Rotbüffel (Syncerus caffer nanus) im Zoo Dresden
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern
Überordnung: LAURASIATHERIA
Taxon ohne Rang: CETARTIODACTYLA
Ordnung: Paarzeher (ARTIODACTYLA)
Unterordnung: Wiederkäuer (Ruminantia)
Unterfamilie: Echte Rinder (Bovinae)
Tribus: Rinder i. e. S. (Bovini)
Rotbüffel
Syncerus caffer nanus • The Forest Buffalo • Le buffle nain ou buffle de forêt
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Der waldlebende Rotbüffel ist wesentlich kleiner als der Kaffernbüffel der Savannen, ist aber immer noch ein imposantes Tier, das durch seine Färbung auffällt und sich daher gut als Botschafter für die zunehmend bedrohten Regenwälder West- und Zentralafrikas eignet. In europäischen Zoos ist er etwa doppelt so oft zu sehen als der Kaffernbüffel. Körperbau und KörperfunktionenMit einer Kopf-Rumpflänge von 180-220 cm, einer Schwanzlänge von 70 cm, einer Schulterhöhe von 100-130 cm und einem Gewicht von 265-320 kg ist der Rotbüffel deutlich kleiner als die anderen Unterarten des Kaffernbüffels. Damit illustriert er beispielhaft die von dem in Berlin tätigen Säugetierkundler Max HILZHEIMER formulierte Urwald-Steppen-Regel, nach der bei nahe verwandten Tierformen der Waldbewohner stets den kleineren und primitiveren, der Steppenbewohner den größeren und höher entwickelten Typ darstellt. Rotbüffel haben vergleichsweise kurze, spitz zulaufende, nach hinten weisende und meist nach oben und außen gerichtete Hörner, deren Basen weit auseinanderstehen und nicht wie beim eigentlichen Kaffernbüffel helmartig verbreitert sind. Die Behaarung ist dicht, leuchtend rot bis rotbraun, an den Beinen schwarzbraun bis schwarz und bei Bullen und älteren Kühen am Kopf und eventuell Hals schwärzlich. In den Ohren und an deren Rändern befinden sich lange gelblich Fransenhaare. Junge Rotbüffel haben eine goldbraune Fellfarbe die mit zunehmendem Alter ins namensgebende Rotbraune wechselt. Auch das anfänglich noch recht dichte Haarkleid wird mit dem Alter schütterer. Die braunen Strümpfe, das dunkle Maul und die schwarze untere Hälfte des Ohres behalten die Büffel ihr Leben lang, doch die Kontraste sind beim Jungtier besonders ausgeprägt [2; 6]. VerbreitungRegenwälder in Zentral- und Westafrika: Aequatorial-Guinea, Angola, Kamerun, Kongo, Kongo Dem., Nigeria, São Tomé & Principe, Zentralafrikan. Republik [1; 6]. Lebensraum und LebensweiseRotbüffel besiedeln offenes Gelände innerhalb des Tiefland-Regenwalds, wie Waldlichtungen, Schwemmebene etc., Waldsavannen und Buschland. Sie ernähren sich von Gräsern, Tagblumen (Commelinaceae), Kräutern, Wasserpflanzen, Farnen und Moosen. Sie bilden kleine, relativ stabile Gruppen von meist 3-24(-46) Individuen, die keine großen Streifgebiete benötigen, oder leben paarweise oder einzeln. Die Fortpflanzung verläuft nicht saisonal [2; 6]. Gefährdung und SchutzFür den Rotbüffel gibt es nur wenige Informationen über den globalen Bestand, eine grobe Schätzung geht von 60'000 Individuen aus. Er scheint in offenen, grasreichen Waldbereichen recht häufig zu sein; in geschlossenen Waldregionen ist er seltener. Da der Rotbüffel von der IUCN zusammen mit dem Savannenbüffel beurteilt wird, gilt er seit 2019 als potenziell gefährdet (Rote Liste: NEAR THREATENED) [1]. Der internationale Handel ist nicht durch CITES geregelt. Die Einfuhr aus den Ursprungsländern ist wegen der restriktiven Veterinärbestimmungen der EU so gut wie ausgeschlossen. Bedeutung für den MenschenRotbüffel werden zur Gewinnung von Fleisch zumeist illegal bejagt. In Kamerun, der Republik Kongo und der Zentralafrikanischen Republik werden Jagdsafaris angeboten. Als "Trophy Fee" werden für Kamerun 1'500 USD, für die Zentralafrikanische Republik 5'000 € angegeben [3; Online-Inserate 2019]. HaltungRotbüffel werden gelegentlich mit Primaten, z.B. Drills oder Meerkatzen, oder mit Pinselohrschweinen vergesellschaftet. Im Safaripark Woburn leben sie in einem 20 ha großen Gehege zusammen mit Breitmaulnashörner, Watussirindern, Elenantilopen, Rappenantilopen und Streifengnus. Das von WEIGL angegebene Höchstalter beträgt 29 Jahre und 8 Monate, erreicht von einem im Zoo de Vincennes, Paris, gehaltenen weiblichen Tier [5]. Haltung in europäischen Zoos: Rotbüffel werden in rund 25 Zoos gehalten, von denen sich etwa ein Fünftel im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste. Seit 2020 gibt es ein "New Style EEP", das vom Zoo Dresden koordiniert wird. Mindestanforderungen an Gehege: Nach Säugetiergutachten 2014 des BMEL soll für bis zu 5 Tieren ein Gehege von mindestens 400 m² zur Verfügung stehen, für jedes weitere Tier 30 m² zusätzlich. Stallfläche 6 m²/Tier. Das Säugetiergutachten gibt vor, dass für tropische Rinderarten die Stalltemperatur mindestens 18°C betragen muss. Dies wäre auf den aus Zentralafrika stammenden Rotbüffel anwendbar. Rinderställe werden aber in der Regel ohne Schaden für die Tiere nicht beheizt, es sei denn es würden darin auch kleinere Tiere, wie Antilopen, gehalten. Die vom Gutachten für Einzelboxen vorgegebenen 6 m² sind für Rotbüffelbullen oder Kühe mit Kalb etwas knapp, bei Neubauten sollte man sie größer dimensionieren. Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2024) schreibt für bis zu 5 Tieren ein Gehege vor, dessen Grundfläche 500 m² misst. Für jedes weitere Tier kommen 80 m² zur Basisflächen dazu. In der Stallung ist für jedes Tier 8 m² anzubieten. Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) sind für 1-5 Tiere 800 m² erforderlich, für jedes weitere 80 m² mehr, ferner eine Stallfläche von 10 m²/Tier. Die Stalltemperatur muss mindestens 18ºC betragen. Die Tiere sind paarweise, in Familiengruppen oder Herden zu halten. Taxonomie und NomenklaturDer Rotbüffel war 1785 von dem niederländischen Arzt und Naturforscher Pieter BODDAERT als "Bos nanus" erstmals wissenschaftlich beschrieben worden. In der Folge wurde er als Unterart des Kaffernbüffels betrachtet und kam so in die 1847 von Brian Houghton HODGSON, einem in Nepal und Indien niedergelassenen englischen Naturforscher und Ethnologen, aufgestellte Gattung Syncerus. Syncerus wurde ab 1913 als monotypische Gattung mit verschiedenen Unterarten angesehen. Im Rahmen der umstrittenen Huftier-Taxonomie von 2011 wurden die Unterarten aufgrund kraniometrischer Untersuchungen zu vollen Arten aufgewertet, was zwar vom Handbook of the Mammals of the World übernommen, von der IUCN jedoch abgelehnt wurde. Der Artstatus ist insofern nicht zu vertreten, als es in den Grenzgebieten zwischen den einzelnen "Arten" ausgedehnte Hybridzonen gibt. Wir haben es also faktisch mit einer Kline zu tun, wie z.B. bei den Zebras, bei der es zwar phänotypisch massive Unterschiede zwischen verschiedenen Populationen, jedoch zwischen diesen auch fließende Übergänge gibt [1; 3; 6; 7]. |
Literatur und Internetquellen
- GROVES, C.P. & GRUBB, P. (2011)
- GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
- IUCN SSC Antelope Specialist Group. (2019). Syncerus caffer. The IUCN Red List of Threatened Species 2019: e.T21251A50195031. http://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2019-1.RLTS.T21251A50195031.en . Downloaded on 25 July 2019.
- PUSCHMANN, W., ZSCHEILE, D., & ZSCHEILE, K. (2009)
- WEIGL, R. (2005)
- WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
- WILSON, D. E. & REEDER, D. M. (2005)