Agamen

Schleuderschwanz-Agame

Schleuderschwanzagame (Stellagama stellio picea) im Zoo Frankfurt Schleuderschwanzagame (Stellagama stellio picea) im Zoo Frankfurt
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Ordnung: Schuppenkriechtiere (SQUAMATA)
Unterordnung: Echsen (SAURIA)
Zwischenordnung: Leguanartige (Iguania)
Familie: Agamen (Agamidae)
Unterfamilie:  Agaminae

D LC 650

Schleuderschwanzagame, Hardun

Stellagama stellio • The Stellion, Hardim, or Star Lizard • Le stellion ou hardun

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Schwarze Schleuderschwanzagame (Stellagama stellio picea) im Terrazoo Rheinberg © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Approximative Verbreitung der Schleuderschwanzagame (Stellagama stellio). Dunkelblau: autochthone bzw. seit einigen Jahrhunderten bestehende Populationen.; rot: eingeführte Populationen

 

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Schwarze Schleuderschwanzagame (Stellagama stellio picea) im Terrazoo Rheinberg © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Schwarze Schleuderschwanzagame (Stellagama stellio picea) im Zoo Heidelberg © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Daan-Schleuderschwanzagame (Laudakia stellio daani) in der Wilhelma Stuttgart © Wilhelma (Pressefoto)

 

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Daan-Schleuderschwanzagame (Laudakia stellio daani) in der Wilhelma Stuttgart © Wilhelma (Pressefoto)

 

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Schleuderschwanzagame (Stellagama stellio) auf Sternschildkröte (Geochelone elegans) im Reptilium Landau © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Schwarze Schleuderschwanzagame (Stellagama stellio picea) im Terrazoo Rheinberg © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Schwarze Schleuderschwanzagame (Stellagama stellio picea) im Zoo Frankfurt © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Schleuderschwanzagame (Laudakia = Stellagama stellio). Abbildung aus P. J. SMIT et al. (1898). Zoology of Egypt. Volume First. Reptilia and Batrachia.

 

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Der Hardun ist die einzige in Europa natürlicherweise vorkommende Agame und ist daher in Verbindung mit anderen mediterranen Arten von zoopädagogischem Interesse. Er wird etwas häufiger in europäischen Zoos gezeigt als die anderen Vertreter der Agamen im engeren Sinn.

Körperbau und Körperfunktionen

Die Vertreter der Gattung Stellagama unterscheiden sich von den übrigen Agamen durch kräftigeren Leib und den mit rund umlaufenden stacheligen Wirtelschuppen bekleideten Schwanz. Der fast dreieckige Kopf ist flach, der mit unregelmäßigen Falten versehene Hals dünner als der Hinterkopf und ziemlich kurz, der Schwanz mittellang, an der Wurzel abgeplattet, ansonsten drehrund; die Beine sind verhältnismäßig lang und kräftig. Die Nasenlöcher liegen seitlich an der Schnauzenspitze; die Ohröffnungen sind ziemlich groß. Der Hardun erreicht eine Länge von 30-40 (-45) cm, wovon etwa 27 cm auf den Schwanz entfallen, die Unterart picea ist mit 20-25 cm kleiner. Färbung und Zeichnung sind recht variabel. Männchen unterscheiden sich namentlich durch ihren verhältnismäßig größeren Kopf von den Weibchen, ferner gibt es einen Geschlechts-Dichromatismus: Die Körperunterseite der Weibchen bleibt weiß oder hell beige, bei adulten Männchen wird sie zusehends dunkler bis hin zu einem tiefen Schwarz, wie es auch an der Körperoberseite vorzufinden ist, wo die Männchen auch Blauanteile haben [1; 4; 5].

Verbreitung

Mittelmeerraum: Ägypten (Sinai), Griechenland (einschließlich Inseln im Ägäischen Meer, Korfu und Rhodos), Irak, Israel, Jordanien, Libanon, Saudi-Arabien, Syrien, Türkei, Zypern. Angesiedelt an der ägyptischen Mittelmeerküste und auf Malta [3; 7].

Lebensraum und Lebensweise

Die Schleuderschwanzagame ist eine mediterrane, tagaktive Art, die felsige Trocken- und Halbtrockenhabitate besiedelt. Die Tiere werden in Gebirgen bis auf eine Höhe von 1'900 m, an Felsküsten aber auch in lichten Wäldern, in Obstgärten, an Trockenmauern oder an Gebäuden angetroffen. Ihre Nahrung besteht überwiegend aus größeren Insekten aller Art. Die Art ist eierlegend. Das Gelege besteht aus 6-8 (3-12) Eiern [2; 3; 6].

Gefährdung und Schutz

Die Art wurde 2012 beurteilt und wegen ihrer weiten Verbreitung, ihres großen Bestands und ihrer Toleranz auch gegenüber vom Menschen beeinflussten Lebensräumen als nicht gefährdet angesehen (Rote Liste: LEAST CONCERN) [2].

Der internationale Handel wird durch CITES nicht geregelt. Der Hardun fällt unter Anhang 2 der Berner Konvention über die Erhaltung der europäischen wildlebenden Pflanzen und Tiere und ihrer natürlichen Lebensräume und ist eine streng zu schützende Tierart nach Anhang IV der FFH-Richtlinie (92/43/EWG).

Bedeutung für den Menschen

Dazu schreibt BREHM: "In Egypten wird der Hardun wie alle größeren Echsen von Schlangenbeschwörern gefangen und öffentlich gezeigt. Außer diesen würdigen Männern bekümmert sich nur der europäische Forscher um ihn." [4]

Haltung

Für die paarweise Haltung werden Trockenterrarien von mindestens 120x60x100cm (LxBxH) empfohlen. Sie sollten mit Wärme- und UV-Strahlern ausgestattet und mit vielen kontrollierbaren Versteckmöglichkeiten in Felsformationen, Steinaufbauten, Wurzeln oder Trockengräsern, ferner kräftigen Kletterästen eingerichtet sein. Rück- und Seitenwände sollten mit Felsaufbauten oder dem Aufbringen von Sand und feinem Kies für die Tiere nutzbar gemacht werden. Die Agamen erklimmen die angebotenen Kletterwände problemlos. Als Bodensubstrat eignet sich grober Sand oder ein Sand-Lehm-Gemisch. Die Lufttemperatur soll tagsüber um 30ºC liegen und nachts abkühlen. Am Boden sollen lokal 40-45ºC erreicht werden [1; 6].

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird etwa 35 Institutionen gezeigt, von denen sich rund die Hälfte im deutschsprachigen Raum befinden. Die meisten der in Zoos gehaltenen Tiere mit bekanntem Unterart-Status gehören der Unterart picea an. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: Nach Reptiliengutachten 1997 des BMELF soll ein Terrarium für ein Paar mindestens 5x so lang und 4x so breit sein wie die Kopf-Rumpflänge der Tiere (für adulte picea ca. 60x48 cm). Die Höhe soll das Dreifache der Kopf-Rumpflänge betragen. Für jedes weitere Tier kommen 15% zur Basisfläche dazu.

In der Schweizerischen Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) und der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) ist die Art nicht erwähnt. Für 2 Individuen vergleichbarer Arten wird in der Schweiz eine Grundfläche gefordert, die dem 4x5-fachen der Kopf-Rumpflänge entspricht.

Taxonomie und Nomenklatur

Die Schleuderschwanzagame wurde 1758 von Carl von LINNÉ als "Lacerta stellio" beschrieben. Von 1835 bis 2003 gehörte sie mit kurzen Unterbrüchen zur Gattung Agama. Dann wurde sie mit zehn weiteren Arten als Gattung Laudakia ausgegliedert. 2012 wurde davon die Schleuderschwanzagame als monotypische Gattung Stellagama abgetrennt, in den jüngsten Publikationen treten beide Namen auf [7]. Die Gehegebeschilderung in Zoos trägt diesen Wechseln nicht notwendigerweise Rechnung. Es wurden mehrere Unterarten beschrieben, deren Gültigkeit aber teilweise umstritten ist. Die REPTILE DATA BASE weist sieben Unterarten aus:

  • S. s. brachydactyla: Ägypten (Sinai), Israel, Jordanien, Palästina, Saudi-Arabien
  • S. s. cypriaca: Zypern
  • S. s. daani: Griechenland, Türkei
  • S. s. picea: Nord-Israel, Nordwest-Jordanien, Süd-Libanon, Südwest-Syrien
  • S. s. salehi: Israel (Sinai)
  • S. s. stellio: Griechenland, Jordanien (?), Türkei
  • S. s. vulgaris: Ägypten

Literatur und Internetquellen

  1. AGAMIDAE-IG
  2. AMR, Z.S.S., AL JOHANY, A.M.H.,  et al.(2012). Stellagama stellio. The IUCN Red List of Threatened Species 2012: e.T157247A743714.  http://www.iucnredlist.org/details/157247/0. Downloaded on 17 August 2017.
  3. ARNOLD, E.N. & BURTON, J.A. (1978)
  4. BREHM, A. E. (1882-1887)
  5. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  6. NIETZKE, G. (1969)
  7. THE REPTILE DATA BASE

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Gelesen 24920 mal Letzte Änderung am Mittwoch, 02 August 2023 14:57
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