Vipern

Kleinasiatische Bergotter

Kleinasiatische Bergotter (Montivipera xanthina) im Tierpark Bern Kleinasiatische Bergotter (Montivipera xanthina) im Tierpark Bern
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Ordnung: Schuppenkriechtiere (SQUAMATA)
Unterordnung: Schlangen (SERPENTES)
Überfamilie: Nattern- und Vipernartige (Colubroidea oder Xenophidia)
Familie: Vipern (Viperidae)
Unterfamilie: Echte Vipern (Viperinae)

D NT 650

Kleinasiatische Bergotter

Montivipera xanthina • The Ottoman Viper • La vipère ottomane

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Kleinasiatische Bergotter (Montivipera xanthina) im Tierpark Bern © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Approximative Verbreitung der Kleinasiatischen Bergotter (Montiipera xanthina). Rot: Fundort von M. x. varoli

 

 

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Kleinasiatische Bergotter (Montivipera xanthina) im Tierpark Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Kleinasiatische Bergotter (Montivipera xanthina) im Tierpark Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Kleinasiatische Bergotter ((Montivipera xanthina) im Muséum d'histoire naturelle de Nantes. Foto Patrick JEAN. Gemeinfrei.

 

 

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Kleinasiatische Bergotter ((Montivipera xanthina), Jungtier aus Thrakien in Griechenland © Benny Trapp, Wuppertal. Übernommen aus Wikimedia Common unter der Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported-Lizenz

 

 

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Holotyp von Montivipera xanthina varoli n. subsp. von den Geyik-Bergen, Antalya, Türkei. Abbildung aus der Originalbeschreibung in Ecologica Montenegrina 22: 214-225(2019)

 

 

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Die Kleinasiatische Bergotter ist eine nicht-gefährdete Vipernart aus Griechenland und der Türkei, die zwar öfters von Hobby-Herpetologen gefangen und gehalten wird, in Zoos aber im Gegensatz zur Sandotter oder den beiden einheimischen Vipernarten nur selten zu sehen ist.

Körperbau und Körperfunktionen

Die Kleinasiatische Bergotter wird typischerweise etwa 70-95 cm lang und bis 380 g schwer, gelegentlich gibt es Exemplare von 120 cm Länge. Tiere der Unterart M. x. nilsoni werden größer, Männchen bis gegen 140 cm lang und bis 1'300 g schwer. Der Kopf ist deutlich vom Körper angesetzt. Die Überaugenschilder sind auffällig schräg nach oben gestellt. Die Färbung ist meistens hellgrau, gelegentlich gelblich oder hellbraun, mit einem sehr dunklen und stark kontrastierenden, unregelmäßigen Wellenband auf dem Rücken, unterschiedlich geformten Flecken auf den Seiten, zwei V-förmig aufeinander zulaufenden Streifen auf der Kopfoberseite und davor stets zwei kleinen Punkten [3; 6; 8].

Verbreitung

Kleinasien, Ägäischer Raum: Griechenland (Nordöstliches Festland (Thrakien, Rhodopen) und die Inseln Lesbos, Chios, Samos, Patmos, Leipsoi, Leros, Kalymnos, Kos, Symi, Chalki und Inousses), Türkei (westliche Hälfte Kleinasiens) [2; 8].

Lebensraum und Lebensweise

Die Kleinasiatische Bergotter besiedelt lockere Wälder, felsige Gebiete mit Hartlaubvegetation (Macchia, Garrigue), Felsfluren und Gebirgssteppen bis auf eine Höhe von 2'000-2'500 m. Sie geht auch in Gärten und Ackerland und ist in Olivenhainen und Ruinen anzutreffen, gerne in Wassernähe. Die Tiere sind während des Sommers überwiegend nachtaktiv, im Frühjahr Herbst tagaktiv. Zwischen Oktober-Dezember und März-April kann es je nach klimatischen Bedingungen zu einer bis zu sechs Monate dauernden Winterruhe, kommen. Die Art ist ovovivipar. Die beim Schlupf ca. 20 cm langen 2-24 Jungen werden im Mai-August geboren. Sie ernähren sich am Anfang hauptsächlich von Eidechsen [2; 5; 6].

Gefährdung und Schutz

Einzelne Populationen in Westanatolien nehmen wegen erhöhter Sammeltätigkeit durch Liebhaber oder für den internationalen Tierhandel ab, und gebietsweise werden die Tiere von der Landbevölkerung verfolgt. Gesamthaft gesehen werden aber die Bestände der relativ weit verbreiteten Art als stabil betrachtet, weshalb sie 2006, letztmals überprüft 2008 als nicht gefährdet (Rote Liste: LEAST CONCERN) eingestuft wurde [2].

Der internationale Handel wird durch CITES nicht geregelt.

Bedeutung für den Menschen

Die Art befindet sich im internationalen Tierhandel, genaue Daten sind dazu nicht verfügbar [2].

Haltung

Die Kleinasiatische Bergotter gehört zu den "Gefahrtieren", deren Haltung in manchen deutschen Bundesländern unter sicherheitspolizeilichen Aspekten eingeschränkt oder geregelt ist . Sie gilt als sehr aggressiv und soll ohne Vorwarnung zubeißen. Die Deutsche Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde (DGHT) und der Verband Deutscher Verein für Aquarien- und Terrarienkunde (DVA) haben zu dieser Thematik einen Leitfaden herausgegeben [4].

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird gegenwärtig (2023) in weniger als 10 Institutionen gezeigt, davon fünf im deutschsprachigen Raum. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: Nach Reptiliengutachten 1997 des BMELF soll ein Terrarium für zwei etwa gleich lange Tiere mindestens 1.25x so lang und 0.75x so breit sein wie die Gesamtlänge eines Tieres. Die Höhe soll die Hälfte der Gesamtlänge betragen. Für jedes weitere Tier ist das Terrarienvolumen unter Beibehaltung der Proportionen um 20% zu erhöhen.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für 1-2 Tiere ein Gehege vor, dessen Grundfläche dem 1.0x0.5-fachen und dessen Höhe der Hälfte der Gesamtlänge eines Tiers entsprechen. In der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) ist die Art nicht erwähnt. Es gelten die allgemeinen Bestimmungen für die Haltung von Schlangen.

Taxonomie und Nomenklatur

Die Kleinasiatische Bergviper wurde 1849 von dem britischen Zoologen George Robert GRAY als "Daboia xanthina" erstmals wissenschaftlich beschrieben. Der am Zoologischen Museum St. Petersburg tätige Zoologe Alexander Strauch stellte sie 1869 in die Gattung Vipera, innerhalb derer sie später zusammen mit 6 weiteren Arten der Gruppe der Orientalischen Bergottern (Xanthina-Gruppe) zugeordnet wurde. 1999 kreierten der schwedische Herpetologe Göran NILSON und Mitautoren für diese die Untergattung Montivipera, die 2005 zu einer Gattung aufgewertet wurde. Dies hat sich in den letzten Jahren mehrheitlich durchgesetzt, die Bezeichnung "Vipera xanthina" ist aber nach wie vor anzutreffen. Von 2014-2019 wurden aufgrund morphologischer Unterschiede vier neue Unterarten beschrieben, deren Status allerdings nicht über alle Zweifel erhaben ist [1; 7; 8]. Damit umfasst die Art:

  • Montivipera xanthina xanthina: Türkei
  • Montivipera xanthina nilsoni: Griechenland, Inseln Chios, Inousses u.a.
  • Montivipera xanthina dianae: Griechenland: Inseln Leros, Samos u.a.
  • Montivipera xanthina occidentalis: Nordost-Griechenland, Rhodopen
  • Montivipera xanthina varoli: Südtürkei, Region von Antalya

Literatur und Internetquellen

  1. AFSAR, M, YAKIN, B. Y., ÇIÇEK, K. & AYZ, D. (2019)
  2. BÖHME, W., LYMBERAKIS, P., TOK et al. (2009). Montivipera xanthina (errata version published in 2016). The IUCN Red List of Threatened Species 2009: e.T61537A86548598. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2009.RLTS.T61537A12509884.en. Accessed on 20 February 2022.
  3. BRODMANN, P. (1987)
  4. DGHT/DVA (Hrsg. 2014)
  5. JOGER, U., & BÖHME, W. (2006)
  6. MEHRTENS, J. M. (1993)
  7. REPFOCUS
  8. THE REPTILE DATA BASE

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