Zucht von Amphibien im Tiergarten Nürnberg und Wiederansiedlung

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Amphibienweiher im Tiergarten Nürnberg © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Neuer Amphibienweiher im Tiergarten Nürnberg © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Neuer Amphibienweiher im Tiergarten Nürnberg © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Der Tiergarten Nürnberg hat in den letzten Jahren Anstrengungen unternommen, um die Lebensbedingungen für Amphibien auf seinem Gelände, das Teil des 613 ha umfassenden Fauna- Flora- Habitat- Gebiets "Tiergarten Nürnberg mit Schmausenbuck" ist. zu verbessern. Parallel dazu wurden Jungtiere aus eingesammeltem Laich oder eigener Zucht aufgezogen, um im Zoo oder in dessen Umgebung wiederangesiedelt zu werden.

Im Falle der Stadt Nürnberg sind drei Amphibienarten aus weiten Teilen des 186 km² grossen Gemeindegebiets verschwunden und sind dort bedroht, wo sie noch vorkommen: der Laubfrosch,  die Knoblauchkröte und der Kammmolch. Zwar wurden viele ihrer ehemaligen Laichgebiete in den letzten Jahren wieder hergestellt, aber wegen Strassen und anderen Barrieren können sie nicht auf natürlichem Weg durch die Amphibien wiederbesiedelt werden. Der Zoo hat deshalb Laich von Laubfröschen, Kammmolchen und Knoblauchkröten gesammelt und daraus unter kontrollierten Bedingungen Larven nachgezogen, die nach Metamorphose und Überstehen der kritischen Jungtierphase jeweils im Herbst in neu angelegten Teichen innerhalb des Zoos angesiedelt wurden.

Kammmolche und Laubfrösche werden schon seit längerer Zeit im Zoo gezüchtet und 2010 gab es erstmals Nachzucht bei den Knoblauchkröten. In den kommenden Jahren sollen Nachkommen aus diesen Zoopopulationen in Zusammenarbeit mit den zuständigen Naturschutzbehörden in renaturierten Lebensräumen ausserhalb des Zoos angesiedelt werden.

In Zusammenhang mit dem geplanten Umbau des Giraffenhauses und weiterer Bauprojekte wurde die Zucht mittlerweile eingestellt. Es sind aber Nachfolgeprojekte in Planung.

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Montag, 21 Januar 2013 15:14

Schwarzstorch - Feldprojekte

Experimentelle Wiederansiedlung des Schwarzstorchs
im Parco Naturale del Ticino

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Schwarzstorch in der Kiste vor Abreise © NTP Goldau

 

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Schwarzstorch-Verlad © NTP Goldau

 

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Besenderter Schwarzstorch © NTP Goldau

 

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In der Auswilderungsvoliere des Parco Ticino © NTP Goldau

 

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Informationstafeln im Parco Ticino. Den Tierpark als Partner aufzuführen hat man, wie so oft in solchen Fällen, "vergessen" © NTP Goldau

Ab Mitte des 19. Jahrhunderts verschwand der Schwarzstorch aus weiten Teilen seines westeuropäischen Areals. Seit den 1970er Jahren hat er sich zwar teilweise wieder erholt, gilt aber immer noch als selten. Eine neue Gefahr für die Art stellen Windfarmen dar, die im Ebro-Delta in Spanien und an der Bulgarischen Schwarzmeerküste geplant sind.

In Italien haben nur vereinzelte Paare überlebt. Entlang des Ticino sind sie regional ausgestorben. Hier wurde 1974 der Parco Lombardo del Ticino als erster regionaler Naturpark Italiens gegrünet. Dieser hat eine Fläche von 69'161 ha. 22'249 ha stehen unter Naturschutz. Im Park wurden 361 Wirbeltierarten nachgewiesen, und einige wenige lokal ausgestorbene Arten wurden wiederangesiedelt.

Da die Absicht bestand, versuchsweise Schwarzstörche freizulassen, um abzuklären, ob in menschlicher Obhut geborene Schwarzstörche sich in der Wildbahn behaupten können, wo sie sich niederlassen und ob sie der traditionellen Wanderroute folgen würden, stellte der Natur- und Tierpark Goldau im Sommer 2005 zwei im Vorjahr im Park geschlüpfte und von den blutfremden Eltern aufgezogene Schwarzstörche zur Verfügung. Nach einer Akklimatisationsphase in einer Auswilderungsvoliere bei Oriano wurden die Vögel mit Sendern ausgerüstet und am 26. Juli in den Park entlassen. Um die örtliche Bevölkerung mit der Art vertraut zu machen, wurde in der Nähe des Freilassungsortes ein Informationszentrum erstellt.

Das Weibchen konnte bis zum 15. September 2005 und das Männchen bis zum 8. Dezember 2005 überwacht werden, danach wurden keine Satellitensignale mehr empfangen. Aus dieser Freisetzung ergaben sich zum ersten Mal für diese Art einige wichtige Hinweise, darunter grundsätzlich, dass Nachzuchtstörche durchaus in der Lage sind, sich zu ernähren, über weite Entfernungen zu ziehen und auch kleine oder künstlich angelegte Feuchtgebiete zu nutzen.

Am 22. September 2006 wurde, nach 16 Tagen in der Auswilderungsvoliere, ein weiteres Paar junger Schwarzstörche, diesmal aus einer Zuchtstation in Monticello, freigelassen. Wenige Tage danach ging das Signal des Weibchens verloren, während das des Männchens besonders interessante Ergebnisse lieferte: Es hielt sich lange Zeit in der Gegend von Alessandria und dann in einem Gebiet in der Nähe des Po-Deltas auf, wo es für etwa drei Monate blieb, bevor es in die Gegend von Pisa weiterzog. Anschließend wurde es in Algerien und nach ein paar Tagen in Tunesien gemeldet, was erstmalig bestätigte, dass in Menschenhand geborene Schwarzstörche ein normales Migrationsverhalten zeigen.

Tierart-Datenblatt: Schwarzstorch (Ciconia nigra)

Lebensräume: Gewässer und Feuchtgebiete, Laubwälder, Mischwälder

 

Literatur und Internetquellen:

  • CASALE, F. (2015). Atlante degli Uccelli del Parco Lombardo della Valle del Ticino.  Parco  Lombardo  della  Valle  del Ticino e Fondazione Lombardia per l’Ambiente. ISBN 978-88-8134-119-1.
  • DOLLINGER, P. & GESER, S. (2005)
  • FURLANETTO, D. (2014). La conservazione della fauna nel Parco Lombardo della Valle del Ticino: 40 anni di risultati. In: CASALE F. et al). Il patrimonio faunistico del Parco del Ticino negli anni 2000. Parco Lombardo della Valle del Ticino e Fondazione Lombardia per l’Ambiente.
  • PM des NATUR- UND TIERPARKS GOLDAU

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Montag, 21 Januar 2013 14:51

Projekt Storch Schweiz

 

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Storchenpaar auf Dachhorst in Altreu © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Baumhorste im Zoo Basel © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Jungstörche im Horst im Zoo Zürich © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Baumhorste im Zoo Basel © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Störche auf Horst im Zoo Zürich © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

1948 initiierte der Solothurner Lehrer Max Bloesch ein Programm für die Wiederansiedlung des Weißstorchs, wozu er in Altreu bei Solothurn eine Storchenstation gründete, die er mit Störchen aus Algerien bevölkerte. 1960 kam es zur ersten Freibrut in Altreu, ab 1966 wurden weitere Storchenstationen gegründet, und 2019 gab es in der Schweiz wieder 566 Storchen-Brutpaare, wovon 394 Junge aufzogen. Zoologische Gärten spielen eine bedeutende Rolle für den Erfolg des Wiederansiedlungsprogramms.

Im Jahr 1977 gesellte sich ein wildes Storchenpaar aus dem Wiederansiedlungsprogramm zu den kupierten Störchen des Tierparks Lange Erlen in Basel, baute einen Horst auf einem Baum und zog erfolgreich zwei Junge groß. 1979 tauchte das erste wilde Brutpaar im damaligen Vogelpark Silberweide in Mönchaltorf bei Zürich auf, 1982 geschah dasselbe im Zoo Basel und 1992 schließlich im Zoo Zürich. Die Parklandschaften der Zoos mit ihren zahlreichen hohen, alten Bäumen erwies sich als ideales Brutgebiet, die Störche bedienten sich mit Futter, das ihren Zoovettern angeboten wurde, und fanden problemlos weitere Futterquellen auf umliegendem Landwirtschaftsgebiet. 

Bis zum Jahr 2022 wuchsen die Storchenkolonien in den Zoos auf bis zu 42 Paaren im Zoo Basel, bis zu 30 in den Langen Erlen und bis zu 22 Paaren im Zoo Zürich. Alles in allem waren bis dahin mehr als 1'380 Jungstörche im Zoo Basel, mehr als 741 in den Langen Erlen und mehr als 540 im Zoo Zürich ausgeflogen. Weitere regelmäßig besetzte Horste befinden sich bei Knie's Kinderzoo in Rapperswil und im ehemaligen Tierpark Silberweide bei Mönchaltorf ZH, ferner im grenznahen Vogelpark Steinen bei Lörrach, im Tierpark Mundenhof in Freiburg im Breisgau und im Zoo Mülhausen im Elsass. 

Der Bruterfolg in den Zoos ist deutlich höher als der schweizerische Durchschnitt, was zumindest teilweise auf das günstige Klima der in der Oberrheinischen Tiefebene gelegenen Stadt Basel bedingt ist. 

Die Zoos verzichten mittlerweile darauf, Störche flugunfähig zu machen und es wird ihnen auch kein Futter mehr angeboten. Ein hoher Prozentsatz der Vögel wandert auf der Westroute bis Spanien und Nordafrika, relativ wenige setzen den Flug über die Sahara bis nach Westafrika fort. So konnte z.B. ein im Juni 2015 besenderter Jungstorch bis nach Timbuktu (Mali) verfolgt werden, wo der Sender am 17. Oktober 2015 verstummte.

Die Storchenstation Altreu, in der zeitweilig auch Waldrappen und Schwarzstörche gehalten wurden, wurde mittlerweile zu einem Informationszentrum umgebaut. 2022 nisteten auf den Dächern des Weilers Altreu 59 Brutpaare, die zusammen 118 Jungvögel hochbrachten.

Literatur:

  1. BLOESCH, M. (1990)
  2. Jahresberichte von Storch Schweiz - Cigogne suisse

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Samstag, 15 Dezember 2012 10:11

DOLLINGER, P. (Hrsg., 2005)

Die Bedeutung der Zoos für den Naturschutz

Verh.-Ber. 2. Rigi-Symposium. Goldau-Rigi, 17. – 19.02.2005. WAZA, Bern

Editorial:

Das erste, im Jahr 2003 durchgeführte Rigi-Symposium war dem Thema „Die Bedeutung von Fortpflanzung und Aufzucht von Zootieren“ gewidmet. Dabei ging es vorab um Aspekte des Tierschutzes und der Ethik. Die geltende Praxis wurde hinterfragt, begründet, letztlich bestätigt und als Richtschnur auch für die Zukunft festgeschrieben.

Auch das zweite Rigi-Symposium hat einen zukunftsgerichteten und praxisorientierten Ansatz, wobei es diesmal um die Rolle geht, welche die Zoos inskünftig im Naturschutz spielen werden. Ausgangspunkt der Überlegungen war die neue Welt-Zoo- und Aquarium-Naturschutzstrategie, die im Oktober 2004 vom Weltverband der Zoos und Aquarien (WAZA) angenommen worden war. Die neue Strategie ersetzt jene aus dem Jahr 1993. Sie soll für die nächsten Jahre die Grundlage für das Naturschutz-Engagement der Zoos und Aquarien der Welt bilden.

Um festzulegen, wie die Zoos der deutschsprachigen Alpenregion die Strategie umsetzen sollen, wurde in bewährter Weise vom Ist-Zustand ausgegangen. Dazu dienten ein historischer Abriss (H. Pechlaner) und zwei Fallstudien über In-situ-Projekte (H.P. Müller, C. Walzer).

In einem nächsten Schritt wurden Absichten und Erwartungshaltungen diskutiert: Was wollen die Zoos in Zukunft tun (A. Rübel) und was erwarten Partnerorganisationen und Behörden von ihnen (U. Tester, K. Kirchberger, C. Martin)?

Daran schlossen sich Fragen des „Was“ und „Wie“ sowie der Kommunikation an: Wo sollen die Prioritäten liegen (C. Schmidt)? Was ist in Zusammenhang mit Wiederansiedlungen (U. und C. Breitenmoser), was hinsichtlich der Nachhaltigkeit von Projekten (W. Scherzinger) zu beachten? Welche ethischen Aspekte spielen eine Rolle (U. Luy)? Wie kommunizieren Zoos Naturschutzthemen (R. Dieckmann, R. Graf)? Wie wird ihr Auftritt von Medienschaffenden beurteilt und von der Öffent-lichkeit wahrgenommen (A. Moser, U. Zimmermann)? Und wie sieht ein Behördenvertreter das Aufwand-Nutzen-Verhältnis (T. Althaus)?

Eine weitere Gruppe von Vorträgen befasste sich mit Fragen der Partnerschaft: Wie können die verschiedenen Ebenen der Zoo-Organisation, vom Weltverband bis hin zu der einzelnen Institution zum Tragen kommen (P. Dollinger)? Was kann von einem Zoo eigenständig realisiert werden und welche Möglichkeiten bestehen für Partnerschaften innerhalb der Zoowelt (R. Wirth)? Wie kann mit internationalen Übereinkommen (U. Müller-Helmbrecht) und wissenschaftlichen Einrichtungen (H. Hofer) kooperiert werden? Schliesslich war auch Geld ein Thema: Wie soll die Naturschutzarbeit finanziert werden und welche Chancen haben Zoos im Spendermarkt (H. Wiesner, R. Schenker)?

Danach wurde im Rahmen von vier Arbeitsgruppen konkret diskutiert, welche praktischen Massnahmen die teilnehmenden Zoos ergreifen wollen, um die Welt-Zoo- und Aquarium-Naturschutzstrategie umzusetzen, wie sie mit potentiellen Partnern umgehen wollen, was sie tun werden, um ihre Natur-schutzarbeit zu finanzieren, und wie sie in Zukunft über ihre Naturschutztätigkeit informieren wollen.

Dabei herausgekommen ist ein von allen Teilnehmern akzeptierter Plan mit 15 Punkten hinsichtlich praktischer Massnahmen, Partnerschaften, Finanzen und Kommunikation, welche die Zoos jeder für sich oder gemeinschaftlich angehen wollen.

Editorial (English)

The first Rigi Symposium held in 2003 was dedicated to the “Ramifications of the Reproductive Management of Animals in Zoos“. Aspects of animal welfare and ethics were deliberated  Current  practice was reviewed, reassessed and finally endorsed   as the yardstick for the future.

The 2nd Rigi Symposium demonstrates a forward-looking and practical approach too. However, this time it focuses on the role zoos will play in the future with regard to conservation. This discourse was based on the new World Zoo and Aquarium Conservation Strategy, which were  adopted by the World Association of Zoos and Aquariums (WAZA) in October 2004. It replaces the previous edition of 1993. All future conservation activities of zoos and aquariums globally, should be based on the new strategy.

In order to decide on how German-speaking zoos of the Alpine region should implement the new strategy, the symposium started off with the tried and tested  approach of evaluating  the current state of affairs in the industry. For this reason, an his-torical survey (H. Pechlaner) and case studies of in situ projects (H.P. Müller, C. Walzer) were presented.

The next step was to discuss intentions and expectations: What do zoos wish to achieve in the future (A.Rubel)?   What are the expectations of partners and the authorities? (U. Tester, K. Kirchberger, C. Martin)?

These presentations were followed by  discussions of what should be done and how it should be done: What are the priorities (C. Schmidt)? What are the considerations for  re-introductions (U. and C. Breitenmoser)? Project sustainability  (W. Scherzinger)? Important ethical aspects (U. Luy). How do zoos communicate conservation topics  (R. Dieckmann, R. Graf)? How does the media judge zoos? How are zoos perceived by the public (A. Moser, U. Zimmermann)? And how do the authorities judge the cost-benefit ratio of zoo-based conservation activities (T. Althaus)?

 Other presentations dealt with  the issue of partnerships: How can all levels of zoo organizations, from the world association to single institutions, have an impact on conservation (P. Dollinger)? What can  a single zoo achieve, and what could partner-ships further make possible  (R. Wirth)? How should we deal with international conventions (U. Müller-Helmbrecht), and how might we cooperate with scientific organisations (H. Hofer)? Finally, economic concerns were raised: How to finance conservation work, and what  sponsorship potential do  zoos have?   (H. Wiesner, R. Schenker)?

Afterwards, four working-groups were convened to discuss the following topics: What steps should be taken by the participating zoos in order to implement the World Zoo and Aquarium Conservation Strategy? How should they deal with their potential partners? How will conservation work  be financed? In the future, how will zoo-based conservation activities be communicated?

These discussions resulted in an action plan of 15 points that was accepted by all participants. It focuses on  zoos’  – both individually and as a community  – conservation aspirations of practical action, partnerships and financial sustainability...

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