WEBER, D., STOECKLE, T. & HUWYLER, S. (2010)
Die aktuelle Verbreitung der Wildkatze (Felis silvestris silvestris Schreber, 1777) in der Schweiz.
Bericht im Auftrag des Bundesamtes für Umwelt (BAFU). 25 Seiten, 5 Abbildungen.
Volltext: http://www.news.admin.ch/NSBSubscriber/message/attachments/22434.pdf
Zusammenfassung:
Die Wildkatze (Felis silvestris silvestris Schreber, 1777) gilt europaweit als gefährdet und ist in den Ländern der EU eine «streng zu schützende Art». In der Schweiz ist die Wildkatze geschützt und gemäss Roter Liste «stark gefährdet». Wegen ihrer heimlichen Lebensweise und wegen der Verwechslungsmöglichkeit mit wildfarbenen Hauskatzen war bislang nur wenig sicheres Wissen über ihre aktuelle Verbreitung in der Schweiz vorhanden. Als Teil eines Konzeptes zur Überwachung der Wildkatzenvorkommen in der Schweiz beauftragte das BAFU deshalb die Hintermann & Weber AG mit einer stichprobenbasierten systematische Erhebung des Wildkatzenvorkommens. Die Resultate dieser Erhebung werden hier vorgelegt. Die Feldarbeiten erfolgten in den beiden Wintern 2008/09 und 2009/10 im Jura-kompartiment des Grossraubtiermonitorings Schweiz durch Beauftragte der Kantone, mehrheitlich Wildhüter. Grundelement der Erhebung waren mit Baldriantinktur imprägnierte Dachlatten, die im Wald auf Wechsel gestellt wurden. Vorbeigehende Katzen rieben sich daran und hinterliessen Haare. Diese wurden dann im Labor der Ecogenics GmbH in Schlieren mit molekulargenetischen Methoden als Wild- oder Hauskatzenhaare identifiziert. Die Definition der Stichprobe – 139 Kilometerquadrate mit je drei Haarfallen – und die systematische Überwachung der Haarfallen liefern eine objektive und reproduzierbare Grundlage zur Dokumentation räumlicher und zeitlicher Unterschiede im Vorkommen der Wildkatze. Zusätzlich enthalten sie auch die nötige Information zum Abschätzen der Genauigkeit der erhobenen Daten. Die Daten eignen sich auch zur Auswertung mit den neusten Modellen für die Analyse von Präsenz- und Absenzdaten. Die Erhebung zeigte, dass die schweizerischen Wildkatzenvorkommen derzeit eine Fläche von ca. 614 km2 ausmachen, was knapp 10% des untersuchten Jura-Kompartimentes entspricht. Die Präzision dieser Schätzung (der 95%-Vertrauensbereich) ist 223-1302 km2. Wenn die a priori für Wildkatzen ungeeigneten Flächen (Siedlungen, grossflächiges Landwirtschaftsgebiet) nicht berücksichtigt werden, so sind derzeit rund 17% des Jura-Kompartimentes nördlich der Aare und westlich der Autobahn A1/A3 Wildkatzen-Lebensraum. Die aktuelle Verbreitung der Wildkatze kann gut mit den beiden Faktoren «Wald-anteil des Kilometerquadrates» und «Distanz zum Ursprungsort der Wiedereinwanderung in die Schweiz» erklärt werden. Andere wichtige Faktoren wie etwa die Höhenlage oder eine relativ komplex messbare «Lebensraumqualität für Wildkatzen» spielen derzeit eine untergeordnete Rolle. Diese Befunde zeigen, dass die Ausbreitung der Wildkatze weiterhin im Gange ist. Die Art stösst im Jura noch kaum an ökologische Grenzen. Obwohl die Untersuchung nicht darauf angelegt war, zeigen die Ergebnisse, zusammen mit anderen Beobachtungen von Wildkatzen, auch eine grobe Über-sicht über die regionale Verbreitung der Wildkatze im Jura: In weiten Teilen des Kantons Jura und in angrenzenden Gebieten der Kantone Basel-Landschaft, Solothurn und Bern ist die Wildkatze verbreitet. Ob und wie vollständig dieses Vorkommen die beiden südlichsten Juraketten umfasst, ist aber nicht klar, genauso wie die Besiedlung des Doubs-Tals. Ein zweites, kleineres Vorkommen hat die Wildkatze in den ausgedehnten Wäldern des Jura-Südhanges im Kanton Waadt. Es ist unklar, ob dieses Vorkommen mit solchen im angrenzenden Frankreich in Verbindung steht, oder ob es auf die Wildkatzen-Aussetzungen der 1970er Jahre in diesem Gebiet zurückgeht. Wir schätzen den schweizerische Wildkatzen-Bestand derzeit auf 159- 930 Tiere. Damit wäre die Art in der Schweiz gemäss Rote-Liste-Kriterien nicht gefährdet. Weil erst ein kleiner Teil des potenziellen Wildkatzen-Lebensraumes im Jura besiedelt ist und innerhalb dieses Gebietes auch wenige Ausbreitungshindernisse vorhanden sind, ist auch ohne besondere Schutz- und Fördermassnahmen eine weitere Ausbreitung der Art zu erwarten. Eine allfällige Gefährdung der Wildkatze durch das Einkreuzen von Hauskatzen ist bei diesen Einschätzungen der Situation nicht berücksichtigt. Eine spontane Besiedlung der wenigen wildkatzentauglichen Lebensräume im Mittelland erscheint aber durch zahlreiche Ausbreitungshindernisse stark erschwert.
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WITZENBERGER, K. A. & HOCHKIRCH, A. (2014)
The Genetic Integrity of the Ex Situ Population of the European Wildcat (Felis silvestris silvestris) Is Seriously Threatened by Introgression from Domestic Cats (Felis silvestris catus).
PLoS ONE 9(8): e106083. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0106083
Abstract:
Studies on the genetic diversity and relatedness of zoo populations are crucial for implementing successful breeding programmes. The European wildcat, Felis s. silvestris, is subject to intensive conservation measures, including captive breeding and reintroduction. We here present the first systematic genetic analysis of the captive population of Felis s. silvestris in comparison with a natural wild population. We used microsatellites and mtDNA sequencing to assess genetic diversity, structure and integrity of the ex situ population. Our results show that the ex situ population of the European wildcat is highly structured and that it has a higher genetic diversity than the studied wild population. Some genetic clusters matched the breeding lines of certain zoos or groups of zoos that often exchanged individuals. Two mitochondrial haplotype groups were detected in the in situ populations, one of which was closely related to the most common haplotype found in domestic cats, suggesting past introgression in the wild. Although native haplotypes were also found in the captive population, the majority (68%) of captive individuals shared a common mtDNA haplotype with the domestic cat (Felis s. catus). Only six captive individuals (7.7%) were assigned as wildcats in the STRUCTURE analysis (at K = 2), two of which had domestic cat mtDNA haplotypes and only two captive individuals were assigned as purebred wildcats by NewHybrids. These results suggest that the high genetic diversity of the captive population has been caused by admixture with domestic cats. Therefore, the captive population cannot be recommended for further breeding and reintroduction.
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HALTENORTH, T. (1957)
Die Wildkatze.
100 S., 25 s/w-Abb..
Die Neue Brehm-Bücherei 189. 1. Auflage.
A. Ziemsen Verlag, Wittenberg Lutherstadt, 1957.
Inhalt:
Der Band ist die erste Monographie über die Wildkatze in deutscher Sprache. Jahrelange Beobachtungen an Wildkatzen und die Kenntnis der einschlägigen Literatur befähigen den Verfasser, diese Monographie so umfassend wie nur igend möglich zu gestalten. Es wird auf die Formbildung in und außerhalb Mitteleuropas, die Unterarten, fossile Vorkommen, Artgeschichte, Gattungsverwandtschaft und die Stellung der Gattung Felis im System eingegangen. Aussehen und Gestalt sowie Leben und Verhalten werden beschrieben, weitere Kapitel befassen sich mit der Jugendentwicklung, dem Seelenleben, der Beudeutung für den Menschen, Parasiten und den Vergleich von Haus- und Wildkatze.
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MÄDER, A. (2013)
Beobachtung der Wildkatzen im Natur- und Tierpark Goldau mit Blick auf die Nutzung von Behavioral Enrichment und aufs Vorhandensein von allfälligen Stereotypien
Zertifikatsarbeit CAS Säugetiere
24 Seiten
Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften, Departement Life Sciences und Facility Management, Fachstelle Wildtier- und Landschaftsmanagement
Zusammenfassung:
Die Wildkatzenanlage im Natur- und Tierpark Goldau wird im Herbst/Winter 2013 erweitert. Ziel des Umbaus ist es, den Tieren in der neuen Anlage noch bessere Lebensbedingungen zu bieten. Um die Wirksamkeit der neuen Anlage und von verbesserten Behavioral Enrichment-Elementen zu messen, beschreibt diese Arbeit die Nutzung von Behavioral Enrichment und die vorhandenen Stereotypien der Tiere im Sinne eines Ist-Zustandes vor dem Umbau.
Die Enrichment-Elemente werden von den Tieren gut genutzt. Bezüglich Stereotypien zeigen sich grosse Unterschiede zwischen den einzelnen Individuen. So zeigt der junge Kater (Kater 2) starke und häufige repetitive Verhaltensmuster. Die beiden älteren Tiere Katze und Kater wurden nur in kurzen Sequenzen beim Stereotypieren beobachtetet. Alles in allem bietet die Wildkatzen-Anlage schon im momentanen Zustand aufgrund der beobachteten Verhaltensweisen der Tiere gute Haltungsbedingungen. Optimierungen in Zukunft sind möglich mit Vergrösserung der Anlage und der noch besseren Aktivierung der Tiere.