DOLLINGER, P. (Hrsg., 2012)
Zoos und Reduktion ihres ökologischen Fussabdrucks
Verhandlungsbericht des V. Rigi-Symposiums, gemeinsam organisiert von ZOOSchweiz, OZO und Zoos in Bayern, Goldau-Illgau, 2.-4. Februar 2012. Zoo Office Bern. 86 Seiten.
Editorial:
Bereits im Rahmen des 4. Rigi-Symposiums, das dem Beitrag der Zoos zur Erhaltung der Biodiversität gewidmet war, führte CLAUDE MARTIN, der ehemalige Generaldirektor des WWF International, aus, dass der Biodiversitätsverlust deshalb so massiv ist, weil der ökologische Fussabdruck der anwachsenden Erdbevölkerung immer grösser wird. Der zunehmende Verschleiss von Energie und Materie drohe durch seinen negativen Einfluss auf das Klima die Errungenschaften des Biodiversitätsschutzes zunichte zu machen.
Gerade im Alpenraum werden die Folgen des sich anbahnenden Klimawandels zunehmend manifest: Im Tessin bringen die ursprünglich eingeführten subtropischen Hanfpalmen die heimische Bergwaldvegetation zunehmend durcheinander. Die Ringdrossel verschiebt ihr Areal nach oben und die Amsel rückt nach. Die Gletscher schmelzen und im Gegenzug nehmen Wärme liebende Vogelarten, wie der Bienenfresser oder die Blaumerle im Bestand zu.
Der Betrieb von ganzjährig für das Publikum geöffneten Zoos mit Tieren aller Klimazonen ist sehr energieaufwändig. Ein grösserer Zoo benötigt für seine Tierhäuser, Betriebsgebäude und Publikumseinrichtungen etwa gleich viel Strom, wie 250 Einfamilienhäuser. Um glaubwürdig für Arten- und Umweltschutz sowie nachhaltiges Leben zu werben, fordert daher die WELT-ZOO- UND AQUARIUM-NATURSCHUTZ-STRATEGIE von den Zoos, Anstrengungen zu unternehmen, um die von ihnen produzierten CO2-Mengen - und damit ihre Mitverantwortung für den Klimawandel und die daraus resultierende Lebensraumzerstörung - zu minimieren.
Unter diesen Gesichtspunkten beschlossen die Veranstalter das 5. Rigi-Symposium dem Thema „Wie können Zoos ihren ökologischen Fussabdruck reduzieren?“ zu widmen.
Das Symposium fand diesmal nicht auf der Rigi selbst statt, sondern an einem vergleichbar abgeschiedenen Ort in der Region, womit die spezielle Ambiance dieser Klausurtagung gewahrt werden konnte. Der Ablauf folgte jedoch dem bewährten Muster: Allgemeine Vorträge führten in das Thema ein, so referierte ULRICH GROBER zur Theorie und Geschichte der Nachhaltigkeit, eines Begriffs, der bereits im 18. Jahrhundert geprägt wurde, der aber erst in jüngster Zeit von der Forstterminologie in den allgemeinen Sprachschatz übergegangen ist, und BERT BEYERS erklärte den Ansatz des Global Footprint Network. Seine Aussage, dass man nur managen kann, was man auch messen kann, wurde durch die nachfolgenden Vorträge, die sich mit konkreten Beispielen auseinandersetzten, bestätigt. GERALD DICK schliesslich verwies auf die WELT-ZOO- UND AQUARIUM-NATURSCHUTZSTRATEGIE als strategischen Überbau für Massnahmen zur Reduktion des ökologischen Fussabdrucks der Zoos.
Als Musterbeispiele aus anderen Branchen präsentierte ISABEL SPECKER, wie bei der Migros mit dem Thema Nachhaltigkeit umgegangen wird, KATHARINA TEUSCHER stellte die Umwelt Arena Spreitenbach vor, eine Ausstellungs- und Eventplattform, die das Publikum für nachhaltiges Handeln sensibilisieren will, und MICHAELA REITTERER berichtete von ihren Erfahrungen mit dem Umbau des Boutique Hotels Stadthalle in Wien zum weltweit ersten Null-Energie-Bilanz Hotel im urbanen Raum.
Schliesslich wurde anhand von acht Beispielen dargelegt, was einzelne Zoos für Nachhaltigkeitsstrategien entwickelt und was sie konkret unternommen haben, um diese umzusetzen.
Bei den Diskussionen am Samstag zeigten sich die Teilnehmer darin einig, dass jeder Zoo zur Verringerung seines ökologischen Fussabdrucks beitragen und dies auch dokumentieren soll. Man war sich auch einig darin, dass die in diesem Zusammenhang notwendige Datenerfassung nicht für ein Benchmarking zwischen den Zoos verwendet werden kann, da in jeder Einrichtung die Voraussetzungen andere sind, sondern dass sie ausschliesslich dem langfristigen Monitoring im eigenen Betrieb dienen soll. Nicht einig war man sich in der Frage, ob der Energieverbrauch der anreisenden Besucher bei Berechnungen zu berücksichtigen sei, da der Zoo diesbezüglich kaum Einflussmöglichkeiten hat.
Verfasser | Titel | Downloads Links |
DOLLINGER, P. | Editorial | HTML |
- | Teilnehmer | |
- | Medientext | |
- | Ergebnisse | |
BIJLEVELD, C. | Kompensationsfonds der Zoos und Aquarien | |
GROBER, U | Zur Theorie und Geschichte der Bachhaltigkeit | |
BEYERS, B. | Der Ansatz des Global Footprint Network | |
DICK, G. | Ökologischer Fussabdruck und Nachhaltigkeit: mögliche Beiträge der Zoos | |
SPECKER, I. | Nachhaltigkeit bei der Migros | |
TEUSCHER, K. | Modern bewusst leben - Die erste Umweltarena der Welt | |
REITTERER, M. | Das Boutique-Hotel Stadthalle in Wien | |
JUNHOLD, J. | Die Dimensionen der Nachhaltigkeit in der Tropenerlebniswelt Gondwanaland | |
CLEMENTS, A. | Gelebte Nachhaltigkeit im Zoo Zürich | |
HECKEL, J.-O. | Klimaschutz und Nachhaltigkeit - Wo steht der Zoo Landau | |
BIJLEVELD, C. | Beispiel Papiliorama Kerzers | |
SCHÖNBÄCHLER, T. | Ressourcenbedürfnisse und -optimierung im Zoo Basel | |
HANNEHEN, F. | Energiekonzept im Zoo Osnabrück | |
STAUFFER, C. | Mobilitätsstrategie als Kernelement derNachhaltigkeitsstrategie im Wildnispark Zürich | |
BERLING, T. | Regionalität als Massstab für Nachhaltigkeit | |
CLEMENTS, A. | Auswertung Fragebogen | |
BIEK, K. | Erhebungsbogen für CO2-Footprint | |
VOLLAND, B. et al. | Nachhaltige Stadt Zürich | |
Literatur:
MARTIN, C. (2010): Situation der Biodiversität weltweit. Verh. Ber. 4. Rigi-Symposium: 24-26.
SCHMID, H. ET AL. (2001): Die Entwicklung der Vogelwelt in der Schweiz. Avifauna Report Sempach 1, Annex. 444 Seiten.
WAZA (2005): Zoos und Aquarien für Naturschutz. Die Welt-Zoo- und Aquarium-Naturschutzstrategie. WAZA Geschäftsstelle, Bern. ISBN 3-033-428-8.
dollinger-biblio
SANDMANN, R. (1973)
Sozialverhalten und Nestbau bei Webervögeln.
Staatsexamensarbeit
Fachbereich Biologie, Gesamthochschule Duisburg
Leitung: Prof. Dr. Ilse Danneel, Dr. Manfred Pietsch
Zoo Duisburg
Zusammenfassung:
Aktivitäts- und Ruheperioden sind dem natürlichen Tagesablauf angepasst: Aktivität von 6.30 – 11 Uhr, Ruhepause von 11-15 Uhr. Aktivität 15 – 19 Uhr.
Soziale Auseinandersetzungen im Allgemeinen nur Androhung, Austragung durch Schnabelhiebe.
Auslöser:
a) Verletzung des Individualabstandes
b) Verletzung des Brutreviers
c) Nistmaterial
d) ein bestimmtes Weibchen.
Streit um Futter war nicht zu beobachten.
Soziale Struktur:
Ploceinen sind gesellig. Tiere, deren Neugier- und Erkundungsverhalten besonders stark ausgeprägt ist, exponieren sich durch ihr Verhalten und lösen scharenweise Nachahmung aus.
Balzverhalten:
Einsetzen des Balzverhaltens zu unterschiedlichem Zeitpunkt (vor, während, nach dem Nestbau), zitternde, schwirrende Bewegung von Flügeln und Schwanz als Ausdruck der inneren Disposition, nicht auf ein bestimmtes Weibchen gerichtet. Typischer Balztanz: Rüttelbalz. Mehrfach interspezifisches Balzverhalten.
Nistplatzwahl
Auslösender Schlüsselreiz: senkrechte Wand mit steiler Kante, auch Maschendraht wird als steile Wand empfunden. Dementsprechend Nestbau in der Hauptsache an den Volierenwänden. Bewußtsein für die Gefährdung des Niststandortes als Ergebnis von Erfahrung.
Nistmaterial
Palmfasern stark bevorzugt. Farbwahl bei Bast in der Reihenfolge hellgrün, blaugrün, natur, violett, rot, orange. Ploceinen besitzen offensichtlich die Fähigkeit, Farben und Farbkomponenten wahrzunehmen. Feuchtes gegenüber trockenem Material bevorzugt. Bewußtsein für die Haltbarkeit des Materials entwickelt.
Transport des Nistmaterials
Abreißen der Palmfaser durch Hineinbeißen und Abziehen entlang der Fieder. Dabei läuft der Vogel auf der Fieder entlang. Länge 10 – 30 cm, Dicke 2 – 3 mm. Der Vogel behält die Faser dort im Schnabel, wo er hineinbiß, um sie abzureißen. Kurze Fasern werden in der Mitte gefasst.
Befestigung des Nestes und Nistansatzes
Ansatzpunkte: in Gabeln hängend, auf Gabeln aufliegend, an waagerechten Ästen. Befestigung durch Umwickeln, Durchstecken und Anziehen zum Knoten. Bau des Ansatzes nach dem „Versuch-Irrtum“-Prinzip, jedes Tier macht 3 -6 Ansätze, ehe der endgültige Neststandort feststeht.
Stadien des Nestbaus
generell: 6 Phasen
1. Phase Bau der Ansätze und deren Verbindung zur Schaukel
2. Phase Bau des Ringes
3. Phase Bau des Daches
4. Phase Bau der Brutkammer
5. Phase Bau der Vorkammer
6. Phase Bau der Einflugröhre
Die 2 Phasen des Innenausbaues – inneres Dach und Auskleidung der Brutkammer – waren nicht zu beobachten. Abweichend: häufige Veränderung der Phasenfolge und Überspringen einzelner Stadien. Beherrschung des Nestbaues erweist sich als Erfahrungswissen.
Nestbaubewegungen
Grundprinzip: ein Faserende unter den Fuß klemmen, anderes hängt herab, Kopf zur anderen Seite drehen und von unten Faden heraufholen. Ständiges Wiederholen des Vorganges mit leichter Drehung der Phaser, so daß diese glatt anliegt. 2/3 werden umgewickelt durchgesteckt. Ende wird heraus und fest angezogen. Bau der Ansätze sitzend. Bei der Schaukel hängend. Ausbau von Ring, Dach- und Brutkammer durch „Wegschieben“ und „Durchstecken“ (Technik des Webens).
Rollenverteilung beim Nestbau
Männchen und Weibchen bauen eigenständig Nester bzw. deren Anfangsphase. Männchen übernehmen den Innenausbau ihrer Nester selbst, nicht die Weibchen.
Interspezifische Unterschiede beim Nestbau
Unterschiede bei der Wahl des Niststandortes, der Farbwahl, bei den Nistansätzen, in der Bautechnik, Rollenverteilung sowie Nest- und Reviergröße. Einzelheiten sind der Tabelle auf Seite 75 zu entnehmen.
sandmann-biblio
LANGER, S. (2014)
Etablierung einer Injektionsnarkose mit Ketamin und Medetomidin für die Fossa (Cryproprocta ferox).
Establishment of an anesthesia protocol for the fossa (Cryptoprocta ferox) with the use of ketamine and medetomidine.
Dr. med. vet. Dissertation
129 Seiten
Fachbereich Veterinärmedizin, Justus-Liebig-Universität Gießen
Leitung: Prof. Dr. Sabine Tacke
Zoo Duisburg
Zusammenfassung:
In dieser Studie wurde erstmals ein modernes, tierart- und tierschutzgerechtes Anästhesie-verfahren für Madagaskars größtes Raubtier, die Fossa (Cryptoprocta ferox), untersucht. Dafür wurden 19 Fossas, davon 13 männliche und 6 weibliche, in vier deutschen zoologischen Einrichtungen und einer Privathaltung mit einer Kombinationsanästhesie aus Medetomidin und Ketamin narkotisiert. Die Untersuchungen wurden unter weitestgehend standardisierten Bedingungen und unter Berücksichtigung möglicher geschlechts- und altersspezifischer Unterschiede durchgeführt. Ursprünglich sollte außerdem eine vergleichbare Anzahl an Fossas im Freiland auf Madagaskar mit Fallen gefangen und ebenso narkotisiert und anschließend mit der Gruppe in Deutschland in menschlicher Obhut verglichen werden. Aufgrund von Restriktionen durch die Behörden auf Madagaskar musste die Fangaktion vor Ort vorzeitig abgebrochen werden, sodass nur ein Fossaweibchen unter Feldbedingungen untersucht werden konnte. Die Fossas in Deutschland wurden mit dem Kescher gefangen und fixiert und erhielten für die jeweils geschätzte Körpermasse eine Dosierung von 0,06 mg/kg Medetomidin und 2 mg/kg Ketamin per Handinjektion in die Oberschenkelmuskulatur. Zehn Tiere waren unter drei Jahre alt und somit noch nicht geschlechtsreif, die übrigen neun waren 4 bis 18 Jahre alt. Die Körpermasse wurde im Durchschnitt um ± 1 kg genau geschätzt, sodass sich eine durchschnittliche Ketamin-Dosis von 2,245 ± 0,248 mg/kg und eine Medetomidin-Dosis von 0,063 ± 0,008 mg/kg ergaben. Die Fossas dieser Studie wiesen einen ausgeprägten Geschlechtsdimorphismus auf, wobei die Männchen deutlich größer und schwerer waren als die Weibchen. Die durchschnittliche Körpermasse einer adulten männlichen Fossa betrug 12,34 kg und diejenige eines adulten Weibchens 8,60 kg. Die Einschlafphase verlief bei allen Fossas ruhig, gleichförmig und exzitationslos. Die Zeitspanne zwischen der Injektion der Anästhetika und der Beobachtung eindeutiger erster Anzeichen der Wirkung lag bei allen Tieren unter 10 Minuten. Trat nach 20 Minuten keine zufriedenstellende Anästhesietiefe ein, wurde die Hälfte der applizierten Ketamin-Dosis nachdosiert. Dies war bei drei Tieren der Fall. Allerdings wurden diese auch gewichtsmäßig um über 1 kg unterschätzt, sodass die anfängliche Dosierung nicht ausreichte und 1 mg/kg Ketamin für das Schätzgewicht nachdosiert werden musste. Die durchschnittliche Dauer der Einleitungsphase lag bei 14,42 ± 6,39 Minuten, wobei die drei nachdosierten Tiere zu entsprechend hohen Werten geführt haben. Während der Toleranzphase traten keine Komplikationen oder unerwünschte Nebenwirkungen auf. Die mittlere Dauer der Toleranzphase von 40,16 ± 7,89 Minuten ließ genügend Zeit für allgemeine und weiterführende Diagnostik, Messungen und Probennahmen auch unter Feldbedingungen. In 5-Minuten-Intervallen wurden die Daten der Anästhesieüberwachung notiert. Das klinische Monitoring umfasste dabei die Beurteilung der Schleimhautfarbe und kapillären Rückfüllungszeit, Reflexaktivität, Muskeltonus, Narkosetiefe und Analgesie. Mit Hilfe eines transportablen Narkosemonitors konnten Herzfrequenz, Atemfrequenz, periphere Sauerstoffsättigung und Körperinnentemperatur ständig überwacht werden. Zu Beginn und zum Ende der Toleranzphase wurde jeweils eine venöse Blutprobe mit dem transportablen Blutgasanalysegerät i-STAT® untersucht. Alle Tiere wurden gewogen, allgemein untersucht und erhielten eine Ultraschalluntersuchung von Herz, Nieren, Blase und Geschlechtsorganen. Außerdem wurde venöses Blut für eine hämatologische und biochemische Untersuchung entnommen. Die Toleranzphase wies eine zufriedenstellende Narkosetiefe mit guter Muskelrelaxation auf. Ein chirurgisches Toleranzstadium wurde nicht erreicht. Die Schleimhautfarbe wurde bei sechs Fossas als blass, sonst als rosa beurteilt, die KRZ war stets unter 2 Sekunden. Der Zwischenzehenreflex war stets vollständig erloschen und Lid- und Kornealreflex waren zu Beginn der Narkose im Durchschnitt am wenigsten gedämpft und nach 10 Minuten waren sie bei den meisten Tieren mittel- bis hochgradig gedämpft. Der Kiefertonus war bei fast allen Fossas im gesamten Anästhesieverlauf hochgradig gedämpft und ungefähr die Hälfte der untersuchten Tiere war im gesamten Zeitverlauf intubationsfähig. Allerdings traten unwillkürliche Zuckungen der Muskulatur gerade bei Manipulation bei fast allen Tieren auf. Die Herzfrequenz lag im Mittel bei 110,25 bis 115,94 Schlägen/min, was tendenziell im Vergleich zu den Körpermassen unter Berücksichtigung der Formel: 241 x Mb-0,25 , (Mb = Köpermasse in kg) (Heard 2007) als zu niedrig gewertet werden kann. Eine Bradykardie entsteht meist unter dem Einfluss von α2-Agonisten. Die mittlere Atemfrequenz der Fossas lag bei 25,34 - 34,93 AZ/min und nahm im Verlauf der Anästhesie statistisch hoch signifikant ab (p=0,0001), obwohl zu keinem Zeitpunkt bei keinem Tier eine bedenkliche Atemdepression erzeugt worden ist. Die Sauerstoffsättigung der Fossas lag im Durchschnitt zwischen 88,82 und 92,70% und nahm statistisch signifikant (p=0,016) vom Beginn der Narkose bis zur Antagonisierung zu. Die Körperinnentemperatur fiel im Verlauf der Anästhesie von durchschnittlich 38,70°C zu Beginn auf durchschnittlich 37,95°C am Ende ab.
Bei keiner Fossa kam es zu kritischen Veränderungen der Blutgase, Elektrolyte oder des Säure-Basen-Status. Auch wenn lediglich venöse Blutproben untersucht worden sind, konnte keine nennenswerte Einschränkung der Atemfunktion und der Ventilation festgestellt werden. Die Fossas zeigten zu Beginn der Anästhesie eine stressbedingte metabolische Azidose mit erniedrigtem HCO3-, kompensatorisch erniedrigtem pCO2 und somit auch erniedrigtem TCO2, die sich im Anästhesieverlauf wieder normalisierte. Außerdem zeigten die Tiere eine Tendenz zur Hyperkaliämie und eine durch Stress und Anästhetika induzierte Hyperglykämie, auch der Hämatokrit nahm im Anästhesieverlauf signifikant ab.
Die Erholungsphase war schnell und komplikationslos nach der Antagonisierung des Medetomidins mit Atipamezol in 5-facher Dosierung des verabreichten Medetomidins. Sieben der 19 Fossas hoben bereits beim Umlagern vom Untersuchungstisch in die Aufwachbox oder bei der Applikation des Antagonisten den Kopf an und im Durchschnitt wurde der Kopf bei allen Fossas nach 2,63 ± 3,04 Minuten angehoben.
Bemerkenswert sind die in dieser Studie festgestellten Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Fossas. Männchen scheinen auf die applizierten Anästhetika deutlich empfindlicher zu reagieren als Weibchen. Nach der Applikation von Ketamin und Medetomidin trat die Wirkung bei männlichen Fossas statistisch signifikant früher ein als bei weiblichen. Die Einschlafphase einer männlichen Fossa insgesamt dauerte im Durchschnitt 11,64 ± 1,39 Minuten und war damit signifikant kürzer als die einer weiblichen Fossa mit 20,46 ± 2,09 Minuten. Die weiblichen Fossas schliefen also langsamer ein als die Männchen und wachten auch schneller wieder auf: Die Weibchen hoben im Durchschnitt den Kopf nach nur 0,60 ± 1,39 Minuten und damit viel früher als die Männchen mit 2,55 ± 1,25 Minuten. Männliche Fossas versuchten durchschnittlich nach 26,38 ± 2,18 Minuten zu laufen, weibliche schon nach 11,47 ± 2,60 Minuten. Außerdem wurde die Narkosetiefe bei den Männchen tendenziell eher als „gut“ und bei den Weibchen eher als „ausreichend“ bewertet.
Die in dieser Studie gewonnenen Daten belegen, dass die Kombination aus dem α2-Agonisten Medetomidin und dem dissoziativen Anästhetikum Ketamin bei der Fossa in der verwendeten Dosierung zu einer verlässlichen, effektiven und teilweise antagonisierbaren Anästhesie führt, die sich besonders für klinische Untersuchungen, bildgebende Diagnostik, Mikrochipimplantation, Blutentnahme, Transporte, kleine chirurgische Eingriffe, Messungen sowie Probennahmen auch unter Feldbedingungen eignet. Diese Kombinationsanästhesie war gekennzeichnet durch eine ruhige Einschlaf- und schnelle Aufwachphase und das Monitoring lieferte die klinische Sicherheit.
Abstract:
With this study a modern species-specific anesthesia protocol was developed for the first time for Madagascar´s largest extant carnivore the fossa (Cryptoprocta ferox). 19 fossas, of which 13 males and 6 females, living at four zoological gardens and with one private holder in Germany were anesthetized with the combination of medetomidine and ketamine. The experiment was carried out under predominantly standardized conditions and possible sex- and age-related differences were taken under consideration. Originally it was planned to trap and anesthetize an according number of animals under field conditions on Madagascar and to compare the results with the group of captive animals. Because of governmental restrictions fossa-trapping on Madagascar had to be cancelled ahead of schedule, resulting in only one female animal being examined under field conditions. The fossas in Germany were net-restrained within their enclosure and subsequently anesthetized by hand-injection into the thigh muscles with 0.06 mg/kg medetomidine and 2 mg/kg ketamine according to the individually estimated body weight. Ten animals were 1-3 years of age and sexual immature, the remaining nine animals were 4 to 18 years old. Body weight estimation was only ranging ± 1kg on average, leading to actual dosages of 0.063 ± 0.008 mg/kg medetomidine and 2.245 ± 0.248 mg/kg ketamine. The fossas within the study group exhibited a distinctive sexual dimorphism with males being considerably larger and heavier than females. The mean body weight of an adult male was 12.34 kg compared to 8.60 kg for an adult female. Induction was smooth, even and without excitations. The period between injection and onset of anesthesia was less than 10 minutes within all animals. Half of the original ketamine dose was additionally administered after 20 minutes, if anesthesia failed to be deep enough. This was necessary for three animals, whose actual body weights had been underestimated by more than 1 kg and thus were markedly underdosed. An additional dose of 1 mg/kg ketamine for the estimated weight had to be administered. Mean induction time was 14.42 ± 6.39 minutes, with those three animals in need of an additional amount being responsible for the correspondent high values. No complications or side effects occurred during tolerance phase. The mean tolerance phase lasted 40.16 ± 7.89 minutes and left enough time for general and further diagnostics, measurements and sample collection also under field conditions. Data of the anesthetic protocol were collected in 5-minutes-intervals. General monitoring included observation of mucous membrane color, evaluation of capillary refill time, reflex activity, muscle relaxation, anesthetic depth and analgesia. Heart rate, respiration rate, peripheral oxygen saturation and body temperature were constantly measured using a transportable patient monitor. A venous blood sample was analyzed by the mobile blood gas analyzer i-STAT® at the beginning and at the end of the tolerance phase. All animals underwent weight measurement, a general examination and an ultrasound examination of the heart and the urogenital system. Moreover, additional venous blood samples were obtained for hematology and biochemical analyses. Anesthetic depth was satisfactory during tolerance phase with good myorelaxation. A surgical depth was not achieved. Mucous membrane color was evaluated as pale in six fossas, but in the remaining 13 it was evaluated as rose and capillary refill time was always under 2 sec. The pedal reflex was always ceased. Palpebral and corneal reflex were least muted at the beginning of anesthesia, after 10 minutes they were moderately to severely diminished. Muscle tone in the jaw was in almost every fossa profoundly damped during the whole anesthetic process and approximately half of the group was intubationable during the full tolerance phase. Minor involuntary arousals occurred in most animals, especially due to manipulation. Mean heart rate was 110.25 to 115.94 bpm, which is by trend too low in relation to the body weights, regarding Heard`s (2007) formula: 241 x Mb-0,25 (Mb = body weight). Bradycardia mostly emerges from the use of alpha-2-agonists. Mean respiration rate was 25.34 – 34.93 breaths/min and decreased statistically significant during anesthesia (p=0.0001), though no critical respiratory depression occurred in any animal. The fossas displayed an average peripheral oxygen saturation between 88.82 and 92.70% that increased statistically significant (p=0.016) from the beginning of the tolerance phase to antagonization. Body temperature decreased during the anesthetic process from mean 38.70°C at the beginning to mean 37.95°C at the end.
Critical changes in blood gas values, electrolytes or acid-base-status were not observed in any fossa. Although only venous blood samples had been examined, no noteworthy reduction of the function of the respiratory tract or ventilation had been determined. The fossas showed a stress-related metabolic acidosis at the beginning of the tolerance phase, with a decreased HCO3- and a compensatory reduced pCO2 and thus also a reduced TCO2. This metabolic acidosis normalized during the process. Moreover, the animals exhibited a tendency to hyperkalemia, a stress- and anesthetic-related hyperglycemia and the packed cell volume decreased also significantly during the process.
After application of atipamezole at 5-times the dosage of the administered medetomidine recovery was quick and uneventful. 7 of the 19 fossas raised their head already at the time of atipamezole administration or during the relocation from the examination table into the recovery box. Mean head raising occurred after 2.63 ± 3.04 minutes.
The sex-related differences determined in this study are remarkable. Male fossas appear to react more sensitive to the administered anesthetics than females. After the application of medetomidine and ketamine the anesthetic effect occurred statistically significant earlier in males than in females. Mean induction time of a male fossa lasted 11.64 ± 1.39 minutes and was hence statistically significant shorter than the mean induction time of a female fossa with 20.46 ± 2.09 minutes. Thus, females fell asleep more slowly and woke up faster than males. Female mean head raising was after 0.60 ± 1.39 minutes and therefore much earlier than male head raising after 11.47 ± 2.60 minutes. Moreover, anesthetic depth in males was rated tendentially rather “good” and in females rather “adequate”.
The data gained with this study show that the combination of the alpha-2-agonist medetomidine and the dissociative anesthetic ketamine leads to a reliable, effective and partly antagonizable anesthesia in fossas suitable for general examinations, diagnostic imaging, microchip-implantation and sample collection even under field conditions. Medetomidine-ketamine anesthesia was characterized by a smooth onset and quick recovery and the monitoring indicated that the immobilization is physiologically sound.
langer-biblio
DOLLINGER, P., BAUMGARTNER, R., PAGAN, O. & WECHSLER, B. (1996)
Husbandry and Pathology of Polar Bears (Thalactos maritimus) in Swiss Zoos.
European Association of Zoo- and Wildlife Veterinarians (EAZWV)
First scientific meeting, May 16 - 18, 1996, ROSTOCK, Germany: 47-54.
Volltext PDF
Zusammenfassung:
Die Zoos von Basel und Zürich halten Eisbären unter Bedingungen, die der gegenwärtigen schweizerischen Tierschutzgesetzgebung entsprechen. Währenddem die Lebensdauer der als Erwachsene oder Subadulte erworbenen Eisbären zufriedenstellend ist, ist die Aufzuchtrate der Jungtiere unannehmbar tief. Die Haltung genügt daher dem Grundsatz der Nachhaltigkeit nicht. Als das Hauptproblem werden Verhaltensstörungen angesehen, die durch sozialen Stress und das Unvermögen der Bären, sich der Zooumgebung anzupassen, verursacht werden, und zu Stereotypien, Jungentötung und Hautkrankheiten führen. Unter den gegebenen Bedingungen sollte daher die Eisbärenhaltung mittelfristig eingestellt werden. Die Tierschutzgesetzgebung ist so zu ändern, dass sie dem Verhalten der Art besser Rechnung trägt. Im weiteren enthält der Beitrag Informationen über Fütterung, Lebenserwartung und Fortpflanzungsbiologie, sowie einen Überblick über die Sektionsbefunde bei Eisbären in schweizerischen Zoos.
dollinger-biblio
GOODCHILD & SCHWITZER, C. (2008)
The Problem of Obesity in Captive Lemurs.
International Zoo News 55 (6): 353-357
Volltext PDF
Conclusions:
1. Lemurs have a relatively low basal metabolic rate, and this should be taken into account when re-assessing diets.
2. Animals should ideally be weighed regularly to monitor any weight gain or loss.
3. It can sometimes take a while before any results are seen after adjusting diets. Stick with it and ensure all staff follow the diets closely.
4. If you are using food-based enrichment, take this into account and reduce the daily diet accordingly.
goodchild-biblio
VOGLER, B. (2008)
Zur Reproduktionsbiologie der Fossa (Cryptoprocta ferox).
Dr. med. vet. Dissertation
152 Seite
Fachbereich Veterinärmedizin, Frei Universität Berlin
Leitung: Prof. Dr. Leo Brunnberg
Zoo Duisburg
Zusammenfassung:
Die Fossa (Cryptoprocta ferox Bennt, 1833) gehört zu der Familie Herpestidae und ist das größte endemische Raubtier Madagaskars. Als einziger natürlicher Feind der großen Lemurenarten spielt sie eine potentiell wichtige Rolle im Räuber-Beute System der Insel. Seit 2002 wird sie auf der roten Liste der bedrohten Tierarten geführt. Die Fossa ist ein monöstrischer Einzelgänger mit einer kurzen Paarungszeit im Frühjahr.
In der vorliegenden Studie sollte die europäische Zoopopulation durch reproduktionsbiologische Parameter beschrieben, saison- und geschlechtsspezifische Unterschiede erfasst und der reproduktive Gesundheitsstatus erhoben werden. Hierzu wurden über den Zeitraum von zwei Jahren 16 männliche und 15 weibliche Fossas aus zehn europäischen Zoos, und somit über 50% des europäischen Zoobestandes, meist zu beiden Saisons – Paarungszeit (PZ) und Nicht-Paarungszeit (NPZ) – untersucht.
Die Körpermaße der Fossa wurden erfasst und der Penis detailliert beschrieben. Kranial des Skrotums wurde eine Erhebung entdeckt, die ultrasonographisch als zweilappige, in der Haut gelegene Drüse identifiziert und angesichts ihrer Lage als Praeskrotaldrüse bezeichnet wurde. Das Hodenvolumen und die Länge des Os penis wurden vermessen und dabei festgestellt, dass beide Größen mit dem Alter zunehmen. Das weibliche Genitale wurde auf das Vorkommen von Os clitoris und Klitorisstacheln untersucht und bei Vorkommen beider Merkmale das entsprechende Tier als maskulinisiert eingestuft. Das Os clitoris wurde aufgrund seiner geringen Größe ultrasonographisch dargestellt und vermessen – die Länge nahm mit dem Alter ab.
Die ultrasonographische Darstellung und Vermessung der inneren Geschlechtsorgane und –drüsen zeigten eine Tendenz zu größeren Volumina in der PZ; bei weiblichen Tieren wurde eine Follikelanbildung auf den Ovarien festgestellt. zu den pathologischen Befunden zählten der unilaterale Kryptorchismus sowie Zysten und schlechte Ausprägung des weiblichen Genitaltrakts.
Die Hormonanalysen spiegelten die ultrasonographischen Befunde wider. Bei der Kothormonanalyse zeigten die Männchen, zwei nicht-trächtige sowie das trächtige Weibchen die höchsten Konzentrationen der gemessenen Sexualhormonmetabolite (Dihydrotestosteron bzw. 5-Progesteron) innerhalb der PZ innerhalb der PZ. Die Werte des trächtigen Weibchens überstiegen dabei die Konzentrationen der nicht-trächtigen um ein vielfaches und blieben bis kurz nach der Geburt auf einem deutlich erhöhten Niveau. Im Kot zweier weiterer nicht-trächtiger Weibchen wurden über den Jahresverlauf keine deutlichen Änderungen der Sexualhormonmetabolite festgestellt. Die Bluthormonanalyse wies bei Männchen höhere Testosteronwerte als bei Weibchen nach; saisonal waren diese Männchen in der PZ und bei Weibchen in der NPZ erhöht. Die bei Weibchen gemessenen Estrogenwerte waren in der PZ erhöht, die Progesteronwerte in der NPZ.
Die spermatologiseh Untersuchung umfasste die Erhebung der klassischen Ejakulat-Parameter sowie die ultrastrukturelle Beschreibung der Fossa-Spermien. Es zeichnete sich eine Tendenz zu höheren Ejakulatvolumina, höherer Motilität und geringerer Spermienkonzentration in der PZ ab. Morphologisch konnten fünf Kopftypen abgegrenzt werden, welche saisonal zu unterschiedlichen prozentualen Anteilen im Ejakulat vorkamen. Im weiteren war in der PZ eine Tendenz zu längeren Spermien festzustellen.
Die Duftstoffanalyse an Fossa-Haaren zeigte saison- und geschlechtsspezifische Duftstoffmuster und es konnten einige geschlechtsspezifische Substanzen identifiziert werden.
vogler-biblio
VERFUß, U. K. (1996) [VERFUSS]
Das Jagd- und Echoortungsverhalten eines Amazonasflußdelphins (Inia geoffrensis) in Gefangenschaft.
Diplomarbeit
80 Seite
Fakultät für Biologie, Universität Tübingen
Leitung: Prof. Dr. Hans-Ulrich Schnitzler
Zoo Duisburg
Zusammenfassung:
In dieser Arbeit wurde das Fischfang- und Echoortungsverhalten von Inia geoffrensis in Gefangenschaft untersucht. Dazu wurden synchron Video- und Lautaufnahmen von Situationen gemacht, in denen ein Inia sich einer Forelle annähert und sie fängt. Die Aufnahmen fanden im Duisburger Zoo statt.
Der Delphin zeigt eine deutliche Zielortientierung bei der Annäherung an seine Beute. Durch den in das Wasser geworfenen Fisch aufmerksam gemacht, dreht er sich in Richtung Forelle, zeigt manchmal ‚scanning‘-Bewegungen und schwimmt direkt auf die Forelle zu. ER packt sie mit seiner Schnabelspitze in der Mitte des Fischkörpers oder am Kopfende. Der Delphinkopf ist bei der Annäherung die ganze Zeit auf den Fisch, häufig auf dessen Kopf, fixiert.
Auch im Echoortungsverhalten spiegelt sich die Zielorientierung wieder. Abhängig vom Abstand zur Beute ändert der Delphin sowohl den Lautabstand als auch die Lautamplitude. Während er bei großen Zielabständen (max. 4 m, bedingt durch die Beckengröße) in unregelmäßigen Abständen Laute aussendet (im Mittel um 26 (+/-9) ms), verringert er bei kurzen Zielabständen (unterhalb 1 m) den Lautabstand im Laufe der Annäherung kontinuierlich bis auf Minimalwerte um 11 (+/- 2) ms, bevor er den Fisch schnappt. Das Absenken des Lautabstandes erhöht der Informationsfluss und könnte deshalb eine bessere Kontrolle der Annäherung an die Beute ermöglichen. Auch die Lautamplitude wird ab einem Zielabstand kleiner 1 m kontinuierlich bei der Annäherung mit ca. 10 dB pro Halbierung der Zieldistanz gesenkt, wobei er sich hier möglicherweise um eine Intensitäts-Kompensation handelt.
Bedingt durch das Absenken der Lautintensität, was eine Einteilung des Echoortungsverhaltens in zwei aufeinanderfolgende Phasen, die Fern- und die Nahphase, erlaubt. In der Fernphase sendet der Delphin laute, hochfrequente schmalbandige Vorauslaute mit niedriger -6 dB Lautlänge aus (Typ 1). Die beste Frequenz der Typ 1-Laute liegt bei 100 kHz, die -6 dB Lautlänge um 16 μs und die -3 dB Bandbreite um 24 kHz. Die Momentanfrequenz der ersten beiden Zyklen im Oszillogramm beträgt ca. 93 kHz, die der restlichen Zyklen liegt bei 104 kHz. Kurz vor dem Übergang in die Nahphase senkt der Delphin die Lautamplitude. Die hochfrequenten Laute werden mit abnehmender Amplitude immer breitbandiger, bis die beste Frequenz auf unter 60 kHz springt. Mit diesem Sprung ist der Wechsel von der Fern- in die Nahphase definiert. Die nun tieffrequenten Laute werden wieder schmalbandiger. Kurz bevor der Delphin seine Beute schnappt, sind die von ihm ausgesandten Vorauslaute wieder schmalbandig (Typ 2), im Gegensatz zu den Typ 1-Lauten jedoch tieffrequent und leise. Die beste Frequenz der Typ 2-Laute liegt um 50 kHz, die -6 dB Lautlänge bei ca. 41 μs und die -3 dB Bandbreite um 21 kHz.
Durch den Sprung der besten Frequenz von den hohen Werten auf unter 60 kHz erscheint der Übergang von der Fern- in die Nahphase plötzliche. Mit sinkender Amplitude zeigt sich jedoch eine kontinuierliche Veränderung in der Struktur der laute (Übergangslaute=, die von der Typ 1- in die Typ 2-Lautstruktur überleitet. Diese Veränderung zeigt sich in einer kontinuierlichen Abnahme des oberen Frequenzbereiches im Spektrum und einer linearen Abnahme der Momentanfrequenz der ersten beiden Zyklen des Zeitsignals.
Dieses Ergebnis zeigt, dass Inia sein Echoortungsverhalten situationsbedingt anpassen kann. Die Anpassung liegt in einer Regulierung des Lautabstandes und der Lautamplitude. Abhängig von der Lautintensität können verschiedene Lauttypen unterschieden werden, deren Unterschiede hauptsächlich im Spektrum sichtbar werden.
Die Lautstruktur wird nicht nur aktiv verändert, sondern hängt auch – bedingt durch die Richtcharakteristik – vom Hydrophonwinkel ab. Bei Laute, die mit einem großen Hydrophonwinkel aufgenommen wurden, werden Einschnitte bei diskreten Frequenzen im Spektrum sichtbar, was möglicherweise auf ‚multi-wavefront interference‘ zurückzuführen ist.
verfuss-biblio
LIMPINSEL, A. (2007)
Aspekte des Verhaltens Afrikanischer Elefanten (Loxodonta africana) im Zoo – Nachtverhalten und das Verhalten eines jungen Elefantenbullen in der Kuhgruppe.
Diplomarbeit
90 Seiten.
Fakultät Biologie und Geographie, Universität Duisburg-Essen
Leitung: Prof. Dr. Hynek Burda
Zoo Duisburg
Zusammenfassung:
Die Untersuchung des nächtlichen Verhaltens dreier Elefantenkühe lieferte eine mittlere Gesamtliegendauer zwischen 92,08 min und 256,25 min, die sich auf ein bis fünf Schlafintervalle verteilte.
Die durchschnittliche Länge der Schlafintervalle schwankte zwischen 23,89 min und 80,51 min. Zwei Nächte lang legte sich DAISY gar nicht ab.
Die Mehrheit der Verhaltensweisen ließ im Laufe der Nacht ein klares Muster erkennen, wobei dieses Muster je nach Tier verschieden war. Für die Tiere DAISY und ETOSHA ergaben sich sehr ähnliche Aktivitätsbudgets und Schlafmuster, welche mit Berichten aus Wildbahn und Haltung übereinstimmen. Ein Peak für das Liegen existierte bei den beiden genannten Tieren zwischen 03.00 Uhr und 05.00 Uhr. SAIWAs Nachtverhalten wich von diesen Ergebnissen stark ab. Ihre Aktivität ließ erst am frühen Morgen nach, wenn die der anderen Kühe wieder zunahm. Ihre Hauptschlafzeit begann vermutlich erst nach 06.00 Uhr.
Während DAISY, die tagsüber viel webte, nachts wenig stereotypierte, verbrachte SAIWA durchschnittlich mehr als 15% der Nacht mit Weben und stereotypen Laufen, obwohl sie sich tagsüber unauffällig verhielt. Möglicherweise werden ihre Stereotypen durch die Haltung der Tiere in Einzelboxen begünstigt, da die Kuh den Kontakt zum Nachbartier ETOSHA zu suchen schien. Auf Grund der Erkenntnisse über das stereotype Verhalten SAIWAs und der positiven Erfahrungen, die bereits in anderen Zoos mit der Haltung von Elefanten in Freilaufstallungen gemacht wurden, wird die Empfehlung für einen beaufsichtigten Testlauf einer solchen Haltungsform für drei Elefantenkühe im Zoo Duisburg ausgesprochen.
Die Verhaltensbeobachtung des Elefantenbullen SHAKA zeigte, dass die Einteilung der Verhaltensweisen von Elefanten in Kategorien ein verfälschtes Bild des Verhaltens erzeugen kann. Dies ist damit zu erklären, dass verschiedene Verhaltensweisen mit mehreren unterschiedlichen Bedeutungen belegt sein können, deren Grenzen teils fließend sind. Im Verhalten des jungen Elefantenbullen stellten soziale Interaktionen eine bedeutende Komponente dar, wobei zwischen ihm und der Kuh DAISY eine soziale Inkompatibilität zu herrschen schien.
Zu einer erfolgreichen Nachzucht wird es am ehesten mit der Elefantenkuh ETOSHA kommen, da der Bulle sie beim Reproduktionsverhalten signifikant bevorzugte. Obwohl ETOSHA und SHAKA Verhaltensweisen zeigten, die auf eine Kopulation zusteuerten, kam es nicht dazu, da es dem Bullen vermutlich an Erfahrung mangelte. Dies könnte auf seine Herkunft aus einer Culling-Aktion und der damit verbundenen frühen Auflösung des Familienverbandes zurück zu führen sein.
Obwohl der Bulle bislang noch nicht nachgezüchtet hat, ist dieses Verhalten nicht verfrüht als abnormal zu bezeichnen, denn in der Wildbahn kommen Elefantenbullen teils erst mit einem Alter von mehr als 30 Jahren zu Paarung. DA er Verhaltenszüge eines noch von der Mutter geführten Tieres zeigte, hat er möglicherweise die soziale Reife für eine ernsthafte Paarung noch nicht erreicht. Der Vergleich der Hormonwerte der Kühe mit den Verhaltensbeobachtungen des Bullen lieferte Hinweise darauf, dass man an dem Verhalten des Bullen den reproduktiven Status der Kühe ablesen kann.
Das erlangte Wissen um die Zusammenhänge des Sozial- und Reproduktionsverhaltens des Bullen mit der hormonellen Kondition der Kühe könnte möglicherweise für tiergärtnerische Zwecke genutzt werden. Es wird angeregt, ein gezieltes Training mit dem Bullen zu beginnen, bei dem dieser unter der Aufsicht der Tierpfleger Genitalchecks bei den Kühen durchführt. Aus der Frequenz dieser Verhaltensweise könnten direkt Hinweise auf den reproduktiven Status der Kühe ablesbar sein.
limpinsel-biblio
KUNKIS, N. (1996)
Untersuchung zum Einfluss des Publikums auf das Verhalten dressierter Delphine.
STaatsexamensarbeit
117 Seiten.
Fachbereich Biologie, Universität Dortmund
Leitung: Prof. Dr. Bernhard Verbeek
Zoo Duisburg
Zusammenfassung:
Im letzten und abschließenden Teil meiner Auswertung bzw. Untersuchung im Duisburger Delphinarium möchte ich, bezogen auf meine Haupthypothese, die besagt, dass kein Einfluss durch das Publikum auf das Verhalten dressierter Delphine vorhanden ist, die Ergebnisse der Teilhypothese zusammenfassen.
Zur besseren Übersicht habe ich jene Ergebnisse in einer Tabelle aufgeführt, in der ein Einfluss des Publikums auf das Delphinverhalten mit ‚positiv‘ und ein nicht vorhandener mit ‚negativ‘ gekennzeichnet wird (s. Tabelle 7). Betrachtet man nun in dieser Übersicht die festen und geplanten Bestandteile der Vorführung (Ballschießen/Sprünge/Bootsfahr/Hochbälle I/Körperbeherrschung), erkennt man deutlich, dass keine durch die Einflussfaktoren des Publikums ausgelösten Verhaltensveränderungen bei den Delphinen vorlagen. Es könnte daraus geschlussfolgert werden, dass die Delphine schlicht die Vorführungselemente durchführen, um anschließend Futter in der Form von Fisch zu erhalten.
Gleichermaßen negativ fiel auch das Ergebnis für den Bereich ‚Aufforderungen/Verweigerungen‘ aus. Diese Untersuchung bezog sich allerdings auf kein spezielles Element, sondern auf die Mitarbeit der Delphine während der gesamten Vorstellung. Wie bereits in der Auswertung beschrieben, liegt die Erklärung dessen wahrscheinlich in der Tatsache der verschiedenen Charaktere und wechselnden Tagesformen der drei Tümmler begründet.
Führt man sich schließlich die ‚Sonderaktionen‘ sowie das ‚Bälle-Hinausstupsen‘ der Delphine vor den Vorführungen vor Augen, handelt es sich um buchstäblich spontanes, nicht zum planmäßigen Vorführungsablauf zugehöriges Verhalten der Tiere. In beiden Fällen, ‚Sonderaktionen‘ und ‚Bälle-Hinausstupsen‘, scheint die Anzahl des Publikums mit der jeweiligen Lautstärke einen Einfluss auf das Verhalten der Tiere auszuüben.
Ausschließlich die Momente der Durchführung der Sonderaktionen sind im Hinblick auf das negative Ergebnis nicht durch da Publikum (vorausgehender Applaus) hervorgerufen. Abschließend kann man also nach dieser, über einen relativ kurzen Zeitraum stattgefundenen Untersuchung sagen, dass sich die Delphine während der planmäßigen Vorführungselemente nicht durch die Zuschauer beeinflussen lassen. Das Publikum übt jedoch eine Wirkung auf die Delphine in der Hinsicht aus, dass spontane, der geplanten Vorführung abgesonderte Verhaltensweisen, ausgeführt werden.
kunkis-biblio
HÖFERMANN, S. (2004)
Sozialverhalten von Gorillas: Eine Zoostudie im Vergleich mit publizierten Freilandbeobachtungen.
Staatsexamensarbeit
86 Seiten.
Fachbereich Biologie, Universität Dortmund
Leitung: Prof. Dr. Bernhard Verbeek
Zoo Duisburg
Zusammenfassung:
In der Gesamtbetrachtung der in Gefangenschaft lebenden Duisburger Gorillas und den im Freiland lebenden Gorillas ließen sich keine starken und abweichenden Unterschiede in den verschiedenen Verhaltensweisen feststellen. Dies würde bedeuten, dass die meisten Verhaltensweisen angeboren sind, oder dass die Gorillas zumindest einen angeborenen Instinkt aufweisen, was im weiteren Lebenslauf durch Erlernen, Ausprobieren und Beobachten anderer Tiere weiter geprägt und ausgebildet wird. Gorillas, die in Gefangenschaft aufwachsen und leben, muss die Möglichkeit gegeben werden, ihre Bedürfnisse und ihre Verhaltensweisen so ausleben zu können, wie sie dieses im Freiland tun würden. Die geringen Unterschiede zwischen den Duisburger Gorillas und den Freiland-Gorillas weisen darauf hin, dass das Gehege des Duisburger Zoos, die Gruppengröße, die Gruppenkonstellation und die Pflege annähernd an die Bedürfnisse der Gorillas heranreicht. Die relative hohe Anzahl an auftretenden Verhaltensanomalien zeigt jedoch, dass das Leben in Gefangenschaft, so gut auch versucht wird, ihnen ein artgerechtes Leben zu ermöglichen, ein Leben und ein Ausleben ihrer Bedürfnisse und Verhaltensweisen im Freiland nicht ersetzen kann.
höfermann-biblio