMES)
Familie: Enten und Gänse (Anseridae)
Unterfamilie: Gänseartige (Anserinae)
Tribus: Schwäne und Gänse (Anserini)
Nonnen- oder Weißwangengans
Branta leucopsis • The Barnacle Goose • La bernache nonnette
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Als europäische, in großer Zahl am Wattenmeer überwinternde Art und mit auf Feindvermeidung ausgerichtetem Brutverhalten ist die Nonnengans von zoopädagogischem Interesse. Sie wird daher in sehr vielen Zoos gezeigt. Körperbau und KörperfunktionenDie Nonnengans erreicht eine Gesamtlänge von 58-71 cm, eine Flügelspannweite von 132-145 cm und ein Gewicht von 1'290-2'400 g. Gänse sind etwas leichter als die Ganter. Die Iris ist dunkelbraun, der kurze Schnabel, Läufe und Zehen sind schwarz. Stirn, Kopfseiten und Kehle sowie Abdomen und Schwanzdecken sind weiß, der Rest des Kopfs, Hals, Brust und Vorderrücken sind schwarz, Die Schwungfedern und großen Decken sind silbergrau mit schwarzen Endsäumen [2; 3; 4; 5]. VerbreitungEuropa: Belgien, Dänemark, Deutschland, Estland, Färöer, Finnland, Frankreich, Grönland, Großbritannien, Island, Irland, Lettland, Niederlande, Norwegen mit Svalbard und Jan Mayen, Polen, Schweden, gelegentlich auch in andern europäischen Ländern [1]. 1971 etablierte sich eine Brutkolonie auf der schwedischen Insel Gotland, die sich von dort aus im ganzen Ostseeraum verbreitete. Neuerdings gibt es auch Ansiedlungen in Deutschland, den Niederlanden und Belgien. Im Binnenland beobachtete Exemplare sind häufig aus Privathaltungen entwichene Vögel, die z.B. in der Schweiz schon Brutversuche unternommen haben. Im Januar 2020-22 ergaben die Wasservogelzählungen in der Schweiz jeweils 5-7 überwinternde Exemplare [5; 6]. Lebensraum und LebensweiseNonnengänse sind Kurzstreckenzieher. Sie treffen in der zweiten Maihälfte an ihren arktischen oder subarktischen Brutplätzen ein, ab Mitte Juni machen sie eine Vollmauser durch und August / Anfang September ziehen sie in ihre intergebiete ab. Ihre Nahrung besteht hauptsächlich aus Queller (Salicornia), Strandschwingel (Puccinellia maritima), anderen Gräsern, Seggen, Moosen, Flechten und Wasserpflanzen, zu einem kleinen Teil auch aus Wirbellosen. Im Winter nimmt sie auf Agrarland auch Körner und Gemüse. Nonnengänse brüten an Küsten oder auf vorgelagerten Inseln oft gruppenweise in steilen Felswänden, wo sie ihre Nester nur fliegend erreichen können, dafür aber ihre Gelege sicher vor Polarfüchsen sind. Häufig vergesellschaften sie sich mit Lummen (Uria aalge, Uria lomvia) und Dreizehenmöwen (Rissa tridactyla) oder suchen die Nachbarschaft zu Wanderfalken (Falco peregrinus). Die frischgeschlüpften, noch nicht flugfähigen Küken müssen dann von den bis zu 30 m hohen Klippen springen, um zu den Weideplätzen zu gelangen. Die Gelege bestehen aus 4-5(2-9) weißen bis gelblichen, 68-82 x 46-54 mm großen Eiern, die während 24-26(-28) Tagen bebrütet werden. Die Gössel werden mit 40-45 Tagen flügge. Ende August beginnen die Gänse ihre arktischen Brutgebiete zu verlassen, um ihre Winterquartiere auf den Britischen Inseln und an der deutsch-niederländischen Nordseeküste aufzusuchen. Ab Mitte April kehren sie zurück [3; 5]. Gefährdung und SchutzMit einem zunehmenden Weltbestand von rund 880'000 Individuen gilt die Art nicht als gefährdet (Rote Liste: LEAST CONCERN) [1]. Der internationale Handel wird durch CITES nicht geregelt. Die Art fällt unter Anhang I der Vogelschutzrichtlinie der EU (RL 2009/147/EG) sowie jeweils unter Anhang 2 der Berner Konvention über die Erhaltung der europäischen wildlebenden Pflanzen und Tiere und ihrer natürlichen Lebensräume, des Bonner Übereinkommens über wandernde Tierarten (CMS) und des African-European Waterbird Agreements (AEWA). Bedeutung für den MenschenFrüher wurde die Nonnengans als Fleischlieferant bejagt und ihre Eier und Daunen wurden gesammelt. Heute ist sie in ihrem ganzen Verbreitungsgebiet geschützt [1]. In Deutschland werden Nachzuchtvögel z.B. für 45 € angeboten [Online-Inserat 2019]. HaltungNonnengänse sind nach den Kanadagänsen die am zweithäufigsten gehaltenen Meergänse. Sie werden am besten auf gemeinschaftlichen Wasser- oder Stelzvogelanlagen mit Teich und möglichst mit Rasen bestandener Landfläche gehalten. Obwohl die Vögel auch zur Brutzeit wenig aggressiv gegen andere Gänse sind (es wird beschrieben, dass ein Paar Nonnengänse und ein Paar Schneegänse ihre Nester in einem Abstand von nur 2 m errichteten), erfolgt die Zucht vorzugsweise in kleineren Einzelgehegen mit Rasen und einem 5-10 m² messenden Wasserbecken, das erforderlich ist, weil die Kopulation im Wasser stattfindet. Das Höchstalter wird mit 32 Jahren angegeben [3; 4]. Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in etwa 240 Zoos gehalten, von denen sich etwa ein Drittel im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste. Mindestanforderungen an Gehege: In Deutschland und der Schweiz gibt es keine konkreten Mindestanforderungen an Gehege für Wildgänse. Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs sind sie mindestens paarweise in Außenanlagen mit offenen Wasserflächen und angrenzendem Landteil zu halten. Anforderungen bei Volierenhaltung nicht klar. Taxonomie und NomenklaturDie Nonnen- oder Weißwangengans wurde 1803 von Johann Matthäus BECHSTEIN, dem Leiter der Herzöglichen Forstakademie Dreißigacker bei Meiningen, als "Anas leucopsis" erstmals wissenschaftlich beschrieben. Die heute gültige Gattungsbezeichnung Branta war bereits 1769 vom italienischen Arzt und Naturforscher Giovanni Antonio SCOPOLI eingeführt worden. Die Art ist monotypisch [2]. |
Literatur und Internetquellen
- BIRDLIFE INTERNATIONAL 2(018). Branta leucopsis. The IUCN Red List of Threatened Species 2018: e.T22679943A131909954. http://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2018-2.RLTS.T22679943A131909954.en und (2015) Branta leucopsis. The IUCN Red List of Threatened Species 2015: e.T22679943A59954365. Downloaded on 09 November 2019.
- DEL HOYO, J., ELLIOTT, A. et al. (eds., 1992-2013)
- GRUMMT, W. & STREHLOW, H. (2009)
- KOLBE, H. (1972)
- MAUMARY, L. et al. (2007)
- KNAUS, P., SATTLER, T., SCHMID, H., STREBEL, N. & VOLET, B. (2020)