Donnerstag, 07 Mai 2015 06:16

Gänsegeier - Feldprojekte

Im 19. und 20. Jahrhundert nahmen die Bestände des Gänsegeiers als Konsequenz direkter Verfolgung und von allgemein gegen Greife und Raubwild gerichteten Vergiftungsaktionen deutlich ab, ferner dadurch, dass die Nahrung knapp wurde, weil Tierkadaver nicht mehr auf Wasenplätzen entsorgt, sondern mittels der heute üblichen Verfahren verwertet wurden. Da die Art aber eine weite Verbreitung und einen immer noch großen Bestand hat, gilt sie global als nicht gefährdet. In Teilen Europas war sie jedoch ausgestorben. So wurde die Alpenpopulation Frankreichs bereits im 19. Jahrhundert ausgerottet und aus dem Zentralmassiv verschwanden die Vögel 1946. Ab dem 19. Jahrhundert verschwanden die Geier auch aus den Karpaten, der Dobrudscha, dem italienischen Festland, Sizilien und weiten Teilen des Balkans, gebietsweise auch aus Spanien, das allerdings nach wie vor mehr als 80% des europäischen Bestandes beherbergt [1; 2].

[Aktuell in gesperrter Kategorie: Zoo Salzburg - ein Landeplatz für Geier]

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Wiederansiedlung des Gänsegeiers in Frankreich  

Von 1981-1986 wurden durch die Ligue pour la Protection des Oiseaux in den Causses im französischen Zentralmassiv etwa 60 adulte Gänsegeier ausgewildert. Dabei arbeitete sie eng mit Zoos und spanischen Auffangstationen zusammen. Es dürfte sich um eine der erfolgreichsten Wiederansiedlungsaktionen gehandelt haben: 25 Jahre später lebten bereits 450 Brutpaare in der Region [2].

Ab 1987 wurde eine Wiederansiedlung des Gänsegeiers in den provenzalischen Alpen in die Wege geleitet. Genehmigungen wurden eingeholt, im Dörfchen Rémuzat wurden Volieren gebaut und danach Vögel aus verschiedenen Quellen beschafft, die ab 1995 auch in den Volieren züchteten. Von 1996 bis 2001 wurden in den Baronnies etwas über 60 subadulte Gänsegeier ausgewildert. 1999 gab es die erste erfolgreiche Nachzucht im Freiland, im folgenden Jahr flogen bereits fünf Jungvögel aus und seitdem wächst der Bestand kontinuierlich [3].

Ab 1999 wurde im Departement Drôme eine zweite Wiederansiedlung im Alpenraum in Angriff genommen. im Regionalen Naturpark Vercors wurden 14 Vögel freigelassen. Dieser erste Versuch war wenig erfolgreich: fünf Vögel wurden schon bald tot aufgefunden, einige weitere wanderten in die Baronnies ab. In der Folge wurden in den Jahren 2001 und 2005 anscheinend mit mehr Erfolg 35 überwiegend erwachsene Vögel freigesetzt [4].

07.05.2015

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Wiederansiedlung des Gänsegeiers in Bulgarien

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Gänsegeierküken (Gyps fulvus) in der Wilhelma Stuttgart, Pressefoto Wilhelma

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Gänsegeier mit Jungvogel im Zoo Duisburg. Bild dpa, fg, vfg

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Ablesen des Transponder-Chips im Allwetterzoo Münstervor dem Transport zum Auswilderungsprojekt © Stefanie Heeke, Allwetterzoo

In den 1970er Jahren waren die Gänsegeier im bulgarischen Balkangebirge Stara Planina ausgestorben. Sie waren damals dem Einsatz von Giftködern zum Opfer gefallen, die in einer landesweiten Kampagne gegen Wölfe ausgelegt worden waren. Am 27. Oktober 2010 wurden dort die ersten 26 Vögel aus ihren Eingewöhnungsvolieren wieder in die Wildbahn entlassen. Spanische Aufzuchtstationen und europäische Zoos, die sich am Europäischen Erhaltungszuchtprogramm (EEP) beteiligen, hatten die Tiere für die Wiederansiedlung zur Verfügung gestellt.

Die Vulture Conservation Foundation (VCF) leitete das Projekt an, das gemeinsam mit anderen Organisationen und Regierungsstellen unter dem Dach eines Aktionsplans zum Schutz der vier europäischen Geierarten auf dem Balkan durchgeführt wird. Auf lange Sicht sollen die neuen Populationen mit bestehenden Kolonien in Serbien und Westeuropa vernetzt werden.

Für die Freilassung werden die Gänsegeier auf vier geschützte Gebiete in der Stara Planina verteilt, wo Auswilderungsvolieren in den Naturparks Vrachanski Balkan Nature Park, Sinite Kamani Nature Park, Central Balkan National Park, sowie dem streng geschützten Naturreservat Kotel errichtet worden waren. Im Jahr 2015 wurde das erste Geierjungtier von ausgewilderten Vögeln aufgezogen und auch in 2016 ging der Bruterfolg in der  freien Wildbahn weiter.

Unter anderem stellte der Allwetterzoo Münster von 2011-2016 insgesamt acht Nachzuchtvögel zur Verfügung. Im Jahr 2014 wurden erstmals drei junge Gänsegeier von der Wilhelma Stuttgart an das Projekt geliefert, und der Zoo Duisburg beabsichtigt, dies zu tun [3; diverse PM der beteiligten Zoos].

07.05.2015; aktualisiert

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Wiederansiedlung in Italien

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Gänsegeier in der Riserva naturale del lago di Cornino © Fulvio Genero

In den 1980er Jahren wurde am Lago di Cornino in der Provinz Udine der autonomen Region Friaul-Julisch Venetien ein Wiederansiedlungsprojekt in die Wege geleitet, das gleich wie die Projekte in Frankreich auf der Zusammenarbeit von Behörden, Naturschutzorganisationen und Zoos beruhte. Beim Besucherzentrum der Riserva naturale del Lago di Cornino wurde eine Auswilderungsvoliere gebaut, die heute als Schauvoliere dient und mit fluguntüchtigen Vögeln bestückt ist.

Im Jahr 2004 fand der letzte im Alpenzoo Innsbruck gezüchtete Gänsegeier via Zoo Salzburg seinen Weg in das Projekt.

In Italien wurden weitere Wiederansiedlungsprojekte durchgeführt, so im Parco dei Nebrodi auf Sizilien, im Parco nazionale del Pollino, in den Abruzzen Mittelitaliens auf dem Monte Velino.

08.05.2015

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Literatur und Internetquellen:

  1. HAGEMEIJER, W. J. M. & BLAIR, M. J. (eds., 1997)
  2. MAUMARY, L. et al. (2007)
  3. VULTURE CONSERVATION FOUNDATION
  4. Les réintroductions de vautour fauves dans la Drôme

Tierart-Datenblatt: Gänsegeier (Gyps fulvus)

Lebensraum: Gebirge in Europa, Gebirge in Asien

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Dienstag, 05 Mai 2015 15:40

Mönchsgeier- Feldprojekte

Global gilt der Mönchsgeier als potenziell gefährdet. In Europa hat er aber nur einen Bestand von etwa 1'700-1'900 Brutpaaren, die meisten davon in Spanien. Bis vor Kurzem nahm dieser Bestand ab. Dank Schutzmaßnahmen ist in jüngster Zeit eine leichte Erholung zu beobachten. Allerdings ist heute ist mit der Zulassung des für Geier hichtoxischen Tierarzneimittels Diclofenac ein zusätzliches Risiko aufgetaucht. In Asien, wo die meisten Mönchsgeier leben, nimmt der Bestand weiterhin ab.

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Stützung des Mönchsgeierbestandes auf Mallorca

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Mönchsgeierpaar auf Mallorca. Bild: http://balearsculturaltour.net

Zu Beginn der 1980er Jahre war der Mönchsgeierbestand auf Mallorca auf unter 20 gesunken und es gab keine Brutpaare mehr. Von 1984-1992 siedelte daher die Black Vulture Conservation Foundation, bis 2002 mit finanzieller Unterstützung der Frankfurter Zoologischen Gesellschaft, in Zoos gezüchtete oder aus spanischen Auffangstationen stammende Geier zu Bestandsstützung an. Je ein Jungvogel wurde vom Zoo Osnabrück und vom Tiergarten Schönbrunn zur Verfügung gestellt. Das Programm ist ein voller Erfolg: 2019 lebten auf Mallorca wieder 200 Mönchsgeier darunter 35 Brutpaare in der Serra de Tramuntana.

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Wiederansiedlung des Mönchsgeiers in Frankreich

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Junger Mönchsgeier Jahrgang 2013 im Zoo Osnabrück © Lisa Simon

 

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Wiederansiedlung des Mönchsgeiers (Aegypius monachus) in Frankreich

1992 wurde in den Grandes Causses im Massif Central ein erstes Wiederansiedlungprogramm begonnen. Bis 2004 wurden insgesamt 53 junge Mönchsgeier ausgewildert. Davon waren sechs in VdZ-Zoos gezüchtet und von diesen zur Verfügung gestellt worden, vier im Allwetterzoo Münster und je einer im Zoo Wuppertal und im Tiergarten Schönbrunn. 1996 kam es zur ersten Brut. Heute (2021) gibt es im Massif Central wieder 29 Brutpaare.

Ein zweites Programm startete 2004 im Parc naturel régional des Baronnies in den Südalpen. Bis 2018 wurden hier 49 Jungvögel freigelassen. Davon waren waren mehrere in Zoos im deutschsprachigen Raum gezüchtet und von diesen zur Verfügung gestellt worden, so vom Zoo Wuppertal dem Tierpark Bochum und  dem Zoo Osnabrück. 2009 bildete sich das erste Brutpaar, 2010 kam es zur ersten Aufzucht, heute leben hier 15 Paare.

2005 folgte das dritte Programm in den Gorges du Verdon, ebenfalls in den Südalpen. Bis 2019 wurden 41 Vögel ausgewildert, darunter solche aus Zoos wie z.B. Wuppertal und Innsbruck.

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Wiederansiedlung des Mönchsgeiers in Bulgarien

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Mönchsgeierpaar (Aegypius monachus) im Balkan, Bulgarien © Green Balkan (Pressefoto)

2015 wurde in Bulgarien, wo der Mönchsgeier vor mehreren Jahrzehnten ausgerottet wurde, ein von der EU gefördertes Wiederansiedlungsprojekt initiiert. 2018 erfolgte die erste Auswilderung von zwei Vögeln, die in den Zoos von Riga und Mährisch Ostrau geschlüpft waren. Weitere Freisetzungen von Nachzuchtvögeln aus Zoos und Wildvögeln aus Spanien, die als geschwächte Jungtiere in Auffangstationen aufgepäppelt worden waren, folgten. 2020 kam es zur Bildung von drei Brutpaaren und 2021 im Rahmen des Projekts zur ersten erfolgreichen Brut und Aufzucht in den Karpaten.

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Literatur und Internetquellen:

Tierart-Datenblatt: Mönchsgeier (Aegypius monachus)

Lebensraum: Gebirge in Europa, Gebirge in Asien

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Sonntag, 22 März 2015 16:49

Okapischutz im Kongo

Support für die Okapi-Schutzstation in Epulu

Zoo Basel, Zoo Berlin, Zoo Frankfurt, Kölner Zoo, Zoo Leipzig, Wilhelma Stuttgart, Zoo Wuppertal und weitere

 

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Okapi (Okapia johnstoni) in der Station von Epulu © Okapi Conservation Project / Zoo Basel

 

 

 

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Lage der 13846.74 km² großen Réserve de faune à Okapis

 

 

 

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Der Ituri-Regenwald aus der Vogelperspektive © Okapi Conservation Project / Zoo Basel

 

 

 

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Frauen bei der Pflege eines experimentellen Erdnussfeldes @ Okapi Conservation Project / Zoo Berlin

In der Wildbahn nimmt der Okapibestand seit mindestens 1995 laufend ab und es ist davon auszugehen, dass er weiterhin sinkt. Gründe dafür sind der zunehmende Siedlungsdruck, die lokale Nachfrage nach Wildfleisch und Fellen, die unzureichende Durchsetzung des gesetzlichen Schutzes und die im Verbreitungsgebiet herrschenden Kriegshandlungen. Verlässliche Bestandeszahlen für den Ostkongo gibt es nicht, in Uganda ist die Art ausgestorben. Seit 2013 wird sie auf der Roten Liste als „stark gefährdet“ (ENDANGERED) geführt.

Zum Schutz der Okapis wurde auf Initiative von Karl RUF, einem ehemaligen Tierpflger des Basler Zoos, von der Gilmann International Conservation Foundation im Jahre 1987 das Okapi Conservation Project ins Leben gerufen. 1992 wurde das 13’700 km2 große Okapi Wildlife Reserve gegründet, welches 1996 zum United Nation’s World Heritage Site erklärt wurde. Vor einigen Jahren erhielt das Projekt mit dem Epulu Conservation and Research Center eine eigene Forschungs- und Zuchtstation, die wichtige Forschungs- und Naturschutzarbeit leistet. Daneben bemüht sich das Projekt auch, die allgemeinen Lebensbedingzungen, die medizinische Versorgung und die Bildung der lokalen Bevölkerung zu verbessern. 2002 kam der Stationsleiter Karl RUF bei einem Verkehrsunfall ums Leben. Seitdem wird die Station von seiner Witwe, Rosemarie RUF geleitet.

Grundgedanke im Jahr 1987 war es, dass alle Zoos, welche Okapis halten, durch finanzielle Unterstützung den Schutz der Okapis in ihrem natürlichen Lebensraum fördern. Dies ist bis heute so geblieben. Alle Okapihalter in Europa, Asien und Nordamerika, gut 50 Zoos, leisten jährlich einen finanziellen Beitrag von in der Regel 5'000 USD pro Zoo.

Doch so dringend nötig der Schutz Tiere in ihrem ursprünglichen Lebensraum auch ist, so wichtig ist es auch, dass in Anbetracht der wenig stabilen politischen Lage die Zoos, welche Okapis halten, diese ex situ  züchten und möglichst viel über sie lernen. Die Erfahrungen der Zoos helfen den Menschen im Okapi Wildlife Project, selber Okapis zu halten, zu pflegen und zu züchten, um sie, wenn vielleicht eines Tages die Voraussetzungen gegeben sind, wieder auszuwildern.

Im Juni 2012 wurde die Okapizuchtstation von mit AK 47-Schnellfeuergewehren bewaffneten Kriminelle, die sich selbst als "Rebellen" bezeichen, überfallen und verwüstet. Dabei starben sechs Menschen und sämtliche 14 Okapis. zooschweiz und der Zoo Basel leisteten Nothilfe und der Zoo Basel verdoppelte darauf seinen Jahresbeitrag, um die Zuchtstation wieder aufzubauen.

2015 schrieb der Präsident der Stiftung, John LUKAS, den unterstützenden Zoos, dass er wieder hoffnungsvoll in die Zukunft blicken kann. Die kriegerischen Auseinandersetzungen in dem Gebiet sind beendet, die Rebellenarmee hat sich nach dem Tod ihres Anführers 2014 aufgelöst. Jetzt geht es vor allem darum die entstandenen Schäden zu reparieren. Überall im Schutzgebiet sind illegale Goldminen entstanden.

Nach langen Verhandlungen konnte ein Weg gefunden werden, wie nach einer Übergangszeit die Minen unter Wahrung der Menschenrechte friedlich  geräumt werden konnten. Über 70 illegale Minen konnten so stillgelegt werden. Die Straße zur Schutzstation wurde wieder Instand gesetzt und kann nun nachts verschlossen werden, um so Wilderern keinen schnellen Zutritt zum Reservat mehr zu ermöglichen. Die Bestandsaufnahme der Tierwelt hat wieder begonnen. Das zerstörte Krankenhaus wurde ebenfalls wieder aufgebaut und ist jetzt wieder in der Lage jährlich 20.000 Patienten zu versorgen. Es handelt sich hierbei um das einzige Krankenhaus in der gesamten Gegend. Besonderes Augenmerk wird auf die Zusammenarbeit mit Frauengruppen gelegt. Das Projekt unterstützt die Bildung solcher Gruppen. Traditionell wird der Ackerbau im Kongo hauptsächlich von Frauen betrieben. Mitarbeiter des Okapi Conservation Projects statten die Frauen mit effektiven Sämereien aus und erklären ihnen wie sie Felder über viele Jahre Ertrag bringend nutzen können, so dass nicht immer wieder neue Flächen gerodet werden müssen.

Im Juli 2017 kam es erneut zu einem Angriff auf das Okapi-Reservat. Unbekannte griffen ein Camp von Rangern an, die mit zwei niederländischen und einem amerikanischen Journalisten im Schutzgebiet unterwegs waren. Mit Hilfe der örtlichen Wildhüter wollten die Journalisten für einen Beitrag recherchieren, der von der Bedrohung des Okapi-Reservats und von den Rangern berichten sollte, die täglich ihr Leben auf Spiel setzen, um die seltenen Waldgiraffen vor Wilderern zu schützen. Bei diesem Angriff wurden fünf der Ranger getötet, acht Mitarbeiter des Okapi Projekts konnten gemeinsam mit den drei Journalisten fliehen. Trotz der wiederholten Tiefschläge haben sich die Mitarbeiter des Projekts und die Menschen vor Ort dazu entschlossen, die Station nicht aufzugeben, um den Schutz der Okapis weiter voranzutreiben. Die Okapi Wildlife Reserve ist nach wie vor das sicherste Schutzgebiet für Okapis im Kongo.

Literatur und Internetquellen:

Tierart-Datenblatt: Okapi (Okapia johnstoni)

Lebensraum: Zentralafrikanischer Regenwald

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Samstag, 21 März 2015 16:33

In situ-Schutz des Zwergflusspferds

Schutz des Zwergflusspferds in Sierra Leone und Liberia

Zoo Basel

 

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Zwergflusspferd im Zoo Basel © Zoo Basel

 

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Unterricht im "Grünen Schulzimmer" über das Zwergflusspferd © H. Chisholm/RSPB

 

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Poster rufen zum Schutz des Zwergflusspferds auf © H. Chisholm/RSPB

 

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Aufkleber mit dem Logo des "Basler Zolli"

 

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Wandmalereien sind ein beliebtes Mittel, um Aufmerksamkeit zu erregen © A. Conway

Sierra Leone gehört zu den am wenigsten entwickelten Ländern der Erde. Nur langsam erholt es sich von einem von 1991-2002 dauernden Bürgerkrieg und seit Mai 2014 werden das tägliche Leben und die gesamte Volkswirtschaft durch den Ausbruch einer Ebola-Epidemie beeinträchtigt. Die Behörden sind zwar an Naturschutz interessiert und haben im Jahr 2010 den Gola Rainforest National Park (GRNP) ausgerufen, sind aber zu dessen Betrieb auf die Zusammenarbeit mit Partnern angewiesen. Diese wurden vorab in der Conservation Society von Sierra Leone (CSSL) und der britischen Royal Society for the Protection of Birds (RSPB) gefunden. Der Zoo Basel, als EEP-Koordinator und Internationaler Zuchtbuchführer für das Zwergflusspferd, unterstützt als weiterer Partner von diesen Organisationen betreute Projekte finanziell. Er engagiert sich auch im benachbarten Liberia, denn ein Projekt „Across the River- a new transboundary Peace Park for Sierra Leone and Liberia“ hat zum Ziel, die Schutzgebiete beidseits der Grenze miteinander zu verbinden und die Vielfalt von Pflanzen- und Tierarten auch in Korridoren und Bereichen zwischen den Waldschutzgebieten zu erhalten.

Der GRNP liegt in sieben Stammesgebieten mit über 500 Gemeinden und einer Gesamtbevölkerung von über 130’000 Menschen. 122 Gemeinden sind weniger als 4 km vom  GRNP entfernt. Hauptsächliche Einkommensquelle ist die Landwirtschaft, wobei es gebietsweise zu Konflikten zwischen der landwirtschaftlichen Nutzung und den Lebensraumansprüchen der Wildtiere kommt. Unter  diesen befinden sich gefährdete und stark gefährdete Arten wie das Zwergflusspferd (Choeropsis liberiensis), die Weißnacken-Stelzenkrähe (Picathartes gymnocephalus), die Weißscheitelmangabe (Cercocebus atys) und der Westafrikanische Schimpanse (Pan troglodytes verus).

Vom Zoo Basel seit 2010 finanzierte Untersuchungen über die Verbreitung und den Bestand des Zwergflusspferds ergaben, dass nur kleine Gebiete innerhalb des Parks einen geeigneten Lebensraum für diese Art darstellen, die Sümpfe und größere Fließgewässer außerhalb des Parks bevorzugt. Dies machte es erforderlich, die Dorfgemeinschaften einzubeziehen, sie über das Zwergflusspferd zu informieren und sie für dessen Schutz zu sensibilisieren. Es werden deshalb zahlreiche Umweltbildungsaktivitäten durchgeführt, beispielsweise der Aufbau von Naturclubs in Schulen. Das Projekt trägt somit dazu bei, das Wissen in Bezug auf Lebensraum, Futterpflanzen, Verhalten und Populationsgrösse dieser wenig erforschten Tierart zu verbessern, die Lokalbevölkerung für den Zwergflusspferdschutz zu gewinnen und die für Schutzmassnahmen und eine wirksame Parkverwaltung nötigen wissenschaftlichen Grundlagen zu erarbeiten. Auch dieses Umweltbildungsprogramm  wird finanziell vom Zoo Basel unterstützt. Durchgeführt wird es hauptsächlich von Vertretern der lokalen Behörden.

In Liberia unterstützte der Zoo Basel, nebst anderen Zoos,  das Projekt „Research and Biomonitoring of Pygmy Hippos as a mechanism to build Conservation Capacity in Liberia” das von “Flora & Fauna International” durchgeführt wird.

Wegen einer Ebola-Epidemie in Westafrika mussten die Projekte 2014 unterbrochen werden. 

Literatur und Internetquellen

  • HILLERS, A., SHERIFF, E., FOFANA, M. L. & TOMMY, S. M. (2015)
    Pygmy hippo Environmental Education Program of the Gola Rainforest National Park, south-eastern Sierra Leone
    In: STECK, B. (2015) International Studbook for the Pygmy Hippopotamus 2014. Zoo Basel, Switzerland: 27-33.
  • THE LIFE OF THE PYGMY HIPPO

Tierart-Datenblatt: Zwergflusspferd (Choeropsis liberiensis)

Lebensraum: Westafrikanischer Regenwald

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Donnerstag, 14 Juni 2018 14:14

MEYER, V. (2008)

Umsetzungsbegleitung des Wiederansiedlungsprojekts des Laubfrosches in der Region Lauerzersee mit einer problemorientierten Diskussion weiterer Wiederansiedlungsprojekte.

Diplomarbeit

47 Seiten

Ganzer Text

Züricher Hochschule für angewandte Wissenschaften
Fachkorrektoren:
Dr. Stephan Brenneisen, Hochschule Wädenswil ZFH
Dr. Martin Wehrle, Natur- und Tierpark Goldau
Natur- und Tierpark Goldau

Zusammenfassung:

Der Bestand des Laubfrosches (Hyla arborea) ist in vielen Regionen in seinem Verbreitungsgebiet rückgän-gig. In der Schweiz hat er auf der Roten Liste den Status „stark gefährdet“ und auch in Deutschland wird der Laubfrosch bundesweit als „stark gefährdet“ eingestuft. In diversen Gebieten ist er bereits ausgestorben. Infolgedessen werden vermehrt Wiederansiedlungsversuche durchgeführt und dies nicht immer mit Erfolg.

Das Ziel dieser Arbeit ist eine vergleichende Zusammenfassung der bekanntesten Wiederansiedlungsprojek-te des Laubfrosches in der Schweiz und Deutschland. Methoden und Ergebnisse werden verglichen und Schlussfolgerungen formuliert. Aus den erfolgreichen sowie auch aus den gescheiterten Projekten ergeben sich die Erkenntnisse, dass der Prävention weit mehr Bedeutung zukommen sollte. Naturräumliche Vernetzungsmassnahmen und Biotopschutz sind der Weg zum Erfolg und müssen eine Wiederansiedlung begleiten. Aus wissenschaftlich durchgeführten und gut dokumentierten Wiederansiedlungsprojekten können neue Erkenntnisse gewonnen werden, die für den Schutz und Erhalt des Laubfrosches von Bedeutung sind.

Im Jahr 2007 wurden, unter der Leitung der Stiftung Lauerzersee und dem Natur- und Tierpark Goldau, in der Region Lauerzersee Laubfrösche ausgesetzt. Die Wiederansiedlung konzentriert sich auf zwei Aussetzungsstandorte und wird in den nächsten Jahren weitergeführt. Das Monitoring wird jedes Jahr, auch nach Beendigung der Aussetzungsaktionen, durchgeführt. Im Rahmen dieser Diplomarbeit wird die erste Phase dieses Projektes begleitet, dokumentiert und kritisch hinterfragt.

Abstract:

In its natural habitat the stock of European tree frog (Hyla arborea) is more and more retrogressive. In the “red list” of Switzerland the European tree frog reached the state of strongly endangered species and also in Germany it is classified as strongly endangered. In many of its former habitats the European tree frog has become extinct. Consequently the trial of re-introductions did increase, but the results were not always posi-tive.

The goal of this thesis is a comparative summery of the most common projects in Switzerland and Germany to re-introduce the European tree frog. The outcome of this summary shows, that there are several ap-proaches and ways to carry out a project of this kind. Conclusions of successful projects as well as of failed projects result to consolidated findings, that many more efforts should be invested in preventive work in order to avoid the extinction in first place. The ongoing extinction of the European tree frog could be prevented this way. Nature-spatial interconnectedness and the protection of biotopes demonstrate the success and these measures have to accompany projects of re-introductions. It is possible to extract new cognitions based on scientifically accomplished and well documented re-introductions projects. This knowledge is important to protect and preserve the European tree frog.

In the year 2007 a re-introduction project under the direction of the charitable foundation “Lauerzersee” and the natural park Goldau has started. The re-introduction does focus on two areas of exposure and will con-tinue in the coming years. The monitoring will take place each year and will be continued after the actions of exposure. The context of this thesis covers the monitoring of the first stage of this project, documented and censored.

 

meyer-biblio

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Dienstag, 10 Juni 2014 13:17

Löwenäffchen-Feldprojekt

 

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Goldgelbes Löwenäffchen (Leontopithecus rosalia) im Zoo Zürich © Karsten Blum, Zoo Zürich (Pressefoto)

 

 

 

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Goldgelbe Löwenäffchen in Brasilien © SGLT, Akira Matsubayashi

 

 

 

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Goldgelbe Löwenäffchen in Brasilien © SGLT, Jim Dietz

 

 

 

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Die erste Wildbrücke Brasiliens soll der Erhaltung des Goldgelben Löwenäffchens und anderer gefärdeter Arten der Mâta Atlantica dienen. Quelle: Save the Golden Lion Taamrin, 2018)

Die unaufhaltsam voranschreitenden Erschließung Südostbrasiliens ging mit einer großflächige Rodung der dortigen Regenwälder, der Mâta Atlantica einher. Durch die schonungslose Zerstörung ihrer Heimat wurde das Goldgelbe Löwenäffchen Anfang der 1980er Jahre fast komplett ausgerottet.

Nur das Engagement zahlreicher Zoos in Zusammenarbeit mit den brasilianischen Behörden konnte die Situation der Tiere verbessern. Zum Schutz der Löwenäffchen und ihres Lebensraums, des Atlantischen Regenwaldes, haben die Zoos in Europa und in anderen Regionen Kampagnen durchgeführt. Im Rahmen der Mâta Atlantica-Kampagne der EAZA, an der sich 97 Zoos aus 20 Ländern beteiligten, wurden in den Jahren 2001/02 insgesamt über 287’471 € für den Schutz der Löwenäffchen und ihres Lebensraums gesammelt. Der Zoo Frankfurt führt heute noch von jeder Patenschaft für seine Löwenäffchen 10 Euro als Spende für die in-situ-Projekte ab. Gegenwärtig liegt das Schwergewicht der Unterstützung aber bei nordamerikanischen Zoos, die sich über die Gemeinnützige Organisation "Save the Golden Lion Tamarin" engagieren.

Erhaltungszuchtbemühungen in Zoologischen Gärten werden seit 1973 durch ein internationales Zuchtbuch koordiniert. Über 500 in Zoos gezüchtete Löwenäffchen wurden ab 1984 in Poço das Antas einem Schutzgebiet nordöstlich von Rio de Janeiro wieder angesiedelt, darunter Tiere aus dem deutschsprachigen Raum. So kamen z.B. 1992 fünf Tiere aus dem Kölner Zoo. Auch im Zoo Basel besteht ein langjähriges Engagement für die bedrohten Goldgelben Löwenäffchen. Bereits anfangs der Neunzigerjahre wurde eine Gruppe Löwenäffchen zur Wiederansiedlung nach Brasilien gegeben.

Heute sind in Poço das Antas 18 Populationen bekannt, von denen die kleinste aus weniger als zehn Individuen besteht und ein Regenwaldareal von rund 150 ha beansprucht. Das Projekt erfuhr immer wieder Rückschläge, beispielsweise Verluste durch Beutegreifer aber auch durch Wilderei. Die ursprünglich genetisch voneinander getrennten Populationen stellten eine große Herausforderung dar. Eine Errichtung von neu geschaffenen Waldkorridoren, entlang derer sich die Tiere ausbreiten können wurde daher begonnen. Bereits sind über 200 ha Land aufgeforstet worden. Im November 2018 wurde mit dem Bau einer Wildbrücke über die Autobahn BR101 begonnen, der ersten Brücke dieser Art in Brasilien. Aber auch das gezielte Umsiedeln von Gruppen ist ein Mittel, langfristig die genetische Vielfalt zu erhalten. Viele der in diesem vorbildlichen Projekt gesammelten Erfahrungen fliessen in Schutzprojekte für andere Arten in der ganzen Welt ein.

Am internationalen Erhaltungszuchtprogramm zur Erhaltung der Art sind unterdessen weltweit an die 160 Institutionen mit gegen 500 Tieren beteiligt. Die Population in der Wildbahn wächst laufend und liegt zur Zeit bei einer Größe von rund 3'200 Tieren, nachdem es in den 1970-er Jahren nur noch etwa 200 Tiere waren. Über ein Drittel des Wildbestands sind Nachkommen ausgewilderter zoogeborener Tiere. Mit 3 staatlichen und 22 privaten Schutzgebieten sind rund 13‘000 Hektaren des Lebensraumes dieser Krallenaffen geschützt.

Die von den Zoos in Zusammenarbeit mit den brasilianischen Behörden getroffenen Massnahmen erlaubten, im Jahr 2003 die als hoch bedroht (CRITICALLY ENDANGERED) geltende Art auf "ENDANGERED" zurückzustufen. Allerdings ist mit dem epidemischen Auftreten von Gelbfieber in Basilien ab 2016 eine neue Gefahr aufgetaucht: 2018 wurde das erste Goldgelbe Löwenäffchen gefunden, das an der Krankheit gestorben war.

 

Literatur und Internetquellen:

  1. http://www.savetheliontamarin.org
  2. Internetauftritte Zoo Basel, Duisburg, Frankfurt, Köln
  3. PM Zoo Heidelberg, PM Zoo Zürich (2017)
Freigegeben in Krallenaffen
Donnerstag, 14 Juni 2018 10:47

MÜLLER, H.-P.(2005)

Fallstudien aus Tunesien und Marokko.

Die Bedeutung der Zoos für den Naturschutz. Verh.-Ber. 2. Rigi-Symposium. Goldau-Rigi, 17. – 19.02.2005. WAZA, Bern: 28-30.

Zusammenfassung:

Der mit Bilddokumenten begleitete Vortrag beginnt mit den ersten Bemühungen Tunesiens und Marokkos zur Gründung von Reservaten und Nationalparks der Randgebiete des Sahara-Raumes. Identifikation geeigneter und repräsentativer Gebiete. Offizielle Festlegung der Gren-zen. Inventar der Pflanzen und Tierarten im Gelände. Maßnahmen zur Wiederherstellung der durch Überweidung, Rodung und der davon resultierenden Bodenerosion zerstörten Lebens-räume. Installation der Infrastrukturen, Wege, Unterkünfte, Einzäunungen, Wasserver-sorgung. (Quellen, Brunnen oder Bohrungen) Aufforstung und erosionshemmende Maßnahmen, Ausbildung des Personals. Verbindungen mit Zoologischen Gärten. Beschaffung der Tiere, hier Addax, Säbelantilopen und M’Horrgazellen. Transport und erste Eingewöhnung oder direkte Freilassung im Gelände. Betreuung und Beobachtung der Tiere. Maßnahmen zur Sicherung der Nachhaltigkeit. Wiedereinbürgerung der Waldrapp im Nordosten Marokkos. Ein Wort zur Bedeutung der Zoos für den Naturschutz.

Abstract:

This illustrated presentation details the preliminary attempts of Tunisia and Morocco to establish game reserves and national parks in the peripheral area of the Sahara. Appropriate and representative sites had to be located  and their borders needed to be formally mapped  and species lists of the local flora and fauna compiled.Due to erosion and habitat degradation caused by overgrazing and bush clearing, measures had to be taken for the regeneration of  vegetation in these areas. In addition, the in-stallation of infrastructure including tracks, accommodation, fences , water supply (wells and fountains), reforestation, erosion control and  employee training  had to be organised.   Contact with zoos was  established. Animals such as addax, scimitar-horned Oryx, and Mhorr gazelle had to be acquired. Transport and acclimatisation or immediate release to the field was ar-ranged. The animals were appraised  and monitored. Measures to maintain sustainability were taken. A project on the re-introduction of the Northern bald ibis in northern Morocco is also discussed.

 

müller-biblio

Freigegeben in M
Sonntag, 01 Juni 2014 07:18

Wiederansiedlung Wisent

1921 wurde auf dem Gebiet des späteren Bialowieza-Nationalparks der letzte Wisent durch einen Wilderer erlegt. Damit war die Art zwar in freier Wildbahn ausgestorben, aber 54 Tiere hatten in zoologischen Gärten überlebt. Durch gemeinsame Zuchtanstrengungen wuchs der Zoobestand, und es konnten Nachzuchttiere an verschiedene Länder Osteuropas abgegeben und dort wieder in die Natur entlassen werden. Für 2007 wies das Internationale Zuchtbuch 1817 reine Flachlandwisente und 1993 Tiere der Kaukasus-Flachland-Linie aus. Davon lebten 1'443 Tiere in Gehegen und 2'367 in 31 freilebenden und 4 halbfreien Herden. Heute gibt es wieder weit über 8'000 Tiere.

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Frisches Blut für den russischen Wisentbestand

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Sedierter Wisent im Wildpark Bruderhaus vor dem Verlad für den Transport nach Russland © Forstbetrieb Winterthur

Aus verschiedenen Gründen nahm der Bestand freilebender Wisente in Russland seit 1992 dramatisch ab. In der Folge entwickelten Wissenschaftler eine neue Strategie zur Erhaltung des Wisents, welche die Begründung neuer Bestände in den Waldgebieten von Orel und Bryansk (Okski-Biosphären-Reservat), südwestlich von Moskau, beinhaltete. 1996 lancierte der WWF ein entsprechendes Projekt, an dem sich, nebst anderen Zoos, der Tierpark Dählhölzli in Bern beteiligte. Fünf Wisente aus Bern und 50 Tiere aus neun weiteren Zoos wurden 1999-2001 in das Aussetzungsgebiet gebracht und dort freigelassen, 2002 folgten fünf weitere Tiere aus Bern und drei aus dem Wildpark Langenberg. Sieben Tage waren die Tiere aus der Schweiz unterwegs, bis sie am Ziel ankamen. Zunächst ging die Reise nach Travemünde, dann mit der Fähre über die Ostsee nach Helsinki und von dort über St. Petersburg und Moskau in ihre neue Heimat südlich von Moskau. 2001 wurden im Gebiet von Orel bereits sieben Kälber geboren. Insgesamt sollen bis zu 200 Tiere ausgesetzt werden und es wird ein Gesamtbestand von 1000 Wisenten im Orel-Bryansk-Gebiet und 500 weiteren Tieren in benachbarten Gebieten angestrebt.

An dem Projekt beteiligen sich auch der Tierpark Chemnitz, der Zoo Dortmund sowie die Wildparks Schwarze Berge (Rosengarten-Vahrendorf), Springe, Langenberg (Zürich) und Winterthur.

Literatur und Internetquellen:

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Wisente für Rumänien

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Verlad eines immobilisierten Wisents im Tierpark Goldau © NTP Goldau

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Die ersten Wisente aus Bern und Goldau im Eingewöhnungsgatter des Naturparks © Martin Wehrle, NTP Goldau

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2018: Ankunft der Berliner Wisente in Rumänien © Zoo Berlin

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Der Tierpark Neumünster lieferte 2016 und 2018 je einen Wisent nach Rumänien. Hier die Ankunft des Bullen Hokan © Verena Kaspari, Tierpark Neumünster

In Rumänien war der Wisent im Jahr 1852 ausgerottet worden. Mit Regierungsbeschluss Nr. 230 vom 4. März 2003 wurde in den Karpaten Nordrumäniens der Vânători-Neamţ-Naturpark gegründet. Dieser hat eine Fläche von 30’818 ha. und wurde von der EU im Rahmen des Natura 2000-Programms gefördert. In diesem Park sollte der Wisent als "Flagship species" wiederangesiedelt werden, insbesondere auch, um die touristische Attraktivität der Region zu erhöhen

Im Mai 2005 sandten der Natur- und Tierpark Goldau und der Tierpark Dählhölzli Bern je zwei Wisente und im November 2008 der Natur- und Tierpark Goldau zwei weitere Tiere nach Rumänien, wo sie im Vânători-Neamt-Naturpark in ein Gatter eingesetzt wurden, um später ausgewildert zu werden. Die Kosten beliefen sich für Bern auf 50'000 €, für Goldau auf 100'000 €. Weitere Tiere kamen aus deutschen, schwedischen, britischen und irischen Zoologischen Gärten. 2012-2013 erfolgte die Verlegung der Tiere aus dem Eingwöhnungs- in ein 160 ha großes Auswilderungsgatter.

2014 konnten die ersten 17 Wisente in den Tarcu-Bergen wiederangesiedelt werden. 2015 folgten 18 weitere aus sechs verschiedenen Zoos. 2018 wurden aus insgesamt neun europäischen Einrichtungen, darunter dem Zoo und Tierpark Berlin und dem Tierpark Neumünster, 23 Wisente in zwei Schutzgebieten in den Tarcu- und in den Poiana Ruscă-Bergen mit einer Gesamtfläche von 83'000 ha ausgewildert. 2019 waren es 7 Tiere. Zu diesem Zeitpunkt lag der in den Țarcu- und Poiana Ruscă-Bergen freilaufende Bestand bereits bei rund 50 Individuen. 2020 wurden wiederum 8 Wisentkühe aus dem Wildpark Springe auf die 18 Stunden dauernde Reise nach Rumänien geschickt. Es war dies der dritte Transport ab Springe, wo Wisente seit 1928 gezüchtet werden und sowohl die Kaukasus- wie die Flachlandlinie vertreten sind.

Zu den Zielen des Projekts zählen außerdem der Aufbau eines Zuchtzentrums vor Ort sowie die Reduzierung der Bedrohungsfaktoren der Wisente. Partner der Zoos ist vor Ort der WWF Rumänien. Das gesamte Projekt wird durch die Organisation „Rewilding Europe“ sowie seit 2016 durch das Förderprogramm "LIFE" der EU finanziert.

Literatur und Internetquellen:

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Wisente für die Slowakei

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Verlad eines für den Poloniny-Nationalparks bestimmten Wisents im Natur-und Tierpark Goldau © NTP Goldau

 

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Die ersten fünf Wisente im Eingewöhnungsgatter des Poloniny-Nationalparks © Martin Wehrle, NTP Goldau

 

Der in den Waldkarpaten der Ostslowakei gelegene Poloniny-Nationalpark ging 1997 aus einem zuvor bestehenden Landschaftsschutzgeboet hervor. Seine Kernzone umfasst 29'805 ha, die Gesamtfläche 40'778 ha. Der Park ist Teil des  Biosphärenreservats Ostkarpaten, zu dem  auch Parks in Polen und der Ukraine gehören.

2004 wurden die ersten beiden Wisente aus dem Natur - und Tierpark Goldau in die Slowakei transportiert, wo sie während einiger Monate in einem Auswilderungsgehege auf das Leben in der Wildbahn vorbereitet und dann zusammen mit drei weiteren Tieren aus dem Ansterdamer Zoo und dem Parco Natura Viva ausgewildert wurden. Schon nach wenigen Tagen erhielten sie Gesellschaft von einem Wisenbullen, der aus dem benachbarten polnischedn Biesczady-Nationalpark einwanderte. 2004 und 2006 wurden je zwei weitere Wisente aus tschechischen und slowakischen Zoos ausgewildert. Bis 2013 wurden zwölf Kälber im Park geboren. 

Literatur und Internetquellen:

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Wisente für Polen

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Im Bieszczady-Nationalpark geborenes Wisentkalb. Foto: Facebook / RDLPkrosno

 

Zwei junge Wisente aus dem Tierpark Bern und einer aus dem Natur und Tierpark Goldau wurden im Februar 2012 nach Südostpolen gebracht. Die drei Tiere sind die ersten Neuankömmlinge in einem Schutzgebiet im polnischen Mittelgebirge Bieszczady. Sie werden dort in eine neu zu bildende Herde integriert. Die Verantwortlichen in Polen hatten dafür gezielt junge, zwei-, drei- oder vierjährige Tiere gesucht.

In einem Gehege sollen sich die jungen Wisente nun zuerst kennen lernen und eine Rangordnung herstellen. Erst dann werden sie in die Wildnis entlassen. Dort sollen sie, zusammen mit weiteren Tieren aus Österreich und Frankreich,  den Genpool der in der Gegend lebenden Tiere auffrischen. Der Wisent-Import in Polen ist Teil eines neuen Schutzprogramms in den Karpaten, das mit EU-Mitteln gefördert wird. Angesichts der relativ kleinen Zahl der einheimischen Wisente in der Region drohen den Tieren Genschäden.

2021 lebten in den Bieszczady-Bergen insgesamt etwa 700 Wisente.

 Literatur und Internetquellen:

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Wisente für Aserbaidschan

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Verladen eines immobilierten Wisents im Tierpark Bern © Tierpark Bern (Pressefoto)

 

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Entladen der Wisent-Transportkisten auf dem Flughafen Baku © Zoo/Tierpark Berlin (Pressefoto)

2021 wurden im Rahmen des Erhaltungszuchtprogramms des Europäischen Zooverbandes EAZA sieben Wisente aus den Zoologischen Gärten Kolmården und Borås (Schweden), Prag sowie Chemnitz, Köln, Bernburg und Karlsruhe (Deutschland) im Tierpark Berlin zusammengezogen und aneinander gewöhnt. Im November wurden sie mit einer Frachtmaschine ab Frankfurt nach Aserbaidschan transportiert, wo sie mit zwei weitere Tiere aus dem Tierpark Bern in einem 300 ha großen Eingewöhnungsgatter vereint werden. Voraussichtlich im Frühjahr 2022 sollen sie in der Kernzone des Shahdag-Nationalparks ausgewildert werden. Es wird sich um die zweite Herde handeln, die im Rahmen des Wiederansiedlungsprojekts entlassen wird. Eine erste Herde – bestehend aus 16 aus deutschen, französischen und belgischen Zoos stammenden Tieren aus vorigen Transporten sowie vier vor Ort geborenen Kälbern – hat das Auswilderungszentrum im November 2021 verlassen.

Der Shahdag-Nationalpark besteht seit 2006. Er umfasst heute 1305 km². Damit ist er das größte Schutzgebiet im gesamten Kaukasus. Das 2017 begonnene  Wiederansiedlungsprojekt sieht vor, über einen Zeitraum von zehn Jahren jährlich zehn Wisente auszuwildern, um Park eine eine stabile Population zu etablieren.

Literatur und Internetquellen:

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Samstag, 07 Dezember 2013 12:20

DUBRULLE, P.-M. & CATUSSE, M. (2012)

Où en est la colonisation du castor en France?

Faune sauveage No. 297, 4e Trimestre 2012: 24-35.

Le castor était en voie de disparition en Europe jusqu’à la fin du XIXe siècle. Après l’adoption de mesures  de protection, une expansion naturelle, accompagnée  de réintroductions, a conduit à une recolonisation  sur une grande partie du territoire européen. Le présent article examine les événements historiques qui expliquent cette remontée spectaculaire de ses populations en France.

dubrulle-biblio

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Samstag, 16 März 2013 09:59

WOREL, G. ( 2001)

Vom langen Atem - Die Wiederansiedlung der Wildkatze.

In: GRABE, H. & WOREL, G. (Hrsg.) Die Wildkatze - Zurück auf leisen Pfoten. Seiten 91-100. Buch & Kunstverlag Oberpfalz, Amberg. ISBN: 3-924 350-81-7.

Inhalt:

Die Wiederansiedlungsprojekte im Spessart, Steigerwald und vorderem Bayerischem Wald / Oberpfälzer Wald werden beschrieben.

 

worel-biblio

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© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx