Kalifornische Seelöwen (Zalophus californianus) im Zoo Berlin
© Peter Griesbach, Berlin
Überordnung: LAURASIATHERIA
Ordnung: Raubtiere (CARNIVORA)
Unterordnung: Hundeartige (Caniformia) bzw. Robben (Pinnipedia)
Familie: Ohrenrobben (Otariidae)
Kalifornischer Seelöwe
Zalophus californianus • The California Sea Lion • L'otarie de Californie
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Für die meisten Menschen ist der Kalifornische Seelöwe DER Seelöwe schlechthin, den man nicht nur vom Zoobesuch, sondern auch als Artist in Zirkus und Variété kennt. Weil er so populär ist, eignet er sich bestens als Botschafter für den Meereesschutz, obwohl er selbst nicht gefährdet ist. In europäischen Zoos ist er die mit Abstand am häufigsten gehaltene Ohrenrobbenart. Körperbau und KörperfunktionenBeim Kalifornischen Seelöwen werden Bullen bis 240(-255) cm lang und erreichen ein Gewicht von 280-390(-523) kg , die Weibchen bleiben mit 180-200 cm deutlich kleiner, werden etwa 90-110 kg schwer und haben einen schlankeren Hals als die Bullen. Von den anderen in europäischen Zoos gehaltenen Seelöwen unterscheidet sich der Kalifornische erheblich: Seine Gestalt ist schlanker, er hat einen schmalen Kopf mit hundeartiger Schnauze, der bei den Bullen, die keine Mähne tragen, eine Stirnbeule aufweist, und seine Stimme klingt bellend. Die Weibchen haben ein Paar Zitzen etwas hinter den Vorderflossen, das zweite etwa 20 cm zurück. Die Fellfarbe ist schokoladenbraun. Jungtiere haben bei der Geburt eine schwarzbraune Lanugo, die sie mit 1-2 Monaten verlieren um in das beinahe schwarze Jugendkleid zu wechseln. Wie bei allen Seelöwen hat das dichte, kurzhaarige Fell keine Unterwolle [1; 4; 11; 13]. VerbreitungNordpazifik: Pazifikküste Nordamerikas und vorgelagerte Inseln von Alaska bis Mexiko [1]. Lebensraum und LebensweiseDie Kalifornischen Seelöwen pflanzen sich von Mai bis Juli im Golf von Kalifornien und vor der kalifornischen Küste fort und ziehen danach zum Teil nordwärts nach Washington und Britisch Kolumbien und bis Alaska. Die Kolonien sind lockerer und verstreuter als bei den anderen Seelöwen. Während der Paarungszeit sind die Bullen territorial und fasten. Sie halten ihre Territorien für etwa 45 Tage. Die Tragzeit dauert etwa 11(-12) Monate, wovon 3 Monate auf eine Keimruhe fallen. Die Jungtiere kommen weit entwickelt mit offenen Augen zur Welt, messen etwa 60-80 cm und sind 6-9(5-12) kg schwer. Zwillinge sind die Ausnahme, kommen aber vor, so 1987 im Tierpark Hellabrunn und 2001 im Zoo Wuppertal und im Zoo Karlsruhe. Wie bei anderen Ohrenrobben bleiben die Weibchen etwa eine Woche bei ihren Jungen an Land, verlassen sie dann für 2-3 Tage, um im Meer auf Nahrungssuche zu gehen, und kümmern sich danach für 1-2 Tage wieder um sie. Die Jungen verdoppeln ihr Geburtsgewicht in etwa einem Monat. Meist kurz vor Geburt des nächsten Jungen, bisweilen später, werden sie entwöhnt, beginnen aber schon vorher, ihre Mutter auf See zu begleiten. Geschlechtsreife wird mit 4-5 Jahren erreicht [1; 4; 9; 11; 13]. Kalifornische Seelöwen sind opportunistische Jäger, die sich u.a. von Sardellen (Engraulis mordax), Sardinen (Sardina spp.), Heringen (Clupea spp.), Wittling (Merlangius merlangus), Makrelen (Scomberomorus concolor), Stachelmakrelen (Caranx spp.), Schwalbenschwänzchen (Chromis punctipinnis), Bartmännchen (Ophidiidae), Haarschwänzen (Trichiuridae), Kopffüßern und anderen Weichtieren sowie Krebstieren ernähren. Normalerweise fressen die Weibchen vier bis fünf Kilogramm pro Tag, während der Stillperiode fast das Doppelte. Auch während starker Kälteperioden im Winter ist der Futterbedarf sehr hoch und erreicht bis zu 19(-25) Kilogramm beim Männchen [9; 11; 13]. Gefährdung und SchutzDer Kalifornische Seelöwe hat sich von seiner früheren Ausbeutung erholt. Mit einem Bestand von rund 350'000 Individuen, der gegenwärtig noch zunimmt, gilt er nach einer Beurteilung aus dem Jahr 2014 als nicht gefährdet (Rote Liste: LEAST CONCERN) [1]. Der internationale Handel ist nicht unter CITES geregelt. Bedeutung für den MenschenWirtschaftliche Bedeutung: Kalifornische Seelöwen wurden früher von der indigenen Bevölerung im Rahmen der Subsistenzwirtschaft zur Fleischgewinnung gejagt und stellten eine bedeutende Proteinquelle dar. Im 19. Jahrhundert und bis in die 1970er-Jahre gab es eine kommerzielle Bejagung zwecks Gewinnung von Öl, Häuten und des als Heimtierfutter verwendeten Fleischs, oder die Bestände wurden dezimiert, weil sie eine Konkurrenz für die Fischerei darstellten [1; 3]. Haltung im ZooDen publizierten Altersrekord in Menschenobhut hält ein Bulle, der als halbwüchsiges Tier der Natur entnommen wurde und im San Diego Zoo im Alter von 35 Jahren und 8 Monaten starb [11]. Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in rund 90 Zoos gehalten, von denen sich etwa ein Fünftel im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste. Die Welterstzucht gelang im Jahr 1888 dem Zoologischen Garten Köln. Es gibt ein Europäisches Erhaltungszuchtprogramm (EEP), das vom Zoo Lissabon koordiniert wird, und es wurden von der EAZA Haltungsempfehlungen herausgegeben [6]. Eine der erfolgreichsten Seelöwenzuchten hat der Tiergarten der Stadt Nürnberg. Dort sind von 1981-2018 insgesamt 74 Seelöwen herangewachsen. Sie sind heute größtenteils in Zoos von Spanien, Frankreich, den Niederlanden, Ungarn, Deutschland, Israel, Hongkong, China, Südkorea und Japan zu Hause. Derzeit leben gegen 20 Kalifornische Seelöwen im Aqua Park und im Delphinarium des Tiergartens. Wie auch in der freien Wildbahn sind die Nürnberger Jungen bereits nach zwei Wochen sehr selbständig und bilden kleine Verbände, in denen sie gemeinsam umherlaufen und spielen. Forschung im Zoo: Im Erlebniszoo Hannover werden Kalifornische Seelöwen gemeinsam mit Ostsee-Kegelrobben und Nördlichen Seebären gehalten. Im Rahmen einer Bachelorarbeit wurde untersucht, ob und welche Auswirkungen diese in der Natur nicht vorkommende Vergesellschaftung hat [2]. Im Tiergarten Nürnberg wurden die Sozialbeziehungen von Kalifornischen Seelöwen und Seehunden in Gemeinschaftshaltung untersucht [5]. Am Zoo Duisburg wurde abgeklärt, wie die Seelöwen hydrdynamische Informationen wahrnehmem [8]. Nebst anderen Arten waren Kalifornische Seelöwen Gegenstand einer Dissertation zur Untersuchung des Atmungstraktes bei Meeressäugetieren durch Auskultation mittels elektronisch verstärktem Stethoskop [10] und im Rahmen einer anderen Dissertation wurden Maßnahmen zur Optimierung des Gesundheitsmanagements vorgeschlagen [6]. Mindestanforderungen an Gehege: Das Säugetiergutachten 2014 gibt für 5 Ohren- bzw. Hundsrobben generell eine Beckenfläche von 200 m² und eine Kubatur von 400 m³ vor bei Wassertiefen, die sich jeweils an der Körperlänge der Tiere orientieren. Wie diese Zahlen zustande kamen, wurde nie begründet. Die Fläche liegt über der Empfehlung der EAZA Best Practice Guidelines und ein fixes Volumen ist sinnfrei, wenn die Wassertiefe auf die Körperlänge der Tiere abgestimmt werden soll. Zudem tragen einheitliche Beckendimensionen dem Umstand nicht Rechnung, dass es massive Größenunterschiede zwischen den einzelnen Arten gibt (mittleres Gewicht weibliche Südamerikanische Seebären 45 kg, Südliche See-Elefanten 700 kg). Eine Differenzierung ist deshalb angezeigt. In Zoos hat sich für Ohrenrobben mittlerer Größe, wie dem Kalifornischen Seelöwen, eine Beckenfläche von 150m² bei 5 erwachsenen Tieren bewährt und kann somit als Mindestmaß für eine Zucht- oder Weibchengruppe vorgegeben werden. Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für bis zu 5 Tieren ein Becken mit einer Mindestfläche von 150 m² und einer Tiefe von 3 m vor. Für jedes weitere Tier ist die Fläche um 15 m² zu erhöhen. Für die Erhöhung um 50% bei der Beckenfläche und um 150% beim Volumen gegenüber einer früheren Fassung der Verordnung gibt es keine Begründung. Ferner ist ein Landteil von 15 m² pro Robbe erforderlich. Die 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) verlangt für bis zu 5 Tieren ein Becken mit einer Mindestfläche von 300 m² und einer Tiefe von 3 m, für jedes weitere Tier ist die Fläche um 30 m² zu erhöhen. Es ist ein Landteil erforderlich, der es allen Robben erlaubt, sich gleichzeitig am Land aufzuhalten, ferner müssen Absperrboxen vorhanden sein, deren Maße sich nach der Körpergröße der Art richten. Taxonomie und NomenklaturDer Kalifornische Seelöwe wurde im Jahr 1828 vom französischen Arzt und Naturforscher René Primevère LESSON als "Otaria californiana" beschrieben. 1866 stellte ihn der amerikanische Zoologe Theodore Nicholas GILL als einzige Art in die neue Gattung Zalophus. 1866 wurden der mittlerweile ausgestorbene Japanische Seelöwe (japonicus) und 1953 der Galápagos-Seelöwe (wollebaeki) beschrieben. Diese galten vorerst als Unterarten des Kalifornischen Seelöwen, haben jedoch seit einigen Jahren Artstatus [1; 13; 14]. |
Literatur und Internetquellen
- AURIOLES-GAMBOA, D. et al. (2015). Zalophus californianus. The IUCN Red List of Threatened Species 2015: e.T41666A45230310. http://www.iucnredlist.org/details/41666/0. Downloaded on 23 May 2018.
- BAHRMANN, J. (2015)
- CASS, V. L. (1985)
- GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
- KURZ, J. (2006)
- MARKOWSKI, S. (2013)
- MEIJER, G. (2008)
- OTTER, C. (2007)
- PUSCHMANN, W., ZSCHEILE, D., & ZSCHEILE, K. (2009)
- SCHARPEGGE, J. (2007)
- SCHÜRER, U. (2002)
- WEIGL, R. (2005)
- WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
- WILSON, D. E. & REEDER, D. M. (2005)