Taubwaran, Krusten- und Krokodilschwanz-Echsen

Krokodilschwanzechse

Krokodilschwanzechse (Shinisaurus crocodilurus) im Zoo Leipzig Krokodilschwanzechse (Shinisaurus crocodilurus) im Zoo Leipzig
© Klaus Rudloff, Berlin

Ordnung: Schuppenkriechtiere (SQUAMATA)
Unterordnung: Echsen (SAURIA)
Taxon ohne Rang: Schleichenartige (ANGUIMORPHA)
Zwischenordnung: Waranartige (Platynota)
Familie: Krokodilschwanzechsen (Shinisauridae)

D EN 650

Chinesische Krokodilschwanzechse

Shinisaurus crocodilurus • The Chinese Crocodile Lizard • Le lézard crocodile de Chine

303 017 001 001 shinisaurus LPZ PD
Chinesische Krokodilschwanzechse (Shinisaurus crocodilurus) im Zoo Leipzig © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

303 017 001 001 shinisaurus map
Approximative Verbreitung der Chinesischen Krokodilschwanzechse (Shinisaurus crocodilurus)

 

303 017 001 001 shinisaurus BSL1
Chinesische Krokodilschwanzechse (Shinisaurus crocodilurus) im Zoo Basel © Zoo Basel

 

303 017 001 001 shinisaurus BSL2
Chinesische Krokodilschwanzechse (Shinisaurus crocodilurus) im Zoo Basel © Zoo Basel

 

303 017 001 001 shinisaurus aquazoo PD1
Chinesische Krokodilschwanzechse (Shinisaurus crocodilurus) im Aquazoo Düsseldorf © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

303 017 001 001 shinisaurus reptilium PD1
Chinesische Krokodilschwanzechse (Shinisaurus crocodilurus) im Reptilium Landau © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

303 017 001 001 shinisaurus reptilium PD2
Chinesische Krokodilschwanzechse (Shinisaurus crocodilurus) im Reptilium Landau © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

303 017 001 001 shinisaurus rot nuernbg HM
Rote Form der Krokodilschwanzechse (Shinisaurus crocodilurus) im Tiergarten Nürnberg © Helmut Mägdefrau, TG Nürnberg

 

303 017 001 001 shinisaurus LPZ PD
Krokodilschwanzechse (Shinisaurus crocodilurus) im Zoo Leipzig © Klaus Rudloff, Berlin

 

Weitere Bilder auf BioLib.cz

Die Krokodilschwanzechse ist eine relativ spät entdeckte Art, die sich so stark von anderen Echsen unterscheidet, dass für sie eine eigene Familie geschaffen wurde. Obwohl sie ein relativ kleines Tier ist, findet sie Beachtung bei den Zoobesuchern und lässt sich gut als Botschafterart für den Natur- und Artenschutz in Südchina und Vietnam einsetzen.

Körperbau und Körperfunktionen

Die Krokodilschwanzechse kann eine Gesamtlänge von 35-40 cm erreichen. Sie hat einen kurzen, hohen, kantigen und schmalen Kopf. Die Nasenlöcher stehen nahe beieinander an der Nasenspitze. Das Auge ist klein und von einem Strahlenkranz von feinen Linien umgeben. Der Hals ist relativ lang und ist mit langen, gekielten Schuppen mit Osteodermen bedeckt. Auf Rücken und Flanken befinden sich zwischen kleineren ebenfalls vergrößerte und gekielte Schuppen. Der Schwanz nimmt etwas mehr als die Hälfte der Gesamtlänge ein. Wie bei den Krokodilen bilden vergrößerte Schuppen zwei seitliche Kämme. Die Färbung ist variabel, auf den Rücken ist die Grundfarbe braun, auf den Flanken graubraun, gelbbraun oder rötlich. Auf dem Rumpf hat es ein mehr oder weniger ausgeprägtes Fleckenmuster, auf dem Schwanz Querbinden [1].

Verbreitung

Südostasien: China (Provinzen Guanxi und Guandong), Vietnam. In China sind 19 überlebende Subpopulationen bekannt [5]. Das Vorkommen in Vietnam wurde erst 2003 beschrieben [4].

Lebensraum und Lebensweise

Die Krokodilschwanzechse ist ein vorzüglicher Schwimmer und eng an den Lebensraum Wasser gebunden. Sie bevorzugt natürliche Staubereiche langsam fließender Gewässer mit dichter Ufervegetation, wo sie sich von Wasserinsekten, Würmern und kleinen Fischen ernährt. Sie ist lebendgebärend. Nach einer bis zu neun Monate dauernden Tragzeit bringt das Weibchen bis zu 15 Junge zur Welt, die gleich nach der Geburt selbständig sind [11].

Gefährdung und Schutz

Die bekannten Populationen haben eine begrenzte Verbreitung und die Bestände sind klein. Sie sind durch Zerstörung der Lebensräume und illegalen Fang für die Zwecke des Tierhandels, als Nahrungsmittel oder für die Traditionelle Orientalische Medizin gefährdet [2; 11]. Seit 2014 ist die Art aufgrund von Forschungsarbeiten, an denen der Kölner Zoo wesentlich beteiligt war [9; 10], als stark gefährdet eingestuft, weil ihre Verbreitung stark fragmentiert ist und mit aller Wahrscheinlichkeit eine Fläche von weniger als 5'000 km² einnimmt. Der internationale Handel war nach CITES Anhang II geregelt und wurde ab 3. Januar 2017 nach Anhang I eingeschränkt [2].

Ein erstes Erhaltungszuchtprogramm ist vor Ort angelaufen und die ersten Nachzuchten wurden erfolgreich wieder im natürlichen Lebensraum angesiedelt [Literatur bei 11].

Bedeutung für den Menschen

In Anbetracht der kleinen Population ist die Bedeutung für den Menschen natürlich gering, allerdings vermag der Fang von Tieren für den Heimtierhandel, die Eigenversorgung mit Fleisch und Traditionelle Orientalische Medizin in China und für den Heimtierhandel in Vietnam die Art weiter in Bedrängnis zu bringen [2; 5]. Die (legale) Ausfuhr aus den beiden Ursprungsländern ist unbedeutend. Krokodilschwanzechsen sind attraktive Terrarientiere, die namentlich von Privathaltern häufig gezüchtet werden. Der internationale Handel ist aber überschaubar: von 1992-2021 wurden nur 1'132 Nachzuchttiere international verschoben, darunter allerdings 400 angeblich aus Kasachstan stammende, von Libanon nach Japan und Thailand eyportierte [3].

Haltung

Dem Zoo-Vivarium Darmstadt gelang im Jahr 1985 die Welterstzucht in Menschenobhut [6].

Zoogestützte Forschung: Am Tiergarten Schönbrunn wurde eine Forschungsarbeit zum Fressverhalten von jungen Krokodilschwanzechsen durchgeführt [8].

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in über 60 europäischen Einrichtungen gezeigt, von denen sich gegen die Hälfte im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste

Mindestanforderungen an Gehege: Nach Reptiliengutachten 1997 des BMELF soll ein Terrarium für ein Paar mindestens 5x so lang und 2x so breit sein wie die Kopf-Rumpflänge der Tiere. Die Höhe soll das Doppelte der Kopf-Rumpflänge betragen. Für jedes weitere Tier kommen beim Wasserteil 20% und beim Landteil 10% zur Basisfläche dazu. Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für 1-2 Tiere ein Gehege vor, dessen Grundfläche das 4x2-fache der Kopf-Rumpflänge und dessen Höhe das Doppelte der Kopf-Rumpflänge messen. Für jedes weitere Tier kommt das 2x2-fache der Kopf-Rumpflänge zur Basisflächen dazu. In der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) ist die Art nicht erwähnt.

Taxonomie und Nomenklatur

Die Chinesische Krokodilschwanzechse wurde erst 1928 entdeckt und 1930 von dem am Berliner Zoologischen Museum als Abteilungsleiter tätigen Christoph Gustav Ernst AHL wissenschaftlich beschrieben. Sie wurde bis vor Kurzem zu den Höckerechsen (Xenosauridae) gestellt. Heute wird sie als eigene, monotypische Familie angesehen [7].

Literatur und Internetquellen

  1. CITES IDENTIFICATION MANUAL
  2. CITES PROPOSAL FOR AMENDMENT OF APPENDICES
  3. CITES TRADE DATA BASE
  4. LE, Q. K. & ZIEGLER, T (2003)
  5. NGUYEN, T.Q., HAMILTON, P. & ZIEGLER, T. (2022). Shinisaurus crocodilurus (amended version od 2014 assessment) The IUCN Red List of Threatened Species 2014: e.T57287221A57287235. http://www.iucnredlist.org/details/57287221/0. Accessed on 05 August 2023.
  6. SCHÜRER, U. (2012)
  7. THE REPTILE DATA BASE
  8. TCHOBANOV, R. (2015)
  9. VAN SCHINGEN, M., IHLOW, F., NGUYEN, T. Q., ZIEGLER, T., BONKOWSKI, M., WU, Z. & RÖDDER, D. (2014)
  10. ZIEGLER, T., LE, Q. K., VU, T. N., HENDRIX, R. & BÖHME, W.(2008)
  11. ZOLLWEG, M. (2009)

Zurück zu Übersicht Echsen

Weiter zu Übersicht Schlangen

Gelesen 21081 mal Letzte Änderung am Samstag, 05 August 2023 14:09
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx