Hyänen, Schleichkatzen, Mangusten

Streifenhyäne

Streifenhyäne (Hyaena hyaena sultana) im Tierpark Berlin Streifenhyäne (Hyaena hyaena sultana) im Tierpark Berlin
© Wolfgang Dreier, Berlin

Überordnung: LAURASIATHERIA
Ordnung: Raubtiere (CARNIVORA)
Taxon ohne Rang: Landraubtiere (FISSIPEDIA)
Unterordnung: Katzenartige (Feliformia)
Familie: Hyänen (Hyaenidae)
Unterfamilie: Eigentliche Hyänen (Hyaeninae)

D NT 650

EEPStreifenhyäne

Hyaena hyaena • The Striped Hyena • La hyène rayée

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Streifenhyäne (Hyaena hyaena) im Zoo Augsburg © Werner Gut / Zoo Augsburg

 

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Approximative Verbreitung der Streifenhyäne (Hyaena hyaena)

 

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Arabische Streifenhyäne (Hyaena hyaena sultana) im Zoo Jihlava © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Streifenhyänenweibchen (Hyaena hyaena) mit Jungtier im Zoo Augsburg © Zoo Augsburg

 

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Junge Streifenhyäne (Hyaena hyaena) im Zoo Augsburg © Sven Jansen / Zoo Augsburg

 

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Arabische Streifenhyäne (Hyaena hyaena sultana) im Zoo Jihlava © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Syrische Streifenhyäne (Hyaena hyaena syriaca) im Hai Bar Naturschutzgebiet © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Schlafende Streifenhyäne (Hyaena hyaena) im Tierpark Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Streifenhyäne (Hyaena hyaena) im Tierpark Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Streifenhyäne (Hyaena hyaena) beim Herumtragen eines Welpen im Tierpark Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Streifenhyänenpaar (Hyaena hyaena sultana) mit Welpen im Tierpark Berlin © Wolfgang Dreier, Berlin

 

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Streifenhyäne (Hyaena hyaena) im Burgers Zoo, Arnheim © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Streifenhyäne (Hyaena hyaena) im Parco Faunistico Valcorba, Pozzonovo-Stroppare PD © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Schlafende Streifenhyäne (Hyaena hyaena) im Domaine des Fauves, Les Abrets (Isère) © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Als ebenfalls potenziell gefährdete, aber auch in Europa marginal vorkommende Art ist die  Streifenhyäne europäische für Zoos interessanter als die Braune Hyäne aus dem südlichen Afrika, und die Erhaltung ihres Zoobestands wird durch ein Europäisches Zuchtbuch gefördert.

Körperbau und Körperfunktionen

Die Streifenhyäne ist der kleinste Vertreter der Eigentlichen Hyänen. Die Kopf-Rumpflänge beträgt 100-115 cm, die Schwanzlänge 30-40 cm und die Schulterhöhe 60-75 cm. Der Sexualdimorphismus ist gering. Die Rüden werden 26-41 kg schwer, die Fähen 26-34 kg. Der Kopf ist groß mit massiver Schnauze und bis 16.5 cm langen, zugespitzten Ohren. Das struppige, langhaarige Fell ist blassgrau bis beige mit 5-12 schwarzen Querstreifen auf dem Rumpf, Streifen an den Beinen, zwei Backenstreifen sowie einem schwarzem Kehlfleck. Die Hals- und Nackenmähne ist hell. Im Gegensatz zur Tüpfelhyäne haben die Fähen "normal" augebildete äußere Geschlechtsorgane und keinen Pseudopenis. Eine große Drüsentasche unter dem Schwanz verdeckt zum Teil die äußeren Geschlechtsteile [3; 4; 5; 8].

Verbreitung

Afrika, Südwest- und Südasien: Die Streifenhyäne hat zwar ein grosses, aber auch zerstückeltes Verbreitungsgebiet. Es reicht von Nord- und Ostafrika über den Mittleren Osten und bis nach Indien: Afghanistan, Ägypten, Algerien, Armenien, Aserbaidschan, Àthiopien, Burkina Faso, Dschibuti, Georgien, Indien, Irak, Iran, Israel, Jemen, Jordanien, Kamerun, Kenia, Libanon, Libyen, Mali, Mauretanien, Marokko, Nepal, Niger, Nigeria, Oman, Pakistan, Palästina, Saudi-Arabien, Senegal, Tadschikistan, Tansania, Tschad, Tunesien, Türkei, Turkmenistan, Uganda, Usbekistan, West-Sahara [1].

Lebensraum und Lebensweise

Die Streifenhyäne bewohnt Steppen, Halbwüsten, Akazienbusch, Trockensavannen, Trockenwälder und Bergregionen bis zu 3'300 m Höhe. Sie erträgt daher auch trockene Kälte. Sie ist nachtaktiv und lebt solitär, in Mutterfamilien oder kleinen Familiengruppen, wobei offensichtlich regionale Unterschiede bestehen. Fähen sind gegeneinander ziemlich intolerant. Zur Deckung ihres Nahrungsbedarfs benötigen die Tiere ein Streifgebiet von rund 40-70 km², das sich mit jenen anderer Artgenossen überlappt. Nebst Aas fressen sie auch Früchte, z.B. Wüstendatteln (Balanites spp.) oder die Scheinbeeren der Schmalblättrigen Ölweide (Elaeagnus angustifolia), fangen Schildkröten und jagen Vögel und kleine bis mittelgroße Säugetiere. Erbeuten sie mehr Nahrung als sie fressen können, legen sie Vorratsverstecke an. Oft treten sie in der Nähe oder innerhalb menschlicher Siedlungen auf, wo sie den Unrat beseitigen. Der weißliche Kot wird in Latrinen abgesetzt [1; 3; 4].

Es gibt keine feste Fortpflanzungszeit. Nach einer Tragzeit von 90-94 Tagen werden meist 2-3 (1-5) ca. 500-750 g schwere Welpen geboren. Diese öffnen die Augen mit 7-9 Tagen, nehmen ab dem 8. Tag erstmals feste Nahrung zu sich und machen ab dem 10.-14. Tag die ersten Gehversuche außerhalb des Baus. Sie werden mit etwa einem Jahr entwöhnt und helfen im Folgejahr bei der Betreuung der jüngeren Geschwister. Mit 2-3 Jahren werden sie geschlechtsreif [3; 5; 8].

Gefährdung und Schutz

Die Streifenhyäne wird nach einer Beurteilung aus dem Jahr 2008, bestätigt 2014, als potenziell gefährdet taxiert, da der Gesamtbestand weltweit unter 10'000 (erwachsene) Tiere geschätzt wird. (Rote Liste: NEAR THTREATENED). Diese Abnahme der Bestände ist auf eine Verfolgung der Tiere und auf den Rückgang ihrer Beutetiere zurückzuführen [1].

Der internationale Handel ist nach CITES nicht geregelt oder eingeschränkt.

Zoogestützte Artenschutzprojekte (Beispiele):

  • Über die Zoologische Gesellschaft für Arten- und Populationsschutz (ZGAP) förderte der Zoo Augsburg 2019 mit 2'000 € ein zeitlich befristetes Projekt zur Identifikation potentieller und effektiver Vorkommen der Streifenhyäne in Tadschikistan, die dort extrem selten ist.

  • Als Vorbereitung für ein neues Projekt zum Schutz großer Raubtiere lässt der Zoo Leipzig durch Sachverständige der Universität Oxford  eine Bestandserhebung in ganz Äthiopien durchführen. Durch Zusammenfassung aller vorliegenden Studien und Erhebung eigener Daten, sollen die Bestandszahlen für Löwen, Geparde, Leoparden, Wildhunde, Tüpfel- und Streifenhyänen ermittelt werden. Darauf aufbauend kann der Zoo dann besser entscheiden, wo ein neues Artenschutzprojekt gestartet werden kann. Die Daten werden auch allen Institutionen im Land zur Verfügung gestellt. mehr ... 

Bedeutung für den Menschen

Für BREHM ist die Streifenhyäne zwar nicht gerade ein Sympathieträger, aber er findet doch freundlichere Worte für die als für die Tüpfelhyäne: "Sie ist auch die am wenigsten schädliche unter allen und wird deshalb wohl nirgends besonders gefürchtet. In ihrer Heimat gibt es gemeiniglich so viel Aas oder wenigstens Knochen, daß sie nur selten durch den Hunger zu kühnen Angriffen auf lebendige Thiere gezwungen wird. Ihre Feigheit übersteigt alle Grenzen; doch kommt auch sie in das Innere der Dörfer herein und in Egypten wenigstens bis ganz nahe an dieselben heran. ... Trotz ihrer Zudringlichkeit fürchtet sich kein Mensch vor ihr, und sie wagt wirklich niemals auch nur Schlafende anzugreifen. Ebensowenig gräbt sie Leichen aus, es sei denn, daß diese eben nur mit ein wenig Sand oder Erde überdeckt seien; an den schauerlichen Erzählungen also, welche man in Schaubuden von ihr hört, ist sie unschuldig." [2].

Gehirn und andere Körperteile der Braunen Hyäne werden in manchen Regionen in der Volksmedizin verwendet. Da die Hyänen der größeren Unterarten Schafe und Ziegen töten, werden sie gebietsweise von den Viehhaltern geschossen, in Schlingen gefangen oder vergiftet [6].

Haltung

Es wird empfohlen, Streifenhyänen paarweise zu halten. Da sie jedoch oft unverträglich sind, sollte im Bedarfsfall eine getrennte Haltung möglich sein [5]. Im Vergleich zu anderen feliformen Raubtieren werden Hyänen sehr alt. Streifenhyänen können im Zoo ein Alter von bis zu 25 Jahren erreichen [7].

Haltung in europäischen Zoos:
 Die Art wird in über 40 Zoos gehalten, von denen sich etwa ein Fünftel im deutschsprachigen Raum befinden, ferner in einigen der EAZA angeschlossenen Zoos außerhalb Europas. Für Details siehe Zootierliste.

Es gab es ein Europäisches Zuchtbuch (ESP), das mittlerweile in ein "New Style"-EEP umgewandelt wurde, das vom CERZA-Zoo in Lisieux koordiniert wird.

Forschung im Zoo: Hyänen sind immer wieder Gegenstand von Forschungsarbeiten im Zoo. So wurden bereits in den 1970er-Jahren im Zoo Zürich Aspekte des Sozialverhaltens der Streifenhyäne erforscht [9]. Im Rahmen einer tiermedizinischen Dissertation aus dem Jahr 2000 wurden mehr als 200 wissenschaftliche Publikationen aus 14 Zoos gefunden [6].

Mindestanforderungen an Gehege: Nach Säugetiergutachten 2014 des BMEL soll ein Außengehege für ein Paar mindestens eine Fläche von 200 m² aufweisen. Für jedes weitere Tier ist die Fläche um 100 m² zu vergrößern. Angaben zu Innengehege fehlen, abgesehen davon, dass bei Haltung mit Schutzhütte Einstreu erfoderlich sei.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für 1-2 Tiere ein Außengehege mit einer Grundfläche von 200 m² vor, für jedes weitere Adulttier kommen 20 m² dazu. Pro Tier ist eine individuelle Schlafbox von 4 m² anzubieten.  Es muss ein Abtrenngehege vorhanden sein. Bei Neuanlagen sind allfällige neue Erkenntnisse mitzuberücksichtigen.

Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) ist für 1-2 Tiere ein Außengehege von 300 m² erforderlich, für jedes weitere 10 m² zusätzlich. Pro Tier ist eine individuelle Schlafbox von 4 m² anzubieten. Es müssen Abtrennmöglichkeiten vorhanden sein.

Taxonomie und Nomenklatur

Die Streifenhyäne wurde 1758 von Carl von LINNÉ als "Canis hyaena" beschrieben. Der französische Zoologe Mathurin Jacques BRISSON stellte sie bereits 1762 in die neue Gattung Hyaena. Es werden aufgrund von Größen- und Färbungsunterschieden fünf Unterarten differenziert, deren Gültigkeit jedoch nicht allgemein anerkannt ist: barbara aus Nordwest-Afrika, dubbah aus Nordost-Afrika, hyaena aus Indien, sultana von der Arabischen Halbinsel und syriaca aus dem Kaukasus, der Türkei und dem Nahen Osten [8].

Literatur und Internetquelle

  1. ABI SAID, M. & DLONIAK, S.M.D. (2015). Hyaena hyaena. The IUCN Red List of Threatened Species 2015: e.T10274A45195080. Downloaded on 19 June 2018.
  2. BREHM, A. E. (1882-1887)
  3. GRIMMBERGER, E. & RUDLOFF, K. (2009)
  4. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  5. PUSCHMANN, W., ZSCHEILE, D., & ZSCHEILE, K. (2009)
  6. RUCH, P. (2000)
  7. WEIGL, R. (2005)
  8. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019) 
  9. RIEGER, I. (1978)

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Gelesen 37680 mal Letzte Änderung am Montag, 14 August 2023 16:22
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