Donnerstag, 14 Juni 2018 08:37

Trampeltier

Überordnung: LAURASIATHERIA
Taxon ohne Rang: CETARTIODACTYLA
Ordnung: Paarzeher (ARTIODACTYLA)
Unterordnung: Schwielensohler (Tylopoda)
Familie: Kamele(Camelidae)

Tribus: Altweltkamele (Camelini)

D NB650

Trampeltier

Camelus bactrianus • The Bactrian Camel • Le chameau à deux bosses

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Trampeltier (Camelus ferus f. bactriana) im Neunkirchner Zoo © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Blau; Letzte Vorkommen des Wildkamels (Camelus ferus) und sehr Approximative frühe Verbreitung des Tramepeltiers (Camelus ferus f. bactriana). Dieses geht heute westlich weiter bis in die Türkei und ästlich bis nach Ostsibirien

 

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Trampeltiere (Camelus ferus f. bactriana) im Schnee im Tiergarten Falkenstein © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Kamelstute mit Fohlen (Camelus ferus f. bactriana) im Plättli-Zoo Frauenfeld © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Trampeltiere (Camelus ferus f. bactriana) in Gehege mit symbolischer Absperrung im Naturzoo Rheine © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Trampeltier (Camelus ferus f. bactriana) in Gehege mit symbolischer Absperrung im Tiergarten Straubing © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Fellwechsel bei den Trampeltieren (Camelus ferus f. bactriana) des Parc animalier et botanique der Branféré, Le Guerno © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Trampeltiere (Camelus ferus f. bactriana) im Tiergehege Mundenhof, Freiburg i. Br. © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Weißes Trampeltier (Camelus ferus f. bactriana) im Zoo Zürich © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Trampeltiere (Camelus ferus f. bactriana) mit Fohlen im Zoo Zlín-Lešná © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Trampeltierfohlen (Camelus ferus f. bactriana) in der Wilhelma Stuttgart © Wilhelma (Pressefoto)

 

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Trampeltierfohlen (Camelus ferus f. bactriana) im Opel-Zoo Kronberg © Archiv Opel-Zoo

 

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Gemeinschaftshaltung von Trampeltieren (Camelus ferus f. bactriana) und Przewalskipferden (Equus ferus) im Tierpark Hellabrunn © Marc Müller / TP Hellabrunn

 

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Gemeinschaftshaltung von Trampeltieren (Camelus ferus f. bactriana) und Kulanen (Equus hemionus lulan) im Prager Zoo © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Kamelreiten in Knie's Kinderzoo, Rapperswil © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Wildkamel (Camelus ferus), 1994 im Zoo Peking © Wolfgang Dreier, Berlin

 

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Trampeltiere sind nicht nur äußerst populäre Zootiere, sondern wegen ihrer anatomischen und physiologischen Besonderheiten, ihrer Lebensweise und kulturellen Bedeutung auch von hohem zoopädagogischem Wert. Obwohl Haustiere, können sie als Botschafterarten für den Schutz von Grasländern und anderen ariden Lebensräumen dienen.

Körperbau und Körperfunktionen

Das zweihöckerige Trampeltier gehört mit einer Kopf-Rumpflänge von bis zu 345 cm, einer Höhe (mit Höcker) von bis zu 230 cm und einem Gewicht von bis zu 1000 kg zu den größten Huftieren. Neben den aus Fettgewebe bestehenden Höckern weisen sie noch eine Reihe weiterer anatomischer Besonderheiten auf: die Oberlippe ist gespalten und dient als Greiforgan, die Nasenlöcher sind verschliessbar, im Oberkiefer fehlen die mittleren Schneidezähne, die 2. und 3. Schneidezähne sind nach hinten verlagert, am Hinterkopf befinden sich bei Stuten und Hengsten ein Paar Brunstdrüsen, beim Hengst ist das Gaumensegel als "Brüllsack" ausgebildet, der Magen ist, anders als bei den "echten" Wiederkäuern, dreihöhlig (der Psalter fehlt), am Oberschenkel hat es keine Spannhaut (Kniefalte), die Zehenknochen verlaufen nicht in einer geraden, sondern einer gebrochenen Linie. Das Nagelendglied trägt einen kleinen Nagel mit gekrümmter Hornwand, der Fuss ist mit einem hochelastischen Sohlenpolster aus Binde- und Fettgewebe versehen und weist eine breite Auftrittsfläche auf. Das Euter der Stuten hat 4 Zitzen mit je 3 Strichkanälen [5; 6; 7; 10].

Zu den physiologischen Besonderheiten gehört der geringe Wasserbedarf, der u.a. darauf beruht, dass die Tiere ihre Körpertemperatur von 34 °C auf über 40 °C erhöhen können. So wird die extreme Hitze im Körper gespeichert und während der Nacht bei kühleren Temperaturen abgegeben, ohne dass die Tiere Wasser verlieren. Erst nach Erreichen der maximalen Körpertemperatur beginnt ein Kamel zu schwitzen. Auch wird er Harn in extrem konzentrierter Form ausgeschieden und der Kot ist relativ trocken, wodurch Wasser eingespart wird [5; 6; 7; 10].

Verbreitung

Das Trampeltier wird hauptsächlich in Iran, Afghanistan, Pakistan, Kasachstan, der Mongolei und China gehalten, kommt aber bis in die Türkei und Ostsibirien vor.

Lebensraum und Lebensweise

Historischer Lebensraum des Trampeltiers sind die Grasländer, Halbwüsten und winterkalten Wüsten Zentrasiens. Die Nahrung setzt sich aus Gräsern, Kräutern und Blättern und Zweigen von Sträuchern zusammen. Eine der wichtigsten Futterpflanzen ist der Saxaul (Haloxylon ammodendron), ein Strauch bzw. niedriger Baum aus der Familie der Fuchsschwanzgewächse (Amaranthaceae). Trampeltiere können längere Durstphasen dadurch überstehen, dass sie körpereigenes Wasser abbauen, ohne dass das Blut eingedickt wird, und dadurch massiv an Gewicht verlieren. Sie können auch Brackwasser aufnehmen und, wenn Süßwasser verfügbar wird, durch die Aufnahme großer Mengen ihre Wasservorräte wieder auffüllen [5; 10].

Nach einer Tragzeit von im Mittel 406 (365-440) Tagen wird in der Regel ein einzelnes Fohlen mit einem Geburtsgewicht von 44 (30-60) kg geworfen. Zwillinge sind selten. Die meisten Geburten fallen in die Monate März und April. Die Fohlen werden etwa 11-12 Monate gesäugt, nehmen aber bereits mit 14 Tagen erstmals feste Nahrung auf [5; 7].

Bedeutung für den Menschen

Wirtschaftliche Bedeutung: Kamele sind für das Leben der Nomaden der asiatischen Wüsten und Trockensteppen lebenswichtig. Sie werden als Reit- und Lasttiere eingesetzt und liefern Fleisch, Milch, Wolle, Leder und Dung als Brennstoff. Die Milch hat nicht nur einen großen Nährwert, sondern auch einen Vitamin-C-Gehalt, der vier- bis sechsmal so hoch ist, wie der von Kuhmilch, weshalb sie oft die wichtigste Vitamin-C-Quelle für die Bevölkerung darstellt [5].

Vereinzelt gibt es auch bei uns Kamelhöfe, auf denen Wolle und Kamelmilch, zum Teil auch Fleisch, gewonnen und verarbeitet wird, die aber primär touristisch ausgerichtet sind, indem sie Kamelprodukte ab Hof verkaufen sowie Kamelreiten und -trekking anbieten.

BREHM schreibt über die Nutzung des Trampeltiers, von dessen geistigen Fähigkeiten er wenig hält, dessen Nützlichkeit er aber sehr rühmt: "Es leistet viel nach jeder Richtung hin und kann durch kein anderes Hausthier ersetzt werden. Man nutzt Haar und Milch, Fell und Fleisch, spannt es an den Wagen und verwendet es als Lastthier. Seinem Nacken bürdet man Lasten auf, welche man auf vier Pferde vertheilen müßte; mit ihm durchzieht man die wasserlosen wüstenhaften Steppen, in denen Pferde ihre Dienste versagen würden; auf ihm erklimmt man Gebirge bis zu zweitausend Meter unbedingter Höhe, in denen nur der Jack noch aushält."

"Im zweiten Jahre wird dem Füllen die Nase durchstochen und der Zaumpflock in die so gebildete Oeffnung gesteckt; denn von jetzt an beginnt seine Abrichtung. Im dritten Jahre seines Alters wird es kurzen Ritten, im vierten zum Tragen leichter Lasten benutzt; im fünften Jahre gilt es als erwachsen und arbeitsfähig. Bei guter Behandlung kann es bis zum fünfundzwanzigsten Jahre Dienste leisten." [2]

Kulturelle Bedeutung:
Das Kamel ist Gegenstand mehrerer Fabeln, wobei nicht klar ist, ob das Trampeltier oder das Dromedar gemeint sei. Vermutlich eher letzteres:

Haltung im Zoo

Kamele lassen sich mit anderen Huftierarten vergesellschaften, etwa mit Przewalskipferden, Kulanen, Yaks oder Kropfgazellen. Allerdings kann es bisweilen Probleme zwischen männlichen Tieren geben [7].

WEIGL gibt als Höchstalter 35 Jahre und 5 Monate für eine im Kopenhagener Zoo geborene Stute an [9].

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in rund 410 Zoos gehalten, von denen sich über ein Viertel im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste.

Wildkamele wurden noch nie nach Europa eingeführt. Domestizierte Trampeltiere werden nicht nur in Zoos, sondern auch von vielen kleineren Tierparks, Zirkussen und Privatpersonen gehalten.

Forschung im Zoo: Trampeltiere sind gelegentlich Gegenstand von Forschung oder forschendem Lernen im Zoo. Die Arbeiten dienen entweder dazu, unser Grundlagenwissen zu erweitern, wie z.B. Untersuchungen zur Hämatologie [3, 8] oder zielen darauf ab, die Zucht und Haltungsbedingungen zu optimieren [4; 6].

Mindestanforderungen an Gehege: Nach dem Säugetiergutachten 2014 des BMEL soll für 3 Trampeltiere ein Außengehege von 300 m² vorhanden sein und soll für jedes weitere Tier die Fläche um 50 m² erweitert werden. Sofern ein Stall angeboten wird, soll die Fläche mindestens 8 m² pro Tier betragen.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für 3 Kamele ein Gehege von 300 m² und für jedes weitere 50 m² mehr sowie pro Tier einen Stallplatz von 8 m² vor. Die 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) fordert für 5 Kamele ein Gehege von 800 m², für jedes weitere 80 m².

Taxonomie und Nomenklatur

Das Trampeltier ist eine Haustierform, die vor etwa 4'500 Jahren domestiziert wurde. Als seine Wildform wird das Wildkamel (Camelus ferus), angesehen, was neuerdings aufgrund molekulargenetischer Untersuchungen jedoch angezweifelt wird [13].

Das Wildkamel ist in Kasachstan bereits ausgestorben und mit einem kontinuierlich abnehmenden Totalbestand von gegenwärtig weniger als erwachsenen 1'000 Tieren in China und der Mongolei, wo es in den Wüsten  Gobi und Gashun Gobi vorkommt, vom Aussterben bedroht (Rote Liste: CRITICALLY ENDANGERED). Die Hauptgefahren sind Hybridisierung mit Hauskamelen und Konkurrenzierung durch die Haustierherden der Nomaden. Es ist nach Anhang I des Bonner Übereinkommens über wandernde Tierarten geschützt. Die in Großbritannien registrierte Stiftung zum Schutz des Wildkamels (Wild Camel Protection Foundation, WCPF) wurde 1997 gegründet. Sie betreibt seit 2003 in der Mongolei ein Erhaltungszuchtprogramm für Wildkamele wozu 12 Kamele gefangen und in eine in Zakhyn Us, innerhalb der Pufferzone des Great Gobi Strictly Protected Area ‘A’, gelegene Zuchtstation verbracht wurden [7; 10; 11; 12].

Wissenschaftlich beschrieben wurden zuerst die Haustierformen der Altwelt-Kamele, nämlich 1758 durch Carl von LINNÉ, der dem Trampeltier den Namen Camelus bactrianus gab, obwohl in Baktrien, der Gegend um Buchara, nicht Trampeltiere sondern Dromedare gehalten wurden. Das Wildkamel wurde von Nikolaj Michajlowitsch PRZEWALSKI 1878 in der Lop-Nor-Wüste entdeckt und mit dem Namen Camelus ferus versehen [5; 10]. Da das Trampeltier vermutlich vom Wildkamel abstammt, müsste es nach BOHLKEN [1] Camelus ferus forma bactriana heissen. Die auch vom HANDBOOK [10] übernommene Praxis, Wild- und Haustierform als Unterarten anzusehen, ist abzulehnen

Trampeltier und Dromedar lassen sich kreuzen. Die Nachkommen werden Tulus genannt. Sie sind größer und stärker als ihre Eltern und haben nur einen eingedellten Höcker und sind fruchtbar. Tuluhengste der F1-Generation werden in Teilen Anatoliens zu den dort traditionellen Kamel-Ringkämpfen (Camel wrestling) eingesetzt. Diese Kämpfe gibt es seit rund 2'400 Jahren. Sie finden jeweils während der Brunftzeit der Kamele statt, hauptsächlich von Januar bis März. Die Tiere werden geschmückt und ähnlich wie bei den Eringer Kuhkämpfen im Wallis paarweise in eine Arena geführt. Der Verlierer wird beim Kampf nicht beschädigt, sondern lediglich verdrängt oder niedergerungen. In der seit 1923 bestehenden türkischen Republik wurden die Kamelkämpfe anfänglich diskreditiert, da sie nicht dem vom Staat angestrebten Image eines modernen Landes entsprachen, wurden aber ab 1983 als Attraktion für Touristen wiederbelebt. Seitdem ist die Zahl der Tulubesitzer von 200 auf über 2'000 gestiegen [14].

Literatur und Internetquellen

  1. BOHLKEN , H. (1958)
  2. BREHM, A. E. (1882-1887)
  3. EICHNER, M. (1999)
  4. FRANCKE, R. (1989)
  5. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  6. MÜNCHAU, B. (1980)
  7. PUSCHMANN, W., ZSCHEILE, D., & ZSCHEILE, K. (2009)
  8. WEDDING, S. (1979)
  9. WEIGL, R. (2005)
  10. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
  11. HARE, J. (2008). Camelus ferus. The IUCN Red List of Threatened Species 2008: e.T63543A12689285. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2008.RLTS.T63543A12689285.en . Downloaded on 10 February 2020.
  12. WILD CAMEL PROTEXTION FOUNDATION.
  13. YI L., MING, L., HAI, L., HE, J., GUO, F-.C., QIAO, X.-Y.; JI, R. (2017)
  14. CHRISTIE-MILLER, A. in EURASIANET vom 27.01.2011

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Freigegeben in Kamele
Donnerstag, 14 Juni 2018 08:33

Schabrackentapir

Überordnung: LAURASIATHERiA
Ordnung: Unpaarzeher (PERISSODACTYLA)
Familie: Tapire (Tapiridae)

Red list status endangered

EEPSchabrackentapir

Tapirus indicus • The Malayan Tapir • Le tapir de l'Inde, ou tapir chabraque

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Schabrackentapir (Tapirus indicus) im Gondwanaland des Zoo Leipzig © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Approximative Vorkommen des Schabrackentapirs (Tapirus indicus)

 

 

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Schabrackentapir-Paar (Tapirus indicus) im Tiergarten Nürnberg © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Schabrackentapir (Tapirus indicus) mit Jungtier im Gondwanaland des Zoo Leipzig © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Schabrackentapire (Tapirus indicus) im Tiergarten Nürnberg © Heike M. Meyer, Nürnberg

 

 

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Schabrackentapir (Tapirus indicus) im Gondwanaland des Zoo Leipzig © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Schabrackentapir (Tapirus indicus), Jungtier im Gondwanaland des Zoo Leipzig © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Schlafender Schabrackentapir (Tapirus indicus) in der Wilhelma Stuttgart © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Schabrackentapire (Tapirus indicus), ein Tier subadult, im Gondwanaland des Zoo Leipzig © Zoo Leipzig (Pressefoto)

 

 

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Schabrackentapir (Tapirus indicus), Jungtier im Gondwanaland des Zoo Leipzig © Zoo Leipzig (Pressefoto)

 

 

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Schabrackentapirweibchen (Tapirus indicus) mit Jungtier im Zoo Leipzig © Zoo Leipzig (Pressefoto)

 

 

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Britische Briefmarke für "Nordborneo"

 

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Der in seinem Ursprungsgebiet stark gefährdete Flachlandtapir ist die in europäischen Zoos mit Abstand am häufigsten gehaltene Tapirart und wurde so für viele Menschen zum Prototyp der Gattung. Seine Verwandtschaft mit den Pferdeartigen kann dazu dienen, im Zooschulunterricht Taxonomie und Evolution zu thematisieren, und als auffällige Großtierart ist er ein ausgezeichneter Botschafter für den Schutz der durch Holzeinschlag, Brandrodung und Umwandlung in Palmölplantagen gefährdeten Wälder Südostasiens Wälder.

Körperbau und Körperfunktionen

Der Schabrackentapir ist deutlich größer als seine neotropischen Vettern und schon aufgrund seiner Zeichnung unverwechselbar. Er erreicht eine Kopf-Rumpflänge von 250-300 cm, eine Schwanzlänge von unter 10 cm, eine Schulterhöhe von 100-130 cm und ein Gewicht von 280-400 kg. Er hat weder eine Mähne noch einen Nackenkamm. Die im Zoo auffällige, vom Kopf bis zu den Schultern schwarze, am Rumpf weiße und an den Hinterteil und Hinterbeinen wiederum schwarze Färbung hilft im natürlichen Waldlebensraum, die Körperkonturen zu verwischen. Wie bei allen Tapirarten tragen junge Schabrackentapire ein längsgestreiftes Jugendkleid. Die Schabrackenzeichnung beginnt sich erst im Alter von zehn Wochen abzuzeichnen und mit 22 Wochen sind die Streifen bis auf wenige Reste verschwunden [2; 7].

Verbreitung

Südostasien:  Indonesien (Sumatra), Malaysia, Myanmar, Thailand. Ausgestorben in Kambodscha, Laos und Vietnam [5].

Lebensraum und Lebensweise

Der Schabrackentapir lebt in tropischen, feuchten Primär- und Sekundärwäldern sowie in Sumpfgebieten vom Tiefland bis auf eine Höhe von 2'150 m. Er ist ein Einzelgänger, der hauptsächlich nachtaktiv ist. Als "Browser"  nimmt er Blätter (über 80%) , Zweige und Früchte von über 380 Pflanzenarten zu sich. Er bricht häufig 8-10 m dicke Stämme ab, um an seine Nahrung zu gelangen. In Sumatra sind heidekrautartige Pflanzen der Gattung Symplocos die wichtigsten Futterpflanzen. Ebenfalls von Bedeutung sind Streifenfarne (Asplenium spp.), Brotfrucht- (Artocarpus spp.) und Durianbäume (Durio spp.)  Der Schabrackentapirist ein schlechter Samenverbreiter, weil er Früchte und damit die Samen gründlich zerkaut. Nach einer Tragszeit von 11-13 Monaten wird in der Regel ein einzelnes Kalb geboren, das gegen zwei Jahre bei der Mutter bleibt. Die einzige bekannte Zwillingsgeburt ereignete sich im Sungai Dusun Tapirschutzzentrum in Malaysia, das gemeinsam vom Zoo Kopenhagen und dem Department of Wildlife and National Parks betrieben wird. Bei der ersten Geburt sind die Weibchen etwa 4 Jahre alt. Rund vier Monate nach einer Geburt sind sie wieder empfängnisbereit [2; 3; 8].

Gefährdung und Schutz

Der Schabrackentapir ist eine stark gefährdete Tierart (Rote Liste: ENDANGERED), da seine Lebensräume oft in Palmölplantagen und andere Landnutzungen umgewandelt werden und die Bestände dadurch um mehr als 50% in den letzten 3 Generationen (36 Jahre) zurückgegangen sind. Das verbleibende Areal ist zerstückelt und die Tiere werden zusätzlich durch die Jagd bedroht [5].

Der internationale Handel ist durch CITES-Anhang I eingeschränkt.

Zoogestützte Artenschutzprojekte (Beispiele):

  • Der Zoo Zürich unterstützt die Wildhüter des 4'373 km² großen Kaeng Krachan Nationalparks in Thailand, der eine wichtige Heimstatt für den Schabrackentapir ist, im Kampf gegen die Wilderei, indem er Ausrüstung und Ausbildungskurse finanziert. mehr ...
  • Der Kopenhagener Zoo unterstützt Tapirschutzprojekte in Malaysia und Sumatra. mehr ...

Bedeutung für den Menschen

Wirtschaftliche Bedeutung: Gebietsweise wird das Fleisch des Schabrackentapirs gegessen. In Thailand wird es unter der Bezeichnung "Mu-nam" vermarktet, es ist aber nicht sonderlich populär. Sportjagd ist verboten, kommt aber vor [2; 5].

Kulturelle Bedeutung: Bei den Moslems gelten Schabrackentapire als Schweine und werden deshalb nicht bejagt. Die Bestände leiden natürlich aber trotzdem unter der fortschreitenden Waldzerstörung.

Der Schabrackentapir wird auf einer Reihe von Briefmarken dargestellt. Interessanterweise auch auf einer aus britischer Kolonialzeit stammenden Briefmarke für "Nordborneo" (heute: Sabah und Sarawak), obwohl die Art auf Borneo gar nicht vorkommt.

Haltung

Für den Schabrackentapir gibt es seit 1984 ein Internationales Zuchtbuch, das am Taman Safari Indonesia in Bogor geführt wird. Dieses umfasste im Juni 2916 271 lebende Tiere in 90 Einrichtungen [IZY 52]. Den veröffentlichten Altersrekord in Menschenobhut hält ein im Tiergarten Nürnberg geborener weibliche Schabrackentapir, der im Alter von 36 Jahren und 6 Monaten in der Wilhelma Stuttgart starb [6].

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in über 20 Zoos gehalten, von denen sich ein paar wenige im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste.

Seit 1992 gibt es ein Europäisches Erhaltungszuchtprogramm (EEP), das 2021 58 lebende Tiere umfasste und in ein "New Style"-EEP umgewandelt wurde. Das Programm wird vom Tiergarten Nürnberg koordiniert.

Forschung im Zoo: Von 1997-2000 wurde eine vergleichende Untersuchungen zu Verhalten und Schauwert von Tapiren in Zoologischen Gärten durchgeführt, die von den Zoos Berlin, Dortmund, Heidelberg, München, Nürnberg, Wuppertal und Zürich gefördert wurde und auch zwei amerikanische Zoos miteinschloss [5]. Eine andere Dissertation befasste sich mit der innerartlichen Kommunikation [9] und eine weitere mit der Gewinnung, Beurteilung und Konservierung von Sperma [1].

Mindestanforderungen an Gehege: Im Säugetiergutachten 2014 des BMEL wird für die Haltung von Tapiren generell ein Innengehege von 15 m² pro Tier vorgegeben, ohne den Artunterschieden und den unterschiedlichen Haltungssystemen Rechnung zu tragen. Es besteht aber ein erheblicher Größenunterschied zwischen Süd- und Mittelamerikanischen Tapiren einerseits und Schabrackentapir andererseits. Die Tierschutz-Sachverständigen der Zoos hielten daher folgende Vorgabe für angemessen:  Da die Tiere im Winter nur beschränkt Zugang zum Außengehege haben, wird in der Regel auch innen ein Gemeinschaftsgehege angeboten. Die Möglichkeit der Einzelaufstallung ist aber zu gewährleisten. Für Mittelamerikanische Tapire müssen Boxen in Verbindung mit einem zusätzlichen, größeren Gemeinschaftsstall (ab ca. 30, besser 40 m²) eine Fläche von 12 m² haben. Nur wenn kein Gemeinschaftsstall angeboten wid, müssen Boxen mindestens 15 m² groß sein, wie im Gutachten und in der Schweizerischen Tierschutzverordnung sowie approximativ in den AZA-Haltungsstandards [5] vorgegeben.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für bis zu zwei Tapire ein Außengehege mit einer Mindestfläche von 200 m², für jedes weitere Tier 50 m² mehr vor. Pro Tier ist eine Innenbox von 15 m² erforderlich. Außen und innen muss ein Badebecken mit einer Fläche von 10 m² und einer mittleren Tiefe von 80 cm vorhanden sein. Die 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023 fordert für ein Paar ein Außengehege von 200 m², für jedes weitere Tier 20 m² mehr. Pro Tier ist eine Stallfläche von 20 m² notwendig und es ist außen wie innen eine Bademöglichkeit einzurichten.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Schabrackentapir wurde 1819 vom französischen Zoologen Anselme Gaëtan DESMAREST unter seinem heite noch gültigen Namen beschrieben. Die Existenz einer rein schwarz gefärbten Unterart brevetianus aus Sumatra ist zweifelhaft. Manche Autoren wollen die Art in einer eigenen Gattung unterbringen, wozu der Name Acrocodia aus dem Jahr 1913 ausgegraben wurde [7; 8].

Literatur und Internetquellen

  1. FRANCKE, R. (1989)
  2. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  3. SHOEMAKER A. H., BARONGI R., FLANAGAN J. & JANSSEN D. (2004)
  4. SEITZ, S. (2001)
  5. TRAEHOLT, C. et al. (2016). Tapirus indicus. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T21472A45173636. http://www.iucnredlist.org/details/21472/0. Downloaded on 24 May 2018.
  6. WEIGL, R. (2005)
  7. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
  8. WILSON, D. E. & REEDER, D. M. (2005)
  9. ZENZINGER, S. (2008)
  10. EAZA REGIONAL COLLECTION PLAN - Tapir and Suiform Taxon Advisory Group - July 2021

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Donnerstag, 14 Juni 2018 08:33

Mittelamerikanischer Tapir

Überordnung: LAURASIATHERiA
Ordnung: Unpaarzeher (PERISSODACTYLA)
Familie: Tapire (Tapiridae)

Red list status endangered

EEPMittelamerikanischer Tapir

Tapirus bairdii • The Baird’s Tapir • Le tapir de Baird

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Mittelamerikanischer Tapir (Tapirus bairdii) im Zoo Wuppertal © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Approximative (tatsächliche und mutmaßliche) Verbreitung des Mittelamerikanischen Tapirs (Tapirus bairdii)

 

 

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Mittelamerikanischer Tapir (Tapirus bairdii) im Zoo Wuppertal © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Junger Mittelamerikanischer Tapir (Tapirus bairdii) im Zoo Wuppertal © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Badender Mittelamerikanischer Tapir (Tapirus bairdii) im Tierpark Cottbus © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Mittelamerikanischer Tapir (Tapirus bairdii) im Tierpark Cottbus © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Mittelamerikanischer Tapir (Tapirus bairdii) im Zoo Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Junger Mittelamerikanischer Tapir (Tapirus bairdii) im Zoo Wuppertal © Barbara Scheer / Zoo Wuppertal

 

 

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Mittelamerikanischer Tapir (Tapirus bairdii) im Zoo Miami © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Mittelamerikanischer Tapir (Tapirus bairdii) im Zoo Berlin © Wolfgang Dreier, Berlin

 

 

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Mittelamerikanischer Tapir (Tapirus bairdii) im Zoo Berlin © Wolfgang Dreier, Berlin

 

 

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Mittelamerikanischer Tapir (Tapirus bairdii) im Zoo Berlin © Wolfgang Dreier, Berlin

 

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Der Mittelamerikanische Tapir ist in europäischen Zoos eine Seltenheit. Die meisten Zoos halten südamerikanische Flachlandtapire, die in zoopädagogischer Hinsicht und als Botschafterart denselben Zweck erfüllen, und die wenigsten haben die Möglichkeit oder die Motivation die beiden sehr ähnlichen Arten nebeneinander zu zeigen. In den USA ist die mittelamerikanische Art etwas häufiger anzutreffen.

Körperbau und Körperfunktionen

Mittelamerikanische Tapire sind die größten Landsäugetiere der neuweltlichen Tropen. Sie erreichen eine Kopf-Rumpflänge von 200-230 cm, eine Schwanzlänge von unter 10 cm, eine Schulterhöhe von 120 cm und ein Gewicht von 250-350 kg. Im Gegensatz zum Flachlandtapir ist der Nackenkamm nicht stark ausgeprägt. Das Fell ist kurz, aber etwas länger als beim Flachlandtapir, dunkelbraun oder graubraun gefärbt, die untere Gesichtshälfte und Kehle sind heller. Auf den Wangen befindet sich ein kleiner dunkler Fleck, die Ohrränder sind weiß. Die Jungtiere tragen das für Tapire typische längsgestreifte Jugenkleid. Dieses ist im Alter von 18 Wochen weitgehend verschwunden [5; 6].

Verbreitung und Bestände

Mittel- und nördliches Südamerika: Belize, Costa Rica, Guatemala, Honduras, Kolumbien, Mexiko, Nikaragua, Panama und möglicherweise in Ekuador. In El Salvador ausgestorben [1].

Lebensraum und Lebensweise

Der Mittelamerikanische Tapir besiedelt Regenwälder, Trockenwälder und Nebelwälder mit offenen Gewässern, Galeriewälder, Palmensümpfe, Mangrovenwälder und Gebirgseichenwälder ab Meereshöhe bis auf über 3'600 m. Er ist mehr nacht- als tagaktiv und lebt als Einzelgänger oder in lockeren Familienverbänden. Die Streifgebiete umfassen im Mittel 125 ha im Regen- und 171 ha im Trockenwald. Sie können sich mit jenen benachbarter Tapire überlappen. Die Tiere sind Selektiväser, die ein breites Spektrum an Früchten, Blättern, Zweigen, Wasserpflanzen, Rinde und Blüten zu sich nehmen. Die tägliche Nahrungsmenge liegt, wie in Costa Rica ermittelt wurde, bei 15-63 kg. Nach einer Trächtigkeit von 13-14 Monaten kommt ein einzelnes, 5-8 kg schweres Junges zur Welt, selten Zwillinge. Dieses bleibt 12-18 Monate bei der Mutter und entfernt sich danach vorerst nicht vom angestammten Streifgebiet. Geschlechtsreife wird meist mit 3-5 Jahre erreicht. Die Geburtsintervalle betragen meist ca. 18 Monate [1; 5; 6].

Gefährdung und Schutz

Es gibt höchstens noch 4'500 Mittelamerikanische Tapire. Die Bestände nehmen laufend ab und werden durch Lebensraumverlust fragmentiert. Der "Danta" oder "Macho de monte" gilt daher seit 2002, letztmals überprüft 2014, als bedrohte Tierart (Rote Liste: ENDANGERED) [1].

Der internationale Handel ist durch CITES-Anhang I eingeschränkt.

Zoogestütztes Schutzprojekt (Beispiel):

  • Das Papiliorama Kerzers gründete 1989 gemeinsam mit dem Burgers Zoo in Emmen den Internationalen Fonds für den Schutz der Tropischen Natur ITCF und durch diesen in Belize das vorerst nur 31 km² große Shipstern-Naturschutzgebiet. Dieses konnte sukzessive auf 87 km² das erweitert werden, und durch die Sicherung weiterer Waldgebiete vergrößerte sich das von der Stiftung geschützte und bewirtschaftete Areal auf heute rund 400 km². Damit wird der Lebensraum für zahlreiche Mittelamerikanische Tapire erhalten und können diese weitgehend vor illegaler Bejagung geschützt werden. Der Einsatz des Papilioramas wird mittlerweile durch weitere Zoos (z.B. Walter Zoo in Gossau,  Kölner Zoo, Wilhelma Stuttgart) unterstützt. mehr ... 

Bedeutung für den Menschen

Wirtschaftliche Bedeutung: Der Mittelamerikanische Tapir wird gebietsweise als Fleischlieferant gejagt, in Costa Rica auch als Sport. Jungtiere werden für die private Haltung gefangen [1].

Haltung

Für den Mittelamerikanischen Tapir gibt es seit 1987 ein Internationales Zuchtbuch (ISB), das beim Africam Safari in Puebla, Mexiko, geführt wird. Dieses umfasste, Stand Dezember 2016, 104 lebende Tiere in 42 Institutionen [IZY 52]. Das Erhaltungszuchtprogramm der nordamerikanischen Zoos bestand 2018 aus 43 Tieren in 15 Institutionen. Dieser Bestand wächst langsam, angestrebt wird ein Bestand von 60 Tieren [8]. Seit 2023 gibt es auch ein Europäisches Erhaltngszuchtprogramm (EEP), das vom Zoo Olmütz koordiniert wird.

Haltung in europäischen Zoos: Die Art war in europäischen Zoos stets selten. wird gegenwärtig (2023) nur im Tierpark Cottbus und im Zoo Wuppertal gehalten, in letzterem ein Einzeltier zusammen mit Kleinen Maras und Südlichen Pudus. Für Details siehe Zootierliste.

Am 25. Mai 1998 kam im Zoo Wuppertal der erste in Europa geborene Mittelamerikanische Tapir zur Welt, ein Weibchen, das "Susanna" benannt wurde. Seine Eltern "Tanya" und "Tonka" stammen aus Zoologischen Gärten in den USA. Am 18.1.2006 gebar "Susanna" ihr erstes Jungtier "Chico". Damit lebten drei Tapirgenerationen In Wuppertal. 2007 wurde "Chico" nach Berlin abgegeben, wo er vorerst im Tierpark, ab 2009 bis 2020 im Zoologischen Garten untergebracht und dann nach Cottbus abgegeben wurde. Am 13.09.2009 brachte "Susanna" ihr zweites Junges zur Welt. Ein Weibchen, dem der Name „Bonita“ gegeben wurde. "Tanya" musste am 28. Juli 2011 wegen fortgeschrittener Senilität und damit verbundener Beschwerden eingeschläfert werden. Mit 31 Jahren und 3 Monaten war sie der älteste bekannte Mittelamerikanische Tapir. Die ältesten Vertreter dieser Art in den USA wurden 30 bzw. 29 Jahre und 1 Monat alt. Im Laufe ihres Lebens hatte "Tanya" zehn Junge geboren, das erste im Alter von knapp 32 Monaten, das letzte mit 26 Jahren und fünfeinhalb Monaten. Ihr Partner Jasper wurde am 20. November 2011 wegen eines chronischen Leidens eingeschläfert [2; 3; PM Zoo Wuppertal].

Forschung im Zoo: Von 1997-2000 wurde eine vergleichende Untersuchungen zu Verhalten und Schauwert von Tapiren in Zoologischen Gärten durchgeführt, die von den Zoos Berlin, Dortmund, Heidelberg, München, Nürnberg, Wuppertal und Zürich gefördert wurde und auch zwei amerikanische Zoos miteinschloss [4].

Mindestanforderungen an Gehege: Im Säugetiergutachten 2014 des BMEL wird für die Haltung von Tapiren generell ein Innengehege von 15 m² pro Tier vorgegeben, ohne den Artunterschieden und den unterschiedlichen Haltungssystemen Rechnung zu tragen. Es besteht aber ein erheblicher Größenunterschied zwischen Süd- und Mittelamerikanischen Tapiren einerseits und Schabrackentapir andererseits. Die Tierschutz-Sachverständigen der Zoos hielten daher folgende Vorgabe für angemessen:  Da die Tiere im Winter nur beschränkt Zugang zum Außengehege haben, wird in der Regel auch innen ein Gemeinschaftsgehege angeboten. Die Möglichkeit der Einzelaufstallung ist aber zu gewährleisten. Für Mittelamerikanische Tapire müssen Boxen in Verbindung mit einem zusätzlichen, größeren Gemeinschaftsstall (ab ca. 30, besser 40 m²) eine Fläche von 8 m²  haben. Nur wenn kein Gemeinschaftsstall angeboten wid, müssen Boxen mindestens 15 m² groß sein, wie im Gutachten und in der Schweizerischen Tierschutzverordnung sowie approximativ in den AZA-Haltungsstandards [5] vorgegeben.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.062.2022) schreibt für bis zu zwei Tapire ein Außengehege mit einer Mindestfläche von 200 m², für jedes weitere Tier 50 m² mehr vor. Pro Tier ist eine Innenbox von 15 m² erforderlich. Außen und innen muss ein Badebecken mit einer Fläche von 10 m² und einer mittleren Tiefe von 80 cm vorhanden sein.

Die 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) fordert für ein Paar ein Außengehege von 200 m², für jedes weitere Tier 20 m² mehr. Pro Tier ist eine Stallfläche von 20 m² notwendig und es ist außen wie innen eine Bademöglichkeit einzurichten.

Taxonomie und Nomenklatur

Die monotypische Art wurde 1865 vom amerikanischen Zoologen Theodore Nicholas GILL als "Elasmognathus bairdii" beschrieben. Später kam er in die seit  1762 bestehende Gattung Tapirus. Neuerdings wurde vorgeschlagen, ihn in eine eigene Gattung zu stellen und dafür den von Theodore Sherman PALMER 1903 vergebenen Namen Tapirella zu reaktivieren [6; 7].

Literatur und Internetquellen

  1. GARCÍA, M. et al. (2016). Tapirus bairdii. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T21471A45173340. http://www.iucnredlist.org/details/21471/0. Downloaded on 24 May 2018.
  2. SCHÜRER, U. & KAUFFELS, T. (1999)
  3. SCHÜRER, U. (2011)
  4. SEITZ, S. (2001)
  5. SHOEMAKER A. H., BARONGI R., FLANAGAN J. & JANSSEN D. (2004)
  6. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
  7. WILSON, D. E. & REEDER, D. M. (2005)
  8. EAZA REGIONAL COLLECTION PLAN - Tapir and Suiform Taxon Advisory Group - July 2021

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Freigegeben in Unpaarzeher
Donnerstag, 14 Juni 2018 08:33

Flachlandtapir

Überordnung: LAURASIATHERiA
Ordnung: Unpaarzeher (PERISSODACTYLA)
Familie: Tapire (Tapiridae)

Red list status vulnerable

EEPFlachlandtapir

Tapirus terrestris • The Lowland Tapir • Le tapir du Brésil

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Flachlandtapir (Tapirus terrestris) mit Kalb im Jardín zoológico Buín, Chile © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Approximative Verbreitung des Flachlandtapirs (Tapirus terrestris). Dunkelblau effektive, mittelblau wahrscheinliche Verbreitung. Rot: ehemalige Verbreitung, heute ausgestorben

 

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Junger Flachlandtapir (Tapirus terrestris) im Jugendkleid im Krefelder Zoo © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Halbwüchsiger Flachlandtapir (Tapirus terrestris) mit verblassendem Jugendkleid im Zoo Las Leyendas, Lima © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Flehmender Flachlandtapir (Tapirus terrestris) im Zoo Saarbrücken © Zoo Saarbrücken

 

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Flachlandtapir (Tapirus terrestris) auf der Südamerika-Anlage im Tiergarten Schönbrunn © Tiergarten Schönbrunn (Pressefoto)

 

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Flachlandtapir (Tapirus terrestris) im Innengehege im Tiergarten Schönbrunn © Tiergarten Schönbrunn (Pressefoto)

 

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Flachlandtapir (Tapirus terrestris) interessiert sich für Nandu-Eier im Zoo von Amnéville © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Gemeinschaftshaltung von Flachlandtapir (Tapirus terrestris) mit Capybaras (und Maras) in Le Pal, Dompierre-sur-Besbre © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Flachlandtapir (Tapirus terrestris) in großem Gehege im Zoo Dortmund © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Badende Flachlandtapire (Tapirus terrestris) im Tiergarten Schönbrunn © Daniel Zupanc, Tiergarten Schönbrunn

 

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Flachlandtapir (Tapirus terrestris) mit Jungtier im Zoo Osnabrück © Zoo Osnabrück (Pressefoto)

 

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Säugendes Flachlandtapirkalb (Tapirus terrestris) im Zoo Osnabrück © Lisa Josef, Zoo Osnabrück (Pressefoto)

 

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Flachlandtapir (Tapirus terrestris) im Zoo Zürich © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Der in seinem Ursprungsgebiet gefährdete Flachlandtapir ist die in europäischen Zoos mit Abstand am häufigsten gehaltene Tapirart und wurde so für viele Menschen zum Prototyp der Gattung. Seine Verwandtschaft mit den Pferdeartigen kann dazu dienen, im Zooschulunterricht Taxonomie und Evolution zu thematisieren und als auffällige Großtierart ist er ein ausgezeichneter Botschafter für den Schutz der südamerikanischen Wälder.

Körperbau und Körperfunktionen

Flachlandtapire erreichen eine Kopf-Rumpflänge von 191-242 cm, eine Schwanzlänge von unter 10 cm, eine Schulterhöhe von 83-118 cm und ein Gewicht von 180-300 kg, wobei weibliche Tiere meist etwas größer sind als männliche. Sie sind also etwas kleiner als der Mittelamerikanische Tapir. Im Gegensatz zu jenem ist der Nackenkamm stark ausgeprägt und hat eine kurze Mähne. Wie bei den anderen Tapiren ist im Oberkiefer der dritte Schneidezahn vergrößert und der Eckzahn reduziert, im Unterkiefer der dritte Schneidezahn reduziert und der Eckzahn vergrößert. Dadurch wird ein wirksames Beißwerkzeug gebildet.  Das Fell ist kurz, dunkelbraun oder schwarzbraun gefärbt, die untere Gesichtshälfte und Kehle sind grau. Auf den Wangen befindet sich ein kleiner dunkler Fleck, die Ohrränder sind weiß. Die Jungtiere tragen das für Tapire typische längsgestreifte Jugendkleid. Die Umfärbung beginnt mit 1-2 Monaten und ist mit einem halben Jahr praktisch abgeschlossen [3; 8; 11].

Verbreitung

Südamerika: Argentinien, Bolivien, Brasilien, Ekuador, Französisch-Guyana, Guyana, Kolumbien, Paraguay, Peru, Surinam, Venezuela [2].

Lebensraum und Lebensweise

Wie sein Name sagt, lebt der überwiegend dämmerungs- und nachtaktive Flachlandtapir im Tiefland, wo er Feucht- und Sumpfwälder, trockenen und feuchten Busch, Savannen und Grasländer besiedelt, oft Gebiete, die saisonal überschwemmt sind. Außer auf Wasser ist er auf Salzlecken angewiesen. Wo es solche gibt, ist seine Bestandsdichte besonders hoch, vor allem wenn auch "Aguajales", Sümpfe mit Buriti-Palmen (Mauritia flexuosa) vorhanden sind. Die Tapire fressen mit Vorliebe die Früchte dieser Palme und sind ihr wichtigster Samenverbreiter. Ansonsten fressen sie auch andere Früchte, Blätter, Zweige Gras und Baumrinde. Flachlandtapire sind in der Regel Einzelgänger. Sie nutzen Streifgebiete von 1-19 km², die sich oft mit jenen ihrer Nachbarn überlappen. Nach einer Trächtigkeit von 385-412 Tagen kommt in der Regel ein einzelnes, im Mittel 5.6 kg schweres Jungtier zur Welt, selten Zwillinge. Zum Säugen legt sich die Mutter auf die Seite und hebt das obere Hinterbein an. Die Kälber sind die ersten 7-10 Tage Ablieger. Mit 4 Monaten werden sie entwöhnt, bleiben aber etwa ein Jahr bei ihren Müttern. Da diese bereits 9-27 Tage nach der Geburt wieder gedeckt werden können, liegen die Geburtsintervalle im Idealfall bei 14 Monaten, in saisonal trockenen Gebieten etwas länger. Mit 18 Monaten sind die Jungen ausgewachsen. Weibchen sind mit 19 Monaten geschlechtsreif [2; 3; 8; 11].

Gefährdung und Schutz

Die Bestände sind in den letzten 33 Jahren um mehr als 30 % zurückgegangen. Die Gründe für diesen Rückgang sind Lebensraumverlust, illegale Jagd und Konkurrenz durch die Viehwirtschaft. Deshalb wird der Flachlandtapir seit 2002, letztmals überprüft 2008 als gefährdet eingestuft (Rote Liste: VULNERABLE) [2].

Der internationale Handel ist nach CITES-Anhang II geregelt.

Zoogestützte Artenschutzprojekte (Beispiele):

Europäische Zoos beteiligen sich an mehreren in situ-Artenschutzprojekten für den Flachlandtapir, darunter

  • das vom Zoo Osnabrück ab 2003 längerfristig und gelegentlich von anderen Zoos, z.B. Wuppertal,  unterstützte Tayja Saruta-Projekt in Ekuador (WAZA Conservation Project 07008).

  • 1996 gründete die brasilianische Biologin Patrícia Medici die "Lowland Tapir Conservation Initiative" (LTCI), die im Atlantischen und Amazonas-Regenwald, im Cerrado und im Pantanal ein langfristige Forschungs- und Schutzprogramm betreiubt. Dieses wird von zahlreichen Zoos unterstützt, in Europa von den Zoos in Amnéville, Beauval, Chester, Emmeln, Givskud, Lisieux, Odense sowie der Tiergarten Schönbrunn. In Brasilien stammen 80% der für den Tapirschutz verfügbaren Mittel von Zoos. mehr ...

Bedeutung für den Menschen

Der Flachlandtapir wird zur Fleischgewinnung gejagt und seine Häute gelangen zur Herstellung von Lederwaren in den internationalen Handel [2].

Haltung

Flachlandtapire können mit verschiedenen Südamerikanischen Säugetieren und Vögeln vergesellschaftet werden, wobei das zumeist einzige Problem darin besteht, dass Tiere aus unterschiedlichsten Lebensräumen auf derselben Anlage gezeigt werden, also nebst den Tapiren aus dem Tiefland z.B. Neuweltkameliden aus den Hochanden, was vom zoopädagogischen Standpunkt her etwa so sinnvoll ist, wie die Vergesellschaftung von Zypernmufflons mit Polarfüchsen oder von Flamingos mit Alpensteinböcken und Eiderenten ...

Den veröffentlichten Altersrekord in Menschenobhut hält ein im Twycross Zoo geborener weibliche Flachlandtapir, der im Alter von 37 Jahren und 5 Monaten im Howletts Wild Animal Park in Bekesbourne starb [7].

Haltung in europäischen Zoos: Der Flachlandtapir ist in Europa die am häufigsten gehaltene Tapirart: 2011 beteiligten sich 99 Zoos mit 169 Tieren am Europäischen Erhaltungszuchtprogramm. Es wurden 37 Junge geboren, von denen 32 erfolgreich aufgezogen wurden. 2020 erfasste der  "Regional Collection Plan" der EAZA total 370 Tiere in 157 Institutionen [12]. 2023 weist die Zootierliste über 160 Haltungen aus, von denen sich etwa zwei Dutzend im deutschsprachigen Raum befinden. Es gibt ein Europäisches Erhaltungszuchtprogramm, das seit 2020 vom CERZA-Zoo in Lisieux koordiniert wird.

Wie Flachlandtapire gehalten werden (Beispiele):

Forschung im Zoo: Auch Flachlandtapire sind Gegenstand von Forschung im Zoo. So führt der Zoo von Breslau ab 2010 eine Untersuchung über den Unterartstatus der Tapire in europäischen Zoos durch, der Zoo von Paignton untersuchte die Ernährung und in Chester interessierte man sich um das zwischenartliche Verhalten von im selben Gehege gehaltenen Flachlandtapiren und Vikunjas. Von 1997-2000 wurde eine vergleichende Untersuchungen zu Verhalten und Schauwert von Tapiren in Zoologischen Gärten durchgeführt, die von den Zoos Berlin, Dortmund, Heidelberg, München, Nürnberg, Wuppertal und Zürich gefördert wurde und auch zwei amerikanische Zoos miteinschloss [5]. Eher der Grundlagenforschungen zuzurechnen sind Arbeiten über das Verhalten und die Vokalisation bzw. innerartliche Kommunikation [1; 10].

Mindestanforderungen an Gehege: Im Säugetiergutachten 2014 des BMEL wird für die Haltung von Tapiren generell ein Innengehege von 15 m² pro Tier vorgegeben, ohne den Artunterschieden und den unterschiedlichen Haltungssystemen Rechnung zu tragen. Es besteht aber ein erheblicher Größenunterschied zwischen Süd- und Mittelamerikanischen Tapiren einerseits und Schabrackentapir andererseits. Die Tierschutz-Sachverständigen der Zoos hielten daher folgende Vorgabe für angemessen:  Da die Tiere im Winter nur beschränkt Zugang zum Außengehege haben, wird in der Regel auch innen ein Gemeinschaftsgehege angeboten. Die Möglichkeit der Einzelaufstallung ist aber zu gewährleisten. Für Mittelamerikanische Tapire müssen Boxen in Verbindung mit einem zusätzlichen, größeren Gemeinschaftsstall (ab ca. 30, besser 40 m²) eine Fläche von 8 m² haben. Nur wenn kein Gemeinschaftsstall angeboten wird, müssen Boxen mindestens 15 m² groß sein, wie im Gutachten und in der Schweizerischen Tierschutzverordnung sowie approximativ in den AZA-Haltungsstandards [5] vorgegeben.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für bis zu zwei Tapire ein Außengehege mit einer Mindestfläche von 200 m², für jedes weitere Tier 50 m² mehr vor. Pro Tier ist eine Innenbox von 15 m² erforderlich. Außen und innen muss ein Badebecken mit einer Fläche von 10 m² und einer mittleren Tiefe von 80 cm vorhanden sein. Die 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) fordert für ein Paar ein Außengehege von 200 m², für jedes weitere Tier 20 m² mehr. Pro Tier ist eine Stallfläche von 20 m² notwendig und es ist außen wie innen eine Bademöglichkeit einzurichten.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Flachlandtapir wurde 1758 von Carl von LINNÉ als "Hippopotamus terrestris" beschrieben. Der französische Zoologe Mathurin Jacques BRISSON stellte ihn 1762 als Typusart in die neue Gattung Tapirus. Es werden vier Unterarten anerkannt: Tapirus t. terrestris; T. t. aenigmaticus, T. t. colombianus und T. t. spegazzinii [9].

Literatur und Internetquellen

  1. BERGMANN, F. (2012)
  2. NAVEDA, A. et al. (2008). Tapirus terrestris. The IUCN Red List of Threatened Species 2008: e.T21474A9285933. http://www.iucnredlist.org/details/21474/0. Downloaded on 24 May 2018.
  3. PUSCHMANN, W., ZSCHEILE, D., & ZSCHEILE, K. (2009)
  4. SCHÜRER, U. (1976) (mit PDF zum Herunterladen)
  5. SEITZ, S. (2001)
  6. SHOEMAKER A. H., BARONGI R., FLANAGAN J. & JANSSEN D. (2004)
  7. WEIGL, R. (2005)
  8. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
  9. WILSON, D. E. & REEDER, D. M. (2005)
  10. ZENZINGER, S. (2008)
  11. ZOO ZÜRICH
  12. EAZA REGIONAL COLLECTION PLAN - Tapir and Suiform Taxon Advisory Group - July 2021

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Donnerstag, 14 Juni 2018 08:31

Karibische Seekuh

Überordnung: AFROTHERIA
Taxon ohne Rang: PAENUNGULATA
Ordnung: Seekühe (SIRENIA)
Familie: Manatis (Trichechidae)

Red list status Vulnerable

EEPNagelmanati, Karibische Seekuh

Trichechus manatus • The West Indian Manatee • Le lamantin des Caraïbes

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Karibische Seekuh (Trichechus manatus) im Tiergarten Nürnber @ TG Nürnberg (Pressefoto)

 

 

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Approximative Verbreitung der Karibischen Seekuh (Trichechus manatus)

 

 

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Karibische Seekuh (Trichechus manatus) im ZooParc de Beauval @ Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Schwanzpartie einer Karibischen Seekuh (Trichechus manatus) im Acquario die Genova @ Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Karibische Seekuh (Trichechus manatus) mit Jungtier im Odense Zoo @ Odense Zoo

 

 

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Karibische Seekuh (Trichechus manatus) im Tiergarten Nürnberg © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Nagelmanatis (Trichechus manatus) im Tiergarten Nürnberg @ Tiergarten Nürnberg (Pressefoto)

 

 

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Manati-Jungtier "Herbert" (Trichechus manatus) mit Tierpfleger im Tiergarten Nürnberg @ Tiergarten Nürnberg (Pressefoto)

 

 

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Karibische Seekuh (Trichechus manatus) im Tiergarten Nürnber @ TG Nürnberg (Péressefoto)

 

 

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Unterwasser-Einblick in die Manati-Lagune im ZooParc de Beauval @ Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Karibische Seekuh (Trichechus manatus) im Tiergarten Nürnberg @ Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Unterwassereinblick in die Manati-Lagune des Tiergartens Nürnberg @ Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Schädel einer Karibischen Seekuh (Trichechus manatus) © University of Wyoming, veröffentlicht unter der Creative Commons Attribution-NonCommercial-Lizenz

 

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Skelett einer Karibischen Seekuh (Trichechus manatus) im Zoo Breslau © Klaus Rudloff, Berlin

 

Weitere Bilder auf BioLib

Das Nagelmanati ist der einzige Vertreter der Seekühe, der in Europa gehalten wird. Als stark ans Wasserleben angepasste Art, die sich im Gegensatz zu den Robben oder Delfinen nicht von Fischen, sondern ausschließlich von Pflanzenmaterial ernährt, ist es zoopädagogisch interessant und als gefährdete Art gibt es bei guter Präsentation einen ausgezeichneten Botschafter für den Meeres-, Natur und Artenschutz in seiner Heimatregion ab.

Körperbau und Körperfunktionen

Nagelmanatis oder Karibische Seekühe erreichen eine Gesamtlänge von 250-390(-450) cm und dementsprechend ein Gewicht von 300-800 (-1'620 ?) kg. Ihr Kopf ist klein und geht ohne erkennbaren Hals in den walzenförmigen Körper über. Die Augen sind kein, die verschließbaren Nasenlöcher endständig und sich nach oben öffnend, die Oberlippe ist breit und beweglich. Sie trägt Borsten und dient als Greiforgan. Ohrmuscheln sind nicht vorhanden. Die Vordergliedmaßen sind zu Flossen umgewandelt, die noch rudimentäre Fingernägel tragen (daher der Name "Nagelmanati"). Die Hintergliedmaßen sind wie bei den Walen bis auf geringe Reste des Beckens verschwunden. Der Schwanz ist als runde Floße ausgestaltet [4; 7].

Verbreitung

Karibik, Nord- Mittel- und Südamerika von Florida (und saisonal weiter nördlich bis auf die Breite von New York) bis Brasilien: Bahamas, Belize, Brasilien, Cayman Islands, Costa Rica, Dominikan. Republik, Fanzösisch Guiana, Guatemala, Guyana, Honduras, Jamaika, Jungferninseln (Britische und amerikanische), Kolumbien, Kuba, Mexiko, Niederländische Antillen (Bonaire, Curaçao), Nikaragua, Panama, Puerto Rico, Surinam, Trinidad und Tobago, Venezuela, Vereinigte Staaten.

Regional ausgestorben auf Anguilla, Antigua und Barbuda, Aruba, Barbados, Dominica, Grenada, Guadeloupe, Martinique, Montserrat, Saint Barthélemy, Saint Kitts und Nevis, Saint Lucia, Saint Martin, Saint Vincent und Grenadinen, sowie vermutlich Turks und Caicos [1].

Lebensraum und Lebensweise

Karibische Seekühe besiedeln flache Meeresküsten, Lagunen, Ästuare und stehende oder langsam fließende Süßgewässer, die eine ausreichende Nahrungsgrundlage bieten. Sie unternehmen saisonale Wanderungen. Gefressen werden Seegräser (Thalassia-, Halodule-, Halophila-, Syringodium-Arten), Süßwasserpflanzen, Mangrovenblätter und vom Wasser aus erreichbare Ufervegetation. Die Tiere werden mit (3-)4-5 Jahren geschlechtsreif. Nach einer Tragzeit von 11-14 Monaten wird ein einzelnes Junges geboren, sehr selten Zwillinge. Die Jungtiere haben ein Geburtsgewicht von 18-25 kg und eine Länge von etwa 120 cm. Sie werden nach 1-2 Jahren entwöhnt. Die Geburtsintervalle betragen 2.5 Jahre [1; 4; 7].

Gefährdung und Schutz

Die Karibische Seekuh gilt seit 1982, letztmals überprüft 2008, als gefährdete Tierart (Rote Liste: VULNERABLE), weil der Bestand an erwachsenen Tieren unter 10'000 Individuen liegt und abnimmt. Die beiden gegenwärtig anerkannten Unterarten werden jede für sich als stark gefährdet (ENDANGERED) taxiert. In Teilen ihres ursprünglichen Verbreitungsgebiets ist die Art bereits ausgestorben [1].

Der internationale Handel ist durch CITES-Anhang I eingeschränkt. Ferner fallen die zwischen Honduras und Panama zirkulierenden Populationen unter die Anhänge I und II des Bonner Übereinkommens über wandernde Tierarten.

Zoogestütztes Artenschutzprojekt (Beispiel):

  • Die gegenwärtige Verbreitung der Manatis entlang der brasilianischen Küste ist lückenhaft, was bedeutet, dass nur noch kleine, isolierte Populationen existieren.In Zusammen mit der Universität von Rio Grande und dem Zoo Odense unterstützt YAQU PACHA, eine am Tiergarten Nürnberg angesiedelte und auch von verschiedenen anderen Zoos (Bremerhaven, Aquazoo Düsseldorf, Heidelberg, Planète sauvage) unterstützte Organisation, ein Forschungsprojekt, in dem mittels Isotopenanalysen einzelne Populationen sowie auch Habitat- und Nahrungspräferenzen definiert werden. Die Ergebnisse dieser Studien sollen dazu dienen, die relevanten Eigenschaften der Lebensräume dieser Tiere besser zu verstehen um sie gezielt schützen zu können.

Bedeutung für den Menschen

Manatis sind durch nationale Gesetzgebungen geschützt, werden aber im karibisch-südamerikanischen Raum immer noch - aber mit abnehmender Tendenz - zur Fleischgewinnung gejagt [25].

Haltung

Seekühe wurden früher als träge angesehen und in Becken gehalten, in denen sie kaum schwimmen konnten, was ihnen nicht unbedingt gut bekam. Die Welterstzucht, von bereits trächtig eingefangenen Tieren einmal abgesehen, gelang daher erst 1975 im Miami Seaquarium. Heute erfolgt die Haltung in der Regel in geräumigen Becken, oft vergesellschaftet mit Fischen und Wasserschildkröten, eventuell mit wasserlebenden Vögeln [5]. Karibische Seekühe sind sehr langlebig. Ein im Miami Seaquarium geborenes Tier starb im Alter von 56 Jahren im Parker Manatee Aquarium in Bradenton FL [6].

Haltung in europäischen Zoos: Das Nagelmanati ist seit über 40 Jahren die einzige in Europa gezeigte Seekuhart. Es wird in rund 10 Zoos gehalten, darunter der Tiergarten Nürnberg. Die europäische Erstzucht gelang 1977 im Artis-Zoo Amsterdam, die Erstzucht in Deutschland 1981 im Tiergarten Nürnberg. Für Details siehe Zootierliste.

Seit 2008 gibt es ein Europäisches Erhaltungszuchtprogramm (EEP), das vom Tiergarten Nürnberg koordiniert wird. Bis 2019 wurden 24 Kälber geboren, von denen 17 noch lebten, womit die EAZA-Population Stand November 2019 auf 36 anstieg. 2023 umfasste das Programm 59 (33.26) Exemplare in 12 Zoos (davon 2 außereuropäische). Der Bestand geht auf nur 6 Gründertiere zurück [9].

Wie Manatis gehalten werden - Beispiele:

Im Manatihaus des Tiergartens Nürnberg steht den Tieren eine Wasserfläche von ca. 350 m² und ein Wasservolumen von 700'000 l zur Verfügung. Die Wassertemperatur beträgt 26-28°C, die Lufttemperatur 24-32°C. Die Manatis sind vergesellschaftet mit Perlmutt-Buntbarschen (Geophagus brasiliensis), Schwarzen Pacus, Schwarzen Dornwelsen  und Waben-Schilderwelsen [3; 11].

Forschung im Zoo (Beispiele): Mit dem Ziel zu allgemeingültigen Richtlinien zur Haltung von Seekühen und zur Grundlagenforschung im Bereich der akustischen Kommunikation beizutragen, wurde im Tiergarten Nürnberg anhand von Verhaltensbeobachtungen und der Aufnahme von akustischer Kommunikation der Seekuh-Gruppe analysiert, ob die Tiere in der neuen Anlage angemessen gehalten werden und inwiefern Wechselwirkungen zwischen der akustischen Kommunikation, der Sozialstruktur und der circadianen Rhythmik der Tiere, auftraten [3]. Ebenfalls in Nürberg wurde ein Ethogramm der Karibischen Seekuh unter den Haltungsbedingungen der neuen Anlage erstellt [2].

Mindestanforderungen an Gehege: Für manche der Vorgaben im Säugetiergutachten 2014 des BMEL gibt es keine wissenschaftlichen Grundlagen. Seekühe sind in beliebiger sozialer Konstellation extrem verträglich und konkurrieren nicht um den Platz. Eine Abtrennung einzelner Tiere ist nur in medizinischen Notfällen nötig. Für diesen Zweck muss neben dem Hauptbecken ein abtrennbares Becken vorhanden sein. Aufgrund von Tierhaltererfahrung sind nach Ansicht der Tierschutzsachverständigen der Zoos folgende Dimensionen für das Hauptbecken ausreichend: Für bis zu 4 Tiere (anstat für 2) eine Wasserfläche von mindestens 150 m² und ein Volumen von 270 m³. Für jedes weitere erwachsene Tier sollen mindestens 25 m² mehr bereitgestellt werden. Die Wassertiefe muss im Mittel 1,8 m und zumindest teilweise bis zu 2,5 m betragen, und der tiefe Bereich muss den Tieren ausreichende Bewegungsmöglichkeiten bieten. Diese Dimensionen übertreffen jene der Vereinigten Staaten (Fläche pro Tier 14.47 m², Tiefe 1.52 m) und der Schweiz. Die Wasserqualität bedarf laufender Kontrolle, Luftqualitätsmessungen sind dagegen überflüssig. Die Möglichkeit einer getrennten Entleerung einzelner Beckenbereiche sowie eine flache Strandzone sind wünschenswert.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für die Haltung von 2 Seekühen ein Becken mit einer Fläche von 80 m² und einer mittleren Tiefe von 2 m vor. Für jedes weitere Tier ist die Beckenfläche um 20 m² zu erhöhen. Die Anforderungen der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) fordert für je 2 Paare mit je einem Jungtier drei abtrennbare, um eine Insel angeordnete Wasserareale mit zusammen einer Wasserfläche von mindestens 300 m² und Tiefen von 40 cm bis 4 m. Für jedes weitere erwachsene Tier sind 10% der Fläche zusätzlich vorzusehen.

Taxonomie und Nomenklatur

Die Art wurde 1758 von Carl von LINNÉ unter ihrem heute noch gültigen Namen beschrieben, Es werden zwei Unterarten anerkannt: die Nominatform in Mittel- und Südamerika und der Karibik sowie T. m. latirostris an der Küste Nordamerikas und Binnengewässern Floridas [7; 8].

LINNÉ stellte in der 12. Auflage seines Systema Naturae die Gattung Trichechus, zu der er  neben dem Manati auch das Walross zählte, zusammen mit Elefant, Faultier, Ameisenbär, Schuppen- und Gürteltier in die Ordnung "Brutae" (brutus = schwer, aber auch blöde). Bei manatus verwies er darauf, dass die Oberlippe mit starren Borsten besetzt sei, was ja auch für das Walross zutrifft. Dies dürfte der Grund dafür gewesen sein, die Gattung "Trichechus" zu nennen. θρίξ ("thríx") bedeutet auf Altgriechisch Haar oder Borste, ἔχειv ("échein") haben, besitzen.

Literatur und Internetquellen

  1. DEUTSCH, C.J. et al. (2008). Trichechus manatus. The IUCN Red List of Threatened Species 2008: e.T22103A9356917. http://www.iucnredlist.org/details/22103/0. Downloaded on 23 May 2018
  2. HÜTTNER, T. (2012)
  3. KAPPEL, I. (2012)
  4. MOHR, E. (1957)
  5. PUSCHMANN, W., ZSCHEILE, D., & ZSCHEILE, K. (2009)
  6. WEIGL, R. (2005)
  7. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
  8. WILSON, D. E. & REEDER, D. M. (2005)
  9. ZOOQUARIA 106: 6-7 und 2022 EAZA Regional Collection Pland Marine Mammals
  10. LINNÉ, Carl von (1735-1768)
  11. TIERGARTEN NÜRNBERG

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Freigegeben in Afrotheria
Donnerstag, 14 Juni 2018 08:31

Buschschliefer

Überordnung: AFROTHERIA
Taxon ohne Rang: PAENUNGULATA
Ordnung: Schliefer (HYRACOIDEA)
Familie: Schliefer (Procaviidae)

D LC 650

EEPBuschschliefer

Heterohyrax brucei • The Bush Hyrax • Le daman gris ou daman des steppes

 

116 001 002 001 heterohyrax brucei BBG PD(2)
Buschschliefer im Tiergarten Bernburg © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

116 001 002 001 heterohyrax brucei map
Approximative Verbreitung des Buschschliefers (Heterohyrax brucei)

 

116 001 002 001 heterohyrax brucei braunschweig PD1
Buschschliefer im Arche Noah Zoo Braunschweig © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

116 001 002 001 heterohyrax brucei braunschweig PD2
Buschschliefer im Arche Noah Zoo Braunschweig © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

116 001 002 001 heterohyrax brucei TPB Rudloff
Buschschliefer (Heterohyrax brucei)im Tierpark Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

116 001 002 001 heterohyrax brucei cottbus PD1
Buschschliefer (Heterohyrax brucei) im Tierpark Cotttbus © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

116 001 002 001 heterohyrax brucei opel opel
Buschschlieferweibchen (Heterohyrax brucei) mit Nachwuchs im Opel-Zoo Kronberg © Archiv Opel-Zoo

 

116 001 002 001 heterohyrax brucei TPB Rudloff(2)
Buschschlieferweibchen (Heterohyrax brucei) mit Jungtier im Tierpark Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

116 001 002 001 heterohyrax brucei opel opel2
Buschschlieferweibchen (Heterohyrax brucei) mit Nachwuchs im Opel-Zoo Kronberg © Archiv Opel-Zoo

 

116 001 002 001 heterohyrax brucei seronera PD1
Buschschliefer (Heterohyrax brucei) bei Seronera im Serengeti-Nationalpark, Tansania © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

116 001 002 001 heterohyrax brucei skull gray
aus GRAY, J. E. (1873): Hand-list of the edentate, thick-skinned and ruminant mammals in the British museum, pl. 13. Gemeinfrei.

 

Weitere Bilder auf BioLib

Buschschliefer sind wegen ihrer anatomischen Besonderheiten und ihrer Eigenschaft als kleine Verwandte der Elefanten von Interesse für die Zoopädagogik. Als tagaktive und soziale Art ziehen sie die Aufmerksamkeit des Publikums auf sich und sind daher gute Botschafter für den Schutz der Biodiversität der afrikanischen Savannen.

Körperbau und Körperfunktionen

Buschschliefer haben eine Kopf-Rumpflänge von 32-56 cm und wiegen 1.3-3.6 kg. Es gibt kaum einen Unterschied zwischen den Geschlechtern, wobei die Weibchen bisweilen etwas größer sind als die Männchen. Die Ohren sind abgerundet, der Schwanz ist rudimentär, die von hellen bis schwarzen, vom übrigen Fell deutlich verschiedenen Haaren umgebene Rückendrüse ist nur klein. Der Penis der Männchen ist bis über 6 cm lang und hat einen Anhang. Das Fell ist rauchgrau bis hellbraun gefärbt, unterseits heller bis weiß, bei den auf Bäumen lebenden Formen ist es dunkler. Auffällig sind die hellen Überaugenflecken [2; 3; 7].

Verbreitung

Afrika südlich der Sahara: Angola, Äthiopien, Botswana, Burundi, Dschibuti, Eritrea, Kenia, Kongo Dem., Malawi, Mosambik, Somalia, Südafrika (Limpopo-Provinz, Mpumalanga), Sambia, Simbabwe, Südsudan, Sudan, Tansania, Uganda. Angaben zu Vorkommen in Ägypten und Algerien beruhen auf Verwechslungen mit Klippschliefern [1].

Lebensraum und Lebensweise

Buschschliefer sind Savannenbewohner. Sie leben teils überwiegend in Felsen, teils überwiegend auf Bäumen und besiedeln Regionen bis auf eine Höhe von 3'800 m. Kopjes werden oft gemeinsam mit Klippschliefern bewohnt. Dabei kommt es wegen der unterschiedlichen Ausbildung der Geschlechtsorgane nicht zu Hybridisierungen. Die Tiere sind tagaktiv. Nachts schlafen sie in Fels- oder Baumhöhlen. Sie leben in Gruppen von einem Männchen und mehreren Weibchen. Sie ernähren sich von Blättern, Zweigen, Früchten und Baumrinde. Nach einer Trächtigkeit von etwa 250 Tagen werden bis 3 voll behaarte und sehtüchtige Junge mit einem Geburtsgewicht von 220-230 g geboren, die sich ab dem ersten Lebenstag geschickt in der Gruppe bewegen. In Gebieten mit zwei Regenzeiten kann ein Weibchen zweimal im Jahr werfen. Buschschliefer teilen ihren Lebensraum mit Klippschliefern, mit denen sie in der Regel harmonisch zusammenleben. Es werden die Warnrufe der jeweils anderen Art beachtet und bisweilen werden sogar gemeinsame Kindergärten geführt [1; 2; 5; 7].

Gefährdung und Schutz

Der Buschschliefer hat eine weite Verbreitung, mutmaßlich eine große Gesamtpopulation und kommt in zahlreichen Schutzgebieten vor. Er gilt daher aufgrund einer Beurteilung aus dem Jahr 2014 nicht als gefährdet (Rote Liste: LEAST CONCERN) [1].

Der internationale Handel ist durch CITES nicht geregelt.

Bedeutung für den Menschen

Die Art wird zur Gewinnung von Fleisch und Fellen bejagt. Aus den Fellen werden in Südafrika Bettüberwürfe gefertigt [1].

Haltung

Buschschliefer sind extrem gute Kletterer und vermögen eventuell auch glatte Flächen zu überwinden. Als Höchstalter werden 11 Jahre und 9 Monate angegeben, die von einem im Prager Zoo geborenen und gestorbenen Tier erreicht wurden [6]. Buschschliefer können gemeinsam mit diversen Vögeln und Kleinäugern, z.B. Kap-Borstenhörnchen oder Zwergmangusten, gehalten werden [9].

Haltung in europäischen Zoos: Es gibt gegen 20 europäische Haltungen. Etwa zwei Drittel davon befinden sich in Deutschland. Für Details siehe Zootierliste.

Seit 2008 gibt es ein Europäisches Zuchtbuch (ESB), das am Zoo Pilsen geführt wird.

Mindestanforderungen an Gehege: Das Säugetiergutachten’96 sah eine Grundfläche von 8 m² für eine Gruppe von fünf Busch- oder Klippschliefern vor. Im Säugetiergutachten 2014 des BMEL wird als Mindestfläche für 5 Buschschliefer 10 m² vorgegeben, je weiteres Tier  zusätzlich 2 m², und als Gehegehöhe 2,5 m. Dafür gibt es keine wissenschaftliche Begründung.  Tierhaltererfahrung zeigt, dass Buschschliefer sich sogar in Gehegen, die kleiner sind als die Vorgaben des alten Gutachtens, nachhaltig halten und züchten lassen und keine Verhaltensabweichungen zeigen. Daher sind nach Ansicht der Tierschutzsachverständigen der Zoos folgende Gehegedimensionen nach wie vor als Mindestanforderung zu akzeptieren: Einer Gruppe von bis zu 5 Buschschliefern muss ganzjährig eine Fläche von 8 m² zur Verfügung stehen, für jedes zusätzliche erwachsene Tier ist die Fläche um 1,5 m² zu erhöhen. Die Gehegehöhe darf 2 m nicht unterschreiten. Ferner müssen Klettermöglichkeiten nicht, wie das Gutachten vorgibt, aus Fels, Verstecke nicht aus Felsnischen bestehen. Klettermöglichkeiten aus anderen Materialien und einfache Rückzugskisten erfüllen gleichermaßen den Zweck.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für 1-5 Tier ein Außen- und Innengehege von je 16 m² / 40 m vor. Für jedes weitere Tier kommen jeweils 3 m² zur Basisflächen dazu. Die 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) fordert für 5 Tiere ein Außengehege von 20 m² und ein Innengehege von 5 m². Für jedes weitere Adulttier sind die Flächen um 2 bzw. 0.5 m² zu erhöhen. Ein ganzjähriger Zugang zum Außengehege mit zwei Durchgängen ist zu gewährleisten.

 Taxonomie und Nomenklatur

Die Art wurde 1868 von John Edward GRAY vom British Museum in London als "Hyrax brucei" beschrieben. Im selben Jahr beschrieb GRAY die heute nicht mehr anerkannt ART Dendrohyrax blainvillii. Bis 1972 wurde die vom thüringischen Naturforscher Johann Christian Daniel von SCHREBER (1792) ausgegebene Artbezeichnung "syriacus" für den Buschschliefer verwendet, dann wurde "syriacus" als Unterart dem Klippschliefer zugeordnet und der Buschschliefer heißt seitdem durch eine Kombination der beiden von GRAY ausgegebenen Namen Heterohyrax brucei (GRAY, 1868) [7; 8].

Die Taxonomie des Buschschliefers ist noch nicht restlos geklärt. Gemeinhin wird davon ausgegangen, dass die Gattung aus nur einer Art mit 24-25 Unterarten besteht. Vier dieser Unterarten, H. s. lademanni, H. s. mossambicus, H. s. princeps und H. s. thomasi sind ausgesprochene Baumtiere [4].

Literatur und Internetquellen

  1. BUTYNSKI, T. et al. (2015). Heterohyrax brucei. The IUCN Red List of Threatened Species 2015: e.T9997A21283287. http://www.iucnredlist.org/details/9997/0. Downloaded on 23 May 2018.
  2. GRIMMBERGER, E. & RUDLOFF, K. (2009)
  3. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  4. HAHN, H. (1959)
  5. MILLS, G & HES, L. (1999)
  6. WEIGL, R. (2005)
  7. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
  8. WILSON, D. E. & REEDER, D. M. (2005)
  9. SVÁBIK, K. (rev. 2020)

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Freigegeben in Afrotheria
Donnerstag, 14 Juni 2018 08:30

Afrikanischer Elefant

Überordnung: AFROTHERIA
Taxon ohne Rang: PAENUNGULATA<
Ordnung: Rüsseltiere (PROBOSCIDEA)
Familie: Elefanten (Elephantidae)

Red list status vulnerable

EEPAfrikanischer Elefant

Loxodonta africana • The African Elephant • L'éléphant d'Afrique

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Subadulter Afrikanischer Elefantenbulle (Loxodonta africana) im Opel-Zoo Kronberg @ Opel-Zoo

 

115 001 002 001 loxodonta africana map
Verbreitung des Afrikanischen Elefanten (Loxodonta africana) nach IUCN. Dunkelgrün sichere, mittelgrün vermutliche Verbreitung

 

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Afrikanischer Elefantenkuh (Loxodonta africana) aus Simbabwe im Alter von ca. 22 Jahren in La Planète Sauvage, Port-Saint-Père @ Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Afrikanischer Elefantenbulle (Loxodonta africana) im Alter von 20 Jahren im Safari africain de Sigean @ Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

115 001 002 001 loxodonta sigean PD1
Afrikanischer Elefantenkuh (Loxodonta africana) mit Kälbern im Safari africain de Sigean @ Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

115 001 002 001 loxodonta africana beekse PD1
Stoßzahnloser Afrikanischer Elefantenbulle (Loxodonta africana) im Beekse Bergen Safaripark @ Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

115 001 002 001 loxodonta africana pretoria PD1
Schlafender Afrikanischer Elefantenbulle (Loxodonta africana) im Nationalzoo Pretoria @ Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Afrikanische Elefantenkuh (Loxodonta africana)wird im Tiergarten Schönbrunn geduscht @ Rudolf Stahl / TG Schönbrunn (Pressefoto)

 

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Afrikanischer Elefantenkühe (Loxodonta africana) auf grasbestandener Freianlage im ZooParc de Beauval @ Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

115 001 002 001 loxodonta africana toronto PD1
Afrikanischer Elefant (Loxodonta africana) im Zoo Toronto @ Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

115 001 002 001 loxodonta africana lafleche PD2
Afrikanische Elefantenkuh (Loxodonta africana) mit nur einem Stoßzahn im Zoo du Tertre Rouge, La Flèche © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Die alte Afrikanische Elefantenkuh "Ruaha" (Loxodonta africana) in ihrer Herde im Zoo Basel @ Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Afrikanische Elefantenkühe und Jungtiere (Loxodonta africana) im Hands-on-Management im Zoo Wuppertal @ Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Junger Afrikanischer Elefant (Loxodonta africana) im Zoo Wuppertal © P. Scheer, Wuppertal

 

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Junger Afrikanischer Elefant (Loxodonta africana) "Abu* im Tiergarten Schönbrunn - Pressefoto TG Schönbrunn

 

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Junger Afrikanischer Elefant (Loxodonta africana) "Tuluba* im Tiergarten Schönbrunn © Norbert Potensky / TG Schönbrunn

 

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Nachwuchs bei den Afrikanischen Elefanten (Loxodonta africana) des Tierparks Berlin ©Tierpark Berlin (Pressefoto)

 

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Afrikanischer Elefant (Loxodonta africana) im Miami Metro Zoo @ Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Subadulter Afrikanischer Elefantenbulle (Loxodonta africana) "Tamo" auf der Innenanlage im Opel-Zoo Kronberg @ Opel-Zoo

 

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Etwa 7 Jahre alter Waldefantenbulle (Loxodonta a. cyclotis) "Jimbo" aus Gabun im Zoo Prag @ Wolfgang Dreier, Berlin

 

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Dressurvorführung mit Afrikanischen Elefanten (Loxodonta africana) früher im Zoo Basel @ Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Afrikanischer Elefant (Loxodonta africana) beim kontrollierten Freilauf im Zoo Dresden @ Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Schulkinder in direktem Kontakt mit Afrikanischem Elefant (Loxodonta africana) im Zoo Dresden @ Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Interaktive Informationstafel zum Thema Afrikanischer Elefant (Loxodonta africana) im Zoo Dresden © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Afrikanischer Elefant (Loxodonta africana) auf der Außenanlage des Tierhändlers Ghiazza in Skeerpoort, Südafrika © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Afrikanische Elefanten (Loxodonta africana) aus dem Tuli-Block bei Tierhändler in Skeerpoort, Südafrika © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Die im Tuli-Block in Botswana gefangenen Jungelefanten (Loxodonta africana) wurden von indonesischen Mahouts und mit Hilfe Asiatischer Elefantemkühe gezähmt und trainiert © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

115 001 002 001 loxodonta ghiazza PD4
Indonesischer Tierpfleger in Kontakt mit Jungelefant (Loxodonta africana) auf Tierhandelsstation in Skeerpoort, Südafrika © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

115 001 002 001 loxodonta africana pumilio Hagenbeck
Kongo-Zwergelefant (Loxodonta cyclotis «pumilio»), 1905 in Hagenbecks Tierpark, Foto aus HAGENBECK, C. (1908): Von Tieren und Menswchen. Gemeinfrei.

 

Weitere Bilder auf BioLib.cz

Elefanten sind die größten Landsäugetiere und beim Publikum außerordentlich beliebt. Ihr Verhalten und ihre Gefährdung als Folge der Elfenbeinjagd sind zoopädagogisch interessante Themen. Auch bieten sie sich für Forschungsarbeiten und forschendes Lernen sowie als Botschafter für Natur und Artenschutz in Afrika an. Afrikanische Elefanten werden daher in relativ vielen Zoos gehalten.

Körperbau und Körperfunktionen

Bei den Afrikanischen Savannenelefanten erreichen die Bullen eine Kopf-Rumpflänge von 600-650(-750) cm, eine Schwanzlänge von 100-130(-150) cm, eine Schulterhöhe von 320-350(-400) cm und ein Gewicht von 6'000(-12'000) kg. Die Kühe haben eine Schulterhöhe von 260(-300) cm und ein Gewicht von 2'800-4'600 kg. Bei den Waldelefanten werden die Bullen 160-290 cm hoch, die Kühe bis 210 cm. Neugeborene Kälber von südafrikanischen Savannenelefanten haben Schulterhöhen von ca. 85-95 cm, neugeborene Waldelefanten sind etwa 10 cm weniger hoch. Zwischen den beiden Formen gibt es fließende Übergänge. Im Gegensatz zum Asiatischen Elefanten hat der Afrikaner eine fliehende Stirn, der höchste Punkt des Körpers ist nicht der Kopf, sondern der Rücken, der Rüssel weist tiefe Querrunzeln auf, das Rüsselende hat zwei "Finger" und die Ohren sind sehr viel größer, beim Savannenelefanten bis etwa 150 cm hoch und m.o.w. dreieckig, beim Waldelefanten nicht ganz so groß und rund. Beide Geschlechter haben Stoßzähne, bisweilen ist nur einer oder gar keiner ausgebildet. Die Graue Haut ist runzlig und spärlich mit verstreuten schwarzen Haaren versehen. Der Schwanz hat eine Quaste von 38-76 cm langen Haaren [23; 31, 37].

Verbreitung

Afrika südlich der Sahara : Angola, Äquatorial-Guinea, Äthiopien, Benin, Botswana, Burkina Faso, Elfenbeinküste, Eritrea, Gabun, Ghana, Guinea, Guinea-Bissau, Kamerun, Kenia, Kongo, Kongo Dem., Liberia, Malawi, Mali, Mosambik, Namibia, Niger, Nigeria, Ruanda, Sambia, Senegal, Sierra Leone, Simbabwe, Somalia, Südafrika, Südsudan, Tansania, Togo, Tschad, Uganda, Zentralafrikanische Republik.

Ausgerottet in Burundi, Gambia und Mauretanien. Wiederangesiedelt in Swasiland [22].

Lebensraum und Lebensweise

Afrikanische Elefanten bewohnen die unterschiedlichsten Lebensräume vom tropischen Regenwald bis zur extrem trockenen Wüste. Im Gebirge gehen sie bis auf 5'000 m hinauf. Je nach Lebensraum ernähren sie sich von Gras, Wasserpflanzen, Schilf, Früchten, Blättern, Ästen oder Baumrinde. Sie leben gesellig in Mutterfamilien mit Jungtieren und Halbwüchsigen, die Bullen in Junggesellengruppe oder, vor allem ältere Tiere, einzeln. Die Kälber werden nach einer Trächtigkeit von 22 Monaten geboren, sie haben beim Savannenelefanten ein mittleres Geburtsgewicht von110 kg und eine Schulterhöhe von etwa 95 cm. Die Intervalle zwischen zwei Geburten betragen etwa 4 Jahre [26; 31].

Gefährdung und Schutz

Bis 2004 war der Afrikanische Elefant unter den damals geltenden Kriterien als stark gefährdet eingestuft worden.Danach galt er als gefährdete Tierart (Rote Liste: VULNERABLE) [22], wobei das Ausmaß der Gefährdung von Tierschutzaktivisten stark übertrieben wurde. Tatsächlich sind Trends und Status regional unterschiedlich. Währenddem z.B. in Westafrika der Bestand klein und stark bedroht ist, haben die Bestände in Südafrika derart zugenommen, dass sie gebietsweise ihren Lebensraum bedrohen. Die Wilderei setzt aber in den letzten Jahren den Elefantenbeständen auch im südlichen Afrika wieder vermehrt zu, und der afrikanische Gesamtbestand hat von 2006, als er auf 640'000 Tiere geschätzt wurde (Kategorien Definite, Probable und Possible), auf rund 530'000 im Jahr 2016 abgenommen. Seit 2021 führt die IUCN die beiden Formen in ihrer Roten Liste separat auf. Der Savannenelefant gilt seitdem als stark gefährdet (ENDANGERED), der Waldelefant, dessen Bestand von 2002-2011 mutmaßlich um 62% abgenommen hat, als vom Aussterben bedroht (CRITICALLY ENDANGERED) [30].

Der internationale Handel ist unter CITES differenziert geregelt, je nach Ursprungsland fällt die Art unter Anhang I oder II mit Quotenregelungen (II = Populationen im südlichen Afrika). Für Deutschland werden Einfuhrgenehmigungen für Wildfänge nur erteilt, wenn die Voraussetzungen der Haltungsrichtlinien für Elefanten des Bundesamtes für Naturschutz aus dem Jahr 2000 erfüllt sind.

Die Afrikanischen Elefanten fallen auch unter Anhang II des Bonner Übereinkommens über wandernde Tierarten.

Zoogestütztes Artenschutzprojekt (Beispiel):

  • Mit ihrem Projekt „Anti-Poaching“ hat sich die „Big Life Foundation“ (BLF) zum Ziel gesetzt, im Amboseli-Tsavo-Ökosystem in Kenia die Elefanten vor Wilderei zu schützen sowie Konflikte zwischen der lokalen Bevölkerung und den Tieren zu entschärfen. Der Zoo Basel unterstützt das Projekt seit dem Jahr 2017, indem er für Lohn, Ausrüstung und Verpflegung der rund zehn Ranger eines zwischen dem Kilimandscharo- und dem Amboseli-Nationalpark stationierten Camps aufkommt.

  • Elefantenschutz im KAZA-Schutzgebiet: Das 520'000 km² große Kavango-Zambesi-Schutzgebiets-Netzwerk (KAZA)Liegt im Grenzgebiet von Angola, Botswana, Namibia, Sambia und Simbabwe. Der Grüne Zoo Wuppertal fördert dort über die International Elephant Foundation (IEF) Maßnahmen zur Reduktion von Tier-Mensch-Konflikten. Indem er im Rahmen seiner jährlichen "Elefantentage" gesammelte Geldmittel spendet.

  • Der Zoo Zürich unterstützt seit 1998 das Lewa Wildlife Conservancy und hat dafür bis 2021 insgesamt 2'565'000 CHF aufgewendet. Ein Teilprojekt war der Bau eines Elefantenkorridors von Lewa zum Mount Kenya. mehr ...

Bedeutung für den Menschen

Der Afrikanische Elefant hatte und hat z.T. immer noch eine große Bedeutung als Elfenbeinlieferant. Von 2001-2016 wurden weltweit über 22'000 Stück und 167 Tonnen (entspricht etwa 34'000 Stück) Stoßzähne legal international gehandelt, obwohl der Handel durch CITES stark eingeschränkt wird. Ebenfalls verwertet werden die Häute und lokal das Fleisch der Afrikanischen Elefanten. In einigen Ländern (Botswana, Kamerun, Mosambik, Namibia, Sambia, Simbabwe, Südafrika, Tansania) ist die Trophäenjagd ein wirtschaftlich relevanter Faktor. Im Zeitraum 2001-2016 exportierte Simbabwe mit 4'257 Stück die meisten Trophäen [24]. In Trockengebieten kann es zu Konkurrenzsituationen zwischen Elefanten und Viehhaltung kommen. Der mittlerweile ausgerottete Nordafrikanische Elefant wurde von den Karthagern gezähmt und für Kriegsdienste verwendet. Südlich der Sahara gab es keine Zähmung zur Nutzung als Arbeitstier, bis die belgische Kolonialverwaltung im Kongo 1938 die Elefantenstation Gangala-na-Bodio einrichtete, die einige Jahrzehnte Bestand hatte [26]. Im südlichen Afrika wurden in den letzten Jahren einige Elefanten als Reittiere abgerichtet, um den Touristen "Elefantensafaris" anbieten zu können.

Haltung

Elefanten gehören zu jenen charismatischen Tieren, für welche Tierrechtler ein Haltungsverbot fordern. Dabei wird behauptet, Elefanten würden "in Freiheit" im Mittel 50 Jahre alt, im Zoo nur 17 [36]. Dies ist in doppelter Hinsicht falsch: Eine nicht-bejagte Elefantenpopulation wächst um etwa 6% pro Jahr. Ist die tragbare Dichte erreicht, müssen auch 6% der Tiere sterben. Ergibt eine mittlere Lebenserwartung von 15 Jahren in der Wildbahn. Wo gewildert wird, ist die Lebenserwartung tiefer, denn sonst würden die Bestände ja nicht abnehmen. Andererseits lag das Durchschnittsalter der in europäischen Zoos lebenden, der Natur entnommenen Afrikanischen Elefanten gemäß Zuchtbuch 2015 nicht bei 17, sondern bei 30 Jahren. Auf tiefere Werte kommt man nur, wenn man die Nachzuchten mitrechnet, denn die regelmäßige Zucht hat in Europa erst 1995 eingesetzt.

Afrikanische Elefanten galten lange als nicht zähmbar. Dies ist unzutreffend. Allerdings haben sie mehr Temperament als ihre asiatischen Verwandten. In den letzten Jahren haben viele Zoos zur Minimierung der Unfallgefahr ihr Elefantenmanagement von freiem Kontakt auf geschützten Kontakt umgestellt.

Die Tuli-Elefanten: Im Tuli-Reservat in Botswana hatte der Elefantenbestand gegen Ende des letzten Jarhunderts eine solche Höhe erreicht, dass er reduziert werden sollte. Daher erhielt der südafrikanische Tierhändler Riccardo GHIAZZA 1998 die Genehmigung, 30 Jungelefanten zu fangen, was ohne Verluste und offenbar ohne sonstige Probleme geschah. Die Jungtiere wurden auf das Anwesen des Tierhändlers in Skeerpoort (NW-Provinz) verbracht, wo eine große Elefantenanlage gebaut worden war. Um die Tiere zu zähmen und abzurichten wurden Mahouts aus Indonesien und Asiatische Elefantenkühe eingeflogen. Nach Meinung deutscher und südafrikanischer Tierschutzorganisationen wurden die Jungelefanten unter unzumutbaren Bedingungen gehalten und gequält. Dies traf anfänglich insofern zu, als scharfe Elefantenhaken und blanke Fußketten ohne Manschetten verwendet wurden und die Jungtiere auf nacktem Betonboden schlafen mussten. Diese Fehler wurden auf Weisung der südafrikanischen Behörden aber umgehend korrigiert. Trotzdem wurde Strafanzeige erstattet. Die Tiere wurden formell beschlagnahmt und die Verantwortung für die Haltung wurde einer südafrikanischen Tierschutzorganisation übertragen, die bei der Wahrnehmung dieser Aufgabe aber eindeutig überfordert war. Letztlich wurden 9 Elefanten vom WWF-Südafrika gekauft und im Marakele-Nationalpark freigelassen, wo sie gut zurecht kamen. 5 gingen an einen Halter in Südafrika und 16 wurden exportiert. Von diesen wurden 7 im Januar 1999  mit einer ukrainischen Chartermaschine nach Leipzig-Halle geflogen und von den Zoologischen Gärten Basel, Dresden und Erfurt übernommen, obwohl die selbsternannten Tierschützer Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt hatten, um dies zu verhindern. Von den 7 Tieren ist eines 2013 gestorben, alle anderen sind heute (2023) 28 Jahre alt und gesund und munter [21; 35].

Haltung in europäischen Zoos: Ungefähr 50 ortsfeste Einrichtungen in Europa halten Afrikanische Elefanten. Davon befinden sich etwa 14 im deutschsprachigen Raum. Für Details siehe Zootierliste. Die Gesamtzahl der Afrikanischen Elefanten in Europa liegt unter 300, davon sind etwa 40 Bullen [21].

Es gibt ein Europäisches Erhaltungszuchtprogramm (EEP) seit 1993, das vom Zoo Wuppertal koordiniert wird und das 2007 zu einem Globalen Programm ausgeweitet wurde. Das Globale Programm wurde aber 2012 wieder aufgegeben.

2020 wurden von der EAZA neue Leitlinien für eine optimale Haltung (Best Practice Guidelines) herausgegeben.

Der erste Zoo, weltweit, der die Geburt eines Afrikanischen Elefanten verzeichnen konnte, war der Tierpark Hellabrunn im Jahr 1941. Auch die zweite Geburt ereignete sich in Deutschland, nämlich am 28. August 1965 im Opel-Zoo.

Der älteste Afrikanische Elefant in einem europäischen Zoo, die aus Tanzania stammende Kuh "Ruaha" im Zoo Basel starb im Juli 2010 im Alter von 59 Jahren. Sie wurde 1951 geboren und 1952 vom Schweizer Tierfänger August Künzler in der Nähe von Arusha gefangen. Der damalige Zootierarzt und spätere Direktor des Zoo Basel, Ernst M. Lang holte "Ruaha" und vier weitere Jungtiere in Arusha ab. In Mombasa wurden sie auf einen holländischen Frachter verladen, der sie bis Genua transportierte. Als die fünf "Elefäntli" am 1. November in Basel eintrafen, war die Begeisterung groß, die jubelnden Schulkinder durchbrachen gar die vorsorglich organisierte Polizeiabsperrung [27; 28].

Nach dem Tod von "Ruaha"  hat "Sara" des Zoo Rostock mit Geburtsjahr 1962 die Rolle als Patriarchin der Afrikanischen Elefanten in Europa übernommen, bis sie im November 2013 altershalber eingeschläfert werden musste. Danach war "Dashi" im Tierpark Berlin, Jahrgang 1968, bis 2016 die Doyenne der Herde. Gegenwärtig (2023) ist es "Katka" des Danziger Zoos mit Geburtsjahr 1970. Die beiden ältesten in Deutschland sind "Lilak" im Opel-Zoo und "Safari" im Zoo Erfurt, beide 1971 geboren [21].

Die Elefantenhaltung in Zoos hat in den letzten Jahren enorme Fortschritte gemacht. Von den 53 (Stand März 2020) in Zoos im deutschsprachigen Raum lebenden Afrikanischen Elefanten wurden 20 seit dem Jahr 2001 in einem europäischen Zoo geboren [21; 33].

Wie Afrikanische Elefanten gehalten werden (Beispiele):

Forschung im Zoo: Afrikanische Elefanten sind beliebte Studienobjekte für Doktor-, Diplom- und Examensarbeiten. Dabei kann es um Grundlagenforschung gehen, etwa zur Anatomie [1; 3; 8; 15; 18; 19], Physiologie [7; 13; 20] oder Ethologie [4; 5; 6; 9; 10; 11; 14], aber auch um die Prüfung und gegebenenfalls Optimierung der Haltungsbedingungen und somit zur Erhöhung des Tierwohls [2; 16; 17], wie etwa zur Gruppenzusammensetzung, Umweltanreicherung, Neugestaltung von Anlagen, Fütterung oder Krankheitsgeschehen und tierärztliche Maßnahmen. Manche Arbeiten fokussieren auch darauf, die Tiere besser für die Zoopädagogik nutzbar zu machen [12].

In Deutschland stellten die Tierschutzsachverständigen der Zoos fest, dass die Anforderungen des Säugetiergutachtens des BML von 1996 anpassungsbedürftig seien. Allerdings schieße das Säugetiergutachten 2014 teilweise über das Ziel hinaus. Für Gruppen von bis zu vier Elefantenkühen sollten nicht die Anforderungen des neuen Säugetiergutachtens gelten, sondern nach einer angemessenen Übergangsfrist jene der Haltungsrichtlinie des BfN, d.h. innen Einzelboxen und mindestens 200 m² nutzbare Lauffläche. Dies für Kühe und für Kälber ab zwei Jahren, jüngere werden nicht mitgerechnet. Diese Fläche kann auch durch die Verbindung von Einzelboxen erreicht werden, die mindestens 33 m² groß sein sollen. Für größere Zuchtgruppen und für die Bullenhaltung erachteten die Sachverständigen der Zoos die Vorgaben des Gutachtens als akzeptabel, auch wenn sie eher „Best practice“ darstellen als eigentliche Mindestanforderungen.

Die Position der Tierschutz-Sachverständigen der Zoos wurde gestützt durch eine umfangreiche epidemiologische Studie in 68 akkreditierten nordamerikanischen Zoos, die ergab, dass die Gehegefläche für das Wohlergehen der Elefanten wenig bedeutsam ist. Wesentlich sind die Gehegestruktur, Gehegeböden, ein stabiles soziales Umfeld und gute Programme für Fütterung und Verhaltensanreicherung [29].

Als Mindestgröße für Außengehege für bis zu 4 Kühen oder selbständigen Jungtieren sieht das Gutachten 2'000 m², für eine Zuchtkuh mit eigener Nachzucht bis zu 8 Jahren 1'000 m² und für 1-2 Bullen ebenfalls 1'000 m² vor.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für die Haltung von 3 Elefantenkühen ein Außengehege von 500 m² und eine Stallfläche von 15 m² vor. Für die Haltung eines Bullen ist ein weiteres Außengehege von 150 m² und eine Doppelbox von 2 x 30 m² erforderlich. Für jedes zusätzliche Tier ist das Außengehege um 100 m² zu erweitern. Dies gilt für am 1.9.2008 bereits bestehende Gehege. Beim Bau neuer Gehege sollen neue Erkenntnisse einfließen. Da alle schweizerischen Elefantenanlagen nach 2008 neu gebaut wurden, sind die Bestimmungen der Verordnung redundant.

Die Anforderungen der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) entsprechen faktisch "Best practice"-Bedingungen, nicht Mindestanforderungen: Für 3 Kühe ist ein Außengehege von 3'000 und ein Innenlaufbereich von 300 m² vorgeschrieben. Für jede weitere Kuh sind die Flächen um 10% zu erhöhen. Einzelboxen müssen 40 m² messen. Für die Haltung eines Bullen sind ein Außengehege von 700 m² und ein Innenlaufbereich von 100 m² erforderlich. Einzelboxen müssen 50 m² messen.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Afrikanische Elefant wurde 1797 vom Göttinger Zoologieprofessor Johann Friedrich BLUMENBACH in seinem "Handbuch der Naturgeschichte" als "Elephas africanus" erstmals wissenschaftlich beschrieben. Die Abtrennung in eine eigene Gattung Loxodonta wurde 1827 von den französischen Zoologen Étienne GEOFFROY SAINT-HILAIRE und Frédéric CUVIER vorgenommen, die feststellten, dass die Unterschiede zwischen den beiden Elefantenarten in etwa denen zwischen einem Hund und einer Hyäne entsprächen [32; 34].

Seit 2000 werden die afrikanischen Elefanten von vielen Autoren zwei verschiedenen Arten zugeteilt: dem Savannenelefanten (Loxodonta africana) bzw. dem Waldelefanten (Loxodonta cyclotis). Dies ist allerdings nicht unumstritten und insbesondere ist die Aufteilung in zwei Arten der Aufmerksamkeit der Elefanten entgangen - es gibt nämlich eine ausgedehnte Zone, wo beide Formen hybridisieren. CITES geht von nur einer Art aus. Die IUCN führt die beiden Formen seit 2021 als eigenständige Arten, wobei allerdings darauf verwiesen wird, dass es mindestens 14 Mischpopulationen gibt [22; 23; 32].

Innerhalb des Savannenelefanten werden heute in der Regel keine Unterarten differenziert. Es wurden mehrere Unterarten beschrieben, von denen je nach Autor unterschiedliche anerkannt wurden. Am ehesten trifft man auf folgende:

  • Südafrikanischer Steppenelefant (L. a. africana)
  • Ostafrikanischer Steppenelefant (L. a. knochenhaueri)
  • Nordostafrikanischer Steppenelefant (L. a. orleansi)
  • Nordwestafrikanischer Steppenelefant (L. a. oxyotis)

1906 beschrieb der deutsche Zoologe Theophil Johann NOACK ein Exemplar eines kleinen, angeblich sechsjährigen männlichen Elefanten, der von HAGENBECK 1905 aus dem Französischen Kongo importiert worden war, als "Elephas africanus pumilio". Nach einer anderen Quelle soll das Tier aus Ndjole in Gabun gestammt haben. Sein Alter wurde von Hagenbeck auf 6 Jahre geschätzt. Es hatte eine Schulterhöhe von rund 120 cm, war also etwa gleich groß, wie ein anderthalbjähriger "normaler" Elefant, und seine Stoßzähne ragten 12 cm heraus. Der "Congo" genannte "Zwergelefant" wurde noch 2005 an die New York Zoological Society verkauft, wo vermutet wurde, er sei zweijährig. Da er chronisch an Arthritis und Hautveränderungen litt und gegenüber Menschen aggressiv war, wurde er am 3.11.1915 erschossen. Zu diesem Zeitpunkt hatte er eine Schulterhöhe von 203 cm und ein Gewicht von 1'225 kg [36; 37]. Zeitweilig wurde diese Form als eigene Art (Loxodonta pumilio) angesehen. Heute werden die "Zwergelefanten", die es als Individuen durchaus gibt, unter Loxodonta a. cyclotis subsumiert.

Literatur und Internetquellen

  1. BENZ, A. (2005)
  2. DETTWILER, R. (2005)
  3. ELSÄßER, L.M. (2011) [ELSÄSSER] 
  4. HUWILER, M. (2013)
  5. KANDLER, C. (2002)
  6. KANDLER, C. (2010)  
  7. KRÜMMEL, E. (1998)
  8. KÜHHAAS, P. (2011)  
  9. LIMPINSEL, A. (2007)
  10. LINTNER, R. (2006) 
  11. MEYER, V. (2013)
  12. ORTEL, C. (2011)
  13. PÖDER, C. (2013) 
  14. ROVERI, M. (2004)
  15. SCHOPF, B. (2010)  
  16. SEIBOLD, P. (2000) 
  17. SPRANGER, J. (2014)
  18. STANEK, G. (2012)
  19. TRENKWALDER, H. (2013)  
  20. WEISSENBÖCK, N. (2010)
  21. ABSOLUT ELEPHANT
  22. a. GOBUSH, K.S. et al. (2021). Loxodonta africana. The IUCN Red List of Threatened Species 2021: e.T181008073A181022663. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2021-1.RLTS.T181008073A181022663.en . Downloaded on 14 April 2021.
    b. GOBUSH, K.S. et al. (2021). Loxodonta cyclotis. The IUCN Red List of Threatened Species 2021: e.T181007989A181019888. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2021-1.RLTS.T181007989A181019888.en . Downloaded on 14 April 2021.
  23. CITES IDENTIFICATION MANUAL
  24. CITES TRADE DATA BASE
  25. EAZA Elephant TAG (2005)
  26. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  27. HEDIGER, H. (1953)
  28. LANG, E.M. (1994)
  29. MEEHAN, C.L., MENCH, J.A., CARLSTEAD, K. & HOGAN, J.N. (2016)
  30. THOULESS, C.R., DUBLIN, H.T., BLANC, J.J., SKINNER, D.P. et al. (2016)ELEPHANT DATA BASE
  31. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
  32. WILSON, D. E. & REEDER, D. M. (2005)
  33. ZOOELEFANT.DE
  34. VIGORS, N. A. (1828)
  35. ANIMAL PEOPLE, SEPT. 1999
  36. DAILY MAIL VOM 18.06.2021
  37. SCHÜRER, U. (2017)
  38. NOACK, T. (1906)

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Elefantenherde (Loxodonta africana) an der Tränke im Chobe-Nationalpark, Botswana © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

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Freigegeben in Afrotheria
Donnerstag, 14 Juni 2018 08:30

Asiatischer Elefant

Überordnung: AFROTHERIA
Taxon ohne Rang: PAENUNGULATA
Ordnung: Rüsseltiere (PROBOSCIDEA)
Familie: Elefanten (Elephantidae)

Red list status endangered

EEPAsiatischer Elefant

Elephas maximus • The Asian Elephant • L'éléphant d'Asie

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Adulter Asiatischer Elefantenbulle (Elephas maximus indicus) "Siam" im Alter von 50 Jahren im Zoo de Vincennes, Paris @ Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Approximative Verbreitung des Asiatischen Elefanten (Elephas maximus)

 

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Noch junge Asiatische Elefantenkuh (Elephas maximus indicus) im Zoo von Melbourne @ Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Ältere Asiatische Elefantenkuh (Elephas maximus indicus) im Zoo von Melaka, Malaysia @ Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Asiatischer Elefantenbulle (Elephas maximus indicus) mit nur einem Stoßzahn im Chiang Mai Zoo, Bangkok @ Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Schlafendes Asiatisches Elefantenkalb (Elephas maximus indicus) im Mae Sa Elephant Camp, Thailand @ Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Asiatischer Elefantenbulle (Elephas maximus indicus) im Mae Sa Elephant Camp, Thailand @ Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Ceylonesischer Elefantenbulle (Elephas maximus maximus) im Pinnawela Elephant Orphanage, Sri Lanka @ Jürg Völlm, Basel

 

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Sumatranischer Elefantenbulle (Elephas maximus sumatranus) im Taman Safari Indonesia, Bogor @ Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Sumatranisches Elefantenpaar (Elephas maximus sumatranus) im Taman Safari Indonesia, Bogor @ Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Asiatische Elefantenkühe (Elephas maximus) mit Kalb auf der alten Elefantenanlage des Zoo Zürich @ Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Junge Asiatische Elefantenkuh (Elephas maximus) in der Réserve africaine des Sigean (1988) @ Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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49-jähriger Elefantenbulle "Luka" (Elephas maximus), kurz bevor er wegen Altersschwäche eingeschläfert werden musste, im Zoo Osnabrück @ Denise Matthey / Zoo Osnabrück

 

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Asiatische Elefantenkuh (Elephas maximus) im Zoo de la Palmyre, Les Mathes @ Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Asiatische Elefantenkuh (Elephas maximus) mit Kalb badend in Knie's Kinder Zoo, Rapperswil @ Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Asiatisches Elefanten-Bullkalb (Elephas maximus) im Zoo Hannover © Zoo Hannover (Pressefoto)

 

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Asiatische Elefantenkuh (Elephas maximus) mit Kalb in Hagenbecks Tierpark © Hagenbecks Tierpark (Pressefoto)

 

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Teil der Asiatischen Elefantenherde (Elephas maximus) des Tierparks Berlin im Jahr 2002 © Klaus Rodloff, Berlin

 

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Asiatischer Elefantenbulle (Elephas maximus) "Maxi" im Alter von 49 oder 50 Jahren mit Enkelin "Ruwani" im Zoo Zürich @ Enzo Franchini / Zoo Zürich (Pressefoto)

 

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Sandbaden bzw. sich Einsanden ist ein wesentlicher Bestandteil des Komfortverhaltens Asiatischer Elefanten (Elephas maximus), hier im Zoo Leipzig @ Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Asiatische Elefantenkuh (Elephas maximus) mit Kalb im Zoo von Taiping, Malaysia © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Asiatische Elefantenkuh (Elephas maximus) mit Kalb in Knie's Kinderzoo, Rapperswil © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Asiatische Elefantenkuh (Elephas maximus)beim Einsanden in Knie's Kinderzoo, Rapperswil © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

Elefantengeburten
Elefantengeburten in Menschenobhut (Vierjahresintervalle), Datenquelle www.elephant.se

 

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Asiatische Elefantenkuh (Elephas maximus) im Zoo Hannover © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Asiatischer Eelefantenbulle (Eelephas maximus) im Khao Kheow Open Zoo, Thailandm, in unmittelbarem Kontakt mit Zoopublikum @ Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Als das Füttern der Elefanten durch das Publikum im Tierpark Hellabrunn noch erlaubt war @ Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Ceylonesischer Elefant (Elephas maximusmaximus) bei der Arbeit im Pinnawela Elephant Orphanage, Sri Lanka @ Jürg Völlm, Basel

 

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Briefmarke, 5 Pf., mit Asiatischen Elefanten aus dem Tierpark Berlin als Motiv. DDR

 

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Elefantengott Ganesha - Quelle: powerlisting.wikia.com

 

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Geschnitzte Holzelefanten in der Elefantenausstellung des Melbourne Zoos ©Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Elefantenlodge des Melbourne Zoos ©Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

Weitere Bilder auf BioLib

Elefanten sind die größten Landsäugetiere und beim Publikum außerordentlich beliebt. Das Verhalten und die kulturelle Bedeutung der Asiatischen Elefanten sind zoopädagogisch interessante Themen. Auch bieten sie sich für Forschungsarbeiten und forschendes Lernen sowie als Botschafter für Natur und Artenschutz in Süd- und Südostasien an. Asiatische Elefanten werden daher in ziemlich vielen Zoos, ferner auch immer noch in Zirkussen, gehalten und sind in Europa häufiger zu sehen als ihre afrikanischen Vettern.

Körperbau und Körperfunktionen

Asiatische Elefanten haben eine Kopf-Rumpflänge von 550-640 cm, eine Schwanzlänge von 120--150 cm, eine Schulterhöhe von 320-350(-400) cm und ein mittleres Gewicht von 3'600 kg und ein Maximalgewicht von 6'000 kg. Die Kühe haben eine Schulterhöhe von 240-260 cm, ein mittleres Gewicht von 2'720 kg und ein Höchstgewicht von 4'160 kg. Sumatra-Elefanten sind deutlich kleiner. Im Gegensatz zum Afrikanischen Elefanten hat Elephas keine fliehende Stirn, sondern ein Paar Stirnhöcker, der höchste Punkt des Körpers ist nicht der Rücken, sondern der Kopf, der Rüssel hat keine tiefen Querrunzeln, sondern ist recht glatt, das Rüsselende hat nur einen "Finger" und die Ohren sind klein mit einer nach unten gerichteten Spitze. Große Stoßzähne sind nur bei den Bullen vorhanden (und dort nicht immer), die Kühe haben rudimentäre oder gar keine Stoßzähne. Die Vorderfüße haben meist 5, die Hinterfüße 4 Zehen. Die graue Haut ist glatter als beim Afrikanischen Elefanten und weist oft unpigmentierte Stellen auf. Der Schwanz hat eine Endquaste. Der Dünndarm ausgewachsener Tiere misst 25 m, der Blinddarm 1.5 m, der Dickdarm 6.5 m und der Enddarm 4 m [28; 35].

Verbreitung

Süd- und Südostasien: Bangladesch, Bhutan, Südchina, Indien, Indonesien (Kalimantan und Sumatra), Kambodscha, Laos, Malaysia (Halbinsel und Sabah), Myanmar, Nepal, Sri Lanka, Thailand, und Viet Nam, verwilderte Populationen auf den zu Indien gehörenden Andamanen. Die Unterart Elephas maximus asurus von Südwestasien ist schon in der Antike ausgestorben [25].

Lebensraum und Lebensweise

Asiatische Elefanten besiedeln die unterschiedlichsten Lebensräume vom tropischen Regenwald bis zu Grasland und vom Meeresspiegel bis auf eine Höhe von 3'000 m. Je nach Nahrungsangebot haben sie sehr unterschiedlich große Streifgebiete. Sie fressen Äste, Blätter, Rinde Gräser und Kräuter, wobei die Futterzusammensetzung je nach Lebensraum und Jahreszeit variiert. Täglich fressen sie etwa 150 kg Pflanzenmaterial, wozu sie etwa 14-17 Stunden aufwenden, und setzen, verteilt auf 16-18 Portionen etwa 100 kg Dung ab. Pro Tag benötigen sie etwa 70-90 l Flüssigkeit. Asiatische Elefanten werden maximal 60 bis etwa 70 Jahre alt. Bullen werden mit 10 -15 Jahren geschlechtsreif, Kühe bekommen im Freiland ihr erstes Kalb mit 15-16 Jahren. Die Tragzeit dauert 22 Monate (654-661 Tage), das Geburtsgewicht beträgt nach Literaturangaben 80-110 kg (in EAZA Zoos liegt das Mittel bei etwa 118 kg), die Rückenhöhe 91-97 cm und die Geburtsintervalle betragen 4-5 Jahre. Die Kühe bilden Mutterherden, die Bullen leben solitär oder, jüngere Tiere, in Junggesellenverbänden [25; 28; 35; BPG].

Gefährdung und Schutz

Die Bestände des Asiatischen Elefanten nehmen seit Jahrhunderten ab. Im 19. Jahrhundert, zur Zeit der Blüte des Empires, erschossen britische Kolonialoffiziere Tausende von Elefanten. Ein Major Thomas William Rogers erlegte im Verlauf von 21 Jahren auf Sri Lanka je nach Quelle zwischen 1'300 und 2'000 Elefanten. Dass es nicht noch mehr wurden, ist allein der Tatsache zu verdanken, dass er auf einer Jagd vom Blitz erschlagen wurde. Ein Captain Gallway brachte es auf 1'300, ein Major Thomas Skinner und ein Captain Layard auf je 1'000 Tiere [42 u.a.].

Aktuell dürfte es noch etwa 48-52'000 Tiere geben, die sich auf zahlreiche, fragmentierte Populationen verteilen. Diese Zahl ist aber reltiv unsicher, weil sich Elefanten im Wald nur schlecht zählen lassen. Die Art gilt seit 1986, letztmals überprüft 2019, als bedroht (Rote Liste: ENDANGERED). Am meisten Elefanten (ca. 30'000) gibt es noch in Indien, gefolgt von Sri Lanka mit gegen 5'900. Seit 2020 wird der Sumatra-Elefant als unmittelbar vom Aussterben bedroht (CRITICALLY ENDANGERED) geführt, weil sein Bestand dramatisch abnimmt und viele lokale Populationen verschwunden sind [25].

Der internationale Handel ist durch CITES-Anhang I eingeschränkt. Für Deutschland werden Einfuhrgenehmigungen für Wildfänge nur erteilt, wenn die Voraussetzungen der Haltungsrichtlinien für Elefanten des Bundesamtes für Naturschutz aus dem Jahr 2000 erfüllt sind. Die Unterart E. m. indicus fällt ferner unter Anhang I des Bonner Übereinkommens über wandernde Tierarten.

Zoogestützte Artenschutzprojekte (Beispiele):

  • Die Auffang- und Wiederauswilderungsstation Udawalawe im Süden Sri Lankas kümmert sich seit 1995 um junge Elefanten, die bei Konfliktsituationen verletzt wurden oder ihre Muttertiere verloren haben. In der Station werden die Tiere zunächst wieder aufgepäppelt und medizinisch versorgt. Danach wird versucht, sie in kleinen sozialen Gruppen wieder im angrenzenden Nationalpark auszusiedeln. Die Mitarbeiter der Station kümmern sich außerdem um Mensch-Tier-Konflikte in der Region. Sie siedeln zum Beispiel „Problemelefanten“ um oder verhandeln mit den Bauern Ausgleichszahlungen. Der Kölner Zoo unterstützt das Programm, indem er Halsbänder für die telemetrische Überwachung finanziert, die Auswilderung wissenschaftlich betreut und das Knowhow aus der Elefantenhaltung in Zoos weitergibt. Seit 2012 wendet er dafür jährlich 5'000 € auf.

  • Die Artenschutz-Stiftung des Karlsruher Zoos unterstützt ebenfalls die Wiederauswilderung von verwaisten Jungelefanten auf Sri Lanka durch das Bereitstellen von Halsbändern mit Satellitensendern. mehr...
  • Schutz des Asiatischen Elefanten in Thailand: Der Zoo Zürich unterstützt den Kaeng Krachan Nationalpark in Thailand zum Schutz der dort lebenden Elefanten. mehr ...
     
  • Die französische Association Anoulak engagiert sich im Schutz des 3'500 km² großen Nakai-Nam Theun-Nationalparks in Laos. 2022 begann sie ein spezifische Überwachungs- und Schutzprogramm für den Asiatischen Elefanten. Anoulak wird von rund 15, hauptsächlich europäischen Zoos, vom französischen Zooverband und von der ZGAP unterstützt. mehr ...

  • Der Zoo Augsburg fördert seit der Eröffnung des neuen Elefantenhauses „The Endau-Rompin Landscape“ ein Projekt der Wildlife Conservation Society Malaysia, das einen vielschichtigen Ansatz verfolgt (Forschung, Monitoring, Schutz und Bildung), um die Elefanten des Endau-Rompin-Nationalparks, die größte Population der der malaiischen Halbinsel zu schützen.

  • Zwischen dem WWF Deutschland und der Verband der Zoologischen Gärten (VdZ) besteht eine verstärkte Zusammenrbeit bezüglich Elefanten. Diese soll einerseits die Nutzung von Zoo-Elefanten als Botschafter für den Schutz ihrer wilden Verwandten optimieren und, wo nötig, bestehende Haltungen verbessern und andererseits zum Erhalt einer Population von ca. 240 Elefanten im thailändischen Kui Buri-Nationalpark beitragen. Bislang wurden vier "Team Elefant" gefgründte, nämlich in  Köln, Leipzig, Heidelberg und Stuttgart. mehr ...

Bedeutung für den Menschen

Kulturelle Bedeutung: Über die kulturelle Bedeutung der Elefanten, namentlich des Asiatischen, sind ganze Bücher geschrieben worden [z.B. 27; 32; 33].

Der Asiatische Elefant wird seit rund 5'500 Jahren gefangen und gezähmt, um als Reit-, Last-, und Zugtier, als Kriegsmaschine oder für kultische Zwecke eingesetzt zu werden. Er wurde allerdings in der Regel nicht in Menschenobhut gezüchtet. Insbesondere wurde er keiner vom Menschen bestimmten Zuchtwahl unterworfen, womit es nicht zur Ausbildung einer domestizierten Form kam.

Die ältesten bildlichen Darstellungen zahmer Elefanten sind kleine, meist aus weichem Speckstein geschnitzte Siegel aus dem 2./3. Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung, die in der 1922 wieder entdeckten Ruinenstadt Mohenjo-Daro (besiedelt von 2600 bis 1800 v. Chr.) im Stromgebiet des Indus, im heutigen Pakistan gefunden wurden. Nach dem Zerfall der Induskultur lernten die einwandernden indogermanischen Hirtenkrieger mit dem Elefanten umzugehen. Sie setzten ihn für Kriegszwecke ein und lehrten andere Völker Südostasiens die Kunst des Fangens, Zähmens und Abrichtens.

Auch die Sumerer, Babylonier und Assyrer kannten den, damals in Mesopotamien noch wild vorkommenden, Elefanten. Sie bejagten ihn und hielten gelegentlich lebende Exemplare in ihren Tiergärten, aber erst durch die von Alexander dem Großen erbeuteten Elefanten und deren Mahouts wurden Elefanten auch im Nahen Osten für andere, namentlich Kriegszwecke genutzt.

In keinem anderen Land ist der Elefant so in den Alltag, in die Arbeitswelt, die Festlichkeit und die Mythen integriert worden wie in Indien. Er ist Reittier des Liebesgottes Kama, wird selbst im Hinduismus als Ganesha, Sohn von Shiva und Parvati, verehrt und Buddha soll in einem früheren Leben der Elefant Chaddanta gewesen sein, der sechs Stoßzähne hatte, fliegen konnte und eine Herde von 8000 Elefanten anführte. Die moslemischen Mogule, die im 16./17. Jahrhundert in Indien ihr gewaltiges Reich errichteten. Mohammed Akbar, der dritte Mogulkaiser besaß Tausende von Elefanten, 100 für seinen persönlichen Bedarf, von denen jeder über einen Personalbestand von zehn Mann verfügte.

In Thailand entwickelte sich ein besonderer Kult um die sogenannten "weißen" Elefanten, wobei es sich allerdings in aller Regel weder um Albinos noch wirklich leuzistische Tiere handelt [27].

Der Elefant kommt in zahlreichen Fabeln und Gedichten vor:

Wirtschaftliche Bedeutung: Bis vor einigen Jahrzehnten war der Asiatische Elefant wichtig für die Forstwirtschaft. Dies ist zunehmend weniger der Fall. Dafür spielt er eine wichtiger werdende Rolle für den Tourismus. Nach wie vor wird er gebietsweise zur Gewinnung von Elfenbein, Leder und anderen Produkten illegal bejagt. Die Elefanten können erhebliche Schäden an landwirtschaftlichen Kulturen anrichten, die aber durch geeignete Schutzmassnahmen verringet werden können [25].

Haltung

Grundsätzlich gibt es drei Möglichkeiten, mit Elefanten umzugehen: (a) "Hands-off", dabei werden die Tiere nicht oder nur in Narkose berührt, was in eingezäunten Semi-reservaten die Regel, in Zoos aber nicht praktikabel ist. (b) "Hands-on" oder Direkter Kontakt. Dies ist der traditionelle Umgang, wie er seit Jahrhundeten in asiatischen Ländern mit Arbeitselefanten gepflegt wird und durch die Einfuhr gezähmter Elefanten in Europa Eingang fand. Diese Haltungsform führte im Lauf der Zeit zum Tod etlicher Tierpfleger. (c) Geschützter Kontakt bei dem die Tiere nur durch ein Gitter manipuliert werden, was ein intensives Training und eine Kooperation seitens der Tiere erfordert. Dies ist die einzige Form des Umgangs, der von der EAZA propagiert wird [BPG]. Der Geschützte Kontakt ist in Europa bei Elefantenbullen seit längerer Zeit die übliche Form des Umgangs. Bei Kühen ist der Direkte Kontakt noch weit verbreitet, einerseits weil Tiere und Pflegepersonal es gewohnt sind, andererseits weil die Umstellung kostspielige Baumaßnahmen erfordert.

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in rund 70 ortsfesten Einrichtungen gehalten, von denen sich gegen ein Viertel im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste. Ferner gibt es nicht-ortsfeste Haltungen in Zirkussen. Das Europäische Zuchtbuch weist für 2018 322 Tiere in 85 Institutionen aus [39].

Seit 1991 gibt es ein Europäisches Erhaltungszuchtprogramm (EEP), das vom Zoo Rotterdam koordiniert wird. Ein Globales Programm (GSMP) wurde 2007 initiiert, aber 2012 wieder aufgegeben. 2020 wurden von der EAZA neue Leitlinien für eine optimale Haltung (Best Practice Guidelines (BPG)) herausgegeben.

Die älteste zur Zeit (2022) in Europa lebenden Asiatischen Elefantenkuh ist vermutlich "Gulab" in Prag, geboren 1959, der älteste Bullen "Bindu" in Köln (1968) [37].

Die Elefantenhaltung in Zoos hat in den letzten Jahren enorme Fortschritte gemacht. Von den 107 (Stand Mai 2018) in deutschen und schweizerischen Zoos lebenden Asiatischen Elefanten wurden 54 seit dem Jahr 1996 in einem europäischen Zoo geboren [37]. Die Grafik "Elefantengeburten in Menschenobhut" zeigt die Zunahme der Geburten (für beide Arten) von 1988-2007. Im nicht dargestellten Vierjahresintervall 2008-2011 wurden 251 Junge geboren [24]. Als im Februar 2020 der 50- oder 51-jährige Zuchtbulle "Maxi" des Zürcher Zoos aufgrund fortschreitender Altersbeschwerden eingeschläfert werden musste, hinterließ er zwölf direkte Nachkommen, gezeugt mit 4 verschiedenen Kühen, 21 Enkel, sowie 2 Urenkel [38].

Bei der Elefantenhaltung unterscheidet man heute drei verschiedene Haltungsformen: Der "Direkte Kontakt "hat viele Vorteile, ist aber für die Pfleger nicht ganz ungefährlich, und im Laufe der Zeit sind etliche Elefantenpfleger schwer verletzt oder gar getötet worden. Mehrere Zoos sind deshalb zum "Geschützten Kontakt" übergegangen, bei dem die Pfleger die Gehege nicht mehr zeitgleich mit den Elefanten betreten und die Tiere so trainiert werden, dass sie sich durch ein Gitter manipulieren lassen, etwa zum Zwecke der Fusspflege. Beim "Offhand Management" kommen die Tiere gar nicht mehr in Kontakt mit den Pflegern. Diese Haltungsform ist aber unter den Bedingungen eines normalen Zoos kaum durchführbar.

Dann noch eine hübsche Reminiszenz von Carl HAGENBECK [29]: Dieser hatte im Jahr 1866 sieben zwei- bis dreijährige Elefanten nach Wien zu bringen. In der Gegend von Nürnberg bemerkte er, dass die Tiere an Kolik litten: "Es gibt nun ein sehr einfaches Mittel, Elefanten von der Kolik zu befreien: da der Mangel an Bewegung die Krankheit häufig verursacht, so muss Bewegung sie auch wieder beseitigen. Ich führte also meine sieben Elefanten auf dem Bahnhof spazieren, und nach zwei Stunden hatte die Promenade ihre Wirkung soweit getan, dass ich die Tiere wieder in den Wagen zurückbringen konnte. Das dicke Ende folgte indes noch nach. Alsbald kam der Stationschef angerannt und machte einen heillosen Spektakel, und nicht mit Unrecht, denn ich muss gestehen, dass der Bahnhof nach dieser zweistündigen Promenade nicht gerade einen sauberen Eindruck machte. Mir blieb nichts anderes übrig, als zu erklären, der Stationschef möge den Platz nur durch seine Leute säubern lassen, ich würde alles bezahlen.
    
Es kam aber noch ein dickeres Ende nach. Ehe der Zug weiterging, begab ich mich in die Stadt und kaufte dort einige Flaschen guten Rum und einige Pfund Zucker. Davon braute ich einen kräftigen Grog, den ich meinen Elefanten als bewährte Nachkur gegen die Kolik zu saufen gab. Dieses Mittel tat den Tieren sehr gut, alle gerieten in eine heitere Stimmung. Einer der Elefanten schien aber des Guten etwas zuviel bekommen zu haben, denn er begann, allen möglichen Unsinn zu machen, boxte seine Gefährten und traktierte sie mit Fusstritten. Für diesen Süffel braute ich noch einen Extragrog, sodass er nunmehr total betrunken wurde. Es dauerte auch gar nicht lange, da legte er sich hin und brauchte sechs volle Stunden, bis er seinen Rausch ausgeschlafen hatte."

Wie Asiatische Elefanten gehalten werden:
Die meisten Zoos im deutschsprachigen Raum haben ihre Haltungen in den letzten Jahren neu- oder umgebaut. Eine weitere Neuanlagen (Stuttgart) ist im Bau . Die Hälfte der Zoos hält jetzt potenzielle oder effektive Zuchtgruppen. Der Zoo Heidelberg hat es übernommen, im Rahmen des EEP eine Junggesellengruppe zu halten und diesen Versuch wissenschaftlich zu begleiten [9; 30]. Der Zoo Karlsruhe funktioniert als Seniorenresidenz für alte Elefantenkühe.

Elefantenanlagen im deutschsprachigen Raum (Beispiele)

Forschung im Zoo: Asiatische Elefanten sind beliebte Studienobjekte für Doktor-, Diplom- und Examensarbeiten. Dabei kann es um Grundlagenforschung gehen, etwa zur Anatomie [5; 16], Ontogenese [8], Physiologie [12; 23] oder Ethologie [13], aber auch um die Prüfung und gegebenenfalls Optimierung der Haltungsbedingungen und somit zur Erhöhung des Tierwohls, z.B. durch den Vergleich unterschiedlicher Haltungssysteme [19; 22], Untersuchungen zur Fütterung [15], Zusammensetzung von Gruppen und Gruppenverhalten [2; 5; 7; 9, 11, 14], Umweltanreicherung [3], Neugestaltung von Anlagen [21], Reproduktionsmanagement [1; 4; 10; 17] oder Krankheitsgeschehen und tierärztliche Maßnahmen [20]. Besonders dringlich ist die Erforschung des des endotheliotropen Elefanten-Herpesvirus (EEHV) [40]. Dieses kommt in der Wildbahn wie im Zoo vor, wirkt bei jungen Asiatischen Elefanten oft tödlich und raffte z.B. 2022 im Zoo Zürich gleich drei junge Elefanten dahin [41]. Manche Arbeiten fokussieren auch darauf, die Tiere besser für die Zoopädagogik nutzbar zu machen [18].

Mindestanforderungen an Gehege: Wie die Zooverbände  feststellten, waren die Anforderungen des Säugetiergutachtens des BML von 1996 anpassungsbedürftig, allerdings schießt das Säugetiergutachten 2014 teilweise über das Ziel hinaus. Für Gruppen von bis zu vier Elefantenkühen sollten nicht die Anforderungen des neuen Säugetiergutachtens gelten, sondern nach einer angemessenen Übergangsfrist die jene der Haltungsrichtlinie des BfN, d.h. Einzelboxen und mindestens 200 m² nutzbare Lauffläche. Dies  für Kühe und für Kälber ab zwei Jahren, jüngere werden nicht mitgerechnet. Diese Fläche kann auch durch die Verbindung von Einzelboxen erreicht werden, die mindestens 33 m² groß sein sollen. Für größere Zuchtgruppen und für die Bullenhaltung erachtet der VdZ die Vorgaben des Gutachtens akzeptabel, auch wenn sie eher „Best practice“ darstellen als eigentliche Mindestanforderungen.

Die Position der Tierschutz-Sachverständigen der Zoos wurde gestützt durch eine umfangreiche epidemiologische Studie in 68 akkreditierten nordamerikanischen Zoos, die ergab, dass die Gehegefläche für das Wohlergehen der Elefanten wenig bedeutsam ist. Wesentlich sind die Gehegestruktur, Gehegeböden, ein stabiles soziales Umfeld und gute Programme für Fütterung und Verhaltensanreicherung [31].

Als Mindestgröße für Außengehege für bis zu 4 Kühen oder selbständigen Jungtieren sieht das Gutachten 2'000 m², für eine Zuchtkuh mit eigener Nachzucht bis zu 8 Jahren 1'000 m² und für 1-2 Bullen ebenfalls 1'000 m² vor.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für die Haltung von 3 Elefantenkühen ein Außengehege von 500 m² und eine Stallfläche von 15 m² vor. Für die Haltung eines Bullen ist ein weiteres Außengehege von 150 m² und eine Doppelbox von 2 x 30 m² erforderlich. Für jedes zusätzliche Tier ist das Außengehege um 100 m² zu erweitern. Die Anforderungen der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) entsprechen faktisch "Best practice"-Bedingungen, nicht Mindestanforderungen: Für 3 Kühe ist ein Außengehege von 3'000 und ein Innenlaufbereich von 300 m² vorgeschrieben. Für jede weitere Kuh sind die Flächen um 10% zu erhöhen. Einzelboxen müssen 40 m² messen. Für die Haltung eines Bullen sind ein Außengehege von 700 m² und ein Innenlaufbereich von 100 m² erforderlich. Einzelboxen müssen 50 m² messen.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Asiatische Elefant wurde 1758 von Carl von LINNÉ unter seinem heute noch gültigen Namen beschrieben. Um die Mitte des 20. Jahrhunderts ging man von ca. 8 noch lebende Unterarten aus. Heute werden noch deren 3-4 anerkannt: E. m. maximus von Sri Lanka, E. m. indicus vom asiatischen Festland und E. m. sumatranus von Sumatra. Letzterer ist etwas kleiner, hat relativ größere Ohren und ein Rippenpaar mehr als die beiden anderen. Der Status der Elefanten auf Borneo ist umstritten, manche Autoren gehen davon aus, dass es sich um die verwilderten Nachkommen von Arbeitselefanten handelt, die um 1750 eingeführt worden waren, andere halten dafür, dass es sich um eine eigenständige Unterart E. m. borneensis handle, die im Pleistozän auf die Insel gelangt sei. Ausgestorben sind, bzw. ausgerottet wurden, der Mesopotamische Elefant (E. m. asurus) um ca. 200 v. Chr., der Persische Elefant (E. m. persicus) im Frühmittelalter und der Java-Elefant (E. m. sondaicus) um 1200. Über den Status einer in historischer Zeit China ausgerotteten Elefantenform herrscht noch keine völlige Klarheit [36; 43].

Literatur und Internetquellen

  1. ABDEL-GAWAD, E. (2007)
  2. ARNDT, J. (2014)  
  3. BECK, J. (2015)  
  4. BEHR, B.V. (2009)
  5. BENZ, A. (2005)
  6. BRANDES, A. (2015)
  7. DANIEL, I. (2010)
  8. DREWS, B. (2007)
  9. HAMBRECHT, S. (2012)  
  10. HERZOG, S. M. (1989)
  11. HOHNEDER, N. (2014)
  12. KLEMT, A. (2001)  
  13. KONZ, A. (2009)
  14. LINN, S. (2011)
  15. LÖHLEIN, W. (1999)  
  16. LODERSTEDT, S. (2009)
  17. PRAHL, S. (2009)  
  18. RAASCH, J. (2009)   
  19. SCHMID, J. (2006)
  20. SCHMIDT-BURBACH, J. (2008)  
  21. SCHMUDE, I. von, 2011  
  22. SEIBOLD, P. (2000)
  23. WEISSENBÖCK, N. (2010)
  24. ABSOLUT ELEPHANT
  25. WILLIAMS, C. et al. (2020). Elephas maximus. The IUCN Red List of Threatened Species 2020: e.T7140A45818198. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2020-3.RLTS.T7140A45818198.en sowie GOPALA, A. et al. (2011). Elephas maximus ssp. sumatranus. The IUCN Red List of Threatened Species 2011: e.T199856A9129626. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2011-2.RLTS.T199856A9129626.en . Downloaded on 16 December 2020.
  26. EAZA Elephant TAG (2005)
  27. GRÖNING, K.. & SALLER, M. (1998)
  28. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  29. HAGENBECK, C. (1908)
  30. HAMBRECHT, S. & REICHLER, S. (2013)  
  31. MEEHAN, C.L., MENCH, J.A., CARLSTEAD, K. & HOGAN, J.N. (2016)
  32. OETTERMANN, S. (1982)
  33. PETRI AB HARTENSTEIN, G. C. (1715)
  34. RÜBEL, A. & ZINGG, R. (2015)
  35. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
  36. WILSON, D. E. & REEDER, D. M. (2005)
  37. ZOOELEFANT.DE
  38. ZOO ZÜRICH - PRESSEMITTEILUNG VOM 10.02.2020
  39. SCHMIDT, H. (2018). Asian Elephant Studbook - Data current as of 10 June 2018. Zoo Rotterdam.
  40. EEHV Advisory Group
  41. PM ZOO ZÜRICH vom 23.07.2022
  42. LANKA PRADEEPA vom 19.03.2022
  43. HALTENORTH, T. & TRENSE, W. (1956)

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Elefantenbulle (Elephas maximus) im Kaziranga NP, Indien © Jürg Völlm, Basel

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Freigegeben in Afrotheria
Donnerstag, 14 Juni 2018 08:29

Kalifornischer Seelöwe

Überordnung: LAURASIATHERIA
Ordnung: Raubtiere (CARNIVORA)
Unterordnung: Hundeartige (Caniformia) bzw. Robben (Pinnipedia)
Familie: Ohrenrobben (Otariidae)

Red list status least concern

EEPKalifornischer Seelöwe

Zalophus californianus • The California Sea Lion • L'otarie de Californie

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Kalifornischer Seelöwe (Zalophus californianus), Weibchen in der Wilhelma Stuttgart © Wilhelma (Pressefoto)

 

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Approximative Verbreitung des Kalifornischen Seelöwen (Zalophus californianus)

 

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Kalifornischer Seelöwe (Zalophus californianus), Bulle im National Zoo, Washington DC © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Kalifornischer Seelöwe (Zalophus californianus), Bulle im Zoo Osnabrück © Zoo Osnabrück (Pressefoto)

 

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Kalifornische Seelöwe (Zalophus californianus), Jungtiere im Zoo Wuppertal © Anja Hillen, Zoo Wuppertal

 

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Tauchender Kalifornischer Seelöwe (Zalophus californianus), Weibchen in der Wilhelma Stuttgart © Wilhelma (Pressefoto)

 

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Schlafende Kalifornischer Seelöwe (Zalophus californianus), Weibchen im Central Park Zoo, New York © Wilhelma (Pressefoto)

 

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Kalifornischer Seelöwe (Zalophus californianus), Bulle auf den Broken Islands, Kanada © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Kalifornischer Seelöwe (Zalophus californianus), Weibchen im Zoo Karlsruhe © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Kalifornische Seelöwe (Zalophus californianus), Paar und Jungtier im Zoo Berlin © Peter Griesbach, Zoo Berlin (Pressefoto)

 

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Kalifornische Seelöwen (Zalophus californianus), Jungtiere in der Wilhelma Stuttgart © Wilhelma (Pressefoto)

 

 

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Kalifornischer Seelöwe (Zalophus californianus), beim Abrichten im Tiergarten Nürnberg © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Haltung Kalifornischer Seelöwen (Zalophus californianus) im Borås Djurpark in großem Naturweiher mit Plattform für Präsentationen © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Teil der 2009 fertiggestellten Anlage für Kalifornische Seelöwen (Zalophus californianus)im Zoo Karlsruhe © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

Weitere Bilder auf BioLib

Für die meisten Menschen ist der Kalifornische Seelöwe DER Seelöwe schlechthin, den man nicht nur vom Zoobesuch, sondern auch als Artist in Zirkus und Variété kennt. Weil er so populär ist, eignet er sich bestens als Botschafter für den Meereesschutz, obwohl er selbst nicht gefährdet ist. In europäischen Zoos ist er die mit Abstand am häufigsten gehaltene Ohrenrobbenart.

Körperbau und Körperfunktionen

Beim Kalifornischen Seelöwen werden Bullen bis 240(-255) cm lang und erreichen ein Gewicht von 280-390(-523) kg , die Weibchen bleiben mit 180-200 cm deutlich kleiner, werden etwa 90-110 kg schwer und haben einen schlankeren Hals als die Bullen. Von den anderen in europäischen Zoos gehaltenen Seelöwen unterscheidet sich der Kalifornische erheblich: Seine Gestalt ist schlanker, er hat einen schmalen Kopf mit hundeartiger Schnauze, der bei den Bullen, die keine Mähne tragen, eine Stirnbeule aufweist, und seine Stimme klingt bellend. Die Weibchen haben ein Paar Zitzen etwas hinter den Vorderflossen, das zweite etwa 20 cm zurück. Die Fellfarbe ist schokoladenbraun. Jungtiere haben bei der Geburt eine schwarzbraune Lanugo, die sie mit 1-2 Monaten verlieren um in das beinahe schwarze Jugendkleid zu wechseln. Wie bei allen Seelöwen hat das dichte, kurzhaarige Fell keine Unterwolle [1; 4; 11; 13].

Verbreitung

Nordpazifik: Pazifikküste Nordamerikas und vorgelagerte Inseln von Alaska bis Mexiko [1].

Lebensraum und Lebensweise

Die Kalifornischen Seelöwen pflanzen sich von Mai bis Juli im Golf von Kalifornien und vor der kalifornischen Küste fort und ziehen danach zum Teil nordwärts nach Washington und Britisch Kolumbien und bis Alaska. Die Kolonien sind lockerer und verstreuter als bei den anderen Seelöwen. Während der Paarungszeit sind die Bullen territorial und fasten. Sie halten ihre Territorien für etwa 45 Tage. Die Tragzeit dauert etwa 11(-12) Monate, wovon 3 Monate auf eine Keimruhe fallen. Die Jungtiere kommen weit entwickelt mit offenen Augen zur Welt, messen etwa 60-80 cm und sind 6-9(5-12) kg schwer. Zwillinge sind die Ausnahme, kommen aber vor, so 1987 im Tierpark Hellabrunn und 2001 im Zoo Wuppertal und im Zoo Karlsruhe. Wie bei anderen Ohrenrobben bleiben die Weibchen etwa eine Woche bei ihren Jungen an Land, verlassen sie dann für 2-3 Tage, um im Meer auf Nahrungssuche zu gehen, und kümmern sich danach für 1-2 Tage wieder um sie. Die Jungen verdoppeln ihr Geburtsgewicht in etwa einem Monat. Meist kurz vor Geburt des nächsten Jungen, bisweilen später, werden sie entwöhnt, beginnen aber schon vorher, ihre Mutter auf See zu begleiten. Geschlechtsreife wird mit 4-5 Jahren erreicht [1; 4; 9; 11; 13].

Kalifornische Seelöwen sind opportunistische Jäger, die sich u.a. von Sardellen (Engraulis mordax), Sardinen (Sardina spp.), Heringen (Clupea spp.), Wittling (Merlangius merlangus), Makrelen (Scomberomorus concolor), Stachelmakrelen (Caranx spp.), Schwalbenschwänzchen (Chromis punctipinnis)Bartmännchen (Ophidiidae), Haarschwänzen (Trichiuridae), Kopffüßern und anderen Weichtieren sowie Krebstieren ernähren. Normalerweise fressen die Weibchen vier bis fünf Kilogramm pro Tag, während der Stillperiode fast das Doppelte. Auch während starker Kälteperioden im Winter ist der Futterbedarf sehr hoch und erreicht bis zu 19(-25) Kilogramm beim Männchen [9; 11; 13].

Gefährdung und Schutz

Der Kalifornische Seelöwe hat sich von seiner früheren Ausbeutung erholt. Mit einem Bestand von rund 350'000 Individuen, der gegenwärtig noch zunimmt, gilt er nach einer Beurteilung aus dem Jahr 2014 als nicht gefährdet (Rote Liste: LEAST CONCERN) [1].

Der internationale Handel ist nicht unter CITES geregelt.

Bedeutung für den Menschen

Wirtschaftliche Bedeutung: Kalifornische Seelöwen wurden früher von der indigenen Bevölerung im Rahmen der Subsistenzwirtschaft zur Fleischgewinnung gejagt und stellten eine bedeutende Proteinquelle dar. Im 19. Jahrhundert und bis in die 1970er-Jahre gab es eine kommerzielle Bejagung zwecks Gewinnung von Öl, Häuten und des als Heimtierfutter verwendeten Fleischs, oder die Bestände wurden dezimiert, weil sie eine Konkurrenz für die Fischerei darstellten [1; 3].

Haltung im Zoo

Den publizierten Altersrekord in Menschenobhut hält ein Bulle, der als halbwüchsiges Tier der Natur entnommen wurde und im San Diego Zoo im Alter von 35 Jahren und 8 Monaten  starb [11].

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in rund 90 Zoos gehalten, von denen sich etwa ein Fünftel im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste.

Die Welterstzucht gelang im Jahr 1888 dem Zoologischen Garten Köln. Es gibt ein Europäisches Erhaltungszuchtprogramm (EEP), das vom Zoo Lissabon koordiniert wird, und es wurden von der EAZA Haltungsempfehlungen herausgegeben [6].

Eine der erfolgreichsten Seelöwenzuchten hat der Tiergarten der Stadt Nürnberg. Dort sind von 1981-2018 insgesamt 74 Seelöwen herangewachsen. Sie sind heute größtenteils in Zoos von Spanien, Frankreich, den Niederlanden, Ungarn, Deutschland, Israel, Hongkong, China, Südkorea und  Japan zu Hause. Derzeit leben gegen 20 Kalifornische Seelöwen im Aqua Park und im Delphinarium des Tiergartens. Wie auch in der freien Wildbahn sind die Nürnberger Jungen bereits nach zwei Wochen sehr selbständig und bilden kleine Verbände, in denen sie gemeinsam umherlaufen und spielen.

Forschung im Zoo: Im Erlebniszoo Hannover werden Kalifornische Seelöwen gemeinsam mit Ostsee-Kegelrobben und Nördlichen Seebären  gehalten. Im Rahmen einer Bachelorarbeit wurde untersucht, ob und welche Auswirkungen diese in der Natur nicht vorkommende Vergesellschaftung hat [2]. Im Tiergarten Nürnberg wurden die Sozialbeziehungen von Kalifornischen Seelöwen und Seehunden in Gemeinschaftshaltung untersucht [5]. Am Zoo Duisburg wurde abgeklärt, wie die Seelöwen hydrdynamische Informationen wahrnehmem [8]. Nebst anderen Arten waren Kalifornische Seelöwen Gegenstand einer Dissertation zur Untersuchung des Atmungstraktes bei Meeressäugetieren durch Auskultation mittels elektronisch verstärktem Stethoskop [10] und im Rahmen einer anderen Dissertation wurden Maßnahmen zur Optimierung des Gesundheitsmanagements vorgeschlagen [6].

Mindestanforderungen an Gehege: Das Säugetiergutachten 2014 gibt für 5 Ohren- bzw. Hundsrobben generell eine Beckenfläche von 200 m² und eine Kubatur von 400 m³ vor bei Wassertiefen, die sich jeweils an der Körperlänge der Tiere orientieren. Wie diese Zahlen zustande kamen, wurde nie begründet. Die Fläche liegt über der Empfehlung der EAZA Best Practice Guidelines und ein fixes Volumen ist sinnfrei, wenn die Wassertiefe auf die Körperlänge der Tiere abgestimmt werden soll. Zudem tragen einheitliche Beckendimensionen dem Umstand nicht Rechnung, dass es massive Größenunterschiede zwischen den einzelnen Arten gibt (mittleres Gewicht weibliche Südamerikanische Seebären 45 kg, Südliche See-Elefanten 700 kg). Eine Differenzierung ist deshalb angezeigt. In Zoos hat sich für Ohrenrobben mittlerer Größe, wie dem Kalifornischen Seelöwen, eine Beckenfläche von 150m² bei 5 erwachsenen Tieren bewährt und kann somit als Mindestmaß für eine Zucht- oder Weibchengruppe vorgegeben werden.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für bis zu 5 Tieren ein Becken mit einer Mindestfläche von 150 m² und einer Tiefe von 3 m vor. Für jedes weitere Tier ist die Fläche um 15 m² zu erhöhen. Für die Erhöhung um 50% bei der Beckenfläche und um 150% beim Volumen gegenüber einer früheren Fassung der Verordnung gibt es keine Begründung. Ferner ist ein Landteil von 15 m² pro Robbe erforderlich.

Die 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) verlangt für bis zu 5 Tieren ein Becken mit einer Mindestfläche von 300 m² und einer Tiefe von 3 m, für jedes weitere Tier ist die Fläche um 30 m² zu erhöhen. Es ist ein Landteil erforderlich, der es allen Robben erlaubt, sich gleichzeitig am Land aufzuhalten, ferner müssen Absperrboxen vorhanden sein, deren Maße sich nach der Körpergröße der Art richten.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Kalifornische Seelöwe wurde im Jahr 1828 vom französischen Arzt und Naturforscher René Primevère LESSON als "Otaria californiana" beschrieben. 1866 stellte ihn der amerikanische Zoologe Theodore Nicholas GILL als einzige Art in die neue Gattung Zalophus. 1866 wurden der mittlerweile ausgestorbene Japanische Seelöwe (japonicus) und 1953 der Galápagos-Seelöwe (wollebaeki) beschrieben. Diese galten vorerst als Unterarten des Kalifornischen Seelöwen, haben jedoch seit einigen Jahren Artstatus [1; 13; 14].

Literatur und Internetquellen

  1. AURIOLES-GAMBOA, D. et al. (2015). Zalophus californianus. The IUCN Red List of Threatened Species 2015: e.T41666A45230310. http://www.iucnredlist.org/details/41666/0. Downloaded on 23 May 2018.
  2. BAHRMANN, J. (2015)
  3. CASS, V. L. (1985)
  4. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  5. KURZ, J. (2006)
  6. MARKOWSKI, S. (2013)
  7. MEIJER, G. (2008)
  8. OTTER, C. (2007)
  9. PUSCHMANN, W., ZSCHEILE, D., & ZSCHEILE, K. (2009)
  10. SCHARPEGGE, J. (2007)
  11. SCHÜRER, U. (2002)
  12. WEIGL, R. (2005)
  13. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
  14. WILSON, D. E. & REEDER, D. M. (2005)

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Donnerstag, 14 Juni 2018 12:41

Gepard

Überordnung: LAURASIATHERIA
Ordnung: Raubtiere (CARNIVORA)
Taxon ohne Rang: Landraubtiere (FISSIPEDIA)
Unterordnung: Katzenartige (Feliformia)
Familie: Katzen (Felidae
Unterfamilie: Geparden (Acinonychinae), neuerdings Kleinkatzen (Felinae)

D VU 650

EEPGepard

Acinonyx jubatus • The Cheetah • Le guépard

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Südafrikanischer Gepard (Acinonyx j. jubatus) im Domaine des Fauves, Les Abrets (Isère) © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Approximative Verbreitung des Geparden (Acinonyx jubatus) dunkelblau; mittelblau = mögliche Vorkommen

 

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Südafrikanischer Gepard (Acinonyx j. jubatus) im Zoo de Vincennes, Paris © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Südafrikanischer Gepard (Acinonyx j. jubatus) im Opel-Zoo, Kronberg © Archiv Opel-Zoo

 

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Südafrikanischer Gepard (Acinonyx j. jubatus) auf Aussichtspunkt im Zoo Salzburg © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Südafrikanischer Gepard (Acinonyx j. jubatus) im Werribee Open Range Zoo, VIC, Australien © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Südafrikanischer Gepard (Acinonyx j. jubatus) in der Wilhelma Stuttgart © Wilhelma (Pressefoto)

 

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Südafrikanischer Gepard (Acinonyx j. jubatus) in der Wilhelma Stuttgart © Wilhelma (Pressefoto)

 

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Sudan-Gepard (Acinonyx jubatus soemmeringii) im Schnee im Zoo Landau © Zoo Landau (Pressefoto)

 

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Südafrikanischer Gepard (Acinonyx j. jubatus) im Schnee im Opel-Zoo, Kronberg © Archiv Opel-Zoo

 

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Begegnung mit Südafrikanischem Geparden (Acinonyx j. jubatus) in Tonis Zoo, Rothenburg © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Südafrikanische Geparden (Acinonyx j. jubatus) beim Fressen in der Cango Wildlife Ranch © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Junge Südafrikanische Geparden (Acinonyx j. jubatus) im Allwetterzoo Münster © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Fünf Wochen alter Südafrikanische Gepard (Acinonyx j. jubatus) im Opel-Zoo Kronberg © Archiv Opel-Zoo

 

 

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Südafrikanische Gepardin (Acinonyx j. jubatus) mit Vierlingen im Tiergarten Schönbrunn © Daniel Zupanc / TG Schönbrunn

 

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Sudan-Gepardin (Acinonyx jubatus soemmeringii) mit Nachwuchs im Zoo Landau © Zoo Landau

 

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Südafrikanische Gepardin (Acinonyx j. jubatus) mit Nachwuchs im Zoo Basel © Torben Weber, Zoo Basel

 

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Gepardenanlage im Zoo Basel © Jörg Hess, Basel

 

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Im Zoo Basel landete ein Gepard bei der Jagd auf eine Stockente irrtümlich auf der falschen Seite des Grabens, er war heilfroh, als ihm der Tierpfleger die Gehegetüre öffnete. Foto von baz-Leser R. T.

 

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Junge Sudan-Geparden (Acinonyx jubatus soemmeringii) im Zoo Landau © Zoo Landau (Pressefoto)

 

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Sudan-Gepard (Acinonyx jubatus soemmeringii) im Tierpark Berlin © Wolfgang Dreier, Berlin

 

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Königsgepard (Acinonyx j. jubatus) im Potgietersrus Game Breeding Centre, Mokopane, Südafrika © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Königsgepard (Acinonyx j. jubatus) im Al Wabra Wildlife Preserve, Katar © Wolfgang Dreier, Berlin

 

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Schädel eines Geparden (Acinonyx jubatus) in der Sammlung des Museums Wiesbaden © Klaus Rassinger und Gerhard Cammerer, Museum Wiesbaden. Veröffentlicht unter der Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported-Lizenz

 

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Wegen seines von allen anderen Katzen abweichenden Körperbaus und seiner historischen Bedeutung als Jagdgefährte des Menschen ist der Gepard von zoopädagogischem Interesse. Da die Art in ihren Ursprungsgebieten je nach Region gefährdet bis vom Aussterben bedroht ist, und es koordinierte Erhaltungszuchtprogramme gibt, ist sie in europäischen Zoos recht häufig anzutreffen.

Körperbau und Körperfunktionen

Der Gepard erreicht eine Kopf-Rumpflänge von 140-150 cm, eine Schwanzlänge von 60-80 cm und ein Gewicht von etwa 60 kg. Der Kopf ist relativ klein mit stark gewölbtem Hirnschädel. Die Iris ist gelbbraun, die Pupille zieht sich rundlich zusammen.  Als einzige Katze hat der Gepard nur teilweise einziehbare, stumpfe Krallen. Das raue Fell ist oberseits rötlich- bis ockergelb mit schwarzen Tupfen, unterseits weiss, das letzte Schwanzdrittel ist schwarz geringelt, die Schwanzspitze ist weiß. Im Südlichen Afrika kommt eine rezessiv vererbte Mutante vor, der sogenannte "King Cheetah", bei dem die schwarzen Flecken größer sind und zum Teil zu Bändern zusammenfließen [8].

Verbreitung

Afrikanische Unterarten: Ägypten, Angola, Äthiopien, Benin, Botswana, Burkina Faso, Dem. Rep. Kongo, Eritrea, Kamerun, Kenia, Malawi, Mali, Mauretanien, Mosambik, Namibia, Niger, Nigeria, Sambia, Somalia, Südafrika, Sudan, Swasiland, Tansania, Togo, Tschad, Uganda, Zentralafrikanische Republik, Zimbabwe. Vermutlich ausgestorben in Algerien, Libyen, Marokko, Senegal, West-Sahara. Ausgestorben in Burundi, Tunesien [4].

Acinonyx jubatus venaticus: Afghanistan [10; NOGGE in litt. 2010], Iran, ausgestorben oder vermutlich ausgestorben im Rest des Verbreitungsgebiets vom Nahen Osten bis Indien und Zentralasien [4].

Lebensraum und Lebensweise

Geparden nutzen unterschiedlichste Lebensräume, von Busch und Feuchtsavannen über Grasländer und Trockensavannen bis zu Halbwüsten und Wüsten und vom Tiefland bis auf eine Höhe von 4'000 m. Sie leben einzeln, als Bruderpaare oder in Mutterfamilien und sind meist tagaktive Sprintjäger, die über kurze Distanzen eine Geschwindigkeit von über 100 km/h erreichen können. Ihr Beutespektrum reicht von Vögeln und Kleinsäugern bis zu Kudus und Elenantilopen. Bevorzugt werden kleinere bis mittelgrosse Huftiere, wie Gazellen, Impalas, Wasserböcke, Wildschafe oder Steinböcke, bei größeren Arten sind die Kiefer des Geparden zu schwach, um die Knochen zu knacken. Im Zoo werden deshalb vor allem Kaninchen, Schafe, Ziegen und kleinere Hirsche zur Ganzkörperfütterung verwendet [5].

Der Gepard hat keine feste Fortpflanzungszeit. Nach einer Tragzeit von 92 (90-98) Tagen bringen die Weibchen in Abständen von 15-19 Monaten 1-8 Junge mit einem Gewicht von 250-300 g zur Welt, die sie dann alleine aufziehen. Die Jungen sind bei der Geburt blind und öffnen ihre Augen mit 4-14 Tagen. Mit 3-6 Wochen bricht das Milchgebiss durch. Mit rund anderthalb Jahren sind sie selbständig. Allerdings ist die Jugendsterblichkeit sehr hoch, im Nairobi-Nationalpark sterben 95% der Jungen bevor sie anderthalb Jahre alt sind (im Zoo ca. 30%). Die meisten werden durch andere Raubtiere oder durch Paviane getötet [17; 25].

Zu den Lautäußerungen des Geparden weiß BREHM [24]: "Seine Stimme hat etwas durchaus eigenthümliches. Der Gepard spinnt, und zwar mit großer Ausdauer, wie unsere Hauskatze, nur etwas gröber und tiefer, faucht, gereizt, wie seine Verwandten, fletscht auch ebenso ingrimmig die Zähne, und läßt dabei ein dumpfes, unausgesprochenes Knurren hören, außerdem aber ganz eigenthümliche Laute vernehmen. Der eine von diesen ist ein langgezogenes Pfeifen, der andere ein aus zwei Lauten bestehender Ruf, welcher dem Namen Tschita so ähnelt, daß man letzteren sofort als Klangbild dieser Stimmlaute erkennen muß."

Gefährdung und Schutz

Der Gepard ist nach einer Beurteilung aus dem Jahr 1986, letztmals überprüft und bestätigt 2021, eine gefährdete Tierart (Rote Liste: VULNERABLE) mit abnehmendem Bestand von rund 6'500 erwachsenen Individuen, die sich auf ein Areal von etwa 3'100'000 km² verteilen und von denen etwa 3'500-4'000 auf die südliche Unterart entfallen. Die meisten Geparden im südlichen Afrika leben in der Grenzregion von Namibia, Angola, Botswana, Sambia, Simbabwe, Südafrika und Mosamibik, wo sich zahlreiche große, teils grenzüberschreitende Nationalparks befinden. Rund 330 Tiere werden in vollständig eingezäunten Reservaten gehalten, wo ein intensives Populationsmanagement nötig ist. Vom Ostafrikanischen Geparden (A. j. fearonii) gibt es eine rund 1'250 Individuen umfassende zusammenhängende Population im Serengeti-Mara-Tsavo-Laikipia-Gebiet. Der Nordwestafrikanische (A. j. hecki) und der Asiatische Gepard (A. j. venaticus) mit noch 60-100 Individuen gelten als hochbedroht (CRITICALLY ENDANGERED) [5].

Der internationale Handel ist durch CITES-Anhang I eingeschränkt. Ferner fällt die Art mit Ausnahme der Populationen Botswanas, Namibias und Simbabwes unter Anhang I des Bonner Übereinkommens über wandernde Tierarten.

Zoogestützte Artenschutzprojekte (Beispiele):

  • 1990 wurde in Namibia der Cheetah Conservation Fund (CCF) als international anerkanntes Kompetenzzentrum für den Schutz von Geparden und ihren Ökosystemen gegründet. Unter anderem züchtet der CCF in Namibia Herdenschutzhunde, die Hirten helfen sollen, Angriffe von Geparden auf ihr Vieh abzuwehren. Dadurch könen die Viehverluste massiv reduziert werden. Jeder Hirte, der einen Schutzhund erhält, verpflichtet sich, bei Konflikten den Gepard zu verschonen, die Artenschützer zu informieren und ihnen die Umsiedlung der Katze zu ermöglichen. Der CCF wird von zahlreichen, hauptsächlich nordamerikanischen Zoos unterstützt. Seit Einweihung der neuen Gepardenanlage im Jahr 2021 beteiligt sich der Verein der Freunde und Förderer der Wilhelma mit einem jährlichen Beitrag von 25'000 € am Schutzhundprogramm. Dadurch kann der CCF die Ausbildung von Hunden deutlich ausbauen und die Wartezeit auf einen solchen voraussichtlich von vier auf zwei Jahre halbieren [23].

  • Als Vorbereitung für ein neues Projekt zum Schutz großer Raubtiere lässt der Zoo Leipzig durch Sachverständige der Universität Oxford  eine Bestandserhebung in ganz Äthiopien durchführen. Durch Zusammenfassung aller vorliegenden Studien und Erhebung eigener Daten, sollen die Bestandszahlen für Löwen, Geparde, Leoparden, Wildhunde, Tüpfel- und Streifenhyänen ermittelt werden. Darauf aufbauend kann der Zoo dann besser entscheiden, wo ein neues Artenschutzprojekt gestartet werden kann. Die Daten werden auch allen Institutionen im Land zur Verfügung gestellt. mehr ... 

Bedeutung für den Menschen

Geparden wurden im Nahen und Mittleren Osten seit alters her eingefangen und zur Jagd - hauptsächlich auf Gazellen - abgerichtet oder als Statussymbole im Haushalt gehalten. Schon vor 5'000 Jahren haben Geparde die Sumerer auf ihren Jagden begleitet. Dasselbe ist aus dem Neuen Reich Ägyptens (ca. 1550–1070 v. Chr.) bekannt. So wurde z.B. im Grab des Tutanchamun, ein stilisierter goldener Gepardenkopf gefunden. Der älteste bekannte bildliche Nachweis eines gehaltenen Gepards datiert aus der Zeit von 700-300 v. Chr. Es handelt sich um die Darstellung eines Gepards mit Halsband auf einer Silbervase aus einem skythischen Grab aus Maikop in der Kaukasus-Region Südrusslands. Ein angeleinter Gepard findet sich auf ägyptischen Zeichungen aus der Regierungszeit von Ptolemäus II. (309-246 v. Chr). Der indische Großmogul Akbar der Große (1542-1605) soll im Laufe seines Lebens 9'000 Geparden besessen haben, um Hirsche, Hirschziegenantilopen und Gazellen zu jagen. In Italien wurden Geparden bereits im spätrömischen Reich, dann wieder zur Zeit Friedrichs II.(1194-1250) und während der Renaissance als Jagdtiere genutzt [9; 17; 21].

Gepardenfelle sind rauh und für die Verarbeitung zu Pelzmänteln ungeeignet, was nicht verhinderte, dass zur Blütezeit der Fleckkatzen-Mode auch Gepardenmäntel getragen wurden. Legale Abschüsse im Rahmen der Sportjagd sind in wenigen Ländern möglich [5].

Von 2001-2017 wurden global noch 9 Geparden-Pelzmäntel mit Genehmigungen international verschoben. Ansonsten wurden u.a. zur Ausfuhr genehmigt: 608 Felle und 2'159 Jagdtrophäen aus Namibia, 53 Felle und 150 Jagdtrophäen aus Simbabwe, 53 Felle aus Südafrika und 30 aus Äthiopien. Im selben Zeitraum wurden die Ausfuhr von 815 lebenden Wildfängen bewilligt, davon kamen 586 aus Namibia, 197 aus Südafrika und 11 aus dem Sudan, und weltweit wurde der internationale Transport von 1'937 Nachzuchttieren erfasst. Davon kamen 1'405 aus Südafrika, 100 aus Namibia, 87 aus den Niederlanden, 46 aus Irland und 29 aus der Schweiz [3].

Haltung

Viele Zootiere könnten ihre Gehege verlassen, wenn sie denn wollten. So auch die in der nebenstehend abgebildeten Anlage gehaltenen Geparden des Zoo Basel. 2008 versuchte hier ein halbwüchsiger Gepard eine wilde Stockente zu fangen und brachte es fertig, zwischen Abschlussgitter und Graben nach draußen zu gelangen. Das Publikum wunderte sich zwar, aber es entstand keine Panik. Dem Tier war es sichtlich nicht wohl und es konnte problemlos wieder zurück in das Gehege gebracht werden.

In verschiedenen Zoos gibt es Gemeinschaftshaltungen von Geparden und Breitmaulnashörnern. Im Zoo Leipzig bewohnen Geparden eine Anlage gemeinsam mit Husarenaffen und Spitzmaulnashörnern und im Zoo Basel wurde auf der neuen Elefantenanlage für die Geparden ein Durchgang zum Bullengehege geschaffen. Auch mit Steppenzebras, Zwergflusspferden, Giraffen, Watussirindern und Elenantilopen sowie Sporn- oder Riesenschildkröten wurden Geparde vergesellschaftet [18].

Geparden können im Zoo ganz ausnahmsweise ein Alter von 21 Jahren erreichen. Allerdings werden nur wenige älter als 12 Jahre. In der Wildbahn liegt die mittlere Lebenserwartung für Weibchen, die das erste Lebensjahr überstanden haben bei knapp 7 Jahren, Kater sterben schon früher. Es wird vermutet, dass kein wildlebender Gepard älter als 12 Jahre wird [16; 25].

Haltung in europäischen Zoos: Geparden werden in über 130 Zoos gehalten, von denen sich etwa ein Viertel im deutschsprachigen Raum befinden. Mehrheitlich handelt es sich um Südafrikanische Geparden (A. j. jubatus), weniger als 20 Zoos halten Sudan-Geparden (A. j. soemmeringii). Früher waren gelegentlich und in geringer Zahl auch Asiatische (bis in die 1970er-Jahre), Ost- und Nordafrikanische (bis 1986 im Kölner Zoo) Geparden in europäischen Zoos anzutreffen. Für Details siehe Zootierliste.

Die Fütterung sollte abwechslungsreich sein, jedoch nicht zu reichlich, weil sonst die Tiere wegen ihrer haltungsbedingt limitierten körperlichen Leistung die Tendenz haben, zu verfetten [22].

Zucht: Geparden waren zwar schon zur Zeit der antiken Hochkulturen Ägyptens und des Nahen Ostens regelmäßig für jagdliche Zwecke gezähmt worden, galten aber im Zoo lange als nicht züchtbar. Erst 1956 und 1957 kam es im Zoo von Philadelphia zu den ersten Geburten, wobei die Jungen nicht aufgezogen werden konnten. Die europäische Erstgeburt konnte der Krefelder Zoo 1960 verzeichnen. Von den Vierlingen konnten zwei mit Hilfe einer Katzenamme grossgezogen werden. Die ersten natürliche Aufzuchten gelangen 1965 und 1966 dem italienischen Arzt Dott. Luciano SPINELLLI, der seine zahme Hausgepardin erfolgreich mit zwei Katern des Zoologischen Gartens Rom verpaarte. Damit war der Bann gebrochen und heute werden Geparden regelmäßig in Menschenobhut geboren und von ihren Müttern aufgezogen [9].

Um zu züchten stellen die Zoos ihren Geparden zwei oder mehr Gehege zur Verfügung. Jene im Opel-Zoo Kronberg z.B. sind 840 m² und 660 m² groß [MESO 1/2010].

Es gibt ein Internationales Zuchtbuch (ISB, seit 1987), das vom Cheetah Conservation Fund in Otjiwarongo, Namibia geführt wird und 1'893 lebende Tiere in 289 Institutionen umfasste [IZY 52, Daten bis Juli 2017]. Ferner je ein Europäisches Erhaltungszuchtprogramm (EEP, seit 1992) für die Unterarten jubatus und soemmeringii. Diese werden vom Safari Beekse Bergen bzw. dem irischen Fota Zoo koordiniert. Dazu gibt es Empfehlungen der EAZA für eine optimale Haltung.

Wie Geparden gehalten werden (Beispiele):

Forschung im Zoo: Der Gepard ist immer wieder Gegenstand von tiermedizinischen oder ethologischen Forschungsarbeiten, die darauf abzielen, die Haltungsbedingungen zu optimieren [1; 2; 4; 6; 7; 10; 12; 13; 14; 19; 22].

Mindestanforderungen an Gehege: Nach Säugetiergutachten 2014 des BMEL soll für ein Tier oder ein Paar ein Außengehege mit einer Fläche von 200 m² vorhanden sein, das zeitweilig unterteilt werden kann. Ferner soll jedem Tier eine Schlafbox von 5 m² Fläche zur Verfügung stehen.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für 1-2 Geparden ein Außengehege mit einer Fläche von 200 m² vor. Für jedes weitere erwachsene Tier ist die Fläche um 20 m² zu erweitern. Jedem Tier muss eine individuelle Schlafbox von 2.5 m² zur Verfügung stehen

Gemäß der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) ist für ein Trio ein Außengehege mit einer Fläche von 800 m², für jedes weitere Adulttier 80 m² zusätzlich und für Weibchen mit Jungen ein separates Gehege erforderlich, Das Innengehege muss für ein Paar eine Fläche von 10 m² haben, für jedes weitere Tier 1 m² mehr und für Weibchen mit Jungen ein separates Gehege.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Gepard wurde 1775 vom thüringischen Naturforscher Johann Christian Daniel von SCHREBER als "Felis jubata" beschrieben. Die Einordnung in die heute gültige Gattung Acinonyx erfolgte 1828 durch den englischen Anatomen und Naturwissenschaftler Joshua BROOKES. Gegenwärtig werden 5 Unterarten anerkannt:

  • A. j. jubatus aus dem südlichen Afrika
  • A. j. fearonii aus Ostafrika
  • A. j. hecki aus Nordwest-Afrika
  • A. j. soemmeringii aus Nordost-Afrika
  • A. j. venaticus aus Südwest-Asien, heute noch Iran

Der großfleckige Königsgepard, von dem im Jahr 1926 ein Major A. COOPER das erste bekannte Exemplar schoss und nach sich selbst benannte, wurde später als Unterart Acinonyx jubatus rex bezeichnet. Er ist aber ist keine Unterart, sondern eine Mutante der Nominatform [20]. Im selben Wurf können normalfleckige Welpen und solche mit Königsmuster anfallen, so im Tiergarten Nürnberg, wo sich im Jahr 2000 in einem Viererwurf von normalfleckigen Eltern ein weiblicher Königsgepard befand. Es handelte sich um das erste Tier dieser Morphe, das in Europa geboren wurde. Es erreicht im Zoo Wuppertal ein Alter von 10 Jahren.

Beim Gepard handelt es sich um eine monospezifische Gattung. Traditionell wurde er in eine eigene Unterfamilie gestellt. Aufgrund molekulargenetischer Studien wird er neuerdings den Kleinkatzen zugeordnet, wo er zusammen mit Puma und Jaguarundi die Tribus Acinonychini bildet [5; 17].

Literatur und Internetquellen

  1. AMBROSCH, J. (2009)
  2. CAFÉ MARCAL, V. (2006)
  3. CITES TRADE DATA BASE
  4. DENZLER, T. (1989)
  5. DURANT, S.M., GROOM, R., IPAVEC, A., et al. (2022). Acinonyx jubatus. The IUCN Red List of Threatened Species 2022: e.T219A124366642. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2022-1.RLTS.T219A124366642.en. Accessed on 14 August 2023.
  6. EXNER, C. (1995)
  7. FELLENDORF, S. (2012) 
  8. GRIMMBERGER, E. & RUDLOFF, K. (2009)
  9. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  10. HUBER, C. (1999)
  11. MANATI, A. R. & G. NOGGE (2008)
  12. SCHLABING, C. (1989)
  13. SCHLOTZ, M. (2014)
  14. STREIT, A. (?)
  15. WINKLER, P. (2012)
  16. WEIGL, R. (2005)
  17. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019) 
  18. ZOOROPE
  19. LUDWIG, C. (2019)
  20. AFRICA FREAK
  21. BOTHMA, J. du P. & WALKER, C. (1999)
  22. DEPAUW, S., HESTA, M., WHITEHOUSE-TEDD, K., STAGEGAARD, J., BUYSE, J. & JANSSENS, G. P. J. (2011)
  23. PRESSEMITTEILUNG DER WILHELMA VOM 24.02.2021
  24. BREHM, A. E. (1882-1887)
  25. SENGENBERGER, K., BUS, H. & VERSTEEGE, L. (eds. 2018)

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