Donnerstag, 14 Juni 2018 09:17

MÄRKEL, A. (2011)

Raumnutzungsverhalten und Aktivitätsprofil von Nilkrokodilen (Crocodylus niloticus) und Flusspferden (Hippopotamus amphibius) im Hippodom des Kölner Zoos.

Enclosure use and activity patterns of Nile crocodile (Crocodylus niloticus) and Hippo (Hippopotamus amphibius) in the Hippodom at the Cologne Zoo.

Bachelorarbeit

90 Seiten.

Zoologisches Institut Universität zu Köln.
Betreuung: T. Ziegler, Dr. L. Kolter
Kölner Zoo

Zusammenfassung:

In der vorliegenden Arbeit wurde die Haltung der Nilkrokodile (Crocodylus niloticus) und der Flusspferde (Hippopotamus amphibius) in dem im Mai 2010 eröffneten Hippodom des Kölner Zoos untersucht.
Die Beobachtungen fanden in dem Zeitraum vom 13. Dezember 2010 bis 07. Februar 2011 statt. Der Schwerpunkt der Studie lag insbesondere auf dem Raumnutzungsverhalten und den Aktivitätsprofilen der Tiere, die Aufschluss darüber geben sollen, ob die neuen Haltungssysteme artgerecht konzipiert und gestaltet wurden. Zusätzlich wurde das Sozialverhalten der Flusspferde, sowie die Individualdistanzen bei den Nilkrokodilen aufgenommen und analysiert, um weitere Erkenntnisse bezüglich der Interaktionen innerhalb der Arten zu erhalten.
Die Gruppe der Nilkrokodile besteht aus vier Individuen unterschiedlichen Alters und Geschlecht. Sie beinhaltet ein Männchen und drei Weibchen. Die Gruppe der Flusspferde setzt sich ebenfalls aus vier Individuen unterschiedlichen Alters und Geschlechts zusammen. Hierbei handelt es sich um zwei adulte Weibchen, einen Leitbullen und ein subadultes Männchen. Die Verhaltensbeobachtungen wurden mit Hilfe der Scan Sampling Methode sowie dem Behaviour Sampling im All Occurrence Verfahren durchgeführt (MARTIN & BATESON, 1986).
In Bezug auf das Raumnutzungsverhalten wurden die Gehege in Sektoren eingeteilt. Es lassen sich Präferenzbereiche der Nilkrokodile erkennen. Das männliche Tier und das rangniedrigste Weibchen hielten sich den größten prozentualen Anteil gemeinsam im Sektor neun auf. Hierbei handelt es sich um einen Landbereich, welcher zum Teil mit Sand bedeckt ist und eine Wärmequelle beinhaltet. Das größte der drei Weibchen präferierte Sektor sechs, einen Wasserbereich. Das Dritte hielt sich prozentual gesehen am häufigsten in Sektor zwei auf. Dieser ist ähnlich, wie Sektor neun gestaltet, nur um einiges größer und bepflanzt. Beide Weibchen hielten sich allerdings auch recht häufig in Sektor neun auf. Dies stützt die Hypothese, dass die Nilkrokodile tagsüber, während ihrer Ruhephasen sonnige, warme Plätze bevorzugen. Des Weiteren festigen die entstanden Ergebnisse die Erwartung, dass sich die Tiere tagsüber vorzugsweise an Land und nachts im Wasser aufhalten. Allerdings konnten nachts keine Beobachtungen durchgeführt werden.
Bei den Flusspferden konnten keine großen Differenzen unter den Tieren in Bezug auf den bevorzugten Aufenthaltsort festgestellt werden. Die Tiere hielten sich hauptsächlich in den Sektoren vier und fünf auf, welche beides Wasserregionen mit Uferzone sind. Dies stärkt die zu untersuchenden Hypothesen. Sie bevorzugen während ihrer Ruhephase flache Wasserbereiche und scheinen ein festgelegtes Territorium zu haben. Zudem zeigte sich, dass die Flusspferde tagsüber die Wasserbereiche bevorzugten. Es konnte die Hypothese widerlegt werden, dass die Tiere die Wasserbereiche zu gleichen Teilen nutzen, da sie sich die meiste Zeit nur in zwei der fünf Wasser Sektoren aufhielten.
In Bezug auf die Aktivität der Nilkrokodile bestätigte sich die Hypothese, dass diese in den Morgenstunden zwischen 8.00 und 9.00 Uhr am höchsten ist. Somit konnten sie die meiste Zeit in der Beobachtungsperiode in ihrer Ruhephase beobachtet werden. In dieser Zeit hatten die Tiere, wie erwartet, die meisten Körperkontakte. Das größte der drei Weibchen hatte die wenigsten Kontakte zu ihren Artgenossen. Das Männchen und das rangniedrigste Weibchen waren am häufigsten nah beieinander zu beobachten.
Die Aktivität der Flusspferde wurde zunehmend durch die Fütterungszeiten beeinflusst, diese waren morgens und abends und fanden im Stall statt. Der erwartete Aktivitätsanstieg am Mittag stand im Zusammenhang mit der Schaufütterung um 14.00 Uhr.
Die Ergebnisse deuten bei beiden Tierarten darauf hin, dass sie dämmerungs- bzw. nachtaktiv sind. Für eine eindeutige Aussage müssten jedoch die Tiere in der Nacht beobachtet werden.
Das Sozialverhalten der Flusspferde wurde von positiven Verhaltensweisen dominiert. Den größten prozentualen Anteil an sozionegativem Verhalten konnte den beiden männlichen Tieren zugeschrieben werden, besonders Albert, dem Leitbullen der Gruppe. Er zeigte im Verhältnis zu seinen Artgenossen signifikant mehr sozionegatives Verhalten.
Der erwartete noch enge Kontakt zwischen Mutter und Sohn konnte über das Sozialverhalten der Tiere ebenso bestätigt werden. Zwischen beiden bestand am meisten soziopositiver Kontakt.
Bei der Pflege von wild lebenden Tieren sind die Haltungsbedingungen und das daraus resultierende Verhalten ein wichtiger Aspekt. Die Tiere sollen ihren artspezifischen Verhaltensweisen in ihrem Gehege und durch äußere Reize nachkommen können. Verhaltensabnormitäten, sogenannte Stereotypien, sollen vermieden werden.
Fehlende Reize wie beispielsweise Feinddruck müssen kompensiert werden. Dies wird oftmals durch Sozialpartner erreicht, kann aber auch über Enrichment erfolgen.
Es konnten keine negativen Aspekte in der Haltung oder Verhaltensstörungen bei den Tieren beobachtet werden.

Abstract:

This study investigates the husbandry of the Nile crocodile (Crocodylus niloticus) and the Hippo (Hippopotamus amphibius) in the Hippodom, which was opened in May 2010 at the Cologne Zoo.
The observation took place during the period from 13. December 2010 to 07. February 2011. The study’s focus was on the animals’ enclosure use and activity patterns to investigate whether the new enclosures are designed appropriately for the species. In addition, the social behaviour of the hippos and the individual distance between the Nile crocodiles were analyzed in order to obtain further knowledge about interaction within the species.
The group of Nile crocodiles consists of four individuals of different age and gender. It includes one male and three females. The group of Hippos also consist of four individuals of different age and gender. These are two adult females, a dominant bull and a subadult male.
The behavioural observations were carried out using the scan sampling method and behaviour sampling in the All Occurrence method (MARTIN & BATESON, 1986). In the matter of enclosure use the enclosures were divided into sectors. It showed that the Nile crocodiles preferred some areas. The male and the lowest-ranking female stayed together in sector nine for the largest percentage of time. This is a land area which is partly covered by sand and contains a heat source. The largest of the three females preferred sector six, a water area. The third spent the largest percentage of time sector two. This is similarly created to sector nine, but more extensive and planted. Both females were also often seen in sector nine. This supports the hypothesis that the Nile crocodiles prefer a sunny, warm place in daytime, during their period of rest. The results further confirm the expectation that the animals prefer dry land during the day and spend the night in water. However, no observations could be carried out at night.
Amongst the Hippos no significant differences concerning preferred location could be determined. The animals were mainly seen in sectors four and five, which are both water regions with a shore zone. This strengthens the tested hypotheses. During their period of rest they prefer shallow waters and seem to have a defined territory. It was also observed that the Hippos prefer water areas during the day. The hypothesis that they use the water areas in equal parts was disproven, since they spent most of their time in only two of the five water sectors.
In relation to the activity of Nile crocodiles, hypothesis that this is at its highest during the morning between 8.00 und 9.00am could be confirmed. Thus they could be the studied especially in their period of rest throughout the observation period. During this period the animals had, as expected, most body contacts. The largest of the three females had few contacts with its fellows. The male and the lowest-ranking female were observed most often close together.
The activity of the hippos was increasingly influenced by the feeding times. These were in the morning and the evening, in their shed. The expected increase in activity at midday was related to the feeding show at 02.00pm.
The results indicate for both species that they are crepuscular and nocturnal. To make a certain statement, however, the animals would have to be observed at night.
The social behaviour of the Hippos was dominated by positive behaviour. The largest percentage of negative social behaviour could be attributed to the two males. Especially to Albert, the dominant bull of the group. In relation to its fellows he demonstrated significantly more negative social behaviour. The close contact between mother and son, which was expected, could be confirmed through the social behaviour of the animals as well. The most positive social contact existed between these two.
In the care of wild animals the housing conditions and the resulting behaviour are an important aspect.The animals should be able to exhibit their typical behavioural patterns in their enclosure and through external stimuli. Behavioural abnormalities, so-called stereotypes, are to be avoided.
The lack of stimuli, such as enemy pressure, need to be compensated. This is often achieved through social partners, but can also be done by enrichment.
There were no behavioural abnormalities or negative aspects in the observed in the animals.

 

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Donnerstag, 14 Juni 2018 09:15

KULISCH, M. (2013)

Sichtbarkeits- und Aktivitätsstudie bei dem Amerikanischen Bison (Bison bison), Przewalski-Pferd (Equus przewalskii), Honigdachs (Mellivora capensis) und Gelbbrustkapuzinern (Cebus xanthosternos) im Kölner Zoo.

Bachelorarbeit

134 Seiten

Zoologisches Institut Universität zu Köln.
Betreuung: T. Ziegler, L. Kolter
Kölner Zoo

Zusammenfassung:

Studien, die sich mit der Sichtbarkeit und Aktivität von Zootieren befassen, haben in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen. Dafür gibt es verschiedene Gründe. Zum einen können durch die Beobachtung von in Gefangenschaft lebenden Wildtieren Rückschlüsse auf deren wild lebende Verwandte geschlossen werden, zum anderen können durch ein besseres Verständnis der Bedürfnisse und Einflussfaktoren auf die Tiere die Haltungsbedingungen verbessert werden. Das wiederum entspricht der Aufgabe, der sich moderne Zoos verschieben haben: die Aufklärung und Bildung von der Besucher mit dem Ziel, dass diese für den Schutz unserer Umwelt und Artenvielfalt sensibilisiert werden. Um dies zu erreichen, werden Zootiere als Botschafter eingesetzt. Das Vorhaben kann jedoch nur dann von Erfolg gekrönt werden, wenn die Tiere für die Besucher sichtbar sind und sich entsprechend verhalten. Daher ist es wünschenswert alle Faktoren, die unnormale Verhaltensweisen und Vermeidungsverhalten bei den zur Schau gestellten Tieren hervorrufen, auf ein Minimum zu reduzieren. In dieser Studie wurde überprüft, ob die Zoobesucher selbst einen solchen Faktor darstellen. Zu diesem Zweck wurden im Kölner Zoo Beobachtungen an vier Säugtiergruppen, die sich durch ihre Herkunft und Lebensweise unterscheiden, durchgeführt. Für die Studie gewählt wurden der Amerikanische Bison (Bison bison), das Przewalski-Pferd (Equus przewalskii), der Honigdachs (Mellivora capensis) und der Gelbbrustkapuziner (Cebus xanthosternos). Für die Beobachtungen wurde die Scan Sampling Methode nach Martin & Bateson angewandt. Die Datenaufnahmen fanden in dem Zeitraum von 9:00 Uhr bis 20:00 Uhr statt. Für jede Stunde wurden zwölf Replikate erstellt und pro Stunde wurden bei jeder Tierart vier Scans durchgeführt. Bei der Aufnahme der Daten wurden zuvor erstellte Erhebungsbögen und Gehegepläne verwendet, auf denen das Verhalten und die Position der Tiere festgehalten wurden. Desweiteren wurden die Besucheranzahl, die Lautstärke, Temperatur und Wetterverhältnisse notiert und für die Auswertung zu Kategorien zusammengefasst. So konnte überprüft werden, ob sich die Sichtbarkeit oder Aktivität der Beobachtungstiere unter dem Einfluss eines Faktors ändert, wenn dessen Dichte oder Intensität zunimmt. Die Auswertung der Daten erfolgte mit Microsoft Excel und dem Statistikprogramm SsS. Für alle Tierarten wurden zunächst Aktivitätsbudgets erstellt, welche das Verhalten und die Nutzung der Gehege im Gesamten und im Tagesverlauf zeigen. Anhand der Aktivitätsbudgets konnte für jede Tierart die tägliche Routine ermittelt und festgestellt werden, wie groß der Einfluss von Fütterungszeiten und Nahrung auf die Aktivität und die Gehegenutzung sind. Bei den Tieren, bei denen durch die Diagramme und statistische Auswertung ein längerfristiger, signifikanter Einfluss durch das Vorhandensein von Futter nachgewiesen werden konnte, wurden die entsprechenden Daten von der weiteren Analyse ausgeschlossen. Es wurde überprüft, ob die Beobachtungstiere auf die Anwesenheit von Besuchern mit Vermeidungsverhalten reagieren und ob die Ausprägung der Reaktionen sich bei zunehmender Besucherdichte verstärken. Als Vermeidungsverhalten wurden der Rückzug in nicht einsehbare oder besucherferne Gehegebereiche und eine abgewandte Körperhaltung angesehen. Des Weiteren wurde überprüft, ob aktive Reaktionen in Form von wachsamen und stereotypen Verhaltensweisen als Reaktion auf die Besucher auftraten. Die Analysen wurden ebenfalls bei verschiedenen Lautstärkeintensitäten durchgeführt. Um ausschließen zu können, dass die Ergebnisse aufgrund des Einflusses weiterer Faktoren zustande kamen, wurden die Gehegenutzungen und Aktivitäten in Abhängigkeit von der Temperatur und dem Wetter untersucht. Mit Ausnahme der Gelbbrustkapuziner konnte bei allen Tieren eine erhebliche Beeinflussung der Tagesroutine durch die Fütterungen und Nahrungsaufnahme festgestellt werden. Am deutlichsten war die Auswirkung bei den Przewalski-Pferden zu erkennen, die sich im Anschluss an die Fütterung für 1,5 bis 2 Stunden beinahe ausschließlich mit der Nahrungsaufnahme befassten und die Futterplätze kaum verließen. Bei den Bisons wurde festgestellt, dass die Nahrungsaufnahme auch die folgenden Stunden beeinflusst, da sich die Tiere im Anschluss zum Wiederkäuen und Ruhen ablegen. Die Honigdachse zeigten zu den Fütterungszeiten signifikant erhöhtes aktives Verhalten. Bei den Kapuzinern findet die Nahrungsaufnahme während des gesamten Tages mit ähnlichen Anteilen am Gesamtverhalten statt. Vermeidungsverhalten zeigte sich bei allen Tieren mit Ausnahme der Pferde in einer vermehrten Nutzung der hinteren Gehegeabschnitte. Eine zunehmende Nutzung der hinteren Bereiche bei steigender Besucherdichte und Lautstärke konnte nicht zweifelsfrei nachgewiesen werden. Zwar gab es Hinwiese darauf, dass sich die Tiere bei extremer Lautstärke und vielen Besuchern zurückzogen, doch in den meisten Fällen verhielt es sich genau umgekehrt, da die Besucher durch die gut sichtbaren Tiere angezogen wurden. Vermehrtes Abwenden von den Besuchern konnte bei den Pferden und Bisons in den Diagrammen gezeigt, doch statistisch nicht nachgewiesen werden. Reaktionen von Seiten der Tiere auf die Besucher wurden vor allem von den Wildpferden und Honigdachsen gezeigt, bei beiden Arten wurde häufig wachsames Verhalten beobachtet. Bei den Wildpferden wurde ein Zusammenhang zwischen der Besucherdichte und der Häufigkeit der Wachsamkeitsereignisse nachgewiesen. Die stereotypen Verhaltensweisen der Honigdachse konnten bei zwei der drei Tiere, durch Tendenzen in der statistischen Auswertung, mit einer Zunahme der Besucherdichte und bei dem am stärksten betroffenen Tier auch mit der Lautstärke in Verbindung gebracht werden. Die verschiedenen Wetterkategorien Regen, Sonne und Bewölkung bewirkten bei keiner Art eine signifikante Änderung der Sichtbarkeit oder Aktivität. Die Przewalski-Pferde zeigten sich bei mittleren Temperaturen von 10°C bis 15°C aktiver als bei darüber und darunterliegenden Temperaturen. Weitere tendenzielle und signifikante Auswirkungen hatte die Temperatur auf die Sichtbarkeit der Honigdachse, diese waren bei mittleren und warmen Temperaturen häufiger zu sehen als bei Temperaturen unter 10°C. Die Ergebnisse dieser Studie unterstützen die Vermutung, dass die Besucher einen Einfluss auf die Tiere ausüben. Dieser zeigt sich in der Gehegenutzung, dem Wachsamkeitsverhalten und vermutlich in der Ausprägung stereotyper Verhaltensweisen. Die Erkenntnisse können für eine weitere Verbesserung der Haltungsbedingungen genutzt werden. Der Umstand, dass Tiere besucherferne Bereiche präferieren, sollte in Zukunft vermehrt bei der Planung und Gestaltung von Gehegen beachtet werden. Die Einflüsse von Fütterungszeiten und Nahrung auf die Aktivität und den Aufenthaltsort der Tiere können dazu genutzt werden, die Sichtbarkeit für die Besucher auch in weitläufigen, strukturreichen Gehegen zu gewährleisten.

 

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Donnerstag, 14 Juni 2018 09:12

KLEIN, B. (2011)

Verhaltensbeobachtungen an Philippinenkrokodilen (Crocodylus mindorensis) im Schaugehege des Kölner Zoos unter besonderer Berücksichtigung der Thermoregulation.

Bachelorarbeit

76 Seiten

Zoologisches Institut Universität zu Köln.
Betreuung: T. Ziegler
Kölner Zoo

Zusammenfassung:

In der vorliegenden Studie wurde das thermoregulatorische Verhalten der Philippinenkrokodile (Crocodylus mindorensis), in der neuen Schauanlage des Kölner Zoos untersucht.
Die Beobachtungsphase erstreckte sich vom 15. August bis zum 23. September 2011. Hierbei wurden vorrangig die Verhaltensweisen zur Regulation der Körpertemperatur erfasst, jedoch auch Verhaltensänderungen auf sozialer Ebene, im Hinblick auf die im Freiland nahende Paarungszeit, untersucht.
Aktivität und Thermoregulation wurden mit Hilfe des „Scan-Samplings“ in Verbindung mit „instantaneos sampling“ erfasst, während das Sozialverhalten mit Hilfe des „Behaviour-Sampling“ im „All occurrences“ Verfahren protokolliert wurde (MARTIN & BATESON, 1988). Insgesamt wurden an 30 Beobachtungstagen 1991 Scans festgehalten.
Die Ergebnisse zeigen, dass beide Tiere vermehrt ruhen als aktiv zu sein. Im Hinblick auf die nahende Paarungszeit, im Freiland, ist keine tendenzielle Erhöhung der Aktivität festzustellen. Die Hauptruhezeit der Krokodile liegt, im Rahmen meiner Beobachtungszeiten, innerhalb der zweiten Tageshälfte, während die Hauptaktivitätszeit in den frühen Morgenstunden zu verzeichnen ist.
Im Bezug auf die Gehegenutzung ist zu erkennen, dass die Tiere während der verschiedenen Tageszeiten unterschiedliche Land- und Wasserbewegungen aufzeigen. So befinden sie sich im Zeitraum von 7:00 bis 12:30 überwiegend im Wasser, während sich das Verhältnis mit zunehmender Tageszeit in Richtung des Landaufenthalts verschiebt. Zwar sind im Vergleich beider Individuen, im Bezug auf die gesamten Land- und Wasseraufenthalte, geringe Unterschiede zu verzeichnen, jedoch sind diese nicht signifikant. Die Tiere präferieren Landteile, welche über einen in den Boden integrierten Heizkörper verfügen. Die Wahl des Aufenthaltsortes ist an die Nutzung der Wärmequellen gekoppelt und umgekehrt. Ob die Krokodile die Ausrichtung ihrer Gliedmaßen an die verschiedenen Licht- und Wärmequellen anpassen, konnte nicht zweifelsfrei nachgewiesen werden. Vielmehr vermute ich, dass die Positionierung der Gliedmaßen eine Anpassung an die Lufttemperatur darstellt, da die bevorzugten Körperhaltungen die exponierte Fläche zum Medium Luft minimieren.
Im Bezug auf die im Freiland nahende Paarungszeit konnten keine Verhaltensänderungen auf sozialer Ebene festgestellt werden. Das Zuchtpaar zeigte  
zwar verschiedene Verhaltensweisen, jedoch sind diese nicht häufig genug um signifikante Aussagen zu treffen.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass das neue Schaugehege im Kölner Zoo, den Tieren die Möglichkeit bietet ihre Körpertemperatur über angewandte Verhaltensweisen zu regulieren. Zwar kann die Frage nach den genauen Anpassungen noch nicht beantwortet werden, jedoch können diese Fragen im Rahmen weiterführender Studien geklärt werden. Dies sind gute Voraussetzungen um den Schutz dieser vom Aussterben bedrohten Art und den Aufbau einer Reservepopulation in Menschenhand zu gewährleisten.

Abstract:

This study investigates the behavioural thermoregulation of the Philippine Crocodile (Crocodylus mindorensis) in the new public enclosure at Cologne Zoo.
The observation took place during the period from 15. August to 23. September 2011. The focus was set to the thermoregulatory behaviour, but also examines behavioural changes on a social level, in terms of the approaching mating season.
Activity and thermoregulation were recorded by using the “scan-sampling” method in combination with “instantaneous sampling”, while the social behaviour was recorded by using the “behaviour-sampling”, in “all occurrences” method (MARTIN & BATESON, 1988).
It was proven, that the crocodiles are less active during the day. The highest activity level was shown early in the morning between 7:00-10:00am and decreases to midday, when the animals start to rest.
Both investigated individuals showed nearly the same land- and water-movement. During the morning, they spent most of the time inside the water and at midday they started to move onto land. They prefer land sectors which are equipped with heat-sources. It is not proven, whether the orientation of their limbs depends on the installation of heat sources or not. In my opinion, they rearrange their limbs as a result of the air- temperature, because they minimize their exposed skin-surface.
In terms of the approaching mating season in the wild, no changes of their social behaviour were recorded. The breeding pair shows different behaviours, but the frequency was not high enough to formulate significant results.
All in all, the new enclosure at the Cologne Zoo offers the animals the possibility, to regulate their body temperature as part of their natural behaviour. This provides for appropriate conditions to establish a European conservation breeding program of this critically endangered species.

 

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Donnerstag, 14 Juni 2018 09:09

KIFFER, K.S. (2014)

Stellung und Funktion des Hengstes bei den Przewalskipferden (Equus ferus przewalskii) und den Onagern (Equus hemionus onager) im Kölner Zoo.

Bachelorarbeit

72 Seiten & 31 S. Anhang

Zoologisches Institut Universität zu Köln.
Betreuung: L. Kolter, T. Ziegler
Kölner Zoo

Zusammenfassung:

Im Zeitraum vom 25.08 bis zum 24.10. 2014 wurde im Kölner Zoo eine Fallstudie bei den Onagern und den Przewalskipferden mit Fokus auf dem Verhalten und der Stellung der Hengste durchgeführt. Im Mittelpunkt stand die Frage, ob Verhalten, Nachbarschaften und interindividuelle Entfernungen unter ex situ Bedingungen Hinweise auf Unterschiede zwischen den Sozialstrukturen der beiden Arten geben. Bei den Przewalskipferden ist bekannt, dass die Hengste mit den Stuten in festen Haremsgruppen dauerhaft zusammen leben, wobei die Stuten von anderen Hengsten fern gehalten werden, Bei den Onagern wird angenommen, dass adulte Hengste ein Territorium besetzen und sich mit Stuten, die in losen Verbänden durchziehen, paaren, sollten sie gerade paarungsbereit sein.

Anhand von sozio-negativen Verhaltensweisen sollte ermittelt werden, ob die Tiere eine lineare Rangordnung besitzen, und wenn, welche Position der Hengst in dieser einnimmt und welche Rolle das vor allem von Hengsten gezeigte Treiben hat. Zum Vergleich wurden die entsprechenden Daten der Przewalskipferde ermittelt. Bindungen innerhalb der Gruppen wurden über sozio-positive Interaktionen, Häufigkeiten in der Nachbarschaftsverteilung an der Futterraufe, wie auch an Entfernungen außerhalb der Nahrungsaufnahme erfasst. Ob die Hengste direkt in der Gruppe integriert waren, wurde an der Häufigkeit, ob die Tiere sich in der Gruppe, oder einer Untergruppe aufhielten, wie auch dem solitären Verhalten überprüft. Darüber hinaus wurden noch Daten zu Dauer und Häufigkeit der Stereotypie des Onagerhengstes aufgenommen.
Über das „Scan Sampling“ wurden in 5-Minuten-Intervallen die Positionierung und Abstände der Tiere auf der Anlage bestimmt, sowie die länger andauernden Aktivitäten ermittelt. Zusätzlich wurde bei den Onagern das Vorhandensein von Futter und der Zugang zum Stall dokumentiert.
Mit „Behavioural Sampling“ wurden kurz andauernde soziale Interaktionen, Lautäußerungen der Hengste, wie auch das Ausscheidungsverhalten in den 4-minütigen-Phasen zwischen den Scans aufgenommen. Während einer Fokustierbeobachtung wurde die Stereotypie an zwei Wochentagen genauer dokumentiert.

Die Häufigkeit der Interaktionen wurde sowohl zwischen den Arten verglichen, wie auch zwischen den Hengsten und Stuten, innerhalb der Stuten, sowie von den Stuten an den Hengst gerichtet. Reaktionen auf andere Equiden (Grévy-Zebras) konnten dabei nur bei dem Pferdehengst über die Häufigkeit des Treibens und dessen Streifzüge durch das Gehege nachgewiesen werden. Bei dem Onager dagegen war das Treiben nicht bedingt durch die andere Equidenart in der Nähe (Poitouesel im „Bauernhof“), es diente dazu, die Stuten zu separieren, um sich dann mit ihnen paaren zu können.

Rangordnung mit eindeutigen Beziehungen zwischen jeder Paarkombination zumindest bei den Stuten, der Hengst befand sich meist in der Nähe der Stuten, auch beim Fressen, geringere Entfernungen zwischen allen Gruppenmitgliedern außerhalb der Nahrungsaufnahme sind Hinweise darauf, dass die Przewalskipferde einen festen Harem bilden. Bei den Onagern waren dabei keine eindeutigen Rangbeziehungen zwischen den Stuten erkennbar, der Hengst stand meistens alleine, sowohl während als auch außerhalb der Nahrungsaufnahme. Der Hengst scheint bei den Pferden integriert zu sein, im Gegensatz zu dem Hengst der Onager. Bindungen zwischen einzelnen Tieren, bei den Onagern beschränkt auf Mutter- Tochter Paare konnten dabei bei beiden Arten nachgewiesen werden. Bei den Przewalskipferden konnte nachgewiesen werden, dass der Hengst die Ausscheidungen der Stuten markierte, was bei den Onagern sehr viel seltener vorkam.

Es konnten Hinweise auf einen potentiellen Auslöser für die Stereotypie gefunden werden: bei geschlossenen Stalltüren trat diese am häufigsten auf. Die Variation der während der Stereotypie auftretenden Verhaltensweisen zeigt, dass noch keine völlige Ritualisierung und Fixierung stattgefunden hat.

 

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Donnerstag, 14 Juni 2018 08:52

HUFSCHMIDT, C. (2011)

Verhaltensprofil des Kleinen Pandas (Ailurus fulgens) während der Fortpflanzungszeit im Kölner Zoo.

Behaviour patterns of the Red Panda during mating time at the Cologne Zoo.

Bachelorarbeit

70 Seiten

Zoologisches Institut Universität zu Köln.
Betreuung: L. Kolter
Kölner Zoo

Zusammenfassung:

Bislang gibt es keine Freilandbeobachtungen über das Fortpflanzungsverhalten des Kleinen Panda. Insbesondere vor dem Hintergrund der Aufrechterhaltung von Zoopopulationen und dem ex situ Artenschutz in zoologischen Gärten ist es wichtig, eine Vielzahl von Informationen bezüglich des Fortpflanzungsverhaltens aus Beobachtungen in menschlicher Obhut zu gewinnen.
Der Kleine Panda ist ein solitär lebendes Tier. Außerhalb der Fortpflanzungszeit kommt es daher selten zu sozialen Interaktionen. Die Fortpflanzungszeit beginnt im Januar und geht bis in den März. Mit Beginn dieser Zeit kommt es zu Veränderungen im Sozial- und Markierverhalten der Kleinen Pandas, die außerhalb dieser Zeit nur wenig interagieren. Der Östrus des Weibchens dauert nur wenige Tage. Kleine Pandas sind um den Geburtszeitraum herum störanfällig und können im Extrem ihre Jungtiere vernachlässigen daher ist es wichtig die Paarungszeit einzugrenzen, um den Geburtszeitraum abschätzen zu können. Allerdings sind Paarungen tagsüber nicht immer zu beobachten.
Durch Beobachtungen eines Kleinen Pandapärchens aus dem Kölner Zoo während der Fortpflanzungszeit wurden im Rahmen dieser Arbeit die Verhaltensveränderungen vor, während und nach den Kopulationen untersucht, um zu ermitteln, ob es außer den Paarungen weitere eindeutige Anzeiger für die Zeit der Kopulation gibt.
Es wurde das Aktivitätsverhalten, das Markierverhalten sowie das Sozialverhalten und die Distanz zwischen den beiden Geschlechtern genauer untersucht. Die Verhaltensbeobachtungen wurden im Winter über einen Zeitraum von zwei Monaten (vom 13.12.2010 bis zum 04.02.2011) durchgeführt. In diesem Zeitraum wurde während 140 Stunden das Verhalten des Kleinen Pandas im Kölner Zoo beobachtet. Als Beobachtungsmethode wurden für die Aktivitäts- und Abstandsermittlung das Scan-Sampling, für das Markierverhalten das Focal Sampling und für das Sozialverhalten das all-occurrences Sampling verwendet (MARTIN & BATESON, 2007).
Die Ergebnisse zeigen, dass sich das Aktivitätsbudget des Kleinen Pandas während der gesamten Beobachtungszeit nur geringfügig änderte. Das Männchen war während des gesamten Zeitraumes etwas aktiver als das Weibchen. Während der Paarungszeit verkürzte sich allerdings die Distanz zwischen den beiden Tieren. Im Markierverhalten kam es zu Unterschieden während der Paarungszeit. Beide Tiere markierten in dieser Zeit seltener. Das Markierverhalten konnte zudem in die drei Kategorien „vollständiges Markieren“, „Markieren ohne Schnüffeln“ und „Übermarkieren“ unterteilt werden. Das Männchen markierte insgesamt häufiger als das Weibchen. Außerdem konnten Veränderungen des Sozialverhaltens festgestellt werden. Die sozialen Interaktionen des Männchens nahmen kurz vor der Paarungszeit zu. Während der Paarungszeit wurde von beiden Tieren am häufigsten Sozialverhalten gezeigt. Insgesamt zeigte das Männchen mehr Sozialverhalten als das Weibchen. Zusätzlich konnten soziale Verhaltensmuster, wie Kopulation und naso-nasal Kontakt sowie Berühren, Putzen, Spiel, Naso-anal Kontakt und Schlagen gefunden werden, die charakteristisch für den Paarungszeitraum sind. Das Markierverhalten kann nicht als Indikator für die Östruszeit verwendet werden. Dennoch lassen bestimmte Markierweisen darauf schließen, dass das Markieren ein wichtiger Informationsüberträger ist. Das Weibchen könnte durch eine hohe Markierfrequenz vor der Paarungszeit dem Männchen ihre Paarungsbereitschaft deutlich machen, dass Männchen nach der Paarungszeit seinen Besitzanspruch auf das zuvor kopulierte Weibchen zeigen.
Im Vergleich zu Literaturwerten, konnte nicht bewiesen werden, dass sich das Tagesaktivitätsbudget des Pandapärchens in der Paarungszeit während der Beobachtungszeit änderte. Da der Kleine Panda ein Dämmerungs- und Nachtaktives Tier ist, müsste man für eine genauere Überprüfung die Morgen- und Abendstunden in die Beobachtungen mit einbeziehen. In der Paarungszeit suchten die Kleinen Panda aus dem Kölner Zoo häufiger die Nähe des anderen. Da das Männchen das Weibchen mit Beginn des Östrus anfängt zu umwerben, verkürzt sich die Distanz. Anhand der Ergebnisse wird zudem vermutet, dass es eine „Vor-Östrusphase“ gibt. Zudem konnte in dieser Studie häufig Kopulation beobachtet werden. Daher wird angenommen, dass die Kleinen Pandas im Kölner Zoo sich an Besucher und Beobachter gewöhnt haben. Auf Grund der Ergebnisse wird zudem angenommen, dass es auch beim Kleinen Panda einen induzierten Eisprung gibt. Der Vergleich mit dem Großen Panda ergab einige Gemeinsamkeiten mit dem Kleinen Panda. Diese waren das Markierverhalten von beiden Geschlechtern, der kurze Östrus des Weibchens und Verhaltensänderungen vor und während der Paarungszeit. Allerdings sind diese Verhaltensänderungen beim Kleinen Panda auf das Sozialverhalten zurückzuführen, beim Großen Panda auf allgemeine Verhaltensweisen wie Lokomotion und Ruhen.

Abstract:

To date there are no field observations on the reproductive behaviour of the Red Panda. Therefore, it is important to carry a lot of information regarding reproductive behaviour from observations in captivity.
The Red Panda is a solitary living animal. Outside breeding season social interactions are rarely. As breeding season starts, which begins in January and continues until March, there are changes in the social and scent-marking behaviour of red pandas. The estrus of the female takes only a few days. During this time the hormone levels of both sexes increase significantly. Specific behaviour patterns occur only within the estrus. Because of the females’ susceptibility to interference after giving birth it is important to adapt the husbandry management in zoos to the needs of the red panda mother. Through observations of the red pandas during mating season in the Cologne Zoo occurring changes in the behaviour should be screened.
The activity behaviour, marking behaviour, social behaviour and the distance between the animals were closely analyzed in this study. The behavioural observations took place from 12/13/2010 to 04/02/2011. During this period, 140 hours were recorded. As a recording method the scan sampling, the focal sampling and the all-occurrences sampling were used (MARTIN & BATESON, 2007).
The results showed that the activity budget of the pandas during the observation period changed only slightly. The male was more active than the female during the whole observation. During mating season the distance between the two animals was shortened. There were differences in scent-marking behaviour during mating season. Both animals marked less often at this time. The scent-marking behavior could also be divided into three categories. The male marked more frequently than the female. In addition, changes in social behavior could be determined. The social interactions of the male increased just before the first copulation occurred. During mating season social behaviour was at a maximum by both animals. Overall, the male showed more social behaviour than the female. Furthermore, social behaviour patterns could be found which are characteristic of the mating period.
The results were discussed and compared with other studies. In addition, aspects for further study and research goals were found. Moreover, the behavior of giant pandas was used for comparison.

 

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Donnerstag, 14 Juni 2018 08:32

FISCHER, N. (2009)

Die Beziehungen der Jungtiere in der Elefantengruppe des Kölner Zoos.

Examensarbeit

71 Seiten.

Zoologisches Institut Universität zu Köln.
Betreuung: T. Ziegler, E. Schierenberg
Kölner Zoo

Zusammenfassung:

Das Ziel der vorliegenden Arbeit war, ein umfangreiches Bild von den sozialen Beziehungen der Jungtiere in der Elefantenherde des Kölner Zoos zu gewinnen. Dies geschah im Hinblick auf drei Aspekte: die Mutter-Jungtier-Beziehungen, die Beziehungen zu anderen erwachsenen Kühen und die Beziehungen zu den anderen Jungtieren. Besonderen Anlass dazu gab nicht nur die Tatsache, dass die Jungtiere bei bisherigen Studien kaum in die Analysen einbezogen wurden, sondern auch die Geburt eines neuen Jungtiers im Beobachtungszeitraum. Die Elefantengruppe wurde über einen Zeitraum von insgesamt acht Wochen mithilfe zweier verschiedener Methoden beobachtet. Das „focal animal sampling“ diente zum Erfassen der Verhaltensweisen, das „scan sampling“ [Martin & Bateson 1993] zum Erfassen der jeweils nahestehenden Individuen. Zur Charakterisierung der Beziehungen wurde der von Steinig (2009) eingeführte Parameter X2 übernommen und leicht modifiziert zur Bestimmung von Beziehungsintensitäten genutzt. In dem komplexen Beziehungsgefüge konnten sowohl individuelle Unterschiede als auch Gemeinsamkeiten aufgezeigt werden. Die Mutter-Jungtier-Beziehungen waren entgegen den Erwartungen nur in zwei der vier Fälle die engsten, während die anderen beiden Jungtiere engere Beziehungen zu nicht-verwandten Kühen aufwiesen. Dies war vor allem hinsichtlich des Neugeborenen ungewöhnlich, kann aber auch mit der sozialen Stellung seiner Mutter innerhalb der Herde zusammenhängen. Gemeinsam war allen Mutter-Jungtier-Beziehungen das Fehlen jeglicher agonistischer Verhaltensweisen, sowie eine deutliche Diskrepanz zwischen aktiven und passiven Verhaltensweisen. Durch einen Vergleich zwischen vor und nach der Geburt konnte ein Trend aufgezeigt werden, demzufolge die Beziehungen zwischen Jungtieren und ihren Müttern an Intensität abgenommen haben, was zum einen durch die veränderte Gruppenkonstellation und zum anderen durch die starke Konzentration der gesamten Herde auf das Neugeborene zu erklären ist. Geschlechtsspezifische Unterschiede hinsichtlich des Saugverhaltens oder schnellerer Unabhängigkeit des jungen Bullen konnten nicht bestätigt werden.

Im Hinblick auf „allomothering“ konnte gezeigt werden, dass das Neugeborene im Zentrum der Aufmerksamkeit der Herde steht und unter den Jungtieren die ausgeprägtesten Beziehungen zu den erwachsenen Kühen hat. Besonders die beiden nicht-verwandten Kühe Maejaruad und Kreeblamduan, sowie die Halbschwester Maha Kumari behandelten das Neugeborene mit großer Fürsorge. Für die beiden noch nachwuchslosen Kühe können als Gründe für ihr Verhalten sowohl das Einüben der Mutterrolle als auch die Erwartung von Reziprozität angenommen werden. Für die Halbschwester Maha Kumari kann vermutet werden, dass sie die Verwandtschaft zum Neugeborenen anhand der Witterung wahrnimmt und so eine besondere Beziehung zu ihm ausbildet. Das Alter der Kühe hatte keinen signifikanten Einfluss auf deren Fürsorgeverhalten gegenüber dem Neugeborenen. Eine weitere wesentliche Beobachtung war die Tatsache, dass das Neugeborene auch noch von einer anderen Kuh (Tong Koon) gesäugt wurde. Dieser Umstand ist unter natürlichen Bedingungen eher selten, da das Säugen mit enormen Kosten für die Kühe verbunden ist, kann aber in diesem Fall wohl auf die besonderen Umweltbedingungen des Zoos zurückgeführt werden. Bezüglich des Spielverhaltens innerhalb der Jungtiergruppe konnten geschlechtsspezifische Unterschiede aufgezeigt werden, die zum einen auf den Sexualdimorphismus der Elefanten und zum anderen auf deren unterschiedliche Lebensweise im Erwachsenenalter hinweisen. Weiterhin wurde gezeigt, dass die Beziehungen zwischen den Jungtieren eine sehr große Bedeutung in deren Sozialisationsprozess haben und in der Regel deutlich ausgeprägter sind als die Beziehungen zu den erwachsenen Kühen. Als Fazit lässt sich somit folgendes festhalten: Im Hinblick auf die gesamte Untersuchung konnte ein komplexes Bild von den Beziehungen der Jungtiere in ihrer Herde gewonnen werden. Es konnten Spezifika in den Beziehungen zu den Müttern, zu den anderen erwachsenen Kühen und zu den Jungtieren aufgezeigt werden. Die Beziehungen der Jungtiere sind in erheblichem Maße als positiv zu werten, denn wie gezeigt wurde, funktioniert das „Patchwork“ trotz fehlender verwandtschaftlicher Verhältnisse. Dies äußert sich besonders im Verhalten der Weibchen, die das Neugeborene mit besonderer Hingabe umsorgen, obwohl oder gerade weil sich die Mutter weniger um das Neugeborene kümmert als erwartet.

Weiterhin konnte der Effekt der Geburt auf die jeweiligen Beziehungen zumindest annäherungsweise erarbeitet werden. Mängel in den Vergleichen entstanden zum einen durch die ungleiche Menge an Daten in den beiden Zeiträumen vor und nach der Geburt,so dass im Rückblick ein längerer Beobachtungszeitraum vor der Geburt wünschenswert gewesen wäre. Weiterhin wurden durch die ungleiche Gruppenkonstellation vor und nach der Geburt einige der Vergleiche unmöglich gemacht. Dieser Umstand verweist darauf, dass bei Fallstudien mit lebenden Tieren im Gegensatz zu mancher Laborarbeit, nicht alle Faktoren planbar sind bzw. die Bedingungen nicht immer konstant gehalten werden können. Weiterführende Fragen, die sich aus der vorliegenden Arbeit ergeben, könnten in nachfolgenden Studien beantwortet werden. So wäre es beispielsweise interessant, die Integration des Neugeborenen in die Jungtiergruppe über einen längeren Zeitraum zu beobachten oder den Effekt dieser Geburt mit dem einer weiteren Geburt zu vergleichen. Insgesamt bleibt die Forschung an der Elefantengruppe des Kölner Zoos also eine interessante und aufschlussreiche Arbeit, die mit weiteren Studien sicherlich noch vertieft werden kann.

 

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Donnerstag, 14 Juni 2018 08:29

FELLENDORF, S. (2012)

Sichtbarkeits- und Aktivitätsstudie im Kölner Zoo. Zu den Tierarten: Onager (Equus hemionus onager), Waschbären (Procyon lotor), Malaienbären (Helarctos malayanus), Geparden (Acinonyx jubatus jubatus) und den Chinesischen Muntjaks (Muntiacus reevesi).

Bachelorarbeit

173 Seiten

Zoologisches Institut Universität zu Köln.
Betreuung: T.Ziegler, L. Kolter
Kölner Zoo

Zusammenfassung:

Im Rahmen der vorliegenden Studie sollte überprüft werden, ob und wie das Verhalten von Zootieren durch das Besucheraufkommen und die 160

Geräuschkulisse beeinflusst werden. Da innerhalb von Vorbeobachtungen der Eindruck gewonnen wurde, dass bestimmte Tiere auf die Frequenz verstärkt reagieren wurde innerhalb der durchgeführten Studie der Einfluss der Lautstärke und der Frequenz auf die Sichtbarkeit, Aktivität und Raumnutzung von Zootieren untersucht. Die Studie wurden an Onagern (Equus hemionus onager), Waschbären (Procyon lotor), Malaienbären (Helarctos malayanus), Geparden (Acinonyx jubatus jubatus) und Chinesischen Muntjaks (Muntiacus reevesi) durchgeführt. Die durchgeführten Beobachtungen fanden hierbei vom 23.06.2012 bis zum 18.09.2012 statt. Innerhalb der Beobachtungen wurde der Zeitraum zwischen 09:00 und 21:00 Uhr abgedeckt wodurch die Hauptaktivitätszeit der ausgewählten Tierarten abgedeckt war. Als Methode für die Datenaufnahme wurde das Scan Sampling genutzt. Die Dauer eines Scans betrug hierbei 1 Minute, eine komplette Runde in der alle Tierarten einmal gescannt wurden betrug 15 Minuten.

Im Folgenden werden die Ergebnisse der Aktivitätsstudie erläutert: Alle Tiere, mit Ausnahme der Onager und der Waschbären zeigten bei erhöhten Lautstärken eine gesteigerte Wachsamkeit. Die Frequenz führte ebenfalls zu einer gesteigerten Wachsamkeit innerhalb des Verhaltens der Geparden. Dies könnte daran liegen, dass sie in freier Natur einem hohen Feinddruck durch größere Raubkatzen ausgesetzt sind (Durant, 2000) und somit bei einem erhöhten Besucheraufkommen und der damit einhergehenden erhöhten Lautstärke ein vermehrtes Wachsamkeitsverhalten zeigten. Bei den Malaienbären konnte eine Senkung der Stereotypien mit steigender Temperatur beobachtet werden. Grund hierfür ist, dass die Tropenbären mit 24 - 28 °C eine relativ hohe Thermoneutrale Zone haben und sie unter und überhalb dieser Zone vermehrt stereotypieren. Ein Anstieg der Stereotypien konnte bei der Bärin Gula durch eine erhöhte Lautstärke konnte zweifelsfrei nachgewiesen werden.

Bei allen Tieren konnte eine gesteigerte Sichtbarkeit in Anwesenheit von vielen Besuchern und hohen Lautstärken beobachtet werden. Dies ist dadurch zu erklären, dass die Anwesenheit von Tieren eine hohe Anzahl an Besuchern zur Folge hat. Die Onager und Geparden waren aufgrund ihrer offenen Gehege dauerhaft sichtbar. Bei den Waschbären waren zwei der fünf Tiere im Durchschnitt sichtbar, dies ist durch die dichte Bepflanzung des Gegehes und die damit einhergehenden Versteckmöglichkeiten zu begründen. Die Sichtbarkeit der Malaienbären korrelierte mit den Fütterungszeiten. Die Sichtbarkeit der Chinesischen Muntjaks lag im Durchschnitt bei zwei der drei Tieren. Durch die Fütterungen am Tage kam es bei der Aktivität und Sichtbarkeit der Chinesischen Muntjaks und der Waschbären zu einer Verschiebung vom Abend in den Tag.

Bei einer erhöhten Lautstärke konnte bei den meisten Tieren eine gesteigerte Distanz zu den Besuchern beobachtet werden. Die Raumnutzung der Geparden wurde hierbei nicht durch die Lautstärke oder die Frequenz beeinflusst, da die Geparden den größten Teil des Tages auf einem erhöhten Hügel befanden und von dort aus Wachsam die Umgebung beobachteten. Die Chinesischen Muntjaks suchten bei Störungen von außen Schutz unter Gebüschen und in ihrem Stall. Steigende Temperaturen führten bei den meisten Tiere zum Aufsuchen von sonnigen Plätzen, verbunden mit einem dort ausgeübten Komfortverhalten.

 

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Donnerstag, 14 Juni 2018 08:13

EFFERTZ, H. (2011)

Einfluss von Jungtieren auf die sozialen Beziehungen bei adulten Gelbbrustkapuzinern (Cebus xanthosternos).

The impact of juvenile monkeys on the social relationships in adult yellow-breasted capuchins (Cebus xanthosternos).

Bachelorarbeit

66 Seiten.

Zoologisches Institut Universität zu Köln.
Betreuung: T.Ziegler, L. Kolter
Kölner Zoo

Zusammenfassung:

In der vorliegenden Studie wurde erstmalig der Einfluss von Jungtieren auf die sozialen Beziehungen adulter Gelbbrustkapuziner (Cebus xanthosternos) untersucht. Dazu wurde das interaktive und räumliche Verhalten einer zoolebenden Gruppe über einen Zeitraum von sechs Wochen nach der Methode des „continuous focal animal samplings“ und des „instantaneous scan samplings“ (Martin und Bateson 1993) analysiert und die Beobachtungen mit einer Studie (Seiler 2008), in welcher die sozialen Beziehungen derselben adulten Kapuzineraffen ohne Nachwuchs im Kölner Zoo untersucht wurden, verglichen.

Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, dass die untersuchten Gelbbrustkapuziner hohe Anteile an sozialem Verhalten aufweisen. Soziopositives Verhalten nimmt dabei den Großteil ein, agonistisches Verhalten ist selten und selten mit physischem Kontakt verbunden. Geringere Abstände von 2-4m zwischen den Tieren sind häufig. Die Anwesenheit von Jungtieren beeinflusst den Anteil des Sozialverhaltens am Aktivitätsprofil nicht. Die sozialen Beziehungen der adulten Gelbbrustkapuziner werden durch die Anwesenheit von Jungtieren nicht wesentlich beeinflusst. Die Mutter der Jungtiere verbringt weniger Zeit mit dem anderen Weibchen, groomt es aber regelmäßig. Die Beziehung zum Männchen wird durch Nachwuchs nicht beeinflusst, sie halten sich sogar häufiger in Nähe zu einander auf, was einen besonderen Schutz des Nachwuchses durch das Männchen vermuten lässt. Auch die Beziehung des anderen Weibchens zum Männchen bleibt durch den Nachwuchs unverändert, was vermuten lässt, dass die Aufrechterhaltung von Beziehungen zu adulten Tieren wichtiger ist als das Investieren in neue Beziehungen zu Jungtieren. Nach der Geburt des Kindes ist ein hohes Interesse aller Gruppenmitglieder an dem Neugeborenen zu beobachten. Besonders interessiert ist das andere Weibchen, was sich auch an der Erhöhung der Zeit, die es mit der Mutter verbringt und sich in Nähe zu ihr aufhält, deutlich macht. Das Weibchen groomt die Mutter häufiger und kontaktiert dabei auch häufig das Neugeborene. Auch die Mutter des Neugeborenen sucht vermehrt den Kontakt zu den adulten Tieren. Die hier vorliegenden Ergebnisse bestätigen Kenntnisse aus früheren Freilandstudien zu verwandten Arten. Die Ergebnisse lassen vermuten, dass für ein Weibchen mit Nachwuchs die enge Beziehung zum Alpha-Männchen eine wichtige Rolle für den Schutz der Kinder spielt. Die Anziehungskraft des Neugeborenen könnte seinem eigenen Schutz dienen und noch weitere soziale Funktionen für die Mutter und ihr Kind beinhalten.

Die Studie bietet die Möglichkeit, das Entstehen einer Gruppe von Gelbbrustkapuzinern mitzuverfolgen und detaillierte Verhaltensbeobachtungen durchzuführen, aus denen man Rückschlüsse auf das Verhalten in freier Wildbahn ziehen kann. Vermutungen, die sich aus dieser Studie ergeben, können in weiteren Studien an größeren Gelbbrustkapuzinergruppen getestet werden. Da Cebus xanthosternos in der IUCN Roten Liste bedrohter Arten 2008 als Critically Endangered aufgeführt ist, ist es für den Schutz dieser Art von großer Dringlichkeit, Erkenntnisse über ihre Biologie, insbesondere über ihre Sozialstruktur und ihre Populationsentwicklung, zu gewinnen. Deshalb erscheint auch die Studie an einer kleinen, in Menschenobhut gehalten Zoopopulation sinnvoll, da jede Information über die vom Aussterben bedrohte Art für Schutzprogramme verwendet werden könnte.

Abstract:

This study determines the impact of juvenile monkeys on the social relationships in adult yellow-breasted capuchins (Cebus xanthosternos). The interactive and spatial behaviour of a captive group of this species living at Cologne Zoo was analyzed during a period of six weeks using „continuous focal animal sampling” and „instantaneous scan sampling” (Martin und Bateson 1993) as observation methods. The results were compared to a study (Seiler 2008) that investigated the social relationships of the same adult capuchins without offspring in Cologne Zoo.

The results reveal that the observed yellow-breasted capuchins exhibited high amounts of social behaviour. Affiliative behaviour was frequent, agonistic behaviour uncommon and not combined with physical contact. Smaller distances between the individuals (2-4m) were frequent. The presence of juveniles did not influence the proportion of social behaviour of the activity budget. The social relationships of the observed adult capuchins were not affected substantially by the presence of juveniles. The mother of the juveniles spent less time with the other female but regularly groomed her. The relationship of the mother and the male was not influenced; they even stayed close to each other more often, maybe because the male is able to provide increased protection for the offspring. The relationship between the other female and the male remained unaffected by the offspring, too suggesting the importance of sustaining relationships to other adults in comparison to investing in new relationships to juveniles. After the infant’s birth, all group members showed increased interest in the newborn. Especially the other adult female spent more time close to the mother, groomed her more often and contacted the newborn frequently. Also the newborn’s mother approached the adults more often. The present results are conform to earlier studies about related species in the wild. The results indicate that for a female with offspring the relationship to a male plays a decisive role for the infants’ protection. The attractiveness of a newborn may serve its own protection and further social function for the mother and her infant.

This study provides the possibility to follow the formation of a group of yellow-breasted capuchins, to observe their behaviour in detail and to draw conclusions about their behaviour in the wild. Assumptions resulting from this study can be tested in further studies on larger groups of yellow-breasted capuchins. Given that Cebus xanthosternos is listed in the IUCN red list of endangered species 2008 as critically endangered, it is very important for their conservation to gain information about their biology, especially about their social structure and their development of population. Thus, even this study on a small captive group makes sense, as every information about this endangered species can be used for conservation programs.

 

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Donnerstag, 14 Juni 2018 07:41

DANIEL, I. (2010)

Effekte einer Geburt auf die räumlichen und sozialen Beziehungen der weiblichen Asiatischen Elefanten (Elephas maximus) im Kölner Zoo.

Staatsexamensarbeit

76 Seiten

Zoologisches Institut Universität zu Köln.
Betreuung: T.Ziegler; E. Schierenberg, L. Kolter
Kölner Zoo

Zusammenfassung:

Die vorliegende Arbeit untersuchte die soziale Struktur der Herde Asiatischer Elefanten im Kölner Zoo, die 14 Tiere, darunter acht Kühe umfasst.
Hierbei handelt es sich um eine Gruppe nicht mit einander verwandter Tiere, eine sogenannte „Patchwork-Herde“. Zudem stimmt die Altersstruktur nicht mit der einer natürlich herangewachsenen Herde im Freiland, deren Tiere im Alter meist weiter auseinander liegen.
Fragestellung war, ob die erwartete Geburt eines Jungtieres Effekte auf die räumlichen und sozialen Beziehungen der Elefantenkühe dieser Herde hat. Dabei ist auch die Aufnahme des Jungtieres in die Herde von Bedeutung. Von besonderem Interesse war jedoch die Veränderung der Stellung der rangniederen, jungen und recht leichten Mutterkuh, die vor der Geburt von mehreren anderen Kühen angegriffen wurde und fast nur mit einer anderen Kuh sozio-positive Interaktionen hatte. Hierzu wurden Beobachtungen vor und nach der Geburt des Jungtieres angestellt. Für die Untersuchung wurde die taktile Kommunikation zwischen den Elefanten über die Methode des „focal animal sampling“ aufgenommen. Daneben wurden visuelle und akustische Kommunikationsformen am Rande in die Betrachtungen mit einbezogen. Des Weiteren wurden die Abstände zwischen den Tieren über das sogenannte „scan sampling“ erfasst. Es wurde gezeigt, dass die Geburt Effekte auf die räumlichen und sozialen Beziehungen der Herde hervorrief. So wurde herausgestellt, dass sich die Beziehung der Mutterkuh zur Herde verbesserte. Sie wurde nach der Geburt ihres Jungtieres nicht mehr von anderen Kühen angegriffen und stand zudem seltener allein. Nicht nachgewiesen wurde hingegen, dass die Mutterkuh ihren Rang innerhalb der Herdenhierarchie verbessern konnte. Das Jungtier selbst wurde gut in die Herde integriert und zumindest indirekt von allen Kühen umsorgt, was durch das engere Zusammenstehen der Herde belegt werden konnte. Besonders für drei Kühe konnte eine besondere Beziehung zu dem Neugeborenen herausgestellt werden. So wurde es außer von seiner eigenen Mutter von einer anderen Kuh gesäugt und von zwei weiteren Kühen intensiv umsorgt, die somit trotz fehlender Verwandtschaft mit der Mutterkuh die Tantenrolle übernahmen. Wie erwartet, waren diese beiden Kühe Kühe ohne eigenes Jungtier, jedoch nicht, wie ebenfalls erwartet worden war, die jüngeren Kühe der Herde.  Das Phänomen des „allomothering“, wonach sich nicht nur die eigenen Eltern um die Aufzucht eines Jungtieres bemühen, sondern auch weitere Individuen daran beteiligt sind, wurde in der Untersuchung somit erneut für die Patchwork-Herde nachgewiesen und als Indiz für das Funktionieren derselben gewertet. Dies ist umso erstaunlicher als aufgrund des niederen Ranges der Mutter kein Vorteil für die beteiligten „Tanten“ im Sinne von inklusiver Fitness erkennbar ist. Die Ursache des „allomothering“ in der Herde konnte nicht abschließend geklärt werden.

 

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Donnerstag, 14 Juni 2018 07:37

CLASSEN, D. (2011)

Social relationships in captive Bornean orangutans (Pongo pygmaeus).

Dissertation

124 Seiten

Zoologisches Institut Universität zu Köln.
Betreuung: T.Ziegler; W. Kaumanns
Kölner Zoo

Zusammenfassung:

Die vorliegende Studie untersucht die sozialen Beziehungen bei Borneo Orangutans (Pongo pygmaeus) in menschlicher Obhut bezüglich ihres Sozialsystems und ihres Zusammenle-bens. Im Freiland leben Orangutans nach bisherigem Kenntnisstand in „fission-fusion“ Sozietäten, die sich durch große räumliche und soziale Offenheit auszeichnen. In Zoos werden Orangutans allerdings meist in konstanten Gruppen gehalten. Es ist bislang nicht klar, ob ein langfristiges und permanentes Gruppenleben unter den räumlich begrenzten Bedingungen in Gefangenschaft dem sozialen Potential von Orangutans entspricht. Das Sozialsystem von Orangutans ist bislang nicht vollständig geklärt. Es ist bisher kaum an einer adäquaten Anzahl an Tieren untersucht worden, wie die sozialen Beziehungen auf proximater Ebene funktionieren.

Diese Arbeit untersucht die Struktur der sozialen Beziehungen, die Ausprägung möglicher fission-fusion Tendenzen, und wie die Individuen mit dem künstlich induzierten Gruppenle-ben zurechtkommen. Dies wurde an den Orangutan-Gruppen dreier Zoos vergleichend er-forscht. In zwei Zoos wurden die Tiere in konstanten Gruppen, und in einem unter flexiblen Bedingungen gehalten. Der Schwerpunk der Analysen lag auf den interaktiven und räumli-chen Verhaltensmustern der Tiere. Bei einer der Gruppen wurden zusätzlich Langzeitbeo-bachtungen durchgeführt, sowie eine weitere Beobachtungsmethode zur Sequenzanalyse von Verhaltensabläufen angewendet.

Die Ergebnisse dieser Studie bestätigen die Annahme, dass Orangutans das Potential haben, sich unter den sozialen und ökologischen Bedingungen in menschlicher Obhut mehr mit sozialen Aktivitäten zu beschäftigen als es bei wildlebenden Tieren beobachtet wurde. Die-ses Potential ist unter Freilandbedingungen nur schwer zu untersuchen. Auf struktureller Ebene ähnelten die sozialen Beziehungen zwischen den Tieren dem, was bei Zusammentref-fen von wildlebenden Orangutans gefunden wurde, wobei die Beziehungen zwischen den hier untersuchten Tieren generell freundlicher erschienen. Die unterschiedlichen Haltungs-bedingungen hatten dabei keinen großen Einfluss auf die Beziehungsmuster. Die gefundenen sozialen und räumlichen Muster entsprachen einer fission-fusion Organisation insofern, dass sich die Individuen häufig voneinander entfernten und wieder trafen; die Interaktionen waren meist soziopositiv aber nur kurz. Möglicherweise haben Orangutans eine intrinsische Motivation, soziale und räumliche Nähe zu Partnern immer wieder aufzusuchen und zu verlassen, und dabei nur schwache Bindungen mit diesen aufzubauen. Zukünftige Studien solltten sich darauf sowohl unter den Bedingungen im Freiland als auch unter denen in menschlicher Obhut beziehen. Die Befunde dieser Studie können zur Weiterentwicklung neuer Konzepte zur Dynamik von fission-fusion Strukturen bei Primaten beitragen. Diese Arbeit verdeutlicht, dass eine detaillierte Analyse der interaktiven und räumlich-zeitlichen Muster unter Zoobedingungen wichtige und ergänzende Hinweise über das soziale Zusammenleben von Orangutans liefern kann. Diese können auch hilfreich für das Management dieser bedrohten Art in Zoos und bei fragmentierten Gebieten im Freiland sein.

Abstract:

This study investigates the social relationships in captive groups of Bornean orangutans (Pongo pygmaeus) concerning their social system and sociality. Wild orangutans are sup-posed to live in fission-fusion societies with a high flexibility in spatial and social structures. Zoo-living orangutans however are usually housed in stable groups. It is unclear whether a permanent group-living under the spatial restrictions of captivity over longer periods of time corresponds to the orangutans’ social potential. The orangutans’ social system is still not well understood. Proximate data referring to mechanisms regulating the social relationships, including a sufficient sample size of individuals, are largely missing so far.
This study examines the structure of social relationships, the persistence and form of fis-sion-fusion tendencies, and how the individuals deal with the group-living conditions. Three sets of orangutans were comparatively studied. Two groups were housed under constant group-keeping conditions; one group was kept under flexible conditions. The analyses fo-cused on the patterns of the interactive and spatial behaviour. Additionally, long-term ob-servations were carried out on one of the groups, and a second sampling method was im-plemented allowing a sequence analysis of behaviours.
The results of this study support the assumption that orangutans have the potential to engage in a higher amount of social activities compared to the wild without many conflicts. To evaluate this social potential under natural conditions is hardly possible. The structure of social relationships between the studied animals was largely compatible to what is described for free-ranging orangutans, though the relationships tended to be generally friendlier. The different keeping conditions seem to have little influence on the social patterns. The socio-spatial patterns were characterized by frequent encounters and leavings; interactions were mainly sociopositive but brief. On the structural level, this pattern is in accordance with the fission-fusion sociality described for wild orangutans. Orangutans may possibly have an intrinsic motivation to merge and split regularly and to establish only weak social bonds. Future work should refer to this, both under the conditions in the wild and under human care. The findings of this study can contribute to the further development of new concepts on fission-fusion dynamics in primates. This work points out that a detailed analysis of the interactive and spatiotemporal patterns under the conditions in captivity provides important and supplemental clues about the sociality of orangutans. This may account also for the management of this endangered species in zoos and fragmented areas in the wild.

 

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© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx