Donnerstag, 14 Juni 2018 10:26

DÖRING, A. (2015)

Verhaltensbeobachtungen zum Behavioral enrichment bei Roten Varis (Varecia rubra) im Zoo Hannover.

Bachelorarbeit

82 Seiten

Stiftung Universität Hildesheim
Betreuer: Dipl.-Biol. Peter Zahn
Zoo Hannover

Ganze Arbeit

Zusammenfassung:

Diese Arbeit verdeutlicht, dass der Einsatz von behavioral enrichment-Maßnahmen bei den Roten Varis zum Erfolg führt. Durch den Einsatz von kostengünstigen und leicht vorzubereitenden Gegenständen kann die Dauer der Nahrungsaufnahme und somit die Aktivität der Roten Varis gesteigert werden. Dadurch wird die Inaktivität verringert. Dabei erzielen die hängenden behavioral enrichment-Materialien eine höhere Beschäftigungsdauer als die liegenden. Im Vergleich hat sich die Beschäftigungsdauer der hängenden Materialien mehr als verdoppelt. Durch diese Versuche (4 und 5) konnten Verhaltensweisen der Roten Varis gezeigt werden, welche vorher nicht beobachtet werden konnten. Die kopfunter-hängende Positionierung beim Fressen tritt ebenfalls häufig in der Natur auf. Varecia rubra zeigte außerdem deutliche seine kognitive Fähigkeiten wenn es darum geht, an das Futter in den enrichment-Materialien zu gelangen.
Natürlich gibt es auch Nachteile durch enrichment, insbesondere wenn zuviel davon angeboten wird. Oder sich die Tiere plötzlich aggressiv verhalten. Hier sollte ein wenig Geduld angebracht werden, ob sich durch eine Gewöhnung an die Maßnahme dieses Verhalten wieder legt, natürlich nur, wenn keine unmittelbare Gefahr für die Tiere besteht. Auch muss man überdenken, ob man alte Muster der Versorgung ändern kann, indem man z.B. das Gehege nur betritt, wenn die Tiere sich nicht in ihm befinden.

Der Erfolg der enrichment-Maßnahmen liegt auch in der gesteigerten Aktivität der Tiere. Das Aktivitätenprofil der Zootiere ähnelt denen in der freien Natur sehr. Auch die Zoobesucher profitieren von den behavioral enrichment-Maßnahmen. Sie bleiben öfter vor dem Gehege stehen und interessieren sich für die enrichment-Materialien. Da die Tiere ohne behavioral enrichment-Maßnahmen meist inaktiv waren, schienen diese für die Zoobesucher nicht allzu interessant zu sein. Durch das gesteigerte Interesse der Besucher, wurde auch häufiger die Informationstafel aufgesucht. Die Pfleger/innen wurden oftmals gefragt, was es mit den Materialien auf sich habe. Die Zoobesucher werden durch diese Interessenssteigerung ebenso über die Gefährdung der Tiere informiert und
eine mögliche Unterstützung zur Erhaltung dieser Art wird ihnen ins Bewusstsein gerufen. Auch der Zoo erfährt durch erfolgreiches behavioral enrichment bei Tieren eine positive Auswirkung. Nicht gelangweilte, dafür aber interessierte und zufriedene Zoobesucher kommen vielleicht öfter in den Zoo, darüber hinaus sind sie eine gute und kostenlose Werbung.

 

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Donnerstag, 14 Juni 2018 11:50

DUBE, A. (1997)

Vergleichende Verhaltensbeobachtungen an paarweise gehaltenen Schimpansen (Pan troglodytes) und einer Schimpansengruppe unter besonderer Berücksichtigung von Verhaltensabweichungen.

Diplomarbeit

108 Seiten

Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Fachbereich Biologie, Institut für Zoologie
Betreuer: Prof. Dr. habil. R. Gattermann
Zoo Halle, Zoo Wuppertal, Zoo Frankfurt, Zoo Krefeld

Voller Text

Zusammenfassung:

In dieser Arbeit wurden sechs paarweise gehaltene (Zoologische Gärten Halle, Wuppertal und Frankfurt) und vier in einer Gruppe lebende Schimpansen (Zoologischer Garten Krefeld) beobachtet und untersucht, welche Verhaltensmuster die Tiere zeigten, welches Verhältnis sie zueinander hatten, wie fortbewegungsfreudig sie waren und wie sie die Gehege nutzten. Der Schwerpunkt der Beobachtungen lag dabei auf Verhaltensabweichungen.

Die Datenaufnahme erfolgte nach den Methoden focal sampling und continuous recording. Dabei wurden die Verhaltensabläufe auf einem Diktiergerät aufgezeichnet und später in das Beobachtungsprogramm THE OBSERVER eingegeben. Für die Auswertung wurden die tageszeitlichen Verläufe der Verhaltensweisen, die Gesamtmittelwerte sowie die Ortspräferenzen für jedes Tier ermittelt. Außerdem wurden die Verhaltensweisen in sechs Kategorien - stationäres Verhalten, Fortbewegung, Nahrungsaufnahme, Beschäftigung mit dem eigenen Körper, Beschäftigung mit Objekten und Sozialkontakte - zusammengefaßt, um die Schimpansen besser vergleichen zu können.

  • Für die Kategorien ‘Fortbewegung’ und ‘stationäres Verhalten’ ergaben sich zwischen Paarhaltungen und Gruppentieren keine signifikanten Unterschiede.
  • Nahrungsaufnahme und Beschäftigung mit Objekten konnten aufgrund der unterschiedlichen Haltungsbedingungen in jedem Zoo nur bedingt verglichen werden.
  • Als Verhaltensabweichungen in der Kategorie ‘Beschäftigung mit dem eigenen Körper’ wurden in den Paarhaltungen quantitativ und qualitativ abweichende Mundbewegungen und Autogrooming, stereotype Bewegungen des gesamten Körpers, der Lippen, des Kopfes und der Finger sowie sexuelle Ersatzhandlungen beschrieben. Bei drei Paartieren und vielen der Gruppentiere trat außerdem Koprophagie auf. Insgesamt beschäftigten sich die Tiere in den Paarhaltungen signifikant mehr mit dem eigenen Körper als die Gruppentiere. Mögliche Ursachen für diese Deviationen könnten der Mangel an Manipulationsobjekten und ein Überschuß an Zeit durch das ‘bequeme’ Leben im Zoo, die Aufzucht unter Erfahrungsentzug, die fehlende Vielfalt sozialer Kontakte durch zu wenige Sozialpartner sowie auch das enge Zusammenleben ohne Rückzugsmöglichkeiten sein.
  • Die paarweise gehaltenen Schimpansen hatten signifikant weniger Sozialkontakte als die Gruppentiere, welchen mehr Interaktionspartner zur Verfügung standen. Wurden nur die Kontakte der Gruppenfokustiere untereinander betrachtet, verbrachten diese durchschnittlich gleich viel Zeit miteinander wie die Paare, und wurden nur die Interaktionen zwischen dem Männchen und dem Durchschnitt der Weibchen berücksichtigt, lag dieser Wert unter dem der Paare. Vermutlich kompensierten die zu zweit gehaltenen Individuen den Mangel an Sozialpartnern durch verstärktes Interagieren mit dem einzigen zur Verfügung stehenden Partner. Nur eines der drei Paare hatte ein sehr distanziertes Verhältnis zueinander.
  • Bei zwei der Schimpansenpaare wurden keine Kopulationen registriert, in diesen Haltungen wurde ebenfalls nur schwaches agonistisches Verhalten beobachtet.

Als Ursachen für die Abweichungen im Sozialverhalten wurden vor allem die fehlenden sozialen und sexuellen Erfahrungen, die mit der Handaufzucht verbundene mögliche Orientierung auf den Menschen sowie mangelnde Sympathie der Tiere füreinander und das geschwisterähnliche Aufwachsen diskutiert.

 

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© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx