Katzen

Eurasischer Luchs

Altai-Luchs (Lynx lynx wardi = isabellinus) im Tierpark Berlin Altai-Luchs (Lynx lynx wardi = isabellinus) im Tierpark Berlin
© Klaus Rudloff, Berlin

Überordnung: LAURASIATHERIA
Ordnung: Raubtiere (CARNIVORA)
Taxon ohne Rang: Landraubtiere (FISSIPEDIA)
Unterordnung: Katzenartige (Feliformia)
Familie: Katzen (Felidae)
Unterfamilie: Kleinkatzen (Felinae)

D LC 650

EEPEurasischer Luchs

Lynx lynx • The Eurasian Lynx • Le lynx (boréal)

112 007 001 015 lynx lynx szeged PD1
Karpathenluchs (Lynx lynx carpathcius) im Zoo Szeged © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

112 007 001 015 lynx lynx map
Approximative Verbreitung des Eurasischen Luchses (Lynx lynx)

 

112 007 001 015 lynx lynx FK PD
Schädel eines Europäischen Luchsee (Lynx lynx) im Wildpark Feldkirch © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

112 007 001 015 lynx lynx lynx erlen PD1
Europäischer Luchs (Lynx l. lynx) im Tierpark Lange Erlen, Basel © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

112 007 001 015 lynx lynx gruenau PD1
Europäische Luchse (Lynx l. lynx) im Cumberland-Wildpark, Grünau im Almtal © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

112 007 001 015 lynx lynx gruenau PD2
Europäische Luchse (Lynx l. lynx) im Cumberland-Wildpark, Grünau im Almtal © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

112 007 001 015 lynx lynx doue PD1
Europäischer Luchs (Lynx lynx) im Zoo Doué-la-Fontaine © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

112 007 001 015 lynx lynx waldkirch PD1
Europäischer Luchs (Lynx lynx) im Schwarzwaldzoo Waldkirch © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

112 007 001 015 lynx lynx bodanrueck PD1
Europäischer Luchs (Lynx lynx) im Tier- und Freizeitpark Bodanrück, Allensbachl © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

112 007 001 015 lynx lynx lynx anholt PD1
Europäischer Luchs (Lynx l. lynx) im Wildpark Anholter Schweiz, Isselburg © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

112 007 001 015 lynx lynx lynx perleberg wDreier1
Europäische Luchsin (Lynx l. lynx) mit Jungtier im Tierpark Perleberg © Wolfgang Dreier, Berlin

 

112 007 001 015 lynx lynx wien nPotensky
Europäischer Luchs (Lynx l. lynx) im Alter von einem Monat im Tiergarten Schönbrunn © Norbert potensky / TG Schönbrunn (Pressefoto)

 

112 007 001 015 lynx lynx inns
Stark gefleckter Karpathenluchs (Lynx lynx carpathius) mit Jungem im Alpenzoo Innsbruck © Alpenzoo

 

112 007 001 015 lynx lynx carpathica MD wDreier 2
Wenig gefleckter Karpathenluchs (Lynx lynx carpathius) im Zoo Magdeburg © Wolfgang Dreier, Berlin

 

112 007 001 015 lynx lynx carpathica MD wDreier 1
Stark gefleckter junger Karpathenluchs (Lynx lynx carpathius) im Zoo Magdeburg © Wolfgang Dreier, Berlin

 

112 007 001 015 lynx lynx chemnitz2
Junger Karpathenluchs (Lynx lynx carpathicus) im Wildpark Oberrabenstein © Tierpark Chemnitz (Pressefoto)

 

112 007 001 015 lynx l wrangeli ex krefeld PD
Sibirischer Luchs (Lynx lynx wrangeli) im Zoo Krefeld © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

112 007 001 015 lynx lynx HD
Sibirischer Luchs (Lynx lynx wrangeli) im Zoo Heidelberg © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

112 007 001 015 lynx lynx wardi TPB KR2
Altai-Luchs (Lynx lynx isabellinus) im Tierpark Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

112 007 001 015 lynx l wardi TPB PD1
Junger Altai-Luchs (Lynx lynx isabellinus) im Tierpark Berlin © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

112 007 001 015 felis lynx tail
Schwanzunterseite des Eurasischen Luchses (L. lynx) © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

112 007 001 015 lynx lynx isabellinus mantel
Mantel aus Pelzen von Mongolischen Luchsen (Lynx lynx isabellinus). Aufnahme: Mickey Bohnacker, Frankfurt / Verband der deutschen Rauchwaren. und Pelzwirtschaft für das CITES Identification Manual. Public Domain.

 

Briefmarke Luchs
Luchsmotiv auf Briefmarke, Sowjetunion, 1988, 20+10 Kopeken

 

Weitere Bilder auf BioLib

Als einheimische Art und wegen seiner Ausrottungs- und Wiederansiedlungsgeschichte ist der Eurasische Luchs von größtem zoopädagogischem Interesse. Als größte Katze Mitteleuropas spricht er auch das Publikum an. Er wird deshalb sehr oft in europäischen zoologischen Einrichtungen gehalten, schwergewichtig natürlich in Wildparks, die der heimischen Fauna gewidmet sind.

Körperbau und Körperfunktionen

Mit einer Kopf-Rumpflänge von 80-110(-140) cm, einer Schulterhöhe von 50-75 cm, einer Schwanzlänge von 16-25 cm und einem Körpergewicht von 15 bis 29(bis > 30) kg ist der Eurasische die größte der vier Luchsarten. Er ist hochbeinig, hat einen kräftigen Körper, einen runden Kopf, spitze Ohren mit Haarpinseln und einen Backenbart. Die Iris ist gelbbraun bis weißlich gelbgrün, die Pupillen ziehen sich zu vertikalen Rhomben zusammen. Die Hinterbeine sind kräftig ausgebildet und gewährleisten ein gutes Sprungvermögen. Die Sohlen der breiten Tatzen, deren Zehen durch Spannhäute verbunden sind, haben besonders im Winter sehr dicke Haarpolster. Die Farbe des Fells der Körperoberseite variiert von graubeige bis rotbraun, es können große, teils zu Streifen zusammenfließende, schwarze Flecken, eventuell mit helleren Innenhöfen, kleine deutliche Tupfen oder nur eine schwache bis weitgehend fehlende Zeichnung vorhanden sein. Kehle, Brust, Bauch und Beininnenseiten sind weiß mit mehr oder weniger deutlicher Fleckung. Das Schwanzende ist rundherum schwarz. Erwachsene Kuder sind im Mittel etwa 25% schwerer als weibliche Tiere [1; 9; 10; 20].

Verbreitung

Eurasien: Afghanistan, Albanien, Armenien, Aserbeidschan, Bhutan, Bosnien-Herzegowina, Bulgarien, China, Estland, Finnland, Georgien, Griechenland, Indien, Iran, Irak, Kasachstan, Korea DVR, Kirgistan, Kosovo, Kroatien, Lettland, Litauen, Moldawien, Mongolei, Montenegro, Nepal, Nordmazedonien, Norwegen, Pakistan, Polen, Rumänien, Russland, Serbien, Slowakei, Spanien, Schweden, Tadschikistan, Türkei, Turkmenistan, Ukraine, Ungarn, Usbekistan, Weißrussland.

Wiedereingebürgert in Deutschland, Frankreich, Italien, Österreich, Slowenien, Schweiz (und von dort nach Liechtenstein eingewandert), Tschechien [4].

Lebensraum und Lebensweise

Luchse sind überwiegend dämmerungs- und nachtaktive Einzelgänger. Sie gelten als Kulturflüchter, aber gerade jüngere Tiere kommen auf der Suche nach einem eigenen Revier auch ins Siedlungsgebiet. Ansonsten umfasst ihr Lebensraum ausgedehnte Nadel- und Mischwälder, felsige Landschaften, Heide- und Moorgebiete vom Flachland bis ins Gebirge, reicht dort aber nicht weit über die Waldgrenze hinaus. Auch im Tiefland werden offene Gebiete gemieden. In Nordschweden haben die Luchse Streifgebiete bis zu 1'000 km², in Mitteleuropa liegen die Flächen zwischen 50 und 300 km², in der Schweiz typischerweise bei 90 km² für Kätzinnen und 150 km² für Kuder. Die Streifgebiete von Kudern und Luchsinnen überlappen sich, gegenüber Geschlechtsgenossen werden sie als Territorium verteidigt. In Mitteleuropa sind Reh und Gams die wichtigsten Beutetiere, sie machen über 90% der Risse aus. Wo sie selten sind oder fehlen können Reh, Rothirsch, Mufflon, Hausschaf, Hasen und Waldhühner wichtige Nahrungskomponenten sein. Eine Untersuchung von Luchsrissen in Süostpolen ergab, dass dort Rehe 91% der Beutetiere ausmachen, Feldhasen 6% und Hirschkälber 3%. Selten wurde auf einem Beutezug mehr als ein Tier gerissen (z. B. Ricke und Rehkitz). Die gerissene Beute wurde mehrmals, bei Einzeltieren während im Mittel 2.3 Tagen wieder aufgesucht.  [2; 3; 4; 9; 10; 11; 24].

Die Ranzzeit des Eurasischen Luchses fällt in die Monate (Februar/) März/April. Nach einer Tragzeit von 68-74 Tagen wirft die Luchsin im Mai/Juni meist 2(1-4) Junge mit einem Geburtsgewicht von etwa 200-300 Gramm. Kuder werden mit 24-34 Monaten, Luchsinnen mit 21-22 Monaten geschlechtsreif [2; 9; 10; 20].

Gefährdung und Schutz

Wegen seiner weiten Verbreitung gilt der Luchs aufgrund einer Beurteilung aus dem Jahr 2014  als global nicht-gefährdet (Rote Liste: LEAST CONCERN). Er ist aber in weiten Teilen Europas ausgestorben und konnte nur stellenweise während der letzten Jahrzehnte wiedereingebürgert werden. In Deutschland und der Schweiz, wo es wiedereingebürgerte Populationen gibt, wird die Art auf den nationalen Roten Listen als "stark gefährdet" bzw. als "vom Aussterben bedroht" aufgeführt [4].

Der internationale Handel ist nach CITES-Anhang II geregelt. Geschützt nach Berner Konvention Anhang III. Streng geschützte Art nach Anhang II und IV der FFH-Richtlinie 92/43/EWG ausgenommen definierte Populationen.

Zoogestützte Artenschutzprojekte (Beispiele):

Ausrottung und Wiederansiedlung in Mitteleuropa

In Rheinland-Pfalz wurden die letzten Luchse 1706-1710 im Pfälzer Wald und 1669 bei Fischbach im Hunsrück erlegt [11]. In Hessen soll der letzte Luchs 1833 im Odenwald erlegt worden sein. Im Harz fanden die letzten Luchsjagden in den Jahren 1817 und 1818 statt. Nachdem schon im März 1817 an der Sonnenklippe nahe des Brockens nach mehreren vergeblichen Jagden ein Luchs erlegt wurde, bot man ein Jahr später rund 200 Jäger und Treiber auf, um einen wohl von irgendwoher zugewanderten Luchskuder nach elftägiger Jagd zur Strecke zu bringen. Der Herzoglich-Braunschweigische Forstmeister Werner Graf von VELTHEIM beschrieb den letzten Tag der Jagd wie folgt: „Kaum waren die nachgehenden Jäger 200 Schritte weit der Fährte gefolgt, als sie den Luchs frisch flüchtig spürten (...). Da springt der Luchs nun in die Dickung zwar zurück, kommt aber doch auf einer lichten Stelle vor dem Königlich Hannöverschen reitenden Förster SPELLERBERG aus Lautenthal, breit heraus, in welchem Augenblicke dann ihm dieser mit sicherer Hand eine Flintenkugel ächtmeisterlich durch das Herz schießt, worauf der Wütherich nach zwey Bogensätzen entseelt niederstürzet.[KAMKE, C., 2004, NHM Braunschweig]. Wanderer finden noch heute einen Gedenkstein und eine erläuternde Tafel in der Nähe von Lautenthal und das Präparat ist im Naturhistorischen Museum in Braunschweig zu besichtigen.

Der letzte bodenständige Luchs in Thüringen wurde 1819 bei Luisenthal geschossen (Naturkundemuseum Erfurt).

In Bayern verschwand der Luchs um 1850. Der letzte verbürgte Abschuss im Bayerischen Wald stammt vom Jahr 1846 nahe Zwiesel [17], im selben Jahr wird der letzte Luchs Württembergs auf der Schwäbischen Alb bei der Ruine Reußenstein getötet. In der Provinz Preußen wurden die letzten Luchse in Masuren, 1861 bei der Oberförsterei Nassawen und 1868 bei der Oberförsterei Puppen (heute Spychowo) erlegt. Im ersten Falle handelte es sich um einen 1860 zugewanderten Luchs, der dem Rehbestand ziemlich zusetzte, worauf Treibjagden auf ihn veranstaltet wurden, die am 10. Februar 1861 zum Erfolg führten. Im zweiten Fall befand sich der Förster WIENKOWSKI am 21. September auf Schnepfenjagd, als er ein Tier erblickte, das er erst als Reh, dann als einen der damals noch häufiger vorkommenden Wölfe ansprach und in der Aufregung mit Schnepfenschrot Nr. 6, darauf mit grobem Schrot aus dem anderen Lauf beschoss.

Das verletzte Tier flüchtete etwa 200 Schritt, wurde vom Hund gestellt und nach einer weiteren Flucht von 50 Schritt aus einer Distanz von 10 Metern in den Kopf geschossen. Es handelte sich um einen Kuder mit einem Gewicht von 32 Pfund. Ein zweiter Luchs konnte sich der Bejagung entziehen [6].

Die heute wieder im Bayerischen Wald vorkommenden Luchse gehören zur böhmisch-bayerischen Population, die auf 17 Tiere zurückgeht, die in den 1980er-Jahren im tschechischen Šumava-Gebirge ausgesetzt wurden, nachdem ein Jahrzehnt zuvor ein ähnlicher Wiederansiedlungsversuch im Bayerischen Wald gescheitert war. Bis Mitte der 90er Jahre wuchs die Population und dehnte sich im Dreiländereck Tschechien-Deutschland-Österreich aus. Dann wurde der Trend rückläufig. Heute umfasst der Bestand etwa 75 Tiere [17].

Die Luchse im Harz gehen auf die Auswilderung von 24 Luchsen aus Zoos und Wildpärken im Zeitraum 2000-2006 zurück. Der Bestand hat sich heute über den Harz hinaus ausgedehnt. Einzelne Luchse wurden auch im Schwarzwald, im Pfälzerwald und im oberen Donautal nachgewiesen [12]. Im Pfälzerwald wurden 2016-2020 12 Luchse aus der Schweiz und 8 aus der Slowakei angesiedelt. Die Schweizer Luchse waren jeweils im Natur- und Tierpark Goldau quarantäniert worden [21; div. Zeitungsartikel].

In der Schweiz, wo die Art im Jura bereits im 18. Jahrhundert ausgerottet und der letzte autochthone Luchs der Alpen 1902 im Wallis geschossen worden war, wurden von 1970-76 zehn Luchse mit behördlicher Genehmigung wiederangesiedelt, davon 4 im Jura und 6 in den Zentralalpen. Neben diesen offiziellen Aussetzungen sollen weitere 14 bis 20 Luchse ohne behördliche Bewilligung freigelassen worden sein [22; 23]. Soweit dies heute noch nachvollzogen werden kann, stammten auch diese Tiere aus den Karpaten, vermutlich mit der Ausnahme eines illegal vom WWF im schweizerischen Nationalpark ausgesetzten Paares, das aber nicht zur Fortpflanzung gelangte. 2016 wurde der schweizerische Bestand auf etwa 170 Tiere geschätzt, davon zwei Drittel in den Alpen und ein Drittel im Jura [11]. Von 2009-2016 wurden 5 Luchse mit Sondergenehmigung erlegt und 65 tot aufgefunden [14].

In Österreich war der Luchs 1892 ausgerottet worden. In den letzten Jahrzehnten wanderten immer wieder einzelne Tiere aus den Nachbarländern ein. Zusätzlich wurden in der Steiermark neun Luchse ausgesetzt. Heute kommt der Luchs in Österreich vor allem im nördlichen Mühl- und Waldviertel sowie im Dreiländereck Salzburg-Steiermark-Kärnten (Gurktaler Alpen) und in Südkärnten (Karawanken) vor, zählt aber immer noch zu den seltensten Säugetieren des Landes. Am 9. Mai 2011 wurde erstmals ein Luchs aus der Schweiz in den Nationalpark Kalkalpen (Oberösterreich) umgesiedelt. Weitere Tiere sollen folgen [WILD Info 20, Nr. 3: 5].

Bedeutung für den Menschen

Gelegentlich verursachen Luchse Schäden an Haustieren oder Gatterwild, dies ist aber zumindest in Mitteleuropa kein größeres Problem, offenbar im Gegensatz zu Skandinavien. In der Schweiz werden gerissene Nutztiere von Bund und Kantonen vergütet. Bei wiederholten Angriffen sind Maßnahmen zum Schutz der Herden vorgesehen. Wenn ein Luchs mehr als 14 Schafe oder Ziegen reisst, wird eine Abschussbewilligung erteilt [4; 14].

Von 1977-2017 wurden weltweit bei der Ausfuhr rund 3'200 Pelzkleider, 3'200 Felltafeln, über 100'000 Felle und 400 Jagdtrophäen registriert. Die wichtigsten Exportländer waren Russland bzw. die Sowjetunion und China. In selben Zeitraum wurde die Ausfuhr von 436 lebenden Wildfängen genehmigt. Global wurden 727 Nachzuchttiere über Landesgrenzen verschoben, einschließlich 98 (?!) aus Kanada [3].

Haltung

Im Zoo können Eurasische Luchse gelegentlich ein Alter von 23-24 Jahren erreichen [17]. Kuder verhalten sich Jungtieren gegenüber meistens tolerant, putzen sie und spielen mit ihnen, obwohl sie sich in der Natur nicht an der Aufzucht beteiligen.

Haltung in europäischen Zoos: In über 410 europäischen Zoos, Tier- und Wildparks werden Eurasische Luchse gehalten. Etwa ein Drittel dieser Einrichtungen befinden sich im deutschsprachigen Raum. Teils sind es Tiere, deren Unterart-Status nicht bekannt ist oder Unterart-Hybriden. Bei über 220 Haltungen handelt es sich um Nordluchse (Lynx l. lynx), in gegen 50 Fällen um Karpathenluchse (Lynx l. carpathicus), in ca. 15 Einrichtungen werden noch Sibirische Luchse (Lynx l. wrangeli) gehalten, und einige wenige Zoos halten Altai-Luchse (Lynx l. isabellinus / wardi) oder andere Unterarten. Für Details siehe Zootierliste. Im deutschsprsachigen Raum besteht eine vom Deutschen Wildgehegeverband geförderte Tendenz, andere Unterarten oder Unterarthybriden durch Karpathenluchse zu ersetzen.

Es gibt ein Europäisches Zuchtbuch (ESB), das seit 2022 am Tierpark Bern geführt wird. Nach dem "Regional Collection Plan" sollen innerhalb der EAZA Nord- und Karpathenluchs gefördert und die übrigen Unterarten sowie die Unterarthybriden aufgegeben werden.

Forschung im Zoo: Der Luchs ist immer wieder Gegenstand von tiermedizinischen oder ethologischen Forschungsarbeiten, die darauf abzielen, die Haltungsbedingungen zu optimieren [1; 7; 8; 13 14; 15].

Wie Luchse gehalten werden (Beispiele):

Mindestanforderungen an Gehege: Nach Säugetiergutachten 2014 des BMEL sollen für Eurasische Luchse verbindbare Außengehege von 50 m² Fläche pro Tier und 2.50 Höhe vorhanden sein.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für 1-2 Eurasische Luchse ein Außengehege mit einer Fläche von 30 m² und einer Höhe von 2.5 m vor. Für jedes weitere erwachsene Tier ist die Fläche um 10 m² zu erweitern. Es müssen individuelle Schlafboxen von 1.5 m² vorhanden sein.

Von der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) ist der Luchs explizit ausgenommen.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Eurasische Luchs wurde 1758 von Carl von LINNÉ als "Felis lynx" erstmals wissenschaftlich beschrieben. Die Gattung Lynx wurde 1792 vom schottischen Arzt, Schriftsteller und Naturforscher Robert KERR eingeführt. Es sind zurzeit 6-7 Unterarten anerkannt:

  • Nordluchs (L. l. lynx)- Skandinavien, Nordosteuropa, Russland bis zum Jenissei
  • Karpathenluchs (L. l. carpathicus) - Mittel- und Südosteuropa
  • Kaukasusluchs (L. l. dinniki) - Kleinasien, Kaukasus, Iran
  • Altailuchs (L. l. isabellinus = wardi) - Zentralasiatische Republiken, Afghanistan bis Mongolei, West-/Zentralchina und Nordindien
  • Baikalluchs (L. l. kozlovi) - Mittelsibirien vom Jenissei bis zum Baikalsee
  • Amurluchs (L. l. neglectus) - Amurregion Russlands, Nordostchina, Korea
  • Sibirischer Luchs (L. l. wrangeli) - Nordostsibirien, südwärts bis zum Stanowoi-Gebirge

Der hochbedrohte Iberische Luchs (Spanien, Portugal) wird heute als eigene Art (Lynx pardinus) angesehen [4; 20].

Literatur und Internetquellen

  1. AMBROSCH, J. (2009)
  2. BREITENMOSER, U. & BREITENMOSER-WÜRSTEN, CH. (1998)
  3. BREITENMOSER-WÜRSTEN, CH. & BREITENMOSER, U. (2013)
  4. BREITENMOSER, U. et al. (2015). Lynx lynx (errata version published in 2017). The IUCN Red List of Threatened Species 2015: e.T12519A121707666. http://www.iucnredlist.org/details/12519/0 Downloaded on 18 June 2018.
  5. CITES TRADE DATA BASE
  6. DROSTE, F. Baron von (1869)
  7. EHLERT, K. (2005)
  8. EHLERT, K., LUEDICKE, T. (2003)
  9. GRIMMBERGER, E. & RUDLOFF, K. (2009)
  10. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  11. HAUSSER, J. et al. (Hrsg., 1995)
  12. HELB, H.-W. (2003)
  13. LUEDICKE, T. (2005)
  14. KORA
  15. MARKOWSKI, S. (2013)
  16. SCHÖNE, J. (2001)
  17. SPERBER, G. (1974)
  18. WEIGL, R. (2005)
  19. WILHELM, S. (2011)
  20. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
  21. STIFTUNG NATUR- UND UMWELT RHEINLAND-PFALZ
  22. BREITENMOSER, C. et al. (2022)
  23. VON ARX, M. et al. (2017)
  24. MYSŁAJEK, R. W., STACHYRA, P., FIGURA, M. & NOWAK, S. (2021)

Zurück zu Übersicht Landraubtiere

Weiter zu Pardelluchs (Lynx pardinus)

Gelesen 32945 mal Letzte Änderung am Donnerstag, 09 März 2023 16:35
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx