ARAMILEV, V. V. (2009)
Sika Deer in Russia.
In: McCULLOUGH, D. R., TAKATSUKI, S. & KAJI, K. (eds., 2008) Sika Deer – Biology and Management of Native and Introduced Populations: 475-500. Springer Verlag, Tokyo, Berlin Heidelberg, New York. ISBN 978-4-431-0-9428-9.
Abstract:
Sika deer (Cervus nippon hortulorum) were originally distributed over much of Primorsky Krai (an administrative division in the Russian Far East similar to a U.S. state) in Far East Russia, occupying coastal and inland valley deciduous and mixed deciduous-pine forests up to about 500 m elevation, with isolated individuals in favored habitat at higher elevations. Their limits to the north extend into southern Khabarovsky Krai along the Ussuri River Valley, and along the seacoast to the vil lage of Malaya Kema. These limits are set by winter snow depth, which also limits their occupation of higher elevations in the Sikhote-Alin mountain range. Sika deer were translocated in the late nineteenth and early twentieth centuries to other coun tries and to European Russia where they have shown considerable adaptive capacity by acclimatizing to severe winter conditions. Sika deer feed primarily on forest understory vegetation and on herbaceous plants in forest openings. Their native forage is deficient in sodium so they seek sources of salt at the seashore, from min eral soils and springs, or from aquatic freshwater plants with high sodium content. Sika deer displace other ungulate competitors from their preferred habitats and, in high numbers, can have serious impacts on vegetation. There is some interbreeding between sika deer and wapiti, but intermediate phenotypes are rare. Overhunting beginning in the late 1800s and extending through World War II resulted in a severe decline in the sika deer numbers and distribution. At the same time, many sika deer were raised in farms for commercial production of antlers and other products. In the last 25 years there has been an increase in the wild population and expan sion of the distribution across Primorsky Krai. Now sika deer occupy most of their original range, apparently colonizing all suitable habitats. Serious anthropogenic pressure, both a loss of habitat and hunting, has not hindered this growth in the number and dispersal of sika deer, although some former habitat along the seacoast has been lost to human development. Sika deer in farms are not very economically viable at present. The re-occupation of the original range consisted of both wild and farm-escaped deer, but genetic studies show that they are all of the original genetic stock. Their increase has occurred despite serious predation pressure by tigers and leopards, and illegal hunting; they are currently managed for sustainable harvest.
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BAUMANN, P. W. (2010)
Die Alpengämse.
Wildbiologie - Biologie einheimischer Wildtiere 1/15a. 16 Seiten.
Hrsg.: Wildtier Schweiz. Winterthurerstrasse 92, CH-8006 Zürich
Auszug:
Als einzige grosse Tierart haben Gämsen den Alpenraum «immer» fast flächendeckend besiedelt. 430’000 Gämsen leben heute in den Alpen, gegen 100’000 allein in der Schweiz. Gebietsweise sind Gämsen so zahlreich, dass sie von der einheimischen Bevölkerung als selbstverständlich, wenn nicht gar als «Grasdiebe» empfunden werden. Im alpinen Übergangsbereich zur Waldgrenze und in steilen Rückzugsgebieten haben die Tiere nach wie vor ihren Verbreitungsschwerpunkt. Mehr und mehr gehören sie hier zu den sicheren, obgleich immer noch unterschätzten Naturwerten, welche Touristen in die Berge locken. Trotz dieses neuen wirtschaftlichen Nutzens und der Bedeutung der Gämse für die Jagd ist ihre Biologie noch keineswegs abschliessend erforscht. Auch kann Früheres hinterfragt, wenig Beachtetes oder scheinbar Unwichtiges ans Licht geholt und Neueres bekannt gemacht werden. Die Gämse verdient es, nicht nur mit problemorientierten Mosaiksteinen aus der Forschung im Gespräch zu bleiben.
Bezugsquelle: http://www.wildtier.ch/shop/shop.php?product=208
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BAUMANN, F. (1949)
Die freilebenden Säugetiere der Schweiz.
492 Seiten, 1 Farbtafel als Frontispiz und über 500 Schwarzweiss-Illustrationen im Text.
Verlag Hans Huber Bern.
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Aus dem Nachruf auf Franz Baumann:Der Band über die Säugetiere hat wissenschaftlich einen wesentlich höheren Rang aks das ebenfalls von BAUMANN 1943 verfasste Buch "Die Vögel der Schweiz". Er ist über das Berner Heimatmuseum hinaus ein originales Werk. Zur Artcharakterisierung wurden dabei ausgiebig die Merkmale der Bezahnung ausgenützt und in vorzüglichen Photographien wiedergegeben. Mit einer solchen «Zahnsystematik» kann die Artzugehörigkeit eines Säugetieres auch dann ermittelt werden, wenn nur Kieferfragmente oder gar nur Zähne vorliegen. Dies ist für die Bestimmung von Funden aus historischer und prähistorischer Zeit von großem Wert. Neben ihrer wissenschaftlichen Bedeutung sind diese Gebißbilder ein Dokument für Baumanns naturwissenschaftlich künstlerischen Sinn. Sie vermitteln, sagte er mit Recht, «in erstaunlicher Eindrücklichkeit die bizarre Schönheit der Schädel und Gebisse, aber auch ihre auffallende Zweckdienlichkeit im Leben der Arten». Gleichzeitig ist das Buch, zumal auch die biologische Literatur bis in die letzten Jahre hineingearbeitet ist, ein repräsentatives allgemeines Werk für die Säugerfauna der Schweiz geworden, das seinem Verfasser und ebenso dem Museum auch im Ausland großes Ansehen eintrug. Mitteilungen der Naturforschenden Gesellschaft in Bern. Bd. 19 (1961) |
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BARTEL, M., GRAUER, A., GREISER, G., HEYEN, B., KLEIN, R., MUCHIN, A., STRAUSS, E., WENZELIDES, L. & WINTER, A. (2007)
Wildtier-Informationssystem der Länder Deutschlands.
Status und Entwicklung ausgewählter Wildtierarten in Deutschland, Jahresbericht 2006.
Deutscher Jagdschutz- Verband e.V. (Hrsg.). VII + 98 Seiten, zahlreiche Abbildungen. ISSN 1863 - 7582
Zusammenfassung:
Mit dem Wildtier-Informationssystem der Länder Deutschlands (WILD) wurde erstmals ein bundesweites Monitoring-Programm zur großflächigen Populationserfassung bejagbarer Wildtiere installiert.
Der Deutsche Jagdschutz-Verband gab das Projekt als dauerhaften Baustein der ökologischen Umweltbeobachtung mit dem Ziel in Auftrag, Strategien für Schutz und nachhaltige Nutzung von Tierpopulationen zu entwickeln. Die Erfassung von Populationsdichten und -entwicklungen dient als Basis für weitere Forschung und als Argumentationsbasis für jagdpolitische und naturschutzrelevante Entscheidungen in Deutschland. Die Daten des Monitoring-Programms „Greifvögel und Eulen Europas“ fließen durch Unterstützung der Game Conservancy Deutschland e.V. und des DJV mitin das WILD ein und ergänzen es um einen weiteren Baustein.
Die Datenerhebung in WILD basiert zum einen auf Wildtierzählungen in ausgewählten Referenzgebieten, zum anderen auf Bestandseinschätzungen in möglichst vielen Jagdbezirken Deutschlands. In dem langfristig angelegten Projekt werden auch Faktoren, die Einfluss auf die Dichte der untersuchten Tierarten nehmen können (z.B. Flächennutzung, Jagdintensität, differenzierte Jagdstrecken), erhoben.
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BARKHAUSEN, A. (2012)
Das Alpenmurmeltier.
Biologie einheimischer Wildtiere 1/16a. 16 Seiten.
Hrsg.: Wildtier Schweiz. Winterthurerstrasse 92, CH-8006 Zürich.
Auszug:
Murmeltiere, deren Pfiffe weit über die Talkessel schrillen, gehören wohl zu den bekanntesten Alpenbewohnern. Sie haben die Menschen mit ihrem munteren Treiben und ihrem ausgeprägten Familienleben schon immer fasziniert, denn dort, wo sie nicht gejagt werden, sind sie nicht scheu und lassen sich leicht beobachten. Eher plump und gedrungen, eben noch mit Fressen, Graben oder sozialen Kontakten beschäftigt, können sie doch überraschend schnell und wendig in einer der vielen Röhren oder Baueingänge ihres Territoriums verschwinden, sobald ein Warnpfiff ihren Hauptfeind, den Steinadler, ankündigt. In den kurzen Bergsommern bleibt ihnen nicht viel Zeit für Paarung, Jungenaufzucht und Fressen, bevor sie sich wieder für 6 bis 7 Monate mit einem dicken Fettpolster zum Winterschlaf in ihre Baue zurückziehen müssen. Während des Winterschlafes zeigt sich die wahre Stärke einer Murmeltierfamilie, denn ohne die gezielte Zusatzerwärmung durch Eltern und ältere Geschwister könnten diesjährige Jungtiere den langen Winter nicht überstehen.
Bezugsquelle: http://www.wildtier.ch/shop/shop.php?product=225&catk=77&catv=barkhausen
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BARKHAUSEN, A. (2007)
Der Siebenschläfer.
Biologie einheimischer Wildtiere 1/54. 20 Seiten.
Hrsg.: Wildtier Schweiz, Winterthurerstrasse 92, CH-8006 Zürich.
Auszug
Der Siebenschläfer fasziniert allein schon wegen seines geheimnisvollen Namens. Ein kleines Tier, das viele Monate des Jahres schlafend verbringt, um im Sommer plötzlich wieder quicklebendig zu erscheinen. Dann widmet es sich der Fortpflanzung und der Jungenaufzucht, bevor es sich wieder den Winterspeck für den nächsten Schlaf anfrisst. Der Name ist allerdings etwas irreführend: Eigentlich müsste er Achtschläfer heissen, harren die meisten Tiere doch so lange in ihren Winterquartieren aus, bis es wieder wärmer wird. Führt der nachtaktive Kobold die meiste Zeit des Jahres ein für den Menschen verborgenes Leben, macht er während seiner sommerlichen Aktivitäten umso stärker auf sich aufmerksam, sei es als resoluter Nistkastenbewohner oder als polternder Untermieter von menschlichen Behausungen. Nicht immer zur Freude der Besitzer. Mit etwas Toleranz ist ein Miteinander aber möglich. Vielleicht erst recht, wenn man bedenkt, dass der Siebenschläfer in weiten Teilen seines Verbreitungsgebietes im Bestand deutlich zurückgeht.
Bezugsquelle: http://www.wildtier.ch/shop/shop.php?product=51&catk=77&catv=barkhausen
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BARKHAUSEN, A. (2004)
Der Feldhase.
Biologie einheimischer Wildtiere 1/1a. 16 Seiten.
Hrsg.: Wildtier Schweiz. Winterthurerstrasse 92, CH-8006 Zürich
Auszug:
"Angsthase" oder "Hasenfuss" wird jemand beschimpft, dem man nicht viel Mut zutraut. Gleichzeitig warten jedes Jahr unzählige Kinder auf den Osterhasen. Wohl zu keinem anderen Wildtier hat der Mensch eine so intensive Beziehung wie zum Feldhasen. Er gehört zu unserer Kultur. Und doch fällt das Verhältnis für diesen zwiespältig aus: Einerseits haben die Menschen mit ihren Waldrodungen früher seine Verbreitung gefördert, andererseits wurde der Mensch auch des Hasen Feind - allem voran als Zerstörer seines natürliche Lebensraumes. Bis in die Fünfzigerjahre des vergangenen Jahrhunderts traf der Hase in den landwirtschaftlich genutzten Gebieten Mitteleuropas paradiesische Lebensumstände an. Das belegen die damaligen Jagdstatistiken: Nie zuvor konnten mehr Hasen geschossen werden. Seither aber haben die zunehmende Zersiedelung der Landschaft, Verbauungen, die intensivierte Landwirtschaft und nicht zuletzt das immer engere Strassennetz den ehemaligen Lebensraum des Feldhasen stark verkleinert und zerstückelt. Ihm fehlt heute der Platz zum Leben und Lieben. Mittlerweile steht er auf der Roten Liste der gefährdeten Säugetiere der Schweiz.
Bezugsquelle: http://www.wildtier.ch/shop/shop.php?product=46&catk=77&catv=barkhausen
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BARKHAUSEN, A. (2003)
Der Maulwurf.
Biologie einheimischer Wildtiere 1/51. 8 Seiten
Hrsg.: Wildtier Schweiz. Winterthurerstrasse 92, CH-8006 Zürich
Auszug:
Den Maulwurf kennt jeder, und auch die Spuren seiner Grabtätigkeit in Wiesen und Feldern sind uns als Erdhügel bestens vertraut, doch über seine Lebensweise wissen wir im Allgemeinen recht wenig. Sein Leben spielt sich eben hauptsächlich im unterirdischen Dunkel ab. Selbst die Forschung konnte bis heute nicht all seine Geheimnisse lüften. Auch ist es bisher noch nie gelungen, Maulwürfe in Gefangenschaft zu züchten, weshalb vor allem bei der Fortpflanzung noch einiges unbekannt ist. Als äusserst lernfähiger Insektenfresser hat sich der Maulwurf den weitgehend ungenutzten Lebensraum unter der Erde erschlossen und sich erfolgreich an die dort herrschenden Bedingungen angepasst. Er ist ein hervorragender Tunnelbauer. So gräbt er riesige Röhrensysteme und buddelt sich auch bei Gefahr innert Sekunden in die Erde. Beim Graben und Durchstreifen seiner Gänge findet er auch seine Beutetiere, seien es nun Regenwürmer, Insekten oder andere Wirbellose. Niemals vergreift sich der Maulwurf aber an Pflanzenwurzeln, ganz im Gegenteil – er verzehrt Unmengen von unterirdischen Pflanzenschädlingen.
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KÜHNIS, J. (2011)
Amphibienmonitoring.
Naturkundliche Forschung im Fürstentum Liechtenstein, Band 17.
35 Seiten, 61 Abbildungen, 14 Tabellen.
Amtlicher Lehrmittelverlag, Vaduz. ISBN 978-3-952324-4-1. ISBN 3-952324-4-6.
Volltext (PDF)
Zusammenfassung:
Im Rahmen eines regionalen Überwachungsprogrammes werden die Amphibienvorkommen in Liechtenstein seit 1995 systematisch und flächendeckend erfasst. Ziel dieses Monitorings ist es, regionale Entwicklungstrends abzuschätzen und gefährdete Arten wirksam zu erhalten. Die vorliegende Trendanalyse basiert auf einem Datensatz von insgesamt 4’171 Tiernachweisen (1’923 Beobachtungen in Laichgebieten, 2’147 Beobachtungen an Amphibienzugstellen sowie 101 Nachweisen des Alpensalamanders) und ermöglicht eine kritische Gesamtschau der letzten 15 Jahre.
Die Bilanz fällt ernüchternd aus und zeigt vor allem bei den gefährdeten (Erdkröte und Wasserfrösche) und stark gefährdeten Arten (Gelbbauchunke und Kammmolch) einen besorgniserregenden Rückgang. Viele der ehemals individuenstarken Vorkommen sind eingebrochen, isoliert und an mehreren Standorten ist eine kritische Populationsgrösse erreicht. Lediglich bei unseren häufigen Arten Grasfrosch und Bergmolch konnten die Verluste durch Neubesiedlungen kompensiert werden. Zudem besitzen beide Arten noch Populationsreserven im Berggebiet. Weiter im Vormarsch befindet sich der allochtone Seefrosch; seit 1995 haben sich die Anzahl seiner Vorkommen vervierfacht und die Lokalbestände stark zugenommen. Aufgrund der möglichen Verdrängung von einheimischen Arten ist eine weitere Ausdehnung dieser invasiven Art im Alpenrheintal (soweit noch möglich) zu verhindern.
TOBLER, U. (2011)
Differential responses on individual- and population-level to a fungal pathogen: Bd infection in the midwife toad Alytes obstetricans.
125 Seiten.
2011 PhD Thesis, University of Zurich, Faculty of Science.
Volltext
Zusammenfassung
Infektionskrankheiten werden zu einer immer stärkeren Bedrohung der Biodiversität, und die Anzahl bekannter Wildtierkrankheiten, die sich ausbreiten, nimmt dramatisch zu (Daszak et al. 2000, Smith et al. 2009). Die Problematik kommt daher, dass Krankheitserreger, die ein breites Wirtsspektrum haben, in naive Populationen eingeschleppt werden, zusammen mit ihren relativ resistenten ursprünglichen Wirten, die als Überträger dienen (Daszak et al. 2004).
Gemäss der IUCN sind Amphibien die am stärksten bedrohte Wirbeltiergruppe; rund ein Drittel der Arten ist bedroht (Gascon et al. 2007). Eine Pilzerkrankung, die Chytridiomykose, wurde als eine wichtige Ursache der Bestandesrückgänge identifiziert. Deren Erreger, der Pilz Batrachochytrium dendrobatidis (Bd) ist ein Chytridiomycet, der die keratinisierte Haut von Amphibien befällt und mit dem lokalen und globalen Aussterben von Amphibien auf mehreren Kontinenten in Verbindung gebracht wird (Fisher et al. 2009b, Kilpatrick et al. 2010). Bd wird hauptsächlich im Wasser übertragen und ein langes Kaulquappenstadium, wie es bei der Geburtshelferkröte vorkommt, erhöht somit das Ansteckungsrisiko. Infektionen bei Kaulquappen sind auf die Mundfelder beschränkt, was keine Krankheitssymptome bewirkt. Im Gegensatz dazu sind die Tiere kurz nach der Metamorphose am anfälligsten, wenn die gesamte Amphibienhaut von Keratin überzogen wird und das Immunsystem erst schwach ausgebildet ist (Rollins-Smith 1998). Nebst Unterschieden in der Krankheitsanfälligkeit verschiedener Lebensstadien beobachtet man auch Unterschiede aufgrund von Hautpeptiden, der Lebensweise und dem Verhalten; auch bakterielle Symbionten auf der Amphibienhaut und klimatische Bedingungen dürften eine Rolle spielen (Fisher et al. 2009b, Kilpatrick et al. 2010). So sind manche Arten relativ resistent und erkranken nicht, während bei anderen Arten Massensterben auftreten. Geburtshelferkröten-Populationen in einem Nationalpark in Spanien nahe Madrid nahmen beispielsweise drastisch ab, nachdem Bd dort erstmals nachgewiesen wurde (Bosch et al.2007, Bosch et al. 2001); daher ist die Annahme begründet, dass Bd auch in anderen Verbreitungsgebieten der Art zu Bestandesabnahmen führt.
In der Schweiz hat die Geburtshelferkröte in den letzten drei Jahrzehnten massive Bestandesrückgänge erlitten (Schmidt & Zumbach 2005). Vielen lokalen Aussterbeereignissen kann keine offensichtliche Ursache zugewiesen werden und daher ist eine eher kryptische Ursache wie eine Infektionskrankheit eine plausible alternative Erklärung.
Im ersten Kapitel meiner Dissertation bestimme ich den geographischen Massstab, in dem Geburtshelferkröten-Populationen organisiert sind. Die meisten Arten sind in Populationen organisiert, die ihrerseits Netzwerke aus Subpopulationen sind. Diese Netzwerke zeichnen sich durch einen unterschiedlichen Grad an Genfluss zwischen einzelnen Subpopulationen aus (Wright 1965). In meiner Arbeit untersuchte ich die genetische Struktur von Geburtshelferkröten in vier Regionen der Schweiz. Alle vier Regionen beherbergen Netzwerke von Subpopulationen, die sich in der Stärke der Bestandesabnahmen, im Grad ihrer Vernetzung und einer Reihe weiterer Ursachen, die die genetische Struktur beeinflussen können, unterscheiden. Anhand neutraler Mikrosatellitenmarker bestimmte ich die genetische Diversität und Differenzierung innerhalb der Regionen. Mittels Modellselektion suchte ich die Faktoren, die die Unterschiede in der genetischen Struktur zwischen den Regionen am besten erklären. Wir fanden keine Hinweise darauf, dass die Stärke der Bestandesabnahmen mit der genetischen Diversität korreliert. Ebenso wenig war die genetische Differenzierung mit der Isolation der Subpopulationen korreliert; alle Populationen waren genetisch isoliert, selbst über geringe Distanzen. Nur die Höhenlage hatte einen Einfluss auf die genetische Diversität: Sie nahm mit zunehmender Höhenlage zu. Fluktuierende Umweltbedingungen in grösseren Höhenlagen sind eine mögliche Erklärung für diese Beobachtung (Fisher 1930, Munwes et al. 2010). Das Fehlen eines Zusammenhangs zwischen Bestandesrückgängen und genetischer Zusammensetzung deutet darauf hin, dass Geburtshelferkröten-Subpopulationen als relative unabhängige Einheiten funktionieren und Genfluss zwischen Subpopulationen relativ unwichtig ist (Beebee 2005, Frankham et al. 2002). Daher sollten sich Auswirkungen der Infektionskrankheit anhand ihres Effekts auf einzelne Populationen zeigen lassen, unabhängig vom Infektionsstatus benachbarter Populationen.
In Kapitel 2 quantifiziere ich die Mortalität von mit Bd infizierten Geburtshelferkröten nach der Metamorphose. Dazu fing ich natürlicherweise infizierte Kaulquappen von drei verschiedenen Populationen und zog sie im Labor auf. Die Kaulquappen wurden in drei Behandlungsgruppen eingeteilt: 1) Die Bd-negative Kontrolle befreite ich durch die Behandlung mit dem fungiziden Medikament Itraconazol von der Infektion (Garner et al.2009a). 2) Die Stresskontroll-Gruppe behandelte ich nach dem gleichen Protokoll wie die Bd-negative Kontrolle, verzichtete aber auf das Itraconazol während der Behandlung. Diese Gruppe erfuhr also denselben Behandlungsstress wie die Itraconazol-behandelte Gruppe, blieb aber infiziert. 3) Die letzte Gruppe wurde nicht behandelt und nur die regulären Wasserwechsel und Fütterungen, die bei allen Versuchsgruppen stattfanden, wurden vorgenommen. Auch diese Gruppe blieb demnach infiziert. Die Resultate zeigen, dass die Mortalität durch Bd-Infektion hoch war (44.4% aller infizierten Tiere starben), aber dass es grosse Unterschiede zwischen den verschiedenen Populationen gab (die Sterblichkeit schwankte zwischen 27% und 90%). Die Unterschiede, die wir beobachteten, könnten auf unterschiedliche symbiotische Hautbakterien, unterschiedliche Erregerstämme oder Umwelteffekte vor dem Fang im natürlichen Lebensraum zurückzuführen sein. Umwelteffekte lassen jedoch über kurze Zeit nach (Van Buskirk 2002) und Hautbakterien und Erregerstämme wurden aufgrund unseres Laborprotokolls zwischen den Populationen vermutlich vermischt. Daher gehen wir davon aus, dass genetische Unterschiede zwischen den Populationen die Unterschiede in der Mortalität bewirkt haben.
Wie die hohe Sterblichkeit, die wir im 2. Kapitel beobachteten, zeigt, sind Auswirkungen von Bd auf die Überlebenswahrscheinlichkeit der Populationen anzunehmen. Daher versuche ich im 3. Kapitel einen Zusammenhang zwischen dem Vorkommen von Bd in einer Population und dem lokalen Aussterben der Geburtshelferkröte herzustellen. Dazu benützten wir Daten aus der Erhebung, die im Rahmen der Aktualisierung der Roten Liste in 2003 und 2004 durchgeführt wurde (Schmidt & Zumbach 2005). Anhand dieser Daten wählten wir 79 Teiche, verteilt über das gesamte Verbreitungsgebiet der Geburtshelferkröte in der Schweiz, von denen wir wussten, dass sie um ca. 1985 Geburtshelferkröten-Populationen beherbergt hatten. Wir besuchten diese Teiche in 2008 und testeten sie auf das Vorkommen von Bd, indem wir Hautabstriche von Amphibien sammelten, die wir an den Teichen fingen. Diese Abstriche wurden im Labor mittels real-time PCR auf Bd getestet (Boyle et al. 2004). Gleichzeitig führten wir eine erneute Erhebung über die Anwesenheit von Geburtshelferkröten an den Teichen durch. Die Anwesenheit von Bd und Geburtshelferkröten wurden dann in einem hierarchischen Modell analysiert, das die Vorkommenswahrscheinlichkeit mehrerer Arten während mehrerer Erhebungsperioden modelliert. Bei dieser Art von Modellen wird die Antreffwahrscheinlichkeit einer Art mitberücksichtigt. Ich modellierte also gleichzeitig die Vorkommenswahrscheinlichkeit von Bd in 2008 und die Vorkommenswahrscheinlichkeit der Geburtshelferkröte während den zwei Erhebungen in 2003/2004 und 2008 in einem einzigen Modell. Dieses Modell berechnete ich in mit dem Programm WinBUGS (Kéry 2010, Royle & Dorazio 2008), das auf dem Bayes’schen Theorem bedingter Wahrscheinlichkeiten beruht. Dadurch war es mir möglich, die Wahrscheinlichkeit, dass die Geburtshelferkröte vorkommt, ausgestorben ist oder überlebt hat an einem Teich, und die Wahrscheinlichkeit, dass Bd vorkommt, in Abhängigkeit von einander modellieren und dabei jeweils den Fehler der geschätzten Wahrscheinlichkeiten berücksichtigen (Waddle et al. 2010). Dabei zeigte sich, dass das Vorkommen bzw. die lokale Aussterbewahrscheinlichkeit der Geburtshelferkröte unabhängig vom Vorkommen von Bd ist. Dieses überraschende Ergebnis wird durch die Resultate aus meinem nächsten Kapitel gestützt.
Im 4. Kapitel untersuche ich die Wachstumsraten von Geburtshelferpopulationen in An- oder Abwesenheit von Bd. Adrian Borgula stellte grosszügigerweise die jährlichen Ruferzählungen von 26 Teichen im Kanton Luzern von 2002 bis 2009 zur Verfügung. Für jede Population modellierte ich den Populationstrend in Abhängigkeit des Vorkommens von Bd und der Häufigkeit nachgewiesener Fortpflanzung. Dieses Modell wurde wiederum im Programm WinBUGS beruhend auf dem Bayes’schen Wahrscheinlichkeitstheorem berechnet. Der Vorteil dieses Ansatzes gegenüber konventionellen Maximum-Likelihood Schätzung ist, dass bei der Analyse der Fehler im Populationstrend, der durch den Beobachtungsprozess und den Prozess der Analyse entsteht, berücksichtigt wird. Wiederum fanden wir keinen negativen Zusammenhang zwischen dem Vorkommen von Bd und den Wachstumsraten der Geburtshelferkröten-Populationen. Das Fehlen eines Zusammenhangs zwischen dem Vorkommen von Bd und lokalen Bestandesabnahmen (Kapitel 4) oder lokalem Aussterben (Kapitel 3) der Geburtshelferkröte kann durch mehrere Mechanismen zustande kommen, die einander nicht zwingend ausschliessen: 1) Möglicherweise begünstigen die herrschenden Umweltbedingungen keine Krankheitsausbrüche (Bosch et al.2007, Rohr et al. 2008, Walker et al. 2010). 2) Andererseits kann Bd sowohl als enzootische als auch als epizootische Infektion vorliegen (Briggs et al. 2010). Während epizootische Krankheitsdynamik meist additive, d.h. zusätzliche, Mortalität bewirkt, besteht bei enzootischer Dynamik die Möglichkeit, dass die Mortalität kompensiert wird. Bd in der Schweiz könnte mehrheitlich enzootische Krankheitsdynamik bewirken. 3) Bd verringert möglicherweise nicht die Überlebenswahrscheinlichkeit, sondern wirkt sich auf andere Fitnessparameter von Individuen aus. Ist das Leistungsvermögen in einem Fitnessbereich reduziert, kann möglicherweise eine gesteigerte Effizienz in anderen Fitnessbereichen für die Verluste kompensieren (Jolles et al. 2005). 4) Möglich ist auch, dass Bd zu Beginn nach dem ersten Auftreten eine Bestandesabnahme bewirkt hat und dass sich die Populationen jetzt auf einem geringeren Niveau stabilisiert haben (Briggs et al. 2005). Die Prävalenz und Abundanz von Bd variiert stark zwischen verschiedenen Populationen. Massensterben treten nur auf, wenn die Abundanz von Bd sehr hoch ist (Briggs et al. 2010, Vredenburg et al. 2010).
Daher versuche ich in Kapitel 5 diese Unterschiede durch die Umwelteigenschaften der Gewässer zu erklären. Dazu wählte ich 19 Teiche in den drei Gebieten, die ich in Kapitel 1 bereits beprobt hatte und in denen Bdvorkam, nämlich BE, BL und SG. An diesen 19 Teichen beprobte ich im Frühling und Sommer Kaulquappen der Geburtshelferkröte auf Bd und mass von April bis Oktober Umweltdaten. Anhand eines hierarchischen Bayes-Modells schätzte ich die Auswirkungen der Amphibiendichte, der Wassertemperatur, der genetischen Diversität der Wirtspopulation und der Zooplanktondichte auf die Entdeckungs- und Vorkommenswahrscheinlichkeit und Abundanz des Erregers ab. Da Abundanzmodelle eine grosse Anzahl an Iterationen benötigen, bis sie konvergieren, sind die Ergebnisse, die in diesem Kapitel präsentiert werden, erst vorläufig und ändern möglicherweise noch, bis ein Modell gefunden ist, das optimal konvergiert. Die Effekte der Kovariaten Amphibiendichte, Wassertemperatur und Zooplanktondichte sollten qualitativ robust sein, auch wenn die Schätzwerte noch ändern können. Bd war häufiger in wärmeren Teichen, vermutlich weil sogar warme Gewässer in unseren Breitengraden sich nie für längere Zeit über das Wachstumsoptimum von Bd hinaus erhitzen. Eine höhere Kaulquappendichte korrelierte mit einer höheren Abundanz von Bd. Die Ergebnisse belegen, dass Umwelteigenschaften einen Einfluss auf die Abundanz von Bdhaben. Dieses Wissen könnte wichtig werden, wenn es darum geht, Habitatmanagement zu betreiben, um die Auswirkungen von Bd zu reduzieren. Während meiner Dissertation gelang es mir zu zeigen, das Bd auf Individuenebene ein ernst zu nehmender Krankheitserreger sein kann und hohe Mortalität bewirkt. Auf Populationsebene jedoch beobachten wir keine negativen Auswirkungen von Bd. Entweder können die Verluste kompensiert werden oder die Mortalität ist gering, da die Umweltbedingungen keine Krankheitsausbrüche begünstigen. Da die Abundanz des Erregers von den Umweltbedingungen abhängt, kann die Manipulation des Lebensraums der Geburtshelferkröte eine sinnvolle Massnahme zur Verringerung der Auswirkungen von Bd in Zukunft darstellen.
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