Donnerstag, 14 Juni 2018 07:34

WITZENBERGER, K. A. (2011)

The genetic consequences of ex situ breeding in the European wildcat (Felis silvestris silvestris) and the Arabian sand cat (Felis margarita harrisoni).

Dr. rer. nat. Diss
125 Seiten
Erstgutachter: PD Dr. Axel Hochkirch,
Zweitgutachter: Prof. Dr. Michael Veith
Universität Trier
In Kooperation mit mehreren deutschen und internationalen Zoos, Tier- und Wildparks

Volltext (3 der vier Kapitel können über diesen Link heruntergeladen werden, Kapitel 1 oder der Volltext kann bei Interesse als PDF durch die Autorin per Mail versendet werden.)

Zusammenfassung:

In den letzten Jahren ist die Anzahl bedrohter Arten, die auf ex situ-Schutzprogramme angewiesen sind, deutlich gestiegen. Bislang wurde die Effizienz von ex situ-Zuchtprogrammen allerdings selten systematisch untersucht. Ziel dieser Arbeit war es zunächst den aktuellen Wissensstand zu den Auswirkungen der ex situ-Zucht auf die genetische Vielfalt bedrohter Arten zusammen zu fassen (Kapitel 1). Hierbei sollte geklärt werden ob die selbst gesetzten Ziele des Weltverbandes der Zoos und Aquarien (WAZA) in rezenten Zoopopulationen erreicht werden. Bei dieser Auswertung publizierter Daten stellte sich heraus, dass eine Zucht in Gefangenschaft auf Dauer zu einem Verlust der genetischen Vielfalt führt (Kraaijeveld-Smit et al. 2006; Frankham et al. 2010), dass diesem Effekt allerdings durch ein sorgfältiges Management der Zuchtpopulation entgegengewirkt werden kann. Die Daten aus Kapitel 1 legen nahe, dass es Grenzwerte für die Zahl der Gründer (15) und die Größe der Zuchtpopulation (100) gibt, mit deren Erreichen Inzucht minimiert und ein vergleichsweise hohes Maß genetischer Vielfalt erhalten werden kann. Es zeigte sich aber auch, dass noch viel Forschungsbedarf in Bezug auf die genetischen Auswirkungen von ex situ-Zucht besteht. Vor allem der Vergleich zwischen der Zuchtpopulation und natürlichen Wildpopulationen ist von elementarer Bedeutung um die Effizienz und den Erfolg von Zuchtprogrammen bewerten zu können. Auch zeigte sich, dass es zusätzlichen Forschungsbedarf bezüglich genetischer Anpassungen an die Bedingungen in Gefangenschaft gibt (Frankham 2008), was die vermehrte Nutzung von nicht-neutralen genetischen Markern nahe legt. Zudem sollte verstärkt eine Übertragung der wissenschaftlichen Erkenntnisse in die praktische Anwendung im Zoo erfolgen (z. B. in Bezug auf die Artenzusammensetzung oder die Managementstrategien).

In Kapitel 2 und 3 werden Fallbeispiele für genetische Untersuchungen an ex situ-Populationen behandelt. Die Untersuchungen an der Europäischen Wildkatze (Felis silvestris silvestris) in Kapitel 2 zeigen, dass es im Laufe der Haltung in Zoos vermutlich mehrfach zu Hybridisierung mit Hauskatzen oder zur Aufnahme von Hybriden kam. Lediglich ein Drittel der Zuchtpopulation wies den mitochondrialen Haplotyp auf, der auch in wilden Populationen zu finden ist. Insgesamt kann die ex situ Population nicht für eine weitere Zucht empfohlen werden. Dies macht die Aufnahme von zusätzlichen Individuen aus den Wildpopulationen zu einer nötigen Voraussetzung zur effektiven Erhaltung der genetischen Diversität dieser Art. Von weiteren Wiederansiedelungen mit Tieren aus der ex situ Zucht ist generell abzuraten, da sich die Europäische Wildkatze inzwischen wieder auf natürlichem Wege ausbreitet. Die genetischen Daten liefern in diesem Fall einen wichtigen Grundstock für die Etablierung eines Zuchtbuches.

Eine Analyse der derzeitigen Haltungsbedingungen für diese Art zeigte, dass die Haltungsstandards die gesetzlichen Mindestanforderungen weit übertreffen (Kapitel 4). Allerdings zeigte ein Vergleich mit den Empfehlungen aus der Verhaltensforschung bei Kleinkatzen (Shepherdson et al. 1993; Mellen et al. 1998;Hartmann 2007; Hönig & Gusset 2010), dass vor allem in Bezug auf den Kontakt zu den Pflegern und der Fütterung noch Verbesserungspotenzial besteht.

Die genetischen Untersuchungen an der ex situ-Population der Arabischen Sandkatze (Felis margarita harrisoni) (Kapitel 3) zeigen, dass trotz einer stärkeren Bedrohung, weniger Gründertieren und einer kleineren Zuchtpopulation bei dieser Art ein hohes Maß an genetischer Diversität erhalten werden konnte. Die Daten legen nahe, dass die 18 Gründer für dieses Zuchtprogramm eine hohe genetische Diversität eingebracht haben und nicht näher mit einander verwandt waren. Zudem zeigt dieses Beispiel dass genetische Untersuchungen auch bei Populationen mit detaillierten Zuchtbuchdaten sehr sinnvoll sein können, da ein Fehler in den Zuchtbuchdaten nachgewiesen werden konnte. Die genetischen Daten bestätigen zudem die Ergebnisse aus Kapitel 1 zu den Grenzwerten für die Anzahl der Gründer und die Größe der Zuchtpopulation.

Insgesamt scheinen ex situ-Zuchtprogramme durchaus geeignet zu sein um die genetische Vielfalt bedrohter Arten zu erhalten. Wichtig ist eine ausreichend große Zahl genetisch variabler Gründer und ein sorgsames Zuchtmanagement. Allerdings lässt sich langfristig aufgrund der kleinen Populationsgrößen Inzucht und der Verlust genetischer Vielfalt in Zoopopulationen nicht vermeiden. Die Fallbeispiele untermalen den großen Nutzen den genetische Untersuchungen für die Kontrolle und Verbesserung von Erhaltungszuchtprogrammen haben.

Abstract:

Nowadays, there is an increasing number of species which depend on ex situ conservation programmes for survival. However, the efficiency of the ex situ breeding programmes has so far rarely been evaluated systematically. The aim of this thesis was to first of all review the current knowledge on the effects of captive breeding on the genetic diversity of endangered species (Chapter 1). The studies presented here also aim at evaluating whether ex situ breeding programmes can meet the goals set by the Word Association of Zoos and Aquariums (WAZA). The literature review revealed, that on the long term, captive breeding always leads to a loss of genetic diversity (e. g. Kraaijeveld-Smit et al. 2006; Frankham et al. 2010). However, the data also indicated, that this effect can be counteracted by a thorough management of the captive population. The analyses presented in Chapter 1 suggest, that there is a minimum number of founders (15) and a minimum captive population size (100), which are necessary to minimize inbreeding and to conserve a high amount of genetic diversity. However, the review also showed, that there is still a great need for further research on the genetic effects of captive breeding. In order to be able to evaluate the efficiency and success of captive breeding programmes it is of fundamental importance to compare captive populations to natural wild populations. Additionally there is a need to study the genetic adaptations to captive environments in endangered species (Frankham 2008), which indicates an increasing need for the use of non-neutral marker systems. Also, there is a need for an increase in the implementation of the knowledge gained by scientific research into the planning and management of current breeding programmes.

Chapters 2 and 3 deal with case studies for the genetic analysis of ex situ populations. Genetic data from the European wildcat (Felis silvestris silvestris) (Chapter 2) revealed, that hybrids or even domestic cats must have been integrated into the captive population. Only about one third of the analysed captive individuals possessed the mitochondrial haplotype found in wild populations. Hence, none of the captive individuals can be recommended for breeding. This leads to the necessity to acquire new founders from the wild populations to effectively conserve the genetic diversity of this species. Furthermore, it would be advisable to abstain from reintroductions using the captive population as a source, as the wild populations are already expanding naturally. The genetic data presented in this study provides valuable basic information for the establishment of a studbook. An analysis of the keeping conditions for this species (Chapter 4) revealed, that the current conditions by far exceed the minimum requirements set by law. Yet, the comparison with recommendations from behavioural studies on small felids (Shepherdson et al. 1993; Mellen et al. 1998;Hartmann 2007; Hönig & Gusset 2010) indicated, that there is a potential for optimization concerning the contact to the keepers and the feeding.

In Chapter 3 a genetic analysis of the captive population of the Arabian sand cat (Felis margarita harrisoni) is presented. Despite its smaller captive population size and the smaller number of founders, a high amount of genetic diversity is found in the captive population of this species. The results indicate, that the 18 founders of this breeding programme must have been genetically highly diverse and unrelated. This study also highlights the benefit of genetic studies in established breeding programmes with detailed pedigree, as an error could be detected in the studbook. The results of this analysis also confirm the minimum values for the number of founders and the captive population size which were determined in Chapter 1.

In general, ex situ breeding programmes seem to be suitable to retain a high amount of the genetic diversity of endangered species. However, it is crucial that the population is based on a sufficient number of genetically divers founders and is afterwards carefully managed. Nevertheless, on the long term, inbreeding and a loss of genetic diversity cannot be avoided in captive populations due to restrictions in population size. The case studies presented here highlight the great value of genetic studies for the evaluation and optimization of ex situ breeding programmes.

 

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The genetic consequences of ex situ breeding in the European wildcat (Felis silvestris silvestris) and the Arabian sand cat (Felis margarita harrisoni)

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The importance of genetic research in zoo breeding programmes for threatened species: the African dwarf crocodiles (genus Osteolaemus ) as a case study.

International Zoo Yearbook 49: xx-xx.ISSN 0074-9664 (Print) ISSN 1748-1090 (Online).

Abstract:

The threatened African dwarf crocodiles (genus Osteolaemus) are distributed throughout West and Central Africa. Traditionally two subspecies were described (Osteolaemus tetraspis tetraspis and Osteolaemus tetraspis osborni), although recent molecular studies demonstrate the presence of three allopatric lineages that should be recognized as full species. These highly divergent taxa are distributed in the three major forested biogeographic zones of western Africa: Congolian (Osteolaemus osborni), Lower Guinean (Osteolaemus tetraspis) and Upper Guinean (Osteolaemus sp. nov. cf. tetraspis). Largely because of their diminutive size, dwarf crocodiles are regularly kept in zoos and aquariums worldwide. In Europe, the collection is managed by a European studbook coordinated by Leipzig Zoo, Germany, since 2006, while American zoological institutions do not yet manage these species as part of a studbook programme. To facilitate ex situ conservation efforts, it is important to identify accurately each individual to the appropriate species following the latest systematic understanding of the genus. Population aggregation analysis with mitochondrial and nuclear gene sequences was used for both species identification and detection of interspecific hybridization. The results of our study show that only European collections house all three Osteolaemus  taxa, although only a single individual O. osborni  was confirmed. The most prevelant species present in both European and North American institutions was O. tetraspis. Additionally, several O. sp. nov. cf. tetraspis were identified, likely originating from the Senegambia region, especially in the North American collections. This will represent an important resource for future conservation efforts as Osteolaemus  are highly threatened in this region of West Africa. Unfortunately, both zoo populations showed relatively high frequencies (c. 25–28%) of hybridization between O. tetraspis a nd O. sp. nov. cf. tetraspis bred in captivity. We highly recommend that zoological institutions ensure they know the species identity of the Osteolaemus they maintain and work together to transfer individuals into single-species colonies to avoid further hybridization. In the USA, this may necessitate the creation of a studbook programme. It may also prove valuable to consider a cooperative programme between the European Association of Zoos and Aquaria and the Association of Zoos & Aquariums, wherein each Association focuses its resources largely on a single Osteolaemus  species. This would, however, require trans-Atlantic transfer of individuals. The case study of dwarf crocodiles in zoological institutions reinforces the importance of genetic research in conservation-breeding programmes, highlights the potential for collaboration between European and American zoological institutions for the ex situ conservation of threatened wildlife, and foreshadows some of the regulatory challenges in managing captive populations internationally.

 

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History of the Arabian leopard Captive Breeding Programme

Cat News Special Issue No. 1: 40-43.  IUCN Cat Specialist Group. ISSN 1027-2992.

Abstract:

The Arabian leopard (Panthera pardus nimr) is highly endangered and captive breeding has therefore become an essential component of conservation for this species. The Captive Breeding Program has been operating in its present form since 1999 although the fi rst Arabian leopards registered in the studbook were caught in 1985. During the 1990’s additional institutions within the range states began to acquire leopards and the need for a coordinated breeding program became a priority. The Regional Studbook was fi rst published in its present form in 1999 and has been followed by several Conservation Assessment and Management workshops through which improved regional cooperation has been initiated. A large proportion of the captive population is wild caught, however, only half of these have produced offspring in captivity. To maximise genetic diversity in the captive population, it is essential that the unrepresented founder animals contribute to the breeding program.

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23.12.2014 - 620

Freigegeben in E
Donnerstag, 14 Juni 2018 08:41

GIFFORD, E. W.(1927)

Grayson's pigeon in captivity.

Auk 44:513- 519.


The Socorro Dove Project (2013) The Socorro Dove (Zenaida graysoni) returns to Mexico after 40 years of its extinction in the wild. International Press Release.

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Donnerstag, 14 Juni 2018 08:48

Japanischer Serau

Überordnung: LAURASIATHERIA
Taxon ohne Rang: CETARTIODACTYLA
Ordnung: Paarzeher (ARTIODACTYLA)
Unterordnung: Wiederkäuer (Ruminantia)
Familie: Hornträger (Bovidae)
Unterfamilie: Ziegenartige: (Caprinae)
Tribus: Gemsenverwandte (Naemorhedini)

D LC 650

Japanischer Serau

Capricornis crispus • The Japanese Serow • Le saro du Japon

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Japanischer Serau (Capricornis crispus) im Zoo Berlin © Carlos Frey, Berlin

 

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Approximative Verbreitung des Japanischen Seraus (Capricornis crispus)

 

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Japanischer Serau (Capricornis crispus) im Kyoto Zoo © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Japanischer Serau (Capricornis crispus) im Zoo Magdeburg © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Japanischer Serau (Capricornis crispus) im Zoo Berlin © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Japanischer Serau (Capricornis crispous) im Zoo Berlin © Zoo Berlin (Presseforo)

 

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Japanischer Serau (Capricornis crispus) im Zoo Děčín © Wolfgang Dreier, Berlin

 

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Japanischer Serau (Capricornis crispus) im Zoo Děčín © Zoo Děčín

 

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Japanischer Serau (Capricornis crispus) im Zoo Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Japanischer Serau (Capricornis crispus) im Zoo Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Japanischer Serau (Capricornis crispus) im Zoo Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Japanischer Serau (Capricornis crispus) im Zoo Magdeburg © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Japanischer Serau (Capricornis crispus) im Zoo Aussig / Usti © Wolfgang Dreier, Berlin

 

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Der Japanische Serau ist ein in seiner Heimat nicht gefährdeter Gemsenverwandter, der in Japan in vielen Zoos gezeigt wird, in Europa aber stets nur selten zu sehen war und gegenwärtig (2019) nicht mehr gehalten wird. Ein Grund für die geringe Beliebtheit der Art dürfte ihre einzelgängerische Lebensweise und ihre hohe innerartliche Aggression sein.

Körperbau und Körperfunktionen

Beim Japan-Serau gibt es praktisch keinen Geschlechtsdimorphismus. Die Tiere erreichen eine Kopf-Rumpflänge von etwa 130 cm, eine Schulterhöhe von 68-80 cm und ein Gewicht von 31-48 kg. Die leicht gekrümmten Hörner werden 12-16 cm lang. Der Schwanz ist mit 6-8 cm sehr kurz. Stark ausgeprägte Voraugendrüsen finden sich bei beiden Geschlechtern, ebenso Zwischenzehendrüsen. Das Fell ist lang und dicht. Seine Grundfärbung ist blaugrau oder graubraun mit weißen Haaren gesprenkelt, stellenweise schwarz. Die Beine, Ohren und der nackte Nasenspiegel und der kaum behaarte Nasenrücken sind schwarz, allenfalls dunkelbraun, die Kehle und Backenbärte weiß oder hellgrau [1; 6; 8; 13].

Verbreitung

Japan: Honshu, Shikoku, Kyushu. In den letzten 30 Jahren konnte der Serau sein Verbreitungsgebiet von rund 34'500 km² auf gegen 60'000 km² ausweiten [5].

Lebensraum und Lebensweise

Der Japan-Serau besiedelt alpine Rasen, subalpine Koniferenwälder und Laubwälder der kollinen Stufe [5].

Die Tiere sind hauptsächlich tagsüber aktiv, können aber auch nachts weiden.Sie sind gewöhnlich Einzelgänger, gelegentlich werden aber auch Gruppen bis zu 7 Tieren angetroffen. Die Einzeltiere haben Streifgebiete von wenigen Hektar, die sie als Territorium mit dem wachsartigen Sekret ihrer Voraugendrüsen und durch feste Kotplätze markieren und gegen Artgenossen verteidigen. Oft stehen sie reglos an einer exponierten Stelle, um Präsenz zu markieren. Familienterritorien können bis etwa 22 ha groß sein. Seraue nutzen ein weites Spektrum an Nahrungspflanzen einschließlich Koniferen. Bevorzugt fressen sie Laub von immergrünen und winterkahlen Bäumen und Sträuchern, ferner Farne sowie Gräser, Kräuter und Früchte [2; 5; 7].

Im Gegensatz zu den tropischen Serau-Arten haben die Japan-Seraue eine feste Paarungszeit, die von September bis November dauert. Nach einer Tragzeit von 195-210 Tagen wird im Mai-Juli meistens ein einzelnes Kitz gesetzt, seltener Zwillinge. Seraukitze wiegen bei der Geburt 2,9 bis 3,5 kg. Sie können 12 bis 20 (selten 30) Minuten nach der Geburt gehen und folgen ihrer Mutter. Sie nehmen ab dem 6.- 16. Lebenstag feste Nahrung auf und sind vor der nächsten Brunst der Geiß entwöhnt. Die Geschlechtsreife wird mit anderthalb Jahren erreicht [2; 3].

Gefährdung und Schutz

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts büßte der Japanische Serau große Teile seines Areals ein. Heute ist er weit verbreitet, hat eine große Gesamtpopulation (ca. 100'000 Tiere) und stabile bis zunehmende Bestände. Sein Areal ist mittlerweileetwa anderthalb mal so groß wie die Schweiz. Er wurde deshalb im Rahmen einer Beurteilung im Jahr 2008, bestätigt 2020, als nicht-gefährdet eingestuft (Rote Liste: LEAST CONCERN) [5].

Der internationale Handel ist nicht nach CITES geregelt.

Bedeutung für den Menschen

Der Serau wurde in Japan traditionell zur Fleischgewinnung gejagt. Bis in die 195034-Jahre war dies nicht nachhaltig und meistens illegal. Nachdem die Wilderer-Syndikate eliminiert werden konnten, nahmen die Bestände zu, mit dem Ergebnis, dass es zu größeren forstwirtschaftlichen Schäden kam, was die Behörden veranlasste die Bestände zu reduzieren [5].

Haltung

Bei der Gehegegestaltung ist zu berücksichtigen, dass Seraue wenig sozial sind. Abtrenngehege und Einzelboxen sind daher Pflicht. Gehege für kleine Gruppen sollten größer sein, als in den Mindestanforderungen vorgegeben und sollten über Sichtblenden und Rückzugsmöglichkeiten verfügen.

WEIGL gibt als Höchstalter im Zoo 24 Jahre an, erreicht von einer zoogeborenen Geiß in einem japanischen Zoo, andernorts wird auf ein Rekordalter von 27 Jahren, 7 Monaten und 25 Tagen verwiesen [2; 6].

Die Welterstzucht gelang am 25. August 1965 im Kobe Oji-Zoo von einem Paar, das 1964 gefangen worden war [9].

Für den Japanischen Serau gibt es seit 1971 ein Internationales Zuchtbuch, das früher am Tiergarten Schönbrunn geführt wurde und heute am Toyama Familienpark-Zoo in Japan geführt wird. Dieses umfasste im Dezember 2016 796 lebende Individuen in 130 Einrichtungen [IZY 52].

Haltung in europäischen Zoos: Die Ersteinfuhr nach Europa erfolgte 1879 durch den Londoner Zoo. Währenddem die Art in japanischen Zoos häufig anzutreffen ist, war sie außerhalb ihres Ursprungslands  stets selten. 2007 wurde mit 45 Individuen in europäischen und nordamerikanischen Zoos der Höchststand erreicht, danach erfolgte ein dramatischer Rückgang bis 2014 auf noch 22 Tiere [1], und seitdem ist der europäische Bestand ganz ausgestorben. Bis 2018 lebte in Aussig an der Elbe noch ein einzelnes Tier. Dem nordamerikanischen Bestand, der 2019 noch 10 Tiere in 4 Haltungen umfasste, droht dasselbe [10]. Für Details siehe Zootierliste.

Im Tiergarten Schönbrunn war 1994 die europäische Erstzucht gelungen, dem Zoologischen Garten Berlin 1997 die deutsche Erstzucht.


Mindestanforderungen an Gehege: Nach Säugetiergutachten 2014 des BMEL soll für bis zu 5 Tieren ein Gehege von mindestens 250 m² zur Verfügung stehen, für jedes weitere Tier 20 m² zusätzlich. Ein Stall ist nicht erforderlich.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für bis zu 4 Tieren ein Gehege vor, dessen Grundfläche 500 m² misst. Für jedes weitere Tier kommen 50 m² zur Basisflächen dazu. Es sind natürliche oder künstliche Unterstände anzubieten, in denen alle Tiere gleichzeitig Platz finden. Werden die Tiere aufgestallt, ist eine Grundfläche von mindestens 4 m²/Tier vorgeschrieben.

Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) sind für bis zu 10 Tiere 500 m² erforderlich, für jedes weitere 50 m² mehr. Es müssen Unterstände zum Schutz gegen Witterungsverhältnisse wie Regen, Wind, Sonneneinstrahlung und Hitze angeboten werden, so dass alle Tiere bei Bedarf darin gleichzeitig Unterschlupf finden können. Die Haltung hat in Herden zu erfolgen.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Japanische Serau wurde 1844 von Coenraad Jacob TEMMINCK vom Naturhistorischen Museum in Leiden als "Antilope crispa" erstmals wissenschaftlich beschrieben. Die gegenwärtig gültige Gattung Capricornis wurde 1836 von dem aus Irland stammenden Naturforscher William OGILBY aufgestellt [7; 8].

Die Systematik der Seraue ist nicht ganz klar, Die Caprinae Spezialisten-Gruppe der IUCN geht von 3, WILSON & REEDER sowie die Rote Liste der IUCN gehen von sechs Arten aus. Das Handbook of the Mammals of the World von 7. Von den Goralen werden vier Arten unterschieden. Bisweilen werden Seraue und Gorale in einer Gattung (Naemorhedus) zusammengefasst [4; 5; 7; 8].

Literatur und Internetquellen

  1. HOLLAND, J. & PUTNAM, A. (2014)
  2. MATSCHEI, C. (2012)
  3. PUSCHMANN, W., ZSCHEILE, D., & ZSCHEILE, K. (2009)
  4. SHACKLETON, D.M. (1997)
  5. TOKIDA, K. (2020). Capricornis crispus. The IUCN Red List of Threatened Species 2020: e.T3811A22151909. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2020-2.RLTS.T3811A22151909.en. Accessed on 23 January 2023.
  6. WEIGL, R. (2005)
  7. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
  8. WILSON, D. E. & REEDER, D. M. (2005)
  9. YAMAMOTO, S. (1967)
  10. DAMOIS, P., ROBOVSKÝ, J., MUELLER, D, PENELLO, M.,ZIMMERMANN,M., VAN DER MEER, R.AND VOORHAM, M. (eds., 2020).

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