Donnerstag, 14 Juni 2018 12:32

BÖLLING, A. (2015)

Behavioral enrichment bei Roten Varis im Zoo Hannover.

Bachelorarbeit

45 Seiten

Stiftung Universität Hildesheim
Betreuer: Dipl.-Biol. Peter Zahn
Zoo Hannover

Ganze Arbeit

Fazit und Ausblick:

Im Verlauf dieser Arbeit konnte gezeigt werden, dass behavioral enrichment mit dem Einsatz sehr einfacher und kostengünstiger Gegenstände bei den Roten Varis zum Erfolg führt. Mit einer Steigerung der Zeit für die Nahrungsaufnahme um mehr als das Doppelte, konnte die Phase der Inaktivität bei den Tieren verkürzt werden. Sie waren nun in der Lage Verhaltensweisen im Zusammenhang mit der Nahrungsaufnahme zu zeigen, die durch die bisherige Haltung so nicht ausgelebt werden konnten. Eine Steigerung des Wohlergehens der Tiere durch die verhaltensanreichernden Maßnahmen ist deshalb mehr als wahrscheinlich. Darüber hinaus wurden Lernprozesse deutlich und auch kognitive Fähigkeiten, wie Gedächtnis oder einsichtiges Verhalten, bei den Tieren beobachtet.
Insgesamt kann man davon ausgehen, dass sich die Aktivitätsphase bei den Roten Varis noch steigern lässt. Bei allen Versuchen wurde die herkömmliche Fütterung beibehalten. Würde letztere zugunsten einer Versorgung mit behavioral enrichment verkürzt oder ganz wegfallen, ist ein Anwachsen der Zeit der Nahrungsbeschaffung sehr wahrscheinlich.
Darüber hinaus sollten Beobachtungen, welche nicht in unmittelbarem Zusammenhang mit dieser Arbeit stehen, sie aber dennoch sehr wohl betreffen, nicht unerwähnt bleiben. Dies betrifft zum einen, eine Erwartungshaltung, wie sie seitens der Tierpfleger geäußert wurde. Bemerkungen, die Varis würden nicht über die nötige Intelligenz für die geplanten behavioral enrichment-Maßnahmen verfügen, führten in der Vorbereitungsphase zu Irritationen. Als Beobachter hat man eine neutrale Haltung einzunehmen und seine Arbeit vorurteilsfrei durchzuführen. Um nicht missverstanden zu werden, die Mitarbeiter „lieben“ ihre Tiere sehr wohl, aber vielleicht führten Stress oder eine allzu große Routine zu solchen Äußerungen. Andererseits gaben die Tiere durch ihr ruhiges Verhalten auch keinen Hinweis darauf, dass sie unterbeschäftigt sind. Auch blieb ein Versuch mit enrichment bei Roten Varis in Form eines großen Futterballs im Jahr 2012 erfolglos (vgl. Denecke 2012), was ebenfalls zu dieser Ansicht geführt haben könnte.
Deshalb sollte diese Arbeit auch als Anregung verstanden werden, seine eigene Erwartungshaltung gegenüber den verschiedenen Arten die zur Pflege überlassen werden, immer wieder einmal zu überprüfen. Ein einfacher Test reicht dazu aus. Es soll aber auch nicht unerwähnt bleiben, mit welcher Freude der Erfolg der behavioral enrichment-Maßnahmen von den Pflegern zu Kenntnis genommen wurde und wie begeistert diese immer wieder durchgeführt wurden.
Ein weiterer Punkt betrifft einige Beobachtungen am Rande. So blieben zu Beginn der Arbeit selten Zoobesucher vor dem Gehege der Varis stehen. Sie bemerkten die Roten Varis nicht oder die inaktiven Tiere waren nicht interessant. Dies änderte sich durch behavioral enrichment deutlich. Insbesondere da die Maßnahmen nahe der Glasscheiben durchgeführt wurden und somit von den Besuchern gut einsehbar waren, blieb eine deutlich höhere Anzahl von Zuschauern vor dem Gehege stehen. Das gesteigerte Interesse an den Tieren, führte dazu, dass die Menschen die Informationstafel sehr viel häufiger lasen. Bildung stellt eine der Hauptaufgaben der Zoos dar. Durch die Neugier kann den Besuchern auch die starke Gefährdung der Tiere und die Möglichkeiten der Unterstützung von Varecia rubra ins Bewusstsein gerufen werden. Behavioral enrichment nützt nicht nur den Tieren, es ist darüber hinaus auch positiv für die Besucher und den Zoo.

 

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Donnerstag, 14 Juni 2018 10:26

DÖRING, A. (2015)

Verhaltensbeobachtungen zum Behavioral enrichment bei Roten Varis (Varecia rubra) im Zoo Hannover.

Bachelorarbeit

82 Seiten

Stiftung Universität Hildesheim
Betreuer: Dipl.-Biol. Peter Zahn
Zoo Hannover

Ganze Arbeit

Zusammenfassung:

Diese Arbeit verdeutlicht, dass der Einsatz von behavioral enrichment-Maßnahmen bei den Roten Varis zum Erfolg führt. Durch den Einsatz von kostengünstigen und leicht vorzubereitenden Gegenständen kann die Dauer der Nahrungsaufnahme und somit die Aktivität der Roten Varis gesteigert werden. Dadurch wird die Inaktivität verringert. Dabei erzielen die hängenden behavioral enrichment-Materialien eine höhere Beschäftigungsdauer als die liegenden. Im Vergleich hat sich die Beschäftigungsdauer der hängenden Materialien mehr als verdoppelt. Durch diese Versuche (4 und 5) konnten Verhaltensweisen der Roten Varis gezeigt werden, welche vorher nicht beobachtet werden konnten. Die kopfunter-hängende Positionierung beim Fressen tritt ebenfalls häufig in der Natur auf. Varecia rubra zeigte außerdem deutliche seine kognitive Fähigkeiten wenn es darum geht, an das Futter in den enrichment-Materialien zu gelangen.
Natürlich gibt es auch Nachteile durch enrichment, insbesondere wenn zuviel davon angeboten wird. Oder sich die Tiere plötzlich aggressiv verhalten. Hier sollte ein wenig Geduld angebracht werden, ob sich durch eine Gewöhnung an die Maßnahme dieses Verhalten wieder legt, natürlich nur, wenn keine unmittelbare Gefahr für die Tiere besteht. Auch muss man überdenken, ob man alte Muster der Versorgung ändern kann, indem man z.B. das Gehege nur betritt, wenn die Tiere sich nicht in ihm befinden.

Der Erfolg der enrichment-Maßnahmen liegt auch in der gesteigerten Aktivität der Tiere. Das Aktivitätenprofil der Zootiere ähnelt denen in der freien Natur sehr. Auch die Zoobesucher profitieren von den behavioral enrichment-Maßnahmen. Sie bleiben öfter vor dem Gehege stehen und interessieren sich für die enrichment-Materialien. Da die Tiere ohne behavioral enrichment-Maßnahmen meist inaktiv waren, schienen diese für die Zoobesucher nicht allzu interessant zu sein. Durch das gesteigerte Interesse der Besucher, wurde auch häufiger die Informationstafel aufgesucht. Die Pfleger/innen wurden oftmals gefragt, was es mit den Materialien auf sich habe. Die Zoobesucher werden durch diese Interessenssteigerung ebenso über die Gefährdung der Tiere informiert und
eine mögliche Unterstützung zur Erhaltung dieser Art wird ihnen ins Bewusstsein gerufen. Auch der Zoo erfährt durch erfolgreiches behavioral enrichment bei Tieren eine positive Auswirkung. Nicht gelangweilte, dafür aber interessierte und zufriedene Zoobesucher kommen vielleicht öfter in den Zoo, darüber hinaus sind sie eine gute und kostenlose Werbung.

 

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© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx