Ordnung: Hühnervögel (GALLIFORMES)
Unterordnung: Fasanenverwandte (PHASIANI)
Familie: Fasane und Feldhühner (Phasianidae)
Unterfamilie: Fasane (Phasianinae)
Haushuhn
Gallus gallus f. dom. • The Chicken • La poule domestique
- Stammformen und Domestikation
- Körperbau und Körperfunktionen
- Rassen und Bestände in Mitteleuropa
- Wirtschaftliche und kulturelle Bedeutung
- Haltung im Zoo
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
- Einzelne Rassen
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Haushühner werden in sehr vielen Zoos, Tier- und Vogelparks gehalten. Weil sie das mit Abstand wichtigste Hausgeflügel sind und wegen ihrer Rassenvielfalt und kulturellen Bedeutung sind sie von großem Interesse für die Zoopädagogik, die anhand der Hühner Fragen wie Biodiversität, Herkunft von Lebensmitteln oder Tierschutz in der landwirtschaftlichen Tierhaltung diskutieren kann. Stammformen und DomestikationDas Haushuhn ist vermutlich vor 4'500 Jahren im Indusgebiet domestiziert worden, möglicherweise gab es aber schon früher Haushühner in Südchina. Vor etwa 3'500 Jahren wurde es nach Kleinasien und nach Ägypten eingeführt. In hellenistischer Zeit, also ab etwa 300 v. Chr., war es in Griechenland bereits weit verbreitet. Nach neueren Forschungen war, nebst dem Bankiva-, in geringerem Umfang auch das Sonnerathuhn (Gallus sonneratii) an der Entstehung des Haushuhns beteiligt, was erklärt, dass bei den meisten Haushuhnrassen die Beine gelb sind und nicht schwarz wie beim Bankivahuhn [1; 3; 11]. Körperbau und KörperfunktionenWie seine wilden Vorfahren hat das Haushuhn einen Kamm und nackte Ohrscheiben und weist einen ausgeprägten Geschlechtsdimorphismus auf. Hähne sind größer, haben einen deutlich größeren Kamm, längere, oft sichelförmige Schwanzfedern und über der Hinterzehe mindestens einen Sporn. Die Haushühner sind je nach Rasse hinsichtlich Größe, Gestalt und Eigenschaften sehr verschieden. Es werden drei Grundtypen unterschieden:
Die kleinsten Hühner, die aus Malaysia stammenden Seramas, werden nur zwischen 15 und 25 cm groß. Ihre Hähne wiegen 225-600 g, die Hennen zwischen 170-525 g. Die größte Rasse ist das brasilianische Indio Gigante, bei dem die Hähne eine Höhe bis 115 cm und ein Gewicht bis weit über 6 kg erreichen können. Viele Rassen werden aus Liebhaberei gezüchtet, wobei der Nutzen eine untergeordnete Rolle spielt, sich die Vögel an Ausstellungen aber möglichst gut und rassetypisch präsentieren sollen. Bei den Zwerghühnern gibt es Ur-Zwerge und verzwergte Großrassen. Bei den als Wirtschaftshühnern gezüchteten Rassen wird unterschieden zwischen Legerassen, Mastrassen und Zweinutzungshühnern. Seit einigen Jahrzehnten werden in der industrialisierten Landwirtschaft aber keine Rassen mehr gehalten, sondern Lege- oder Masthybriden, die durch den Heterosiseffekt leistungsfähiger sind als Rassetiere. Legehybriden können in einem Jahr bis 330 Eier legen. Danach sind sie ausgelaugt und werden als Suppenhühner geschlachtet oder getötet und entsorgt. Männliche Eintagsküken von Legehybriden lassen sich nicht kostendeckend mästen. Sie werden deshalb durch Vergasen mit CO2 oder Zerschreddern nach dem Schlupf getötet. Das Töten von Haushuhnküken ist in Deutschland seit dem 1.1.2022 verboten, ausgenommen das Schlachten von Stubenküken für den menschlichen Konsum. Damit ist eine wichtige Nahrungsquelle für Kleinraubtiere sowie fleischfressende Vögel und Reptilien im Zoo nicht mehr verfügbar. Österreich kennt ein Verbot, das allerding eine Tötung zulässt, wenn die Küken als Tierfutter Verwendung finden, und in der Schweiz ist seit 2020 lediglich das Zerschreddern verboten. Masthybriden sind bereits im Alter von einem Monat schlachtreif [6; 7; 8; 9; 12, diverse Zeitungsartikel]. Die Küken schlüpfen in der Regel nach 21 Tagen. Sie sind Nestflüchter. Sobald sie trocken sind, verlassen sie das Nest und können schon nach wenigen Stunden später selbständig Futter aufnehmen. Rassen und Bestände in MitteleuropaVon den in Europa offiziell anerkannten Großhühnerrassen haben 23 ihren Ursprung in Deutschland, drei in der Schweiz und keine in Österreich [5]. Für 2019 wurden in Deutschland 158'648'625 Hühner in 47'204 Haltungen ausgewiesen und wurden in der Schweiz durch die offizielle Nutztierzählung 11'829'921 Haushühner in rund 13'000 Betrieben erfasst, davon 3'485'709 Lege- oder Zuchttiere. Deren Bestand hat im Verlauf von 10 Jahren um rund 1.2 Millionen zugenommen. In Österreich schlüpften 2018 in meldepflichtigen Brütereien 103.3 Millionen Küken, davon waren 83.1 Millionen für die Mast und 19.2 Millionen für Legezwecke bestimmt [10; 13; 14] Wirtschaftliche und kulturelle BedeutungDie traditionelle wirtschaftliche Bedeutung des Haushuhns wurde von Wilhelm BUSCH [3] in seiner Bildergeschichte "Max und Moritz" trefflich beschrieben: Mancher gibt sich viele Müh' Der Weltbestand an Haushühnern, nahm laut FAO von 1961 bis 2014 von 4 auf 21.4 Milliarden Individuen massiv zu [1]. In Deutschland wurden 2019 über 620 Millionen Jungmasthühner geschlachtet, die einen Fleischertrag von 1.036 Milliarden kg ergaben. In Österreich wurden 2018 bundesweit 85,7 Millionen Hühner in meldepflichtigen Betrieben geschlachtet. In der Schweiz liegt die Zahl der Schlachtungen bei rund 67 Millionen Stück und der Netto-Fleischertrag bei 50.1 Millionen kg. 2018 wurden in Deutschland in Betrieben ab 3'000 Legehennen 12.3 Milliarden Eier produziert, davon stammten 19% aus Freiland- und 11% aus ökologischer Produktion. In Österreich sind es jährlich etwa 1.9 Milliarden Eier, in der Schweiz lag die Gesamtzahl 2018 bei 1.02 Milliarden, wovon 13.5% Bio- und 37% Freilandeier [10; 13; 14]. Mit ein Grund für die Domestikation des Huhns war vermutlich der Hahnenkampf, der heute bei uns verboten ist, sich in manchen Bevölkerungskreisen Südostasiens und Lateinamerikas aber immer noch großer Beliebtheit erfreut. Der Hahn ziert die Türme vieler Kirchen. Das Haushuhn ist häufig ein Objekt darstellender Kunst und kommt auch in Märchen und Fabeln vor z.B. in "Die Bremer Stadtmusikanten", "Die drei Glückskinder", "Von dem Tode des Hühnchens", "Das Lumpengesindel" und "Hans mein Igel" der Gebrüder GRIMM oder oder "Das ist wirklich wahr" von Hans Christian ANDERSEN. Der "Hahn im Korb" und das "dumme Huhn" sind sprichwörtlich geworden. Etwas aus der Mode gekommen ist das Wort "Hahnrei", das ursprünglich einen kastrierten Hahn bezeichnet, für einen Mann, dessen Ehefrau fremdgegangen ist. Häufig zitiert aber natürlich nicht ernst genommen wird die Bauenregel "Kräht der Hahn auf dem Mist, ändert sich das Wetter oder bleibt wie's ist." [15; 16]. Haltung im ZooHaushühner gehören zum Standardbesatz von Kinderbauernhöfen und mit Haustieren besetzten Kontaktgehegen. Oft werden sie freilaufend im Park gehalten. Haltung in europäischen Zoos: In europäischen Zoos, Tier-, Vogel- und Wildparks werden rund 170 Haushuhnrassen gehalten. Etwa 400 Einrichtungen halten Hühner, denen die Zootierliste keine Rasse zuordnen konnte. Von den Rassehühner sind die Seidenhühner mit ca. 220 Haltungen, wovon gegen 100 im deutschsprachigen Raum, am häufigsten. Auf hohe Zahlen bringen es auch die riesigen Brahmahühner mit rund 130 und die Federfüßigen Zwerge mit gegen 50 Haltungen. Für Details siehe Zootierliste. Mindestanforderungen an Gehege: Gesetzliche Mindestanforderungen sind auf die landwirtschaftliche Nutztierhaltung ausgerichtet und sind im Zoo nicht praktikabel. Taxonomie und NomenklaturDie hauptsächliche Stammform des Haushuhns, das Bankivahuhn wurde 1758 von Carl von LINNÉ als "Phasianus Gallus" erstmals wissenschaftlich beschrieben. Die heute gültige Gattungsbezeichnung Gallus wurde 1760 von dem französischen Zoologen Mathurin Jacques BRISSON eingeführt. Im Sinne der Nomenklatur von BOHLKEN ist das Haushuhn als Gallus gallus forma domestica zu bezeichnen [1; 4]. |
Literatur und Internetquellen
- AGRECOL
- BOHLKEN , H. (1958)
- BUSCH, W. (1865)
- DEL HOYO, J., ELLIOTT, A. et al. (eds., 1992-2013)
- EUROPÄISCHER VERBAND FÜR GEFLÜGEL-, TAUBEN-, VOGEL-, KANINCHEN- UND CAVIA-ZUCHT
- GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
- HERRE, W. & RÖHRS, M. (1990)
- HOFMANN, H. (1991)
- HÜHNERHALTUNG
- SCHWEIZERISCHES BUNDESAMT FÜR STATISTIK
- SCINEXX
- SERAMAS - HUHN EN MINIATURE
- STATISTIK AUSTRIA
- STATISTISCHES BUNDESAMT (DEUTSCHLAND)
- TIERE IM MÄRCHEN
- MÄRCHENATLAS
Appenzeller Spitzhaubenhuhn
Ayam Cemani-Huhn
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Das Cemanihuhn stammt ursprünglich aus Java und war auch auf anderen indonesischen Inseln verbreitet. 1998 wurde es erstmals nach Europa eingeführt. Seit 2003 ist es in den Niederlanden, seit 2006 in Deutschland als Rasse anerkannt. Es gibt zwei reinrassige Blutlinien und eine dritte, in die Sumatrahühner eingekreuzt wurden. Das Ayal Cemani ist ein kleines Zweinutzungshuhn mit Kampfhuhneinschlag. Die Hähne werden 2, die Hennen 1.4 kg schwer. Es hat nicht nur ein schwarzes Gefieder, sondern auch Kamm und Kehllappen, Augen, Haut, Fleisch, Knochen, Krallen und beinahe auch das Blut sind pechschwarz. Dem zugrunde liegt eine genetisch fixierte, Fibromelanosis genannte, übermäßige Pigmentierung, die vor mehreren hundert Jahren durch eine Mutation in Südostasien entstand und heute bei mehr als 25 Rassen vorkommt. Die Legeleistung liegt im 1. und 2. Jahr bei je 120 weißschaligen, ca. 45 g schweren Eiern. Die Hennen haben einen ausgeprägten Bruttrieb. Literatur und Internetquellen: |
Brahmahuhn
Chabo-Zwerghuhn
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Das Chabo ist eine sehr kleine japanische Hühnerrasse. Seine Vorfahren wurden vermutlich im 17. Jahrhundert vom ostasiatischen Festland nach Japan eingeführt. Aus Japan gelangte die Rasse, von der es zahlreiche Schläge gibt, erstmals im Jahr 1850 nach England und von dort 1860 auch nach Deutschland. In der Folge wurden zur Auffrischung der Zucht mehrmals Tiere oder Bruteier aus Japan eingeführt. Chabos sind reine Zwerghühner, von denen es keine Großform gibt. Hähne erreichen ein Gewicht von 700 g, Hennen von 600 g. Sie sind kurzbeinig und berühren daher beim Laufen mit den Flügelenden und bisweilen mit dem Brustgefieder den Boden. Der Kamm ist je nach Schlag unterschiedlich groß. Das Federkleid kann glatt, gelockt oder seidig sein Es gibt etwa 20 Farbschläge, ferner auch Chabos mit Bart. Im ersten Jahr legen die Hennen etwa 80 weiße, ca. 30 g schwere Eier, im zweiten Jahr noch 60. Weil sie relativ gut fliegen können, werden sie oft in überdeckten Volieren gehalten. Chabos werden nach Zootierliste in etwa 45 Haltungen gezeigt. Literatur und Internetquellen: |
Deutsches Lachshuhn
Faverolles-Huhn
Federfüßiges Zwerghuhn
Houdan
Italiener
Orpington
Paduaner
Schwedisches Blumenhuhn (Skånsk blommehöna)
Schweizerhuhn
Seidenhuhn
Steinhendl
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Das Steinhendl, auch Steinpiperl oder Stoapiperl genannte steirische Landhuhn, war bis in die 1970er Jahre noch häufig auf Bauernhöfen der Steiermark und der angrenzenden Gebiete Österreichs und Sloweniens anzutreffen. Es wurde dann seltener und verschwand 2006 aufgrund des Verbots der Freilandhaltung im Zuge der Vogelgrippe-Epidemie bis auf einen Restvestand von 100-200 Tieren. In der Folgde wurde ein Erhaltungszuchtprogramm mit anfänglich vier Betrieben in die Wege geleitet. Ab 2014 konnten Tiere an weitere Halter abgegeben werden. Mittlerweile wird die Rasse auch in einigen wenigen österreichischen Tiergärten gezeigt, so seit 2021 im Alpenzoo Innsbruck. Das Steinhendl ist ein kleines Huhn mit meist gesprenkeltem Federkleid. Hennen werden nur etwa 450-650 g schwer, Hähne bis zu 900 g. Traditionell werden die Steinhendl mehr oder weniger sich selbst überlassen. Sie verbringen die Nächte gerne auf Schlafbäumen. Sie sind gute Legetiere und sehr brutfreudig. Die vergleichsweise kleinen, weißen bis hell cremefärbigen Eier sind sind 25-35 g schwer und haben einen auffallend dunkelgelben Dotter. Das Fleisch ähnelt dem des Fasans. Literatur und Internetquellen:
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Vorwerkhuhn
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Das Vorwerkhuhn wurde ab 1900 vom Hamburger Kaufmann Oskar Vorwerk aus der Kreuzung von Lakenfeldern, Gelben Orpingtons, heimischen gelben Ramelslohern sowie blauen Andalusiern erzüchtet mit dem Ziel, ein außergewöhnlich schönes Zweinutzungshuhn zu schaffen, das auch für die Repräsentation in den damaligen parkähnlichen Gärten der vorstädtischen Villenviertel geeignet war. Das Ergebnis war eine neue Rasse vom Landhuhntyp mit gleicher Farbe und Zeichnung in beiden Geschlechtern: goldgelber Körper, schwarzer Schwanz und Hals, schieferblaue Läufe, rotes Gesicht und weiße Ohrscheiben. Hähne werden bis 3, Hennen bis 2.5 kg schwer. Die Legeleistung liegt bei 180 gelben, ca. 60 g schweren Eiern pro Jahr. Die Hennen brüten oft nicht. Nur wenige Vorwerkhühner überlebten den Zweiten Weltkrieg und die Rasse war dabei, auszusterben. 1999 wurden deshalb im Haustierpark Arche Warder ein Zuchtring und ein Zuchtbuch zu ihrer Erhaltung gegründet. In Zoos ist das Vorwerkhuhn recht beliebt, es wird nach Zootierliste in etwa 65 Einrichtungen gezeigt. Literatur und Internetquellen: |
Zwergbarnevelder
Zwergwyandotte
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