Donnerstag, 14 Juni 2018 14:08

MAISCH, H. (2005)

Ist das Fortpflanzungssystem bei Rothunden (Cuon alpinus) die Ursache oder eine Konsequenz des Rudellebens?

Dissertation

559 Seiten

Fachbereich Biologie/Chemie, Prof. Dr. R. Schröpfer
Universität Osnabrück
Zoo Osnabrück

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Zusammenfassung:

Rothunde (Cuon alpinus, Pallas 1811) gehören zu den mittelgroßen, rudellebenden Caniden. In dieser Studie wurden die ultimaten Gründe für einen Verbleib der Nachkommen im Rudel (auch über ihre Geschlechtsreife hinaus) erörtert und die proximaten Mechanismen, wie Rudelleben koordiniert wird, erforscht. Als Forschungsansatz wurde hypothetisch angenommen, dass Rothunde nicht wegen der kooperativen Jagd im Rudel leben, sondern aufgrund der hohen prä- und postnatalen Kosten einer Aufzucht. Die Reproduktion ist dabei auf das Alphapaar beschränkt, die restlichen Rudelmitglieder sind obligate Helfer, die durch ihre Verwandtschaft mit dem Alphapaar indirekt an Fitness gewinnen. Schwerpunkte der Grundlagenforschung waren deshalb die Paar- und Rudelbildung sowie die Koordination des Zusammenlebens mittels optischer und olfaktorischer Kommunikation. Des Weiteren fanden die Reproduktion und die Aufzucht besondere Beachtung. Im angewandten Bereich der Studie wurde der Einfluss verschiedener haltungsspezifischer Parameter auf den Reproduktionserfolg der Rudel in zoologischen Gärten untersucht. Methoden In den Jahren 2001 bis 2004 wurden drei verschiedene Rudel in zwei unterschiedlichen Tiergärten untersucht. Sowohl die Haltungsbedingungen, Gruppengrößen als auch die Geschlechterverhältnisse in diesen Rudeln waren verschieden. Dadurch konnten verschiedenste Einflussfaktoren auf das Rudelleben ermittelt werden. Neben direkten Beobachtungen vor den Anlagen wurden Infrarotaufnahmen von der Geburt und der Aufzucht in Wurfhöhlen gemacht.

Ergebnisse

  • Wie hypothetisch angenommen, konnte eine Reproduktionsunterdrückung beim Rothund belegt werden. Aufgrund hoher prä- und postnataler Kosten für die Reproduktion, wird die Anwesenheit von Helfern beim Rothund und damit das Rudelleben obligat.
  • Rudel mit 1,1 Rothunden bringen oft keine Welpen zur Welt. Rudel mit vier und mehr Wildhunden reproduzieren sich dagegen erfolgreich. Die Würfe sind durchschnittlich größer als die von zwei- und dreiköpfigen Rudeln.
  • Die Kommunikation im Rudel begann bei der Bildung des Alphapaares. Jeweils die ranghöchsten Tiere der Geschlechtergruppe nahmen ab dem ersten Tag die Alphaposition ein. Imponierendes Verhalten und paarbindendes Verhalten trat am häufigsten zwischen den Alphatieren auf. Beide Alphatiere markierten von Beginn an. Geruchliche Prüfungen der Anogenitalregion traten besonders beim Kennenlernen zwischen den Rothunden auf, die sich bisher nicht kannten, sowie verstärkt zwischen den Alphatieren.
  • Soziopositives und sozionegatives Verhalten führten zur Festigung der Hierarchie im neu gebildeten Rudel. Beschwichtigendes Verhalten war vorherrschend.
  • Mittels Hierarchien innerhalb der Geschlechter sicherten die Alphatiere ihre Vormachtstellung bereits ab September noch vor der Vorpaarungszeit im November/Dezember. Wie angenommen, trat in der Vorpaarungszeit verstärkt paarbindendes Verhalten zwischen den Alphatieren auf. Zeitgleich kam es zu steigender Intoleranz der Alphahündin zu ihrer rangniedrigen Schwester. Diese suchte vermehrt Kontakt zum Rüden. VIII. Zusammenfassung 506
  • Es markierten im gesamten Jahresverlauf ausschließlich die Alphatiere. Durch Markierungsverhalten betonten sie ihre Vorrangstellung bereits vor der Vorpaarungszeit. Das Markierungsverhalten stieg zur Vorpaarungszeit weiter an und erreichte die maximale Rate in der Paarungszeit. Sie markierten nur einen Kot und Urin sowie den des Partners. Alle Rudelmitglieder prüften die Markierungsstellen geruchlich.
  • Markierungsverhalten hat beim Rothund keine territoriale Funktion. Das Verhalten ist wichtig für die Paarbindung und dient möglicherweise als „Besitzanzeige“ für weitere Rudelmitglieder. Es dient damit der rudelinternen Kommunikation. Rothunde vermögen an Kot und Urin das Individuum und zumindest bei Ausscheidungen der Hündinnen, den Fortpflanzungsstatus zu erkennen. Kot bzw. Urin des Partners wurde von den Alphatieren bevorzugt markiert.
  • Die Alphatiere haben das Fortpflanzungsmonopol. Während der Paarungszeit verhinderte das ranghöchste Weibchen eine Verpaarung ihrer Geschlechtsgenossen. Trotz optimaler Versorgung mit Nahrung wurde jeweils nur ein Wurf geboren, obwohl mehrere fertile Weibchen vorhanden waren. Anders als hypothetisch angenommen, prüfte die Alphahündin nicht häufiger ihre östrische Schwester geruchlich, sondern vermehrt den Rüden.
  • In der Trächtigkeitsphase der Alphahündin befriedete sich das gesamte Rudel. Das Alphapaar grenzte sich nicht mehr vom restlichen Rothundrudel durch Markieren ab. Soziopositive Verhaltensweisen wie submissives Begrüßungsverhalten (ritualisiertes Futterbettelverhalten von Welpen), Spielverhalten oder spielerische Körperkontakte, nahmen im Rudel in dieser Zeit zu.
  • Das ritualisierte Futterbettelverhalten der Adulttiere wurde während der Trächtigkeit von den Hündinnen wieder verstärkt im ursprünglichen Kontext, dem Nahrungserwerb, angewandt. Die Alphahündin monopolisierte zusätzlich den Zugang zu Nahrung, sowohl bei der Fütterung als auch durch das Vergraben von Nahrung, der Aneignung von fremden Futterdepots und der Verteidigung von Futterlagern.
  • Die Anwesenheit von Helfern (Jährlingen) bei der Aufzucht führte zu einer stärkeren Verteilung der Aufgaben bei der Aufzucht. Die Elterntiere wurden merklich entlastet.
  • Bei der Aufzucht kam es zur Rollenverteilung im Rudel. Geschlechter und Altersklassen hatten dabei verschiedene Aufgaben. Die Welpen wurden hauptsächlich vom Muttertier gesäugt, und in geringerem Maße von einem zweiten Weibchen. Weibchen und Jährlinge trugen den Welpen Futter zu. Das Vatertier dagegen versorgte hauptsächlich zunächst das Muttertier und später dann auch die Jungen mit Nahrung. Das Vatertier bewachte den Höhleneingang. Als Jährlinge vorhanden waren, übernahmen sie diese Aufgabe in Höhlennähe und bewachten Welpen im Gelände.
  • Durch eigene Erfahrung waren die Wildhunde von Aufzucht zu Aufzucht ruhiger und gelassener. Fehlverhalten wie übersteigertes Umhertragen von Welpen mit falschen Tragegriffen kam in späteren Jahren nicht mehr vor. Die Welpen wurden dann erfolgreich aufgezogen.
  • Die Gehegegröße und Ausstattung hat weitreichende Konsequenzen für die erfolgreiche Zucht von Rothunden im Menschenobhut.

Abstract:

Dholes (Cuon alpinus, Pallas 1811) are medium-sized canids. They live in packs. This study investigates ultimate factors of the delayed dispersal of fertile offspring and focuses on the proximate mechanisms of co-ordinated pack activities. In this study, hypothetically, dholes do not live in packs because of the communal hunting. It is rather the high pre- and postnatal investment of raising young which forces dholes to live in social groups. Reproduction is limited to the alpha-pair. All other pack members serve as obligate helpers. As they are relatives of the breeding pair, they gain indirect fitness. The main emphasis of the basic science was put on pair and pack formation as well as the mechanisms of pack co-ordination via optical and chemical communication. Reproduction and rising of young was also of main interest. The influence of different husbandry parameters on reproductive success of dholes in zoological institutions were the basic question in the field of applied science. Methods In two different institutions three packs were monitored from 2001 to 2004. Husbandry conditions, pack size and sex ratios varied between the study packs. The influence of those factors on dholes could therefore be investigated. Direct observations as well as infrared video-recording within dens were used to gather data.

Results

  • Dholes use reproductive suppression. Helpers at the dhole den are necessary because of high pre- and postnatal costs for the development of pups.
  • Packs which consist of 1,1 dholes seldom reproduce. Packs with four or more members on the other hand reproduce successfully. There, average litter size is bigger than in packs with two or three dholes.
  • In newly formed packs the highest ranking animals of both sexes became alpha-pair within the first day of the encounter. Communication started between the new pack members with bonding. Dominance displays as well as behaviour associated with the pair bond were most often shown by and between alpha-animals. Both alpha-animals marked from the beginning. Olfaction of body odours was important between so far unfamiliar dogs and was seen most often between the alpha-pair.
  • The hierarchy was supported by sociopositive and –negative behaviour. Submissive and friendly behaviour was predominant.
  • The alpha-animals secured their dominant position within same sex groups through the dominance order. The manifestation of the hierarchy took place already in September, way ahead of the pre-oestrus period of November/December. As supposed, the pair bonding behaviour of the alpha-pair increased during pre-oestrus. In the same time the dominant female became intolerant of her subordinate sister. The submissive bitch showed increased interest in the alpha-male.
  • The alpha-pair showed its priority status by increased marking behaviour from September onwards to the breeding season. It peaked during the oestrus. Only the alphaanimals showed any marking behaviour throughout the year. They exclusively marked urine and faeces of their partner and their own samples. VIII. Zusammenfassung 508
  • Marking behaviour of dholes has no territorial meaning. But it is important for the pair bond and may serve as indicator of “possession” for other pack members. Dholes are able to differ between individual pack members from faecal samples or urine. Secretions of females give information about their reproductive status.
  • The highest ranking female hindered the subordinate female from copulating. Although there was a surplus of food and several fertile females present, only one bitch gave birth to pups every year. Unlike expected, the dominant female did not sniff or lick the vulva of her sister in heat more often than the genitals of her mate.
  • During pregnancy the whole pack got calm and friendly. The alpha-pair gave up separating itself from the rest of the pack by marking and threat displays. Sociopositive behaviours increased, like greeting (which is a ritualised, infantile “begging for food” behaviour), playing or playful close contacts.
  • The females used the infantile „begging for food“ behaviour during the pregnancy often in its original meaning, e. g. to get food, and less often in its ritualised meaning as greeting behaviour. The alpha-female also monopolised access to food in several different ways, like during feeding hours and she also cached food, acquired foreign food caches and defended them.
  • With the presence of additional helpers (yearlings) the tasks of caring for pups were spread more evenly within the pack. The parents were greatly relieved.
  • All pack members had different tasks during the rearing season, which depended on sex and age class of the individual. Pups were mainly suckled by their mother and in a minor way by the second female. Females and yearlings brought food to the pups. The sire provisioned both pups and lactating females. The sire guarded the entrance of the den. Later, when yearlings lived with the pack, they took over guard duties.
  • Every year the dholes got more relaxed in each rearing season. Maladaptive behaviour like exaggerated carrying of pups and gripping them at the wrong parts of the body decreased every year. Then, pups were raised successfully.
  • The size and fittings of enclosures influences successful reproduction of dholes in captivity.

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Donnerstag, 14 Juni 2018 22:48

KRAUSE, F. (2008)

Chronobiologische Untersuchungen zur Raum-Zeit-Nutzung bei einem Orang-Utan-Paar im Zoo Osnabrück.

Bachelorarbeit

65 Seiten, 20 Abbildungen, 2 Tabellen

Erstprüfer: PD. Dr. Udo Gansloßer, Zoologisches Institut und Museum Universität Greifswald
Zweitprüfer: Apl. Prof. Dr. Günter Purschke, Abteilung Spezielle Zoologie Universität Osnabrück

Universität Osnabrück

Voller Text

Zusammenfassung:

Die räumliche und zeitliche Struktur des Verhaltens von Tieren war und ist Thema zahlreicher Untersuchungen. So konnten Zeitgeber circadianer Rhythmik, die sich durch eine von den Tieren gezeigte Erwartungshaltung auszeichnen, sowie Faktoren, die sich in unmittelbaren Reaktionen zeigen, aufgedeckt werden. Das Licht der Sonne stellt einen der wichtigsten Zeitgeber biologischer System dar (Büttner, Gansloßer, 1995).

Bei Orang-Utans, den größten und schwersten arboreal lebenden Säugetieren, und auch anderen Menschenaffen kann diese Verbindung zwischen Sonnenstand und Tagesrhythmus nachvollzogen werden, wobei die Aktivität im Verlauf der Wachstunden zusätzlich von Witterung, Nahrungsangebot, intra- und interspezifischen Einflüssen mitbestimmt wird. Der Sonnenuntergang markiert das Ende der aktiven Phase und die Tiere zeigen ihre Erwartungshaltung unter anderem in der täglichen Konstruktion neuer Baumnester, die ihnen bis zum nächsten Sonnenaufgang als Schlafplatz dienen. Die Überprüfung der Auswirkungen nicht natürlicher Einflüsse, denen Orang-Utans im Rahmen des Zootieralltags ausgesetzt sind, stellte den Ausgangspunkt der vorliegenden Untersuchung dar. Zudem sollte ein Aktivitätsprofil während der Nachtstunden erstellt werden, um dies in den bekannten Tagesablauf der Tiere einzuordnen, da bisher kaum Informationen zum Nachtverlauf bei Orang-Utans in freier Wildbahn oder im Zoo vorliegen. Ein weiterer Aspekt der Beobachtung ist die für alle Menschenaffen typische Konstruktion der Schlafnester, die einen Einblick erlaubt, inwieweit unter Zoobedingungen natürliches Verhalten oder Abwandlungen davon gezeigt werden.

Über sechs Wochen hinweg wurden die beiden Orang-Utans Buschi und Astrid (1,1) aus dem Zoo Osnabrück mit Hilfe einer Videoüberwachungsanlage täglich von Abend
bis Morgen in ihren Innengehegen beobachtet. Ausschließlich zu Beginn und Ende der Beobachtungsphasen nahmen Tierpfleger, weiteres Zoopersonal oder die Besucher Einfluss auf die beobachteten Tiere. Es zeigte sich, dass sich die Aktivitätsprofile der Zoo-Orang-Utans Buschi und Astrid bezüglich der zeitlichen Organisation und auch der Aktivitätsverteilung gut in die Ergebnisse von Freilandbeobachtungen einfügen. Am Nachmittag waren beide Tiere recht aktiv und fraßen, bauten anschließend ihre Nester und legten sich zur Ruhe. Die Zeitpunkte von Nestbau und dem Beginn und dem Ende der Nachtruhe werden im Rahmen von Freilandbeobachtungen relativ zum Sonnenauf- beziehungsweise -untergang angegeben. Im Zoo zeigte sich, dass sowohl das Tageslicht als auch die Beleuchtung des Affenhauses als Zeitgeber auf das Verhalten der Tiere einwirken können. Buschis Schlaf wurde immer wieder von kurzen Wachphasen unterbrochen, in denen er sich ausgiebig kratzte und gegebenenfalls sein Nest richtete. Zu den beobachteten Komfortphasen in der Nacht fehlen bisher vergleichbare Angaben im Rahmen der Wildtier- und Zooforschung.

Die Ausnutzung der Gehege erfolgte in Abhängigkeit von der Futterverteilung, der Nestplatzwahl und besonders am Morgen der Position des Partners. So konnte beobachtet werden, dass Astrid nach dem Aufstehen immer wieder Buschis Nähe suchte, er ihr aber an einigen Tagen konsequent auswich. Das natürliche Nestbauverhalten wildlebender Orang-Utans ist bei Buschi und Astrid nur in Ansätzen nachvollziehbar und lässt Rückschlüsse auf die Abhängigkeit der Nestbautechnik von den zur Verfügung stehenden Materialien und auf die Anpassung dieses Verhaltens an die baulichen Gegebenheiten der Gehege zu. So bauen Buschi und Astrid ausschließlich am Boden liegende Nester, während wildlebende Orang-Utans aufgrund der Prädationsgefahr grundsätzlich in den Bäumen ruhen. Das Verhalten mit dem Buschi sich oft Astrids Nestmaterial aneignete, zeigt das Bestehen eines Dominanzverhältnisses zwischen den beiden Partnern und weist Nestmaterial und Nestplatz als Konkurrenz auslösende Ressourcen aus. Umgebungsübersicht und stabile Baugrundlage konnten im Zoo als die Schlafplatzwahl beeinflussende Faktoren erkannt werden. Freilandstudien führten zu gleichwertigen Ergebnissen. Bezüglich der Bedeutung der Nähe anderer Orang-Utan-Nester konnten auch im Rahmen dieser Untersuchung im Zoo keine sicheren Angaben gemacht werden.

Jeder der in dieser Untersuchung berücksichtigten Verhaltensaspekte stand sowohl in vergleichbarem Zusammenhang mit entsprechendem natürlichen Verhalten frei lebender Orang-Utans, als auch in Abhängigkeit von aus dem Zooalltag resultierenden „keeping factors“ (Hohmann, 1986).

Die Erforschung solcher Zusammenhänge ist essentiell für die Optimierung der Zootierhaltung, sowie auch für den Schutz der letzten in Freiheit lebenden Tiere ihrer Art auf Borneo und Sumatra.

Abstract:

The spatial and chronological structure of animal behaviour is and was subject to numerous researches. In these researches time emitters of circadian rhythm, characterized by anticipatory behaviour of the animals, and factors, causing direct reactions, were found. Sunlight is one of the most important time emitters of biological  systems (Büttner, Gansloßer, 1995).

In Orang-Utans, the biggest and heaviest of the arboreal living mammals, and also in other great apes the connection between altitude of the sun and circadian rhythm is traceable. The activity during the waking hours is also defined by weather, food supply, intra- and interspecific influences. Sunset marks the end of day activity and the animals show their anticipation for instance in the daily construction of new tree nests, which are their sleeping places till sunrise.

The examination of impacts of artificial influences, Orang-Utans in everyday life zoo are exposed to, is starting point of the present study. Furthermore an activity profile during the night ought to be created to be added to the known daily activity pattern, because until now there are only little information concerning the night activity of free living and captive Orang-Utans. A further aspect of this observation is the construction of sleeping nests, which is typical of apes, to gain insight to what extend natural behaviour or its modification in captivity is shown by the animals.

During six weeks the Orang-Utan couple Buschi and Astrid (1,1) of the Zoo Osnabrück was observed in the indoor enclosures via a video surveillance system every day from evening to morning. Keepers, other staff or visitors were able to affect the animals only at the begin and end of the phases of observation.

The activity profiles of Buschi and Astrid fit in the results of field studies concerning chronological organisation and activity pattern. In the afternoon both animals were quite active and fed, afterwards they constructed their nests and laid down on them. In field studies the time of nest-building and begin and end of sleep are given in relation to sunset and sunrise. The present observation leads to the conclusion that sunlight as well as the house lights is able to influence animal behaviour as time emitters. Every night Buschi´s sleep was interrupted several times by short active phases, in which he scratched himself extensively and adjusted his nest. Until now there are no  comparable data concerning the observed comfort activity by night in field and zoo research. The utilization of the indoor enclosures happens in dependence of feed distribution, nesting site selection and, especially in the morning, the position of the social partner. It was observable, that Astrid looks for contact to Buschi after getting up, and that he avoids her consistent on some days.

The natural nest building behaviour of free living Orang-Utans has been shown by Buschi and Astrid only in concepts. A connection between nest building technique and the available materials, and an adaptation of this behaviour to the structural conditions of their enclosures has been observed. Buschi and Astrid build only ground nests, whereas free living Orang-Utans rest in tree-nests basically, because of the predation risk. Buschi´s behaviour of taking nest material from Astrid, shows a dominance order between the mates. Nest material and nesting site are also resources to cause competition. Surround-overview and solid building site were known as factors, which impact the choice of the nesting site in the zoo. In field studies equal observations were made. About the relevance of other Orang-Utans nesting nearby this observation was not able to phrase reliable conclusions.

Every behavioural facet considered in this observation can be brought in connection with equivalent behaviour of free living Orang-Utans as well as in dependence of keeping factors, which result from zoo everyday life (Hohmann, 1986).

Research of this kind of connections is essential for the improvement of animal welfare as well as for the conservation of the last free living Oran-Utans on Borneo and Sumatra.

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Donnerstag, 14 Juni 2018 22:02

MANTEL, E.-M. (2008)

Beziehungsbildung bei einem neu zusammengestellten Paar Orang-Utans (Pongo pygmaeus) im Zoo Osnabrück –  Ethologische Beobachtungen und endokrinologische Untersuchungen.

Diplomarbeit im Fach Biologie/Chemie, Universität Osnabrück

146 Seiten, 39 Abbildungen, 7 Tabellen

Gutachter: apl. Prof. Dr. Günter Purschke, Abteilung Spezielle Zoologie
PD Dr. Udo Gansloßer, Zoologisches Institut und Museum Greifswald

Abteilung Zoologie des Fachbereichs Biologie der Universität Osnabrück in Zusammenarbeit mit der Abteilung für Reproduktionsbiologie des Deutschen Primatenzentrums in Göttingen

Voller Text

Zusammenfassung:

Trotz intensiver Freilandbeobachtungen konnte ein genaues Verständnis des Sozialsystems von Orang-Utans bislang nicht erreicht werden. Obwohl diese Primaten einen beträchtlichen Teil ihres Lebens solitär verbringen, finden sie sich unter bestimmten Bedingungen auch in mehr oder weniger großen sozialen Einheiten zusammen, wobei es immer wieder zur Zu- und Abwanderung einzelner Individuen kommt. Einige Autoren vermuten, dass sich diese Art des flexiblen Zusammenlebens in einem „Individual-fission-fusion-System“ zur Vermeidung direkter Nahrungskonkurrenz evolviert hat und Orang-Utans demnach nicht generell „ungesellig“ sind. Tatsächlich weisen Tieren in menschlicher Obhut ein hohes soziales Potential und die Tendenz zur Interaktion mit Artgenossen auf, so dass die Haltung dieser Primaten in Paaren oder Gruppen sich in vielerlei Hinsicht positiv auf die Tiere auswirkt. Die Vergesellschaftung einander fremder Individuen ist jedoch aufgrund der zunächst instabilen sozialen Ordnung meist auch mit einem gewissen Maß an Stress verbunden.

Ziel der vorliegenden Studie war es, nähere Informationen über die Auswirkungen einer derartigen Veränderung der Lebensbedingungen auf zwei adulte Orang-Utans im Zoo Osnabrück zu gewinnen. Dabei wurden sowohl Aspekte des Verhaltens, als auch endokrine Parameter berücksichtigt. Der Zeitraum ethologischer Beobachtungen umfasste 19 Wochen in denen zudem Kotproben zur späteren Quantifizierung von Cortisol-Metaboliten der Individuen gesammelt wurden. Der Verlauf der Beziehungsbildung innerhalb der Dyade sollte zudem mit dem von KUMMER (1975) entwickelten Stufenmodell und den entsprechenden Regeln verglichen werden.

Es konnte gezeigt werden, dass die Zusammenführung mit einem fremden Artgenossen bei beiden Partnern eine Stressreaktion auslöste, die mit einer Aktivierung der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrindenachse einherging. Die resultierende, signifikant erhöhte Ausschüttung von Glucocorticoiden konnte durch die Quantifizierung von Cortisol-Metaboliten aus dem Kot der Tiere nach der nicht-invasiven Methode des Enzymimmunoassays nachgewiesen werden. Dies führte zu der wichtigen Erkenntnis, dass sich dieses Messsystem zum Nachweis von sozialem Stress bei Orang-Utans eignet.

Hinsichtlich des Ausmaßes des Anstiegs in der Stresshormonkonzentration gab es keine individuellen Unterschiede zwischen dem im Gehege etablierten Männchen und dem neuen Weibchen, welches sich zusätzlich mit einer völlig fremden Umgebung konfrontiert sah und wenige Tage vor der Zusammenführung von Antwerpen nach Osnabrück transportiert worden war. Der Transport erwies sich jedoch eindeutig als größerer Stressor und führte beim Weibchen im Vergleich zur Vergesellschaftung mit dem Männchen zu einem weitaus größeren Anstieg der Stresshormonausschüttung. Im zeitlichen Verlauf der Eingewöhnungsphase sank der Cortisoltiter bei beiden Orang-Utans signifikant ab und erreichte nach etwa zwei bis drei Monaten wieder das Basisniveau aus dem Zeitraum vor dem Transport bzw. der Vergesellschaftung, so dass nach dieser Zeit von einer stabilen Beziehung und einer abgeschlossenen Eingewöhnungsphase auszugehen war. Bei dem weiblichen Tier konnten zwischenzeitliche erneute Anstiege mit bestimmten Ereignissen, wie beispielsweise Auseinandersetzungen mit dem Sozialpartner, in Zusammenhang gebracht werden.

Aus dem Kot des Männchens wurden zusätzlich Testosteron-Metabolite quantifiziert, um mögliche Auswirkungen der Anwesenheit eines neuen weiblichen Sozialpartners zu untersuchen. Zwar erwies sich der verwendete Assay als geeignet, es ließ sich jedoch keine Beeinflussung des Androgenstatus feststellen. Auch hinsichtlich eventueller Zusammenhänge zwischen Testosterontiter und Dominanzranzrang, Sexualverhalten oder Aggression eines Orang-Utan-Männchens konnten im Rahmen der Studie keine Aussagen getroffen werden.

Die Beziehungsbildung der Orang-Utans verlief im Wesentlichen nach den von KUMMER (1975) aufgestellten Regeln. Aufgrund des ausgeprägten Sexualdimorphismus und der durch Gewichts- und Größenunterschiede von vorneherein festgelegten Dominanzordnung wurde die erste Stufe (Kampf) erwartungsgemäß übersprungen. Das zusätzliche Überspringen der beiden nächsten Stufen, Präsentieren und Aufreiten, war allerdings nicht zweifelsfrei auf bestimmte physiologische Parameter der Tiere zurückzuführen. Aufgrund der Tatsache, dass die höchst mögliche Stufe des Modells von KUMMER (1975) mit dem Erstauftreten sozialer Körperpflege nach 17 Tagen erreicht wurde, konnte ab diesem Zeitpunkt von einer relativ stabilen Beziehung zwischen den Tieren ausgegangen werden. Dabei führte ausschließlich das Weibchen aktiv dieses Verhalten aus, was auf einen subordinierten Status des Tieres hindeutet. Die Erfolgsrate des Männchens im Bezug auf die Platzverdrängung sowie der höhere Zeitenteil, den das Weibchen mit dem Beobachten des Männchens verbrachte, stützt diese Annahme. Trotz ihres von Natur aus eher einzelgängerischen Wesens, scheinen diese Primaten gewisse Dominanzstrukturen innerhalb sozialer Gemeinschaften auszubilden.

Generell zeigte sich das Weibchen deutlich interessierter an der Kontaktaufnahme und Körpernähe, während das Männchen vermehrt zum Kontaktabbruch tendierte. Obwohl durchaus soziale Interaktionen und sogar das zwischen adulten Orang-Utans sehr seltene Spielverhalten beobachtet werden konnten, zeigte sich, dass die Tiere dennoch vermehrt zum Alleinsein tendieren, wie es auch bei ihren wildlebenden Artgenossen zu beobachten ist.

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© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx