Mittwoch, 16 Mai 2018 07:41

BÖER, M. (2008)

Tiergartenbiologische Untersuchungen zur Fortpflanzung und zum Verhalten von Wildtieren unter vorgegebenen Haltungsbedingungen. Anpassungsphänomene und Einflußmöglichkeiten

Habilitationsschrift

151 Seiten

Tierärztliche Hochschule Hannover
Zoo Hannover

Zusammenfassung:

Die vorliegende Arbeit beinhaltet Untersuchungen zur Fortpflanzung und zum Verhalten von Zootieren. Sie befasst sich zunächst allgemein mit Umwelteinflüssen und Störungen ihres Verhaltens, mit Risiken und Auswirkungen der Inzucht sowie mit dem gegenwärtigen Stand der Kontrazeption und der Problematik der Gefangenschaft.

Unter den Verhaltensstörungen lassen sich Stereotypien, die nichtmit physischen Schäden einhergehen und für Wildtiere in Gehegehaltung nach entsprechend rechtzeitigem Eingriff in das Haltungssystem und Beseitung der ursachen ohne psychische Folgen bleiben, von Ethopathien abgrenzen. Inzucht kann zu depressionsbedingten Verlusten in den Zuchtgruppen führen. Viele Paarungskombinationen und Selektion können helfen, die Depressionsphase in kleinen Zuchtgruppen zu überwinden. Die dafür notwendige Mindestanzahl von Zuchttieren lässt sich erst in der Restrospektive bestimmen und variiert von Art zu Art. Inzuchtbedingte Haltungsrisiken sind grösser als die Unfallrisiken bei sozialer Inegration blutsfremder Individuen in etablierte Sozialverbände. Die Reproduktion ausschliesslich verwandter Tiere sollte daher bereits bei möglichen Paarungen unter Individuen der F2-Generation vermieden werden. Für die Bestandsregulierung in Gehegehaltung ist die Kontrazeption eine dem Tierschutzrechtlichen Gedanken der Mitgeschöpflichkeit Rechnung zu tragen Alternative zur Euthanasie und zur Schlachtung. Nach den bisherigen Erkenntnissen stellt die Immunikontrazeption eine sichere, praktikable, einfache und entwicklungsfähige Methode der Regulierung von Wildtierbestände dar. Die Beurteilung der Gefangenschaft als Mass der dem Tier vorgegebenen Wahl- und Entscheidungsmöglichkeiten, die in Relation zu dessen stammesgeschichtlich erworbenen Wahl- und entschedungsfähigkeiten zu sind, umfasst klinische Parameter am Tier, Faktoren des Haltungssystems sowie die Sichtweise des Betrachterd, die eine Mischung aus Analogie- und Homologieschluss, Vermenschlichung und subjektiver Aussage beinhaltet. Nach wie vor sind Kenntnisse und Erfahrungen des Fachmannes im täglichen Umgang mit Arten und Individuen ebenso wie sein Einfühlungsvermögen für die abschliessende Beurteilung von Gehegen und den in ihnen gehaltenen Tieren unerlässlich. Im Einzelfall ist die Gefangenschaft des Wildtieres in objektiv kaum ausreichendem Mass zu beantworten und auf das subjektive Urteilsvermögen des Tiergartenbiologen kann nicht verzichtet werden, da im Sinne des Tierschutzgesetztes haltungstechnische Entschedungen getroffen und Positionen bezogen werden müssen.

 Die an 6 verschiedenen Tierarten durchgeführten eigenen Untersuchungen zum Verhalten und zur Fortpflanzung hatten speziell zum Ziel, Richtlinien eines für den Drill eeigneten Erhaltungszuchtprogramms zu erarbeiten, den Reproduktionsstatus von Schimpansen und Gorillas mit Laborverfahren unter Zoobedingungen zu erfassen, handaufgezogene Schimpansen in den Sozialverband adulter Individuen zu integrieren, die Fortpflanzung in einer Gruppe handaufgezogener Gorillas zu induzieren, Verhaltensparameter zu Beewertung eines Haltungssystems für diese Art zu erstellen, grundlegende Daten bisher unbekannter Aspekte der Reproduktion bei Breitmaulnashorn, Drill und Nacktnasenwombat zu erarbeiten sowie zoogeborene Exemplare von Luchs und Breitmaulnasorn wiederanzusiedeln.

Der Drill, ein vom Aussterben bedrohter Waldpavian, verfügt über ein vielseitiges Inventar sozialer Verhaltensweisen und pflanzt sich auch bei Gehegehaltung in einem kleinen Sozialverband mit einem adulten Männchen, mehreren Weibchen und Jungtieren unterschiedlicher Altersstufen regelmässig fort. Die Umfärbung des unpigmentierten Säuglingsgesichts nach schwarz geht zeitlich einher mit der Umstellung von Milchnahrung auf feste Nahrung sowie mit der Inegration der Jungtiere in die Sozialstruktur der Erwachsenen. Drillweibchen können im Alter von vier Jahren erstmalig gebären und im Verlaufe eines Zeitraumes von drei Jahren zwei Kinder grossziehen. Bei Überbesatz müssen adoleszente Drills vom Sozialverband getrennt werden. So können Verluste infolge reaktiver Aggression des adulten Mannes vermieden, das Sozialgefüge mit dem Ziel weiterer ungestörter Kinderaufzucht stabilisiert und prospektive Zuchtgruppen in anderen Haltungen gegründet werden. Als Voraussetzung für ein Wachstum der Population sind Erweiterung und Strukturierung des Zuchtgeheges zwecks Abbau des overcrowding einer Herausnahem subadulter Individuen aus dem Elternverband vorzuziehen. Vor Integration einander fremder Partner müssen die Möglichkeit der Situation eines Infantizid und damit verbundene Gesundheitsrisiken für milchabhängige Jungtiere bedacht werden.

Unter Zoobedingungen eignet sich die regelmässige Erfassung hoher LH-Werte, der Veränderungen der Genitalschwellung sowie der Menstruation zur Überprüfung des Reproduktionspotentials weiblicher Schimpansen. Temporäre Detumeszenz des Schwellgewebes im Anogenitalbereich zeigt kurzfristige Belastungssituationen nichttragender Schimpansinnen an. Die beurteilung des Reproduktionsstatus einer Schimpansengruppe muss örtliche und individuelle Schwankungen der Zyklusdauer sowie der zeitlichen Korrelation untersuchter Parameter berücksichtigen. Beobachtungen zur Entwicklung des Verhaltens junger Schimpansen überprüften den Erfolg der angewandten Methode der Handaufzucht, da die Jungtiere einer Gruppe adulter Schimpansen zugeführt werden sollten. Langsame und fliessende Übergänge zwischen aufeinander folgenden Phasen der Handaufzucht vermeiden irreversible Verhaltensstörungen. Intensive Betreuung durch eine Bezugsperson und anschliessender Aufenthalt in der peer-group ermöglichen eine physiologische Verhaltensentwicklung handaufgezogener Individuen. Infantile Merkmale sowie bereits entwickelte Beschwichtigungs- und Unterwerfungsfähigkeiten ermöglichen eine risikoarme Integration juveniler Schimpansen in die Erwachsenengruppe.

Die Erfassung zyklischer Aktivitäten weiblicher Gorillas ist anhand der renalen Exkretion von LH und Gesamtöstrogen, der Länge von Menstruation und Sexualzyklus sowie - bei handzahmen Individuen - der Basaltemperatur und der Länge des Urogenitalspaltes in einem Zoo möglich. Die intraspezifische Variabilität der Paramenter erlaubt eine Fertilitätsbeurteilung erst im Vergleich mehrerer einander folgender Zyklen eines Individuums. Bei inadäquaten Haltungsbedingungen für Gorillas können Verhaltensanalysen Hinweise auf eine fertilitätsmindernde Überforderung der Adaptabilität liefern. Darüber hinaus können Befunde des Genitalsekretes und der Biopsie der Hoden die Fertilitätsbeurteilung bei Gorillamännchen wesentlich verbessern sowie Hinweise auf Umfang und Zeitpunkt der Entstehung von Gewebsalterationen und ihrer möglichen Ursachen geben. Vitamin E-Mangel und psychische Dauerbelastung durch haltungsbedingt geringe räumliche Distanz zum Zoobesucher müssen als potentiell die Fertilität männlicher Gorillas mindernde Haltungsfaktoren eingestuft und durch Futterzusätze sowie ausreichend dimensionierte Gehege ausgeschlossen werden. Der Körperhygiene des Menschen analoges Verhalten, Werkzeuggebrauch und Spiel mit Schimpansen und Zoobescuhern kann bei Gorillas in artgemässerGehegehaltung zu beobachten sein. Koprophagie gibt keine Hinweise auf inadäquate Haltung. In begrenzten und übersichtlichen Gehegen kommunizieren Gorillas untereinander überwiegend durch Blickkontakt. Stereotypien und Ethopathien sowie quantitative Verhaltensänderungen waren bei mangelhafter Haltung erfassbar. In einem adäquaten Haltungssystem traten sie nicht auf. Homosexuelles Verhalten unter Gorillaweibchen kann nach Veränderungen der sozialen Umwelt reversibel sein. Defensive Koalitionen nichtverwandter Weibchen erwiesen sich als effektive Verhaltensstrategie gegenüber einem sehr aggressiven Mann. Der Sexualzyklus kann infolge sozialer Stressoren, z.B. Angriffe eines Männchens mit Körperverletzung, erheblich und lange gestört werden, normalisiert sich jedoch nach Entspannung der sozialen Situation. Zyklusstörungen waren charakterisiert durch verlängerte Interöstrus-Intervalle, Oligomenorrhoe und/oder Amenorrhoe sowie durch verlängerte genitale Detumeszenz. Nullipare Weibchen im dritten Dezennium benötigten mehr als 1.5 Jahre Kontakt zu einem erfahrenen und fertilen Männchen, um eine physiologische Trächtigkeit zu erreichen. Wärhend der ersten zwei Trächtigkeitsmonate sind Fruchtresorptionen und Frühaborte möglich. Handaufgezogene und unerfahrene Gorillaweibchen, die über einige Jahre die Mutteraufzucht von Schimpansen durch Glasscheiben beobachteten, nahmen ihre erstgeborenen Kinder an und Zogen sie komplikationslos auf.

Die Wiederansiedlung zoogeborener Luchse im natürlichen Lebensraum ist möglich, wenn ausgewählte Individuen mindetens 6 Monate in einem Eingewähnungsgehege gehalten werden, um eine Adaptation an die neue Umgebung, das Kennenlernen potentieller Beutetiere sowie die verwilderung in Form einer Entwöhnung vom Menschen zu gewährleisten. Das Fluchtverhalten der in der Wildbahn geborenen F1-Generation gegenüber Mensche ist stärker entwickelt als das der im Gehege geborenen Eltern. Ernährung und Jagdverhalten, Reproduktion und Territorialverhalten im untersuchen Projekt weisen auf eine Adaptation der Zooluchse an den natürlichen Lebensraum hin.

 Sollen sich Breitmaulnashörner in Gehegen fortpflanzen, muss die Möglichkeit zur räumlichen Trennung der Geschlechter aufgrund der Dominanz der Kühe ausserhalb des Östrus gegenüber dem Bullen vorhanden sein. In weitläufigen Gehegen regulieren die Nashörner selbst durch agonistische Verhaltensmechanismen die räumliche Verteilung der Geschlechter, weomit sich das Sozialverhalten entspannt. Bei eng begrenzten Haltungssystemen sind Aggressionen zwischen den Partnern durch temporäre Trennung ohne Zugang ausserhalb des Östrus zu vermeiden. Bieten vorgegebene Haltungsstrukturen und Management den Breitmaulnashörnern ein ausgewogenes und abwechslungreiches Fütterungsregime, einen die individuellen Charaktere berücksichtigenden Umgang durch Personal, selbständiges Komfortverhalten und Lösung sozialer Konflikte sowie eine relativ geringe Besatzdichte, können Kühe alle zwei Jahre ein Kalb aufziehen, womit die nachzucht dieser bedrohten Art in Obhut des Menschen günstig beeinflusst wird.

Das Verhalten eines vorher extensiv gehaltenen und für die Wiederansiedlung vorgesehenen Nashorns wurde während eines interkontinentalen Langstreckentransportes in einer Kiste beobachtet. Die Ergebnisse liessen die hier gewählten Transportmethode als geeignet erscheinen. Anpassungen des Nashorns an die Umweltbedingungen seines neuen Lebensraumes in der Boma umfassten die Futterakzeptanz lokaler Gräser, eine etwa vierwöchige Phase der Gewöhnung an hohne Tagestemperaturen, einen Zeitraum von 6 Wochen zur Entwicklung eines ortsüblichen Tagesaktivitätsmusters sowie etwa 3 Monate zur Entwicklung einer für die schnelle Fortbewegung in Dornbuschsavannen geeigneten Beschaffenheit der Epidermis.

Unter Gehegebedingungen können Nacktnasenwombats bei Verträglichkeit der Partner stabile Paarbindungen eingehen und sich über viele Jahre hinaus wiederholt fortpflanzen. Während der Jungenaufzucht sollte das Männchen nicht vom Weibchen getrennt werden, da es während dieser Zeit Sozialfunktionen übernimmt. Heranwachsende Beuteljunge nehmen in verschiedenen Entwicklungsstadien unterschiedliche Ruhepositionen ein, die in Anpassung an die anatomischen Verhältnisse der nach kaudal gerichteten Öffnung des Marsupiums ernährungsphysiologisch, thermoregulatorisch und hygienisch beduetsam sind. Um Jungtierverluste unter Gehegebedingungen zu vermeiden, sollten entwöhnte Wombats mit spätestens 28 Monaten von den Eltern getrennt werden. Unter Gehegebedingungen waren Verhaltensmechanismen intraspezifischer Aggression erkennbar, die im natürlichen Verbreitungsgebiet der Art Einfluss auf die räumliche Verteilung von Indivduuen haben dürften.

In einer vergleichenden, artübergreifenden Bewertung der Untersuchungen wurden Fragen nach Gefangenschaftseinflüssen auf das Verhalten der Zootiere im Sinne des Schwindens von Verhaltensmustern (Lorenz 1978) und des Fehlens teleonomer Verhaltensweisen diskutiert. Dabei wurde auch auf die Problematik intraspezifischer Aggression bei Zootieren und die Bedeutung des Zoomorphismus (Hediger 1984) für die Funktion des Tierpflegers eingegangen. Die vorgestellten Arbeiten sollten auch zeigen, ob ein "Forschungszoo" (Hediger 1984) seine Berechtigung für die Bearbetung der gewählten Themen hat. Sie sollten ferner tiergartenbiologische Möglichkeiten der Einflussnahme auf Fortpflanzung und Verhalten aufzeigen sowie die Adaptabilität von Wildtieren an vorgegebene Haltungsbedingungen untersuchen.

Die Verhaltensuntersuchungen wie auch die in Primatenzentren entwickelten Methoden der Zyklusdiagnostik bei Menschenaffen konnten problemlos in den Tagesablauf eines öffentlichen Zoos integriert werden. Der "Forschungszoo" war für die Bearbeitung der Themen nich erforderlich. Es konnten verschiedene zweckmässige Verhaltensweisen der untersuchten Arten (Koporphagie bei jungen Gorillas, Wombats und Nashörnern; hygienisch bedeutsame Verhaltensweisen im Zusammenhang mit Nahrungsbearbeitung bei Luchsen und Gorillas und mit der Körperpflege bei Gorillas und Nashörnern; Werkzeuggebrauch beim Gorilla) sowie komplexe Handlungsketten bei der jugenaufzucht von Wombats, Drills und Nashörnern beobachtet werden, womit die von Lorenz (1978) formulierte These des ausschliesslichen Schwindens von Verhaltensmustern unter Gefangenschaftseinflüssen in Frage gestellt werden kann.

Intraspezifische Aggressionen der beobachteten Arten hatten verschiedene Ursachen und traten in unterschiedlichen Situationen auf. Sie waren duch Haltungsveränderungen zu beenden (fehlende Ausweichmöglichkeiten bei Gorillas, Drills, Nashörnern, Wombats; soziale Expansionstendenzen adoleszenter Drills und Nashörner, Veränderungen des Reproduktionsstatus der Mütter bei Drills, Nashörnern und Wombats) oder nur durch vollständige Trennung der Individuen zu unterbinden (Infantizid bei Drills, mangelhafte Sozialisation eines adulten Gorillamännchens).

Die Untersuchungen an Menschenaffen zeigten, dass der Tierpfleger aufgrund des Zoomorphismus (Hediger 1984) bei der Datenerfassung wie auch für den Fortgang der Projekte eine wesentliche Rolle spielte.

Einige Möglichkeiten der Einflussnahme des Tiergärtners auf Verhalten und Fortpflanzung der Zootiere wurden erarbeitet: Paarungsverhalten und Sexualzyklus sind durch Änderung des Sozialgefüges einer Zuchtgruppe sowie durch Änderungen der Haltungsbedingungen beeinflussbar. Einige reproduktionsfördernde Massnahemn werden genannt. Bei allen untersuchten Arten waren Eingriffe in das Fortpflanzungsgeschehen jedoch nur nach ausreichender Überwachung ihres Verhaltens und unter kontinuierlicher Erfolgskontrolle angezeigt.

Anpassungsvorgänge bei Futterumstellungen, Paarbildungen, Reproduktionskreisläufen, bei Gewöhnungen an neue Aufzuchtphasen, in der Vorbereitung einer Wiederansiedlung sowie im Verhalten zoogeborener Individuen im natürlichen Lebensraum erwiesen sich als zeitfordernde Prozesse, die abgeschlossen sein müssen, um den Erfolg der jeweiligen, sie auslösenden tiergartenbiologischen Massnahmen beurteilen zu können.

 

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Donnerstag, 14 Juni 2018 14:16

DOLLINGER, P. (1971)

Tod durch Verhalten bei Zootieren.

Death through behaviour in zoo animals.

Vet. med. Diss. Zürich.
Juris Verlag Zürich. 229 Seiten, 26 Tabellen, 11 Grafiken, 15 Fotos

Tierpsychologische Abteilung des Zoologischen Instituts, Prof. Dr. H. Hediger, und
Veterinär-Pathologisches Institut, Prof. Dr. H. Stünzi, der Universität Zürich
Zoo Zürich

Zusammenfassung:

Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem von HEDIGER (1956) geschaffenen Begriffs des Todes durch Verhalten (TdV) bei Zootieren. Dieser Terminus wird erstmalig definiert, wobei zwischen direktem und indirektem TdV unterschieden wird (pp. 13-14).

Aus der Literatur werden Angaben über die Häufigkeit der traumatischen Todesursachen – welche sich weitgehend mit den direkt durch Verhalten verursachten Todesfällen decken – in verschiedenen Zoos und aus verschiedenen Pathologischen Instituten zusammengestellt (pp. 15-23).

Um sichere Anhaltspunkte über die Bedeutung des TdV zu erhalten, wurden die Todesfälle im Säugetier-, Vogel- und Reptilienbestand des Zürcher Zoos von 1954-1969 bearbeitet (pp.24-47). Dabei zeigte es sich, dass über die Frequenz des indirekten TdV retrospektiv nichts ausgesagt werden kann, dass jedoch der direkte TdV bei Säugetieren und Vögeln die wichtigste Todesursache darstellt (23.4 resp. 29.4 % der Todesfälle), während er bei Reptilien relativ unbedeutend ist.

Eine Zusammenfassung der Ergebnisse aus dem Zürcher Zoo findet sich auf Seite 48.

Den breitesten Raum nimmt eine analytische Untersuchung über das Phänomen des TdV ein (pp. 49-152). Es wird ein Schema der am TdV beteiligten psychologischen, ökologischen, ethologischen und pathologischen Komponenten gegeben (p.49) und deren Beziehungen untereinander werden anhand einiger exemplarischer Beispiele dargestellt (pp. 49-53).

Anschliessend wird detailliert auf die einzelnen Komponenten eingegangen, wobei auf die auslösenden Faktoren (psychologische und ökologische Momente) besonderes Gewicht gelegt wird, da deren Kenntnis Voraussetzung und bester Ansatzpunkt für eine wirksame Prophylaxe des TdV ist (pp- 53-126).

Von den zum  Tod führenden Verhaltensweisen (pp. 127-144) werden Automutilation, Inanition und Kannibalismus sowie das Syndrom des Ausbrechens, Ausreissens und Entweichens näher untersucht.

Die den Tod bewirkenden Läsionen und Funktionsstörungen werden nur der Vollständigkeit halber gestreift (pp. 144-152) und schliesslich werden noch einige grundsätzliche Bemerkungen zur Prophylaxe des TdV gemacht (pp. 153-156).

Den Abschluss des Textteils bildet die umfangreiche Kasuisitik aus den Zoos von Zürich und Mulhouse (pp.157-196) und die Bibliographie (pp. 200-216).

Abstract:

The problem of “death through behaviour” (death caused by effects of behaviour) of zoo animals (HEDIGER,l 1956) is discussed in the present paper.

A definition of this term is provided recognising direct and indirect cause of death through behaviour (pp. 13-14).

Reports from various pathology-laboratories and zoos dealing with traumatic deaths which could be contributed to animal behaviour are reviewed (pp. 15-23).

In order to emphasize the importance of above phenomenon, deaths of mammals, birds and reptiles which occurred at Zurich zoo between 1954 and 1969 were analysed (pp.24-47). The frequency of deaths caused indirectly through behaviour could not be recognised. Behaviour as direct cause of death occurred most frequently in mammals and birds (23.4 and 29.4 % respectively), but was relatively unimportant in reptiles.
The results of the survey from Zurich zoo are summarized on page 48.

The phenomenon of death through behaviour is analysed (pp. 49-152). The psychological, ethological, ecological and pathological factors and their interrelations participating in the occurrence of deaths through behaviour are illustrated on a scheme with some practical examples (pp. 49-53).

All components are discussed each in detail with particular attention to the triggering factors (psychological and ecological moments) in order to gain knowledge and basis for prophylaxis (pp- 53-126).

Some behavioural pattern leading to death, such as automutilation, inanition, cannibalism and also the occurrence of break-outs, tearings and escapes are discussed (pp. 127-144).

The lesions and functional disturbances were only briefly noted (pp. 144-152) and general remarks are given on prophylaxis (pp. 153-156).

In the final chapter case histories are listed from the zoos of Zurich and Mulhouse/France (pp.157-196) and references of the literature are provided (pp. 200-216).

Datenblatt PDF

 

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Freitag, 19 Januar 2018 08:03

BURROWS, M. & WOLF, H.

Jumping and kicking in the false stick insect Prosarthria teretrirostris: kinematics and motor control.

Journal of Experimental Biology 2002 205: 1519-1530

Summary:

The false stick insect Prosarthria teretrirostris looks and behaves like a real stick insect but can jump and kick rapidly and powerfully like a locust, to which it is more closely related. It has an elongated body with slender hind legs that are some 2.5 times longer than the front and middle legs. A male with a body 67 mm long and weighing 0.28 g can jump 90 cm with a take-off angle of 40° and velocity of 2.5 ms-1, requiring an energy expenditure of 850 μJ. The body is accelerated at 165 ms-2 for only 30 ms. The larger and heavier females (mean body length 104 mm and weighing 1.5 g) can jump on average a distance of 49 cm.

During jumping, the tibiae of the hind legs are extended in 30 ms with maximum rotational velocities of 11.5° per ms, but during kicking, when there is no body weight to support, extension is complete in 7 ms with rotational velocities as high as 48° per ms. The short time available to accelerate the body indicates that the movements are not powered by direct muscle contractions and that there must be storage of elastic energy in advance. The motor patterns responsible for generating the necessary forces in the hind legs for jumping and kicking are similar and consist of three phases; an initial flexion of the tibia is followed by a co-contraction of the small flexor and large extensor tibiae muscles lasting several hundred milliseconds while the tibia remains fully flexed. Finally, the flexor motor neurons stop spiking so that the tibia is able to extend rapidly. The small semi-lunar processes at the femoro-tibial joints are not distorted, so that they cannot act as energy stores. Some 7% of the energy is stored transiently by bending the thin tibiae during the initial acceleration phase of a jump and releasing it just before take-off.

The jumping and kicking mechanisms of Prosarthria teretrirostris have features in common with those used by locusts but also have their own characteristics. The evolution of jumping in Orthoptera is discussed in this context.

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Dienstag, 11 Juli 2017 09:38

HORN, H.-G. (1980)


Bisher unbekannte Details zur Kenntnis von Varanus varius auf Grund von feldherpetologischen und terraristischen Beobachtungen (Reptilia: Sauria: Varanidae)

Salamandra 16 (1): 1-18.

Zusammenfassung:

Die gebänderte Form von Varanus varius ist keine distinkte Unterart. Durch Bestimmung der Geschlechtszugehörigkeit von 22 Exemplaren der bellii-Phase wird nachgewiesen, daß Warane der bellii-Phase stets männlichen Geschlechts sind. Es handelt sich also um eine geschlechtsgebundene Farbmutante. Verschiedene Beobachtungen zum Verhalten des Buntwarans im Freien werden mitgeteilt. Ebenso werden Beiträge zum Verhalten in Gefangenschaft geliefert; so wird beispielsweise über eine selten eingenommene Drohhaltung des Buntwarans berichtet. Verschiedene
Situationen des Verhaltens werden durch Fotos dokumentiert. Ferner wird das in der Literatur verstreute Material zur Fortpflanzung von V. varius kompiliert und kritisch gesichtet.

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Donnerstag, 14 Juni 2018 15:31

SCHNEIDER, Chr. (2016)

Innovation, Neophobie und Dominanz einer Erdmännchen-Gruppe (Suricata suricatta) im Zoo Heidelberg.

Wissenschaftliche Arbeit für das Lehramt am Gymnasium im Hauptfach Biologie

52 + 6 Seiten

Fakultät für Biowissenschaften an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
Leitung: Prof. Dr. Thomas Braunbeck und Dr. Vanessa Schmitt
Zoo Heidelberg

Ganze Arbeit

Zusammenfassung:

Innovationen und kreatives Denken sind in Zeiten des Klimawandels sowie zunehmender Zerstörung der Umwelt von besonderem Interesse. Bei der Frage nach der Anpassungsfähigkeit von Tieren an eine sich schnell veränderte Umwelt sind innovative Fähigkeiten ein zentraler Forschungsschwerpunkt. Innovation ermöglicht die Nutzung neuer Ressourcen und stellt einen wichtigen Aspekt der phänotypischen Plastizität dar. Viele Studien zu diesem Thema zeigten bereits eine zwischen- und innerartliche Variation von innovativen Fähigkeiten. Fragen nach den Gründen für diese Unterschiede und den beeinflussenden Faktoren von Innovation bleiben jedoch Gegenstand der aktuellen Forschung.

Die vorliegende Arbeit untersuchte Innovation, Dominanzstruktur und Neophobieeigenschaften einer Erdmännchen-Gruppe (N = 6) im Zoo Heidelberg und prüfte einen möglichen Zusammenhang von Dominanz und Neophobie mit dem Innovationserfolg. Es wurde vermutet, dass Erdmännchen im Vergleich zu anderen Tierarten nicht neophob sind. Weiterhin wurde ein negativer Zusammenhang sowohl zwischen Neophobie und Innovation als auch zwischen Dominanz und Innovation erwartet. Außerdem wurde angenommen, dass erfolgreiche Individuen im Laufe der Versuche einen Lerneffekt zeigen. Die Innovationsfähigkeit wurde dabei anhand des Problemlöseerfolgs an einer multifunktionalen Puzzlebox getestet. Die Tiere mussten neuartige Probleme in drei unterschiedlichen Schwierigkeitsstufen lösen, um an das Futter in der Box zu gelangen. Zur Untersuchung der Dominanzstruktur wurde das Auftreten aggressiver und submissiver Verhaltensweisen mittels Focal Sampling aufgenommen und anschließend zu einem Dominanzindex verrechnet. Die Neophobie wurde mit einem von Greenberg entworfenen Test untersucht, bei dem die Latenzzeit bis zum erneuten Beginn der Nahrungsaufnahme neben einem neuartigen Objekt im Vergleich ohne ein solches gemessen wird.

Es bestätigte sich, dass Erdmännchen im Vergleich zu anderen Tierarten des Zoos (z.B. Raben) nicht neophob sind. Weiterhin zeigten sich die Erdmännchen im Vergleich zu freilebenden Tieren sehr innovativ: 50 % der Tiere lösten alle drei Schwierigkeitsstufen und zeigten bei wiederholtem Lösen eine signifikante zeitliche und methodische Effizienz. Dieser Lerneffekt beruhte auf systematischem Ausprobieren (Trial-and-Error-Methode). Dies unterstützt die These, dass Tiere in Gefangenschaft innovativer sind als ihre wilden Artgenossen. Weder Neophobie noch Dominanz erwiesen sich als signifikante Innovationsprädiktoren. Da auch bei frei lebenden Erdmännchen kein Zusammenhang mit der Neophobie entdeckt wurde, lässt sich vermuten, dass dieser Faktor bei Erdmännchen allgemein nur eine untergeordnete Rolle spielt. In Übereinstimmung mit einer Großzahl von Studien waren auch in dieser Arbeit nicht die dominanten Tiere die erfolgreichsten Problemlöser, sondern die Tiere von mittlerem Rang. Allerdings zeigten die Tiere der niedrigen Dominanzkategorie die schlechtesten Ergebnisse, sodass auch Subdominanz alleine keinen zuverlässigen Faktor für Innovation darstellt. Implikationen für Praxis und Forschung werden diskutiert.

Diese Arbeit untersuchte erstmals Innovation bei Erdmännchen in Gefangenschaft. Für sinnvolle Rückschlüsse auf Erdmännchen im Freiland sind weitere vergleichende Studien mit größeren Stichproben notwendig.

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Donnerstag, 14 Juni 2018 09:31

JES, H. (1972)

Eine Uferanlage fur Schlammspringer und Winkerkrabben im Kölner Aquarium am Zoo.

Z. Kölner Zoo 15 (4): 111-117.

Zusammenfassung:

Nach einer kurzen Schilderung des Lebensraumes von Schlammspringern und Winkerkrabben der Mangrovenzone tropischer Küsten folgt die Beschreibung einer Uferanlage zur Haltung dieser Tiere. Das Verhältnis von Land- und Wasserfläche beträgt 1:2, der Bodengrund besteht aus Sand. Bei den 500 l Wasser handelt es sich um ein aus künstlichem Meerwasser hergestelltes Brackwasser, spezifisches Gewicht 1.015-1.018, pH-Wert 8.2. Das Wasser wird über Muschelgrit gefiltert, 35 l/min, und fliedßt über einen sogenannten Wellenkipper zurück in die Anlage. Mit dem genannten Gerät, welches ausführlich beschrieben wird, werden 6 cm hohe Wellen erzeugt, die im Abstand von 15 Sekunden die Anlage durchfließen. Neben der Beschreibung der verschiedenen Wärmequellen, Angaben über die unterschiedlichen Temperaturbereiche, Raum 22°C, Sandoberfläche 26°C, in der Nähe der Heikabel 32°C, Luft 25°C, relative Luftfeuchtigkeit 65-90%.

Die von anderen Fischen abweichenden morphologischen Besonderheiten der Atmung und der Beflossung werden geschildert und das Verhalten der Schlammspringer in der Uferanlage wird einschließlich Fütterungshinweisen aufgezeigt. Von dem Leben der Winkerkrabben wird berichtet und anhand der in ihrer Heimat ablaufenden Handlungen, immer geprägt von den Gezeiten, die Schwierigkeiten einer vollkommenen Nahahmung dargelegt.

 

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Donnerstag, 14 Juni 2018 08:42

BÖHM, C. & GRASS, J. (1999)

Verhalten  und Volierennutzung  der Wasseramsel Cinclus  cinclus im Alpenzoo Innsbruck während zwei unterschiedlichen Lebensperioden.

Monticola 8: 149-154.

Zusammenfassung:

Im Innsbrucker Alpenzoo wurden 1998 zwei gekäfigte Wasseramseln in zwei unterschiedlichen Lebensperioden (Mauser und Herbst) beobachtet, um Unterschiede in Verhaltensmuster und in der räumlichen Nutzung der Volieren festzustellen. Die gesamte Beobachtungszeit betrug 40 Stunden. Das Verhaltensmuster beider Wasseramseln zeigte zwischen Mauser und Herbstperiode erhebliche Unterschiede, die sich auch in der Nutzung der Volierenbereiche widerspiegelte. Während in der Mauserzeit ruhige Plätze in den oberen und rückwärtigen Volierenteilen bevorzugt wurden, hielten sich die Vögel im Herbst vor allem in Bodennähe an den Wasserbecken in engem räumlichem Kontakt zu einander auf.

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Donnerstag, 14 Juni 2018 14:53

HABICHER, A. (2004)

Enclosure use and cooperative behaviour in meerkats Suricata suricatta.

Diplomarbeit

79 Seiten

Fachbereich Biologie, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät, Universität Köln
Supervisor:
Zoo Köln

Zusammenfassung:

Siehe hier

Summary:

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Donnerstag, 14 Juni 2018 14:37

HUMMEL, J. (1998)

Variabilität im Verhalten von Okapis - Einfluss von Haltung und individuellen Unterschieden.

Diplomarbeit

120 Seiten plus Anhang

Fachbereich Biologie, Johannes Gutenberg - Universität Mainz
Supervisor: Prof. Dr. Neumeyer
Zoo Basel, Zoo Köln und weitere Zoos

Zusammenfassung:

Siehe hier

 

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Donnerstag, 14 Juni 2018 14:27

GAILLARD, S. (1995)

Stimulierung des Nahrungssuchverhaltens von Brillenbären (Tremarctos ornatus) in einem Zoogehege.

Diplomarbeit

44 Seiten

Universität Zürich, Zoologisches Institut, Abteilung Ethologie und Wildforschung
Supervisor: Prof. Dr. H. Kummer
Zoo Zürich

Zusammenfassung:

Siehe hier

 

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© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx