Goldgelbes Löwenäffchen (Leontopithecus rosalia) im Zoo Dvůr Králové
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern
Überordnung: EUARCHONTOGLIRES
Ordnung: Affen und Halbaffen (PRIMATES)
Unterordnung: Affen (Simiae / Haplorrhini)
Teilordnung: Eigentliche Affen (Simiiformes)
Überfamilie: Neuwelt- oder Breitnasenaffen (Platyrrhini)
Familie: Krallenaffen (Callitrichidae)
Goldgelbes Löwenäffchen
Leontopithecus rosalia • The Golden Lion Tamarin • Le singe-lion
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Das in seinem Ursprungsgebiet stark gefährdete Goldene Löwenäffchen steht im besonderen Interesse der Zoos. Einerseits ist es eine sehr attraktive Tierart, die sich gut als Botschafter für Natur- und Artenschutz in seiner brasilianischen Heimat eignet und daher als Flaggschiffart für die Mâta Atlantica-Kampagne der EAZA diente, andererseits haben verschiedene Zoos den Schutz der Art nicht nur finanziell unterstützt, sondern auch Nachzuchttiere für die Wiederauswilderung zur Verfügung gestellt. Körperbau und KörperfunktionenGoldene Löwenäffchen haben eine Kopf-Rumpflänge von 25-33 cm und eine Schwanzlänge von 32-40 cm. Im Mittel sind sie etwa 500 g schwer, einzelne Tiere bringen es auf gegen 800 g. Sie haben längere Hände und Finger als andere Krallenaffen, die es ihnen erlauben, tierische Beute leichter aus Ritzen und Bromelientrichtern herauszuklauben. Die Haut des praktisch nackten Gesichts ist graubraun. Ansonsten ist das ganze Tier mit einem goldgelben Fell bedeckt, das im Kopfbereich mähnenartig verlängert ist [3; 5; 7]. VerbreitungTropisches Südamerika: Brasilien (Bundesstaat Rio de Janeiro) [3]. Lebensraum und LebensweiseDas Goldgelbe Löwenäffchen ist ein Bewohner des Atlantischen Regenwalds bis auf eine Höhe von ca. 500 m der einen Jahresniederschlag von etwa 1'500 mm aufweist. Die Tiere sind ziemlich anpassungsfähig und kommen auch mit Sekundär- und stark beeinträchtigtem Wald zurecht, vorausgesetzt es sind als Schlafplätze geeignete Baumhöhlen und eine ausreichende Nahrungsbasis vorhanden. Sie sind tagaktiv und sind während der warmen Regenzeit länger unterwegs als während der kühlen Trockenzeit. Sie ernähren sich von Früchten, Blüten und Nektar, auch von Baumexsudaten, obwohl ihr Gebiss nicht speziell dazu eingerichtet ist, Baum- und Lianenrinden anzunagen, sowie von Kleintieren, einschließlich Insekten, Spinnen, Schnecken, Baumfröschen und Echsen. Sie leben typischerweise in Gruppen von 3-11, im Mittel 5-6 Tieren, darunter meist nur ein adultes Paar. Die Größe der Streifgebiete schwankt regional zwischen 21 und 229 ha [1; 5; 7]. In ihrem Ursprungsgebiet bringt das Zuchtweibchen der Gruppe nach einer Tragzeit von etwa 125-132 Tagen meist im September-November in der Regel Zwillinge mit einem Geburtsgewicht von etwa 50-65 g zur Welt. Gelegentlich kann es zwei Würfe in einem Jahr im Abstand von etwa 194 Tagen geben. Die Jungen werden mit etwa drei Monaten entwöhnt und sind mit ca. 15 Monaten geschlechtsreif [1; 5; 7]. Gefährdung und SchutzDa grosse Teile des Atlantischen Regenwaldes abgeholzt wurden, hat das Goldgelbe Löwenäffchen nur noch ein kleines Verbreitungsgebiet, von dem 1974 ein kleines Stück als Schutzgebiet ausgewiesen wurde. Seit 1982 gilt es als stark gefährdete Tierart (Rote Liste: ENDANGERED). Von 1996 bis 2003 war es sogar als unmittelbar vom Aussterben bedroht eingestuft worden [1; 10]. Der internationale Handel ist durch CITES-Anhang I eingeschränkt. Zoogestützte Artenschutzprojekte (Beispiele):
Bedeutung für den MenschenGoldene Löwenäffchen wurden früher als Heimtiere oder für den Tierhandel gefangen [4]. Von 1977-2017 bewilligte Brasilien nebst Wissenschaftsmaterial nur 7 lebende Wildfänge zur Ausfuhr. Im selben Zeitraum (effektiv ab 1980) wurden weltweit 505 Nachzuchttiere international abgegeben, wichtigste Ausfuhrländer waren die USA und Großbritannien [2]. HaltungDas nach WEIGL älteste bekannte Goldene Löwenäffchen wurde im Houston Zoo geboren und an den San Antonio Zoo abgegeben, wo er im Alter von 31 Jahren und 7 Monaten starb [6]. Nach den "Best practice"-Leitlinien der EAZA soll Löwenäffchen tagsüber ein Gesamtvolumen (innen / außen) von 32.5 m³ (3+10 m² / 2.5 m hoch) zur Verfügung stehen, wobei das Gehege unterteilbar sein soll [1]. In verschiedenen Zoos (z.B. Eberswalde, Frankfurt, Köln, Krefeld, Landau, Stuttgart) wurden Goldene Löwenäffchen erfolgreich mit anderen Primaten (Callithrix pygmaea, Callithrix jacchus, Saguinus fuscicollis, Saguinus midas, Pithecia pithecia) sowie Nagetieren (Cavia aperea, Dasyprocta sp., Myoprocta acouchy) und Schildkröten (Geochelone carbonaria) vergesellschaftet [9]. Seit 1970 existiert ein Internationales Zuchtbuch, das am Zoo Atlanta geführt wird. 2018 gab es weltweit 560 registrierte Tiere in 159 Einrichtungen I11]. Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in über 80 Zoos gehalten, von denen sich etwa ein Dutzend im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste. Es gibt ein Europäisches Erhaltungszuchtprogramm seit 1993, das als "New Style-"EEP vom Bristol Zoo koordiniert wird. Forschung im Zoo (Beispiel): Am Zoo Basel wurde an verschiedenen Primatenarten, darunter Leontopithecus rosalia, eine vergleichende Studie über altruistisches Verhalten durchgeführt [4]. Mindestanforderungen an Gehege: Die auf dem Tierart-Datenblatt für den Rotbauchtamarin gemachten Angaben zum Säugetiergutachten 2014 , zur Stellungnahme der Tierschutzsachverständigen der Zoos und zu den EAZA-Haltungsrichtlinien [1] gelten auch für diese Art. Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2024) schreibt für bis zu 5 Tieren ein Innengehege mit einer Fläche von 3 m² und 2 m Höhe vor. Für jedes weitere Adulttier ist die Fläche um 0.5 m² zu ergänzen. Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) muss die Haltung paarweise oder in kleinen Familiengruppen erfolgen. Dazu ist ein Innengehege mit einer Fläche von 10 m² und einer Höhe von 2.5 m erforderlich. Taxonomie und NomenklaturDie erste Kunde über Goldgelbe Löwenäffchen stammt von Antonio PIGAFETTA, dem Chronisten Ferdinand MAGELLANs, der sie als "prachtvolle, affenähnliche Katzen, ähnlich einem kleinen Löwen" beschrieb [10]. 1766 wurde die Art von Carl von LINNÉ als "Simia rosalia" erstmals wissenschaftlich beschrieben. Zum heute gültigen Gattungsnamen kam sie durch den französischen Arzt und Naturforscher René Primevère LESSON, der 1840 einen "Leontopithecus marikina" beschrieb, bei dem es sich herausstellte, dass dieser mit dem Goldenen Löwenäffchen identisch war. Als Gattungssynonym war sehr lange "Leontocebus" im Umlauf, ferner der auch in GRZIMEKs Tierleben verwendete Name "Leontideus". Bis 2000 wurden die verschiedenen Löwenäffchen-Formen als Unterarten, seitdem als Arten eingestuft. Sie haben kleine, voneinander deutlich getrennte Verbreitungsgebiete, sodass es im Freiland nicht zu Hybridisierungen kommen kann [1; 3; 7; 8]. |
Literatur und Internetquellen
- CARROLL, B. (ed., 2002) / BARRÃO RUIVO, E. (ed. 2010)
- CITES TRADE DATA BASE
- KIERULFF, M.C.M. et al. (2008). Leontopithecus rosalia. The IUCN Red List of Threatened Species 2008: e.T11506A3287321. http://www.iucnredlist.org/details/11506/0. Downloaded on 18 May 2018.
- RICHIGER, R. (2012)
- SCHRÖPEL, M. (2010)
- WEIGL, R. (2005)
- WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
- WILSON, D. E. & REEDER, D. M. (2005)
- ZIEGLER, T. (2002)
- KLEIMAN, D. G. & RYLANDS, A. B. (eds., 2002)
- BAIRRÃO RUIVO, E., STEVENSON, M. et al. (eds., 2019). EAZA Regional Collection Plan for Callitrichids: Final Report. EAZA Executive Office, Amsterdam.