Dienstag, 08 Januar 2013 17:51

Sterblichkeit

Die Zahl der Kinder pro Frau nimmt ab, die Lebenserwartung nimmt zu, und viele Menschen leben als Singles. Sie werden daher immer seltener mit dem Tod unmittelbar, im engsten Familienkreis, konfrontiert. Dieser ist damit zum außergewöhnlichen Ereignis geworden. Als Folge davon finden Todesfälle bei prominenten Zootieren ein großes Echo in den Medien, und selbsternannte Tierschützer benützen jeden Todesfall eines bekannten Zootieres um zu behaupten, die betreffende Tierart könne im Zoo nicht gehalten werden, und um "aus ethischen und tierschützerischen Gründen" ein Ende der Wildtierhaltung im Zoo zu fordern.

Dabei wird verkannt, dass der Tod in der Natur allgegenwärtig ist, dass die mittlere Lebenserwartung artspezifisch und in den allermeisten Fällen kürzer als beim Menschen ist, und dass sowohl die Evolution als auch der Nahrungskreislauf nur deswegen funktionieren können, weil die meisten Wildtiere vor Erreichen der Geschlechtsreife und nur die wenigsten an Altersschwäche sterben. Das Maximalalter wird nur von sehr wenigen Einzeltieren und nur unter optimalen Umweltbedingungen erreicht [9].

Wildlebende Tiere sterben früh

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Von Geparden getöteter weiblicher Großer Kudu (Tragelaphus strepsiceros) im Madikwe-Wildschutzgebiet, Südafrika © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Löwenrudel frisst Elefanten im Chobe-Nationalpark, Botswana © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Afrikanische Wildhunde (Lycaon pictus) fressen von ihnen elegten Großen Kudu (Tragelaphus strepsiceros) © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Elefantenschlachtung im Skukuza By-Products Plant, Kruger-Nationalpark, Südafrika © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Erdwolf (Proteles cristatus) als Opfer des Verkehrs, Nähe Graaff-Reinet, Südafrika © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Kaphase als Opfer des Verkehrs. Namibia © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Durch Anfliegen an Glasscheibe getöteter Eisvogel (Alcedo atthis) in Canyamel, Mallorca © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Die Sterblichkeit wildlebender Grauhörnchen (Sciurus carolinensis) beträgt im ersten Lebensjahr zwischen 32 und 98 %. Bei erwachsenen Tieren liegt sie schätzungsweise bei jährlich 50-80% [13].

Beim Feldhasen beträgt die Jungtiersterblichkeit 70% bis 95% [5], ferner sterben während des Sommers rund 30 % der im Frühjahr vorhandenen erwachsenen Hasen. Die Wintersterblichkeit (ohne Jagd) eliminiert weitere 10 % des im Herbst vorhandenen Bestandes [25]. Die Sterblichkeit adulter Feldhasen in einem unbejagten Revier in Frankreich betrug 41-49 % [14]. Ein einjähriger Hase lebt also im Mittel gerade noch 2-3 weitere Jahre, obwohl er theoretisch 12 Jahre alt werden könnte.

Bei den Löwen im Kalahari-Nationalpark, Südafrika, wurde festgestellt: "Rarely will more than three out of ten cubs live for more than a year. Only one of 16 cubs Professor Eloff monitored in the Dankbaar area survived for more than 18 months. The main cause of death in cubs is starvation" [15].

Untersuchungen an freilebenden Eisbären in der Hudson Bay haben ergeben, dass von 200 Jungtieren, die im Frühjahr den Bau verlassen hatten, 56 % bis im Herbst starben (wie viele bereits im Bau gestorben waren ist nicht bekannt). Vom ersten bis zum zweiten Herbst starben von den Überlebenden nochmals 65 % [4], das heisst die Sterblichkeit betrug hier schon in den beiden ersten Lebensjahren über 85 %. Wildlebende Eisbären, die nicht bereits als Jungtiere gestorben sind, sollen im Mittel ein Alter von 15 Jahren erreichen und es sollen nur wenige älter werden als 25 Jahre. Nach STIRLING [21] ist dies wohl zu optimistisch: von 193 während der Jahre 1971-1979 in Kanada gefangenen Eisbären bekannten Alters waren nur 15 neun Jahre alt oder älter.

Bei freilebenden Afrikanischen Elefanten beträgt die Jungtiersterblichkeit während der ersten drei Jahre 27-38 %. Etwa 50 % der Elefanten sterben bevor sie 15 Jahre alt sind [1].

Eine Untersuchung in Baden-Württemberg ergab, dass 22-24% der im Frühling geborenen Rehe während der ersten vier Lebensmonate sterben [18].

1988 starben im Wattenmeer 23'000, im Jahr 2002 30'000 Seehunde an einer Staupe-Erkrankung [7]. Dies war jeweils mehr als die Hälfte des Bestandes.

Obige Beispiele betreffen Sterblichkeit aus natürlichen Ursachen. Hinzu kommen die Einflüsse des Menschen, die bei vielen Arten erheblich sind:

Ohne Interventionen nimmt der Bestand des Afrikanischen Elefanten im Krüger Nationalpark um 7% pro Jahr zu (Zunahme = Geburtenzuwachs minus natürliche Abgänge). Um den Bestand stabil zu halten, müssten also jährlich 7 % der Elefanten abgeschossen werden [26]. Unter Berücksichtigung der natürlichen Sterblichkeit (siehe oben) beträgt daher die Lebenserwartung eines einjährigen Elefanten in einer stabilen Population weniger als 15 Jahre, dies bei einem möglichen Höchstalter von 60-70 Jahren.

Im Jahr 2008 bezifferte sich der Frühjahrsbestand von Reh, Rothirsch und Gemse in der Schweiz auf 120'090, 28'736 bzw. 95'986 Tiere. Auf der Jagd erlegt wurden, die Abschüsse von im selben Jahr geborenen Jungtieren nicht eingerechnet, 30'516 Rehe, 7683 Stück Rotwild und 13'744 Gemsen, das sind 25.4 % des Reh-, 26.7 % des Rotwild- und 14.4 % des Gemsbestandes. Beim Reh z.B. kommen noch 14'686 Stück aufgefundenes Fallwild hinzu (12.2 % des Frühjahrsbestandes, ohne vermähte Kitze), davon 8'461 Opfer des Strassenverkehrs. Im Klartext bedeutet dies, dass ein Reh, welches das erste Lebensjahr überstanden hat, noch weniger als zweieinhalb Jahre zu leben hat, obwohl das potentielle Höchstalter bei rund 15 Jahren liegt.

Die Jagdstrecke in Deutschland umfasste im Jahr 2009 1'102'604 Rehe (mit Kitzabschuss). Dies sind gut 40 % des Frühjahrsbestandes. Ferner werden auf Deutschlands Straßen bei einem geschätzten Frühjahresbestand von 2.5 Millionen Tieren jährlich rund 210'000 Rehe totgefahren (8.4 %), das sind 33 mal mehr als es menschlichen Verkehrsopfer gibt.

Nicht unerheblich, aber schwer zu quantifizieren, ist die Zahl der Wildtiere, die ihr Leben durch andere menschliche Einflüße vorzeitig beenden etwa durch Verkehrsunfälle oder durch Anfliegen an Glasscheiben. Allerin für Deutschland wird geschätzt, dass jährlich rund 100 Millionen Vögel durch Kollisionen mit Glasscheiben zutode kommen.

Zootiere werden heute älter als ihre Vettern in der Wildbahn

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Indische Elefantenkuh (Elephas maximus) "Rani" im Mai 2017. Sie war Deutschlands ältester Elefant. Sie starb im Februar 2019 im Alter von knapp 64 Jahren an Altersschwäche und Herz-Kreislauf-Versagen © Zoo Karlsruhe / Thomas Riedel (Pressefoto).

 

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Untersuchung eines Leoparden im Tierpark Nordhorn mittels Ultraschall © Franz Frieling, Tierpark Nordhorn

 

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Zum tierärztlichen Arsenal für die Abklärung von Krankheiten gehört auch die Computertomografie (CT), hier eingesetzt bei einem Riesenpanda (Ailuropoda melanoleuca) im Zoo Berlin © 2021 Zoo Berlin

Bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts waren die Kenntnisse über die Bedürfnisse exotischer Tiere äußerst bescheiden, es standen keine Antiparasitika und Antibiotika zu Verfügung, mit denen aus dem Ursprungsland mitgebrachte Krankheiten wirksam bekämpft werden konnten, und das Risiko dass Krankheiten von Nutztierbeständen, vom Pflegepersonal oder von Besuchern auf die suboptimal gehaltenen Zootiere übertragen wurden war damals sehr groß. Entsprechend gering war die Haltungsdauer der aus den Kolonien importierten Tiere.

Der erste Gorilla auf deutschem Boden, den das Berliner Aquarium Unter den Linden 1876 für den damals riesigen Betrag von 20'000 Mark erworben hatte, hielt es bei einer Diät bestehend aus Frankfurter Würstchen, Käse, Stullen und Weißbier gerade mal 16 Monate aus, und ähnliche Beispiele ließen sich beliebig fortführen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg änderte die Lage aber schnell, weil laufend neue Erkenntnisse im Bereich der Tierhaltung gewonnen, dokumentiert und in die Praxis umgesetzt wurden, und weil die Zootiermedizin enorme Fortschritte gemacht hatte, insbesondere auch hinsichtlich Krankheitsvermeidung. Die meisten größeren Zoos beschäftigen heute Tierärzte mit Vollzeitpensen, die nicht nur kranke oder verunfallte Tiere behandeln, sondern sich vorab um die Prophylaxe kümmern [6].

Heute ist im Zoo die Lebenserwartung der Tiere in aller Regel höher als in der Wildbahn. Dies belegt u.a. eine 2016 veröffentlichte wissenschaftliche Studie [23], in deren Rahmen wild lebende und Zoopopulationen von über 50 Säugetierarten hinsichtlich Lebensdauer (longevity), normaler Sterblichkeit (baseline mortality), Beginn des Alterns (onset of senescence) und Alternsrate (rate of senescence)  verglichen wurden. Dabei zeigte sich bei 84% der untersuchten Arten, dass Zootiere länger leben als ihre wilden Vettern.

Beispiel Eisbär

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Eisbärin "Vera" mit Zwillingen im Tiergarten Nürnberg. Als 2008 die beiden ersten von "Vera" betreuten Jungtiere noch in der Wurfhöhle starben, wurde viel Druckerschwärze vergossen, und es war von einem "Tiergarten-Drama" die Rede © Helmut Mägdefrau, Nürnberg

 

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Der im Alter von 5 Jahren zufolge einer Enzephalitis gestorbene Eisbär "Knut" des Berliner Zoos wurde nach seinem Tod als Dermoplastik im Berliner Naturkundemuseum aufgestellt © Alan Benson , veröffentlicht auf Wikimedia Commons unter der Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported-Lizenz

Nach Internationalem Eisbären-Zuchtbuch [12] lag die Aufzuchtrate der im Zoo geborenen Eisbären von 2000-2008 bei rund 50 %. Zur Sterblichkeit erwachsener Eisbären führen ZANDER & KOLTER [27] Folgendes aus: "Das nach Daten aus RAMSAY & STIRLING [19] geschätzte Durchschnittsalter weiblicher Eisbären liegt bei ca. 8 Jahren, das der im Zuchtbuch [11] aufgeführten Weibchen bei ca. 16 Jahren. Eisbären werden im Zoo also im Mittel doppelt so alt wie in der Natur! Dementsprechend müssen die höheren Altersklassen in beiden Populationen sehr unterschiedlich vertreten sein. Während in der Hudson Bay nur ungefähr 3% der weiblichen Bären über 20 Jahre sind, sind es in europäischen Zoos 35%.".

Im Jahr 2008 lag das Durchschnittsalter der weiblichen Eisbären im Zuchtbuch bei 18 Jahren und 40% waren über 20 Jahre alt [12]. Von den 306 am 13. September 2009 im Internationalen Zuchtbuch erfassten Eisbären waren 2 Tiere 40-41 Jahre, 19 Tiere 30-39 Jahre und 90 Tiere 20-29 Jahre alt. STIRLING [22] stellt dagegen fest, dass das Durchschnittsalter erwachsener Eisbären in einer gesunden Freiland-Population bei 9-10 Jahren liegt und dass die ältesten Bären, die er je festgestellt hatte 28 (Männchen) bzw. 32 (Weibchen) Jahre alt gewesen waren.

Mittlere Lebenserwartung

Die nach Überstehen der Jugendphase zu erwartende mittlere Lebensdauer liegt deutlich unter dem maximalen Höchstalter. So erreichten z.B. die sechs im Jahr 2013 in Zoos gestorbenen adulten Zwergflusspferde im Mittel ein Alter von 23 Jahren und 10 Monaten. Das älteste noch lebende Tier ist aber über 47 Jahre alt [20]

Die mittlere Lebenserwartung ist je nach Art unterschiedlich, so leben Kopffüssler (Kraken, Tintenfische) zumeist nur etwa 2 Jahre, große Schnecken können wohl zwanzig Jahre alt werden, manche Muscheln noch länger [9].

Hohe Lebensalter bei Zootieren

  • Nordopossum (Didelphis marsupialis) - über 4 ¾ Jahre
  • Koala (Phascolarctos cinereus) Zoo Duisburg - 19 Jahre und 10 Monate (PM Zoo Duisburg vom 21.04.2014)
  • Kurzohr-Rüsselspringer (Macroscelides proboscideus) Zoo Wuppertal - 8 Jahre 8 Monate
  • Roter Vari (Varecia v. rubra) 0.1, Tierpark Berlin - 28 Jahre, 8 Monate [16]
  • Rotbauchtamarin (Saguinus labiatus) Tierpark Berlin - 20 Jahre und 6 Monate [17]
  • Kleinfleck-Ginsterkatze (Genetta genetta) Tierpark Berlin - 22 Jahre und 8 Monate [24]
  • Riesenotter (Pteronura brasiliensis) 1.0, Zoo Dortmund - 19 Jahre und 8 Monate
  • Riesenpanda (Ailuropoda melanoleucha) 1.0, Zoo Berlin - 34 Jahre
  • Eisbär (Ursus maritimus) - > 41 Jahre
  • Kragenbär (Ursus thibetanus) Zoo Berlin - 42 Jahre, 10 Monate und 23 Tage
  • Guyana-Delfin (Sotalia fluviatilis guianensis) Allwetterzoo Münster - 40 Jahre
  • Amazonasdelfin (Inia geoffrensis) Zoo Duisburg - 47 Jahre (PM Zoo Duisburg 21.12.2020)
  • Afrikanischer Elefant (Loxodonta africana) 0.1 - 59 Jahre
  • Asiatischer Elefant (Elephas maximus) 0.1, Wilhelma Stuttgart - 61 Jahre
  • Mittelamerikanischer Tapir (Tapirus bairdii) Zoo Wuppertal - 31 Jahre und 3 Monate (PM vom 22.11.2013)
  • Spitzmaulnashorn (Diceros bicornis) 0.2 Detroit und Columbus Zoo - ca. 49 Jahre (3; 24)
  • Zwergflusspferd (Choeropsis liberiensis) Wilhelma Stuttgart - 50 Jahre (PM Wilhelma 01.12.2016)
  • Sibirisches Moschustier (Moschus moschiferus) Zoo Leipzig - > 13 Jahre
  • Sumpfhirsch (Blastocerus dichotomus) 0.1,  Zoo Berlin - 18 Jahre, 7 Monate [2]
  • Grau-Mazama (Mazama gouazoubira) 1.0, Zoo Berlin - knapp 20 Jahre [2]
  • Nacktmull (Heterocephalus glaber) Männchen 28 Jahre, Weibchen 23 Jahre

  • Emu (Dromaius novaehollandiae) Tierpark Stralsund > 40 Jahre
  • Chileflamingo (Phoenicopterus chilensis) Zoo Zürich - 54 Jahre (lebt, Sept 2011)
  • Afrikanischer Marabu (Leptoptilos crumeniferus) 1.0 Oasys Zoo Tabernas - 51 Jahre (lebt) [10]

  • Kleiner Armmolch (Siren intermedia) Zoo-Aquarium Berlin - Haltungsdauer > 9 Jahre [8]
  • Chinesischer Riesensalamander (Andrias davidianus) Tiergarten/Aquarium Ulm - über 40 Jahre [9]
  • Pantherkröte (Bufo regalis) - 8.5 Jahre [9]

  • Gefleckter Knochenhecht (Lepisosteus platyrhincus) Zoo Zürich - ca 70 Jahre, lebte 69 Jahre in Zürich [9]

Literatur und Internetquellen

  1. ANIMAL INFO
  2. BLASZKIEWITZ, B. (2009)
  3. BLASZKIEWITZ, B. (2012)
  4. DEROCHER, A. E. & STIRLING, J. (1996)
  5. DEUTZ, A. & HINTERDORFER, F. (2000)
  6. DOLLINGER, P. (1971)
  7. HÄRKÖNEN T., DIETZ, R., REIJNDERS, P., TEILMANN, J., HARDING, K., HALL, A., BRASSEUR S., SIEBERT, U. (2006)
  8. IBLER, B. (2012)
  9. IBLER, B. (2013)
  10. KING, C. & KOOPS, T. (2012)
  11. LINKE, K. (1993)
  12. LINKE, K. (2008)
  13. LURZ, P. (2011)
  14. MARBOUTIN, E. & PÉROUX, R. (1995)
  15. MILLS, G. & HAAGNER, C. (1989)
  16. PAULY, A. (2009)
  17. PAULY, A. (2009a)
  18. PEGEL, M., THOR G. et al. (2000)
  19. RAMSAY, M.A. & STIRLING, I. (1988)
  20. STECK, B. (2015)
  21. STIRLING, I. (2002)
  22. STIRLING, I. (2011)
  23. TIDIÈRE, M., GAILLARD, J-M., BERGER, V., MÜLLER, D.W.H., BINGAMAN LACKEY, L., GIMENEZ, O., CLAUSS, M & LEMAÎTRE, J.-F. (2016)
  24. WEIGL, R. (2005)
  25. WILDTIERMANAGEMENT NIEDERSACHSEN
  26. WHYTE, I.J., BIGGS, H.C., GAYLARD, A. & BRAACK, L.E.O. (1999)
  27. ZANDER, R. & KOLTER, L.  (1995)

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(3320)

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Donnerstag, 14 Juni 2018 21:52

MOHR, E. (1952)

Der Wisent.

Die Neue Brehm-Bücherei Nr. 74. 74 Seiten, s/w-Abbildungen und Faltkarten.
Akademische Verlagsgesellschaft Geest & Portig KG, Leipzig.

 

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Donnerstag, 14 Juni 2018 10:15

DOLLINGER, P. (Hrsg., 2003)

Die Bedeutung von Fortpflanzung und Aufzucht von Zootieren.

Verh.-Ber. des 1. Rigi-Symposiums, Goldau-Rigi, 27. Februar - 1. März 2003. WAZA, Bern.

Editorial:

Um seine vielfältigen Ziele besser erreichen zu können, beschloss der Weltverband der Zoologischen Gärten und Aquarien (WAZA), an seiner Jahrestagung in Nagoya, 1998, eine ständige Geschäftsstelle einzurichten. Im Oktober 2001 wurde dieses Ziel mit dem Amtsantritt eines vollamtlichen Direktors erreicht, und im November konnten die in Bern angesiedelten Büroräumlichkeiten bezogen werden. Kurz danach schlossen WAZA und ZOOSchweiz, die Gesellschaft wissenschaftlicher Zoologischer Gärten der Schweiz eine Verwaltungsvereinbarung ab, nach der die Geschäftsstelle das Sekretariat von ZOOSchweiz führt.

Diese Konstellation hat den Vorteil, dass Neuerungen in der Zusammenarbeit zwischen dem Weltverband und seinen Mitgliedern mit Leichtigkeit im Massstab 1:1 getestet werden können, und im Erfolgsfalle damit gerechnet werden darf, dass sie sich allgemein durchsetzen. So hat sich z.B. ZOOSchweiz bereit erklärt, eines der beiden ersten WAZA-Magazine zu sponsern. Da die Resonanz auf die neuen Magazine gut war, fiel es leicht, weitere Sponsoren zu finden: Heft 3 wird nun vom Verband Deutscher Zoodirektoren (VDZ), Heft 4 vom Amerikanischen Zoo und Aquarienverband  (AZA) und Heft 6 vom Chester Zoo finanziert werden.

Es ist durchaus möglich, dass das Rigi-Symposium eine ähnliche Auswirkung haben wird. Ursprünglich als Veranstaltung von ZOOSchweiz geplant, ist es nun zu einer regionalen Tagung der wissenschaftlichen Zoos der Schweiz, Österreichs und Bayerns geworden, und unter dem Schirm des Weltverbandes werden die in diesem Verhandlungsbericht zusammengefassten Ergebnisse weiteren Zookreisen und einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, als dies im Falle einer rein nationalen Veranstaltung der Fall gewesen wäre.

Wer das kleine Einmaleins nicht kann, wird einer Differentialrechnung mit völligem Unverständnis gegenüber stehen. Tatsächlich dürfte es so sein, dass die Mehrheit der Bevölkerung, einschliesslich derer, welche die Grundrechenarten perfekt beherrschen, mit höherer Mathematik nichts anzufangen weiss. Daraus den Schluss zu ziehen, das Differenzieren sei keine valable Methode, greift aber sicher zu kurz.

Genau dies ist aber der  gedankliche – aus eidgenössischer Sicht schwer zu verstehende - Ansatz, der zur Interpretation des unbestimmten Rechtsbegriffs des „Tötens von Tieren ohne vernünftigen Grund“ in Deutschland angewendet wird: Wenn eine uninformierte Gesellschaft nicht nachvollziehen kann, weshalb es in Zoologischen Gärten aus vernünftigen Gründen des Tier- und Artenschutzes überzählige Tiere geben muss, dann darf es keine geben (siehe Beitrag von J. LUY). Folglich wird kriminalisiert, wer - z.B. im Interesse einer Erhaltungszucht oder eines artgemässen Gruppenverhaltens - eine Vermehrung nicht verhindert, obwohl er zum Zeitpunkt der Geburt noch nicht abschätzen kann, ob sich für die Jungtiere in zwei Jahren eine artgemässe, definitive Unterbringung findet.

Ich hoffe daher, dass dieser Band eine breite Leserschaft findet und dass die aus der Tagung zu ziehenden Schlussfolgerungen – etwa, dass Kommunikation eine vorrangige Tätigkeit der Zoos sein muss (A. RÜBEL), dass die Möglichkeit sich fortzupflanzen keine Alternative zu einer im übrigen inadäquaten Tierhaltung darstellt (P. SCHLUP und C. LERCH), oder dass das deutsche Publikum das Töten überzähliger Tiere sehr wohl akzeptiert, sobald es die Landesgrenze nach Österreich überschritten hat (M. MARTYS) - praktische Konsequenzen zum Wohl der Tiere in unserer Obhut und ihrer gefährdeten Vettern in der Wildbahn haben werden.

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DOLLINGER, P. Editorial HTML
- Teilnehmer PDF
- Medientext PDF
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MARTIN, C. Situation der Biodiversität weltweit PDF
MARTIN, C. Zielerreichung Countdown 2010, Bedarf an neuen Strategien PDF
STADLER, B. Situation der Biodiversität im Alpenraum PDF
JUNHOLD, J. Der Beitrag der Zoos zum Erhalt der Biodiversität – ein Überblick PDF
BREITENMOSER U. & C. & SLIWA, A. Bedeutung und Potentiale der Zoos am Beispiel der Katzen PDF
RÜBEL, A. Die Aufgaben der Zoos und die Arterhaltungsprogramme, eine kritische Sicht PDF
SCHMIDT, C. Zuchtprogramme- ein Meilenstein der Tiergartenbiologie PDF
HOLST, B. Bedeutung der Zuchtprogramme für den weltweiten Artenschutz PDF
NIEKISCH, M. Bedeutung der Aktivitäten der Zoos für den in-situ-Naturschutz PDF
ENGEL, H. In situ-Artenschutz: Kernaufgabe für Zoos PDF
BERLING, T. Der Zoo als Motor regionaler Agrobiodiversität PDF
HINDENLANG, K. Bildung für Nachhaltige Entwicklung mit Fokus Biodiversität PDF
PHILIPS, L. Bildung als wichtigste Aufgabe der Zoos PDF
ZIEGLER, T. Forschung als wichtige Aufgabe der Zoos zur Erhaltung der Biodiversität PDF
DOLLINGER, P. Erhaltung der Biodiversität im Zoo – oder die Quadratur des Zirkels PDF
Ganzer Band (mittlere Druckqualität)
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Donnerstag, 14 Juni 2018 13:21

Zuchtbuch

Das Zuchtbuch  (englisch: Studbook, Herdbook, Flockbook) ist eine wichtige Voraussetzung für eine gezielte Zucht. Im Zuchtbuch werden alle relevanten Tierdaten (Geburtsdatum, Eltern, ...) erfasst und mit diesen Daten können praktische Zuchtempfehlungen an die Tierhalter gegeben werden. Dadurch kann Inzucht vermieden oder reduziert werden.

Für viele Zootiere existieren internationale und regionale Zuchtbücher- und programme, weil es bei kleinen Populationen und seltenen Arten besonders wichtig ist, ein optimales Zuchtmanagement mit den in Menschenhand gehaltenen Individuen durchzuführen.

Internationale Zuchtbücher (ISB) werden unter der Ägides des Weltverbands der Zoos und Aquarien (WAZA) geführt. Im International Zoo Yearbook wurde jeweils eine Übersicht über dies ISB gegeben

Europäische Zuchtbücher (ESB) werden im Rahmen des Europäischen Zoo- und Aquarienverbands (EAZA) geführt. Ende 2019 waren es 150 Stück. Bis Bis November 2022 sank die Zahl auf 95, weil immer mehr Zuchtbücher in Zuchtprogramme umgewandelt wurden.

Bei Haustieren liefern die Zuchtbücher der einzelnen Zuchtverbände die Bestandsgrößen der jeweiligen Rassen. Diese Bestandsdaten werden in Deutschland jährlich auf Bundesebene zusammengeführt und veröffentlicht. Sie sind die Grundlage für die Einstufung der einheimischen Nutztierrassen in Gefährdungskategorien.

 

zuchtbuch-term; isb-term; esb-term

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Donnerstag, 14 Juni 2018 11:15

Wiedereinbürgerung

Eine Wiedereinbürgerung von Tier- oder Pflanzenarten ist der Versuch, diese in einem Gebiet einzuführen, welches einst Teil ihres historischen Verbreitungsgebietes war, wo sie aber ausgerottet wurden oder ausgestorben sind. Viele Zoos beteiligen sich an Wiedereinbürgerungsprojekten, indem sie Tiere, Infrastruktur, Sachkunde oder Geld zur Verfügung stellen und das Projekt unterstützende Öffentlichkeitsarbeit betreiben

Beispiele für gelungene Wiedereinbürgerungen sind z.B. der Steinbocks in der Schweiz und von dort aus in Deutschland und Österreich, der Bartgeier im Alpenraum, der Luchs in den Schweizer Alpen und in deutschen Mittelgebirgen, der Wisent in mehreren osteuropäischen Ländern, das Przewalskipferd in der Mongolei oder die Weiße Oryx auf der Arabischen Halbinsel.

 

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Donnerstag, 14 Juni 2018 09:44

Neozoen

Neozoen sind Tierarten, die direkt oder indirekt, absichtlich oder unabsichtlich durch den Menschen in Gebiete außerhalb ihres natürlichen Areals eingeführt worden sind und sich dort fest etabliert haben.

Beispiele von Neozoen in Europa sind: Waschbär, Kanadagans, Amerikanischer Ochsenfrosch, Regenbogenforelle, Signalkrebs, Kartoffelkäfer (aus Nordamerika), Wanderratte, Marderhund, Sikahirsch, Mandarinente, Jagdfasan, Halsbandsittich, Chinesische Wollhandkrabbe (aus Asien), Nutria, Mönchssittich (aus Südamerika), Nilgans, Braune Hundezecke, Spitze Blasenschnecke (aus Afrika).

Zu den Neozoen im deutschsprachigen Raum zählen auch verschiedene Arten, die anderswo in Europa vorkommen, so das Wildkaninchen (aus Spanien eingeführt), die Auwaldzecke (Dermacentor reticulatus aus Südeuropa eingeschleppt), die Wandermuschel (Dreissena polymorpha aus dem Schwarzen Meer und Donaudelta) oder die Spanische Wegschnecke (Arion vulgaris von der Iberischen Halbinsel.

Erwerb und Abgabe, Haltung, Zucht, Aufzucht, Transport und Freilassen von bestimmten invasiven Arten sind nach Verordnung (EU) Nr. 1143/2014 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 22. Oktober 2014 betreffend invasive Arten verboten, wobei bestimmte Ausnahmen vorgesehen sind. An sich ist die Verordnung mitsamt einer ersten Liste invasiver Arten seit anfangs 2016 in Kraft und weitere Listen wurden nachgeschoben. Da aber nationale  Ausführungsbestimmungen vielfach fehlen oder sich die Praxis für das Erteilen von Ausnahmegenehmigungen noch nicht eingespielt hat, sind die tatsächlichen Auswirkungen auf die Zoos noch nicht abschätzbar.Die EU-Verordnung gilt in der Schweiz nicht. In Deutschland werden die Zoos vom Verband der Zoologischen Gärten ermuntert, Anträge auf Ausnahmegenehmigungen zu stellen.

Literatur:

 

neozoen-term

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Donnerstag, 14 Juni 2018 09:39

Metapopulation

Metapopulation ist eine Population, die aus mehreren Unterpopulationen besteht. Zwischen diesen können Individuen durch Zuwanderung ausgetauscht werden.

Freigegeben in M
Donnerstag, 14 Juni 2018 07:15

Einbürgerung

Eine Einbürgerung, auch Neuansiedlung oder gutartige Einbürgerung genannt, ist der Versuch, eine Art zum Zweck ihrer Erhaltung ausserhalb des bekannten Verbreitungsgebietes, aber in geeignetem Habitat und ökologisch-geographischem Areal anzusiedeln. Diese Erhaltungsmassnahme ist nur akzeptierbar, wenn im historischen Areal kein geeignetes Gebiet erhalten geblieben ist.

Freigegeben in E
Donnerstag, 14 Juni 2018 07:14

EEP

EEP = Europäisches Erhaltungszuchtprogramm. EEP werden unter der Ägide der EAZA durchgeführt. Der Koordinator ist in der Regel Mitarbeiter eines EAZA-Mitgliedzoos und die Teilnahme beschränkt sich im Wesentlichen auf EAZA-Mitgliedzoos.

Die Erhaltungszucht in Zoos begann in Nordamerika im Jahre 1905 mit dem Bison. 1923 begann das erste Erhaltungszuchtprogramm in Europa mit dem Wisent. Dieses fand, wie auch die nachfolgenden (z.B. für das Przewalskipferd und das Okapi) unter der Ägide des Internationalen Zoodirektorenverbandes statt. 1985 wurde das Europäische Erhaltungszuchtprogramm EEP gegründet, vorerst mit drei Artprogrammen für das Vikunja, den Großen Ameisenbären und den Kongopfau. Ab 1990 wurden in rascher Folge weitere Artprogramme hinzugefügt. Im März 2014 gab es EEP für 212 Arten oder separat gemanagten Unterarten und Europäische Zuchtbücher für weitere 200 Arten oder Unterarten. Diese waren teilweise mit Erhaltungszucht-Programmen anderer Kontinente und mit privaten Programmen vernetzt. 2018 wurden sogenannte "New Style EEPs" geschaffen, welche die spezifische Rolle, die eine Tierart für in situ-Artenschutz, als Reservepopulation, für die Forschung oder die Umweltbildung spielen soll, berücksichtigen. Im November 2022 gab es 163 "New Style" und 111 konventionelle EEP. Letztere sollen sukzessive umgewandelt werden

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Freigegeben in E
Donnerstag, 14 Juni 2018 16:37

Umsiedlung

Eine Umsiedlung ist ein absichtliches und vermitteltes Überführen von wild lebenden Individuen oder Populationen von einem Teil ihres Verbreitungsgebietes in einen anderen Teil.

Beispiele gibt es z. B. beim Europäischen Biber, dem Alpensteinbock, der Hunter-Antilope, dem Breitmaulnashorn oder der Mauritiustaube.

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Freigegeben in U
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