Glattotter (Lutrogale perspicillata) im Zoo Prag
© Wolfgang Dreier, Berlin
Überordnung: LAURASIATHERIA
Ordnung: Raubtiere (CARNIVORA)
Taxon ohne Rang: Landraubtiere (FISSIPEDIA)
Unterordnung: Hundeartige (Caniformia)
Familie: Marderverwandte (Mustelidae)
Unterfamilie Otter (Lutrinae)
Glattotter
Lutrogale perspicillata • The Smooth-coates Otter • La à pelage lisse
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Wegen ihrer Lebensweise und kulturellen Bedeutung sind Fischotter von zoopädagogischem Interesse und auch für das allgemeine Publikum attraktiv, sofern man ihnen Anreize bietet, sich tagsüber zu zeigen. Der regional bedrohte oder ausgestorbene Europäische Fischotter wird deutlich häufiger gezeigt, als sein sehr ähnlicher nordamerikanischer Verwandter, weil nur wenige europäische Zoos einen Schwerpunkt auf die Haltung nordamerikanischer Tiere legen und daher die bei uns heimische Art bevorzugen. Körperbau und KörperfunktionenDer Glattotter ist ein mittelgroßer Vertreter der Lutrinae. Er erreicht eine Kopf-Rumpflänge von 59-75 cm, eine Schwanzlänge von 37-45 cm und ein Gewicht von 7-11(5-12) kg. Vom Fischotter unterscheidet er sich durch einen massiveren Kopf, größere Zähne, ein kurzes glattes Fell und ein dorsoventral abgeplattetes Schwanzende. Die Form des großen, nackten Nasenspiegels ist ähnlich wie beim Kanada-Otter Die Fähen haben 2 Paar Zitzen. Das Fell ist rot- bis dunkelbraun, unterseits heller. Tiere der Unterart sindica aus Pakistan sind heller gefärbt und kleiner als die übrigen [4; 5; 6; 8]. VerbreitungSüd- und Südostasien: Bangladesch, Bhutan, Brunei, China, Indien, Indonesien Irak, Kambodscha, Laos, Malaysia, Myanmar, Nepal, Pakistan, Thailand, Vietnam [3]. Lebensraum und LebensweiseDer Glattotter lebt im Tiefland bis auf eine Höhe von etwa 700 m. Er besiedelt große Flüsse, Seen, Sumpf- und Mangrovenwälder, Reisfelder sowie Mündungsgebiete. Er ist überwiegend tagaktiv. Die Tiere ernähren sich vorab von Fischen, fangen aber auch Amphibien, Reptilien, Vögel, Kleinsäuger, Krebstiere, Weichtiere und Insekten. Die Streifgebiete erstrecken sich in Flüssen über 12 km. Als Bestandsdichten werden 1-1.3 Tiere pro km Flusslauf angegeben [3; 4; 6; 8]. In manchen Gebieten gibt es keine feste Fortpflanzungsperiode, in Indien und Nepal fällt diese auf den Winter. Nach einer Tragzeit von rund 60-63 Tagen wirft die Fähe 1-5 Welpen. Diese sind bei der Geburt blind, öffnen ihre Augen mit rund 21-28 Tagen, verlassen das Nest mit 40 Tagen und fangen mit 45-50 Tagen an zu schwimmen. Sie werden 3½ -4½ Monate gesäugt, nehmen aber schon ab der 7. Woche feste Nahrung zu sich. Mit etwa 3 Monaten kommen sie erstmals mit Wasser in Kontakt. Sie können beim Elternpaar bleiben, auch nachdem der nächste Wurf zur Welt gekommen ist, sodass sich Gruppen bis zu etwa 11 Tieren bilden [4; 6; 8]. Gefährdung und SchutzEs gibt keine verlässlichen Angaben zum Bestand des Glattotters. Da aber sein Lebensraum schwindet, er in nicht-nachhaltiger weise bejagt und illegal gehandelt wird, geht man von einer Abnahme der Bestände aus. Seit 1996, letztmals überprüft 2014 wird er daher als gefährdete Tierart (Rote Liste: VULNERABLE) eingestuft [3]. Der internationale Handel wird nach CITES-Anhang I eingeschränkt. Zoogestütztes Artenschutzprojekt (Beispiel):
Bedeutung für den MenschenGlattotter werden zur Gewinnung von Fleisch, Körperteilen für die Zwecke der traditionellen chinesischen Medizin und Pelzfellen zumeist illegal gejagt [3]. Von 1977-2019 wurden nur 15 lebende Wildfänge von ihren Ursprungsländern zur Ausfuhr genehmigt, ferner 2'548 Pelzfelle. Nach 1997 wurden keine Exporte mehr registriert. In derselben Periode wurden weltweit 19 Nachzuchttiere international gehandelt [2]. HaltungEin noch vor dem 1. Weltkrieg im Londoner Zoo gehaltenes Tier erreichte ein Alter von 15 Jahren und 5 Monaten [7]. Die Erstzucht außerhalb der Heimatländer glückte 1971 im Twycross Zoo [1]. Haltung in europäischen Zoos: Die Art war in Europa nie häufig. Gegenwärtig (2023) wird sie in etwa 15 Institutionen gezeigt, hauptsächlich in England und Frankreich. Da in den letzten Jahren mehrere Zoos Nachzuchten verzeichnen konnten, zeigt der Trend etwas nach oben. Für Details siehe Zootierliste. Das seit 2024 bestehende europäische Erhaltungszuchtprogramm (New Style EEP) wird vom Zoo Colchester koordiniert. Mindestanforderungen an Gehege: Nach Säugetiergutachten 2014 des BMEL sollen für ein Tier ein Außengehege mit einer Landfläche von 20 m², einer Wasserfläche von 15 m² und einem Wasservolumen von 15 m³ vorhanden sein. Für jedes weitere verträgliche, erwachsene Tier sollen die Landfläche um 15 m² und die Wasserfläche um 10 m² erweitert werden. Ferner ist ein gleich großes Innengehege erforderlich. Vermutlich ist es auch statthaft, in einer Tropenhalle nur ein Innengehege anzubieten. Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für 1-2 Fischotter ein Außengehege mit einer Landfläche von 40 m², einer Wasserfläche von 20 m² und einer mittleren Tiefe von 0.8 m vor. In der Vorgängerversion der Verordnung war für den Landteil eine Fläche von nur 25 m² vorgeschrieben. Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) sind für ein Paar ein Außengehege mit einer Land- und Wasserfläche von je 25 m², einer Raumhöhe von 2 m² und einer Wassertiefe von 0.5 m erforderlich. Dass die Wasserfläche 50% der Gesamtfläche ausmachen soll, widerspricht sämtlichen Haltungsempfehlungen und die Festlegung einer Raumhöhe ist überflüssig. Taxonomie und NomenklaturDer Glattotter wurde 1826 von dem französischen Zoologen Isidore GEOFFROY SAINT-HILAIRE dem Gründer der Société nationale d'acclimatation, die im Bois de Boulogne einen Zoo betrieb, unter dem heute noch oft verwendeten Namen "Lutra perspicillata" erstmals wissenschaftlich beschrieben. Die heute offiziell gültige, bis in die 1990er-Jahre meist als Untergattung verwendete Gattungsbezeichnung Lutrogale wurde 1865 von John Edward GRAY vom British Museum in London eingeführt. Es werden gegenwärtig drei Unterarten anerkannt [8; 9]. |
Literatur und Internetquellen
- BADHAM, M. (1973)
- CITES TRADE DATA BASE
- DE SILVA, P. et al. (2015). Lutrogale perspicillata. The IUCN Red List of Threatened Species 2015: e.T12427A21934884. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2015-2.RLTS.T12427A21934884.en . Downloaded on 27 November 2020.
- HWANG, Y. T. & LARIVIÈRE, S. (2005). Lutrogale perspicillata. Mammalian Species 786: 1-4). https://doi.org/10.1644/786.1
- PUSCHMANN, W., ZSCHEILE, D., & ZSCHEILE, K. (2009)
- SMITH, A. T. & XIE, Y. (Hrsg., 2008)
- WEIGL, R. (2005)
- WILSON, D. E. & MITTERMEIER, R.A. eds. (2009-2019)
- WILSON, D. E. & REEDER, D. M. (2005)