STUDER-THIERSCH, A. (1991)
Flamingos - Ethologischer Beitrag zur Planung der neuen Anlage. Zolli-Bulletin: Nr. 67: 4 - 5
SCHIFTER, H. & STUDER-THIERSCH, A. (1997)
Bemerkenswertes Alter von Rosaflamingos (Phoenicopterus ruber roseus) in Menschenhand.
Der Zoologische Garten N.F. 67: 190.
studer-biblio
HEDIGER, H. (1949)
Exotische Freunde im Zoo.
159 Seiten, 21 s/w-Bildtafeln.
Verlag Friedrich Reinhardt AG, Basel.
Nachdruck 1968 als Taschenbuch, 140 Seiten, 41 s/w-Abbildungen.
Herder-Bücherei 303.
Inhalt:
Kapitel über Bären, Indische Elefanten, Afrikanische Elefanten, Giraffen, Nashörner, Menschenaffen, Flusspferde, Seelöwen und Okapi. Das Buch ist die z.T. erweiterte Wiedergabe einer lockeren Folge von 9 Vorträgen, die über den schweizerischen Mittelwellen-Landessender Beromünster ausgestrahlt worden waren.
hediger-biblio
ALMASBEGY, M. & PFLEIDERER, M. (2011)
Ethologisch fundierte Empfehlungen für eine artgemäße Zoohaltung von Schwarzfußkatzen Felis nigripes Burchell, 1824.
Zool. Garten N.F. 80, Heft 6: 309-348.
Abstract:
The Blackfooted Cat (Felis nigripes), also called Small Spotted Cat, is a species endemic to the drier areas of Southern Africa. Ethological observations can give insight into their specialised adaptations to their environment. The investigations were carried out at the base of Karoo Cat Research. The large nature-type enclosures allow the cats to show a wide range of their natural behaviour. This study was done in the hope that it will lead to improved zoo-keeping and husbandry of the Blackfooted Cat in zoological gardens.
It is alarming to note that worldwide the zoo populations of these cats, having always been quite low, have dramatically decreased recently, especially in Europe, where at present only 5 males and 2 females are kept at 3 different sites. Worldwide, most cats die at a rather young age from either Amyloidosis, a kidney disease, or from respiratory tract infections. The possibility is discussed that both diseases are, at least partly, due to inadequate keeping conditions. It is imperative, though not always easily accomplished, that these cats are kept in enclosures that, at least in part, provide desert conditions: a dry climate (relative air humidity of 30 to 40%), and a preponderantly sandy substrate with fitting vegetation. As Blackfooted Cats habitually cover large distances during their nightly prowls, they would require larger enclosures than other cats of the Genus Felis. The enclosures should also give the cats adequate shelter to allow them to hide from disturbances caused by the public. Failing to provide this may be the cause of numerous, possibly lethal, stress-related diseases. Due to the Blackfooted Cat's extremely shy nature and solitary way of living, especially in respect of keeping their progeny healthy, the choice of the right curator is of utmost importance.The experiment of having young Blackfooted Cats reared simultaneously by their own mother and by humans aimed to avoid an imprinting-like bond but at the same time to create the basis for a lasting relationship of trust towards the human carers. The Karoo Cat Research Station proved to be a suitable observation area, offering the possibility of caring for three young Blackfooted Cats from the age of 6 to 16 weeks together with their mother. The behaviour patterns defining the opposites “tame” and “shy” were evaluated numerically and presented in diagram form. The result of this experiment was a stress-free and relaxed relationship between the animals and their carers that was not only observed in the kittens but was also maintained with the adult cats. The activity rhythm of seven Blackfooted Cats in human care in South Africa was studied throughout two seasons with considerable temperature variations. In graphic representations, data are presented, such as the weather or sexual differences, which could not be influenced by humans but have a clearly recognisable effect on the activity rhythm. Altered keeping conditions had an important influence on the divergence of the rest periods of the three young Blackfooted Cats from the usual diaphasic activity pattern of most felid species. The behaviour of wild-caught animals was studied and compared with that of well integrated or zoo-born individuals. Here too an important reduction in activity was noted. The effect of behavioural enrichment measures, such as play, feeding methods, olfactory stimuli, as well as the rearing of young, on a positive increase in diurnal activity is discussed.
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Alpaka
Überordnung: LAURASIATHERiA
Taxon ohne Rang: CETARTIODACTYLA
Ordnung: Paarzeher (ARTIODACTYLA)
Unterordnung: Schwielensohler (Tylopoda)
Familie: Kamele(Camelidae)
ribus: Neuweltkamele (Lamini)
Alpaka
Lama guanicoe f. pacos / Vicugna vicugna f. pacos • The Alpaca • L'alpaga
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Das Alpaka als kleiner, zutraulich werdender Vertreter der Kameliden eignet sich besonders für die Haltung in Kinderzoos und Kontaktgehegen. Es wird deshalb mit zunehmender Häufigkeit in Zoos gezeigt, oft zu Lasten des Lamas. Körperbau und KörperfunktionenAlpakas erreichen eine Kopf-Rumpflänge von 114-150 cm, eine Schwanzlänge von 18-25 cm, eine Schulterhöhe von 86-90 (80-100) cm und ein Gewicht von 55-65(-75) kg. Die Ohren sind mit rund 15 cm relativ kurz. Das Fell ist lang und fein. Die einzelnen Haare haben einen Durchmesser von 15-30 μm und wachsen im Jahr um 5-15 cm. Es gibt verschiedene Farbschläge, auch Schecken. Es werden zwei Rassen unterschieden, Suri und Huacaya. Diese unterscheiden sich nur unwesentlich in Grösse und Gestalt, aber dafür stark im Vlies. Das Huacaya besitzt eine dichte, gekräuselte Faser, während das Suri, das nur etwa 2-5% des Weltbestands ausmacht, Fasern mit einem Drall aufweist, die sich im Rücken scheiteln und seitlich in lang gezogenen Locken am Körper herunterhängen [1; 4; 8; 9; 10; 13]. VerbreitungDas Alpaka war ursprünglich in Peru, Ekuador und Bolivien, später auch in Chile verbreitet. Aus den Andenstaaten wurden Alpakas nach vielen Ländern exportiert [13]. Lebensraum und LebensweiseUrsprünglicher Lebensraum ist die feuchte Puna und der Altiplano in Höhenlagen von 3'500-5'200 m. Vor 3'800 Jahren wurden Alpakas in tiefere Lagen gebracht und vor rund 1'000 Jahren bis an die Küste. Alpakas sind Herdentiere. Sie ernähren sich hauptsächlich von Gräsern, Riedgräsern, Korbblütlern und Frauenmänteln (Alchemilla). Die Fortpflanzung ist nicht saisonal, sondern die Ovulation wird bei der Alpakastute durch den Deckakt ausgelöst. Nach einer Tragzeit von 340-345 Tagen wird in der Regel ein einzelnes Fohlen geworfen, das rund 6-8 Monate gesäugt wird und mit etwa 12-24 Monaten die Geschlechtsreife erreicht [1; 2; 6]. Bedeutung für den MenschenWirtschaftliche Bedeutung: Wie BREHM berichtet, verarbeiten die Indos die Alpakawolle schon seit uralten Zeiten zu Decken und Mäntel. Aus der feineren Wolle "verfertigen sie Tischdecken und andere schätzbare Dinge mit viel Kunst, welche sich durch ihre lange Dauer und ihren schönen Glanz besonders auszeichnen. Die Inkas von Peru hatten große Meister im Weben. Die geschicktesten wohnten am Titicacasee. Sie färbten die grobe und feine Wolle in sehr frischen und zarten Farben mit vielerlei Kräutern. Gegenwärtig verstehen sie bloß noch warme Decken und Mäntel zu weben; aber die Wolle wird jetzt vielfach nach Europa übergeführt ..." [3]. BREHM berichtet weiter, dass wiederholt Anläufe unternommen wurden, das Alpaka in Europa einzubürgern. Mit wenig Erfolg: "im Gegentheile, die Versuche sind ohne Ausnahme kläglich gescheitert. Ein gewisser Thompson züchtete im Auftrage des Grafen Derby in Knowsley eine größere Herde Alpakas, und englische Forscher sahen bereits das schottische Hochland mit den nützlichen Wollträgern bevölkert; in der Neuzeit ist es jedoch sehr still geworden über diesen Gegenstand. Aehnlich wie in Europa scheint es in Australien ergangen zu sein." Trotz Ausfuhrverboten Boliviens und Perus waren 300 Alpakas ausser Landes und nach Neusüdwales gebracht worden. " Fünf Jahre später, nachdem die Regierung etwa 15.000 Pfund Sterling ausgegeben hatte, waren von den Thieren kaum noch ein Dutzend am Leben ..." [3]. Heute werden Alpakas werden in vielen Ländern zur Wollgewinnung und als Hobbytiere gezüchtet. Sie werden meist jährlich zu Frühlingsbeginn geschoren und liefern einen Vliesertrag von 3-6 kg. 1 kg wird in Deutschland für etwa 2-30 € angeboten. Weltweit gibt es geschätzt 3.5 Millionen Alpakas, jedoch ist diese Zahl leicht rückläufig. Während Alpakas in vielen Ländern außerhalb Südamerikas einen wichtigen Beitrag zur landwirtschaftlichen Diversifikation beitragen, geht die Zahl in den Ursprungsländern, gerade in Peru wieder zurück [1]. Eine anfangs 2000 durchgeführte Zählung ergab für die Schweiz einen Bestand von 623 Tieren, 2019 waren bereits 3'807 [5; 14]. Kulturelle Bedeutung: Alpakas spielten eine Rolle als Opfertiere in verschiedenen präkolumbianischen Kulturen. Natürlicherweise mumifizierte Tiere wurden in Gräbern unter den Böden von Häusern gefunden [6]. Haltung im ZooAlpakas lassen sich gut mit anderen Tieren vergesellschaften, etwa mit Maras oder Nandus [8], und sich in der Regel problemlos in begehbaren Gehegen halten.Zur nachhaltigen Grünlandnutzung rechnet man mit etwa 12 Tieren / ha [1]. WEIGL gibt als Höchstalter 25 Jahre und 9 Monate an [11]. Haltung in europäischen Zoos: Alpakas waren früher in Zoos relativ selten, heute sind sie beinahe häufiger anzutreffen als Lamas, nämlich inüber 600 Zoos von denen sich ein gutes Drittel im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste. Forschung im Zoo: Alpakas sind gelegentlich Gegenstand von Forschung oder forschendem Lernen im Zoo. Die Arbeiten dienen entweder dazu, unser Grundlagenwissen zu erweitern, wie z.B. ein Aktivitätsvergleich zwischen verschiedenen Neuweltkameliden [2] oder zielen darauf ab, die Haltungsbedingungen zu optimieren [7]. Nach dem Säugetiergutachten 2014 des BMEL soll für 6 Alpakas ein Außengehege von 300 m² vorhanden sein und soll für jedes weitere Tier die Fläche um 25 m² erweitert werden. Sofern ein Stall angeboten wird, soll die Fläche mindestens 2 m² pro Tier betragen. Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für 6 Alpakas sowie deren Nachkommen bis zum Alter von 6 Monaten ein Gehege von 250 m², für das 7.-12. Tier je 30 m² und für jedes weitere je 10 m² zusätzlich, sowie pro Tier einen Stallplatz von 2 m², bei Einzelaufstallung 4 m² vor. Die Tierhaltungsverordnungen Österreichs (Stand 2023) enthalten keine Vorschriften für domestizierte Kleinkamele. Taxonomie und NomenklaturDas Alpaka wurde vor 5'500 bis 6'500 Jahren in Peru domestiziert [13]. Über seine Wildform wurde viel spekuliert. Eine Zeitlang glaubte man, nur das Lama stamme vom Guanako ab, das Alpaka dagegen vom Vikunja. Der Kieler Haustierforscher Wolfgang HERRE vertrat 1973 die Ansicht, dass dies höchst unwahrscheinlich sei, weil bei der Domestikation die Größe des Gehirns abnimmt, das Alpaka aber ein Gehirn hat, das größer ist als jenes des Vikunjas. Auch bestimmte Schädelmerkmale sprächen für das Guanako als Ahnform [4]. Aufgrund molekulargenetischer Untersuchungen kamen dagegen Taxonomen 2006 zum Schluss, dass das Alpaka vom Nördlichen Vikunja (Vicugna vicugna mensalis) abstamme. Allerdings waren im untersuchten Genmaterial auch häufig vom Guanako stammende Elemente zu finden, was auf eine bedeutende Hybridisierung von Alpaka und Lama hinweist. Diese war in jüngster Zeit besonders stark, hat sicher aber auch schon früher stattgefunden [12]. Das Alpaka wurde 1758 von Carl von LINNÉ unter der Bezeichung "Camelus pacos" erstmals wissenschaftlich beschrieben. Die Gattung Lama wurde 1800 vom französischen Naturforscher und Direktor der Ménagerie von Paris, Georges CUVIER, aufgestellt, die Gattung Vicugna 1842 vom französischen Arzt und Naturforscher René Primevère LESSON. Je nach Autor ist das Alpaka in der jüngeren Literatur unter folgenden Bezeichnungen zu finden: Lama pacos, Lama guanicoe pacos, Vicugna pacos oder, im Sinne der von Herwart BOHLKEN 1961 eingeführten Nomenklatur für Haustiere, als Lama guanicoe f. pacos bzw. Vicugna vicugna f. pacos [4; 8; 9; 11; 13]. |
Literatur und Internetquellen
- ALPAKAZUCHTVERBABD DEUTSCHLAND E.V.
- ARNOLD, K. (1995)
- BREHM, A. E. (1882-1887)
- GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
- HENGRAVE BURRI, I., MARTIG, J. SAGER, H., LIESEGANG, A. & M. MEYLAN (2005)
- HIRST, K. (2018)
- MÜNCHAU, B. (1980)
- NEUWELTKAMELIDEN SCHWEIZ
- PUSCHMANN, W., ZSCHEILE, D., & ZSCHEILE, K. (2009)
- TVT (2005)
- WEIGL, R. (2005)
- WHEELER, J. C., CHIKHI, L. & BRUFORD, M. W. (2006)
- WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
- SCHWEIZERISCHER BAUERNVERBAND
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Lama
Überordnung: LAURASIATHERIA
Taxon ohne Rang: CETARTIODACTYLA
Ordnung: Paarzeher (ARTIODACTYLA)
Unterordnung: Schwielensohler (Tylopoda)
Familie: Kamele(Camelidae)
ribus: Neuweltkamele (Lamini)
Lama
Lama guanicoe f. glama • The Llama • Le lama
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Das Lama ist der bekannteste Vertreter der Neuweltkameliden. Populär beim Publikum, unkompliziert in der Haltung, zoopädagogisch ergiebig und für unmittelbare Begegnungen mit den Zoobesuchern geeignet, ist es nach dem Alpaka die am häufigsten in Zoos anzutreffende Art bzw. Form seine Familie. Körperbau und KörperfunktionenLamas erreichen eine Kopf-Rumpflänge von rund 153 -200 (-229) cm, eine Schwanzlänge von 18-22 cm, eine Schulterhöhe von 100-125 cm und ein Gewicht von 110-155(-220) kg. Die Ohren sind relativ lang und geschwungen. Wie alle Kamelartigen haben sie eine gespaltene und sehr bewegliche Oberlippe, einen langen, dünnen Hals, lange schlanke Beine, an den Füßen jeweils nur zwei Zehen, die nicht in Hufen, sondern in gebogenen Nägeln enden, und bindegewebige Sohlenpolster. Das Euter der Stuten hat 4 Zitzen mit je 2 Strichkanälen. Das Fell besteht aus wenigen Grannen- und vielen Wollhaaren. Die einzelnen Wollhaare haben einen Durchmesser von 26 μm oder mehr. Es gibt verschiedene Farbschläge, auch Schecken oder getüpfelte. Es wird zwischen wenig und stark bewollten Lamas unterschieden [8; 9; 12]. VerbreitungDas Lama wurde in Peru domestiziert und in weiten Teilen des Andenraums gehalten. Aus den Andenstaaten wurden Lamas nach vielen Ländern exportiert [4]. Lebensraum und LebensweiseUrsprünglicher Lebensraum der Lamas ist der Altiplano in Höhenlagen von etwa 3'500-4'000 m. Wichtige Nahrungsgründe sind die "Bofedales" genannten hochgelegenen Moorlandschaften. Die Tiere ernähren sich hauptsächlich von Gräsern, Riedgräsern, Kräutern und Flechten. Ihre Verdauung ist sehr effizient, sie kommen also auch mit Nahrung zugange, die für Schafe grenzwertig wäre. Lamas sind Herdentiere. Sie werden mit zwei Jahren geschlechtsreif. Bei den Stuten wird die Ovulation erst durch den Deckakt ausgelöst. Die Paarung findet im Liegen statt, wobei ihr Hetzjagden vorausgehen können. Nach einer Tragzeit von 363 (347-385) Tagen wird in der Regel ein einzelnes Fohlen mit einem Geburtsgewicht von 12 (8-16) kg geworfen. Meist wird die Stute innerhalb von 4 Wochen nach der Geburt erneut gedeckt [8; 12]. Lamas sind bekannt dafür, dass sie spucken. Dies geschieht in der Regel gegenüber Artgenossen, etwa bei sozialen Auseinandersetzungen oder aus Futterneid, gelegentlich kann es aber auch fütternde Zoobesucher treffen. Der ausgespiene Pansensaft ist übelriechend, aber ansonsten harmlos. Bedeutung für den MenschenWirtschaftliche Bedeutung: Der spanische Eroberer Pedro CIEZA DE LEÓN schrieb 1541 (zitiert nach BREHM): "Es gibt keinen Theil der Welt, wo man so sonderbare Schafe findet wie in Peru, Chile und einigen Provinzen des La Plata. Sie gehören zu den vortrefflichsten und nützlichsten Thieren, welche Gott erschaffen hat, gleichsam aus besonderer Sorge für die daselbst wohnenden Leute, welche ohne dieses Vieh nicht im Stande wären, ihr Leben zu fristen. In den Thälern Ebene säen die Eingebornen Baumwolle und fertigen sich daraus ihre Kleider; im Hochgebirge und in vielen anderen Gegenden wächst weder ein Baum, noch Baumwolle, so daß die Einwohner nichts haben würden, um sich zu kleiden. Daher gab ihnen Gott eine solche Menge von diesem Vieh; aber die wüthenden Kriege der Spanier haben es bereits sehr vermindert. Die Eingebornen nennen die Schafe Lamas, die Widder Urcos. ... Sie sind sehr zahm und gar nicht widerspenstig; nur wenn sie Schmerzen haben, werfen sie sich nieder und ächzen wie die Kamele." [2] Wie BREHM weiter berichtet, dienten Lamahengste oder -wallache im Alter von 3-12 Jahren hauptsächlich als Lasttiere. Sie wurden gewöhnlich mit Lasten, oft Silberbarren, im Gewicht von bis zu 150 Pfund beladen und legten damit täglich Strecken von 8-10 Leguas, rund 40-50 km zurück [2]. In Südamerika wird das Lama auch heute noch hauptsächlich als Lasttier und Fleischlieferant gehalten und ihr Dung dient als Brennstoff. In Europa erfolgt die Haltung meist als Hobby, seltener zur Fleisch- oder Wollproduktion. Lamas werden auch für Trekking, zur Landschaftspflege sowie in der Psycho- und Physiotherapie eingesetzt. Eine anfangs 2000 durchgeführte Zählung ergab für die Schweiz einen Bestand von 999 Tieren, 2019 waren es bereits 2'980. In den USA ist Lamafleisch besonders in Diätkliniken sehr begehrt, da es cholesterin- und fettarm ist und daher als ideales Nahrungsmittel für z.B. Herzkranke angesehen wird. Lamas können alle zwei Jahre geschoren werden. Eine Schur ergibt bei wenig bewollten Lamas 1-3 kg verspinnbares Material, bei stark bewollten etwa das Doppelte [4; 5; 7; 13]. Kulturelle Bedeutung: In präkolumbianischer Zeit wurden bei den Inkas verschiedene Farbschläge des Lamas gezüchtet, die unterschiedlichen Gottheiten geopfert wurden [5]. Haltung im ZooLamas lassen sich gut mit anderen Tieren vergesellschaften, etwa mit Flachlandtapiren, Capybaras, Maras oder Nandus [8], und sich in der Regel problemlos in begehbaren Gehegen halten. Zur nachhaltigen Grünlandnutzung rechnet man mit etwa 8-10 Tieren / ha. Früher sah man in vielen Zoos Warnschilder mit dem Hinweis, dass Lamas spucken. Faktisch handelt es sich bei der "Spucke" um Pansensaft, der vorab bei Streitereien gegen Artgenossen eingesetzt wird. In Zoos kamen auch Besucher in den Genuss solch überiechender Duschen, was wohl hauptsächlich eine Reaktion auif ihr eigenes, unangemessenes Verhalten war. BREHM schreibt dazu: "Gegenwärtig sieht man das Lama fast in allen Thiergärten. Wenn es mit anderen seiner Art zusammengehalten wird, scheint es viel freundlicher zu sein, als wenn es allein ist und sich langweilt. ... Sie lernen ihre Wärter kennen und behandeln sie erträglich; gegen fremde Menschen aber zeigen sie sich ... beständig mehr oder weniger übel gelaunt und außerordentlich reizbar. Im Berliner Thiergarten lebte vor mehreren Jahren ein Lama, welches sich durch besondere Ungemüthlichkeit auszeichnete; an seinem Gitter hing eine Tafel mit der Bitte, das Lama ja nicht zu ärgern, was selbstverständlich den Erfolg hatte, daß jedermann erst recht das Thier zu reizen versuchte. Demzufolge sah man dieses in beständiger Aufregung. Sobald sich jemand nahte, endigte es sein gemüthliches Wiederkäuen, legte die Ohren zurück, sah den Fremdling starr an, ging plötzlich gerade auf ihn los und spuckte ihn an." [2] WEIGL gibt als Höchstalter 28 Jahre und 11 Monate für ein noch lebendes Tier an [11]. Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in rund 570 Zoos gehalten, von denen sich etwa ein Drittel im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste. Das Lama ist nicht nur ein häufiger Pflegling in Zoos und Tierparks, sondern wird auch im Zirkus und sehr oft in Privathand gehalten. Forschung im Zoo: Lamas sind gelegentlich Gegenstand von Forschung oder forschendem Lernen im Zoo. Die Arbeiten dienen entweder dazu, unser Grundlagenwissen zu erweitern, wie z.B. ein Aktivitätsvergleich zwischen verschiedenen Neuweltkameliden oder Unterschungen zum Blutbild [1, 10] oder zielen darauf ab, die Haltungsbedingungen zu optimieren [6]. Nach dem Säugetiergutachten 2014 des BMEL soll für 6 Lamas ein Außengehege von 300 m² vorhanden sein und soll für jedes weitere Tier die Fläche um 25 m² erweitert werden. Sofern ein Stall angeboten wird, soll die Fläche mindestens 2 m² pro Tier betragen. Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für 6 Lamas sowie deren Nachkommen bis zum Alter von 6 Monaten ein Gehege von 250 m², für das 7.-12. Tier je 30 m² und für jedes weitere je 10 m² zusätzlich, sowie pro Tier einen Stallplatz von 2 m², bei Einzelaufstallung 4 m² vor. Die Tierhaltungsverordnungen Österreichs (Stand 2023) enthalten keine Vorschriften für domestizierte Kleinkamele. Taxonomie und NomenklaturDas Lama wurde möglicherweise an verschiedenen Orten der Hochanden vor 6'000 bis 7'000 (nach anderen Quellen vor 4'000-5'500) Jahren domestiziert. Vor 3'800 Jahren gelangten die Tiere in tiefere Regionen und seit 1'400 Jahren werden sie an der Küste Nordperus und Ekuadors gehalten [5]. Als Ahnform wird das Nördliche Guanako (Lama guanicoe cacsilensis) angenommen [12]. Bastarde zwischen Lamas und Alpakas kommn vor und werden Huarizos genannt Das Lama wurde 1758 von Carl von LINNÉ unter der Bezeichung "Camelus glama" erstmals wissenschaftlich beschrieben. Die Gattung Lama wurde 1800 vom französischen Naturforscher und Direktor der Ménagerie von Paris, Georges CUVIER, aufgestellt. Je nach Autor ist das Lama in der jüngeren Literatur unter den Bezeichnungen Lama glama, Lama guanicoe glama oder, im Sinne der von Herwart BOHLKEN 1961 eingeführten und von uns hier übernommenen Nomenklatur für Haustiere, als Lama guanicoe f. glama zu finden [3; 6; 12]. |
Literatur und Internetquellen
- ARNOLD, K. (1995)
- BREHM, A. E. (1882-1887)
- GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
- HENGRAVE BURRI, I., MARTIG, J. SAGER, H., LIESEGANG, A. & M. MEYLAN (2005)
- HIRST, K. (2018)
- MÜNCHAU, B. (1980)
- NEUWELTKAMELIDEN SCHWEIZ
- PUSCHMANN, W., ZSCHEILE, D., & ZSCHEILE, K. (2009)
- TVT (2005)
- WEDDING, S. (1979)
- WEIGL, R. (2005)
- WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
- SCHWEIZERISCHER BAUERNVERBAND
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Guanako
Überordnung: LAURASIATHERIA
Taxon ohne Rang: CETARTIODACTYLA
Ordnung: Paarzeher (ARTIODACTYLA)
Unterordnung: Schwielensohler (Tylopoda)
Familie: Kamele(Camelidae)
Tribus: Neuweltkamele (Lamini)
Guanako
Lama guanicoe • The Guanaco • Le guanaco
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Als Stammform des Lamas ist das Guanako von zoopädagigischem Interesse. Da es sich mit vielen Tierarten vergesellschaften lässt, gehört es zum Standardbesatz vieler "Südamerika-Anlagen", auf denen meist Tiere aus unterschiedlichen Lebensräumen vergesellschaftet werden. Es ist daher sehr häufig in europäischen Zoos zu sehen. Körperbau und KörperfunktionenGuanakos erreichen eine Kopf-Rumpflänge von rund (180-)190-215 cm, eine Schwanzlänge von (15-)23-27 cm, eine Schulterhöhe von 90-130 cm und ein Gewicht von (60-)90-140 kg. Wie alle Kamelartigen haben sie eine gespaltene und sehr bewegliche Oberlippe, einen langen, dünnen Hals, lange schlanke Beine, an den Füßen jeweils nur zwei Zehen, die nicht in Hufen, sondern in gebogenen Nägeln enden, und bindegewebige Sohlenpolster. Der Kopf ist langgestreckter als beim Vikunja. Das wollige und dichte Fell ist oberseits hell- bis rotbraun und unterseits weiß, der Kopf ist meistens schwarz gefärbt. An Halsansatz und Vorderbrust haben die Tiere im Gegensatz zum Vikunja keine Mähne. Die Wollhaare haben einen Durchmesser von nur 14-16 (12-17) μm [5; 11]. VerbreitungSüdamerika: Argentinien, Bolivien, Chile, Paraguay, Peru. Eingeführt auf den Falkland-Inseln [1]. Ansiedlungsversuche in Frankreich, 1860 in den Pyrenäen und Vogesen) und Deutschland (1911) sind fehlgeschlagen [12]. Lebensraum und LebensweiseDie meisten Guanakos leben im Patagonischen Grasland und in der Monte-Strauchsteppe aber kleinere Populationen gibt es auch in anderen Lebensräumen vom Meeresspielgel bis auf 4'500 m Höhe in die Puna, wo sich das Vorkommen mit jenem des Vikunjas überlappt. Sie sind gute Schwimmer und können Meeresarme überqueren, um zu vorgelagerten Inseln zu gelangen [5]. Je nach Region beweiden Guanakos überwiegend Wiesen mit Gräsern, Riedgräsern und Kräutern, oder sie verbeißen Sträucher und Bäume, z.B. Südbuchen (Nothofagus). In höheren Lagen sind die "Vegas" genannten Moorlandschaften wichtige Nahrungsgründe. Die soziale Organisation ist sehr vielfältig: Im Torres del Paine-Nationalpark wurden z.B. Haremsgruppen die aus einem Hengst und im Mittel 7 Stuten und deren Nachwuchs bestehen, Junggesellenverbände von bis zu 135 Hengsten, reine Stutengruppen von bis zu 11 Individuen und im Winter und Frühjahr gemischtgeschlechtliche Gruppen, die im Mittel 22, im Extremfall bis 173 Tiere umfassten, festgestellt [7]. Andere Quellen geben für gemischte Rudel bis zu 500 Tiere an. Hengste leben unter Umständen solitär. Guanakos sind an sich recht standorttreu, können aber klimabedingt ihre Streifgebiet verlassen. Territorialität ist deshalb unter Umständen ein saisonales Phänomen [11]. Nach einer Tragzeit von im Mittel 354 (334-368) Tagen wird in der Regel ein einzelnes Fohlen mit einem Geburtsgewicht von 13 (7-15) kg geworfen, selten Zwillinge. Die meisten Geburten fallen im natürlichen Areal in die Monate Mai-Oktober. Die Fohlen werden etwa 6-8 Monate gesäugt. und werden mit 11-15 Monaten vom Hengst aus dem Familienverband vertrieben [8; 11]. Gefährdung und SchutzDas Guanako gilt aufgrund einer Beurteilung aus dem Jahr 2016 wegen seiner weiten Verbreitung von rund 1 Million km² und mit einem Bestand von 1.5-2.2 Millionen Tieren als gesichert (Rote Liste: LEAST CONCERN) [1]. Der internationale Handel ist nach CITES-Anhang II geregelt. Bedeutung für den MenschenWirtschaftliche Bedeutung: Guanakos sind in ihren Ursprungsländern ein traditionelles Jagdwild und werden oft im Rahmen der Subsistenzwirtschaft illegal getötet. BREHM [2] beschreibt die zu seiner Zeit üblichen Jagdmethoden wie folgt: "Man sucht die weidenden Thiere mit Hülfe guter Hunde in eine Schlucht zu treiben, jagt ihnen dort nach und wirft ihnen den Lasso mit Bolas oder Wurfkugeln um den Hals. Erfahrene Jäger machen sich mit bestem Erfolge die Neugierde der Guanacos zu Nutze, indem sie sich angesichts einer schwachen Herde derselben auf den Boden werfen und durch die oben erwähnten absonderlichen Bewegungen das sonst scheue Wild heranlocken. Nach Darwins Versicherung können sie dann in den meisten Fällen mehrere Schüsse abgeben, weil sich die Thiere dadurch nicht behelligen lassen, die Schüsse vielmehr als zu dem sie fesselnden Spiele gehörig anzusehen scheinen." Felle von Guanakofohlen gelangen als "Guanaquitos" in den internationalen Pelzhandel und werden meist zu Decken, seltener zu Pelzkleidern verarbeitet. In jüngerer Zeit sind verschiedene Programme zur nachhaltigen Nutzung der Art angelaufen. So wurden von 2003-2015 im chilenischen Teil Feuerlands 23'000 Guanakos für den lokalen Fleischmarkt oder den Export geschlachtet, und in Argentinien werden Guanakos zur Wollgewinnung gefangen, geschoren und wieder laufen gelassen. Zunehmend spielt das Guanako auch eine Rolle als touristische Attraktion [3; 5]. Nebst diversen Produkten und Wissenschaftsmaterial exportierten die Ursprungsländer von 1977-2017 über 100'00 Felle, über 76'000 Pelz- Oder Wollkleider und 5'646 Pelztafeln (hauptsächlich Argentinien, 264 Tonnen Fleisch (Chile) und 25 lebende Wildfänge (Argentinien). Im selben Zeitraum wurden weltweit 527 Nachzuchttiere grenzüberschreitend verschoben. Wichtigste Ausfuhrländer waren Deutschland mit 81 und Großbritannien mit 70 Tieren [3]. HaltungIn manchen Zoos werden Guanakos mit anderen Arten vergesellschaftet, so z.B. mit Nandus, Halsband-Wehrvogel, Mara, Viscacha, Capybara oder Tapir [8]. WEIGL gibt als Höchstalter 33 Jahre und 8 Monate für eine im Bronx-Zoo gehaltene Nachzucht-Stute an [9]. Haltung in europäischen Zoos: Mit 140 Zoohaltungen ist das Guanako in Europa die häufiger anzutreffende Wildform der Neuweltkameliden. Etwa ein Viertel dieser Zoos befinden sich im deutschsprachigen Raum. Für Details siehe Zootierliste. Forschung im Zoo: Guanakos sind gelegentlich Gegenstand von Forschung oder forschendem Lernen im Zoo, etwa von Arbeiten, die darauf abzielen, die Haltungsbedingungen zu optimieren [6]. Mindestanforderungen an Gehege: Nach dem Säugetiergutachten 2014 des BMEL soll für 6 Guanakos ein Außengehege von 300 m² vorhanden sein und soll für jedes weitere Tier die Fläche um 25 m² erweitert werden. Sofern ein Stall angeboten wird, soll die Fläche mindestens 2 m² pro Tier betragen. Das Säugetiergutachten gibt ferner vor, dass Kameliden in kleinen Gruppen zu halten sind. Um Aggressionen und Kämpfe zu vermeiden, dürfe nur 1 erwachsenes Männchen pro Gruppe (Einmännchen-Vielweibchen-Gruppe) gehalten werden. Tatsächlich ist aber beim Guanako die soziale Organisation sehr vielfältig. Die Tiere leben in Haremsgruppen, reinen Hengst- oder Stutengruppen, einzeln und saisonal in gemischtgeschlechtlichen Herden. Die im Gutachten gewählte Formulierung ist also zu apodiktisch, neben Einmännchen-Vielweibchen-Gruppen sind unter Zoobedingungen auch Junggesellengruppen möglich. Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022)schreibt für 6 Guanakos ein Gehege von 300 m² und für jedes weitere je 50 m² zusätzlich, sowie pro Tier einen Unterstand oder einen Stallplatz von 2 m² vor. Die 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) verlangt für 5 Guanakos eine Mindestgehegefläche von 800 m² und für jedes weitere 80 m² zusätzlich. Es ist ein Unterstand mit einer Fläche von 2 m² pro Tier anzubieten. Taxonomie und NomenklaturDas Guanako wurde 1776 vom deutschen Universalgelehrten Philipp Ludwig STATIUS MÜLLER als "Der Schafdromedar - Camelus Guanicoe" mit dem Vermerk "Vielleicht ist es vom Paca oder Glama nicht viel verschieden, oder wenigstens damit verwandt" erstmals wissenschaftlich beschrieben. Später kam es in die 1800 vom französische Naturforscher und Direktor der Ménagerie von Paris, Georges CUVIER, aufgestellte Gattung Lama und zeitweilig in die heute nicht mehr existierende Gattung Auchenia. Es wurden mehrere Unterarten beschrieben. Heute werden zwei anerkannt [2; 11]. Das Guanako, gilt als eine Stammform der domestizierten Formen Lama und Alpaka, wobei das Lama primär als Lasttier, das Alpaka als Wolllieferant gezüchtet wurde. Ursprünglich wurde angenommen, das Guanako sei die einzige Stammform des Lamas, das Vikunja jene des Alpakas. Später galt das Guanako als alleiniger Ahne beider Haustierformen. Molekularbiologische Untersuchungen deuten aber darauf hin, dass sich in den Haustierformen auch Vikunjablut befindet. In der Annahme, dass das Nördliche Vikunja (Vicugna vicugna mensalis) die hauptsächliche Stammform des Alpakas sei, wurde dieses neuerdings der Gattung Vicugna zugeordnet. Da sich alle vier Kleinkamele kreuzen lassen und die Nachkommen fruchtbar sind, lässt sich die Abstammung der Haustierformen nicht mit letzter Sicherheit nachvollziehen [5; 10; 11]. |
Literatur und Internetquellen
- BALDI, R.B. et al. (2016). Lama guanicoe. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T11186A18540211. http://www.iucnredlist.org/details/11186/0. Downloaded on 25 May 2018.
- BREHM, A. E. (1882-1887)
- CITES TRADE DATA BASE
- ERLICH DE JOFFE, A. et al. (1983)
- GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
- MÜNCHAU, B. (1980)
- ORTEGA, I. M. & FRANKLIN, W. L. (1995)
- PUSCHMANN, W., ZSCHEILE, D., & ZSCHEILE, K. (2009)
- WEIGL, R. (2005)
- WHEELER, J. C., CHIKHI, L. & BRUFORD, M. W. (2006)
- WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
- LONG, J. L. (2003)
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Tigeriltis
Überordnung: LAURASIATHERIA
Ordnung: Raubtiere (CARNIVORA)
Taxon ohne Rang: Landraubtiere (FISSIPEDIA)
Unterordnung: Hundeartige (Caniformia)
Familie: Marderverwandte (Mustelidae)
Unterfamilie: Marder (Mustelinae)
Tigeriltis
Vormela peregusna • The Marbled Polecat • Le putois marbré
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Der im Freiland gefährdete Steppeniltis gehört wegen seiner auffälligen Färbung, und weil er überwiegend tagaktiv ist, zu den attraktivsten Musteliden. Er eignet sich daher gut als Botschafter für den Schutz der eurasischen Grasländer, einem zunehmend bedrohten Lebensraum. Er ist jedoch in Zoos nur ausnahmsweise zu sehen, obwohl es ein Europäisches Zuchtbuch gibt. Körperbau und KörperfunktionenIn Größe und Gestalt ähnelt der Tigeriltis dem im selben Gebiet vorkommenden Steppeniltis (Mustela eversmanni), ist aber viel bunter als jener. Er erreicht eine Kopf-Rumpflänge von 27-32(-48) cm, eine Schwanzlänge von 12-22 cm und ein Gewicht von 350-750 g. Die Rüden sind im Mittel wenig größer als die Fähen. Der Körper ist langgestreckt und schlank, die Beine sind relativ kurz, und der buschige Schwanz ist ziemlich lang. Das Gesicht hat eine markante schwarz-weiße Maske. Kehle, Halsunterseite, Bauch, Beine und Schwanzspitze sind schwarzbraun. Die Körperoberseite zeigt schwarze und weiße Flecken auf gelb- bis rotbraunem Grund. Der Schwanz ist grau meliert. Die Fähen haben 4 Paar bauchständige und 1 Paar brustständige Zitzen [2; 4]. VerbreitungWestliche Paläarktis: Von Südosteuropa, über Kleinasien, dem Mittleren Osten, Kaukasus und Zentralasien bis nach Nordchina und in die Mongolei: Afghanistan, Armenien, Aserbeidschan, Bulgarien, China, Georgien, Griechenland, Irak, Iran, Israel, Kasachstan, Libanon, Mongolei, Montenegro, Nord-Mazedonien, Pakistan, Palästina, Rumänien, Russland, Serbien, Syrien, Türkei, Turkmenistan, Ukraine, Usbekistan [1]. Lebensraum und LebensweiseDer Tigeriltis kommt in Steppen, Halbwüsten und Wüsten vor und geht im Gebirge bis auf eine Höhe von 3'000 m. Er ist ein einzeln oder paarweise lebender, an Trockengebiete mit großen Nagetierpopulationen angepasster Bodenbewohner. Er gräbt in der Regel keine eigenen Baue, sondern nutzt jene von Zieseln oder größeren Rennmausarten. Er ernährt sich vorab von Renn- und Springmäusen, Hamstern, Zieseln und anderen Nagetieren, nimmt aber auch Echsen und Insekten und frisst gelegentlich Früchte [2; 4]. Ranzzeit ist Ende Winter bis ins Frühjahr. Die Embryonalentwicklung dauert 56-63 Tage, die gesamte Trächtigkeit aber wegen verzögerter Einnistung der befruchteten Eizellen in die Gebärmutterwand bis zu 11 Monate. Ein Wurf umfasst 3-4(-8) Welpen. Diese sind bei der Geburt blind und öffnen ihre Augen erst mit 40 Tagen, beginnen aber schon mit 30 Tagen feste Nahrung zu sich zu nehmen [2; 4]. Gefährdung und SchutzDer Tigeriltis wird seit 2008, letztmals überprüft 2015, als gefährdet eingestuft, weil die Bestände in den letzten 10 Jahren um mindestens 30% zurückgegangen sind (Rote Liste: VULNERABLE). Dies wahrscheinlich auf Grund des Verlusts von Lebensräumen, die vor allem in Europa und China in Kulturland umgewandelt werden [1]. Der internationale Handel ist unter CITES nicht geregelt. Der Tigeriltis ist eine streng geschützte Tierart nach Anhang II des Berner Übereinkommens. Zoogestütztes Artenschutzprojekt (Beispiel):
Bedeutung für den MenschenDer Tigeriltis wird, aus welchen Gründen auch immer, in Israel bejagt, nicht aber in seinem übrigen Verbreitungsgebiet [1]. HaltungFür eine attraktive Haltung sollten Tigeriltisse nicht in Gitterkäfigen, sondern in bepflanzten, oben offenen, von ca. 1.5 m hohen, glatten Wänden, Glasscheiben oder elektrifizierten Zäunen begrenzten Freianlagen gehalten werden. Tigeriltisse können im Zoo ein Alter von 8-9 Jahren erreichen [3]. Haltung in europäischen Zoos: Es gab ein Europäisches Zuchtbuch für den Tigeriltis, das am Zoo Belfast geführt wurde. Dieses wurde 2022 eingestellt, weil die Art in nur noch einem Zoo nachgezogen wurde. Mindestanforderungen an Gehege: Nach Säugetiergutachten 2014 des BMEL sollen Tigeriltisse in verbindbaren Einzelgehegen von mindestens 8 m² Fläche und 2.5 m Höhe gehalten werden, wobei die Festlegung einer Höhe bei einem Graslandbewohner nicht viel Sinn macht. Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für 1-2 Tigeriltisse ein Außengehege mit einer Grundfläche von 12 m² vor. Für zusätzliche Tiere ist jeweils 1 m² mehr erforderlich, was wohl nicht praktikabel ist. In der der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) ist der Tigeriltis nicht aufgeführt. Als Orientierungshilfen können die Anforderungen für den Iltis herangezogen werden. Taxonomie und NomenklaturDer Tigeriltis wurde 1770 vom deutsch-baltischen Naturforscher Johann Anton von GÜLDENSTÄDT aus Riga, als "Mustela peregusna" erstmals wissenschaftlich beschrieben. 1884 stellte ihn der Direktor des Naturhistorischen Museums Braunschweig, der Geheime Hofrat Wilhelm August Heinrich BLASIUS in die monotypische Gattung Vormela. Gegenwärtig werden 6 Unterarten anerkannt [4]. |
Literatur und Internetquellen
- ABRAMOV, A.V. et al. (2016). Vormela peregusna. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T29680A45203971. http://www.iucnredlist.org/details/29680/0. Downloaded on 22 June 2018.
- GRIMMBERGER, E. & RUDLOFF, K. (2009)
- WEIGL, R. (2005)
- WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
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Kaninchenkänguru
Unterklasse: Beuteltiere (MARSUPIALIA)
Ordnung: Känguruverwandtschaft (DIPROTODONTIA)
Unterordnung: Känguruartige (Macropodiformes)
Familie: Rattenkängurus (Potoroidae)
Kaninchenkänguru
Potorous tridactylus • The Long-nosed Potoroo • Le potoroo à long nez
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Die Rattenkängurus werden heute aufgrund anatomischer Besonderheiten des Schädels und Gebisses als eigene Familie eingestuft. Kaninchenkängurus sind weniger nachtaktiv als andere Rattenkängurus und eignen sich daher für die Haltung in unterschiedlichen Gehegetypen. Das Interesse der Zoos an dieser Art ist aber nicht sehr groß. Körperbau und KörperfunktionenKaninchenkängurus erreichen eine Kopf-Rumpflänge von 26-41 cm, eine Schwanzlänge von 19-26 cm und ein Körpergewicht von 660 g bis -1.7 kg. Ihr Fell ist auf dem Rücken recht variabel, braun, grau oder rötlich gefärbt mit hellbraunen oder gelben Stippchen. Am Bauch grauer. Die Ohren sind klein und abgerundet. Der Kopf erscheint wegen seiner zugespitzten Schnauze rattenähnlich, desgleichen der nur spärlich behaarte Schwanz, dessen Spitze bei Tieren aus manchen Gebieten weiß ist [4]. Zur besseren Verdauung der Pilznahrung verfügen die Tiere über einen zweihöhligen Magen mit einem größeren Vor- und einem kleineren Nachmagen [2]. VerbreitungAustralien: Das Kaninchenkänguru ist lückenhaft entlang der Küste Ostaustraliens verbreitet (Queensland, New South Wales,Victoria, South Australia), ferner auf Tasmanien und zahlreichen klineren Inseln [4; 5]. Lebensraum und LebensweiseKaninchenkängurus sind überwiegend Einzelgänger. Sie bewohnen Gebiete mit Heidevegetation entlang der Küste sowie Buschland und feuchte oder trockene Hartlaubwälder mit sandigen Böden. Männchen nutzen Streifgebiete von etwa 2-19 ha, Weibchen von 1-5 ha. Sie sind auch tagsüber aktiv. Ihre Nahrung besteht zu etwa 90% aus trüffelartigen, also unterirdisch wachsenden Pilzen. Im Übrigen werden diverse Pflanzenteile und Wirbellose gefressen [4; 5]. Mit 38 Tagen hat das Kaninchenkänguru die längste bekannte Tragzeit von allen Beuteltieren. Im Frühjahr und im Spätsommer wird jeweils ein einzelnes Junges geboren, das etwa vier Monate lang im Beutel bleibt. Mit etwa einem Jahr werden die Tiere geschlechtsreif. Im Freiland können sie ein Alter von bis zu sieben Jahren erreichen [4]. Gefährdung und SchutzDas Kaninchenkänguru ist weit verbreitet, gilt aber mittlerweile als selten, da wegen häufigerer Buschbrände die Bestände deutlich abnehmen und die Populationen verinseln, und weil der Beutegreiferdruck namentlich durch den Rotfuhs hoch ist. 2016 wurde die Art daher als potenziell gefährdet eingestuft, 2020 als gefährdet (Rote Liste: VULNERABLE). Möglicherweise gibt es nur noch 3'000 erwachsene Individuen [5]. Der internationale Handel ist nicht unter CITES geregelt. Für lebende Tiere gelten Ausfuhrbeschränkungen Australiens. Zoogestütztes Artenschutzprojekt (Beispiel):
Bedeutung für den MenschenIn der Vergangenheit wurde das Kaninchenkänguru intensiv verfolgt (Abschuss, Fallenfang, Vergiftung), teils, weil es als Schädling an landwirtschaftlichen Kulturen wahrgenommen wurde, teils, um an sein Fleisch oder Fell zu gelangen [5]. HaltungKaninchenkängurus werden meist in verglasten Vitrinen in Tag- oder Nachttierhäusern gehalten, zumindest in Australien aber auch in (begehbaren) Freianlagen. Eine Haltung in von einem Paar ausgehenden Kleingruppen ist möglich, wenn die heranwachsenden Männchen rechtzeitig entfernt werden [2]. Das älteste bekannte Kaninchenkänguru starb im Alter von 15 Jahren und 1 Monat im Taronga-Zoo von Sydney [3]. Gemeinschaftshaltungen gibt es z.B. mit Koalas und diversen australischen Vögeln. Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in rund 25 Zoos gehalten, hauptsächlich in Großbritannien. Im deutschsprachigen Raum ist die Art einzig in Duisburg und Stuttgart zu sehen. Der Bestand in 17 EAZA-Zoos wurde für 2021 mit 68 beziffert. Für Details siehe Zootierliste. Mindestanforderungen an Gehege: Nach Säugetiergutachten 2014 des BMEL ist ein Außengehege fakultativ. Das Innengehege soll eine Mindestfläche von 8 m² für 1 bis 2 Tiere und 2 m² für jedes weitere Tier messen. Die Tierschutzverordnung der Schweiz (Stand 01.06.2022) schreibt für 1 bis 2 Tiere ein Innengehege von 8 m² und für jedes weitere Tier zusätzlich 2 m² vor. Die 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) verlangt für bis 5 Tiere ein Innengehege von 16 m². Für jedes weitere Tier ist die Fläche um 10% zu erhöhen. Nach JACKSON soll für 1-2 Tiere eine Gehegefläche von 15 m² nicht unterschritten werden, für jedes weitere Tier sollen 5 m² zusätzlich angeboten werden [1]. Taxonomie und NomenklaturDas Kaninchenkänguru wurde 1792 vom schottischen Arzt und Wissenschaftsjournalisten Robert KERR im Rahmen einer Übersetzung ins Englische von LINNÉs Systema Naturae als "Didelphis tridactyla" beschrieben. Die Gattungsbezeichung Potorous wurde 1804 vom französischen Zoologen Anselme Gaëtan DESMAREST eingeführt. Zeitweilig wurde tridactylus als Unterart von P. gilberti geführt, gilt aber seit 1996 wieder als eigene Art. Es werden drei Unterarten anerkannt [4]. |
Literatur und Internetquellen
- JACKSON, S. M. (2003)
- PUSCHMANN, W., ZSCHEILE, D., & ZSCHEILE, K. (2009)
- WEIGL, R. (2005)
- WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
- WOINARSKI, J. & BURBIDGE, A.A. (2020). Potorous longipes (amended version of 2016 assessment). The IUCN Red List of Threatened Species 2020: e.T18102A166498043. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2020-1.RLTS.T18102A166498043.en . Downloaded on 10 April 2020.
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Zwergseidenäffchen
Überordnung: EUARCHONTOGLIRES
Ordnung: Affen und Halbaffen (PRIMATES)
Unterordnung: Affen (Simiae / Haplorrhini)
Teilordnung: Eigentliche Affen (Simiiformes)
Überfamilie: Neuwelt- oder Breitnasenaffen (Platyrrhini)
Familie: Krallenaffen (Callitrichidae)
Zwergseidenäffchen
Callithrix (= Cebuella) pygmaea • The Pygmy Marmoset • L'ouistiti mignon
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Zwergseidenäffchen sind die kleinsten Affen. Aus diesem Grund werden sie gerne im Kontext mit den größten Vertretern der Ordnung, den Menschenaffen präsentiert. Wegen ihrer Kleinheit sind sie nicht nur zoopädagogisch interessant, sondern sprechen auch das allgemeine Zoopublikum an und eignen sich deshalb, mittlerweile auch selbst als gefährdet eingestuft, gut als Botschafter für den immer mehr unter Druck geratenden Amazonas-Regenwald Brasiliens. In Zoos sind sie daher häufig zu sehen, spezifische zoogestützte in situ-Schutzprogramme gibt es aber vermutlich keine. Körperbau und KörperfunktionenDas Zwergseidenäffchen ist der kleinste Vertreter der Unterordnung Simiae und werden innerhalb der Primaten nur noch von den Mausmakis unterboten. Sie haben eine Kopf-Rumpflänge von 13-14.5 (12-16) cm und eine Schwanzlänge von etwa 19-21.5 (17-23) cm. Das Gewicht beträgt 85-140 g, wobei Weibchen im Mittel etwas schwerer sind als Männchen. Wie bei anderen Marmosetten sind die Eck- und Schneidezähne des Unterkiefers gleich lang und sind mit Ausnahme der Großzehe, die einen Plattnagel aufweist, alle Finger und Zehen bekrallt. Die Haare um den Kopf bilden eine nach hinten gerichtete Mähne, die die Ohren verdeckt. Da die einzelnen Haare helle und dunkle Querbänder haben, wirkt das Fell von Kopf und Körperoberseite bräunlich gestrichelt. Der Bauch ist je nach Unterart gelblich-braun oder weißlich, die Hände und Füße sind gelb-orange, der lange Schwanz ist schwarz-grau geringelt [5; 7]. VerbreitungTropisches Südamerika: Bolivien, Brasilien (Provinzen Acre, Amazonas, und Rondônia); Kolumbien, Ekuador, Peru [3]. Lebensraum und LebensweiseZwergseidenäffchen besiedeln vorzugsweise an oder in Flüssen gelegene Wälder, kommen aber auch im Regenwald der Terra firma, in Bambusdickichten, Lianenwäldern und gerne in Waldrändern an Weiden und Obstgärten vor. Die Verbreitung liegt hauptsächlich unterhalb einer Höhe von 400 m, in Ekuador gehen sie aber bis auf 940 m. Sie ernähren sich vor allem von kleinen Arthropoden und - mehr als andere Krallenaffen - von Baum- oder Lianenexsudaten. Um an diese zu kommen, werden die Eck- und Schneidezähne des Unterkiefers wie ein Schabeisen zum Entfernen von Rinde eingesetzt. Aus den entstehenden Wunden rinnt Baumsaft, der begierig aufgenommen wird. Im Zoo wird der Baumsaft durch Gummi arabicum ersetzt. Früchte, Knospen, Blüten, Nektar spielen bei der Ernährung eine untergeordnete Rolle. Gelegentlich werden Kleinvögel oder andere Wirbeltiere gefangen und verzehrt [1; 5]. Zwergseidenäffchen leben in von einem Weibchen angeführten Familiengruppen von meist 4-9 Tieren, worunter sich je 1-2 geschlechtsreife Männchen Weibchen befinden. Die Gruppen haben sehr kleine Streifgebiete von etwa 0.1-1.2 ha, die sie als Territorium gegenüber Artgenossen verteidigen. Die Tiere sind tagaktiv, ziehen am Morgen etwa um 6 h los und kehren um 18 h zu ihren Schlafplätzen zurück [4; 5; 7]. Meist pflanzt sich in einer Gruppe nur das α-Weibchen fort, bei den übrigen wird der Eisprung unterdrückt. Nach einer Tragzeit von etwa 133-142 Tagen bringt es in der Regel zweimal jährlich Zwillinge mit einem Geburtsgewicht von 13-15 g zur Welt. Der Vater und die anderen Gruppenmitglieder beteiligen sich intensiv an der Aufzucht der Jungen [5; 7]. Gefährdung und SchutzZwergseidenäffchen kommen in 18 Schutzgebieten vor. Ihre Bestände nehmen aber als Folge von Lebensraumverlust und Bejagung deutlich ab. Seit 2020 werden deshalb beide, von der IUCN als eigenständige Arten behandelten, Formen als gefährdet eingestuft (Rote Liste: VULNERABLE) [3]. Der internationale Handel ist nach CITES-Anhang II geregelt. Bedeutung für den MenschenIn Teilen seines Verbreitungsgebiets (z.B. in Ekuador) wird das Zwergseidenäffchen bejagt. Es wird auch für den hauptsächlich lokalen Heimtierhandel gefangen und war früher in größerem Umfang im internationalen Handel [3]. Von 1977-2017 bewilligten die Ursprungsländer nebst etwas Wissenschaftsmaterial noch 307 lebende Wildfänge zur Ausfuhr, wovon 240 aus Peru kamen. Im selben Zeitraum wurden weltweit 1'508 Nachzuchttiere international abgegeben, wichtigstes Ausfuhrland war Tschechien, gefolgt von Peru und Schweden [2]. HaltungWeltweit werden rund 200 in 5 Regionalverbänden organisierten Zoos rund 850 Zwergseidenäffchen gehalten, wobei es einen Überhang an männlichen Individuen gibt. Die Art des Managements variiert zwischen den einzelnen Zooverbänden, in Nordamerika z.B. wird nicht zwischen den Unterarten unterschieden [10]. Das nach WEIGL älteste bekannte Zwergseidenäffchen wurde im niederländischen Affenpark "De Apenheul" geboren und starb im Twycross Zoo im Alter von 18 Jahren und 7 Monaten [6]. Nach den "Best practice"-Leitlinien der EAZA können Gehege für Zwergseidenräffchen kleiner sein als solche für andere Krallenaffen, für welche tagsüber ein Gesamtvolumen (innen / außen) von 32.5 m³ (3+10 m² / 2.5 m hoch) empfohlen wird, wobei das Gehege unterteilbar sein soll. Als Absperrung verwendete Wassergräben sollten 4 m breit und 40 cm tief sein. Es ist zu beachten, dass es bei gitterlosen Außenanlagen zu Verlusten durch Greifvögel kommen kann. Dem sollte durch eine relativ dichte Bepflanzung entgegengewirkt werden [1]. Zwergseidenäffchen wurden in etlichen Zoos (z.B. Aschersleben, Eberswalde, Frankfurt, Gettorf, Heidelberg, Köln) überwiegend ohne Probleme mit anderen Primaten (Callimico goeldii, Callithrix jacchus, C. geoffroyi, Leontopithecus chrysomelas, L. rosalia, Saguinus fuscicollis, imperator, S. labiatus, S. midas, Callicebus moloch, Pithecia pithecia) oder sonstigen Tieren (Wildmeerschweinchen, Agutis, Acouchys) vergesellschaftet [4; 9]. Haltung in europäischen Zoos: Der Bestand in EAZA-Zoos lag 2018 laut ZIMS (Zoological Information Management System) bei 548 Tieren in 125 Einrichtungen. Insgesamt hat die Zahl der Haltungen in den letzten Jahren zugenommen und wird jetzt (2023) mit rund 180 Zoos angegeben, von denen ein erheblicher Teil nicht der EAZA angeschlossen ist und sich etwa 50 im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste. Gehalten werden Tiere beider Unterarten sowie solche mit unbekanntem Unterartstatus. Es gibt ein Europäisches Erhaltungszuchtprogramm (EEP), das als "New Style"-EEP vom Newquay Zoo koordiniert wird. 2018 hielten 21 EEP-Teilnehmer 63 C. p. pygmaea, 18 hielten 82 P. c. niveiventris und 62 hielten 300 Tiere ohne Unterartangabe. Wie Zwergseidenäffchen gehalten werden (Beispiel):
Mindestanforderungen an Gehege: Die auf dem Tierart-Datenblatt für das Weißbüscheläffchen gemachten Angaben zum Säugetiergutachtens 2014 des BMEL Säugetiergutachten 2014, zur Stellungnahme der Tierschutzsachverständigen der Zoos und zu den EAZA-Haltungsrichtlinien [1] gelten auch für diese Art. Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für bis zu 5 Tieren ein Innengehege mit einer Fläche von 3 m² und 2 m Höhe vor. Für jedes weitere Adulttier ist die Fläche um 0.5 m² zu ergänzen. Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) muss die Haltung paarweise oder in kleinen Familiengruppen erfolgen. Dazu ist ein Innengehege mit einer Fläche von 10 m² und einer Höhe von 2.5 m erforderlich. Taxonomie und NomenklaturDas Zwergseidenäffchen wurde 1823 von dem Naturwissenschaftler Johann Baptist Ritter von SPIX, der im Auftrag des Königs von Bayern Brasilien bereist hatte, bei Tabatinga, einem Ort am Dreiländereck von Brasilien, Kolumbien und Peru entdeckt und als "Iacchus pygmaeus" beschrieben. John Edward GRAY vom Britischen Museum in London stellte es 1866 in die neue Gattung Cebuella. Diese wurde in der Folge zeitweilig als Untergattung von Callithrix angesehen. Die Gattung Callithrix im weiteren Sinn umfasst aktuell 22 Arten, Cebuella, die näher mit den amazonischen Callithrix-Arten (= Mico) verwandt ist als diese mit jenen aus dem atlantischen Regenwald, enthält nur die eine Art, von der gegenwärtig zwei Unterarten anerkannt werden. Diese wurden von manchen Autoren zu vollen Arten aufgewertet [3; 5; 7; 8]:
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Literatur und Internetquellen
- CARROLL, B. (ed., 2002) / BARRÃO RUIVO, E. (ed. 2010)
- CITES TRADE DATA BASE
- DE LA TORRE, S. et al. (2020). Cebuella pygmaea. The IUCN Red List of Threatened Species 2020: e.T136926A17981161. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2020-3.RLTS.T136926A17981161.en und DE LA TORRE, S. et al. (2020). Cebuella niveiventris. The IUCN Red List of Threatened Species 2020: e.T136865A17981126. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2020-3.RLTS.T136865A17981126.en. Downloaded on 17 December 2020.
- ECKERN, S. (2011)
- SCHRÖPEL, M. (2010a)
- WEIGL, R. (2005)
- WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
- WILSON, D. E. & REEDER, D. M. (2005)
- ZIEGLER, T. (2002)
- EAZA REGIONAL COLLECTION PLAN FOR CALLITRICHIDAE - APRIL 2019
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