Dromedarstute (Camelus dromedarius) mit Fohlen im Zoo Berlin
© Zoo Berlin (Pressefoto)
Überordnung: LAURASIATHERiA
Taxon ohne Rang: CETARTIODACTYLA
Ordnung: Paarzeher (ARTIODACTYLA)
Unterordnung: Schwielensohler (Tylopoda)
Familie: Kamele(Camelidae)
Tribus: Altweltkamele (Camelini)
Dromedar
Camelus dromedarius • The Dromedary • Le dromadaire
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Dromedare sind nicht nur äußerst populäre Zootiere, sondern wegen ihrer anatomischen und physiologischen Besonderheiten, ihrer Lebensweise und kulturellen Bedeutung auch von hohem zoopädagogischem Wert. Obwohl Haustiere, können sie als Botschafterarten für den Schutz von Grasländern und anderen ariden Lebensräumen dienen. Körperbau und KörperfunktionenDas einhöckerige Dromedar gehören mit einer Kopf-Rumpflänge von bis zu 345 cm, einer Höhe (mit Höcker) von bis zu 230 cm und einem Gewicht von 400-600 kg zu den größten Huftieren. Neben den aus Fett- und Bindegewebe bestehenden Höckern weisen sie noch eine Reihe weiterer anatomischer Besonderheiten auf: die Oberlippe ist gespalten und dient als Greiforgan, die Nasenlöcher sind verschliessbar, im Oberkiefer fehlen die mittleren Schneidezähne, die 2. Schneidezähne sind nach hinten verlagert und erscheinen im definitiven Gebiss als eckzahnartige Hauer. Auch der obere Eckzahn ist stark vergrößert und erinnert an den Reißzahn eines Raubtiers. Am Hinterkopf befinden sich bei Stuten und Hengsten ein Paar Brunstdrüsen, beim Hengst ist das Gaumensegel als "Brüllsack" ausgebildet, der Magen ist, anders als bei den "echten" Wiederkäuern, dreihöhlig (der Psalter fehlt bzw. ist nicht klar vom Labmagen abgesetzt), am Oberschenkel hat es keine Spannhaut (Kniefalte), die Zehenknochen verlaufen nicht in einer geraden, sondern einer gebrochenen Linie. Das Nagelendglied trägt einen kleinen Nagel mit gekrümmter Hornwand, der Fuss ist mit einem hochelastischen Sohlenpolster aus Binde- und Fettgewebe versehen und weist eine breite Auftrittsfläche auf [1; 2; 3; 4; 6]. Die Färbung des Fells ist sehr variabel. Am häufigsten sind lichtsandfarbene; doch gibt es auch graue, braune und ganz schwarze Kamele oder solche mit blassen oder lichteren Füßen. Auch Schecken kommen vor. Schwarzen Kamele werden als minderwertig angesehen und deshalb schon in früher Jugend geschlachtet Jüngere Tiere unterscheiden sich von den älteren durch das weiche Wollhaar, welches sie am ganzen Körper bedeckt [1]. Zu den physiologischen Besonderheiten gehört der geringe Wasserbedarf, der darauf beruht, dass die Tiere ihre Körpertemperatur von 34 °C auf über 40-42°C erhöhen können. Die extreme Hitze wird im Körper gespeichert und während der Nacht bei kühleren Temperaturen abgegeben, ohne dass die Tiere Wasser verlieren. Erst nach Erreichen der maximalen Körpertemperatur beginnt ein Kamel zu schwitzen [5]. Bei geringer Wasserversorgung wird der Kot eingedickt und der Harn konzentriert, um den Wasserverlust zu minimieren. Dehydrierte Dromedare können über 30% ihres Körpergewichts verlieren, andererseits aber binnen weniger Minuten 100-200 Liter Wasser aufnehmen, was ca. 30% ihres Körpergewichts entspricht. Entgegen einer weitverbreiteten Meinung wird dieses Wasser nicht im Höcker, sondern in den Vormägen gespeichert, deren Wände teilweise mit etwa 1000 sackartigen Strukturen bedeckt sind, in denen Wasser gespeichert werden kann. Die Tiere können über eine gewisse Zeit mit sehr wenig Futter, etwa 2 kg Trockensubstanz pro Tag, auskommen. Ein arbeitendes Lastdromedar, das während 6 Stunden pro Tag ca. 130-220 kg tragen muss, benötigt etwa 8-12 kg Trockensubstanz [7; 8; 9]. Zum Ruhe und Schlafen können Dromedare unterschiedliche Körperhaltungen einnehmen: Kauerlage, Bauch-Seitenlage, gestreckte Bauchlage, gestreckte Seitenlage [10]. VerbreitungDas Dromedar findet man zur Hauptsache in Nord- und Ostafrika, und dem Nahen und Mittleren Osten von der Türkei bis Arabien und ostwärts bis nach Indien. Eine große, verwilderte Population lebt in Australien, wo die Tiere bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts als Nutztiere importiert worden waren, kleinere eingeführte Bestände gibt es in Namibia und der Nordkap-Provinz Südafrikas, den Kanarischen Inseln und dem Balkan. Auch in die USA, nach Italien und Spanien wurde das Dromedar eingeführt, ist dort aber wieder ausgestorben. Eine 1829 im Coto Doñana freigesetzte Herde lebte dort bis in die 1950er-Jahre [3]. Lebensraum und LebensweiseDromedare sind an ein Leben in subtropischen Wüsten, Halbwüsten und Trockensteppen angepasst. Sie ernähren sich von Kräutern, Gräsern, Zweigen, Rinde und Laub. Verwilderte Dromedare Bilden Verbände aus Stuten und deren Nachkommen. Hengste sind außerhalb der Paarungszeit Einzelgänger oder leben in Junggesellengruppen [2; 3]. Bedeutung für den MenschenWirtschaftliche Bedeutung: Dromedare sind für das Leben der Nomaden der westasiatischen und nordafrikanischen Wüsten und Trockensteppen lebenswichtig. Sie werden als Reit- und Lasttiere eingesetzt, im arabischen Raum gar zur Veranstaltung von Rennen, und liefern Fleisch, Milch, Wolle, Leder und Dung als Brennstoff. Die Milch hat nicht nur einen großen Nährwert, sondern auch einen Vitamin-C-Gehalt, der vier- bis sechsmal so hoch ist, wie der von Kuhmilch und daher oft die wichtigste Vitamin-C-Quelle für die Bevölkerung darstellt [3; 4]. Laut BREHM unterscheidet "der Araber mehr als zwanzig verschiedenartige Rassen der Wüstenschiffe", die sich je nach Zuchtrichtung und Verwendungszweck deutlich unterscheiden. "Zwischen einem »Bischarín«, oder einer Rasse, welche von den Bischarín-Nomaden gezüchtet wird, und dem egyptischen Lastkamele macht sich ein eben so großer Unterschied bemerklich wie zwischen einem arabischen Rosse und einem Karrengaule. Das erstgenannte Kamel ist das vorzüglichste Reitthier, das letztere das kräftigste Lastthier unter allen." [1] Kulturelle Bedeutung: Das Kamel, womit wohl eher das auf Arabisch "dʒamal" genannte Dromedar als das Trampeltier gemeint ist, ist Gegenstand mehrerer Fabeln: Haltung im ZooHaltung in europäischen Zoos: Dromedare werden in rund 120 europäischen Zoos gehalten, davon befinden sich rund ein Sechstel im deutschsprachigen Raum. Für Details siehe Zootierliste. Nach dem Säugetiergutachten 2014 des BMEL ist Dromedaren ein Innengehege mit einer Fläche von mindestens 15 m² pro Tier einzurichten, weil das Dromedar (im Gegensatz zum Trampeltier) nicht winterhart sei. Tatsächlich überlappen sich aber die Verbreitungsgebiete von Dromedar und Trampeltier. Dromedare kommen z.B. in Turkmenistan und Kasachstan vor, wo die mittlere Monatstemperatur im Winter tagsüber bei unter 0°C und nachts bei -8 bis -9°C liegt. Auch in der Arabischen Wüste fallen die Nachttemperaturen im Winter auf 0°C. Die Tiere sind also kältetolerant, und da die Verweildauer im Stall relativ kurz ist, sind 8 m² ausreichend, wie im Falle der Trampeltiere, wenn diesen ein Stall und nicht nur ein Unterstand zur Verfügung gestellt wird. Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für 3 Kamele ein Gehege von 300 m² und für jedes weitere 50 m² mehr sowie pro Tier einen Stallplatz von 8 m² vor. Die 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) fordert für 5 Kamele ein Gehege von 800 m², für jedes weitere 80 m² sowie pro Tier einen auf 10°C heizbaren Stallplatz von 15 m². Taxonomie und NomenklaturDas Dromedar wurde 1758 von Carl von LINNÉ als Camelus dromedarius erstmals wissenschaftlich beschrieben. Es ist keine Wildform bekannt,aber es wird vermutet, dass diese auf der Arabischen Halbinsel lebte und vor mehreren tausend Jahren ausstarb. Im Alten Testament wird das Tier unter dem Namen Gamal sehr häufig erwähnt. Hiob besaß (wohl im 6. Jhdt. vor unserer Zeitrechnung) 3'000, später 6'000 Kamele [1]. Trampeltier und Dromedar lassen sich kreuzen. Die Nachkommen werden Tulus genannt. Sie haben nur einen eingedellten Höcker und sind fruchtbar [3; 4]. |
Literatur und Internetquellen
- BREHM, A. E. (1882-1887)
- GRIMMBERGER & RUDLOFF (2009)
- GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
- MÜNCHAU, B. (1980)
- TVT (2005)
- WILSON, & MITTERMEIER (2011)
- WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
- ALLOUCH, G. (2016)
- KÖHLER-ROLLEFSON, I. U. (1991)
- HASSENBERG, L. (1965)