Mittwoch, 16 Mai 2018 07:41

BÖER, M. (2008)

Tiergartenbiologische Untersuchungen zur Fortpflanzung und zum Verhalten von Wildtieren unter vorgegebenen Haltungsbedingungen. Anpassungsphänomene und Einflußmöglichkeiten

Habilitationsschrift

151 Seiten

Tierärztliche Hochschule Hannover
Zoo Hannover

Zusammenfassung:

Die vorliegende Arbeit beinhaltet Untersuchungen zur Fortpflanzung und zum Verhalten von Zootieren. Sie befasst sich zunächst allgemein mit Umwelteinflüssen und Störungen ihres Verhaltens, mit Risiken und Auswirkungen der Inzucht sowie mit dem gegenwärtigen Stand der Kontrazeption und der Problematik der Gefangenschaft.

Unter den Verhaltensstörungen lassen sich Stereotypien, die nichtmit physischen Schäden einhergehen und für Wildtiere in Gehegehaltung nach entsprechend rechtzeitigem Eingriff in das Haltungssystem und Beseitung der ursachen ohne psychische Folgen bleiben, von Ethopathien abgrenzen. Inzucht kann zu depressionsbedingten Verlusten in den Zuchtgruppen führen. Viele Paarungskombinationen und Selektion können helfen, die Depressionsphase in kleinen Zuchtgruppen zu überwinden. Die dafür notwendige Mindestanzahl von Zuchttieren lässt sich erst in der Restrospektive bestimmen und variiert von Art zu Art. Inzuchtbedingte Haltungsrisiken sind grösser als die Unfallrisiken bei sozialer Inegration blutsfremder Individuen in etablierte Sozialverbände. Die Reproduktion ausschliesslich verwandter Tiere sollte daher bereits bei möglichen Paarungen unter Individuen der F2-Generation vermieden werden. Für die Bestandsregulierung in Gehegehaltung ist die Kontrazeption eine dem Tierschutzrechtlichen Gedanken der Mitgeschöpflichkeit Rechnung zu tragen Alternative zur Euthanasie und zur Schlachtung. Nach den bisherigen Erkenntnissen stellt die Immunikontrazeption eine sichere, praktikable, einfache und entwicklungsfähige Methode der Regulierung von Wildtierbestände dar. Die Beurteilung der Gefangenschaft als Mass der dem Tier vorgegebenen Wahl- und Entscheidungsmöglichkeiten, die in Relation zu dessen stammesgeschichtlich erworbenen Wahl- und entschedungsfähigkeiten zu sind, umfasst klinische Parameter am Tier, Faktoren des Haltungssystems sowie die Sichtweise des Betrachterd, die eine Mischung aus Analogie- und Homologieschluss, Vermenschlichung und subjektiver Aussage beinhaltet. Nach wie vor sind Kenntnisse und Erfahrungen des Fachmannes im täglichen Umgang mit Arten und Individuen ebenso wie sein Einfühlungsvermögen für die abschliessende Beurteilung von Gehegen und den in ihnen gehaltenen Tieren unerlässlich. Im Einzelfall ist die Gefangenschaft des Wildtieres in objektiv kaum ausreichendem Mass zu beantworten und auf das subjektive Urteilsvermögen des Tiergartenbiologen kann nicht verzichtet werden, da im Sinne des Tierschutzgesetztes haltungstechnische Entschedungen getroffen und Positionen bezogen werden müssen.

 Die an 6 verschiedenen Tierarten durchgeführten eigenen Untersuchungen zum Verhalten und zur Fortpflanzung hatten speziell zum Ziel, Richtlinien eines für den Drill eeigneten Erhaltungszuchtprogramms zu erarbeiten, den Reproduktionsstatus von Schimpansen und Gorillas mit Laborverfahren unter Zoobedingungen zu erfassen, handaufgezogene Schimpansen in den Sozialverband adulter Individuen zu integrieren, die Fortpflanzung in einer Gruppe handaufgezogener Gorillas zu induzieren, Verhaltensparameter zu Beewertung eines Haltungssystems für diese Art zu erstellen, grundlegende Daten bisher unbekannter Aspekte der Reproduktion bei Breitmaulnashorn, Drill und Nacktnasenwombat zu erarbeiten sowie zoogeborene Exemplare von Luchs und Breitmaulnasorn wiederanzusiedeln.

Der Drill, ein vom Aussterben bedrohter Waldpavian, verfügt über ein vielseitiges Inventar sozialer Verhaltensweisen und pflanzt sich auch bei Gehegehaltung in einem kleinen Sozialverband mit einem adulten Männchen, mehreren Weibchen und Jungtieren unterschiedlicher Altersstufen regelmässig fort. Die Umfärbung des unpigmentierten Säuglingsgesichts nach schwarz geht zeitlich einher mit der Umstellung von Milchnahrung auf feste Nahrung sowie mit der Inegration der Jungtiere in die Sozialstruktur der Erwachsenen. Drillweibchen können im Alter von vier Jahren erstmalig gebären und im Verlaufe eines Zeitraumes von drei Jahren zwei Kinder grossziehen. Bei Überbesatz müssen adoleszente Drills vom Sozialverband getrennt werden. So können Verluste infolge reaktiver Aggression des adulten Mannes vermieden, das Sozialgefüge mit dem Ziel weiterer ungestörter Kinderaufzucht stabilisiert und prospektive Zuchtgruppen in anderen Haltungen gegründet werden. Als Voraussetzung für ein Wachstum der Population sind Erweiterung und Strukturierung des Zuchtgeheges zwecks Abbau des overcrowding einer Herausnahem subadulter Individuen aus dem Elternverband vorzuziehen. Vor Integration einander fremder Partner müssen die Möglichkeit der Situation eines Infantizid und damit verbundene Gesundheitsrisiken für milchabhängige Jungtiere bedacht werden.

Unter Zoobedingungen eignet sich die regelmässige Erfassung hoher LH-Werte, der Veränderungen der Genitalschwellung sowie der Menstruation zur Überprüfung des Reproduktionspotentials weiblicher Schimpansen. Temporäre Detumeszenz des Schwellgewebes im Anogenitalbereich zeigt kurzfristige Belastungssituationen nichttragender Schimpansinnen an. Die beurteilung des Reproduktionsstatus einer Schimpansengruppe muss örtliche und individuelle Schwankungen der Zyklusdauer sowie der zeitlichen Korrelation untersuchter Parameter berücksichtigen. Beobachtungen zur Entwicklung des Verhaltens junger Schimpansen überprüften den Erfolg der angewandten Methode der Handaufzucht, da die Jungtiere einer Gruppe adulter Schimpansen zugeführt werden sollten. Langsame und fliessende Übergänge zwischen aufeinander folgenden Phasen der Handaufzucht vermeiden irreversible Verhaltensstörungen. Intensive Betreuung durch eine Bezugsperson und anschliessender Aufenthalt in der peer-group ermöglichen eine physiologische Verhaltensentwicklung handaufgezogener Individuen. Infantile Merkmale sowie bereits entwickelte Beschwichtigungs- und Unterwerfungsfähigkeiten ermöglichen eine risikoarme Integration juveniler Schimpansen in die Erwachsenengruppe.

Die Erfassung zyklischer Aktivitäten weiblicher Gorillas ist anhand der renalen Exkretion von LH und Gesamtöstrogen, der Länge von Menstruation und Sexualzyklus sowie - bei handzahmen Individuen - der Basaltemperatur und der Länge des Urogenitalspaltes in einem Zoo möglich. Die intraspezifische Variabilität der Paramenter erlaubt eine Fertilitätsbeurteilung erst im Vergleich mehrerer einander folgender Zyklen eines Individuums. Bei inadäquaten Haltungsbedingungen für Gorillas können Verhaltensanalysen Hinweise auf eine fertilitätsmindernde Überforderung der Adaptabilität liefern. Darüber hinaus können Befunde des Genitalsekretes und der Biopsie der Hoden die Fertilitätsbeurteilung bei Gorillamännchen wesentlich verbessern sowie Hinweise auf Umfang und Zeitpunkt der Entstehung von Gewebsalterationen und ihrer möglichen Ursachen geben. Vitamin E-Mangel und psychische Dauerbelastung durch haltungsbedingt geringe räumliche Distanz zum Zoobesucher müssen als potentiell die Fertilität männlicher Gorillas mindernde Haltungsfaktoren eingestuft und durch Futterzusätze sowie ausreichend dimensionierte Gehege ausgeschlossen werden. Der Körperhygiene des Menschen analoges Verhalten, Werkzeuggebrauch und Spiel mit Schimpansen und Zoobescuhern kann bei Gorillas in artgemässerGehegehaltung zu beobachten sein. Koprophagie gibt keine Hinweise auf inadäquate Haltung. In begrenzten und übersichtlichen Gehegen kommunizieren Gorillas untereinander überwiegend durch Blickkontakt. Stereotypien und Ethopathien sowie quantitative Verhaltensänderungen waren bei mangelhafter Haltung erfassbar. In einem adäquaten Haltungssystem traten sie nicht auf. Homosexuelles Verhalten unter Gorillaweibchen kann nach Veränderungen der sozialen Umwelt reversibel sein. Defensive Koalitionen nichtverwandter Weibchen erwiesen sich als effektive Verhaltensstrategie gegenüber einem sehr aggressiven Mann. Der Sexualzyklus kann infolge sozialer Stressoren, z.B. Angriffe eines Männchens mit Körperverletzung, erheblich und lange gestört werden, normalisiert sich jedoch nach Entspannung der sozialen Situation. Zyklusstörungen waren charakterisiert durch verlängerte Interöstrus-Intervalle, Oligomenorrhoe und/oder Amenorrhoe sowie durch verlängerte genitale Detumeszenz. Nullipare Weibchen im dritten Dezennium benötigten mehr als 1.5 Jahre Kontakt zu einem erfahrenen und fertilen Männchen, um eine physiologische Trächtigkeit zu erreichen. Wärhend der ersten zwei Trächtigkeitsmonate sind Fruchtresorptionen und Frühaborte möglich. Handaufgezogene und unerfahrene Gorillaweibchen, die über einige Jahre die Mutteraufzucht von Schimpansen durch Glasscheiben beobachteten, nahmen ihre erstgeborenen Kinder an und Zogen sie komplikationslos auf.

Die Wiederansiedlung zoogeborener Luchse im natürlichen Lebensraum ist möglich, wenn ausgewählte Individuen mindetens 6 Monate in einem Eingewähnungsgehege gehalten werden, um eine Adaptation an die neue Umgebung, das Kennenlernen potentieller Beutetiere sowie die verwilderung in Form einer Entwöhnung vom Menschen zu gewährleisten. Das Fluchtverhalten der in der Wildbahn geborenen F1-Generation gegenüber Mensche ist stärker entwickelt als das der im Gehege geborenen Eltern. Ernährung und Jagdverhalten, Reproduktion und Territorialverhalten im untersuchen Projekt weisen auf eine Adaptation der Zooluchse an den natürlichen Lebensraum hin.

 Sollen sich Breitmaulnashörner in Gehegen fortpflanzen, muss die Möglichkeit zur räumlichen Trennung der Geschlechter aufgrund der Dominanz der Kühe ausserhalb des Östrus gegenüber dem Bullen vorhanden sein. In weitläufigen Gehegen regulieren die Nashörner selbst durch agonistische Verhaltensmechanismen die räumliche Verteilung der Geschlechter, weomit sich das Sozialverhalten entspannt. Bei eng begrenzten Haltungssystemen sind Aggressionen zwischen den Partnern durch temporäre Trennung ohne Zugang ausserhalb des Östrus zu vermeiden. Bieten vorgegebene Haltungsstrukturen und Management den Breitmaulnashörnern ein ausgewogenes und abwechslungreiches Fütterungsregime, einen die individuellen Charaktere berücksichtigenden Umgang durch Personal, selbständiges Komfortverhalten und Lösung sozialer Konflikte sowie eine relativ geringe Besatzdichte, können Kühe alle zwei Jahre ein Kalb aufziehen, womit die nachzucht dieser bedrohten Art in Obhut des Menschen günstig beeinflusst wird.

Das Verhalten eines vorher extensiv gehaltenen und für die Wiederansiedlung vorgesehenen Nashorns wurde während eines interkontinentalen Langstreckentransportes in einer Kiste beobachtet. Die Ergebnisse liessen die hier gewählten Transportmethode als geeignet erscheinen. Anpassungen des Nashorns an die Umweltbedingungen seines neuen Lebensraumes in der Boma umfassten die Futterakzeptanz lokaler Gräser, eine etwa vierwöchige Phase der Gewöhnung an hohne Tagestemperaturen, einen Zeitraum von 6 Wochen zur Entwicklung eines ortsüblichen Tagesaktivitätsmusters sowie etwa 3 Monate zur Entwicklung einer für die schnelle Fortbewegung in Dornbuschsavannen geeigneten Beschaffenheit der Epidermis.

Unter Gehegebedingungen können Nacktnasenwombats bei Verträglichkeit der Partner stabile Paarbindungen eingehen und sich über viele Jahre hinaus wiederholt fortpflanzen. Während der Jungenaufzucht sollte das Männchen nicht vom Weibchen getrennt werden, da es während dieser Zeit Sozialfunktionen übernimmt. Heranwachsende Beuteljunge nehmen in verschiedenen Entwicklungsstadien unterschiedliche Ruhepositionen ein, die in Anpassung an die anatomischen Verhältnisse der nach kaudal gerichteten Öffnung des Marsupiums ernährungsphysiologisch, thermoregulatorisch und hygienisch beduetsam sind. Um Jungtierverluste unter Gehegebedingungen zu vermeiden, sollten entwöhnte Wombats mit spätestens 28 Monaten von den Eltern getrennt werden. Unter Gehegebedingungen waren Verhaltensmechanismen intraspezifischer Aggression erkennbar, die im natürlichen Verbreitungsgebiet der Art Einfluss auf die räumliche Verteilung von Indivduuen haben dürften.

In einer vergleichenden, artübergreifenden Bewertung der Untersuchungen wurden Fragen nach Gefangenschaftseinflüssen auf das Verhalten der Zootiere im Sinne des Schwindens von Verhaltensmustern (Lorenz 1978) und des Fehlens teleonomer Verhaltensweisen diskutiert. Dabei wurde auch auf die Problematik intraspezifischer Aggression bei Zootieren und die Bedeutung des Zoomorphismus (Hediger 1984) für die Funktion des Tierpflegers eingegangen. Die vorgestellten Arbeiten sollten auch zeigen, ob ein "Forschungszoo" (Hediger 1984) seine Berechtigung für die Bearbetung der gewählten Themen hat. Sie sollten ferner tiergartenbiologische Möglichkeiten der Einflussnahme auf Fortpflanzung und Verhalten aufzeigen sowie die Adaptabilität von Wildtieren an vorgegebene Haltungsbedingungen untersuchen.

Die Verhaltensuntersuchungen wie auch die in Primatenzentren entwickelten Methoden der Zyklusdiagnostik bei Menschenaffen konnten problemlos in den Tagesablauf eines öffentlichen Zoos integriert werden. Der "Forschungszoo" war für die Bearbeitung der Themen nich erforderlich. Es konnten verschiedene zweckmässige Verhaltensweisen der untersuchten Arten (Koporphagie bei jungen Gorillas, Wombats und Nashörnern; hygienisch bedeutsame Verhaltensweisen im Zusammenhang mit Nahrungsbearbeitung bei Luchsen und Gorillas und mit der Körperpflege bei Gorillas und Nashörnern; Werkzeuggebrauch beim Gorilla) sowie komplexe Handlungsketten bei der jugenaufzucht von Wombats, Drills und Nashörnern beobachtet werden, womit die von Lorenz (1978) formulierte These des ausschliesslichen Schwindens von Verhaltensmustern unter Gefangenschaftseinflüssen in Frage gestellt werden kann.

Intraspezifische Aggressionen der beobachteten Arten hatten verschiedene Ursachen und traten in unterschiedlichen Situationen auf. Sie waren duch Haltungsveränderungen zu beenden (fehlende Ausweichmöglichkeiten bei Gorillas, Drills, Nashörnern, Wombats; soziale Expansionstendenzen adoleszenter Drills und Nashörner, Veränderungen des Reproduktionsstatus der Mütter bei Drills, Nashörnern und Wombats) oder nur durch vollständige Trennung der Individuen zu unterbinden (Infantizid bei Drills, mangelhafte Sozialisation eines adulten Gorillamännchens).

Die Untersuchungen an Menschenaffen zeigten, dass der Tierpfleger aufgrund des Zoomorphismus (Hediger 1984) bei der Datenerfassung wie auch für den Fortgang der Projekte eine wesentliche Rolle spielte.

Einige Möglichkeiten der Einflussnahme des Tiergärtners auf Verhalten und Fortpflanzung der Zootiere wurden erarbeitet: Paarungsverhalten und Sexualzyklus sind durch Änderung des Sozialgefüges einer Zuchtgruppe sowie durch Änderungen der Haltungsbedingungen beeinflussbar. Einige reproduktionsfördernde Massnahemn werden genannt. Bei allen untersuchten Arten waren Eingriffe in das Fortpflanzungsgeschehen jedoch nur nach ausreichender Überwachung ihres Verhaltens und unter kontinuierlicher Erfolgskontrolle angezeigt.

Anpassungsvorgänge bei Futterumstellungen, Paarbildungen, Reproduktionskreisläufen, bei Gewöhnungen an neue Aufzuchtphasen, in der Vorbereitung einer Wiederansiedlung sowie im Verhalten zoogeborener Individuen im natürlichen Lebensraum erwiesen sich als zeitfordernde Prozesse, die abgeschlossen sein müssen, um den Erfolg der jeweiligen, sie auslösenden tiergartenbiologischen Massnahmen beurteilen zu können.

 

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Donnerstag, 25 Mai 2017 15:30

EBERSBACH, K. (2001)

Zur Biologie und Haltung der Aldabra-Riesenschildkröte (Geochelone gigantea) und der Galapagos-Riesenschildkröte (Geochelone elephantopus) in menschlicher Obhut unter besonderer Berücksichtigung der Fortpflanzung.

Vet. med. Diss. TiHo Hannover
Aus dem Institut für Zoologie der Tierärztlichen Hochschule Hannover und dem Zoo Hannover

Wissenschaftliche Betreuung; Univ.-Porf. Dr, K. Wächtler
229 Seiten, 28 Tabelle, Anbbildungen, Anhang

Volltext

Zusammenfassung:

Die vorliegende Arbeit fasst den aktuellen Kenntnisstand zu den Riesenschildkrötenarten G. gigantea und G. elephantopus unter besonderer Berücksichtigung der Fortpflanzungsbiologie zusammen. Dabei wird ein umfassender Überblick über die hierzu verfügbare Literatur gegeben. Im Rahmen einer zwischen Februar und August 2000 durchgeführten weltweiten Umfrage wurden darüber hinaus die aktuellen Haltungsbedingungen, die Fütterung, das Management sowie der Reproduktionsstatus in 67 Haltungen von G. gigantea und 26 Haltungen G. elephantopus erfasst. Dabei wurde der Aktivitätsbeeinflussung durch das Management besondere Bedeutung beigemessen, da ein Zusammenhang zur Fortpflanzungsaktivität vermutet wird und ein großer Unterschied zwischen der Aktivität der Tiere im natürlichen Lebensraum und in menschlicher Obhut besteht. Halter gemischtgeschlechtiger Gruppen und Züchter bewerteten außerdem die mögliche Relevanz fortpflanzungsbeeinflussender Faktoren.

Anhand der Befragung wurde neben der Ermittlung des Status Präsens auch die praktische Umsetzung der aus der Lebensweise der Tiere im Freiland abgeleiteten Grundsätze bzw. der in der Literatur vorgegebenen Haltungsempfehlungen überprüft. Zudem wurden potentielle fortpflanzungsspezifische Einflussfaktoren statistisch auf einen Zusammenhang zum Vorkommen von Eiablagen untersucht. Weiterhin wurden Ultraschall- und Spermienuntersuchungen der im Zoo Hannover gehaltenen G. gigantea durchgeführt.

Bei der existierenden Literatur zu Haltung, Fütterung und Fortpflanzung in menschlicher Obhut handelt es sich meist um Fallbeschreibungen und empirische Einschätzungen. Nur zu wenigen Teilaspekten liegen wissenschaftliche Untersuchungen vor. Kenntnisse der Umweltfaktoren, Ernährung und Lebensweise sowie der damit verknüpften physiologischen, ökologischen und sozialen Zusammenhänge bilden aber die Grundlage für eine artgerechte Haltung und für Zuchterfolge.

Die Gesamtheit der Haltungen weist aufgrund der weltweiten Verteilung der Zoos und Privathalter sowie der unterschiedlichen lokalen Voraussetzungen ein sehr breit gefächertes Spektrum von Haltungsbedingungen sowie Fütterung und Management auf. Innerhalb dieses Spektrums gelingen Zuchterfolge unter sehr variablen Bedingungen. Faktoren, die von vielen Haltern und Züchtern beider Arten als besonders wichtig angesehen werden, sind: klimatische Faktoren (Licht, allgemeine Wetterverhältnisse, Lufttemperatur), Gehegegröße und Komfort, Futterzusammensetzung, Gruppengröße, Geschlechtertrennung sowie Aktivität und Fitness der Männchen. Die Fortpflanzung von Riesenschildkröten stellt sich insgesamt als polyfaktoriell bestimmtes Geschehen dar. Statistisch belegt werden konnte ein signifikanter Zusammenhang zwischen der Durchführung einer temporären Geschlechtertrennung und dem Vorkommen von Eiablagen.

Die im Zoo Hannover durchgeführten praktischen Untersuchungen an G. gigantea belegen eine Ovulationshemmung bei allen gehaltenen Weibchen und bestätigen damit frühere Untersuchungen (Zürich 1995). Unter Einbeziehung des in der Befragung ermittelten weltweiten geringen Anteils von Weibchen mit Eiablagen müssen als Hauptursache ausbleibender Zuchterfolge nachteilige Umwelteinflüsse auf die Ovulation angenommen werden.

Im Vergleich zwischen Freilandbedingungen und heutigem Haltungsstandart ergeben sich in verschiedenen Bereichen Verbesserungsvorschläge. Diese betreffen insbesondere einen physiologischen Temperaturgradienten im Innengehege, eine ausreichende UV-Versorgung während der Innenhaltung, eine Aktivitätsanregung der Tiere durch entsprechende Gehegegestaltung und einen variablen Fütterungsmodus, eine artspezifische Fütterung sowie ein an den durch Gruppengröße, Geschlechterverhältnis und Haltungsdichte entstehenden sozialen Interaktionen orientiertes Management. Unter dem Gesichtspunkt der Fortpflanzung sind Aktivitätsanregung, Fütterung und Management besonders zu beachten.

Summary:

”Biology and keeping of the Aldabra giant tortoise (Geochelone gigantea) and the Galapagos giant tortoise (Geochelone elephantopus) in captivity with special reference to reproduction” (by Katja Ebersbach)

This study summarises the current knowledge concerning the two species of giant tortoises G. gigantea and G. elephantopus with special regard to reproductive biology. A comprehensive survey of the literature available is given. In addition, the current keeping conditions, feeding, management and reproductive status of 67 maintenance systems of G. gigantea and 26 maintenance systems of G. elephantopus were recorded during a worldwide inquiry that has been carried out between February and August 2000. For two main reasons the stimulation of activity by management was of special importance: First, a connection with reproductive activity can be assumed. Second, there exists a significant difference between the activity of giant tortoises living free and those kept in captivity. Furthermore, keepers of mixed sex groups and breeders evaluated the possible relevance of factors influencing reproduction. Using the inquiry, not only the present standard of maintenance was investigated, but also the practical realisation of principles derived from the animals natural habitat and from recommendations given in the literature. Additionally, correlations between factors potentially influencing reproduction and the occurrence of egg laying were tested, applying statistic methods. Furthermore, ultrasonography and examination of spermatozoa of G. gigantea kept at Hannover Zoo were carried out.

The majority of the surveyed literature on keeping, feeding and reproduction in captivity deals with case descriptions and empirical assessments. Scientific investigation has been done with regard to a few aspects only. However, knowledge concerning environmental factors, feeding, biology, and the physiological, ecological, and social context is the basis for a standart of maintenance appropriate to the species and for breeding success.

Due to worldwide distribution and different local conditions, the surveyed maintenance systems (zoos and private keepers) represent a very wide spectrum of keeping conditions, feeding and management. Within this spectrum breeding success is reached under variable conditions. Factors mentioned by many keepers and breeders of both species to be especially important are: Climatic factors (light, general weather conditions, air temperature), size of enclosure, comfort, food composition, size of group, separation of sexes, and the males’ activity and fitness. Hence, the reproduction of giant tortoises is a process influenced by many factors. A significant connection between temporary separation of the sexes and the occurrence of egg laying has been demonstrated statistically.

The sonographic investigation of G. gigantea at Hannover Zoo proves the inhibition of ovulation concerning all females and, thus, corresponds with earlier research (Zürich 1995). Taking into account the small number of egg laying females worldwide, negative environmental influence on the ovulation must be regarded as the main cause of lacking breeding success.

Comparing natural conditions and recent standards of maintenance recommendations for improvement can be deduced. In particular, they concern a physiological temperature gradient within the inside enclosure, sufficient supply with UV-radiation during indoor housing, stimulation of activity through appropriate design of the enclosure and varied kinds of feeding, adequate food, and management considering the social interactions resulting from group size, sex ratio and keeping density. With regard to reproduction stimulation of activity, adequate food and management are of special importance.

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Donnerstag, 14 Juni 2018 12:33

BAHRMANN, J. (2015)

Gehegenutzung von drei Pinnipedia-Arten in Gemeinschaftshaltung.

Bachelorarbeit

93 Seiten

Stiftung Universität Hildesheim
Erstgutachter: Dipl.-Biol. Peter Zahn
Zoo Hannover

Ganze Arbeit

Fazit:

Zum Abschluss der Untersuchungen lässt sich festhalten, dass die Tiere im Zoo Hannover durchgehend sehr natürliche Verhaltensmuster zeigen. So entspricht zum Beispiel das Hüteverhalten von dem Seebärenbullen durchaus dem natürlichen Verhalten des Haremsschutzes. Auch dass die Kegelrobben sich in der Brandung des Beckens treiben lassen ist ein Indiz für natürliches Verhalten. Ebenso das kopfüber Treiben lassen der Seelöwen. Nach der anfänglichen Eingewöhnungsphase der Tiere in das Becken und intraspezifischen Konflikten seitens der Kegelrobben 2010, haben sich alle Tiere sehr gut in das Becken eingelebt. Hervorzuheben ist, dass jede Art sich eine Nische in dem Becken gesucht und vor allem gefunden hat. Somit lässt sich die anfängliche Hypothese bestätigen. Die Tiere nutzen das Gehege auf unterschiedlichen Ebenen, verteidigen ihre Bereiche aber nicht. Die Tiere zeigen kein stereotypes Verhalten. Die Gemeinschaftshaltung im Zoo Hannover der drei Pinnipedia-Arten kann somit durchaus als gelungen eingestuft werden. Den Besuchern zeigt sich zwar das unnatürliche Bild der verschiedenen Robbenarten in einem Lebensraum, dennoch kann das Leben und das natürliche Verhalten der Tiere widergespielt werden. Denn wie in den Robbenshows frei zitiert wird: „Letztlich werden wir nur erhalten, was wir lieben. Wir werden nur lieben, was wir kennen. Wir kennen aber nur, was wir selber gesehen und erlebt haben“ (Baba Dioum).

 

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Donnerstag, 14 Juni 2018 12:32

BECK, J. (2015)

Behavioural enrichment bei Elefanten im Zoo Hannover

Bachelorarbeit

42 Seiten

Stiftung Universität Hildesheim
Erstgutachter: Dipl.-Biol. Peter Zahn
Zoo Hannover

Ganze Arbeit

Zusammenfassung:

Futtersuche und Nahrungsaufnahme nehmen eine wichtige Rolle im Leben der Elefanten ein. Diese Erkenntnis muss auch bei der Haltung der Tiere berücksichtigt werden. In der herkömmlichen Fütterung, bei der die Nahrung auf den Boden geschüttet und an einer Stelle konzentriert wird, sind die Tiere gute zwei Stunden beschäftigt. Danach wird ihnen "langweilig“. Diese Beschäftigungslosigkeit birgt die Gefahr, dass die Tiere Verhaltensanomalien zeigen. Meist bekommen sie noch etwas mehr Futter, was dazu führt, dass alle Elefanten in Zoos an Übergewicht leiden (CLUBB & MASON 2002:54). In der Natur haben die Elefanten 18 Stunden und mehr mit der Nahrungsbeschaffung zu tun (GARAI & KURT (2006:92). Mit behavioural enrichment wird die Nahrungsaufnahme für die Tiere erschwert. Die Elefanten müssen sich ihr Futter erarbeiten. Im optimalen Fall sollten sie dazu die gleiche Zeit wie in der freien Wildbahn benötigen. Mit den Futterkugeln ist ein erster Schritt bei den Elefanten im Zoo Hannover getan. Die Beobachtung ergab, dass sich während der Beobachtungszeit, wenn die Kugeln gefüllt waren, fast immer mindestens 2 Individuen mit den Kugeln beschäftigt haben. Das Problem ist jedoch die geringe Anzahl der Enrichment-Gegenstände. Für die 9 Elefanten der Gruppe sind 2 Futterkugeln zu wenig, so dass die rangniedrigen Tiere nur sehr selten die Gelegenheit hatten sich mit diesen zu beschäftigen. Der Zoo Hannover hat bereits unabhängig von dieser Arbeit die Anschaffung zweier weiterer Kugeln in die Wege geleitet. Je nach Größe der Elefantengruppe sollten genügend Enrichment-Gegenstände für alle Tiere vorhanden sein, damit auch die rangniedrigeren Elefanten sich mit den verhaltensanreichernden Maßnahmen beschäftigen können. Dazu kommen nur sehr stabile und große Gegenstände in Frage, was die Anschaffung und Wartung erschwert. Auch der Preis steigt oft mit der Qualität des Materials. Es gibt jedoch eine Reihe verhaltensanreichernder Maßnahmen, die mit wenig Geld und Aufwand umzusetzen sind und mit dem entsprechenden Werkzeug vom Zoo selbst hergestellt werden können. Elefanten müssen ein vielfältiges Nahrungsangebot bekommen, um ihr natürliches Verhaltensrepertoire ausschöpfen zu können. In Gefangenschaft sollten über den ganzen Tag verteilt verschiedene Sorten von Futter gegeben werden (GARAI & KURT 2006:92). Neben der zeitlichen Auflösung spielt auch die räumliche eine entscheidende Rolle. Das Futter sollte nicht auf einen großen Haufen gegeben werden, sondern im Gehege weit verteilt sein. Darüber hinaus kann durch die vorgeschlagenen unterschiedlichen Enrichment-Maßnahmen die Nahrung von den Elefanten selbst erarbeitet werden. Damit erhalten sie Gelegenheit, viele ihrer natürlichen Verhaltensweisen zu zeigen. Die erfolgreiche Umsetzung des behavioural enrichment hängt auch unter anderem von der Motivation und der Bereitschaft der Pfleger ab und dem Zoomanagement, das genügend Personal zur Verfügung stellen muss, um die Aufgaben zu bewältigen.

 

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Donnerstag, 14 Juni 2018 12:32

BÖLLING, A. (2015)

Behavioral enrichment bei Roten Varis im Zoo Hannover.

Bachelorarbeit

45 Seiten

Stiftung Universität Hildesheim
Betreuer: Dipl.-Biol. Peter Zahn
Zoo Hannover

Ganze Arbeit

Fazit und Ausblick:

Im Verlauf dieser Arbeit konnte gezeigt werden, dass behavioral enrichment mit dem Einsatz sehr einfacher und kostengünstiger Gegenstände bei den Roten Varis zum Erfolg führt. Mit einer Steigerung der Zeit für die Nahrungsaufnahme um mehr als das Doppelte, konnte die Phase der Inaktivität bei den Tieren verkürzt werden. Sie waren nun in der Lage Verhaltensweisen im Zusammenhang mit der Nahrungsaufnahme zu zeigen, die durch die bisherige Haltung so nicht ausgelebt werden konnten. Eine Steigerung des Wohlergehens der Tiere durch die verhaltensanreichernden Maßnahmen ist deshalb mehr als wahrscheinlich. Darüber hinaus wurden Lernprozesse deutlich und auch kognitive Fähigkeiten, wie Gedächtnis oder einsichtiges Verhalten, bei den Tieren beobachtet.
Insgesamt kann man davon ausgehen, dass sich die Aktivitätsphase bei den Roten Varis noch steigern lässt. Bei allen Versuchen wurde die herkömmliche Fütterung beibehalten. Würde letztere zugunsten einer Versorgung mit behavioral enrichment verkürzt oder ganz wegfallen, ist ein Anwachsen der Zeit der Nahrungsbeschaffung sehr wahrscheinlich.
Darüber hinaus sollten Beobachtungen, welche nicht in unmittelbarem Zusammenhang mit dieser Arbeit stehen, sie aber dennoch sehr wohl betreffen, nicht unerwähnt bleiben. Dies betrifft zum einen, eine Erwartungshaltung, wie sie seitens der Tierpfleger geäußert wurde. Bemerkungen, die Varis würden nicht über die nötige Intelligenz für die geplanten behavioral enrichment-Maßnahmen verfügen, führten in der Vorbereitungsphase zu Irritationen. Als Beobachter hat man eine neutrale Haltung einzunehmen und seine Arbeit vorurteilsfrei durchzuführen. Um nicht missverstanden zu werden, die Mitarbeiter „lieben“ ihre Tiere sehr wohl, aber vielleicht führten Stress oder eine allzu große Routine zu solchen Äußerungen. Andererseits gaben die Tiere durch ihr ruhiges Verhalten auch keinen Hinweis darauf, dass sie unterbeschäftigt sind. Auch blieb ein Versuch mit enrichment bei Roten Varis in Form eines großen Futterballs im Jahr 2012 erfolglos (vgl. Denecke 2012), was ebenfalls zu dieser Ansicht geführt haben könnte.
Deshalb sollte diese Arbeit auch als Anregung verstanden werden, seine eigene Erwartungshaltung gegenüber den verschiedenen Arten die zur Pflege überlassen werden, immer wieder einmal zu überprüfen. Ein einfacher Test reicht dazu aus. Es soll aber auch nicht unerwähnt bleiben, mit welcher Freude der Erfolg der behavioral enrichment-Maßnahmen von den Pflegern zu Kenntnis genommen wurde und wie begeistert diese immer wieder durchgeführt wurden.
Ein weiterer Punkt betrifft einige Beobachtungen am Rande. So blieben zu Beginn der Arbeit selten Zoobesucher vor dem Gehege der Varis stehen. Sie bemerkten die Roten Varis nicht oder die inaktiven Tiere waren nicht interessant. Dies änderte sich durch behavioral enrichment deutlich. Insbesondere da die Maßnahmen nahe der Glasscheiben durchgeführt wurden und somit von den Besuchern gut einsehbar waren, blieb eine deutlich höhere Anzahl von Zuschauern vor dem Gehege stehen. Das gesteigerte Interesse an den Tieren, führte dazu, dass die Menschen die Informationstafel sehr viel häufiger lasen. Bildung stellt eine der Hauptaufgaben der Zoos dar. Durch die Neugier kann den Besuchern auch die starke Gefährdung der Tiere und die Möglichkeiten der Unterstützung von Varecia rubra ins Bewusstsein gerufen werden. Behavioral enrichment nützt nicht nur den Tieren, es ist darüber hinaus auch positiv für die Besucher und den Zoo.

 

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Donnerstag, 14 Juni 2018 10:26

DÖRING, A. (2015)

Verhaltensbeobachtungen zum Behavioral enrichment bei Roten Varis (Varecia rubra) im Zoo Hannover.

Bachelorarbeit

82 Seiten

Stiftung Universität Hildesheim
Betreuer: Dipl.-Biol. Peter Zahn
Zoo Hannover

Ganze Arbeit

Zusammenfassung:

Diese Arbeit verdeutlicht, dass der Einsatz von behavioral enrichment-Maßnahmen bei den Roten Varis zum Erfolg führt. Durch den Einsatz von kostengünstigen und leicht vorzubereitenden Gegenständen kann die Dauer der Nahrungsaufnahme und somit die Aktivität der Roten Varis gesteigert werden. Dadurch wird die Inaktivität verringert. Dabei erzielen die hängenden behavioral enrichment-Materialien eine höhere Beschäftigungsdauer als die liegenden. Im Vergleich hat sich die Beschäftigungsdauer der hängenden Materialien mehr als verdoppelt. Durch diese Versuche (4 und 5) konnten Verhaltensweisen der Roten Varis gezeigt werden, welche vorher nicht beobachtet werden konnten. Die kopfunter-hängende Positionierung beim Fressen tritt ebenfalls häufig in der Natur auf. Varecia rubra zeigte außerdem deutliche seine kognitive Fähigkeiten wenn es darum geht, an das Futter in den enrichment-Materialien zu gelangen.
Natürlich gibt es auch Nachteile durch enrichment, insbesondere wenn zuviel davon angeboten wird. Oder sich die Tiere plötzlich aggressiv verhalten. Hier sollte ein wenig Geduld angebracht werden, ob sich durch eine Gewöhnung an die Maßnahme dieses Verhalten wieder legt, natürlich nur, wenn keine unmittelbare Gefahr für die Tiere besteht. Auch muss man überdenken, ob man alte Muster der Versorgung ändern kann, indem man z.B. das Gehege nur betritt, wenn die Tiere sich nicht in ihm befinden.

Der Erfolg der enrichment-Maßnahmen liegt auch in der gesteigerten Aktivität der Tiere. Das Aktivitätenprofil der Zootiere ähnelt denen in der freien Natur sehr. Auch die Zoobesucher profitieren von den behavioral enrichment-Maßnahmen. Sie bleiben öfter vor dem Gehege stehen und interessieren sich für die enrichment-Materialien. Da die Tiere ohne behavioral enrichment-Maßnahmen meist inaktiv waren, schienen diese für die Zoobesucher nicht allzu interessant zu sein. Durch das gesteigerte Interesse der Besucher, wurde auch häufiger die Informationstafel aufgesucht. Die Pfleger/innen wurden oftmals gefragt, was es mit den Materialien auf sich habe. Die Zoobesucher werden durch diese Interessenssteigerung ebenso über die Gefährdung der Tiere informiert und
eine mögliche Unterstützung zur Erhaltung dieser Art wird ihnen ins Bewusstsein gerufen. Auch der Zoo erfährt durch erfolgreiches behavioral enrichment bei Tieren eine positive Auswirkung. Nicht gelangweilte, dafür aber interessierte und zufriedene Zoobesucher kommen vielleicht öfter in den Zoo, darüber hinaus sind sie eine gute und kostenlose Werbung.

 

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Donnerstag, 14 Juni 2018 10:12

FEY, A. (2015)

Untersuchungen zum Lernverhalten bei Falklandkarakara (Phalcoboenus australis).

Bachelorarbeit

45 Seiten

Institut für Biologie und Chemie, Stiftung Universität Hildesheim
Erstgutachter: Dipl.-Biol. Peter Zahn
Zoo Hannover

Ganze Arbeit

Zusammenfassung:

Ein Lernverhalten konnte im Seilversuch nachgewiesen werden. Der Falklandkarakara lernte die Lösung der Aufgabe schon am ersten Versuchstag, auch wenn hier der Zufall mithalf. Er wendete das Gelernte danach konsequent an und befand sich auch am letzten Tag der Versuchsreihe noch immer in der Optimierungsphase, wie die statistische Analyse ergab. Nach PEARCE (2008) kann demnach von Intelligenz gesprochen werden, da er die Anpassung eines Tieres an eine neue Problematik als einen Ausdruck von Intelligenz bezeichnet.

Ein weiteres Merkmal für eine vorhandene Intelligenz ist das von Stanley gezeigte Erinnerungsvermögen (vgl. S. 10). Er benötigte zum Entfernen der Sperre (Musterversuch von PAULICK) keine Explorationsphase und löste sofort das ihm bekannte Problem. Ob der Falklandkarakara allerdings in der Lage ist, Muster zu erkennen, bleibt unbeantwortet. Die angewandte Methodik lässt keine explizite Antwort zu, denn z.B. laut MCFARLAND (1989) darf „beim Fehlen einer Verhaltensänderung nicht angenommen werden, daß Lernen nicht stattgefunden hat“. In Bezug auf den Werkzeuggebrauch im Glasröhrenversuch gibt es ebenfalls keine Antwort.

Allgemein muss allerdings beachtet werden, dass das untersuchte Tier in Gefangenschaft gehalten wird und wahrscheinlich nicht alle natürlichen Verhaltensweisen zeigt, wie es das in der freien Wildbahn tun würde. Falklandkarakaras haben einen Lebensraum, der vor allem durch harte Winter gekennzeichnet ist. Sie sind demnach darauf angewiesen, alle vorhandenen Nahrungsressourcen zu nutzen, um zu überleben. Hinsichtlich der durchgeführten Versuche spielt demzufolge neben der Motivation eventuell auch der Kosten-Nutzen-Faktor eine große Rolle. „Die Nahrungssuche erfordert eine Abwägung zwischen investierter Zeit und Energie“ (SMITH und SMITH 2009, S. 376). Es macht Sinn, wenn ein Tier sich nicht zu lange mit der Nahrungssuche beschäftigt, sondern nur solange wie die Kosten geringer als der Nutzen sind. Somit bestand für Stanley möglicherweise keine Überlebensnotwendigkeit die Versuche erfolgreich durchzuführen, da er über den Tag verteilt ausreichend Futter erhält.

Für den Falklandkarakara konnte ein Erinnerungsvermögen, eine der Voraussetzungen, um Lernen zu können, nachgewiesen werden. Er verfügt also über ein Gedächtnis. Ebenso konnte Lernverhalten gezeigt werden. Beides spricht dafür, dass der Falklandkarakara über höhere kognitive Fähigkeiten verfügt.

 

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Donnerstag, 14 Juni 2018 09:53

FLÖRKE, M. (2015)

Verhaltensbeobachtungen bei Flusspferden (Hippopotamus amphibius) im Zoo Hannover.

Bachelorarbeit

44 Seiten

Unversität Hildesheim, Institut für Biologie und Chemie
Erstgutachter: Dipl.-Biol. Peter Zahn
Zoo Hannover

Ganze Arbeit

Zusammenfassung:

Im Rahmen einer Bachelorarbeit wurden im Zoo Hannover Verhaltensbeobachtungen bei Flusspferden (Hippopotamus amphibius) durchgeführt. Inhalt der Beobachtungen ist die Zusammengewöhnung eines Flusspferdbullen und einer –kuh. Der Bulle Max kam im April 2015 in den Zoo Hannover und soll auf Dauer mit den dort gehaltenen vier Flusspferdkühen  zusammenleben. Als erster Schritt dazu wurde er mit der Kuh Victoria (Vici) tagsüber in ein Gehege zusammen gelassen. Unter Anwendung der ad libitum-Methode wurden alle gezeigten  Verhaltensweisen in einem Verhaltenskatalog aufgezeichnet. Die für diese Untersuchung relevanten Verhaltensweisen wurden mit Hilfe des behaviour samplings beobachtet und in positives (nicht aggressiv) und negatives (aggressiv) Verhalten eingeordnet. Die Ergebnisse der Untersuchung werden in Diagrammen dargestellt und einer Korrelationsanalyse unterzogen. Eine Entwicklung der Anzahl des Auftretens von relevanten Verhaltensweisen wird deutlich und für einige wurden lineare Zusammenhänge gegen die Dauer der Gemeinschaftshaltung nachgewiesen. So nehmen die Ruhezeiten beider Flusspferde im Verlauf der Zusammengewöhnung zu und der dabei gehaltene Abstand zwischen den Tieren ab. Zudem sinkt die Auftrittshäufigkeit aggressiver, Droh- und  Dominanzverhaltensweisen und die positiver Verhaltensweisen steigt. Folglich kann der Verlauf und die Zusammengewöhnung selbst als erfolgreich angesehen werden.

 

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Donnerstag, 14 Juni 2018 09:31

HEISE, L. (2015)

Untersuchungen zum Lernverhalten beim Gelbbrustara (Ara ararauna) im Zoo Hannover.

Bachelorarbeit

45 Seiten

Unversität Hildesheim, Institut für Biologie und Chemie
Betreuung: Dipl.-Biol. Peter Zahn
Zoo Hannover

Ganze Arbeit

Zusammenfassung:

In der vorliegenden Arbeit wurde das Lernverhalten beim Gelbbrustara (Ara ararauna) untersucht. Hierfür wurden drei verschiedene Versuche verwendet, die jeweils Aufschluss über die kognitiven Fähigkeiten geben sollten. In allen Versuchen musste der Ara eigene Lösungsstrategien finden, um das Problem zu lösen. Zur Motivation erhielt er nach einer erfolgreichen Durchführung Futter. Der erste Versuch erforderte das Herausziehen eines Seiles. Während der Versuchstage konnte beobachtet werden, dass er die Aufgabe bewältigen konnte und die benötigte Zeit kontinuierlich optimierte. Es konnte somit ein Lernverhalten festgestellt werden. Der zweite Versuch setzte das Ziehen von zwei Stäben voraus. Diesen Mechanismus kannte der Gelbbrustara zuvor. Es konnte letztendlich sowohl ein Lernverhalten als auch ein Erinnerungsvermögen nachgewiesen werden. Beim letzten Versuch wurde die Fähigkeit des unbestimmten Zählens getestet. Der Papagei sollte lernen, dass sich unter einem Deckel, der mit der Nummer 2 beschriftet war, Futter befindet. Daneben waren noch drei weitere Deckel, einer trug eine Aufschrift mit der Nummer 1 und die restlichen waren blanko. Die Ergebnisse sprachen allerdings nicht für ein direktes Lernverhalten, was der angewandten Methodik zu Lasten fällt. Insgesamt kann anhand der Ergebnisse auf ein kognitives Verhalten des Gelbbrustaras geschlossen werden.

 

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Donnerstag, 14 Juni 2018 09:26

HOFFMANN, D. (2014)

Untersuchungen zum Sozialverhalten einer Drillgruppe im Zoo Hannover.

Bachelorarbeit

61 Seiten plus Anhang

Unversität Hildesheim, Institut für Biologie und Chemie, Abteilung Biologie
Betreuung: Prof. Dr. Horst Kierdorf
Zoo Hannover

Ganze Arbeit

Zusammenfassung:

In der vorliegenden Bachelorarbeit wurde die Fragestellung untersucht, ob es Veränderungen im Sozialverhalten der im Zoo Hannover beobachteten Drillgruppe im Vergleich zur letzten Beobachtung im Mai 2013 gibt. Anhand dieser Veränderungen wurden Rückschlüsse auf die Sozialstruktur gezogen. Nachdem die Ergebnisse ausgewertet und diskutiert wurden, kann abschließend festgehalten werden, dass es in den Sozialverhalten der einzelnen Individuen Veränderungen gegeben hat, wobei sich die Sozialstruktur der Drillgruppe in Bezug auf die Rangordnung jedoch nicht verändert hat. N’Guru hat wie damals die ranghöchste Position in der Gruppe und hat sich als Haremsführer behauptet. Katara blieb das ranghöchste Weibchen der Gruppe beziehungsweise hat die zweite Position in der Rangordnung. Liza hat weiterhin wie bei der letzten Beobachtung den dritten Rang. Demzufolge ist Daphne das rangniedrigste Tier der Gruppe. Da Liza und Daphne während dieser Untersuchung vermutlich tragend waren, ist es wahrscheinlich, dass sich die Sozialstruktur der Gruppe auch in Zukunft verändern wird. Für weitere Untersuchungen wäre interessant zu beobachten, ob Liza und Daphne durch die Geburt eines Jungtiers in der Rangordnung aufsteigen. Zudem ist es spannend zu erfahren, ob Liza dann wie vor der Beobachtung im Mai 2013 wieder das ranghöchste Weibchen der Gruppe wird. Abschließend bleibt festzuhalten, dass die Beobachtung der Drillgruppe im Zoo Hannover trotz der größeren Außenanlage in keinem Fall mit der Beobachtung in Auffangstationen mit weitaus großflächigeren Gehegen (wie in Kamerun und Nigeria) oder sogar in freier Wildbahn zu vergleichen ist. Somit lassen sich die gezogenen Schlüsse nicht einfach auf Drills in der Natur übertragen. Die Wichtigkeit des Schutzes des Mandrillus leucophaeus soll an dieser Stelle noch einmal betont 61 werden. Nur so ist es möglich, auch in Zukunft weitere Erkenntnisse über diese erstaunliche und interessante Affenart zu erhalten. Die Artenschutzprogramme der deutschen Zoos und der Organisationen wie „Rettet den Drill e.V.“ leisten hierzu einen erheblichen Beitrag (PAULSEN und MEYER 2014; ZOO HANNOVER 2014).

 

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© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx