Dienstag, 04 Juli 2023 22:02

Libellenvielfalt in Schönbrunn

Der Tiergarten Schönbrunn
als Refugium für 26 Libellenarten

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Tiger im Tiergarten Schönbrunn als Landeplatz für eine Blaugrüne Mosaikjungfer (Aeshna cyanea) © Daniel Zupanc / TG Schönbrunn (Pressefoto)

 

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Am barocken Seehunde- Brunnen vor dem Verwaltungsgebäude des Tiergartens Schönbrunn konnten 9 Libellenarten nachgewiesen werden © Manfred Werner. Übernommen aus Wikimedia Commons unter der Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported-Lizenz.

 

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Der 2022 in Betrieb genommene neue Teich der Panzernashörner im Tiergarten Schönbrunn beherbergt 4 Libellenarten © Daniel Zupanc / TG Schönbrunn (Pressefoto)

Die Wasserschweine, Tiger und Nashörner im Tiergarten Schönbrunn haben etwas gemeinsam: Sie alle haben an ihren Teichen kleine Mitbewohner - Libellen. Wie viele verschiedene Libellenarten im Tiergarten zu finden sind, wurde 2022 im Auftrag des Zoos erforscht. Finanziell unterstützt wurde das Projekt von der Stadt Wien – Umweltschutz. Insgesamt wurde die Libellenfauna an 44 Gewässern im Tiergarten und der nahegelegenen Schwarzen Lacke in der Höheren Bundeslehr- und Forschungsanstalt für Gartenbau Schönbrunn erhoben. Dabei konnten an 30 dieser Gewässer 26 Libellenarten aus 8 verschiedenen Familien nachgewiesen werden, 23 Arten Klein- und 14 Arten Großlibellen. Bei neun davon handelt es sich gemäß der Roten Liste Österreichs um gefährdete Arten.

Unter den gefährdeten Arten sticht die in Österreich vom Aussterben bedrohte Gabel-Azurjungfer (Coenagrion scitulum) hervor. In Schönbrunn konnte sie gleich an fünf Gewässern nachgewiesen werden, unter anderem am Teich der Großen Pandas, der einen sehr naturnahen Uferbereich aufweist. Im Tiergarten setzt sich das Artenspektrum aus Libellen mit sehr unterschiedlichen Ansprüchen zusammen. Auch die Diversität ist sehr hoch, 42 Prozent der Wiener Libellenfauna sind vertreten. Dies spiegelt das überaus vielfältige Angebot an aquatischen Lebensräumen im Tiergarten wider: vom barocken Brunnen vor dem Verwaltungsgebäude bis hin zum Pelikan-Teich.

Libellen sind durch die Fragmentierung, Zerstörung und Verbauung aquatischer Lebensräume sowie durch die Belastung von Gewässern durch Chemikalien und Pestizide gefährdet. Besonders im städtischen Bereich werden Lebensraumverluste immer gegenwärtiger. Daher übernehmen naturnahe Gewässer im urbanen Raum, wie jene im Tiergarten Schönbrunn, für diese einzigartigen Insekten eine wichtige Rolle als Refugien oder Trittsteine. Vor allem Gewässer mit natürlich gestalteten, gut strukturierten Ufern und aquatischer Vegetation werden von vielen Libellenarten aufgesucht. Diese und weitere Erkenntnisse werden künftig in das Management des Tiergartens miteinbezogen.

Literatur:

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Freigegeben in Lebensraum Zoo
Dienstag, 04 Juli 2023 16:34

Zoos als Ersatzlebensräume

Zoos als Ersatzlebensräume
für einheimische Arten

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Rotkehlchen (Erithacus rubecula) sind in Parks und Gärten häufig, wenn es nicht zuviele Katzen hat, was für Zoos im Allgemeinen zutrifft © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

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Zauneidechsen (Lacerta agilis) leiden im Siedlungsgebiet unter der hohen Katzendichte. In Zoos, hier im Vogelpark Marlow, sind sie sicherer, weil es dort keine oder nur wenige Hauskatzen hat © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Wie Josef REICHHOLF (2008) ausführt, findet der grösste Biodiversitätsverlust nicht etwa in den Städten statt, sondern im offenen Land mit seinen Fluren und Wäldern. Wo immer die Fauna und Flora von Großstädten untersucht wurde, stellte sich heraus, dass sie überraschend artenreich war, dass der Artenreichtum mit der Größe der Stadt zu- und nicht etwa abnimmt, und die Städte mit ihren Parks, Alleen, verwilderten Gärten, Flachdächern, Bahntrassen, Industriebrachen und sonstigen Ruderalflächen für manche Arten die letzte Rettung darstellten. Die offene Landschaft verliert dagegen an Arten, weil der Anteil an Monokulturen zunimmt, die Flächen gedüngt und Pestitide eingesetzt werden.

Mit den mosaikartigen, naturnah gestalteten Flächen, in welche seine einzelnen Anlagen eingebettet sind, bietet innerhalb der Stadt namentlich der Zoo vielfältige Lebensräume für wildlebende Kleintiere und Pflanzen an. Diese Organismen werden aber kaum wahrgenommen und deren Artenzahl in Zoos war bis vor Kurzem weitgehend unbekannt.

Die folgenden Seiten enthalten Informationen über den Zoo als Lebensraum für freilebende, heimische Tier- und Pflanzenarten und darüber, wie das Zoogelände für diese Arten aufgewertet werden kann.

Literatur:

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PD - 14.02.2013; reaktiviert 04.07.2023

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Sonntag, 05 Juni 2016 16:44

Naturlehrpfad Vechteaue Nordhorn

Tierpark Nordhorn -
Lebensraum für einheimische Tiere und Umweltpädagogik

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Der Naturpfad Vechteaue im Tierpark Nordhorn @ Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Nicht aus dem Tierpark ausgebrochen sondern eingewandert: Sumpfbiber vom Naturpfad aus © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Wiesenböschung mit Königskerzen und Lupinen im Tierpark Nordhorn © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Im Tierpark Nordhorn wurden zahlreiche heimische Sträucher angepflanzt © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Die ökologische Bedeutung der Gehölze wird auf Tafeln zweisprachig erläutert © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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16 Storchennester auf der "Storcheneiche" im Tierpark Nordhorn 2023 © Winfried Jürges, NABU

Der naturnah gestaltete, mit vielen einheimische Gehölzen bepflanzte Tierpark Nordhorn, zu dem auch der Teil eines Vechte-Altarms, extensiv beweidete Überschwemmungsflächen in der Vechteaue und durch einen Stelzenweg für die Besucher erschlossener Auwald gehören, ist Lebensraum vieler einheimischer Tierarten.

In den 1970er Jahren wurde der Fluss Vechte begradigt. Im Bereich des Tierparks blieb ein Altarm erhalten. Hier wurde 2007 der Naturlehrpfad "Vechteaue" der Öffentlichkeit übergeben mit dem Ziel, die Öffentlichkeit über die Vechteaue als Überschwemmungs- und Retentionsraum und als Mosaik aus Kultur- und Naturlandschaft zu informieren. Er sollte Einblicke in das Gebiet gewähren ohne dass dieses durch das Eindringen der Menschen gestört oder gar zerstört würde.

Der mit etlichen Informationstafelns und Lernspielen versehene „Naturpfad Vechteaue“ windet sich als hölzerner Stegweg mit rollstuhlgerechtem Gefälle am Hang hinab bis hinunter an den Rand des Gewässers und von dort in einem kleinen Bogen über die Wiese wieder hinauf zum historischen Vechtehof.

Die Besucher haben über den Vechtealtarm hinweg freien Blick auf die anschließende Vechteaue. Der Altarm selber ist Nahrungs- und Brutbiotop verschiedener Amphibien und an Gewässer gebundener Vogelarten, wie Kormoran, Graureiher, Stockente, Haubentaucher, Bleß- und Teichhuhn, Eisvogel sowie Kleinspecht und Sumpfrohrsänger, die alle vom Lehrpfad aus beobachtet werden können. Für Uferschwalben wurde eigens eine Brutwand angelegt.

Nicht nur in der Aue sondern verteilt über das ganze Tierparkgelände brüten zahlreiche Singvogelarten wie Schwalben, Rotkehlchen, Hausrötel und Zaunkönig. Insbesondere am Vechtehof sind immer stattliche Schwärme von Haussperlingen zu beobachten. Diese früher sehr häufigen Vögel haben in der heutigen aufgeräumten Landschaft oftmals keine idealen Lebensbedingungen mehr. Auch die Dohlen sind ein im Tierpark weit verbreiteter und immer anzutreffender Vogel. Als Höhlenbrüter nehmen sie die Nisthilfen immer gerne an. Für Singvögel wurde eine Ganzjahresfütterung eingerichtet, die ein gutes Beobachten der verschiedenen Arten ermöglicht.

Nebst dem Graureiher brüten seit dem Jahr 2004 frei fliegende, wilde Weißstörche erfolgreich auf dem Vechtehof und auf der Scheune Busch an der Afrika-Savanne. Waren es anfänglich nur 2-3 Paare, die im Frühjahr versuchten einen Nistplatz im Tierpark zu ergattern, kommen inzwischen in jedem Jahr mehr als 30 Paare und bauen überall dort, wo sich eine Gelegenheit bietet ihre Nester. Tierpark und der NABU Grafschaft Bentheim versuchen seit einigen Jahren in Kooperation durch das Aufstellen von Nestern in den Vechteauen außerhalb des Zoos die Tiere aus dem Parkgelände in die Naturgebiete zu locken. Bedeutsam ist, dass die Weißstörche im Tierpark nicht gefüttert werden und somit zur Wildpopulation zählen. Einzig das Paar auf dem Vechtehof erhält Futter, da das Weibchen eine sehr alte Zoostörchin ist, die im Winter nicht mit in den Süden zieht und nie gelernt hat selbständig für ihr Futter zu sorgen.

Aber auch viele Kleinsäuger nutzen den Park als Lebensraum. Außer dem von den Besuchern leicht zu beobachtenden Eichhörnchen leben viele weitere Kleinsäuger im Tierpark, denen man wegen ihrer nächtlichen Lebensweise kaum begegnet. Dazu zählen zahlreiche verschiedene Fledermausarten die bei gelegentlichen Spezialführungen erlebt werden können.

Literatur und Internetquellen:

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06.06.2016 - 908

Freigegeben in Lebensraum Zoo
Dienstag, 12 Januar 2016 09:01

Wildvögel im Zoo Krefeld

Wildvögel im Zoo Krefeld

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Haussperling (Passer domesticus) im Krefelder Zoo © Hella Hallmann / Zoo Krefeld (Pressefoto)

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Teilansicht der Graureiherkolonie (Ardea cinerea) im Krefelder Zoo. Bild: Facebookseite Zoo Krefeld

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Graureiher (Ardea cinerea) im Krefelder Zoo. Bild: Facebookseite Zoo Krefeld

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Wildlebende Graureiher (Ardea cinerea) im Pelikangehege des Krefelder Zoo © Zoo Krefeld

Im Rahmen einer Bachelorarbeit wurde im Jahr 2013 eine Erhebung über die im 14 ha großen, innerstädtischen Zoo Krefeld vorkommenden Wildvögel gemacht.

Der Haussperling war mit Abstand der häufigste Vogel im Zoo und brütete in etwa 17 großen Kolonien unter Dachüberständen, in dichten Hainbuchenhecken sowie Efeu bewachsenen Hausfassaden an verschiedenen Orten, besonders häufig am Großtierhaus oder in der Nähe des Forscherhauses.

Eine große Kolonie der Graureiher befindet sich ebenfalls im Zoo und wird jährlich von der Ornithologischen Gruppe Krefeld (KROG) erfasst. Die Kolonie existiert seit 1999. Sie ist die größte Brutkolonie am ganzen Niederrhein, nimmt laufend zu und und umfasst nach einem Hoch in 2017 mit etwa 90 Brutpaaren gegenwärtig (2023) 64 Brutpaare. Der temporäre Rückgang ist dadurch bedingt, dass aufgrund der Buchenkomplexerkrankung rund 100 Buchen gefällt werden mussten, darunter auch Nistbäume der Graureiher. Die Reiher sind aber näher zusammengerückt und haben sich zu einem Problem ausgewachsen, weil sie den Kalifornischen Seelöwen und den Fischottern das Futter stehlen und fischfressende Vögel, namentlich die Pelikane und Humboldtpinguine bei der Aufnahme stark bedrängen. Durch die Eröffnung der Voliere "Pinguin Pool" im Jahr 2015 und der "Pelikan Lagune" in 2021 haben sich die Probleme bei den fischfressenden Vögel mittlerweile eingestellt.

Von den 36 festgestellten Vogelarten brüten 21 Arten nachgewiesenermaßen oder mit großer Wahrscheinlichkeit im Zoo. Darunter befinden sich häufige Arten wie Blau- und Kohlmeise, Kleiber, Zaunkönig, Rotkehlchen und Zilpzalp, aber auch lokal seltenere Vögel wie das Teichhuhn und der Star. Für diesen sind allerdings mit der Fällung vieler Buchen zahlreiche Nistmöglichkeiten verschwunden.
Damit konnte mit dieser Arbeit nicht nur eine große Fülle an Vogelarten nachgewiesen, sondern dem Zoo Krefeld auch eine wichtige ökologische Rolle zugesprochen werden.

Literatur:

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PD - 12.01.2026 -355 ; reaktiviert 05.07.2023

Freigegeben in Lebensraum Zoo
Montag, 21 Januar 2013 17:25

HALLER-PROBST, M. & WIESNER, H. (1999)

Benjeshecken und -haufen im Münchner Tierpark Hellabrunn.

Zool. Garten NF, 69 Heft 6: 377-389. ISSN-0044-5169.

Benjeshecken- und -haufen wirken sich positiv auf die einheimische Fauna aus. Es wurden 11 Säugetier-, 26 Vogel-, 2 Reptilien- und 3 Amphibienarten in den Bereichen der Benjeshecke und -haufen nachgewiesen.

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Donnerstag, 14 Juni 2018 17:15

BAUR, B., BILLEN, W. & BURCKHARDT, D. (2008)

Vielfalt zwischen den Gehegen: wildlebende Tiere und Pflanzen im Zoo Basel.

Monographien der Entomologischen Gesellschaft Basel Vol. 3, 462 Seiten. ISBN 3-9522647-2-5.

Verlagstext:

Der Zoo Basel ist ein Begegnungsort von Menschen und exotischen Tieren. Die Besucher erhalten Einblicke in die faszinierenden Lebensweisen der Tiere und werden über die Bedrohung der Arten informiert. Der Zoo bietet zudem mit naturnah gestalteten Flächen, welche die einzelnen Anlagen von Besuchern trennen, vielfältige Lebensräume für wildlebende Pflanzen und Kleintiere an. In einer drei Jahre dauernden Untersuchung erfassten Botaniker und Zoologen die Vielfalt der ‹zwischen den Gehegen› vorkommenden Arten. Das Ergebnis erstaunt selbst die Fachleute. Über 3100 Arten von Pilzen, Pflanzen, wirbellosen Tieren, Fischen, Amphibien, Reptilien, Vögeln und Säugern wurden ‹zwischen den Gehegen› im Basler Zoo gefunden. Das reich illustrierte Buch stellt diese Untersuchung vor. Die verschiedenen Organismengruppen werden einzeln besprochen und spezielle Arten werden ausführlich behandelt. Auch die interessante Geschichte über die Entwicklung des Gartens wird beschrieben.

Das Buch stellt eine Seite des Zoos vor, welche normalerweise von Besuchern kaum wahrgenommen wird. Es regt zum genauen Beobachten der Natur ‹zwischen den Gehegen› beim nächsten Zolli-Besuch an.

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Montag, 21 Januar 2013 14:51

Projekt Storch Schweiz

 

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Storchenpaar auf Dachhorst in Altreu © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Baumhorste im Zoo Basel © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Jungstörche im Horst im Zoo Zürich © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Baumhorste im Zoo Basel © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Störche auf Horst im Zoo Zürich © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

1948 initiierte der Solothurner Lehrer Max Bloesch ein Programm für die Wiederansiedlung des Weißstorchs, wozu er in Altreu bei Solothurn eine Storchenstation gründete, die er mit Störchen aus Algerien bevölkerte. 1960 kam es zur ersten Freibrut in Altreu, ab 1966 wurden weitere Storchenstationen gegründet, und 2019 gab es in der Schweiz wieder 566 Storchen-Brutpaare, wovon 394 Junge aufzogen. Zoologische Gärten spielen eine bedeutende Rolle für den Erfolg des Wiederansiedlungsprogramms.

Im Jahr 1977 gesellte sich ein wildes Storchenpaar aus dem Wiederansiedlungsprogramm zu den kupierten Störchen des Tierparks Lange Erlen in Basel, baute einen Horst auf einem Baum und zog erfolgreich zwei Junge groß. 1979 tauchte das erste wilde Brutpaar im damaligen Vogelpark Silberweide in Mönchaltorf bei Zürich auf, 1982 geschah dasselbe im Zoo Basel und 1992 schließlich im Zoo Zürich. Die Parklandschaften der Zoos mit ihren zahlreichen hohen, alten Bäumen erwies sich als ideales Brutgebiet, die Störche bedienten sich mit Futter, das ihren Zoovettern angeboten wurde, und fanden problemlos weitere Futterquellen auf umliegendem Landwirtschaftsgebiet. 

Bis zum Jahr 2022 wuchsen die Storchenkolonien in den Zoos auf bis zu 42 Paaren im Zoo Basel, bis zu 30 in den Langen Erlen und bis zu 22 Paaren im Zoo Zürich. Alles in allem waren bis dahin mehr als 1'380 Jungstörche im Zoo Basel, mehr als 741 in den Langen Erlen und mehr als 540 im Zoo Zürich ausgeflogen. Weitere regelmäßig besetzte Horste befinden sich bei Knie's Kinderzoo in Rapperswil und im ehemaligen Tierpark Silberweide bei Mönchaltorf ZH, ferner im grenznahen Vogelpark Steinen bei Lörrach, im Tierpark Mundenhof in Freiburg im Breisgau und im Zoo Mülhausen im Elsass. 

Der Bruterfolg in den Zoos ist deutlich höher als der schweizerische Durchschnitt, was zumindest teilweise auf das günstige Klima der in der Oberrheinischen Tiefebene gelegenen Stadt Basel bedingt ist. 

Die Zoos verzichten mittlerweile darauf, Störche flugunfähig zu machen und es wird ihnen auch kein Futter mehr angeboten. Ein hoher Prozentsatz der Vögel wandert auf der Westroute bis Spanien und Nordafrika, relativ wenige setzen den Flug über die Sahara bis nach Westafrika fort. So konnte z.B. ein im Juni 2015 besenderter Jungstorch bis nach Timbuktu (Mali) verfolgt werden, wo der Sender am 17. Oktober 2015 verstummte.

Die Storchenstation Altreu, in der zeitweilig auch Waldrappen und Schwarzstörche gehalten wurden, wurde mittlerweile zu einem Informationszentrum umgebaut. 2022 nisteten auf den Dächern des Weilers Altreu 59 Brutpaare, die zusammen 118 Jungvögel hochbrachten.

Literatur:

  1. BLOESCH, M. (1990)
  2. Jahresberichte von Storch Schweiz - Cigogne suisse

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Montag, 21 Januar 2013 14:49

Was lebt in der Benjeshecke?

 

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Noch kahle Benjeshecke im Kängurugehege des Tierparks Hellabrunn © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

Das nach dem Landschaftsgärtner Hermann Benjes benannte Benjesheckensystem (aus Ästen, Zweigen und Gestrüpp aufgeschichtete Barrieren) wurde 1991 erstmals in einem Zoo im Tierpark Hellabrunn eingeführt. Es hat sich als Flurbelebungskonzept und als strukturelle Bereicherung im Sinne einer Haltungsoptimierung bestens bewährt. Wegbereiter für die nicht unterpflanzte Hecke ist die Brennnessel vermutlich als Humusfänger und Biodünger, der eine Vielzahl von diversen Kräutern, Feldgehölzen und Bäumen folgen. Einen schnellen Erfolg bringt das Unterpflanzen mit früchtetragenden Sträuchern  und Bäumen (Heckenrose, Vogelbeere, Holunder, Kornelkirsche etc.). Wichtig ist dann die ständige Kontrolle und Abdeckung des Wurzelbereiches, um dort den Verbiss zu vermeiden.

Benjeshecken sind ein ebenso umweltfreundliches wie kostenloses Mittel, das im Besucherbereich anstatt hässlicher Zäune als Wegebegrenzung eingesetzt werden kann.

Das Benjesheckensystem empfiehlt sich innerhalb wie außerhalb von Gehegen zum nachhaltigen Schutz einheimischer Arten, z.B. von Ringelnatter, Mauswiesel, Zaunkönig, Bockkäfer. In Hellabrunn hat es entscheidend zur Nachzucht von freifliegenden Eisvögeln und zum Wachstum der Bestände von Ringelnatter, Mauswiesel und Zaunkönig beigetragen.

Darüber, wie Benjeshecken angelegt werden, gibt es im Internet zahlreiche Anleitungen.

Literatur:

  1. HALLER-PROBST, M. & WIESNER, H. (1999)

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Freigegeben in Heckenpflanzen
Montag, 21 Januar 2013 14:48

Wilde Gäste im Zoo Basel

Zoo Basel -
Tiere zwischen den Gehegen

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Wo immer möglich werden Gehege im Zoo Basel so gestaltet, dass sie auch Lebensraum für einheimische Arten bieten. Hier im Gehege für Flusspferde, Zebraus und Strauße @ Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Gepardengehege im Zoo Basel @ Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Freiflieger zu Besuch bei den Kormoranen: Weißstorch (Ciconia ciconia) und Graureiher (Ardea cinerea) @ Peter Dollinger, Zoo Ofice Bern

 

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Wildlebende Weißstörche (Ciconia ciconia) am Horst. 2023 wuchsen im Zoo Basel über 90 Storchenjunge heran @ Peter Dollinger, Zoo Ofice Bern

 

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Wildlebender Graureiher (Ardea cinera) im Zoo Basel @ Peter Dollinger, Zoo Ofice Bern

 

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Stockente (Anas platyrhynchos), wildlebender Erpel im Zoo Basel @ Peter Dollinger, Zoo Ofice Bern

 

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Teichhühner (Gallinula chloropus) im Absperrgraben des Somaliesel-Geheges @ Peter Dollinger, Zoo Ofice Bern

 

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Lachmöwen (Larus (= Chroicocephalus) ridibundus) bei den Rosaflamingos @ Peter Dollinger, Zoo Ofice Bern

Mit seinen Gehegen und insbesondere den naturnah gestalteten Flächen, in welche die einzelnen Anlagen eingebettet sind, bietet der Zoo vielfältige Lebensräume für wildlebende Kleintiere und Pflanzen an. Diese Organismen werden aber kaum wahrgenommen und ihre Artenzahl war bisher weitgehend unbekannt. Um die Kenntnisse über das Vorkommen der eher unscheinbaren Tiere und Pflanzen im Basler Zoo zu verbessern, erfasste vor einigen Jahren ein Team bestehend aus 48 Zoologen und Botanikern die Artenvielfalt der zwischen den Gehegen lebenden Organismen in einer drei Jahre dauernden Studie.

Das Ergebnis erstaunt selbst die Fachleute: 3'110 Arten von freilebenden Pflanzen, Pilzen und Tieren, einschließlich Insekten, Würmer, Schnecken, Spinnen, Asseln, Fischen, Amphibien, Reptilien, Vögeln und Säugetieren mit Fledermäusen, wurden zwischen den Gehegen im Zoo Basel gefunden. So wurden unter anderen 134 verschiedene Arten von Moosen, 91 Flechten-, 15 Regenwurm-, 45 Springschwanz-, rund 300 Käfer-, 147 Schmetterlings- und 96 Vogelarten im Zoogelände nachgewiesen. Die gesamte Artenvielfalt der Schweiz wird auf 70'000 Arten geschätzt. Nach dem momentanen Stand der Kenntnisse sind somit 6-8 % der in der Schweiz vorkommenden Arten allein im 11,6 ha großen Areal des Basler Zoos zu finden. Ein Vergleich der vorgefundenen Artenvielfalt mit derjenigen anderer Stadtparks oder Zoologischer Gärten ist kaum möglich, aus dem einfachen Grunde, weil derartig umfassende Studien bisher in keinem Stadtpark durchgeführt worden sind. Entsprechende Angaben gibt es lediglich für Pflanzen und einzelne Tiergruppen. Die im Basler Zoo nachgewiesene Vielfalt an freilebenden Tieren wurde aber in keinem anderen Stadtpark auch nur annähernd erreicht.

Naturnahe Gartenpflege

Verschiedene Gründe dürften für die außergewöhnlich reiche Artenvielfalt verantwortlich sein. Bei der Gründung im Jahre 1874 bestand ein Teil des heutigen Zoogeländes aus einem Auen-ähnlichen Wald. Durch schonende Gartenpflege konnten sich viele an Waldstrukturen angepasste Arten halten. Das Ufer des Birsigs ermöglicht weiterhin die Ein- und Auswanderung für gewisse Tierarten und die Böschung der Elsässerbahn stellt eine Verbindung zu offenen, trockenen Lebensräumen dar. Das kleinräumige Mosaik von verschiedenen Substraten, Strukturen und Lebensraumbedingungen erlaubt ein Nebeneinander von zahlreichen Arten auf kleinstem Raum. Auch der langjährige weitestgehende Verzicht auf Herbizide und Insektizide dürfte wesentlich zur hohen Artenvielfalt beitragen. Zudem wurden bei der Neu- und Umgestaltung von Anlagen immer wieder Pionierlebensräume geschaffen.

Seltene und gefährdete Arten

Von den insgesamt 3'110 im Zoo Basel festgestellten Arten wurden 31 Arten zum ersten Mal in der Schweiz gefunden. Bei diesen Erstnachweisen handelt es sich hauptsächlich um Vertreter von bisher in der Schweiz unzureichend bearbeiteten Gruppen (Springschwänze, Blattläuse, Zikaden). Interessanterweise beherbergt der Zoo auch zahlreiche gefährdete Tiere zwischen den Gehegen: 113 der freilebenden Arten sind in einer der nationalen Roten Listen aufgeführt. Dies weist auf den hohen Naturschutzwert des Gartens hin. Unbeabsichtigte Einschleppungen von Pflanzenparasiten (Pilze und Insekten) mit exotischen Zierpflanzen konnten hingegen nur in drei Fällen dokumentiert werden.

Mangel an Fachleuten

Diese weltweit bemerkenswerte Pionierarbeit konnte nur dank der engen Zusammenarbeit von Wissenschaftlern der Universität Basel, der Entomologischen Gesellschaft Basel, des Naturhistorischen Museums und vom Zoo Basel durchgeführt werden. Durch den Beizug externer Fachleuten konnten weitere Gruppen bearbeitet werden, aber noch lange nicht alle. Bei einigen Tiergruppen konnten die Arten wegen des Fehlens von Fachleuten nicht bestimmt werden. Der Grund dafür ist die veränderte Prioritätensetzung in der Biologie-Ausbildung an den Schweizer und ausländischen Universitäten: Mit wenigen Ausnahmen gibt es kaum mehr eine gründliche Ausbildung in den Fachbereichen Taxonomie und Systematik, wie dies exemplarisch in Bayern dokumentiert wurde. Mit Blick auf den weltweiten Schutz der Biodiversität und ihre nachhaltige Nutzung sowie auf die fortschreitende Klimaerwärmung sind biosystematische und taxonomische Kenntnisse aber von entscheidender Bedeutung.

Die effektiv im Zoo Basel vorhandene Artenvielfalt dürfte bedeutend größer sein als die 3'110 nachgewiesenen Arten. Geschätzt wurde, dass mindestens 5'500 freilebende Tier- und Pflanzenarten im Basler Zoo beheimatet sind. Dies bedeutet, dass neben den "offiziellen" 551 Zootierarten (Zoo-Artenliste von 31.12.2022) zehnmal so viele wildlebende Arten im Zoogelände vorkommen. Der Zoo Basel fördert mit gezielten Massnahmen diese Artenvielfalt. Nistkästen bieten Vögeln zusätzliche Brutplätze, blühende Flächen versorgen Nektar suchende Insekten mit Nahrung und schädliche Neophyten werden entfernt.

Literatur:

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21.03.2013 - 1060

Freigegeben in Lebensraum Zoo
Montag, 21 Januar 2013 14:46

Tiergarten Nürnberg und der Reichswald

Im Jahr 1992 verabschiedete die Europäische Gemeinschaft die Richtlinie 92/43/EWG "Flora-Fauna-Habitat"; in deren Anhängen diejenigen seltenen Tier- und Pflanzenarten sowie bedrohten Lebensraumtypen genannt werden, für welche die Mitgliedstaaten Schutzgebiete (FFH-Gebiete) ausweisen müssen. Zusammen mit der bereits 1979 erlassenen Vogelschutzrichtlinie (79/409/EWG) und ihren Vogelschutzgebieten (SPA-Gebiete) bilden sie das Projekt "Natura 2000" - ein länderübergreifendes Netz von Schutzgebieten.
        
In diesem Zusammenhang starteten 2006 starteten die Ämter für Landwirtschaft und Forsten Roth und Fürth die Managementplanung für ein Fauna- Flora- Habitat- Gebiet (FFH) "Tiergarten Nürnberg mit Schmausenbuck". Die Auftaktveranstaltung fand im Naturkundehaus des Tiergartens statt.

Beim insgesamt 613 ha großen FFH-Gebiet Tiergarten Nürnberg mit Schmausenbuck handelt es sich überwiegend um einen mit alten Eichen durchsetzten Hainsimsen-Buchenwald (Luzulo-Fagetum) von hohem ökologischem Wert (Waldanteil 93%). Namensgebend und typisch für diesen Lebensraum ist in der Krautschicht die Weiße Hainsimse (Luzula luzuloides), ein eher unscheinbares Sauergras mit weißlichem Blütenstand. Charakteristische Pflanzenarten sind Heidelbeere (Vaccinium myrtillus), Wald-Sauerklee (Oxalis acetosella) und Drahtschmiele (Deschampsia flexuosa).

Ein kleiner Teil des Schutzgebiets wird von Erlen-Eschen-Auenwäldern (Alno-Padion) mit Schwarzerle (Alnus glutinosa) und Esche (Fraxinus excelsior) eingenommen. Charakterart in der Krautschicht ist die Hain-Sternmiere (Stellaria nemorum). Der Wald kann allgemein sehr artenreich sein, so kommen als typische Begleiter der Hain-Sternmiere in der Krautschicht fast immer Wald-Ziest (Stachys sylvatica), Echte Nelkenwurz (Geum urbanum), Scharbockskraut (Ficaria verna), Moschuskraut (Adoxa moschatellina), Kriechender Günsel (Ajuga reptans), Große Brennnessel (Urtica dioica) und Gewöhnliche Pestwurz (Petasites hybridus) sowie die Süßgräser Phalaris arudinacea und Elymus caninus hinzu.  Über basenreichem Untergrund wachsen in der Krautschicht immer auch Arten der frischen Waldmeister-Buchenwälder wie Bärlauch (Allium ursinum), Bingelkraut (Mercuralis perennis) oder Ähriges Christophskraut (Actaea spicata).

Die Baumhöhlen der alten Eichen bilden Quartiere für besonders gefährdete waldbewohnende Fledermausarten. So kann man hier neben der FFH-Art Bechsteinfledermaus auch das Braune Langohr, Wasser- und Fransenfledermaus sowie die erst 1996 als eigene Art entdeckte Mückenfledermaus entdecken. Mit viel Glück kann man neben der FFH-Art Hirschkäfer auch den fast schon ausgestorbenen Juchtenkäfer, auch Eremit genannt, beobachten, der in den Mulmhöhlen sehr alter Laubbäume lebt.

Eine Vielzahl anderer Insekten sowie Vögel (v.a. Spechte, Eulen und andere Höhlenbrüter) und viele Pilzarten sind ebenfalls auf den Strukturreichtum des Gebietes mit einem hohen Anteil alter und abgestorbener Bäume angewiesen. Die Offenlandbereiche werden im Wesentlichen von den ehemaligen Sandsteinbrüchen der Stadt Nürnberg geprägt, in denen jetzt ein Großteil der Freilandgehege des Tiergartens untergebracht ist und an derfen Wänden z. B. Hasenlattich (Prenanthes purpurea) und Hexenkraut (Circaea lutetiana) gedeihen.

Literatur und Internetquellen:

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© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx