Fasanenartige

Rebhuhn

Rebhahn (Grey Partridge; Perdix perdix) im Opel-Zoo Kronberg Rebhahn (Grey Partridge; Perdix perdix) im Opel-Zoo Kronberg
Thomas Kauffels, Kronberg

Ordnung: Hühnervögel (GALLIFORMES)
Unterordnung: Fasanenverwandte (PHASIANI)
Familie: Fasanenartige (Phasianidae)
Unterfamilie: Feldhühner (Perdicinae)

D LC 650 

Rebhuhn

Perdix perdix • The Grey Partridge • La perdrix grise

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Rebhahn (Perdix perdix) im Vogelpark Stutensee © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Approximative Verbreitung des Rebhuhns (Perdix perdix)

 

 

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Rebhuhn (Perdix perdix) im Besucherzentrum der Vogelwarte Sempach © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Rebhuhn (Perdix perdix) im Opel-Zoo Kronberg © Thomas Kauffels, Opel-Zoo

 

 

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Rebhühner (Perdix perdix) im Vogelpark Stutensee © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Rebhühner (Perdix perdix) im Hluboká an der Moldau © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Ei des Rebhuhns (Perdix perdix) © Klaus Rassinger und Gerhard Cammerer, Museum Wiesbaden. Veröffentlicht unter der Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported-Lizenz.

 

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Rebhuhnstrecken in Österreich. REIMOSER et al. 2006

 

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Rebhuhn (Perdix perdix) auf Briefmarke, Österreich, 6.50 Schillinge, V. Wurnitsch, 1999

 

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Rebhuhn ( Perdix perdix) auf Briefmarke, Deutsche Demokratische Republik, 15 Pf.

 

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Rebhuhn (Perdix perdix) auf Briefmarke, Ungarn, 40 Forint, 1964, F. Gall

 

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Als ehemals weit verbreitete einheimische Art, die heute regional gefährdet oder vom Aussterben bedroht ist, ist das Rebhuhn nicht nur zoopädagogisch interessant, sondern kann auch als Botschafter für den Schutz der Biodiversität vor unserer Haustür wirken und gelegentlich sogar die Möglichkeit bieten, sich an konkreten Schutzprojekten zu beteiligen. In Zoos wird es daher recht häufig gezeigt.

Körperbau und Körperfunktionen

Das Rebhuhn erreicht eine Gesamtlänge von 29-31 cm, wovon 7-8 cm auf den Schwanz entfallen, eine Flügelspannweite von 45-48 cm und ein Gewicht von etwa 310-455 g. Das Gefieder von Hals und Unterseite ist grau, das Gesicht ist orange, die Ohrdeckel sind dunkelbraun, Scheitel, Rücken, Flügel und Schwanz braun. Im Prachtkleid besteht ein ausgeprägter Geschlechtsdichromatismus, indem der Hahn auf der Unterbrust einen großen, dunkelbraunen, hufeisenförmigen Fleck trägt, der bei der Hennen fehlt, nur angedeutet oder viel kleiner ist [3; 5; 9; 10].

Verbreitung

Europa und Westasien: Albanien, Andorra, Armenien, Aserbeidschan, Belgien, Bosnien und Herzegowina, Bulgarien, China, Dänemark, Deutschland, Estland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Iran, Irland, Italien, Kasachstan, Kosovo, Kroatien, Lettland, Litauen, Luxemburg, Moldawien, Montenegro, Niederlande, Nord-Mazedonien, Norwegen, Österreich, Polen, Rumänien, Russland, Serbien, Slowakei, Slowenien, Spanien, Schweden, Schweiz, Tschechische Republik, Türkei, Ukraine, Ungarn, Usbekistan, Weißrussland, ev. in Portugal und Zypern. Ausgestorben in Liechtenstein.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts eingeführt in Kanada und den USA, wo die Art heute namentlich im Bereich der Prärien weit verbreitet ist [1].

Lebensraum und Lebensweise

Das Rebhuhn verdankt seinen Namen nicht etwa der Rebe, sondern seinen scharfen, kurzen Rufen beim Auffliegen, die wie "reb-reb-reb" tönen. Ursprünglich ein Bewohner der eurasischen Steppen in Höhenlagen bis zu 2'600 m, vermochte es mit dem Aufkommen des Ackerbaus in Europa sein Areal nach Westen auszudehnen und wurde zum Charaktervogel offener, eher trockener Ackerbaugebiete und Brachflächen. BREHM schrieb dazu: "Bis zur Ernte treiben sich die Völker hauptsächlich auf den Getreidefeldern umher; nach der Ernte fallen sie auf Kartoffel- oder Krautäckern ein, weil sie hier die beste Deckung finden. Im Spätherbste suchen sie Stoppeln und noch lieber Sturzäcker auf, in deren Furchen sie sich verstecken können. Naheliegende Wiesen werden der Heuschrecken, benachbarte Schläge der Ameisenpuppen halber gern begangen; die Nachtruhe aber hält das Volk immer auf freiem Felde." Mit der Intensivierung und Mechanisierung der Landwirtschaft blieb ihm immer weniger Platz, was zu einer starken Abnahme der Population und dem Erlöschen zahlreicher Vorkommen führte [1; 2; 6].

Die Nahrung besteht zu zwei Dritteln aus Grünzeug, Sämereien, Beeren und sonstigem pflanzlichem Material, zu einem Drittel aus Würmen, Schnecken und anderen Wirbellosen. Insbesondere machen sich die Rebhühner durch Vertilgen schädlicher Insekten nützlich [6; 9].

Die Paarbildung erfolgt im Februar. Das Paar besetzt ein Territorium, wo die Henne an einem gut versteckten Nistplatz am Boden im Mai und Juni 10-20 (6-28) oliv- bis lehmfarbene, 25x27 mm große Eier legt. Nach Ablage des letzten Eis beginnt sie zu brüten. Der Hahn hält derweil in geringem Abstand Wache. Nach (23-)24-26 Tagen schlüpfen die Küken. Diese sind nach zwei Wochen flugfähig. Sie bleiben bis im Winter bei den Eltern [5; 6; 9; 11].

Gefährdung und Schutz

Die Gesamtpopulation des Rebhuhns ist mit geschätzten 3.9-7.6 Millionen Adultvögeln noch sehr groß und die Verbreitung ist sehr weit. Deshalb wird diese Art als nicht gefährdet eingestuft (Rote Liste: LEAST CONCERN). Aber vor allem in Europa gehen die Bestände immer mehr zurück, da hier der Lebensraum häufig beeinträchtigt oder zerstört wurde [1].

Situation in Mitteleuropa: In Österreich wird das Rebhuhn als gefährdet eingestuft, sein Bestand wird auf 12-24'000 Brutpaare geschätzt. in Deutschland, wo der Bestand auf 37-64'000 Paare geschrumpft, d.h. von 1992-2016 um 90% zurückgegangen ist, gilt es als stark gefährdet, in der Schweiz als unmittelbar vom Aussterben bedroht [1]. Der letzte verbleibende Bestand der Schweiz lebte bei Genf. Dank gezielter Stützung hat sich dieser von zwei Paaren auf 60 Paare im Jahr 2012 erholt, ist dann aber wieder eingebrochen, und 2019 wurden gar keine Brutpaare mehr festgestellt [7].

Der internationale Handel ist unter CITES nicht geregelt. Die Art fällt unter Anhang 3 der Berner Konvention über die Erhaltung der europäischen wildlebenden Pflanzen und Tiere und ihrer natürlichen Lebensräume sowie unter Anhang II(A), die Unterarten italica und hispaniensis unter Anhang I der Vogelschutz-Richtlinie der EU.

Zoogestützte Artenschutzprojekte (Beispiele):

Bedeutung für den Menschen

Das Rebhuhn ist oder war ein wichtiges Objekt für die Sport- und Fleischjagd. Rebhühner werden bzw. wurden zum Teil in größerem Stil für jagdliche Zwecke gezüchtet und ausgewildert, was jedoch in aller Regel nicht nachhaltig war. In der Schweiz wurden bis in die 1980er-Jahre Rebhühner für jagdliche Zwecke ausgesetzt, ursprünglich hauptsächlich aus Ungarn, später aus Frankreich und Italien sowie gelegentlich aus Dänemark oder Österreich [1; 4; 8]. Von 1998-2011 gab es zwecks Wiederansiedlungen noch  Aussetzungsaktionen im Umfang von 57-800 Stück pro Jahr. Die Strecken lagen in Deutschland im Jagdjahr 2019/20 bei 1'877, in Österreich 2020/21 bei 2'202 Stück [12; 13; 14].

Kulturelle Bedeutung: Das Rebhuhn ist Gegenstand mehrerer Fabeln:

Haltung

Während der Brutzeit sind Rebhühner auch gegenüber Wachteln und anderen Kleinvögeln sehr aggressiv und können diese töten [10]. Das Höchstalter wird mit 7 Jahren und 6 Monaten angegeben [5].

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in rund 100 Zoos gehalten, von denen sich etwa die Hälfte im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: In Deutschland und der Schweiz gibt es keine konkreten Mindestanforderungen an Gehege für Hühnervögel.

Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2022) sind Hühnervögel ihren sozialen Bedürfnissen entsprechend paarweise, in Gruppen oder außerhalb der Brutzeit einzeln zu halten. Die Volieren müssen für ein Paar Rebhühner eine Mindestfläche von 4 m² und eine Höhe von 2 m mit einem überdachten Bereich oder Schutzraum aufweisen.

Taxonomie und Nomenklatur

Das Rebhuhn wurde 1758 von Carl von LINNÉ als "Tetrao Perdix" erstmals wissenschaftlich beschrieben. Der heute gültige Gattungsname Perdix wurde 1760 von dem französischen Zoologen Mathurin Jacques BRISSON eingeführt. Es werden 6-7 Unterarten anerkannt [3].

Literatur und Internetquellen

  1. BIRDLIFE INTERNATIONAL (2016). Perdix perdix. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T22678911A85929015. http://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2016-3.RLTS.T22678911A85929015.en und (2015). Perdix perdix. The IUCN Red List of Threatened Species 2015: e.T22678911A59942420. Downloaded on 06 October 2019.
  2. BREHM, A. E. (1882-1887) 
  3. DEL HOYO, J., ELLIOTT, A. et al. (eds., 1992-2013)
  4. DOLLINGER, P. (1976-1985) CITES Jahreserichte
  5. GRUMMT, W. & STREHLOW, H. (2009)
  6. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  7. KNAUS, P., MÜLLER, C., SATTLER, T., SCHMID, H. & STREBEL, N (2019)
  8. MAUMARY, L. , VALLOTTON, L. & KNAUS P. (2007)
  9. PFORR, M. & LIMBRUNNER, A. (1991)
  10. RAETHEL, H. S. (1988)
  11. WISSEL, C. von, STEFANI, M. & RAETHEL, H.-S. (1966)
  12. DEUTSCHER JAGDVERBAND
  13. EIDG.JAGDSTATISTIK
  14. STATISTIK AUSTRIA

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Gelesen 21303 mal Letzte Änderung am Mittwoch, 11 Januar 2023 09:59
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