Donnerstag, 14 Juni 2018 12:34

Malaienbär

Überordnung: LAURASIATHERIA
Ordnung: Raubtiere (CARNIVORA)
Taxon ohne Rang: Landraubtiere (FISSIPEDIA)
Unterordnung: Hundeartige (Caniformia)
Familie: Bären (Ursidae)
Unterfamilie: Eigentliche Bären (Ursinae)

D VU 650

EEPMalaienbär

Helarctos malayanus  • The Malayan Sun Bear • L'ours des cocotiers ou ours malais

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Malaienbär (Helarctos malayanus) im Tierpark Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Approximative Verbreitung des Malaienbären (Helarctos malayanus). Dunkelblau: Gegenwärtig noch vorhanden oder möglicherweise noch vorhanden; rot: ausgerottet

 

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Malaienbär (Helarctos malayanus) im Dusit-Zoo Bangkok © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Malaienbär (Helarctos malayanus) im Espace zoologique de Saint-Martin-la-Plaine © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Malaienbär (Helarctos malayanus) beim Öffnen einer Kokosnuss im Zoo Melaka, Malaysia © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Malaienbär (Helarctos malayanus) im Allwetterzoo Münster © Elias Neideck

 

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Malaienbär (Helarctos malayanus) geht im Zoo La Palmyre, Royan, ins Wasser © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Malaienbär (Helarctos malayanus) im Zoo Taiping, Malaysia © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Malaienbärin (Helarctos malayanus) mit Jungtier im Tierpark Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Malaienbär (Helarctos malayanus) präsentiert im Zoo Basel seine lange Zunge © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Malaienbär (Helarctos malayanus) im Khao Kheow Open Zoo, Chonburi, Thailand © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Spielende Malaienbären (Helarctos malayanus) im Kölner Zoo © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Junger Malaienbär (Helarctos malayanus) im Tierpark Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Malaienbär (Helarctos malayanus) im ZooParc de Trégomeur © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Malaienbär (Helarctos malayanus) im Zoo Jihlava / Iglau © Wolfgang Dreier, Berlin

 

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Kletternder Malaienbär (Helarctos malayanus) im Zoo Basel © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Malaienbärenbäenanlage (Helarctos malayanus), alt aber tiergerecht umgebaut, im Zoo Basel. Im kleinen Fenster der ursprüngliche Zustand © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Naturnah gestaltete Anlage für Malaienbären (Helarctos malayanus) im ZooParc de Trégomeur © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Etwa 26 Jahre alter Malaienbär (Helarctos malayanus) im Zoo Berlin, Aufnahme von 2010 © Wolfgang Dreier, Berlin

 

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"Bruan oder Malaienbär (Ursus malayanus)" aus BREHMs THIERLEBEN (1882-1887). Gemeinfrei.

 

 

 

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Der gefährdete Malaienbär ist der kleinste aller Bären. Seine kleine gedrungene Gestalt brachte ihm in Thailand den Spitznamen “Hundebär” ein, während er ihn Malaysia und Indonesien aufgrund seiner Vorliebe für die Nester wilder Bienen “Beruang Madu", Honigbär, genannt wird. Mit seinem sorgenvoll wirkenden Gesicht wirkt er nicht gerade motivierend, was vielleicht der Grund dafür ist, dass diese ansonsten interessante Art sich nur bedingt als Botschafter für Naturschutzprojekte in Südostasien eignet und nur selten in europäischen Zoos zu sehen ist.

Körperbau und Körperfunktionen

Der Malaienbär ist der deutlich kleinste Vertreter seiner Familie. Seine Kopf-Rumpflänge beträgt 100-140(-150) cm, die Schulterhöhe etwa 70 cm, die Schwanzlänge 3-7 cm. Das Gewicht variiert von 27-65(-80) kg. Männchen sind etwas schwerer als Weibchen, aber der Sexualdimorphismus ist nicht so markant wie bei anderen Bären [2; 19].

BREHM beschreibt den Malaienbären als einen "von den bisher erwähnten Arten der Familie merklich abweichenden, zwar gestreckt, aber doch plump gebauten, dickköpfigen Bär, mit breiter Schnauze, kleinen Ohren, sehr kleinen blöden Augen, verhältnismäßig ungeheueren Tatzen, langen und starken Krallen und kurzhaarigem Fell" [1]

Die Kopfhaut des Malaienbären ist faltig, was ihm einen sorgenvollen Ausdruck verleiht. Das kurze schwarze, dichte und glänzende Fell ist nicht einmal einen Zentimeter lang. Auf der Brust hat er eine helle, meist halbmond-, bisweilen kreisrunde Zeichnung. Er hat einen für seine Statur auffällig breiten Kopf, eine kurze Schnauze und einen recht kräftigen Kiefer  Mit Hilfe seiner großen, gebogenen Klauen und der kurzen O-Beine kann er hervorragend auf Bäume klettern. Seine Fußsohlen sind  nicht behaart. Die Zunge ist sehr beweglich und lang und kann bei der Nahrungsaufnahme auf bis zu 20 bis 25 Zentimeter herausgestreckt werden [2; 6].

Verbreitung

Südostasien: Helarctos malayanus malayanus: Bangladesch, Kambodscha, China (marginal im Süden); Indien (nur im Osten), Indonesien (Sumatra), Laos, Malaysia, Myanmar, Thailand, Vietnam. Gebietsweise (z.B. in Laos) kommen Malaien- und Kragenbär sympatrisch vor.
Helarctos malayanus euryspilus: Borneo [14].

Lebensraum und Lebensweise

Malaienbären besiedeln immergrüne und laubabwerfende Wälder, vorzugsweise im Tiefland, gehen aber im Gebirge bis auf eine Höhe von 2'100 m. Ihre Lebensraumansprüche decken sich weitgehend mit denen der in derselben Region lebenden Kragenbären [14; 19].

Aufgrund des bisherigen, sehr geringem Wissens über den Malaienbären, das auf Zoobeobachtungen und gelegentlichen, zufälligen Freilandbeobachtungen basiert, erscheint es möglich, dass sich der Malaienbär in seiner sozialen Organisation von der der anderen Bären unterscheidet, indem er nicht stets solitär oder in temporären Mutter-Familien lebt, sondern dass Paare längere Zeit zusammenleben und gemeinsam ihren Nachwuchs verteidigen [15]. An reichhaltigen Futterplätzen wurde auch schon beobachtet, dass sich Malaienbären zu Gruppen zusammenfinden. Abhängig von der Störung durch den Menschen sind die Bären tagsüber oder während der Nacht aktiv. Zum Schlafen bauen sie Baumnester. Über die Größe der Streifgebiete ist wenig bekannt, sie scheinen eher klein zu sein [19].

Malaienbären sind Allesfresser. Das Nahrungsspektrum umfasst über 100 Insektenarten, namentlich Termiten, Ameisen, Käfer und Bienen sowie deren Honig, gelegentlich kleinere Wirbeltiere, Vogeleier, viele Feigen und andere Früchte, Beeren, Nüsse, Palmenherzen und weiteres Pflanzenmaterial. Nicht selten plündern sie landwirtschaftliche Kulturen, wo sie sich z.B. an Mais, Sesam, Kürbissen, Gurken, Bananen, Citrusfrüchten, Äpfeln, Kokosnüssen, Jackfrüchten, Salak-Palmfrüchten oder Durian gütlich tun. Der Malaienbär gehört zu den wenigen Tierarten, welche die bis zu 4 cm langen Samen der bei der einheimischen Bevölkerung beliebten Stinkfrucht (Durian, Zibetbaum, Durio zibethinus) unzerkaut verschlucken und unverdaut wieder ausscheiden. Von der dadurch geförderten Verbreitung des Durian profitieren auch die Orangutans [8; 19].

Malaienbären machen keine Winterruhe. Sie haben auch keine feste Paarungszeit und ihre Jungen können während des ganzen Jahres anfallen. Die Weibchen haben vier Zitzen, gebären aber in der Regel nur ein Junges, selten Zwillinge, mit einem Geburtsgewicht von 255-325 g. Die Trächtigkeit dauert normalerweise 3-3.5 Monate, nur selten 6-8 Monate, was darauf hindeitet, dass die Keimruhe meist nur kurz ist. Die Geburt findet in einem abgeschiedenen Bau statt. Mit 30-40 Tagen öffnen die Jungen die Augen, mit 61-65 Tagen unternehmen sie erste Gehversuche und mit 85-95 Tagen nehmen sie erstmals feste Nahrung zu sich. Kleine Jungtiere werden von der Mutter im Maul transportiert, ältere mit den Vorderpfoten gegriffen und auf zwei Beinen laufend in Sicherheit gebracht [8; 19].

Gefährdung und Schutz

Konkrete Bestandstrends gibt es nicht. Dazu wären systematische Untersuchungen notwendig, wie sie z.B. in Laos durchgeführt wurden, andernorts aber noch fehlen. Aufgrund einer Beurteilung aus dem Jahr 2016 gilt der Malaienbär als gefährdete Tierart (Rote Liste: VULNERABLE), hauptsächlich durch Verlust des Lebensraums, d.h. das Abholzen des Tropenwaldes in Südostasien, ferner durch illegale Jagd z.B. mittels Fangzäunen mit Schlingen. Obwohl keine verlässlichen Zahlen vorliegen, wird angenommen, dass der Gesamtbestand innerhalb der letzten 30 Jahre um über 30% abgenommen hat und dass sich diese Entwicklung in den kommenden Jahren verstärken wird [13; 14].

Der internationale Handel ist seit 1979 durch CITES-Anhang I eingeschränkt.

Zoogestütztes Artenschutzprojekt (Beispiel):

  • Das "Bornean Sun Bear Conservation Center" (BSBCC) wurde 2008 in Sabah, Malaysia, als zweistufiges Projekt gegründet, um verwaiste und in illegal gehaltene Malaienbären zu pflegen, zu rehabilitieren und auszuwildern, den Mangel an Wissen über diese Art zu beheben und sowohl in Malaysia als auch international das Bewusstsein für die Schutzbedürftigkeit dieser wenig bekannten Art zu fördern. Der Oakland Zoo unterstützt das Zentrum finanziell, durch Dienstleistungen und mit Fachwissen. Unterstützung kommt auch von der Wildlife Conservation Society (Bronx Zoo), dem Singapur Zoo und anderen.

  • Die französische Association Anoulak engagiert sich im Schutz des 3'500 km² großen Nakai-Nam Theun-Nationalparks in Laos. Seit 2016 setzt sie in Zusammenarbeit mit den lokalen Behördee Patrouillen aus ausgebildeten lokalen Dorfbewohnern zur Bekämpfung der Wilderei ein, bietet Umweltbildung in den Dorfschulen und ein entsprechendes Ausbildungsprogramm für die Lehrkräfte an, und führte ein dreijähriges Programm zur nachhaltigen Entwicklung der Dorfgemeinschaften im Nakai-Distrikt durch. Von diesen Maßnahmen profitiert u.a. der Malaienbär, dessen Bestände in Laos großflächig abnehmen [14]. Anoulak wird von rund 15, hauptsächlich europäischen Zoos, vom französischen Zooverband und von der ZGAP unterstützt. mehr ...

Bedeutung für den Menschen

Auch heute noch werden junge Malaienbäre häufig als Heimtiere gefangen. Der nachfolgende Bericht über eine Heimtierhaltung im 19. Jahrhundert ist amüsant, aber nicht unbedingt zur Nachahmung empfohlen: "Man sagt, daß er in Indien oft gefangen gehalten werde, weil man ihn, als einen gutmüthigen harmlosen Gesellen, selbst Kindern zum Spielgenossen geben und nach Belieben in Haus, Hof und Garten umherstreifen lassen dürfe. RAFFLES, welcher einen dieser Bären besaß, durfte ihm den Aufenthalt in der Kinderstube gestatten und war niemals genöthigt, ihn durch Anlegen an die Kette oder durch Schläge zu bestrafen. Mehr als einmal kam er ganz artig an den Tisch und bat sich etwas zu fressen aus. Dabei zeigte er sich als ein echter Gutschmecker, da er von den Früchten bloß Mango verzehren und nur Schaumwein trinken wollte. Der Wein hatte für ihn einen unendlichen Reiz, und wenn er eine Zeitlang sein Lieblingsgetränk vermissen mußte, schien er die gute Laune zu verlieren. Aber dieses vortreffliche Thier verdiente auch ein Glas Wein. Es wurde im ganzen Hause geliebt und geehrt und betrug sich in jeder Hinsicht musterhaft; denn es that nicht einmal dem kleinsten Thiere etwas zu Leide. Mehr als einmal nahm es sein Futter mit dem Hunde, der Katze und dem kleinen Papagei aus einem und demselben Gefäße." [1]

Wirtschaftliche Bedeutung: Malaienbären werden zur Gewinnung ihrer Tatzen, die als Delikatesse gelten, oder ihrer Galle für die Zwecke der traditionellen chinesischen Medizin illegal gejagt, wobei der Handel mit diesen Körperteilen trotz Verboten immer noch floriert, weil er ein sehr einträgliches Geschäft ist [14]. Der legale internationale Handel mit Teilen und Erzeugnissen ist sehr limitiert, weil die Art set 1979 unter CITES-Anhang I fällt. Rückschlüsse auf die Zahl der betroffenen Individuen lassen sich aus der Statistik nicht ziehen. Von 1977-2017 wurde im Rahmen von CITES die Ausfuhr von 92 lebenden Wildfängen registriert, von denen 36 aus Malaysia kamen. Im selben Zeitraum wurden 99 Nachzuchttiere international verschoben, wovon 24 aus Malaysia, 14 aus China und 12 aus den USA stammten [3; 14].

Haltung im Zoo

Im Zoo galten Malaienbären lange als nicht züchtbar. Durch bessere Unterbringung, Gehegegestaltung und Ernährung hat dies aber geändert. 1940 gelang dem Zoo von San Diego die Erstzucht. In Europa, konnte der Tierpark Berlin 1961 die erste Malaienbärengeburt verzeichnen. Hier entwickelte sich in der Folge eine äußerst erfolgreiche Zucht: Am 8. April 2011 kam der 50. Malaienbär zur Welt, ein Weibchen, dessen Eltern auch schon im Tierpark geboren waren [PM Tierpark Berlin]. Malaienbären können im Zoo ein Alter von über 35 Jahren erreichen [17].

Haltung in europäischen Zoos:
 Die Art wird noch in 16 Zoos gehalten (2023), von denen sich zwei im deutschsprachigen Raum befinden. Mit einer Ausnahme halten alle Zoos die Nominatform. Für Details siehe Zootierliste.

Das Europäische Zuchtbuch (ESB, seit 1994) wurde bis 2017 am Kölner Zoo und wird gegenwärtig am Colchester Zoo geführt. 2023 wurde es in ein "New Style EEP" umgewandelt. Die Bärenspezialisten-Gruppe der EAZA hat Empfehlungen für Bau und Gestaltung neuer, die sinnvolle Verwendung alter Anlagen sowie den Einsatz von Programmen zur Umweltanreicherung herausgegeben [7; 16]. Musterbeispiele für geglückte Anpassungen ehemaliger "Betonarien" sind die Malaienbärenanlage in Basel und Münster. Seit 2019 gibt es auch ein Internationales Zuchtbuch (ISB), das am Zoo von Perth geführt wird.

Forschung im Zoo: Malaienbären sind beliebte Studienobjekte für Doktor-, Diplom- und Examensarbeiten. Dabei kann es um Grundlagenforschung gehen, etwa zur Anatomie, Ontogenese, Physiologie oder Ethologie, aber auch um die Prüfung und gegebenenfalls Optimierung der Haltungsbedingungen und somit zur Erhöhung des Tierwohls, wie etwa zur Gruppenzusammensetzung, Umweltanreicherung, Neugestaltung von Anlagen, Fütterung oder Krankheitsgeschehen und tierärztliche Maßnahmen [4; 6; 9; 10; 11; 12; 13; 18].

Mindestanforderungen an Gehege: Das Säugetiergutachten’96 sah für ein Außengehege für zwei Malaienbären 60 m² und für jedes weitere Tier zusätzlich 10 m² vor. Das war zweifellos anpassungsbedürftig. Allerdings sollten sich die Maße für die Grundeinheit eines Geheges auf ein Einzeltier beziehen und nicht, wie im Säugetiergutachten 2014 des BMEL auf zwei Tiere. Weil Bären im Prinzip solitär lebende Tiere sind, ist die Einzelhaltung in vielen Fällen mit weniger Stress verbunden als die Gruppenhaltung. Für bestehende Anlagen wäre demnach eine Fläche von 100 m² für jedes Tier zu fordern.

Da sich an der Situation, dass Malaienbären ausschließlich in EAZA Zoos gehalten werden, kaum etwas ändern wird, ist davon auszugehen, dass sich Neuanlagen hinsichtlich Dimensionen und Ausstattung an den umfangreichen Empfehlungen der EAZA orientieren werden.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für 1-2 Malaienbären eine Landfläche von 100 m² und eine Schlafbox von 4 m² pro Tier vor. Ein Badebecken wird nicht gefordert. Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) ist für 1-2 Tiere ein Gehege von 300 m² ohne Wasserbecken und ist pro Tier eine Schlafbox von 8 m² erforderlich.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Malaienbär wurde 1820 von dem englischen Forscher und Staatsmann Sir Thomas Stamford Bingley RAFFLES im Rahmen eines Vortrags als "Ursus malayanus" beschrieben. Die schriftliche Beschreibung erfolgte 1822. 1825 stellte der amerikanische Arzt und Naturforscher die Art in die monospezifische Gattung Helarctos. Es werden zwei Unterarten unterschieden, H. m. euryspilus aus Borneo und die Nominatform aus dem ganzen übrigen Verbreitungsgebiet [1; 4; 14].

 

Literatur und Internetquellen

  1. BREHM, A. E. (1882-1887)
  2. CITES IDENTIFICATION MANUAL
  3. CITES TRADE DATA BASE
  4. DIETERMANN, A. (1996)
  5. FELLENDORF, S. (2012)
  6. HARTMANN, D. (2004)
  7. KOLTER, L., KAMPHORST, N.F. & RUVEN, S.A.W. (2007)
  8. PUSCHMANN, W., ZSCHEILE, D., & ZSCHEILE, K. (2009)
  9. RIESE, R. (2001)
  10. SCHLOTZ, M. (2014)
  11. SCHNEIDER, M. (2004) 
  12. SCHNEIDER, M. (2015)
  13. SCOTSON, L. (2013)
  14. SCOTSON, L. et al. (2017). Helarctos malayanus. The IUCN Red List of Threatened Species 2017: e.T9760A45033547. http://www.iucnredlist.org/details/9760/0. Downloaded on 21 June 2018.
  15. STEFFEN, M. (1996)
  16. USHER SMITH, J. & KOLTER, L. (2007)
  17. WEIGL, R. (2005)
  18. WELTER, M. (2010)
  19. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)

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Donnerstag, 14 Juni 2018 12:33

Brillenbär

Überordnung: LAURASIATHERIA
Ordnung: Raubtiere (CARNIVORA)
Taxon ohne Rang: Landraubtiere (FISSIPEDIA)
Unterordnung: Hundeartige (Caniformia)
Familie: Bären (Ursidae)
Unterfamilie: Kurzschnauzenbären (Tremarctinae)

D VU 650

EEPBrillenbär

Tremarctos ornatus • The Spectacled Bear • L'ours à lunettes

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Brillenbär (Tremarctos ornatus) im Zoo Las Leyendas, Lima © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Approximative Verbreitung des Brillenbären (Tremarctos ornatus)

 

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Brillenbär (Tremarctos ornatus) im Zoo Doué-la-Fontaine © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Brillenbär (Tremarctos ornatus) im Zoo Dortmund © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Brillenbär (Tremarctos ornatus) im Tierpark Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Brillenbär (Tremarctos ornatus) im Zoo Basel © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Junger Brillenbär (Tremarctos ornatus) im Tierpark Berlin © Carlos Frey, TP Berlin (Pressefoto)

 

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Junger Brillenbär (Tremarctos ornatus) im Tierpark Berlin © Wolfgang Dreier

 

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Junger Brillenbär (Tremarctos ornatus) im Tierpark Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

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In den Kletterbäumen spielende Brillenbären (Tremarctos ornatus) im Zoo Zürich © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Junger Brillenbär (Tremarctos ornatus) erklettert Baum im Tierpark Berlin © Carlos Frey, TP Berlin (Pressefoto)

 

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Brillenbär (Tremarctos ornatus) im Sommer im Tiergarten Schönbrunn © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Brillenbär (Tremarctos ornatus) im Winter im Tiergarten Schönbrunn © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Brillenbärenmutter (Tremarctos ornatus) mit Jungtier im Tierpark Berlin © Carlos Frey, TP Berlin (Pressefoto)

 

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Brillenbären (Tremarctos ornatus) im Tiergarten Schönbrunn © Harald Seitz / TG Schönbrunn

 

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Brillenbärenanlage (Tremarctos ornatus) in der Wilhelma Stuttgart © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Vertrauensvoller Umgang von Brillenbärien (Tremarctos ornatus) und Tierpfleger 1964 im Zoo Basel © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Brillenbärmotiv auf Briefmarke der DDR, 20 Pf.

 

 

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Der gefährdete "Ucumari" der Indios ist ein eher kleiner Bär. Es sind recht attraktive Tiere, die sich gut als Botschafter für Natur- und Artenschutzprojekte im tropischen Südamerika eignen. Aber trotz Internationalem Zuchtbuch und Förderung durch ein regionales Erhaltungszuchtprogramm ist die Zahl der europäischen Zoos, in denen sie zu sehen sind, recht gering.

Körperbau und Körperfunktionen

Der Brillenbär ist ein kleinerer Vertreter seiner Familie. Seine Kopf-Rumpflänge beträgt 100-180(-190) cm, die Schulterhöhe etwa 60-80 cm, die Schwanzlänge etwa 7 cm. Es gibt einen deutlichen Geschlechtsdimorphismus: Bären werden 100-175(-20) kg, Bärinnen nur 60-80 kg schwer.  Die Schnauze ist kurz, die Ohren sind klein. Das raue Fell besteht aus bis zu 12 cm langen Haaren. Es ist schwarz oder schwarzbraun, die Schnauze ist hell und es ist eine weiße, cremefarbene oder beige Kopf- (Brille!) und Brustzeichnung vorhanden, die enorm variabel ist. Man vergleiche dazu die nebenstehenden Bilder [2; 19].

Verbreitung

Tropische Anden: Bolivien, Ekuador, Kolumbien, Peru, Venezuela, möglicherweise Nordargentinien [16].

Lebensraum und Lebensweise

Brillenbären besiedeln tropische Trockenwälder, Tropische Tiefland-Regen- und Höhenwälder, darunter die Yungas, Busch sowie Grasland und Páramo der Hochanden. Sie werden in Höhenlagen von 200 bis über 4'750 m angetroffen. Sie sind Einzelgänger oder leben in temporären Mutterfamilien. Sie machen keine Winterruhe, sind hauptsächlich tag- und dämmerungsaktiv, gute Kletterer und errichten auf Bäumen oder am Boden Schlafnester [16; 19]. Manche Brillenbären sind wasserscheu, andere gehen ins Wasser, und im Zoo Zürich hat ein Brillenbär gar eine Peposakaente in einem Wassergraben gefangen.

Zur Deckung seines Nahrungsbedarfs benötigt ein Individuum, je nach Angebot,  ein Streifgebiet von etwa 10 - 150 km², dabei können sich die Streifgebiete von männlichen und weiblichen Tieren überlappen. Die Streifgebiete der Bären sind größer als jene der Bärinnen und werden olfaktorisch markiert so, wie dies Braunbären tun [9; 19].

Brillenbären sind Allesfresser, wobei Pflanzenkost überwiegt. Eine besonders wichtige Nahrungskomponente sind Tillandsien und andere Bromeliaceen. Auch Blattstiele von Palmen und Bambusschoße werden gerne gefressen. In der Nähe von Siedlungen suchen die Bären Maisfelder heim. Sie fressen Wirbellose aller Art und schlagen gelegentlich Hirsche, Bergtapire oder landwirtschaftliche Nutztiere oder fressen deren Aas. Saisonal bilden Früchte die Hauptkomponente ihrer Nahrung [16; 19].

Die Tragzeit beträgt 5.5 - 8.5 Monate, wobei die weite Spanne dadurch bedingt ist, dass die bei Bären übliche Keimruhe unterschiedlich lang sein kann. Meist werden 1-2 Junge geboren, selten mehr. Die Bärinnen bekommen mit 4-7 Jahren erstmals Nachwuchs. Das Geburtsintervall liegt in der Regel bei zwei Jahren. Auf der Nordhalbkugel werden die Jungen von Dezember- Februar geboren, im natürlichen Areal hauptsächlich von Mai-Oktober [19].

HEDIGER [9] berichtet von einer intelligenten Kooperation der Brillenbären zur Futterbeschaffung: Um Pflanzen von der Randbepflanzung der Kunstfelswand herunterzuholen, schleppte das Paar des Basler Zoos einen Wurzelstrunk an den Fuß der Wand, stellte ihn hochkant auf, der größere Mann kletterte hinauf und wurde vom Weibchen so gestützt, dass er sich zu voller Länge aufrichten und das Laub herunterreißen konnte.

Gefährdung und Schutz

Die Bestände des Brillenbären gehen ständig zurück. Dies ist vor allem der Lebensraumzerstörung und der illegalen Jagd zuzuschreiben. Obwohl bereits einige Schutzgebiet für diese Art geschaffen wurden, ist eine weitere Bestandesabnahme vorherzusehen, wozu auch der Klimawandel beitragen wird. Deshalb wird die Art seit 1982, letztmals überprüft 2016, als gefährdet eingestuft (Rote Liste: VULNERABLE) [16].

Der internationale Handel ist seit dem 1. Juli 1975 durch CITES-Anhang I eingeschränkt.

Zoogestützte Schutzprojekt (Beispiele):

  • Seit 2020 unterstützt die Wilhelma in Ecuador den Schutz von Regenwäldern. Partner vor Ort ist Jocotoco, eine nicht-staatliche Organisation, die ihre Arbeit auf die Errichtung von Naturschutzgebieten konzentriert. Mit Hilfe der Wilhelma konnte sie die Schutzgebiete „Tapichalaca“ und „Narupa“ durch den Ankauf von Land um insgesamt mehr als 320 Hektar erweitern. In beiden Reservaten werden regelmäßig Brillenbären beobachtet, die dort auch Nachwuchs bekommen. Bis Juli 2022 investierte die Wilhelma über 250'000 € in das Projekt.

  • Der WWF Deutschland und der Zoo Dortmund sind 2018 unter der Bezeichnung "Team Andenbär Dortmund" eine Kooperation eingegangen mit den Zielen, einerseits die Unterbringung der Brillenbären im Zoo Dortmund, die Teil der EEP-Population sind, zu verbessern und andererseits in Ekuador, Kolumbien und Peru Schutzmaßnahmen im Sinne von Nachhaltiger Entwicklung, Lebensraumschutz durch Wiederaufforstung und Konfliktmanagement in Angriff zu nehmen.

  • Die Organsiation "Tu Tierra" ist zuständig für den Schutz des 344 km2 großen Naturreservats Chaparri in Nordwestperu. Es handelt sich um ein Trockenwaldgebiet mit hoher Biodiversität, das namentlich Lebensraum für den Brillenbären bietet. Der Bioparc Doué-la-Fontaine unterstützt die Bestrebungen der Organisation seit 2001 und hat seitdem dafür über 584'000 € aufgewendet.

Bedeutung für den Menschen

Wirtschaftliche Bedeutung: Brillenbären werden zur Gewinnung von Körperteilen für volksmedizinische oder kultische Zwecke illegal gejagt, gewerblicher Handel dürfte eine untergeordnete Rolle spielen [16]. Der legale internationale Handel mit Teilen und Erzeugnissen ist sehr limitiert, weil die Art seit 1975 unter CITES-Anhang I fällt. Es wurden geringe Mengen von Haaren, Hautstücken und "Specimens" (vermutlich Wissenschaftsmaterial) aus den Ursprungsländern exportiert. Rückschlüsse auf die Zahl der betroffenen Individuen lassen sich aus der Statistik nicht ziehen. Von 1977-2017 wurde im Rahmen von CITES die Ausfuhr von je 2 lebenden Wildfängen aus Ekuador und Peru registriert. Im selben Zeitraum wurden 137 Nachzuchttiere international verschoben, wovon 42 aus der Schweiz und 29 aus Deutschland stammten [3; 14].

Haltung im Zoo

Brillenbären können in entsprechend strukturierten Gehegen gemeinsam mit Nasenbären gehalten werden, z.B. im Zoo Zürich [5], auch eine Haltung zusammen mit Primaten ist möglich und wird z.B. im Zoo Frankfurt praktiziert. Es gibt seit 1972 ein Internationales Zuchtbuch, das am Jersey Zoo geführt wird und in dem im November 2017 insgesamt 253 lebende Tiere in 101 Institutionen registriert waren [IZY 52]. Die Welterstzucht gelang dem Zoo Buenos Aires. Dort wurde von einem aus Ekuador importierten Zuchtpaar 1945 ein nicht lebensfähiges Junges geboren und 1947 Zwillinge, die erfolgreich aufgezogen und 1949 an den Zoo Basel gesandt wurden [9]. Brillenbären können im Zoo ein Alter von 39 Jahren erreichen [17].

Haltung in europäischen Zoos:
 Die Art wird in rund zwei Dutzend Zoos gehalten, von denen sich rund ein Drittel im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste.

Seit 1987 gibt es ein Europäisches Erhaltungszuchtprogramm (EEP), das von 1993-2017 vom Kölner Zoo koordiniert wurde und ab 2018 vom Tierpark Berlin. Die Europäische Erstzucht verzeichnete der Zoo Basel am 17. Februar 1953 [9]. Die Bärenspezialisten-Gruppe der EAZA hat Empfehlungen für Bau und Gestaltung neuer, die sinnvolle Verwendung alter Anlagen sowie den Einsatz von Programmen zur Umweltanreicherung herausgegeben [10; 15].

Wie Brillenbären gehalten werden (Beispiel):

Forschung im Zoo: Brillenbären sind beliebte Studienobjekte für Doktor-, Diplom- und Examensarbeiten. Dabei kann es um Grundlagenforschung gehen, etwa zur Anatomie, Ontogenese, Physiologie oder Ethologie, aber auch um die Prüfung und gegebenenfalls Optimierung der Haltungsbedingungen und somit zur Erhöhung des Tierwohls, wie etwa zur Gruppenzusammensetzung, Umweltanreicherung, Neugestaltung von Anlagen, Fütterung oder Krankheitsgeschehen und tierärztliche Maßnahmen [1; 4; 5, 6, 7, 8; 11; 12; 13; 14; 18].

Mindestanforderungen an Gehege: Das Säugetiergutachten’96 des BMEL sah für ein Außengehege für zwei Brillenbären 150 m² und für jedes weitere Tier zusätzlich 20 m² vor. Das war zweifellos anpassungsbedürftig. Allerdings sollten sich, wie bei anderen solitär lebenden Tieren, die Maße für die Grundeinheit eines Geheges auf ein Einzeltier beziehen und nicht, wie im Säugetiergutachten 2014 des BMEL auf drei Tiere. Weil Bären solitär lebende Tiere sind, ist die Einzelhaltung in vielen Fällen mit weniger Stress verbunden als die Gruppenhaltung. Für bestehende Anlagen wäre demnach eine Fläche von 150 m² für jedes Tier zu fordern, d.h. für drei Tiere 450 m², was in der Größenordnung der Vorgabe des Gutachtens (500 m²) liegt. Dass die Innenboxen in jedem Fall verbindbar sein müssen ist nicht einzusehen, bei Wurfboxen wäre dies ohnehin kontraindiziert. Je nach Konstellation des Stallgebäudes sind unterschiedliche Möglichkeiten denkbar.

Da sich an der Situation, dass Brillenbären ausschließlich in EAZA Zoos gehalten werden, kaum etwas ändern wird, ist davon auszugehen, dass sich Neuanlagen hinsichtlich Dimensionen und Ausstattung an den umfangreichen Empfehlungen der EAZA orientieren werden.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für 1-2 Brillenbären eine Landfläche von 150 m² und ein Wasserbecken von 50 m² mit einer mittleren Tiefe von 1 m vor. Für jeden weiteren Bären ist die Landfläche um 20 und die Wasserfläche um 2 m² zu erhöhen, (was allerdings eine unsinnige Bestimmung ist, weil die Bären ja nicht herdenweise ins Wasser gehen). Für jedes Tier ist eine Schlafbox von 6 m² vorzusehen. Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) ist für 1-2 Tiere ein Gehege von 300 m² erforderlich. Ein Badebecken ist nicht vorgeschrieben. Pro Tier ist eine Schlafbox von 8 m² notwendig.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Brillenbär wurde vom französischen Naturforscher und Direktor der Ménagerie von Paris, Georges CUVIER, als "Ursus ornatus" beschrieben. Die Gattung Tremarctos, in die er heute gehört, wurde 1855 vom französischen Paläontologen und Zoologen François Louis Paul GERVAISE aufgestellt. Diese bildet eine eigene Unterfamilie. Tremarctos ornatus ist heute die einzige Art dieser Gattung. Es gibt keine Unterarten. Eine zweite Art, der etwa doppelt so große Florida-Höhlenbär (Tremarctos floridanus) aus dem südlichen Nord- und Mittelamerika ist vor etwa 12'000 Jahren ausgestorben [19].

Die ersten detaillierten Kenntnisse über die Lebensweise des "Ucumaris", wie die Indios den Brillenbären nennen, verdanken wir dem Schweizer Naturforscher Johann Jakob von TSCHUDI (1818-1889), der von 1838 bis 1843 Peru und von 1857 bis 1859 Brasilien, die La-Plata-Staaten, Chile, Bolivien und Peru bereits hatte. In einem seiner Reiseberichte beschreibt er auch, wie die Indios die Ucumaris abrichteten, um in den Schmieden die Blasebälge zu betätigen [9]. 

Literatur und Internetquellen

  1. AMBROSCH, J. (2009)
  2. CITES IDENTIFICATION MANUAL
  3. CITES TRADE DATA BASE
  4. DIETERMANN, A. (1996)  
  5. FAIVRE, C. (1995)
  6. FRIESENBICHLER, K. (2014)
  7. GAILLARD, S. (1995)
  8. GRAFFE, K. (1995)
  9. HEDIGER, H. (1953)
  10. KOLTER, L., KAMPHORST, N.F. & RUVEN, S.A.W. (2007)
  11. KRAUS, N. (2013)
  12. QUEST, M. (2002)
  13. SCHERER, F. (2008)
  14. THIEME, K. (1994)<
  15. USHER SMITH, J. & KOLTER, L. (2007)
  16. VELEZ-LIENDO, X. & GARCÍA-RANGEL, S. (2017). Tremarctos ornatus. The IUCN Red List of Threatened Species 2017: e.T22066A45034047. http://www.iucnredlist.org/details/22066/0. Downloaded on 21 June 2018.
  17. WEIGL, R. (2005)
  18. WELTER, M. (2010)
  19. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-19)
  20. WILHELMA - Pressemitteilungen

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Montag, 23 Oktober 2017 12:33

Riesenpanda

Überordnung: LAURASIATHERIA
Ordnung: Raubtiere (CARNIVORA)
Taxon ohne Rang: Landraubtiere (FISSIPEDIA)
Unterordnung: Hundeartige (Caniformia)
Familie: Bären (Ursidae)
Unterfamilie: (Ailuropodinae)

<D VU 650

Riesenpanda, Bambusbär

Ailuropoda melanoleuca • The Giant Panda • Le panda géant

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Riesenpanda-Mann "Yen Yen" (Ailuropoda melanoleuca) im Alter von 10 Jahren im Zoo Paris-Vincennes © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Approximative Verbreitung des Riesenpandas (Ailuropoda melanoleuca)

 

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Riesenpanda (Ailuropoda melanoleuca) "Long Hui" im Tiergarten Schönbrunn © Jutta Kirchner / TG Schönbrunn (Pressefoto)

 

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Riesenpanda (Ailuropoda melanoleuca) "Jiao Qing" im Zoo Berlin © Zoo Berlin (Pressefoto)

 

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Riesenpanda (Ailuropoda melanoleuca) "Meng Meng" im Zoo Berlin © Zoo Berlin (Pressefoto)

 

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Riesenpanda (Ailuropoda melanoleuca) "Meng Meng" im Zoo Berlin © Zoo Berlin (Pressefoto)

 

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Junger Riesenpanda "Fu Long" (Ailuropoda melanoleuca) im Tiergarten Schönbrunn ©Daniel Zupanc / TG Schönbrunn (Pressefoto)

 

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Riesenpanda "Yang Yang" (Ailuropoda melanoleuca mit ihren Zwillingen in der Wurfbox im Tiergarten Schönbrunn © TG Schönbrunn (Pressefoto)

 

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Junger Riesenpanda (Ailuropoda melanoleuce) "Fu Hu" mit bereits geöffnerten Augen in der Wurfbox © Tiergarten Schönbrunn (Pressefoto)

 

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Junger Riesenpanda (Ailuropoda melanoleuca) "Fu Hu" im Alter von 7 Monaten im Tiergarten Schönbrunn © TG Schönbrunn (Pressefoto)

 

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Riesenpanda-Zwillinge (Ailuropoda melanoleuca) "Fu Feng" und "Fu Ban" im Tiergarten Schönbrunn © Daniel Zupanc / TG Schönbrunn

 

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Riesenpanda-Zwillinge (Ailuropoda melanoleuca) im Alter von 5 Monaten im Tiergarten Schönbrunn © Daniel Zupanc / TG Schönbrunn

 

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Die ersten Berliner Riesenpanda-Zwillinge (Ailuropoda melanoleuca) kurz nach der Geburt © Zoo Berlin (Pressefoto)

 

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Die am 31. August 2019 geborenen Berliner Riesenpanda-Zwillinge (Ailuropoda melanoleuca) "Pit" und "Paule" im Alter von gut zwei Jahren © Zoo Berlin (Pressefoto)

 

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Die Berliner Riesenpanda-Zwillinge (Ailuropoda melanoleuca) "Pit" und "Paule" © Wolfgang Dreier, Berlin

 

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Der in Beauval geborene, 4 Monate alte Riesenpanda wird am 4. Dezember 2017 von Frankreichs Première Dame Brigitte Macron auf den Namen "Yuang Meng" getauft © ?

 

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Riesenpanda (Ailuropoda melanoleuca) "Yen Yen" lebte von 1973-2000 im Zoo Paris-Vincennes © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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"Goldpanda" (Ailuropoda melanoleuca) im Qinling Wildlife Park, Xi'an © Wolfgang Dreier, Berlin

 

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Die klimatisierte Innenanlage für Pandas im Zoo Chiang Mai. Es steht auch ein großes, mit Gras bewachsenes Außengehege zur Verfügung © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Die Innenanlage für Pandas im Ueno-Zoo, Tokyo. Auch hier gibt es dazu ein relativ geräumiges, mit Gras bewachsenes Außengehege © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Futtervorrat für die Pandas im Zoo von Chiang Mai, Thailand © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Sonderbriefmarke mit Panda-Motiv zum 50-jährigen Bestehen des WWF. Schweiz, 1 Franken, 2011

 

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Der Große oder Riesenpanda, auch Bambusbär genannt, ist eine ausgesprochene Flaggschiffart und wurde deshalb vom WWF als Symboltier gewählt. Er ist dementsprechend bekannt und, weil dem Lorenz'schen Kindchenschema entsprechend, für das Zoopublikum äußerst attraktiv. In jüngerer Zeit werden Pandas in China erfolgreich gezüchtet und Nachzuchten werden gegen hohe Gebühren als Dauerleihgaben an Zoos außerhalb Chinas abgegeben. Die Nachkommen dieser Tiere müssen an China zurückgegeben werden.

Körperbau und Körperfunktionen

Der Riesenpanda ist ein mittelgroßer, in verschiedener Hinsicht sehr atypischer Bär. Die Kopf-Rumpflänge beträgt 160 (120-180) cm, die Schulterhöhe 65-75 cm und der Schwanz ist (10-)12-16 cm lang. Bären wiegen 85-125(-150) kg, Bärinnen 70-100 kg. Der Kopf ist sehr groß mit breiter Schnauze, schwarzem Nasenspiegel und abgerundeten, schwarzen Ohren. Die Augen liegen inmitten eines schwarzen Flecks, ansonsten ist der Kopf weiß. Halsunterseite, vordere Rumpfhälfte und Beine sind schwarz, Halsoberseite, hintere Rumpfhälfte und Schwanz weiß [3; 13].

Wie bei anderen Bären treten auch beim Riesenpanda gelegentlich Tiere mit abweichender Färbung auf. Ein solcher "Goldpanda", bei dem die dunkeln Partien braun anstatt schwarz sind, wird z.B. im Qinling Wildlife Park in der nordwestchinesischen Stadt Xi'an gehalten.

Während alle anderen Bären runde Pupillen aufweisen, bilden die Pupillen des Riesenpandas vertikale Schlitze, wie sie ansonsten bei Katzen vorkommen. Deshalb wohl auch sein chinesischer Name "Xiongmao", was “Riesenkatzenbär” bedeutet. Die Vordertatze weist einen "sechsten Finger" auf, effektiv eine Verlängerung des am Handgelenk liegenden Sesambeins, das so zu einem funktionstüchtigen opponierbaren Daumen wird. So kann der Riesenpanda Bambusstengel und Blätter mit großer Präzision greifen. Im Gegensatz zu den anderen Bären fehlen ihm an den Hintertatzen die Fersenballen. Wie die meisten Bären besitzt der Riesenpanda 42 Zähne. Als Anpassung an seine Hauptnahrung Bambus sind bei ihm die Flächen der Mahlzähne gegenüber jener der Schneidezähne stark vergrößert. Außerdem besitzen die Molaren zusätzliche Höcker, die ein effizientes Mahlen ermöglichen [2; 7; 13].

Verbreitung

China: In einem Gebiet weniger groß als das Bundesland Salzburg oder der Kanton Graubünden in den Provinzen Szetschuan und Shaanxi [11].

Lebensraum und Lebensweise

Riesenpandas besiedeln gemäßigte Gebirgswälder in Höhenlagen von 1'500-3'000 (1'200-4'100) m, mit altem Baumbestand und Unterwuchs von Bambus. Sie schlafen viel, haben sowohl tagsüber als auch nachts aktive Phasen und verbringen diese Zeit meistens mit Fressen. Außerhalb der Paarungszeit leben sie einzeln bzw. in Mutterfamilien [11; 13].

Die Nahrung der Riesenpandas besteht fast ausschließlich aus Bambus. Genutzt werden über 60 verschiedene Bambusarten. Bambus beinhaltet vorab Lignin und Zellulose und hat einen geringen Proteingehalt. Die Tiere müssen daher große Mengen aufnehmen, Erwachsene etwa 12.5 kg pro Tag, bisweilen bis 30 kg, und setzen täglich über 100x Kot ab. In geringem Maß nehmen die Tiere auch anderes Pflanzenmaterial, Fleisch von selbst erlegten Tieren oder Aas zu sich, vor allem in Zeiten, wenn der Bambus großflächig abstirbt [11; 13].

Zur Deckung seines Nahrungsbedarfs benötigt ein Individuum, je nach Angebot, ein Streifgebiet von etwa 1-60, meist 5-15 km², dabei können sich die Streifgebiete überlappen. Allerdings halten sich die Tiere meist nur in einem Kerngebiet von etwa 30 ha auf [13].

Die Paarungszeit fällt auf die Monate März-Mai. Die Tragzeit beträgt 3 - 5.5 Monate, wobei die weite Spanne dadurch bedingt ist, dass die bei Bären übliche Keimruhe unterschiedlich lang sein kann. Im August und September werden die Jungen geboren, oft Zwillinge, die im Abstand von 2-36 Stunden zur Welt kommen. In der Wildbahn überlebt meist nur das Erstgeborene, im Zoo kommen oft beide hoch. Die Bärinnen bekommen mit 5-7 Jahren erstmals Nachwuchs und bleiben fruchtbar bis sie über 30 Jahre alt sind. Im Gegensatz zu anderen Bärenarten transportieren sie die Welpen mehrmals zu einem neuen Bau. Die Geburtsintervalle liegen in der Regel bei 2-3 Jahren [13].

Gefährdung und Schutz

Mit einem abnehmenden und fragmentierten Bestand galt der Riesenpanda seit 1990 als eine stark gefährdete Tierart. Schutzanstrengungen der letzten Jahre haben zu einer leichten Bestandszunahme auf 1'864 Individuen (ohne Jungtiere) geführt, weshalb die Art seit 2016 nur noch als gefährdet gilt. Es ist aber zu beachten, dass die Population stark fragmentiert ist: es gibt 33 Subpopulationen, von denen 18 weniger als 10 Tiere umfassen (Rote Liste: VULNERABLE) [11]. Allerdings hat China 2020 damit begonnen, 67 bestehende zu einem "Giant Panda National Park" zusammenzulegen und hat zu diesem Zweck über 100'000 Menschen umgesiedelt. Nach Fertigstellung soll der Park eine Fläche 27'134 km² haben, wovonvon 18'101 km² geeignetes Panda-Habitat sind [15].

Der internationale Handel ist seit 1984 durch CITES-Anhang I eingeschränkt.

Zoogestützte Artenschutzprojekte (Beispiele):

  • Seit 2003 fördert der Tiergarten Schönbrunn den in situ-Schutz des Riesenpandas durch finanzielle Beiträge, gemeinsame Forschungstätigkeit mit chinesischen Wissenschaftlern und regelmäßige Trainingskurse für Mitarbeiter der Panda-Schutzgebiete. Er arbeitet zu diesem Zweck mit der China Wildlife Conservation Association (CWCA) zusammen.

  • Der Zoo Berlin bezahlt seit 2017 für seine Pandas eine jährliche Leihgebühr von 900'000 Euro. Dieser Betrag geht zu 100% an die Chengdu Panda Base in der Provinz Sichuan, eine der bedeutendsten Aufzucht- und Forschungsstationen für Große Pandas, die auch mit zahlreichen Sachverständigen gezielte Aufklärungsaktionen in Schulen und Gemeinden durchführt.

  • Beauval Nature, die Naturschutzorganisation des ZooParc de Beauval finanziert im Rahmen eines Wiederansiedlungsprojekts, für das 2017 eine Vorstudie durchgeführt wurde, die Satellitenüberwachung von drei Tieren.

Bedeutung für den Menschen

Wirtschaftliche Bedeutung: Die früher praktizierte Bejagung zur Pelzgewinnung wurde verboten und spielt keine Rolle mehr. Die ökonomische Bedeutung des Pandas für China liegt heute im Tourismus und in den Einnahmen, die aus Leihgebühren erzielt und wieder in den Pandaschutz investiert werden. Davon profitiert vor allem die Stadt Chengdu, wo die Panda-Zucht- und Forschungs-Station jährlich rund 3.5 Millionen Besucher anzieht [11; The Telegraph vom 02.05.2017].

Von 1984 meldeten CITES-Vertragsstaaten die Ausfuhr von 170 bzw. die Einfuhr von 162 lebenden Tieren. Etwa zur Hälfte handelte es sich um Tiere, die von China ausgeführt, und nicht viel weniger waren Leihgaben bzw. Nachzuchttiere, die an China zurückgesandt wurden. Als Nettoexport aus China werden 41 Tiere angegeben [4].

Kulturelle Bedeutung: Es gibt zahllose Darstellungen dieser grafisch attraktiven Art von mehr oder weniger großem künstlerischem Wert. Ebenso gibt es viele Bücher, Trickfilme und Fernseh-Serien, mit vermenschlichten Pandas als Hauptdarstellern, die sich vorab an Kinder richten.

Haltung im Zoo

Die Pandahaltung im Zoo geht auf das Jahr 1936 zurück, als erstmals ein Tier nach den USA eingeführt wurde [10]. Anfänglich galtehn Pandas als schwer züchtbar, was aber an den unzulänglichen Haltungsbedingungen lag. Erst 1963 gelang die Welterstzucht im Zoo von Peking [14]. Der älteste Panda der Welt, ein Weibchen, starb im Jahr 1999 im Alter von 36 Jahren und 10 Monaten im Zoo von Wuhan in China [12]. Es gibt ein Internationales Zuchtbuch, das vom Chinesischen Zooverband geführt wird und in dem im Dezember 2016 insgesamt 466 lebende Tiere in 85 Institutionen registriert waren [IZY 52].

Haltung in europäischen Zoos:
Die Haltung der Art in Europa begann 1938, als der Londoner Zoo mit "Pandy" seinen ersten Riesenpanda erhielt Die Art wird gegenwärtig (2023) in 10 europäischen Zoos gehalten, darunter befinden sich der Tiergarten Schönbrunn und der Zoo Berlin. In 6 Zoos gab es bisher Nachwuchs. Das Geschlechtsverhältnis der bis 2021 geborenen und aufgezogenen Jungtiere betrug 14.6, wobei ein Männchenüberschuss bei Bären normal ist. Alle Tiere sind Leihgaben der chinesischen Regierung. Für Details siehe Zootierliste.

Den europäischen Altersrekord hält "Bao Bao", der im November 1980 als zweijähriges Tier in den Berliner Zoo gekommen war und im August 2012 im Alter von 34 Jahren starb. Nachdem das zusammen mit ihm importierte Weibchen "Tjen Tjen" einer Virusinfektion erlegen war, versuchte man, "Bao Bao" mit dem Weibchen "Ming Ming" im Zoo London zu verpaaren. Da sich die beiden jedoch nicht vertrugen, mussten sie unter Einsatz eines Feuerlöschers getrennt werden und "Bao Bao" kehrte im Mai 1993 nach Berlin zurück, wo er zunächst allein blieb. 1997 kam als neue Partnerin die Bärin "Yan Yan" nach Berlin. Die beiden Pandas harmonierten aber nicht und mussten getrennt gehalten werden. Mehrere Versuche, mittels künstlicher Besamung zu Nachzucht zu kommen, schlugen fehl. "Yan Yan" starb 2007 im Alter von 22 Jahren. Nach dem Bau einer neuen Anlage erhielt der Berliner Zoo ein neues Paar, "Jiao Qing" und "Meng Meng". Die beiden 7- bzw. 3-jährigen Tiere stammen aus der Zuchtstation in Chengdu (diverse PM Zoo Berlin). Am 31. August 2019 wurden in Berlin als deutsche Erstzucht Panda-Zwillinge geboren.

2003 erhielt der Tiergarten Schönbrunn das Pandapärchen "Yang Yang" und "Long Hui". Die beiden Tiere harmonierten gut und 2006 kam es zu den ersten Paarungen. Ein Jahr später kam, nach einer Tragezeit von 127 Tagen, am 23. August 2007 der erste natürlich gezeugte Panda-Nachwuchs in Europa zur Welt, nachdem bereits 1982 im Zoo Madrid nach künstlicher Besamung Zwillinge geboren worden waren, von denen einer aufgezogen werden konnte. Dem Schönbrunner Jungtier wurde der Name "Fu Long" (glücklicher Drache) verliehen. Am 18. November 2009 verließ der junge Panda den Tiergarten, um in China in der Pandazucht- und Forschungsstation Bifengxia zu leben.

Am 23. August 2010, genau am dritten Geburtstag von "Fu Long" wurde im Tiergarten Schönbrunn das zweite Pandajunge geboren, wiederum ein Männchen, das "Fu Hu" genannt wurde. Am 14. August 2013 kam das dritte Jungtier "Fu Bao" in Wien zur Welt. Am 8. August 2016 gab es im Tiergarten gar Zwillinge, ein Männchen und ein Weibchen. Auch diese Jungtiere waren, wie alle Pandas, Besitz der Volksrepublik China und kehrte im Alter von zwei Jahren ebenfalls dorthin zurück. Es war dies die zweite Zwillingsgeburt außerhalb Asiens. Vorreiter war auch in diesem Fall Madrid gewesen, wo 2010 die erfolgreiche Aufzucht von Zwillingen gelang. Danach wurden in Madrid 2013 und 2016 je ein einzelnes Jungtier und 2021 Zwillinge geboren.

Der ZooParc de Beauval erhielt 2012 aus der Zuchtstation Chengdu die beiden Pandas "Huan Huan" und "Yuan Zi". Am 4. August 2017 wurden, erstmals in Frankreich, Zwillinge geboren, von denen einer überlebte. 2021 gab es männliche, "Huanlili" und "Yuandudu" benannte Zwillinge, die aufgezogen wurden. Auch im belgischen Park Pairi Daiza kam es 2016 durch künstliche Besamung und 2019 durch natürliche Paarung zu erfolgreichen Nachzuchten, ferner 2020 im niederländischen Rhenen. Insgesamt wurden von 2007-2020 in europäischen Zoos 19 junge Pandas geboren, von denen nur zwei nicht aufgezogen werden konnten.

Wie Riesenpandas gehalten werden (Beispiel):

Forschung im Zoo: Der Riesenpanda ist immer wieder Gegenstand von tiermedizinischen oder ethologischen Forschungsarbeiten, die entweder unser Grundlagenwissen erweitern oder darauf abzielen, die Haltungsbedingungen zu optimieren [1; 2; 5; 6; 7; 8].

Mindestanforderungen an Gehege: Das Säugetiergutachten 2014 des BMEL gibt pro Tier ein Außengehege mit einer Fläche von 200 m² und ein Innengehege von 8 m² vor. Bei Paarhaltung sollen die Außen- bzw. Innengehege miteinander verbindbar sein.

Es ist davon auszugehen, dass, diese Mindestanforderungen nie zum Zuge kommen werden, sondern dass für Haltung und Zucht Vorgaben der Volksrepublik China maßgeblich sind und unter Berücksichtigung der Empfehlungen der EAZA und der Erfahrungen des Tiergartens Schönbrunn eine optimale Haltung angestrebt werden wird. Im Falle des Berliner "Panda Gardens" sind die Außengehege fünfmal und die Innengehege zehnmal so groß, wie die Vorgaben des SG'2014.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für 1-2 Riesenpandas eine Landfläche von 150 m² und ein Wasserbecken von 50 m² mit einer mittleren Tiefe von 1 m vor. Für jeden weiteren Bären ist die Landfläche um 20 und die Wasserfläche um 2 m² zu erhöhen, (was allerdings eine unsinnige Bestimmung ist, weil die Bären ja nicht herdenweise ins Wasser gehen). Für jedes Tier ist eine Schlafbox von 6 m² vorzusehen.

Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) ist für ein Paar ein Außengehege von 600 m² sowie pro Tier ein Innengehege von 50 m² erforderlich. Im Außengehege muss ein Badebecken von 20 m² mit einer mittleren Tiefe von 1.5 m vorhanden sein (Wenn die zuständige Behörde auf dieser Wassertiefe besteht, empfiehlt es sich, die Beckenfläche zu erhöhen).

Taxonomie und Nomenklatur

Der Riesenpanda wurde 1860 vom französischen Pater Armand DAVID, der als Forscher und Missionar in China tätig war, und nach dem der Davidshirsch benannt wurde, als „Ursus melanoleucus“ beschrieben. Ein Jahr später stellte ihn Henri MILNE EDWARDS vom Muséum national d’histoire naturelle in Paris in die neue Gattung Ailuropoda. Diese ist monospezifisch und wurde zeitweilig zusammen mit dem Roten Panda (Ailurus) in der Familie der Katzenbären (Ailuridae) zusammengefasst. Gegenwärtig wird Ailuropoda melanoleuca als einzige Art der Unterfamilie Ailuropodinae der Bären aufgefasst. Ob es nebst der Nominatform noch eine zweite Unterart gibt, ist umstritten [11; 13].

Literatur und Internetquellen

  1. BAOTIC, A. (2011)
  2. BRUCKNER, H. (2012)
  3. CITES IDENTIFICATION MANUAL
  4. CITES TRADE DATA BASE
  5. DIETERMANN, A. (1996)
  6. HABE, M. (2009)
  7. HARTMANN, D. (2004)
  8. HEIDERER, M. (2014)
  9. KOLTER, L., KAMPHORST, N.F. & RUVEN, S.A.W. (2007)
  10. PUSCHMANN, W., ZSCHEILE, D., & ZSCHEILE, K. (2009)
  11. SWAISGOOD, R. et al. 2016). Ailuropoda melanoleuca (errata version published in 2016). The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T712A121745669. http://www.iucnredlist.org/details/712/0. Downloaded on 21 June 2018.
  12. WEIGL, R. (2005)
  13. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
  14. HEDIGER, H. (1965)
  15. HUANG, Q., FEI, Y., YANG, H., GU, X., SONGER, M. (2020)

       sowie Medienmitteilungen der Zoos

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Donnerstag, 14 Juni 2018 12:30

Goldkopf-Löwenäffchen

Überordnung: EUARCHONTOGLIRES
Ordnung: Affen und Halbaffen (PRIMATES)
Unterordnung: Affen (Simiae / Haplorrhini)
Teilordnung: Eigentliche Affen (Simiiformes)
Überfamilie: Neuwelt- oder Breitnasenaffen (Platyrrhini)
Familie: Krallenaffen (Callitrichidae)

D EN 650

EEPGoldkopflöwenäffchen

Leontopithecus chrysomelas • The Golden-headed Lion Tamarin • Le tamarin-lion à tête dorée

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Goldkopf-Löwenäffchen (Leontopithecus chrysomelas) im Tropenzoo Bansin © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Approximative Verbreitung des Goldkopf-Löwenäffchens (Leontopithecus chrysomelas)

 

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Goldkopf-Löwenäffchen (Leontopithecus chrysomelas) in der Vallée des Singes, Romagne © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Goldkopf-Löwenäffchen (Leontopithecus chrysomelas) im Regent's Park Zoo, London © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Goldkopf-Löwenäffchen (Leontopithecus chrysomelas) mit Jungtier im Zoo Wuppertal © Barbara Scheer, Wuppertal

 

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Goldkopf-Löwenäffchen (Leontopithecus chrysomelas) im Zoo Breslau © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Goldkopf-Löwenäffchen (Leontopithecus chrysomelas) mit Jungtier in der Wilhelma Stuttgart © Harald Knitter / Wilhelma

 

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Goldkopf-Löwenäffchen (Leontopithecus chrysomelas) mit Zwillingen in der Wilhelma Stuttgart © Wilhelma (Pressefoto)

 

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Goldkopf-Löwenäffchen (Leontopithecus chrysomelas) im Zoo Salzburg © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Goldkopf-Löwenäffchen (Leontopithecus chrysomelas) im Zoo Mülhausen im Elsass © Wolfgang Dreier, Berlin

 

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Goldkopf-Löwenäffchen (Leontopithecus chrysomelas) im Zoo de Vincennes, Paris © Wolfgang Dreier, Berlin

 

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Goldkopf-Löwenäffchen (Leontopithecus chrysomelas) im Zoo Edinburgh © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Goldkopf-Löwenäffchen (Leontopithecus chrysomelas) im Zoo Salzburg © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Goldkopf-Löwenäffchen (Leontopithecus chrysomelas) im Zoologisch-Botanischen Garten Mülhausen © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Die Erstbeschreibung des schon damals als selten bezeichneten Goldkopf-Löwenäffchens als Midas chrysomelas, darunter ist das bereits bekannte Goldene Löwenäffchen aufgeführt. Heinrich KUHL (1820) Beiträge zur Zoologie und vergleichenden Anatomie. Frankfurt.

 

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Für das in seinem Ursprungsgebiet stark gefährdete Goldkopflöwenäffchen betreiben die Zoos ein gut funktionierendes Erhaltungszuchtprogramm, das auf illegal gehandelte, von den Behörden konfiszierte Tiere zurückgeht. Aus diesem Programm werden keine Tiere ausgewildert, sondern es dient als Reservepopulation für den Fall, dass die Situation im Freiland kritisch wird. Zudem ist das Goldkopflöwenäffchen eine sehr attraktive Tierart, die sich gut als Botschafter für Natur- und Artenschutz in seiner brasilianischen Heimat eignet und daher als Flaggschiffart für die Mâta Atlantica-Kampagne der EAZA diente.

Körperbau und Körperfunktionen

Goldkopflöwenäffchen haben eine Kopf-Rumpflänge von 24-26 (22-29) cm und eine Schwanzlänge von 39 (32-39) cm. Erwachsene wiegen 480-700 g, wobei für Männchen in Mittel von 620, für Weibchen von 535 g angegeben wird. Sie haben längere Hände und Finger als andere Krallenaffen, die es ihnen erlauben, tierische Beute leichter aus Ritzen und Bromelientrichtern herauszuklauben. Die Haut des praktisch nackten Gesichts ist individuell verschieden, fleischfarben bis schwärzlich. Das Gesicht ist von einer goldgelben bis goldorangen, aufrichtbaren Mähne umgeben. Dieselbe Farbe haben Unterarme, Hände, Füße und die Schwanzbasis. Ansonsten ist das Fell schwarz [5; 8].

Verbreitung

Tropisches Südamerika: Brasilien (Bundesstaat Bahia) [3].

Lebensraum und Lebensweise

Das Goldkopflöwenäffchen besiedelt den Atlantischen Regenwald, Piassava-Palmenwälder (Leopoldinia piassaba), Sekundärwälder und mit Schatten spendenden Bäumen durchsetzte Kakao-Plantagen. Die Tiere sind tagaktiv mit einer Ruhepause über Mittag. Zwischen 16 und 17 Uhr ziehen sie sich an ihre Schlaforte zurück. Zum Schlafen benutzen sie Baumhöhlen, Bromelien und dichtes Geäst oder Lianen. Sie ernähren sich von Früchten (hauptsächlich von Myrtaceen), Blüten, Nektar, Blattansätzen kleiner Bromelien, Baumexsudaten und Kleintieren, einschließlich Insekten, Spinnen, Schnecken, Baumfröschen und Echsen. Auf Futtersuche gehen sie vor allem in Bromelien. 24% ihrer aktiven Zeit verwenden sie auf die Aufnahme von pflanzlicher, 16% auf die Suche nach und dem Fressen von tierischer Nahrung. Sie leben typischerweise in Gruppen von 2-8(-15) Tieren, darunter 1-2 erwachsene Weibchen und 2-3 geschlechtsreife Männchen. Die Größe der Streifgebiete schwankt regional zwischen 40 und 200 ha [3: 5; 8].

Löwenäffchen verhalten sich territorial und markieren ihr Revier mit Urin und Drüsensekreten. Da sie sich im Menschenobhut nicht als Gefangene, sondern als Besitzer ihres Geheges fühlen, kann man die Verhaltensweise der olfaktorischen Markierung auch bei einem Zoobesuch beobachten.

In ihrem Ursprungsgebiet bringt das Weibchen der Gruppe nach einer Tragzeit von etwa 125 Tagen meist von Oktober-April in der Regel Zwillinge. Eher selten kann es zwei Würfe in einem Jahr geben. Wie bei allen Krallenaffen liegt die Betreuung der unselbständigen Jungen in den Händen des Vaters und eventuell älterer Geschwister, die Mutter darf sich ganz entspannt der Nahrungssuche und der Milchproduktion widmen – sie übernimmt die Jungen nur zum Säugen. [5; 8; PM Zoo].

Gefährdung und Schutz

Das Goldkopflöwenäffchen wird seit 1982, letztmals überprüft 2020, als stark gefährdet beurteilt (Rote Liste: ENDANGERED), da sein Verbreitungsgebiet in den letzten Jahrzehnten stark geschrumpft ist und zudem fragmentiert wurde. Außerdem ist die Qualität des Lebensraums im übrig gebliebenen Gebiet stark durch Waldrodungen beeinträchtigt. Verschiedene Schutzmaßnahmen wie auch die Wiederansiedlung von in Menschenobhut gezüchteten Tieren waren erfolgreich, doch ist diese Art auf die Weiterführung der Schutzmaßnahmen angewiesen, um überleben zu können. Es wird angenommen, dass der Wildbestand des Goldkopflöwenäffchens noch rund 2'500 erwachsene Tiere umfasst [1].

Der internationale Handel ist durch CITES-Anhang I eingeschränkt.

Zoogestütztes Artenschutzprojekt (Beispiel):

  • Der Zoo Antwerpen betreibt das Projekt "BioBrasil", in dessen Rahmen in Bahia artenschutzrelevante Forschung durchgeführt wird, mit dem übergeordneten Ziel, die Bestände des Goldkopflöwenäffchens zu erhalten. Untersucht wird insbesondere, wie sich Modifikationen des Labensraums auf das Überleben, das Verhalten, die Demografie und die Ökologie der Art auswirken. Daneben wird Umweltbildung betrieben, um die im Areal der Art lebenden Menschen einzubeziehen und sie für Umweltthemen zu sensibiliseren. mehr ...

Bedeutung für den Menschen

Die Rote Liste der IUCN enthält keine Angaben über eine lokale Nutzung der Art [3]. Von 1977-2017 bewilligte Brasilien lediglich Wissenschaftsmaterial von wildlebenden Individuen zur Ausfuhr. Im selben Zeitraum (effektiv ab 1987) wurden weltweit 321 Nachzuchttiere international abgegeben, wichtigste Ausfuhrländer waren die Schweiz und Belgien [2].

Haltung

Bis 1970, als der brasilianische Primatologe COIMBRA-FILHO die Ergebnisse einer Feldstudie veröffentlichte, stammte unser ganzes Wissen über die Art von weltweit 20 Museumexemplaren. Bis zu Beginn der 1980er Jahre wurde die Art außerhalb Brasiliens nicht gehalten. 1983/84 wurden etliche Tiere illegal nach Französisch-Guyana, Belgien und Japan ausgeführt. Davon landeten einige in Zoos und gründeten die heutige Zoopopulation [11].

Das nach WEIGL älteste bekannte Goldkopflöwenäffchen wurde im Zoo La Palmyre geboren und war im Alter von 21 Jahren und 4 Monaten immer noch an Leben [6].

Nach den "Best practice"-Leitlinien der EAZA soll Löwenäffchen tagsüber ein Gesamtvolumen (innen / außen) von 32.5 m³ (3+10 m² / 2.5 m hoch) zur Verfügung stehen, wobei das Gehege unterteilbar sein soll [1].

In verschiedenen Zoos (z.B. Aschersleben, Köln, Münster, Osnabrück, Stuttgart) wurden Goldkopf- Löwenäffchen erfolgreich mit anderen Primaten (Callithrix pygmaea, Callimico goeldii, Saguinus fuscicollis, Saguinus labiatus, Pithecia pithecia) sowie Nagetieren (Myoprocta acouchy), Agakröten und diversen Vögeln vergesellschaftet [9].

Seit 1986 existiert ein Internationales Zuchtbuch, das am Zoo Antwerpen geführt wird. Dieses umfasste, Stand Februar 2016, 605 lebende Individuen in 112 Einrichtungen [IZY 52].

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in rund 95 Zoos gehalten, von denen sich über ein Fünftel im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste.

Es gibt ein Europäisches Erhaltungszuchtprogramm, das vom Zoo Antwerpen als "New Style-EEP" koordiniert wird [4].

Forschung im Zoo (Beispiele): In den 1990er-Jahre wurde namentlich in den Zoos von Antwerpen und Jersey das Sozial-, Fortpflanzungs- und Aufzuchtverhalten der Art erforscht. In jüngerer Zeit wurde am Zoo Zürich die Haltung von Goldkopflöwenäffchen im Freilauf und im Innengehege verglichen, wobei sich herausstellte, dass der Aufzuchterfolg und das Populationswachstum bei den im Zoo freilaufenden Tieren größer waren als bei den in einer Voliere des Südamerikahauses gehaltenen [6].

Mindestanforderungen an Gehege: Die auf dem Tierart-Datenblatt für den Rotbauchtamarin gemachten Angaben zum Säugetiergutachten 2014 , zur Stellungnahme der Tierschutzsachverständigen der Zoos und zu den EAZA-Haltungsrichtlinien [1] gelten auch für diese Art.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für bis zu 5 Tieren ein Innengehege mit einer Fläche von 3 m² und 2 m Höhe vor. Für jedes weitere Adulttier ist die Fläche um 0.5 m² zu ergänzen.

Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) muss die Haltung paarweise oder in kleinen Familiengruppen erfolgen. Dazu ist ein Innengehege mit einer Fläche von 10 m² und einer Höhe von 2.5 m erforderlich.

Taxonomie und Nomenklatur

Das Goldkopflöwenäffchen wurde 1820 von dem aus Hanau stammenden Naturforscher Heinrich KUHL als "Midas chrysomelas" anhand eines Exemplars vom "Rio de Rheos" (Rio Ilhéus) im brasilianischen Bundesstat Bahía erstmals beschrieben. Zum heute gültigen Gattungsnamen kam die Art durch den französischen Arzt und Naturforscher René Primevère LESSON, der 1840 einen "Leontopithecus marikina" beschrieb, bei dem es sich herausstellte, dass dieser mit dem Goldenen Löwenäffchen identisch war. Als Gattungssynonym war sehr lange "Leontocebus" im Umlauf, das heute auf einen Teil der Gattung Saguinus angewendet wird, ferner der auch in GRZIMEKs Tierleben verwendete Name "Leontideus". Bis 2000 wurden die verschiedenen Löwenäffchen-Formen als Unterarten, seitdem als Arten eingestuft. Sie haben kleine, voneinander deutlich getrennte Verbreitungsgebiete, sodass es im Freiland nicht zu Hybridisierungen kommen kann [3; 5; 8; 9].

Literatur und Internetquellen

  1. CARROLL, B. (ed., 2002) / BARRÃO RUIVO, E. (ed. 2010)
  2. CITES TRADE DATA BASE
  3. OLIVEIRA, L.C., NEVES, L.G., KIERULFF, M.C.M. et al. (2021). Leontopithecus chrysomelas (amended version of 2020 assessment). The IUCN Red List of Threatened Species 2021: e.T40643A192327573. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2021-1.RLTS.T40643A192327573.en . Accessed on 25 January 2023.
  4. LUDWIG, K. & GALBUSERA, P. (2012)
  5. SCHRÖPEL, M. (2010)
  6. STEINMETZ, H. W., ZINGG, R., OSSENT, P., EULENBERGER, U., CLAUSS, N. & HATT, J. M. (2011)
  7. WEIGL, R. (2005)
  8. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
  9. WILSON, D. E. & REEDER, D. M. (2005)
  10. ZIEGLER, T. (2002a)
  11. KLEIMAN, D. G. & RYLANDS, A. B. (eds., 2002)

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Freigegeben in Krallenaffen
Donnerstag, 14 Juni 2018 12:28

Katta

Überordnung: EUARCHONTOGLIRES
Ordnung: Affen und Halbaffen (PRIMATES)
Unterordnung: Halbaffen (Prosimiae / Strepsirrhini)
Teilordnung: Maki-Verwandte (Lemuriformes)
Familie: Makis (Lemuridae)

D EN 650

EEPKatta

Lemur catta • The Ring-tailed Lemur • Le maki catta

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Katta (Lemur catta) im Allwetterzoo Münster © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Approximatve Verbreitung des Kattas (Lemur catta)

 

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Kattaweibchen (Lemur catta) mit Jungtier im Tierpark Ueckermünde © Tierpark Ueckermünde

 

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Kattagruppe (Lemur catta) in der Vallée des Singes, Romagne © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Junger Katta (Lemur catta) im Tiergarten Schönbrunn, Wien © Daniel Zupanc / TG Schönbrunn

 

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Katta (Lemur catta) im ZooParc de Trégomeur © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Katta (Lemur catta) im Zoo de Pont-Scorff © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Katta (Lemur catta) im Serengeti-Park Hodenhagen © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Katta (Lemur catta) im Zoo Dvůr Královénad Labem © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Kattas (Lemur catta) in begehbarem Gehege in der Vallée des Singes, Romagne

 

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Katta (Lemur catta) in begehbarem Gehege in der Vallée des Singes, Romagne © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Katta (Lemur catta) in begehbarer Anlage im AllwetterZoo Münster © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Begehbare Katta-Anlage im Zoo Duisburg © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Briefmarke mit Katta-Motiv, Luftpost 200 Fr., Frankreich / Madagaskar

 

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Briefmarke mit Katta-Motiv zum Jubiläum des Dredener Zoos. DDR, 70 Pf. 1986

 

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Aufgrund ihrer attraktiven Zeichnung, der Tatsache, dass sie in größeren Gruppen gehalten werden können, und weil sie gegenüber Besuchern so friedlich sind, dass begehbare Gehege möglich sind, sind die auf Madagaskar mittlerweile stark gefährdeten Kattas in Zoos sehr populär und stellen die mit Abstand am häufigsten gehaltene Lemurenart dar.

Körperbau und Körperfunktionen

Der Katta ist ein mittelgroßer Lemur mit einer Kopf-Rumpflänge von 39-46 cm, einer Schwanzlänge von 56-63 cm und einem Normalgewicht von 2.2 kg. Männchen und Weibchen haben Perianaldrüsen sowie - bei den Weibchen schwächer entwickelte - Duftdrüsen an den Unterarmen. Die Männchen haben eine weitere Drüse an der Brust, die bei den Weibchen sehr klein ist oder fehlt.Das Gesicht ist weiß mit schwarzer Schnauzenpartie und dunkelgrauen Flecken um die Augen. Die Ohren sind weiß. Die Körperoberseite ist hellgrau bis rötlich-grau, die Unterseite weiß und der Schwanz schwarz und weiß geringelt [11].

Verbreitung

Madagaskar: Im Süden und Südwesten der Insel [1].

Lebensraum und Lebensweise

Kattas besiedeln hauptsächlich winterkahle Trockenwälder, Galeriewälder und Dornbusch. Sie sind tagaktiv, lieben Sonnenbäder und strecken häufig mit ausgebreiteten Armen ihre Vorderkörper der Sonne entgegen, um dann in dieser Stellung zu verharren. Ihr Futter besteht vor allem aus Früchten, wie Feigen oder Opuntien, Blättern und sonstigem Pflanzenmaterial. In geringerem Umfang nehmen sie auch tierische Nahrung zu sich. Zum Schlafen legen sie sich zu einem großen Knäuel zusammen. Eine Gruppe besteht aus 6-24 (bis > 30) Tieren und setzt sich aus erwachsenen Männchen und Weibchen sowie Halbwüchsigen und Säuglingen zusammen. Die Gruppen besetzen oft während mehrerer Jahrzehnte dasselbe Streifgebiet von 6-23 ha. Anders als bei den meisten Primaten sind bei den Kattas die Weibchen das sozial dominante Geschlecht.

Kattas markieren ihr Revier mit Sekreten aus Perianal- und Armdrüsen. Da sie sich im Zoo, wie andere Zootiere auch, nicht als Gefangene, sondern als Besitzer ihres Geheges verstehen, bringen sie ihre Duftmarken selbstverständlich auch im Gehege an. Im Sozialverhalten kommt dem Ringelschwanz, der beim Gehen als Erkennungssignal senkrecht in die Höhe gestreckt wird, eine große Bedeutung zu. Mit seiner Hilfe tragen die Männchen auch sogenannte "Stinkkämpfe" aus. Sie bestreichen ihren Schwanz mit Sekreten aus ihren Unterarmdrüsen und schwenken ihn in Richtung Gegner. So werden sowohl Rangordnungsstreitigkeiten geregelt als auch das Revier gegen fremde Gruppen verteidigt.

Nach einer Tragzeit von 130 bis 135 Tagen werden – auf der Nordhemisphäre immer im Frühling – die Jungen mit einem Gewicht von etwa 60 Gramm geboren, meistens eines, aber auch Zwillinge und selten Drillinge. Diese werden von der Mutter erst am Bauch, später auf dem Rücken getragen und fünf Monate gesäugt [1; 11 u.a.].

Gefährdung und Schutz

2014 wurde der Katte als stark gefährdet eingestuft, da die Bestände abgenommen hatten, die Bestandsdichte gering ist und die Teilpopulationen zunehmend isoliert sind (Rote Liste: ENDANGERED) [1].

Der internationale Handel ist durch CITES-Anhang I eingeschränkt.

Bedeutung für den Menschen

Kattas werden auf Madagaskar wegen ihres Fleischs gejagt und als Heimtiere gefangen [1]. Von 1977-2017 meldete Madagaskar nebst der Ausfuhr von Haarproben und anderem Wissenschaftsmaterial lediglich den Export von 13 Wildfängen. Weltweit wurden im internationalen Handel während dieses Zeitraums 2669 Nachzuchttiere registriert. Wichtigste Exportländer waren Kanada, Tschechien, die USA, Japan und Großbritannien [4].

Haltung

Das publizierte Höchstalter eines Kattas liegt bei 37 Jahren und 4 Monaten [10]. Wie bei allen Makis ist bei der Fütterung darauf zu achten, dass die Tiere nicht zu fett werden. Insbesondere ist zu berücksichtigen, dass die bei uns erhältlichen Früchte einen höheren Zuckergehalt aufweisen als Wildfrüchte auf Madagaskar. Die Zucht bietet im Zoo keine Schwierigkeiten. So wurden z.B. im Zoo Karlsruhe von 1983-2007 nicht weniger als 56 Jungtiere, im Zoo Frankfurt von 1957-2006 63 Jungtiere geboren. Kattas wurden verschiedentlich mit anderen Lemuren vergesellschaftet. In verschiedenen Zoos gibt es für die Besucher begehbare Gehege.

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in gegen 490 Zoos gehalten, von denen sich etwa ein Sechstel im deutschsprachigen Raum befinden, und ihr Bestand in Europa umfasst allein in EAZA-Zoos über 2'000 Tiere. Für Details siehe Zootierliste.

Das seit 1994 bestehende Europäische Zuchtbuch (ESB) wurde 2018 in ein "New Style EEP" umgewandelt, das vom Parco Natura Viva in Bussolengo koordiniert wird.

Forschung im Zoo: Kattas sind immer wieder Gegenstand von Forschungsarbeiten, bei denen es darum geht, unser Grundlagenwissen zu erweitern oder die Haltungsbedingungen weiter zu optimieren. Aus naheliegenden Gründen steht das Sozialverhalten im Vordergrund des Interesses [2; 3; 8; 9; 12].

Wie Kattas gehalten werden (Beispiele):

Weitere begehbare Anlagen gibt es z.B. im Zoo Augsburg und in der Vallée des Singes. In Eberswalde laufen die Kattas frei im ganzen Zoo.

Mindestanforderungen an Gehege: Für die Vorgabe des Säugetiergutachten 2014 des BMEL von 30 m²/ 90 m³ bzw. 30 m² bei 2.5 m Höhe für das Außengehege sowie 15 m²/ 45 m³ bzw. 15 m² bei 2.5 m Höhe  für das Innengehege (Kopfrechnen sollte man können!) für die Haltung eines Paars mit bis zu 2 Nachzuchten (was im Widerspruch zu Ziffer 1.6 der Allgemeinen Bestimmungen des Gutachtens steht) und 3 m²/ 9 m³ bzw. 2 m²/ 6 m³ für jedes weitere Tier liegt keine wissenschaftliche Begründung vor. Aufgrund tierhalterischer Erfahrung stellten die Tierschutzsachverständigen der Zoos fest, dass Dimensionen von 10 m²/ 25 m³ sowohl innen wie außen für eine Gruppe bis zu fünf Tieren und jeweils eine Erweiterung der Fläche für jedes weitere Adulttier um 1.5 m² ausreichend seien.

Es gibt im Andringitra-Massiv Madagaskars eine Katta- Population, die bis auf über 2500 m hoch geht und Gebirgsheide, subalpine Vegetation und nackten Fels besiedelt. Auf dieser Höhe fallen von Juni bis August die Nachttemperaturen auf deutlich unter null Grad und stehende oder langsam fließende Gewässer können gefrieren [5]. Die Vorgabe des Säugetiergutachtens, wonach die Raumtemperatur bei 15 – 25 °C liegen soll, ist daher beim Katta nicht allzu wörtlich zu nehmen.

Ferner stipuliert das Säugetiergutachten, dass Makis mindestens dreimal täglich zu füttern sind, wobei zusätzlich zu Obst und Gemüse u.a. auch Nüsse angeboten werden sollen. Dies sollte man besser nicht tun, denn sonst verfetten die Tiere mit Sicherheit. SCHWITZER [7] stellte bei 8 Kattas aus zwei VdZ-Zoos Gewichte von 2'620-3'700, im Mittel 3'230 Gramm fest, dies bei einem Normalgewicht im Freiland von 2'200 Gramm.

Summa summarum bietet das Säugetiergutachten keine vernünftige Orientierungshilfe für die Haltung von Lemuren.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für bis zu 5 adulte Kattas ein Innen- und ein Außengehege mit einer Fläche von je 10 m² und einer Höhe von 3 m vor. Für jedes weitere erwachsene Tier ist die Fläche um 2 m² zu erweitern.

Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) muss die Haltung paarweise oder in kleinen Familiengruppen erfolgen. Dazu ist ein Innengehege mit einer Fläche von 15 m² und ein Außengehege von 40 m² bei einer Höhe von je 2.5 m erforderlich.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Katta wurde 1758 von Carl von LINNÉ unter seinem heute noch gültigen Namen beschrieben. Es handelt sich um eine monotypische Art und, nachdem sich die Einordnung der übrigen Echten Makis in die erst 1989 aufgestellte Gattung Eulemur durchgesetzt hat, auch um eine monotypische Gattung. Innerhalb der Art gibt es eine hellere und eine dunklere Farbmorphe, aber keine Unterarten.

Im Übrigen haben Taxonomen ein Talent, neue Tierarten rascher zu erfinden, als sie aussterben können. Durch die Aufspaltung bekannter Arten stieg die Zahl der Lemur / Eulemur-Arten von 6 im Jahr 1994 auf 13 im Jahr 2008 [6].

Literatur und Internetquellen

  1. ANDRIAHOLINIRINA, N. et al. (2014). Lemur catta. The IUCN Red List of Threatened Species 2014: e.T11496A62260437. http://www.iucnredlist.org/details/11496/0. Downloaded on 19 May 2018.
  2. BATTERMANN, A. (2011)
  3. CIRKULAN, S. (2016)
  4. CITES TRADE DATA BASE
  5. GOODMAN, S.M. & LANGRAN, O.(1996) >
  6. MITTERMEIER, R.A. et al. (2008)
  7. SCHWITZER, C. (2003)  
  8. SICK, N. (2015)
  9. VOORMANN, A.-J. (1998)
  10. WEIGL, R. (2005)
  11. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
  12. ZEITRÄG, C. (2014)
    und Pressemitteilungen der Zoos

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Freigegeben in Halbaffen
Montag, 23 Oktober 2017 12:27

Rotes Riesenkänguru

Unterklasse: Beuteltiere (MARSUPIALIA)
Ordnung: Känguruverwandtschaft (DIPROTODONTIA)
Unterordnung: Känguruartige (Macropodiformes)
Familie: Kängurus (Macropodidae)
Unterfamilie: Eigentliche Kängurus (Macropodinae)

D LC 650

Rotes Riesenkänguru

Macropus (Osphranter) rufus • The Red Kangaroo • Le kangourou roux

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Weibliches Rotes Riesenkänguru (Macropus (Osphranter) rufus) mit Beuteljungem im Opel-Zoo Kronberg © Archiv Opel-Zoo

 

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Aproximative Verbreitung des Roten Riesenkängurus (Macropus (Osphranter) rufus)

 

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Männliches Rotes Riesenkänguru (Macropus (Osphranter) rufus) auf dem Rücken ruhend im Cleland Wildlife Park, Südaustralien © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Begegnung mit männlichem Roten Riesenkänguru (Macropus (Osphranter) rufus) im Cleland Wildlife Park, Südaustralien © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Männliches Rotes Riesenkänguru (Macropus (Osphranter) rufus) lässt sich im Cleland Wildlife Park aus der Hand füttern © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Weibliches Rotes Riesenkänguru (Macropus (Osphranter) rufus) mit Beuteljungem und Jungem bei Fuß im ErlebnisZoo Hannover © Zoo Hannover

 

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Weibliches Rotes Riesenkänguru (Macropus (Osphranter) rufus) im Zoo Melbourne © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Weibliches Rotes Riesenkänguru (Macropus (Osphranter) rufus) im ehemaligen Wildlife Wonderland, Bass © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Weibliches Rotes Riesenkänguru (Macropus (Osphranter) rufus) mit Beuteljungem in der Wilhelma Stuttgart © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Pfote eines Roten Riesenkängurus (Macropus (Osphranter) rufus) im Zoo Heidelberg © Zoo Heidelberg

 

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Gruppe von Roten Riesenkängurus (Macropus (Osphranter) rufus) im Zoo Melbourne © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Das begehbare Gehege für Rote Riesenkängurus (Macropus (Osphranter) rufus) im Zoo Melbourne © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Das Rote Riesenkänguru ist nicht gefährdet, es ist jedoch von zoopädagogischem Interesse als Prototyp der Beuteltiere, wegen seinem ausgesprochenen Geschlechtsdimorphismus und als gute Botschafterart für Naturschutz in Australien. Es ist das in Europa am häufigsten gehaltene Riesenkänguru.

Körperbau und Körperfunktionen

Das Rote Riesenkänguru ist der größte Vertreter der Familie. Böcke können von 22 bis 85(-92) kg schwer werden und sind mannshoch, wenn sie sich auf den Hinterbeinen aufrichten. Ihre Kopf-Rumpflänge liegt zwischen 93 und 140 cm, die Schwanzlänge zwischen 71-100 cm. Die Weibchen bleiben mit 74-110 cm Kopf-Rumpf- und 64-90 cm Schwanzlänge deutlich kleiner und mit 17-39 kg entsprechend leichter. Ein weiterer Sexualdimorphismus besteht hinsichtlich der Färbung: Die Böcke haben ein rötlichbraunes Fell, bei den Weibchen ist es meistens blaugrau [6; 11].

Verbreitung

Australien. Fehlt in den tropisch- oder gemässigt feuchten Regionen Nordaustraliens und der Ost- / Südostküste sowie im Südwesten des Kontinents [4].

Lebensraum und Lebensweise

Lebensraum des Roten Riesenkängurus sind trockene und halbtrockene Gebiete, mit hoher mittlerer Jahrestemperatur und geringen, sporadischen Niederschlägen, die über eine Grasnarbe verfügen. Die Tiere sind hauptsächlich dämmerungs- und nachtaktiv. Sie leben in kleinen Gruppen mit häufig wechselnder Zusammensetzung. Hauptnahrung sind Gräser, es werden aber auch Kräuter und Blätter von Büschen genommen. Weibchen werden mit 15, Böcke mit 24 Monaten geschlechtsreif. Paarungen können während des ganzen Jahres vorkommen. Nach einer Trächtigkeit von 33 Tagen wird ein einzelnes Junges geboren, das 7.5-8 Monate im Beutel bleibt und mit etwa einem Jahr entwöhnt wird. Die Weibchen können unmittelbar nach der Geburt wieder gedeckt werden, worauf es zu einer Keimruhe kommt, bis das ältere Geschwister den Beutel verlassen hat [6; 12].

Gefährdung und Schutz

Das Rote Riesenkänguru ist in den trockeneren Gebieten Australien weitverbreitet und ist häufig. Seine Bestände haben überall dort zugenommen, wo der Busch gerodet wurde, um Grasland für die Viehhaltung zu gewinnen. Daher gilt es aufgrund einer Beurteilung aus dem Jahr 2015 nicht als gefährdet (Rote Liste: LEAST CONCERN) [4; 12]. Es dürfte sich um die häufigste Känguru-Art handeln. Für 2011 wird der Gesamtbestand in den "commercial harvest areas" von Südaustralien, Westaustralien, New South Wales und Queensland mit 11.5 Millionen Individuen angegeben. In dieser Region war das Östliche Graue Riesenkänguru mit 16 Millionen Individuen noch häufiger, aber im Gegensatz zu jenem ist das Rote auch im Northern Territory weit verbreitet. Der Gesamtbestand kann in Abhängigkeit von den klimatischen Bedingungen von Jahr zu Jahr stark schwanken, im Zeitraum 2001-2011 fluktuierte er zwischen 7.6 und 17.5 Millionen, wird aber längerfristig als stabil angesehen [1].

Der internationale Handel ist nicht durch CITES geregelt. Für lebende Tiere gelten Ausfuhrbeschränkungen Australiens.

Bedeutung für den Menschen

Rote Riesenkängurus gehören zu den Arten, die in Australien kommerziell genutzt werden und für die jährlich eine Abschussquote festgelegt wird. Im Jahr 2008 z.B. wurden in den Bundesstaaten Queensland, Neu-Südwales, Südaustralien und Westaustralien insgesamt 804'278 Tiere erlegt womit die festgelegte Quote längstens nicht ausgeschöpft wurde, 2011 waren es 1'517'243 und 2012 gar 2'118'867 Stück [1; 4].

Haltung

Rote Riesenkängurus werden oft mit Emus, Schwarzen Schwänen, Hühnergänsen und Bennettkängurus vergesellschaftet. In Australien werden Rote Riesenkängurus häufig in begehbaren Anlagen gehalten, wo sie sich den Besuchern gegenüber vertraut zeigen [6] und, wo Füttern erlaubt ist, bisweilen aufsässig werden. In Europa sind die Zoos zurückhaltender und setzen für Kontaktgehege eher die kleineren Wallabies ein.

Wie Untersuchungen von SCHÜRER an Schädeln von Kängurus aus europäischen und australischen Zoos und aus dem Freiland ergeben haben, sind Rote Riesenkängurus häufiger von "Lumpy Jaw Disease", einer bakteriellen Infektion der Kieferknochen, betroffen als andere Macropus-Arten [9].

Rote Riesenkängurus können im Zoo ein Alter von 25 Jahren erreichen [10].

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in über 80 Zoos gehalten, von denen sich etwa ein 10 im deutschsprachigen Raum befinden. In EAZA Zoos bezifferte sich die Zahl der 2021 gehaltenen Tiere auf 319. Für Details siehe Zootierliste.

Wie Riesenkängurus gehalten werden (Beispiele):

Forschung im Zoo: Rote Riesenkängurus sind gelegentlich Studienobjekte für Doktor-, Diplom- und Examensarbeiten, die häufig das Verhalten, insbesondere auch in Zusammenhang mit den Haltungsbedingungen zum Thema haben [5; 7; 8].

Das Säugetiergutachten 2014 des BMEL gibt für große Kängurus ein Außengehege vor, das für 5 Tiere eine Fläche von 300 m² und für jedes weitere Tier 30 m² mehr aufweisen soll. Als Basisfläche für das Innengehege werden 30 m² angegeben und zusätzlich 4 m² für jedes weitere Tier. Praxiserfahrung mehrerer Rote Riesenkängurus haltender Zoos zeigt, dass eine Stallfläche von 4 m² pro Tier, wie sie z.B. die schweizerische Tierschutzverordnung vorschreibt, ausreichend ist. Darüber hinaus sind in klimatisch günstigen Regionen Deutschlands große Kängurus weitgehend winterhart (die gemittelte Monats-Nachttemperatur liegt in Teilen des natürlichen Areals im Winter bei 0°C) und suchen die Stallungen nur kurzzeitig auf, was gegebenenfalls eine weitere Reduktion der Stallflächen ohne Nachteil für die Tiere erlaubt.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für bis zu 5 Tiere ein Außengehege von 300 und ein Innengehege von 20 m² vor, für jedes weitere Tier kommen 30 bzw. 4 m² zur Basisflächen dazu. Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) sind für bis zu 5 Tiere ein Außengehege von 500 und ein Innengehege von 25 erforderlich. Für jedes weitere Tier sind die Flächen um 50 bzw. 2.5 m² zu erweitern.

Nach JACKSON soll für 5 Tiere eine Gehegefläche von 340 m² nicht unterschritten werden [6].

Taxonomie und Nomenklatur

1822 wurde das Rote Riesenkänguru vom französischen Zoologen Anselme Gaëtan DESMAREST als "Kangurus rufa" beschrieben. Später wurde es in die von George SHAW vom Britischen Museum bereits 1790 aufgestellte Gattung Macropus eingeordnet. 1997 wurde die Art von McKENNA & BELL als einzige Art in eine Gattung Megaleia gestellt, die bereits 1848 von dem Münchener Zoologen Johannes Nepomuk Franz Xaver GISTEL als Untergattung aufgestellt worden war, aber DAWSON & FLANNERY hatten schon 1985 gezeigt, dass sie in die Gattung Macropus, Untergattung Osphranter gehört. Seit 2015 wird Osphranter auch als eigene Gattung gehandelt, aber nicht alle Referenzwerke /-datenbanken haben diesen Schritt mitgemacht. Die Art ist monotypisch [3; 11; 12; 13].

Literatur und Internetquellen

  1. AUSTRALIAN GOVERNMENT - Commercial kangaroo harvest in 2008 und Population estimates
  2. CURTIS, L. K. (2006)
  3. DAWSON, L. & FLANNERY, T. (1985)
  4. ELLIS, M. et al. (2016). Macropus rufus. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T40567A21953534. http://www.iucnredlist.org/details/40567/0. Downloaded on 30 June 2018.
  5. HOPPNER, S. (2011)
  6. JACKSON, S. M. (2003)
  7. NEUGEBAUER, M. (2009)
  8. SCHÜRER, U. (1978)
  9. SCHÜRER, U. (1980a)
  10. WEIGL, R. (2005)
  11. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
  12. WILSON, D.E. & REEDER, D. M.  (2005)
  13. GLOBAL BIODIVERSITY INFORMATION FACILITY (GBIF)

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Montag, 23 Oktober 2017 12:27

Östl. Graues Riesenkänguru

Unterklasse: Beuteltiere (MARSUPIALIA)
Ordnung: Känguruverwandtschaft (DIPROTODONTIA)
Unterordnung: Känguruartige (Macropodiformes)
Familie: Kängurus (Macropodidae)
Unterfamilie: Eigentliche Kängurus (Macropodinae)

D LC 650

Östliches Graues Riesenkänguru 

Macropus giganteus • The Eastern Grey Kangaroo • Le kangourou géant

102 012 011 007 macropus giganteus f goerlitz CHammer
Östliches Graues Riesenkänguru (Macropus giganteus), Weibchen, im Naturschutz-Tierpark Görlitz © Catrin Hammer, Görlitz

 

102 012 011 006 macropus fuliginosus MAP CURTIS
Verbreitung von Westlichem (M. fuliginosus). und Östlichem (M. giganteus). Grauem Riesenkänguru (CURTIS, 2006)

 

102 012 011 007 macropus giganteus f juv Goerlitz CHammer
Östliches Graues Riesenkänguru (Macropus giganteus), Beuteljunges, im Naturschutz-Tierpark Görlitz © Catrin Hammer, Görlitz

 

102 012 011 007 macropus giganteus ERF PD
Östliches Graues Riesenkänguru (Macropus giganteus), Jungtier, im ZooPark Erfurt © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

102 012 011 007 macropus giganteus f krefeld PD1
Östliches Graues Riesenkänguru-Weibchen (Macropus giganteus) im Zoo Krefeld © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

102 012 011 007 macropus giganteus EF KR1
Östliche Graue Riesenkängurus (Macropus giganteus) im ZooPark Erfurt © Klaus Rudloff, Berlin

 

102 012 011 007 macropus giganteus birdland PD1
Östliches Graues Riesenkängurus (Macropus giganteus) im Publikumskontakt im Birdland Animal Park, Bateman's Bay NSW © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

102 012 011 007 macropus giganteus NWD Presse
Östliche Graue Riesenkängurus (Macropus giganteus) im Zoo Neuwied © Zoo Neuwied

 

102 012 011 007 macropus giganteus EF KR3
Östliches Graues Riesenkänguru (Macropus giganteus) im ZooPark Erfurt © Klaus Rudloff, Berlin

 

102 012 011 007 macropus giganteus neuwied PD1
Östliche Graue Riesenkängurus (Macropus giganteus) in Großgehege im Zoo Neuwied © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

203 001 002 001 dromaius novaehollandiae luenebach PD1
Östliche Graue Riesenkängurus (Macropus giganteus) vergesellschaftet mit Emus (Dromaius novaehollandiae) und Bennettwallabies (Macropus rufogriseus) im Eifelzoo Lünebach © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

102 012 011 007 macropus giganteus Gould
Östliches Graues Riesenkänguru (Macropus giganteus) aus GOUL, J. (1863) Mammals of Australia Vol. 2. Public Domain.

 

Weitere Bilder auf BioLib.cz

Als Prototyp der Beuteltiere und gute Botschafterart für Naturschutz in Australien ist das Östliche Graue Riesenkänguru von zoopädagogischem Interesse. Es wird häufiger gehalten als die westliche Art, aber nicht so oft, wie das noch etwas größere Rote Riesenkänguru.

Körperbau und Körperfunktionen

Das Östliche Graue Riesenkänguru ist nur wenig kleiner als der größte Vertreter der Familie, das Rote Riesenkänguru. Maße und Gewichte variieren je nach Quelle, aber die maximale Kopf-Rumpflänge von 230 cm (!) im neuen Handbuch der Säugetiere [10] gehört wohl ins Reich der Fabel. Böcke dürften eine Kopf-Rumpflänge von 97-140 und eine Schwanzlänge von etwa 109 cm erreichen, können bis 66(-90) kg schwer werden und sind mannshoch, wenn sie sich auf den Hinterbeinen aufrichten. Die Weibchen bleiben deutlich kleiner und mit 17-42 kg entsprechend leichter. Das Fell ist rau, seine Farbe bei beiden Geschlechter ist oberseits graubraun, auf der Bauchseite weißlich und an den Enden der Extremitäten und des Schwanzes schwärzlich. Tasmanische Tiere haben ein besonders dichtes Winterfell, um der Kälte standhalten zu können [2; 3; 9].

Verbreitung

Australien: Im ganzen Osten (Victoria, New South Wales und Queensland) sowie Osttasmanien [2; 7].

Lebensraum und Lebensweise

Das Östliche Graue Riesenkänguru besiedelt unterschiedliche Lebensraumtypen wie offene Hartlaubwälder, Trockensavannen, trockene Strauchformationen (Mallee), Heiden, Gras-  sowie Agrarland, Kiefernpflanzungen, Golfplätzen und städtische Parks. Die Tiere sind hauptsächlich dämmerungs- und nachtaktiv. Sie sind meistens ziemlich ortstreu und nutzen Streifgebiete von etwa 20 bis gegen 1'400 ha, je nach Nahrungsangebot. Sie leben in kleineren (im Wald) oder größeren Gruppen (auf Grasland) mit häufig wechselnder Zusammensetzung. Hauptnahrung sind Gräser, es werden aber auch Kräuter, Farne und Zweige, gelegentlich auch Moose gefressen. Zur Nahrungsaufnahme werden auch die Hände zuhilfe genommen. Weibchen werden mit 18, Böcke mit 42 Monaten geschlechtsreif. Paarungen können während des ganzen Jahres vorkommen, hauptsächlich aber während des Frühlings und Sommers. Nach einer Trächtigkeit von 36 (33-45) Tagen wird ein einzelnes Junges geboren, das etwa 11 Monate im Beutel bleibt und mit etwa anderthalb Jahren entwöhnt wird. Anders als beim Roten Riesenkänguru werden die Weibchen nicht unmittelbar nach der Geburt wieder gedeckt und es gibt keine Keimruhe [2; 7; 9].

Gefährdung und Schutz

Die Bestände des Östlichen Grauen Riesenkängurus sind stabil, die Gesamtpopulation und das Verbreitungsgebiet sind groß. Die Art an sich ist deshalb nicht gefährdet (Rote Liste: LEAST CONCERN). Allerdings leiden die Bestände der tasmanischen Population unter der Lebensraumzerstörung durch die Agrarwirtschaft [7].

Der internationale Handel ist nicht durch CITES geregelt. Für lebende Tiere gelten Ausfuhrbeschränkungen Australiens.

Bedeutung für den Menschen

Östliche Graue Riesenkängurus gehören zu den Arten, die in Australien kommerziell genutzt werden und für die jährlich eine Abschussquote festgelegt wird. Im Jahr 2008 wurden in den Bundesstaaten Neu-Südwales und Queensland insgesamt 911'815 Tiere erlegt [1].

Haltung

In Australien werden Östliche Graue  Riesenkängurus häufig in begehbaren Anlagen gehalten, wo sie sich teilweise den Besuchern gegenüber vertraut zeigen, in manchen Zoos aber auch scheu sind [6]. In Europa sind die Zoos zurückhaltender und setzen für Kontaktgehege eher die kleineren Wallabies ein. In verschiedenen Zoos wird das Östliche Graue Riesenkängurus mit Bennettwallabies oder anderen kleineren Känguruarten, Emus und Wassergeflügel vergesellschaftet.

Kängurus sind sehr soziale Tiere und vertragen sich untereinander sehr gut, ausgenommen geschlechtsreife Böcke, die sich gegenseitig bekämpfen. Im Zoo wird deshalb oft nur ein fortpflanzungsfähiges Männchen in einer Gruppe gehalten und allfällige weitere werden kastriert.

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in über 30 Zoos gehalten, von denen sich etwa ein Drittel im deutschsprachigen Raum befinden. Der Bestand in EAZA-Zoos wurde für 2021 mit 162 beziffert. Für Details siehe Zootierliste.

Das älteste bekannte Östliche Graue Riesenkänguru, ein Weibchen, wurde 1978 im Zoo Melbourne geboren und starb 2001 im Zoo Los Angeles im Alter von über 22 Jahren und 4 Monaten [8].

Wie Riesenkängurus gehalten werden (Beispiele):

Mindestanforderungen an Gehege: Das Säugetiergutachten 2014 des BMEL gibt für große Kängurus ein Innengehege vor, das für 5 Tiere eine Fläche von 30 m², für jedes weitere zusätzlich 4 m² aufweisen muss. Praxiserfahrung mehrerer Riesenkängurus haltender Zoos zeigt, dass eine Stallfläche von 4 m² pro Tier, wie sie z.B. die schweizerische Tierschutzverordnung vorschreibt, ausreichend ist. Darüber hinaus sind in klimatisch günstigen Regionen Deutschlands Östliche Graue Riesenkängurus weitgehend winterhart (die gemittelte Monats-Nachttemperatur liegt in Teilen des natürlichen Areals im Winter bei 0°C) und suchen die Stallungen nur kurzzeitig auf. Die natürliche Verbreitung der Grauen Riesenkängurus deckt sich im Übrigen auf Tasmanien mit jener des Bennettkängurus, für das kein Innenstall verlangt wird.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für bis zu 5 Tiere ein Außengehege von 300 und ein Innengehege von 20 m² vor, für jedes weitere Tier kommen 30 bzw. 4 m² zur Basisflächen dazu.

Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) sind für bis zu 5 Tiere ein Außengehege von 500 und ein Innengehege von 25 m² erforderlich. Für jedes weitere Tier sind die Flächen um 50 bzw. 2.5 m² zu erweitern.

Nach JACKSON soll für 5 Tiere eine Gehegefläche von 340 m² nicht unterschritten werden [4].

Taxonomie und Nomenklatur

Das Östliche Graue Riesenkänguru wurde anhand eines Exemplars aus Queensland 1790 von George SHAW vom Britischen Museum unter seinem heute noch gültigen Namen beschrieben [9].

Noch in Grzimeks Tierleben [3] wurden die Östlichen und Westlichen Grauen Riesenkängurus als Unterarten derselben Art (Macropus giganteus) angesehen. Tatsächlich sind es gute Arten, wie Untersuchungen von KIRSCH & POOLE [5; 6] ergeben haben, deren Verbreitungsgebiete sich erheblich überlappen [2]. Die tasmanische Population wurde als Unterart Macropus giganteus tasmaniensis beschrieben, obwohl es keine größeren genetischen Unterschiede gibt [9].

Literatur und Internetquellen

  1. AUSTRALIAN GOVERNMENT - Commercial kangaroo harvest in 2008
  2. CURTIS, L. K. (2006)  
  3. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  4. JACKSON, S. M. (2003)
  5. KIRSCH, J.A.W. & POOLE, W.E. (1967) 
  6. KIRSCH, J.A. W. & POOLE, W. E. (1972)
  7. MUNNY, P. et al. (2016). Macropus giganteus. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T41513A21952954. http://www.iucnredlist.org/details/41513/0. Downloaded on 15 June 2018.
  8. WEIGL, R. (2005)
  9. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)

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Montag, 23 Oktober 2017 12:27

Westl. Graues Riesenkänguru

Unterklasse: Beuteltiere (MARSUPIALIA)
Ordnung: Känguruverwandtschaft (DIPROTODONTIA)
Unterordnung: Känguruartige (Macropodiformes)
Familie: Kängurus (Macropodidae)
Unterfamilie: Eigentliche Kängurus (Macropodinae)

D LC 650

Westliches Graues Riesenkänguru 

Macropus fuliginos • The Western Grey Kangaroo • Le kangourou gris

Unterklasse: Beuteltiere (MARSUPIALIA)
Ordnung: Känguruverwandtschaft (DIPROTODONTIA)
Unterordnung: Känguruartige (Macropodiformes)
Familie: Kängurus (Macropodidae)
Unterfamilie: Eigentliche Kängurus (Macropodinae)

102 012 011 006 macropus fuliginosus clelandWP PD2
Westliches Graues Riesenkänguru (Macropus fuliginosus melanops) im Cleland Wildlife Park, Südaustralien © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

102 012 011 006 macropus fuliginosus MAP CURTIS
Verbreitung von Westlichem (M. fuliginosus) und Östlichem (M. giganteus) Grauem Riesenkänguru (CURTIS, 2006)

 

102 012 011 006 macropus fuliginosus BSL KR1
Westliche Graue Riesenkängurus (Macropus fuliginosus melanops) im Zoo Basel © Klaus Rudloff, Berlin

 

102 012 011 006 macropus fuliginosus clelandWP PD1
Westliches Graues Riesenkänguru (Macropus fuliginosus melanops), Weibchen mit Beuteljungem, im Cleland Wildlife Park, Südaustralien © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

102 012 011 006 macropus fuliginosus TPB KR1
Westliches Graues Riesenkänguru (Macropus fuliginosus melanops) im Tierpark Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

102 012 011 006 macropus fuliginosus TPB KR2
Westliches Graues Riesenkänguru (Macropus fuliginosus melanops) im Tierpark Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

102 012 011 006 macropus fuliginosus urimbirra PD1
Westliche Graue Riesenkängurus (Macropus fuliginosus melanops) im Wildlife Experience, Urimbirra, Südaustralien © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

102 012 011 006 macropus fuliginosus urimbirra PD2
Westliches Graue Riesenkänguru (Macropus fuliginosus melanops) mit Beuteljungem in Kontaktgehege im Wildlife Experience, Urimbirra, Südaustralien © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

102 012 011 006 macropus fuliginosus urimbirra PD2
Westliches Graue Riesenkänguru (Macropus fuliginosus melanops) mit Beuteljungem in Kontaktgehege im Wildlife Experience, Urimbirra, Südaustralien © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

102 012 011 006 macropus fuliginosus urimbirra PD3
Junges Westliches Graues Riesenkänguru (Macropus fuliginosus melanops) schut aus Beutel heraus. Wildlife Experience, Urimbirra, Südaustralien © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

102 012 011 006 macropus f fuliginosus healesville PD1
Begehbare Anlage für Kangaoo-Island Graue Riesenkängurus (Macropus fuliginosus fuliginosus) im Healesville Sanctuary, Badger Creek VIC© Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

102 012 011 006 macropus f fuliginosus parndana PD1
Die Nominatform des Westlichen Grauen Riesenkängurus (Macropus fuliginosus fulignosus) wird in Europa nirgendwo gehalten. Hier ein Tier im Parndana Wildlife Park, Duncan SA © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

Weitere Bilder auf BioLib.cz

Als Prototyp der Beuteltiere und gute Botschafterart für Naturschutz in Australien ist das Östliche Graue Riesenkänguru von zoopädagogischem Interesse. Es wird allerdings nicht so oft gehalten, wie das noch etwas größere Rote Riesenkänguru.

Körperbau und Körperfunktionen

Das Westliche Graue Riesenkänguru ist nur wenig kleiner als der größte Vertreter der Familie, das Rote Riesenkänguru. Maße und Gewichte variieren je nach Quelle, aber die maximale Kopf-Rumpflänge von 222 cm im neuen Handbuch der Säugetiere [10] gehört wohl ins Reich der Fabel. Böcke dürften eine Kopf-Rumpflänge von 130-140 und eine Schwanzlänge von etwa 100 cm erreichen, können bis 66(-72) kg schwer werden und sind mannshoch, wenn sie sich auf den Hinterbeinen aufrichten. Die Weibchen bleiben deutlich kleiner und mit 17-39 kg entsprechend leichter. Die Fellfarbe beider Geschlechter ist graubraun [3; 5; 10].

Verbreitung

Australien (Westaustralien, Südaustralien, Victoria, New South Wales). Auf Kangaroo Island lebt die Unterart Macropus fuliginosus fuliginosus, die sich farblich deutlich von ihren Artgenossen auf dem Festland unterscheidet [2; 10].

Lebensraum und Lebensweise

Das Westliche Graue Riesenkänguru besiedelt unterschiedliche Lebensraumtypen wie offenes Waldland, trockene Strauchformationen (Mallee), Heiden und Grasland sowie Agrarland, meidet aber Schafweiden. Die Tiere sind hauptsächlich dämmerungs- und nachtaktiv. Sie sind meistens ziemlich ortstreu und nutzen Streifgebiete von etwa 50-700 ha, je nach Nahrungsangebot. Sie leben in kleinen Gruppen mit häufig wechselnde Zusammensetzung. Hauptnahrung sind Gräser, es werden aber auch Kräuter und Kasuarinenzweige gefressen. Zur Nahrungsaufnahme werden auch die Hände zuhilfe genommen. Weibchen werden mit 14, Böcke mit 20 Monaten geschlechtsreif. Paarungen können während des ganzen Jahres vorkommen, hauptsächlich aber während des Sommerhalbjahrs. Nach einer Trächtigkeit von 31 (27-46) Tagen wird ein einzelnes Junges geboren, das etwa 11 Monate im Beutel bleibt und mit etwa anderthalb Jahren entwöhnt wird. Anders als beim Roten Riesenkänguru werden die Weibchen nicht unmittelbar nach der Geburt wieder gedeckt und es gibt keine Keimruhe [3; 4; 10].

Gefährdung und Schutz

Die Art ist im südlichen Australien weitverbreitet. Sie ist häufig und dehnt ihr Areal aus. Sie gilt daher nach einer Beurteilung aus dem Jahr 2015 nicht als gefährdet (Rote Liste: LEAST CONCERN) [1].

Der internationale Handel ist nicht durch CITES geregelt. Für lebende Tiere gelten Ausfuhrbeschränkungen Australiens.

Bedeutung für den Menschen

Westliche Graue Riesenkängurus gehören zu den Arten, die in Australien kommerziell genutzt werden und für die jährlich eine Abschussquote festgelegt wird. Im Jahr 2008 wurden in den Bundesstaaten Neu-Südwales, Südaustralien und Westaustralien insgesamt 201'199 Tiere erlegt [1].

Haltung

In Australien werden Westliche Graue  Riesenkängurus häufig in begehbaren Anlagen gehalten, wo sie sich teilweise den Besuchern gegenüber vertraut zeigen, in manchen Zoos aber auch scheu sind [6]. In Europa sind die Zoos zurückhaltender und setzen für Kontaktgehege eher die kleineren Wallabies ein.

Kängurus sind sehr soziale Tiere und vertragen sich untereinander sehr gut, ausgenommen geschlechtsreife Böcke, die sich gegenseitig bekämpfen. Im Zoo wird deshalb oft nur ein fortpflanzungsfähiges Männchen in einer Gruppe gehalten und allfällige weitere werden kastriert.

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in rund 20 Zoos gehalten, im deutschsprachigen Raum nur noch im Zoo Basel, nachdem die Haltung im Tierpark Berlin 2022 auslief. Der Bestand in EAZA-Zoos wurde für 2021 mit 47 beziffert.  Es handelt sich ausnahmslos um Tiere der Festland-Unterart M. f. melanops. Für Details siehe Zootierliste.

Das älteste bekannte Westliche Graue Riesenkänguru, ein Weibchen, wurde am 5.2.1947 im Zoo Basel geboren und starb am 27.5.1970 ebendort, erreichte also ein Alter von 23 Jahren und 3 Monaten [9].

Wie Riesenkängurus gehalten werden (Beispiele):

Forschung im Zoo: Gelegentlich sind Westliche Graue Riesenkängurus Gegenstand von Forschungsarbeiten [4; 8].

Mindestanforderungen an Gehege: Das Säugetiergutachten 2014 des BMEL gibt für große Kängurus ein Außengehege vor, das für 5 Tiere eine Fläche von 300 m² und für jedes weitere Tier 30 m² mehr aufweisen soll. Als Basisfläche für das Innengehege werden 30 m² angegeben und zusätzlich 4 m² für jedes weitere Tier. Praxiserfahrung mehrerer Riesenkängurus haltender Zoos zeigt, dass eine Stallfläche von 4 m² pro Tier, wie sie z.B. die schweizerische Tierschutzverordnung vorschreibt, ausreichend ist. Darüber hinaus sind in klimatisch günstigen Regionen Deutschlands große Kängurus weitgehend winterhart (die gemittelte Monats-Nachttemperatur liegt in Teilen des natürlichen Areals im Winter bei 0°C) und suchen die Stallungen nur kurzzeitig auf, was gegebenenfalls eine weitere Reduktion der Stallflächen ohne Nachteil für die Tiere erlaubt.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für bis zu 5 Tiere ein Außengehege von 300 und ein Innengehege von 20 m² vor, für jedes weitere Tier kommen 30 bzw. 4 m² zur Basisflächen dazu.

Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) sind für bis zu 5 Tiere ein Außengehege von 500 und ein Innengehege von 25 m² erforderlich. Für jedes weitere Tier sind die Flächen um 50 bzw. 2.5 m² zu erweitern.

Nach JACKSON soll für 5 Tiere eine Gehegefläche von 340 m² nicht unterschritten werden [6].

Taxonomie und Nomenklatur

1817 wurde das Westliche Graue Riesenkänguru vom französischen Zoologen Anselme Gaëtan DESMAREST als "Kangurus fuliginosus" beschrieben. Später wurde es in die von George SHAW vom Britischen Museum bereits 1790 aufgestellte Gattung Macropus eingeordnet [10].

Lange Zeit wurden alle Grauen Riesenkängurus als eine einzige Art angesehen. Erst 1972 befanden KIRSCH & POOLE [7], dass die östlichen und die westlichen Populationen zwei verschiedene Arten repräsentierten. Dass es sich tatsächliche um zwei gute Arten handelt, musste vor vielen Jahren der Zoo Basel durch die leidvolle Erfahrung lernen, dass die Känguruzucht zum Erliegen kam, als seiner Gruppe "Western Greys" ein Östlicher Kängurumann als neuer Zuchtbock beigesellt worden war. Versucht hatte er's zwar, aber es kam nichts dabei heraus.

Literatur und Internetquellen

  1. AUSTRALIAN GOVERNMENT - Commercial kangaroo harvest in 2008
  2. BURBIDGE, A. et al. (2016). Macropus fuliginosus. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T40563A21953972. http://www.iucnredlist.org/details/40563/0. Downloaded on 15 June 2018.
  3. CURTIS, L. K. (2006)  
  4. GERMANN-MEYER, V. (1974)
  5. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  6. JACKSON, S. M. (2003)
  7. KIRSCH, J.A. W. & POOLE, W. E. (1972)
  8. SCHÜRER, U. (1978)
  9. WEIGL, R. (2005)
  10. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)

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Westliches Graues Riesenkänguru (Macropus fuliginosus) im natürlichen Lebensraum, Serpentine-Nationalpark, Westaustralien © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Montag, 23 Oktober 2017 12:27

Bennettwallaby

Unterklasse: Beuteltiere (MARSUPIALIA)
Ordnung: Känguruverwandtschaft (DIPROTODONTIA)
Unterordnung: Känguruartige (Macropodiformes)
Familie: Kängurus (Macropodidae)
Unterfamilie: Eigentliche Kängurus (Macropodinae)

D LC 650

Bennettkänguru oder Rotnackenwallaby

Macropus (N.) rufogriseus • The Red-necked Wallaby • Le wallaby à cou rouge

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Bennetkänguru (Macropus (N.) rufogriseus) im Parc animalier du Quinquis, Clohars-Carnoët © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Approximative Verbreitung des Bennettkängurus (Macropus rufogriseus)

 

102 012 011 013 macropus rufogriseus quinquis PD2
Bennetkänguru (Macropus (N.) rufogriseus) im Parc animalier du Quinquis, Clohars-Carnoët. Man beachte die rotbraune Nackenpartie © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

102 012 011 013 macropus rufogriseus reutemuehle PD1
Bennetkänguru (Macropus (N.) rufogriseus) im Bodensee-Zoo Reutemühle, Überlingen © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

102 012 011 013 macropus rufogriseus steinen PD1
Bennetkänguru (Macropus (N.) rufogriseus) im Vogelpark Steinen © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

102 012 011 013  bennett landau 2
Bergkänguru (Macropus robustus) im Cleland Wildlife Park, SA © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

102 012 011 013 bennett marlow PD2
Albino-Bennettkänguru-Weibchen (Macropus rufogriseus) im Vogelpark Marlow © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Bennettkänguru-Weibchen (Macropus rufogriseus) im Vogelpark Marlow © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Bennettkänguru-Weibchen (Macropus rufogriseus) im Vogelpark Marlow © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Bennettkängurus (Macropus rufogriseus) im Kontaktgehege des Tierparks Krüzen © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Halbwüchsiges Bennettkänguru (Macropus rufogriseus) im Kontaktgehege des Erlebnis-Zoos Hannover © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Bennettkängurus (Macropus rufogriseus) im stimmig mit Eukalypten bepflanzten Geheges des Zoo de Champrépus © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Begehbares Gehege für Bennettkängurus (Macropus rufogriseus) im Tierpark Wolgast © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Als typischer Vertreter der Kängurus ist das Bennettwallaby sehr populär. Es ist von zoopädagogischem Interesse, weitestgehend winterhart und kann problemlos in Kontaktgehegen gehalten werden. Es ist daher die mit Abstand am häufigsten in Europa gehaltene Känguru-Art.

Körperbau und Körperfunktionen

Das Rotnacken- oder Bennettkänguru (in Australien wird nur die auf Tasmanien lebende Form als "Bennett's Wallaby" bezeichnet) ist eine mittelgroße Känguru-Art. Die Böcke haben eine Kopf-Rumpflänge von etwa 71-92 und eine Schwanzlänge von 69-88 cm, die Weibchen von 66-84 cm und 62-79 cm, die Körpergewichte liegen bei rund 15-27 kg bzw. 11-16 kg. Die erste Zehe fehlt, die 2. und 3. sind verwachsen und die vierte ist sehr viel länger als alle anderen. Das vor allem bei tasmanischen Tieren dichte Fell ist auf dem Rücken graubraun und auf dem Nacken auffällig rotbraun. Bauch und Brust sind hellgrau, seitlich auf dem Gesicht verläuft ein heller Streifen, die Nase, Pfoten und die längste Zehe sind schwarz [2; 6; 8].

Verbreitung

Australien: Südöstliches Queensland, New South Wales Victoria (M. r. banksianus) sowie Tasmanien und benachbarte Inseln (M. r. rufogriseus). Eingeführt in Neuseeland [7].

Lebensraum und Lebensweise

Bennettkängurus besiedeln das Unterholz von an offene Flächen angrenzenden subtropischen Feuchtwäldern sowie von Feuchtwäldern und geschlossenen und offenen Trockenwälder der gemäßigten Zone. Sie kommen auch in Heiden und auf Agrarland vor. Das Bennettkänguru tritt einzeln oder in kleineren Gruppen auf. Die Streifgebiete sind verhältnismäßig klein. Die Nahrung besteht sowohl aus Gräsern als auch aus Blättern und Kräutern. Weibchen werden mit 13, Männchen mit 19 Monaten geschlechtsreif. Die Trächtigkeit dauert 30 (29-41) Tage. Das Junge bleibt 9-9.5 Monate im Beutel und wird mit 14-17 Monaten entwöhnt. Die Weibchen werden innerhalb von Stunden nach der Geburt wieder gedeckt, worauf es zu einer Keimruhe kommt, bis das ältere Geschwister den Beutel verlassen hat [1; 7; 10].

Gefährdung und Schutz

Das Bennettkänguru hat eine weite Verbreitung und einen großen Bestand. Auf Tasmanien ist es sehr häufig, auf dem Festland ist die Situation regional unterschiedlich, insgesamt ist der Bestand aber stabil. Es gilt daher aufgrund einer Beurteilung aus dem Jahr 2015 nicht als gefährdet (Rote Liste: LEAST CONCERN) [7].

Der internationale Handel ist nicht durch CITES geregelt. Für lebende Tiere gelten Ausfuhrbeschränkungen Australiens.

Bedeutung für den Menschen

Wirtschaftliche Bedeutung: Auf Tasmanien wird die Art kommerziell bejagt oder die Bestände werden gebietsweise im Interesse der Landwirtschaft reduziert [7].

Ansiedlungen: Bennettkängurus wurden verschiedentlich als Jagdwild oder zur "Bereicherung" der heimischen Fauna außerhalb ihres natürlichen Verbreitungsgebietes angesiedelt. In Neuseeland verhielten sie sich invasiv, in Europa war dies bislang nicht der Fall.

1974 wurden 1.2 Bennettkängurus bei der Te Waimate-Missionsstation auf der Nordinsel Neuseelands freigesetzt. Diese vermehrten sich explosionsartig, sodass von 1947 - 1956 im Rahmen einer Reduktionskampagne 68'608 Tiere abgeschossen wurden. Dies war weniger als der Jahreszuwachs. Ab 1959 folgten Vergiftungsaktionen, durch die der geschätzte Bestand bis 1965 von 500'000-1'000000 auf 3'000 - 4'000 reduziert wurde [11].

Bennettkängurus wurden auch in Europa ausgesetzt oder sind aus Haltungen entwichen, wobei sich kleinere Populationen bisweilen über längere Zeit halten konnten. So setzte z.B. im Jahr 1887 der Freiherr von BÖSELAGER zwei männliche und drei weibliche Tasmanische Bennettkängurus  in  einem Wald von 5 km² bei Heimerzheim im Kreis Bonn aus. Nach sechs Jahre hatten sie sich auf 35-40 Stück vermehrt und sogar den sehr harten Winter 1887/1888 mit bis zu 22 Grad Kälte überdauert. Leider starben die beiden Förster des Freiherrn kurz hintereinander. Bis ihre Stellen neu besetzt waren, schoss eine Bande von Wilddieben die meisten Tiere ab. Einzelne Individuen waren auch abgewandert, bis in den Taunus und die Eifel, wo 1889 eines erlegt wurde. 1895 war der ganze Bestand ausgerottet. Im 20. Jahrhundert versuchte der Verhaltensforscher Otto KOENIG Tiere der Festlandform (M. r. banksianus) in Ottakring bei Wien auszuwildern. Auch hier war die Kälte kein Problem, der Bestand konnte sich aber aus anderen Gründen nicht halten [4].

Aktuell gibt es Bestände in Mittelengland und Schottland, seit 2000 auch einige Tiere bei Burg Stargard in Mecklenburg-Vorpommern. Ende des 19. Jahrhunderts gab es auch eine von Graf WITZLEBEN in der Nähe von Frankfurt an der Oder angesiedelte Population [3].

Haltung

In Australien halten zahlreiche Zoos Bennettkängurus in begehbaren Anlagen, wo sie sich den Besuchern gegenüber vertraut zeigen [5]. Auch in europäischen Zoos gibt es zunehmend Kontaktgehege für diese Art.

Bennettkängurus sind sehr soziale Tiere und vertragen sich untereinander sehr gut, in größeren Gehegen können auch mehrere Böcke zusammengehalten werden. Eine Vergesellschaftung mit deutlich kleineren (Parmakänguru) oder größeren (Riesenkängurus) ist in der Regel problemlos und wird oft praktiziert, ebenso werden die Bennettwallabies häufig mit Emus, Schwarzen Schwänen und  Hühnergänsen vergesellschaftet.

Das älteste bekannte Bennettkänguru ist ein Männchen der Nominatform, das 1951 im Zoo von Antwerpen geboren wurde und 1966 ebendort im Alter von 15 Jahren und 2 Monaten starb [9].

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in rund 550 Zoos gehalten, von denen sich etwa ein Drittel im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: Das Säugetiergutachten 2014 des BMEL gibt für das Außengehege eine Mindestfläche von 200 m² für 1-5 Tiere und zusätzlich 20 m² für jedes weitere Tier an. Ein Innengehege ist nicht erforderlich, ein Unterstand genügt.

Wie Bennettkängurus gehalten werden (Beispiele):

Die Tierschutzverordnung der Schweiz (Stand 01.0.2023) schreibt für 1-5 Tiere ein Außengehege von 250 m² und für jedes weitere Tier zusätzlich 15 m² vor. Ein Innengehege ist nicht erforderlich, ein Unterstand genügt. Die 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) verlangt für 1-5 Tiere ein Außengehege von 300 m².

Nach JACKSON soll für 5 Tiere eine Gehegefläche von 120 m² nicht unterschritten werden [5].

Taxonomie und Nomenklatur

Das Bennettkänguru wurde  1817 vom französischen Zoologen Anselme Gaëtan DRSMAREST als Kangurus rufogriseus beschrieben. Es sind zwei Unterarten anerkannt: banksianus auf dem Festland und rufogriseus auf Tasmanien und den Inseln in der Bass-Straße [10].

Acht kleinere bis mittelgroße Arten der Gattung Macropus, darunter rufogriseus, werden in der Untergattung Notamacropus DAWSON & FLANNERY [2] zusammengefasst. Bei WILSON & MITTERMEIER [10] wird diese Untergattung zu einer Gattung erhoben. Nicht alle Referenzwerke /-datenbanken haben diesen Schritt mitgemacht [12].

Literatur und Internetquellen

  1. CHAPMAN, M. (2003)
  2. DAWSON, L. & FLANNERY, T. (1985)
  3. GRIMMBERGER, E. & RUDLOFF, K. (2009)
  4. GRZIMEK, B. (1970a)
  5. JACKSON, S. M. (2003)
  6. JONES, B. (1987)
  7. McKENZIE, N. et al. (2016). Macropus rufogriseus. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T40566A21953329. http://www.iucnredlist.org/details/40566/0. Downloaded on 15 June 2018.
  8. SCHÜRER, U. (1978)
  9. WEIGL, R. (2005)
  10. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
  11. WODZICKI, K. & FLUX, J.E.C. (1967)
  12. INTEGRATED TAXONOMIC INFORMATION SYSTEM (ITIS)

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Montag, 23 Oktober 2017 12:27

Bergkänguru

Unterklasse: Beuteltiere (MARSUPIALIA)
Ordnung: Känguruverwandtschaft (DIPROTODONTIA)
Unterordnung: Känguruartige (Macropodiformes)
Familie: Kängurus (Macropodidae)
Unterfamilie: Eigentliche Kängurus (Macropodinae)

D LC 650

Bergkänguru

Macropus (Osphranter) robustus • The Eastern Wallaroo or Euro • Le wallaroo

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Euro-Bergkänguru-Weibchen (Macropus robustus) mit Beuteljungem im Opel-Zoo © Thomas Kauffels, Opel-Zoo

 

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Approximative Verbreitung des Bergkängurus (Macropus robustus)

 

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Östliches Bergkänguru (Macropus r. robustus) im Tierpark Berlin © Carlos Frey, Berlin

 

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Bergkänguru (Macropus robustus) im Birdland Animal Park, Bateman's Bay NSW © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Bergkänguru (Macropus robustus) im Birdland Animal Park, Bateman's Bay NSW © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Bergkänguru-Gruppe (Macropus robustus) im Birdland Animal Park, Bateman's Bay NSW © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Bergkänguru (Macropus robustus) im Cleland Wildlife Park, SA © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Euro-Bergkänguru (Macropus robustus erubescens) im Opel-Zoo Kronberg © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Östliches Bergkänguru (Macropus robustus robustus) im Tierpark Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Bergkänguru (Macropus robustus) aus GOULD, J. (1863) The Mammals of Australia, Vol 2. Public Domain

 

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Bergkänguru (Macropus robustus) aus GOULD, J. (1863) The Mammals of Australia, Vol 2. Public Domain

 

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Wie andere Großkängurus auch ist das Bergkänguru charakteristisch für Beuteltiere und ist ddaher gute Botschafterart für Naturschutz in Australien und von zoopädagogischem Interesse. Es wird in Ruropa aber nur sehr selten gehalten.

Körperbau und Körperfunktionen

Das muskulöse Bergkänguru zählt zu den großen Känguru-Arten. Böcke erreichen eine Kopf-Rumpflänge bis 109 und eine Schwanzlänge bis 90 cm, können 55-60 kg schwer werden und sind mannshoch, wenn sie sich auf den Hinterbeinen aufrichten. Die Weibchen bleiben mit einer Kopf-Rumpflänge bis 83 und einer Schwanzlänge bis 57 cm deutlich kleiner und mit bis 28 kg entsprechend leichter. Die Unterart M. r. isabellinus ist deutlich kleiner als die anderen Bergkängurus. Das Fell ist rau und struppig, seine Farbe ist bei beiden Geschlechter gleich, variiert aber regional von rotbraun über graubraun bis schwarzbraun. Auf der Bauchseite ist es heller und an den Pfoten schwärzlich [2; 6; 8].

Verbreitung

Australien, fast auf dem ganzen Kontinent, fehlt auf Tasmanien [3].

Lebensraum und Lebensweise

Das Bergkänguru besiedelt unterschiedliche Lebensraumtypen mit steilen Hängen, Felshügeln, Überhängen und Höhlen, die während der heißen Tageszeit Schatten bieten. Bei 31.5°C fangen die Tiere damit an, sich die Arme, Brust und bisweilen Hinterbeine zu lecken, weil der verdunstende Speichel den Körper abkühlt. Zum Fressen suchen sie in feuchteren Zonen Eukalyptuswälder und Savannen auf, in Trockengebieten sind sie vor allem im Spinifex-Grasland zu finden. Im Tropengürtel sind sie weniger an felsiges Gelände gebunden und leben in unterschiedlichen Waldtypen und Busch entlang von Wasserläufen. Die Tiere sind hauptsächlich dämmerungs- und nachtaktiv. Sie sind ortstreu und nutzen sich überlappende Streifgebiete von etwa 45 bis gegen 400 ha, je nach Nahrungsangebot, wobei die Streifgebiete der Böcke größer sind als jene der Weibchen. Hauptnahrung sind Gräser, Spinifex wird aber nur saisonal gefressen, solange die Halme noch weich sind. Es werden aber auch Gänsefuß (Chenopodium) und anderes Pflanzenmaterial genommen. Haben die Pflanzen einen Wassergehalt von 30% und mehr, kommen die Bergkängurus längere Zeit ohne zu trinken aus, verlieren aber an Gewicht. Um in Trockengebieten zu überleben, graben sie bis 1 m tiefe Wasserlöcher. Weibchen werden mit 14, Böcke mit 18 Monaten geschlechtsreif. Paarungen können während des ganzen Jahres vorkommen, in Nordwest-Australien kommen die meisten Jungen im April-Mai zur Welt. Für die einzelnen Unterarten werden unterschiedliche Trächtigkeitsdauern von 31-46 Tagen angegeben. Es wird ein einzelnes Junges geboren, das etwa 8-8.5 Monate im Beutel bleibt und mit etwa 15-17 Monaten entwöhnt wird. Die Weibchen können unmittelbar nach der Geburt wieder gedeckt werden, worauf es zu einer Keimruhe kommt, bis das ältere Geschwister den Beutel verlassen hat [3; 4; 8].

Gefährdung und Schutz

Das Bergkänguru ist in Australien weit verbreitet, in den meisten Gebieten häufig und hat einen stabilen Bestand. Es gilt deshalb aufgrund einer Beurteilung aus dem Jahr 2008 als nicht gefährdet (Rote Liste: LEAST CONCERN) [3].

Der internationale Handel ist nicht durch CITES geregelt. Für lebende Tiere gelten Ausfuhrbeschränkungen Australiens.


Bedeutung für den Menschen

Bergkängurus gehören zu den Arten, die in Australien kommerziell genutzt werden und für die jährlich eine Abschussquote festgelegt wird. Im Jahr 2008 wurden in den Bundesstaaten Neu-Südwales, Queensland, Südaustralien und Westaustralien insgesamt 275'915 Tiere erlegt, mit Abstand die meisten in Queensland [1].

Haltung

In Australien halten einzelne Zoos Bergkängurus in begehbaren Anlagen gehalten, wo sie sich teilweise den Besuchern gegenüber vertraut zeigen, bisweilen aber auch scheu sind [5]. In Europa sind die Zoos zurückhaltender und setzen für Kontaktgehege eher die kleineren Wallabies ein.

Kängurus sind sehr soziale Tiere und vertragen sich untereinander sehr gut, ausgenommen geschlechtsreife Böcke, die sich gegenseitig bekämpfen. Im Zoo wird deshalb oft nur ein fortpflanzungsfähiges Männchen in einer Gruppe gehalten und allfällige weitere werden kastriert. Eine Gemeinschaftshaltung von Bergkängurus mit anderen Känguru-Arren ist möglich, so z.B. mit Gelbfuß-Felsenkängrusus, Sumpfwallabies und Bennettwallabies.

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird gegenwärtig (2023) nur in 8 Zoos gehalten, darunter 3 im deutschsprachigen Raum. Gehalten wird nur noch die Nominatform. Für Details siehe Zootierliste.

Das älteste bekannte Bergkänguru ist ein Weibchen der Nominatform, das 1965 im Zoo von Sacramento geboren wurde und 1987 ebendort im Alter von 22 Jahren starb [7].

Mindestanforderungen an Gehege: Das Säugetiergutachten 2014 des BMEL gibt für das Außengehege eine Mindestfläche von 300 m² für bis 5 Tiere und 30 m² für jedes weitere Tier an. Das Innengehege soll 30 m² groß sein und für jedes weitere Tier ist die Fläche um 4 m² zu erhöhen. Es soll zudem in mehrere miteinander verbundene Abteile unterteilt sein. Die Tierschutzsachverständigen der Zoos hielten zu diesen Vorgaben im Differenzprotokoll fest, dass die Praxiserfahrung mehrerer Großkängurus haltender Zoos zeigt, dass eine Stallfläche von 4 m² pro Tier ausreichend ist. Eine Unterteilung des Innengeheges in mehrere miteinander verbundene Abteile ist nach langjähriger Haltungserfahrung für Großkängurus nicht erforderlich.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für bis zu 5 Tiere ein Außengehege von 300 und ein Innengehege von 20 m² vor, für jedes weitere Tier kommen 30 bzw. 4 m² zur Basisflächen dazu. Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) sind für bis zu 5 Tiere ein Außengehege von 500 und ein Innengehege von 25 m² erforderlich. Für jedes weitere Tier sind die Flächen um 50 bzw. 2.5 m² zu erweitern.

Nach JACKSON soll für 5 Tiere eine Gehegefläche von 340 m² nicht unterschritten werden [5].

Taxonomie und Nomenklatur

Früher wurden sechs Arten Bergkängurus unterschieden [6], heute noch deren drei, wobei die von John GOULD 1841 beschriebene Macropus robustus in vier Unterarten aufgeteilt wird: das Gewöhnliche (Östliche) Bergkänguru (robustus), das Euro (erubescens), das Barrow-Insel-Bergkänguru (isabellinus), das etwas kleiner ist als die anderen Formen und von dem es nur noch 1800 Individuen geben soll, und das Nördliche Bergkänguru (woodwardi) [8], das möglicherweise ein Reservoir für Leishmaniose ist. Die meisten der in Europa gehaltenen Tiere werden der Unterart erubescens zugerechnet. Zusammen mit dem Roten Riesenkänguru  gehören die Bergkängurus zur Untergattung Osphranter [4]. Neuerdings wird Osphranter auch als Gattung gehandelt [9].

Literatur und Internetquellen

  1. AUSTRALIAN GOVERNMENT - Commercial kangaroo harvest in 2008
  2. CURTIS, L. K. (2006) 
  3. ELLIS, M. et al. (2008). Macropus robustus. The IUCN Red List of Threatened Species 2008: e.T40565A10334447. http://www.iucnredlist.org/details/40565/0. Downloaded on 15 June 2018.
  4. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  5. JACKSON, S. M. (2003)
  6. THROUGHTON, E. (1967)
  7. WEIGL, R. (2005)
  8. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
  9. WILSON, D.E. & REEDER, D. M.  (2005)

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