Nacktnasenwombat
Unterklasse: Beuteltiere (MARSUPIALIA)
Ordnung: Känguruverwandtschaft (DIPROTODONTIA)
Unterordnung: Wombatartige (Vombatiformes)
Familie: Wombats oder Plumpbeutler (Vombatidae)
Nacktnasenwombat
Vombatus ursinus • The Common Wombat • Le wombat commun
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Wie der Familienname "Plumpbeutler" verrät, sind Wombats massive, schwerfällig wirkende Beuteltiere, denen man ihre Verwandtschaft mit den Kängurus nicht ansieht. Da der Nacktnasenwombat überwiegend nachtaktiv ist, in einem Freigehege nur sporadisch zu sehen und aufgrund seiner Größe in einem Nachttierhaus recht viel Platz beanspruchen würde, wird er in Europa ziemlich selten gezeigt. Körperbau und KörperfunktionenMit ihrem plumpen Körper, den kurzen Extremitäten und dem nur als Stummel ausgebildeten Schwanz ähneln Wombats einem Bären. Die Weibchen haben einen Beutel, der nach hinten offen ist, damit er sich beim Graben nicht mit Erde füllt. Darin befindet sich ein Paar Zitzen. Erwachsene Nacktnasenwombats erreichen ein Gewicht von (19-)22-50 kg und eine Kopf-Rumpflänge von 90-115 cm. Sie unterscheiden sich von ihren Verwandten durch den nackten Nasenspiegel, die kleinen, abgrundeten Ohren und das raue Fell [1; 5]. VerbreitungAustralien: In mehreren Teilarealen im Südosten des Kontinents von Südost-Queensland bis Südost-South Australia, ferner auf Tasmanien sowie Flinders und Maria Island. Auf den andern Inseln der Bass-Strasse kam er früher vor, ist heute aber ausgestorben [3]. Lebensraum und LebensweiseDer Nacktnasenwombat ist ein territorialer Einzelgänger, der in Feucht- und Trockenwäldern, Küstenbusch und Heidelandschaften vom Meersspiegel bis auf 1'800 m Höhe zuhause ist. Er ist hauptsächlich nachtaktiv und verbringt den Tag meist in ausgedehnten, selbst gegrabenen Erdbauen mit bis zu 20 m langen Gängen und mit Pflanzenmaterial ausgepolsterten Kesseln. Dies hat u.a. damit zu tun, dass er bei Temperaturen über 25ºC seine Körpertemperatur nicht mehr stabil halten kann, währenddem ihm Temperaturen bis zum Gefrierpunkt nichts ausmachen Bei kühlem Wetter weidet er auch tagsüber.Die Territorien haben meist eine Größe von etwa 25 hd (2-82 ha) [1; 3; 5; 8]. Wombats können zwar schwimmen, pflegen aber nicht im Wasser zu baden. Dagegen nehmen sie Staubbäder. Sie ernähren sich hauptsächlich von Süßgräsern, Seggen und Binsen. Die Weibchen haben einen Geschlechtszyklus von 32-34 Tagen und sind jeweils während 1-4 Tagen empfängnisbereit. Nach einer Tragzeit von ca. 21-22 Tagen kann es daher zu jeder Jahreszeit Nachwuchs geben. Es wird in der Regel ein einzelnes Junges geboren. Dieses wird 6-7 Monate gesäugt und bleibt etwa 17 Monate bei der Mutter. Mit zwei Jahren wird es geschlechtsreif und kann im Freiland ein Alter von 11-15 Jahren, in Menschenobhut von bis zu 30 Jahren erreichen [1; 2; 3; 5]. Gefährdung und SchutzDer Nacktnasenwombat ist weit verbreitet. Er nutzt die unterschiedlichsten Lebensräume und hat einen stabilen Bestand. Er gilt daher aufgrund einer Beurteilung aus dem Jahr 2015 nicht als gefährdet (Rote Liste: LEAST CONCERN) [3]. Die auf den Inseln der Bass-Straße beheimatete Nominatform wurde im 19. Jahrhundert auf King Island ausgerotten und verschwand auf Barren Island, Deal Island und Clarke Island um 1910. Bis 2019 galt die Unterart bundesrechtlich als gefährdet (VULNERABLE), wurde dann aber aufgrund einer Neubeurteilung von der Liste gestrichen. Der internationale Handel ist nicht durch CITES geregelt. Es gelten Ausfuhrbeschränkungen Australiens. Bedeutung für den MenschenDer Nacktnasenwombat wird gebietsweise als Schädling für die Landwirtschaft angesehen und seine Bestände werden durch Begasen der Baue, mit Fallen oder duch Abschüsse reduziert. Bei der städtischen Bevölkerung ist die Wahrnehmung eine positivere, wie man aus der Existenz von Kinderbüchern schließen kann. HaltungGehege für Wombats müssen wegen deren Grabtätigkeit mit einem Untergrabschutz versehen sein und können nur minimalistisch gestaltet werden. Wegen ihrer Unverträglich müssen sie in der Regel einzeln gehalten und können nur zur Paarung unter Aufsicht zusammengelassen werden. In Freianlagen ist dagegen die Gemeinschaftshaltung mit Kängurus, Emus und anderen Vögeln möglich [2]. Nach JACKSON soll für ein Paar Wombats eine Gehegefläche von 45 m² nicht unterschritten werden [6]. Haltung in europäischen Zoos: Erstmals wurde in Europa ein Nacktnasenwombat im Jahr 1803 in der Ménagerie des Museum d'Histoire Naturelle zu Paris gezeigt [1]. Die Art war in europäischen Zoos nie besonders häufig und ist gegenwärtig (2023) in acht Zoos zu sehen, von denen sich zwei im deutschsprachigen Raum befinden. Es sind zwei Unterarten vertreten [9]. Für Details siehe Zootierliste. Das älteste bekannte Individuum in einem Zoo gelangte im Alter von drei Jahren nach Deutschland und wurde danach 27 Jahre und 1 Monat in den Zoos von Hannover, Berlin und Duisburg gehalten [4]. Die erste Nachzucht außerhalb Australiens gelang dem Zoo Halle an der Saale im Jahr 1914. Später wurde die Art auch in Duisburg, Hannover und Neuwied sowie in Zoos außerhalb Deutschlands gezüchtet [2]. Das seit 2004 bestehende Europäische Erhaltungszuchtprogramm (EEP) wird vom Zoo Duisburg koordiniert. Im Jahr 2021 umfasste dieses 18 lebende Tiere, mehrheitlich der Unterart tasmaniensis, in 5 Institutionen. 2020/21 gab es vier Geburten und einen Todesfall. Wie Nacktnasenwombats gehalten werden (Beispiele): Das Säugetiergutachten 2014 des BMEL gibt für das Innengehege und ein fakultatives Außengehege eine Mindestfläche von 20 m² vor. Bei der Haltung mehrerer Tiere sollen ebenso viele, möglichst miteinander kombinerbare Gehege vorgesehen werden. Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für ein Paar ein Innen- und ein Außengehege von je 20 m² vor. Für weitere Tiere sin zusätzliche Gehege erforderlich. Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) ist pro Tier ein Außengehege von 100 und ein Innengehege von 20 m² erforderlich. Taxonomie und NomenklaturVombatus ist eine monospezifische Gattung. Die Art wurde 1797 anhand eines Exemplars von Clarke Island in der Bass-Straße für die Wissenschaft entdeckt und 1800 von George SHAW, einem englischen Arzt und Naturforscher, der als Kustos am Britischen Museum tätig war, unter ihrem heute noch gültigen Namen beschrieben. Es werden drei Unterarten anerkannt: die Nominatform von Flinders Island und anderen Inseln in der Bass-Straße, V. u. hirsutus auf dem australischen Festland und V. u. tasmaniensis von Tasmanien. Auf Maria Island vor der Ostküste Tasmaniens gibt es eine Hybridpopulation, weil dort 1970/71 Exemplare der Nominatform angesiedelt wurden [5; 8]. |
Literatur und Internetquellen
- JACKSON, S. M. (2003)
- PUSCHMANN, W., ZSCHEILE, D., & ZSCHEILE, K. (2009)
- TAGGART, D. et al. (2016). Vombatus ursinus. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T40556A21958985. http://www.iucnredlist.org/details/40556/0. Downloaded on 24 July 2022.
- WEIGL, R. (2005)
- WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
- ZOO HANNOVER - diverse Pressemitteilungen 2020-2022
- GRÜN, V. (2022) Common Wombat - EAZA EEP Biannual Report
- THREATENED SPECIES SCIENTIFIC COMMITTEE (2019). Listing Advice Vombatus ursinus ursinus, Common Wombat (Bass Strait)
- NIELSEN, F., WINKLER, A., PAPIES, M., HAUSEN, N., HERRMANN, K., LAVOOIJ-VAN LEEUWEN, K.(eds., 2022). EAZA Monotreme and Marsupial Taxon Advisory Group Regional Collection Plan. First edition. EAZA Executive Office, Amsterdam.
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Elefanten
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Der erste Elefant in Mitteleuropa, ein asiatischer Bulle namens "Soliman", wurde 1552 von dem nachmaligen Kaiser Maximilian II. aus Spanien nach Wien gebracht und erst in einer Scheune, danach in der Menagerie von Schloss Ebersdorf untergebracht. Er starb allerdings bereits nach 19 Monaten, was in Anbetracht der damaligen weitgehend nicht vorhandenen Kenntnisse über die Ansprüche von Elefanten und die entsprechend schlechten Haltungsbedingungen nicht verwundert [3]. Traditionell wurden Elefanten bis ins 20. Jahrhundert meist in sogenannten "Dickhäuterhäusern", oft in orientalischem Stil, zusammen mit Nashörnern und Flusspferden untergebracht. Heute wurde dieses Konzept weitgehend aufgegeben und Elefanten werden entweder als einzige Tierart oder aber in Verbindung mit kleineren Tieren aus demselben Lebensraum in einer Anlage gehalten. Angesichts des großen Volumens und der hohen Kosten von Elefantenhäusern ist ihre Nutzungsdauer ziemlich lang. Der Zoo Berlin errichtete 1859 sein erstes, einfaches Elefantenhaus, in dem u.a. auch Giraffen untergebracht wurden. 1873 wurde dieses durch ein Dickhäuterhaus, die Elefantenpagode ersetzt, die 70 Jahre lang ihren Dienst tat, bis sie 1943 durch Fliegerbomben zerstört wurde. Das gegenwärtige Elefantenhaus, in dem ursprüglich Afrikanische und Asiatische Elefanten gehalten wurden, wurde 1954 eröffnet, ist also mittlerweile auch gegen 70 Jahre alt, allerdings wurde es 1984-89 umgebaut und seine Freianlagen wurden vergrößert [2]. Nach gegenwärtigem Konzept werden im Zoo nur noch indische Elefanten (Elephas maximus maximus) gehalten und sollen nach einem Umbau im Tierpark Afrikanische Elefanten gehalten werden. Der Zoo Basel brachte 1886 seinen ersten Elefanten in einem provisorischen Stall im Direktionsgebäude zusammen mit einem Tapir unter. 1891 wurde das "Elephantenhaus in maurischem Stil" erbaut, in dem auch Zebras und später Zwergflusspferde und Panzernashörner gehalten wurden [6]. 1953 wurde ein neues Elefantenhaus bezogen, in dem vorübergehend auch die Panzernashörner ihren Platz fanden und das auch fünf Vitrinen für Kleinsäuger aufwies. Das Haus war allerdings nicht für die Haltung von Bullen eingerichtet. In den 1980er-Jahren wurden daher ein Bullenstall und ein Bullengehege angebaut. 2017, d.h. nach 64 Jahren konnte das Haus durch die fast dreimal größere neue Anlage "Tembea" ersetzt werden [4]. Neuanlagen werden in der Regel so konzipiert, dass auch Elefantenkühe in geschütztem Kontakt betreut werden können. Auf die Präsentation Afrikanischer und Asiatischer Elefanten in unmittelbarer Nachbarschaft wird heute aus tiermedizinischen Gründen verzichtet: Die beiden Arten sind Träger unterschiedlicher Subtypen des endotheliotropen Elefanten-Herpesvirus (EEHV). Dieses ist bei Afrikanischen elefanten meist unproblematisch,verläuft aber bei jungen Asiatischen Elefanten oft tödlich. Innerhalb des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms gibt es zudem eine gewisse Aufgabenteilung: So hat sich der Zoo Karlsruhe zur Aufgabe gemacht, ein Seniorenheim für alte Asiatische Elefantenkühe zu betreiben, was selbsternannten Tierschützern merkwürdigerweise nicht so recht war [1], und der Zoo Heidelberg hat sich auf Asiatische Jungbullen spezialisiert, die während einiger Jahre gehalten werden, um dann als Zuchtbullen in einen anderen Zoo zu gehen. Das gleiche Konzept ist auch im Erlebniszoo Hannover geplant [5]. |
Literatur und Internetquellen
- BERLINER MORGENPOST vom 28.05.2019
- KLÖS, H.G. & KLÖS, U. (Hrsg., 1990)
- KUNZE, G. (2000)
- PM ZOO BASEL vom 15.03.2017
- PM ZOO HANNOVER vom 08.07.2021
- SARASIN, F. (1924)
Die meisten Elefantenanlagen im deutschsprachigen Raum wurden in den letzten Jahren neu- oder umgebaut:
1994: Allwetterzoo Münster: Neubau. 2010 Planung Erweiterung
1995: Zoo Wuppertal: Neubau
1996: Tiergarten Schönbrunn: Wien, Neubau. Technische Details siehe ZOOLEX Gallery
1997: Zoo Hannover: Neubau
1999: Zoo Dresden: Neubau. Technische Details siehe ZOOLEX Gallery
2001: Tierpark Hellabrunn: Teilsanierung Elefantenhaus
2004: Zoo Augsburg: Umbau mit Erweiterung der Aussenanlage
2004: Tierpark Cottbus: Umbau Haus
2004: Zoo Karlsruhe: Umbau
2004: Kölner Zoo: Neubau
2004: Zoo Neunkirchen: Neubau
2005: Tierpark Cottbus: Erweiterung Außenanlage
2005: Zoo Osnabrück: Erweiterung
2006: Zoo Halle: Neubau
2006: Tierpark Hagenbeck, Hamburg: Neubau Haus
2006: Zoo Leipzig: Neu- und Umbauten seit 2001 abgeschlossen
2007: Tierpark Hellabrunn München: Umbau Aussenanlage
2008: Zoo Rostock: Umbau und Erweiterung Aussenanlage. 2013 wird die Haltung aufgegeben
2009: Zoo Berlin: Umbau mit Erweiterung Aussenanlage
2010: Zoo Heidelberg: Eröffnung Neubau. Technische Details siehe ZOOLEX Gallery
2011: Wilhelma Stuttgart: Projektierung für Neubau läuft
2012: Tierpark Hellabrunn: Totalumbau Elefantenhaus begonnen
2013: Allwetterzoo Münster: Eröffnung des erweiterten Elefantenparks
2013: Opel-Zoo Kronberg: Eröffnung Neubau
2013: Zoo Karlsruhe: Eröffnung erweitertes Elefantenhaus
2014: Zoo Zürich: Eröffnung Neubau "Kaeng Krachan"
2014: ZooPark Erfurt: Eröffnung Neubau. Siehe Dornbuschsavanne - die neue Elefantenanlage
2015: Knie's Kinderzoo, Rapperswil: Eroffnung Neubau "Himmapan". Siehe Internetseite Himmapan
2016: Tierpark Hellabrunn: Fertigstellung Totalumbau. Siehe Bautagebuch Elefantenhaus
2017: Zoo Magdeburg Eröffnung Neubau "Africambo". Siehe Internetseite Africambo
2017: Zoo Basel, Eröffnung Eröffnung Neubau "Tembea". Siehe Internetseite Tembea
2018: Zoo Dresden: Umbau Afrikahaus beendet, Außenanlage wird 2019 fertig. Siehe Rundgang Afrikahaus
2019: Zoo Karlsruhe: Neue Außenanlage fertiggestellt. Siehe Pressemitteilung
2019: Wilhelma Stuttgart: Bauvorbereitungen. Baubeginn geplant für 2024
2020: ErlebnisZoo Hannover: Neue Bullenanlage fertiggestellt
2020: Zoo Augsburg: Eröffnung neue Elefantenanlage
2022: ErlebnisZoo Hannover: Neue Außenanlage für Elefantenkühe fertiggestellt
2022: Tierpark Cottbus: Eröffnung Neubau Elefantenhaus und Außenanlage. Siehe Neues Heim für Cottbuser Elefanten
Kurzportraits einiger Anlagen:
- Kaeng Krachan Elefantenpark im Zoo Zürich
- Elefantenanlage im Opel-Zoo Kronberg
- Elefantenpark im Kölner Zoo
- Elefantenpark im Zoo Leipzig
- Elefantenanlage im Zoo Wuppertal
- Anlage für Elefantenbullen im Zoo Heidelberg
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Kaeng Krachan Elefantenpark im Zoo ZürichEröffnung: 2014, Gesamtfläche: 11'000 m², Baukosten: ca. 54 Mio € Asiatischer Elefant (Elephas maximus) Der Elefantenpark umfasst je zwei grosse Innen- und Aussenanlagen für die matrilinearen Gruppen (6 Tiere), eine Aussen- und zwei Innenanlagen für die Bullen (2 Tiere) und über einen Managementtrakt mit einer Quarantänestation. Es stehen verschiedene Wasserstellen (Innen und Aussen) von insgesamt 600 m3 zur Verfügung; eine Glasscheibe ermöglicht es Besuchern, die Tiere beim Schwimmen und Tauchen zu beobachten. Die Tiere werden im geschützten Kontakt („protected contact“) betreut. Literatur und Internetquellen:
PD/23.07.2018; 17.07.2022 |
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Elefantenanlage im Opel-Zoo KronbergEröffnung 2013, Gesamtfläche ca.15'000 m², Baukosten 11.2 Mio €. Afrikanischer Elefant (Loxodonta africana) Anfangsbesatz 1.3 Tiere. Elefantenhaus: Gemeinsame Lauffläche 820 m², drei Boxen für Elefantenkühe zu je 59 m², 2 Boxen für Elefantenbullen, gesamt 88 m², Bullenkral 202 m², Freigelände Herde 6450 m², dazu Badebecken 260 m² und Sumpfzone 50 m², Freigelände Bulle 1250 m², dazu Badebecken 174 m² und Sumpfzone 18 m² sowie Kral 215 m². Im Haus gibt es auch eine Anlage für Buschschliefer und afrikanische Papageien. Internetquellen: PD/23.01.2013; 23.07.2018; 17.07.2022 |
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Elefantenpark im Kölner ZooEröffnung 2004, Gesamtfläche 20'000 m² Asiatischer Elefant (Elephas maximus) 16 asiatische Elefanten leben im Kölner Elefantenpark. Ohne direkten Kontakt zu den Pflegern leben sie hier in ihrem natürlichen Familienverband, angeführt von einer Leitkuh. Von 2006-2020 wurden 12 Jungtiere im Elefantenpark lebend geboren, von denen eines kurz nach der Geburt gestorben ist. Internetquellen: PD/23.01.2013; 23.07.2018; 17.07.2022 |
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Elefantenpark im Zoo LeipzigUm- und teilweiser Neubau des Elefantenhauses aus dem Jahr 1926, in dem auch Flusspferde gehalten worden waren. Eröffnung 2002 (Freianlage und Bullenstall) bzw. 2006 (Elefantentempel Ganesha Mandir), Aussengehege 4'600 m², in mehrere Gehege unterteilbar, zusätzlich Bullengehege von ca. 2'000 m². Laufhalle mit Sandboden und Badebecken mit Unterwassereinblick. Die Kühe werden im direkten, die Bullen im geschützten Kontakt gehalten. Ethnographische Ausstellung in Besucherpavillon. Asiatischer Elefant (Elephas maximus) Internetquelle: PD/23.01.2013; 23.07.2018; 17.07.2022 |
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Elefantenanlage im Zoo WuppertalEröffnung 1995, damalige Baukosten 13,2 Mio DM. Aussengehege für Elefantenkühe 2'350 m² mit flachem Planschbecken, Bullengehege 700 m², für Besucher nicht einsehbares Absperrgehege für Bullen 73 m². Innengehege für Kühe 670 m², 4 Boxen zu 36 m², eine fünfte ca. 45 m², Bullengehege 95 m² zusätzlich Absperrstall 50 m². Badebecken mit einem Durchmesser von 9.4 m und einer Tiefe von 1.85m, Wassertemperatur 25ºC. Die Kühe werden im direkten, der Bulle im geschützten Kontakt gehalten. Im Januar 2011 wurde das fünfte und das sechste Jungtier geboren. Afrikanischer Elefant (Loxodonta africana) Literatur: PD/23.01.2013; 23.07.2018; 17.07.2022 |
span style="font-family: trebuchet ms, geneva;"> |
Anlage für Elefantenbullen im Zoo Heidelberg Asiatischer Elefant (Elephas maximus) Technische Details siehe ZOOLEX Gallery PD/23.01.2013; 23.07.2018; 17.07.2022 |
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(17.07.2022: 4'737)
SCHLAWE, L. (2010)
Über die ausgerotteten Steppenzebras von Südafrika QUAGGA und DAUW, Equus quagga quagga.
Z. Kölner Zoo 53, Heft 2: 97-128.
Zusammenfassung:
Das geographisch grob umrissene Gefüge der ausgerotteten reduziert und variabel gestreiften Südquaggas, Equus quagga quagga (incl. Asinus Burchellii Gray, 1824) ergibt sich provisorisch südl. 27,0 S und westl. 30,0 O, indem hier morphologisch strukturierte Populationen nie erkennbar gemacht worden sind. Mit Typologien und unreflektierten Arealangabenwurden aber zwei Taxa, die südlicheren Quaggas und die nördlicheren Burchellzebras begründet. Wir schlagen stattdessen ohne taxonomischen Anspruch vor, künstliche Sortimente für kontrastarme und kontrastierte Exemplare mit abgeleiteten den Buchstabenfolgen QUAGGA und DAUW zu signalisieren.
Die Entdeckung und Differenzierung der beiden Zebraarten in Südafrika ist nur mit der gleichzeitig entwickelten Methodik von LINNÉ denkbar, der enkaptisch gestufte morphologische Ähnlichkeiten wie Formenwertigkeiten, nicht aber als Stammesverwandtschaft der Lebewesen sah und versuchte, sie von den Arten aufwärts einer Kategorienpyramide anzugleichen. Auch begründete er über den „Typus“ ein stabiles Nomenklatur-Verfahren. Damit kann im Moment einer taxonomischen Entscheidung nur ein zwei- oder dreiteiliger technischer Name pro Artgruppen-Taxon gelten. Dem stand BUFFON entgegen, dessen Grundeinheit des Lebendigen das Individuum war, das es authentisch illustriert zu beschreiben galt. Mit BUFFONS Wahrnehmung des Individuellen konnten seine Akzeptanz und Voraussehbarkeit der inneren Variabilität der Arten reifen.
Auf die Bedeutungen von „Quagga“ in den Kategorien Unterart bis Gattung und selbst für Zebroide wird hingewiesen. „Unterarten“ sind jedoch sehr unterschiedliche, von den Bearbeitern abhängige Zusammenschlüsse oft nur gedachter Populationen. So folgt eine Kritik der zahlreichen Synonyme im neuen Gefüge E. q. quagga. Zuerst hatte LINNÉ 1758 Equus zebra auf ein Hypodigma auch mit Quaggas gestützt, aus dem längst ein Bergzebra als Typus ausgewählt worden ist (Lecto-Typ). Der Name Equus quagga Boddaert, 1785 ist nun der älteste für das Steppenzebra. Hierzu wurde die Auswahl eines Typus (der ♀, 1751 am Kew Palace) erst 1996 durch GRUBB klargestellt, aber der Fundort auf den eines Fohlens von GORDON (vorläufig) restrigiert. Der Vorrang des unbekannten realen Fundortes des Typs ruht somit. Ein von BURCHELL gesammeltes und später verschollenes DAUW (Lectotyp) erhielt den bedeutsamen Namen Asinus Burchellii Gray, 1824, der als jüngeres Synonym in unserem Artgefüge E. quagga keine Gültigkeit fände und in Juniorposition ruhen würde. BURCHELL sammelte weiterhin ein fahles QUAGGA östl. der AlgoaBay, den verschollenen Typus von Hippotigris isabellinus H. Smith, 1841: 332, Taf. 25. Die Figur auf der Tafel sehe ich nicht als Ikonotyp(oid), sondern das Aquarell-Blatt 107 des Autors, das im BM (NH) dem MS seines Buches beiliegt. Dieser Originalbeschreibung Priorität einzuräumen vor Hippotigris antiquorum H. Smith, 1841: 327, Taf. 22 (nach dem Ikonotyp bei BENNETT 1829), drängte sich auf, weil dessen ebenfalls verschollener Typ, die DAUW ♀ der Tower-Menagerie (BENNETT 1829 und BROWN 1830) bisher in mehrfacher Hinsicht falsch eingeschätzt worden ist. Dem Nomen lag kein Hypodigma zugrunde. Der Fundort befand sich nicht im „Damaraland“; er konnte vorläufig nur korrigiert und dabei auf den von H.isabellinus restrigiert werden.
Das QUAGGA-Material in den Museen ist bekannt, für das DAUW bleibt es zu ermitteln. Nach der Vorgabe von ANTONIUS (1928a) haben wir noch einmal aus seiner Auswahl von zeitgenössischer Reiseliteratur nach 1750 Angaben über Zebravorkommen taxonomisch interpretiert, konnten aber das meiste nicht befriedigend identifizieren. Wir lassen meist offen, zu welchem der beiden Sortimente die im 18. und 19. Jahrhundert erwähnten Südquaggas gehörten, und ermuntern zu weiteren, beschwerlichen Quellendeutungen. Wichtig waren dabei authentische Illustrationen und bisher nicht veröffentlichte Zeichnungen oder Gemälde, durch die wir auch in der Fundortefrage ein paar Erfolge hatten. Sieben Bilder sind erstmals reproduziert. Manche Ansicht zu schon öfter abgebildeten Tieren konnte berichtigt werden. Das letzte QUAGGA starb 1883. Das letzte DAUW bleibt zu erörtern; mindestens 7 Tiere erreichten das 20. Jh., nachdem London schon 1889 die Haltung beendet hatte. ANTONIUS vermutete mit dem in Berlin geborenen, in Wien 1908 verendeten ♂ das Ende, doch gingen in Dresden 1910 eine ♀ nicht gesicherter väterlicher Herkunft und 1911 ein 1891 in Köln geborener ♂ ab. Markante DAUW-Importe fielen in die Jahre 1825/6 (zu CROSS in England), 1870 (als „Quaggas“ nach Antwerpen) und 1872 (zu HAGENBECK, in den J. d’Accl. bei Paris und in die „Artis“ Amstedam). Sicher wurden 250 Südquaggas einschl. der mehr als 70 DAUW-Nachkommen in Europa gehalten. Der Anteil QUAGGA an den Importen (10 – 15 %) blieb ohne jeden Nachwuchs.
Alpaka
Überordnung: LAURASIATHERiA
Taxon ohne Rang: CETARTIODACTYLA
Ordnung: Paarzeher (ARTIODACTYLA)
Unterordnung: Schwielensohler (Tylopoda)
Familie: Kamele(Camelidae)
ribus: Neuweltkamele (Lamini)
Alpaka
Lama guanicoe f. pacos / Vicugna vicugna f. pacos • The Alpaca • L'alpaga
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Das Alpaka als kleiner, zutraulich werdender Vertreter der Kameliden eignet sich besonders für die Haltung in Kinderzoos und Kontaktgehegen. Es wird deshalb mit zunehmender Häufigkeit in Zoos gezeigt, oft zu Lasten des Lamas. Körperbau und KörperfunktionenAlpakas erreichen eine Kopf-Rumpflänge von 114-150 cm, eine Schwanzlänge von 18-25 cm, eine Schulterhöhe von 86-90 (80-100) cm und ein Gewicht von 55-65(-75) kg. Die Ohren sind mit rund 15 cm relativ kurz. Das Fell ist lang und fein. Die einzelnen Haare haben einen Durchmesser von 15-30 μm und wachsen im Jahr um 5-15 cm. Es gibt verschiedene Farbschläge, auch Schecken. Es werden zwei Rassen unterschieden, Suri und Huacaya. Diese unterscheiden sich nur unwesentlich in Grösse und Gestalt, aber dafür stark im Vlies. Das Huacaya besitzt eine dichte, gekräuselte Faser, während das Suri, das nur etwa 2-5% des Weltbestands ausmacht, Fasern mit einem Drall aufweist, die sich im Rücken scheiteln und seitlich in lang gezogenen Locken am Körper herunterhängen [1; 4; 8; 9; 10; 13]. VerbreitungDas Alpaka war ursprünglich in Peru, Ekuador und Bolivien, später auch in Chile verbreitet. Aus den Andenstaaten wurden Alpakas nach vielen Ländern exportiert [13]. Lebensraum und LebensweiseUrsprünglicher Lebensraum ist die feuchte Puna und der Altiplano in Höhenlagen von 3'500-5'200 m. Vor 3'800 Jahren wurden Alpakas in tiefere Lagen gebracht und vor rund 1'000 Jahren bis an die Küste. Alpakas sind Herdentiere. Sie ernähren sich hauptsächlich von Gräsern, Riedgräsern, Korbblütlern und Frauenmänteln (Alchemilla). Die Fortpflanzung ist nicht saisonal, sondern die Ovulation wird bei der Alpakastute durch den Deckakt ausgelöst. Nach einer Tragzeit von 340-345 Tagen wird in der Regel ein einzelnes Fohlen geworfen, das rund 6-8 Monate gesäugt wird und mit etwa 12-24 Monaten die Geschlechtsreife erreicht [1; 2; 6]. Bedeutung für den MenschenWirtschaftliche Bedeutung: Wie BREHM berichtet, verarbeiten die Indos die Alpakawolle schon seit uralten Zeiten zu Decken und Mäntel. Aus der feineren Wolle "verfertigen sie Tischdecken und andere schätzbare Dinge mit viel Kunst, welche sich durch ihre lange Dauer und ihren schönen Glanz besonders auszeichnen. Die Inkas von Peru hatten große Meister im Weben. Die geschicktesten wohnten am Titicacasee. Sie färbten die grobe und feine Wolle in sehr frischen und zarten Farben mit vielerlei Kräutern. Gegenwärtig verstehen sie bloß noch warme Decken und Mäntel zu weben; aber die Wolle wird jetzt vielfach nach Europa übergeführt ..." [3]. BREHM berichtet weiter, dass wiederholt Anläufe unternommen wurden, das Alpaka in Europa einzubürgern. Mit wenig Erfolg: "im Gegentheile, die Versuche sind ohne Ausnahme kläglich gescheitert. Ein gewisser Thompson züchtete im Auftrage des Grafen Derby in Knowsley eine größere Herde Alpakas, und englische Forscher sahen bereits das schottische Hochland mit den nützlichen Wollträgern bevölkert; in der Neuzeit ist es jedoch sehr still geworden über diesen Gegenstand. Aehnlich wie in Europa scheint es in Australien ergangen zu sein." Trotz Ausfuhrverboten Boliviens und Perus waren 300 Alpakas ausser Landes und nach Neusüdwales gebracht worden. " Fünf Jahre später, nachdem die Regierung etwa 15.000 Pfund Sterling ausgegeben hatte, waren von den Thieren kaum noch ein Dutzend am Leben ..." [3]. Heute werden Alpakas werden in vielen Ländern zur Wollgewinnung und als Hobbytiere gezüchtet. Sie werden meist jährlich zu Frühlingsbeginn geschoren und liefern einen Vliesertrag von 3-6 kg. 1 kg wird in Deutschland für etwa 2-30 € angeboten. Weltweit gibt es geschätzt 3.5 Millionen Alpakas, jedoch ist diese Zahl leicht rückläufig. Während Alpakas in vielen Ländern außerhalb Südamerikas einen wichtigen Beitrag zur landwirtschaftlichen Diversifikation beitragen, geht die Zahl in den Ursprungsländern, gerade in Peru wieder zurück [1]. Eine anfangs 2000 durchgeführte Zählung ergab für die Schweiz einen Bestand von 623 Tieren, 2019 waren bereits 3'807 [5; 14]. Kulturelle Bedeutung: Alpakas spielten eine Rolle als Opfertiere in verschiedenen präkolumbianischen Kulturen. Natürlicherweise mumifizierte Tiere wurden in Gräbern unter den Böden von Häusern gefunden [6]. Haltung im ZooAlpakas lassen sich gut mit anderen Tieren vergesellschaften, etwa mit Maras oder Nandus [8], und sich in der Regel problemlos in begehbaren Gehegen halten.Zur nachhaltigen Grünlandnutzung rechnet man mit etwa 12 Tieren / ha [1]. WEIGL gibt als Höchstalter 25 Jahre und 9 Monate an [11]. Haltung in europäischen Zoos: Alpakas waren früher in Zoos relativ selten, heute sind sie beinahe häufiger anzutreffen als Lamas, nämlich inüber 600 Zoos von denen sich ein gutes Drittel im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste. Forschung im Zoo: Alpakas sind gelegentlich Gegenstand von Forschung oder forschendem Lernen im Zoo. Die Arbeiten dienen entweder dazu, unser Grundlagenwissen zu erweitern, wie z.B. ein Aktivitätsvergleich zwischen verschiedenen Neuweltkameliden [2] oder zielen darauf ab, die Haltungsbedingungen zu optimieren [7]. Nach dem Säugetiergutachten 2014 des BMEL soll für 6 Alpakas ein Außengehege von 300 m² vorhanden sein und soll für jedes weitere Tier die Fläche um 25 m² erweitert werden. Sofern ein Stall angeboten wird, soll die Fläche mindestens 2 m² pro Tier betragen. Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für 6 Alpakas sowie deren Nachkommen bis zum Alter von 6 Monaten ein Gehege von 250 m², für das 7.-12. Tier je 30 m² und für jedes weitere je 10 m² zusätzlich, sowie pro Tier einen Stallplatz von 2 m², bei Einzelaufstallung 4 m² vor. Die Tierhaltungsverordnungen Österreichs (Stand 2023) enthalten keine Vorschriften für domestizierte Kleinkamele. Taxonomie und NomenklaturDas Alpaka wurde vor 5'500 bis 6'500 Jahren in Peru domestiziert [13]. Über seine Wildform wurde viel spekuliert. Eine Zeitlang glaubte man, nur das Lama stamme vom Guanako ab, das Alpaka dagegen vom Vikunja. Der Kieler Haustierforscher Wolfgang HERRE vertrat 1973 die Ansicht, dass dies höchst unwahrscheinlich sei, weil bei der Domestikation die Größe des Gehirns abnimmt, das Alpaka aber ein Gehirn hat, das größer ist als jenes des Vikunjas. Auch bestimmte Schädelmerkmale sprächen für das Guanako als Ahnform [4]. Aufgrund molekulargenetischer Untersuchungen kamen dagegen Taxonomen 2006 zum Schluss, dass das Alpaka vom Nördlichen Vikunja (Vicugna vicugna mensalis) abstamme. Allerdings waren im untersuchten Genmaterial auch häufig vom Guanako stammende Elemente zu finden, was auf eine bedeutende Hybridisierung von Alpaka und Lama hinweist. Diese war in jüngster Zeit besonders stark, hat sicher aber auch schon früher stattgefunden [12]. Das Alpaka wurde 1758 von Carl von LINNÉ unter der Bezeichung "Camelus pacos" erstmals wissenschaftlich beschrieben. Die Gattung Lama wurde 1800 vom französischen Naturforscher und Direktor der Ménagerie von Paris, Georges CUVIER, aufgestellt, die Gattung Vicugna 1842 vom französischen Arzt und Naturforscher René Primevère LESSON. Je nach Autor ist das Alpaka in der jüngeren Literatur unter folgenden Bezeichnungen zu finden: Lama pacos, Lama guanicoe pacos, Vicugna pacos oder, im Sinne der von Herwart BOHLKEN 1961 eingeführten Nomenklatur für Haustiere, als Lama guanicoe f. pacos bzw. Vicugna vicugna f. pacos [4; 8; 9; 11; 13]. |
Literatur und Internetquellen
- ALPAKAZUCHTVERBABD DEUTSCHLAND E.V.
- ARNOLD, K. (1995)
- BREHM, A. E. (1882-1887)
- GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
- HENGRAVE BURRI, I., MARTIG, J. SAGER, H., LIESEGANG, A. & M. MEYLAN (2005)
- HIRST, K. (2018)
- MÜNCHAU, B. (1980)
- NEUWELTKAMELIDEN SCHWEIZ
- PUSCHMANN, W., ZSCHEILE, D., & ZSCHEILE, K. (2009)
- TVT (2005)
- WEIGL, R. (2005)
- WHEELER, J. C., CHIKHI, L. & BRUFORD, M. W. (2006)
- WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
- SCHWEIZERISCHER BAUERNVERBAND
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Lama
Überordnung: LAURASIATHERIA
Taxon ohne Rang: CETARTIODACTYLA
Ordnung: Paarzeher (ARTIODACTYLA)
Unterordnung: Schwielensohler (Tylopoda)
Familie: Kamele(Camelidae)
ribus: Neuweltkamele (Lamini)
Lama
Lama guanicoe f. glama • The Llama • Le lama
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Das Lama ist der bekannteste Vertreter der Neuweltkameliden. Populär beim Publikum, unkompliziert in der Haltung, zoopädagogisch ergiebig und für unmittelbare Begegnungen mit den Zoobesuchern geeignet, ist es nach dem Alpaka die am häufigsten in Zoos anzutreffende Art bzw. Form seine Familie. Körperbau und KörperfunktionenLamas erreichen eine Kopf-Rumpflänge von rund 153 -200 (-229) cm, eine Schwanzlänge von 18-22 cm, eine Schulterhöhe von 100-125 cm und ein Gewicht von 110-155(-220) kg. Die Ohren sind relativ lang und geschwungen. Wie alle Kamelartigen haben sie eine gespaltene und sehr bewegliche Oberlippe, einen langen, dünnen Hals, lange schlanke Beine, an den Füßen jeweils nur zwei Zehen, die nicht in Hufen, sondern in gebogenen Nägeln enden, und bindegewebige Sohlenpolster. Das Euter der Stuten hat 4 Zitzen mit je 2 Strichkanälen. Das Fell besteht aus wenigen Grannen- und vielen Wollhaaren. Die einzelnen Wollhaare haben einen Durchmesser von 26 μm oder mehr. Es gibt verschiedene Farbschläge, auch Schecken oder getüpfelte. Es wird zwischen wenig und stark bewollten Lamas unterschieden [8; 9; 12]. VerbreitungDas Lama wurde in Peru domestiziert und in weiten Teilen des Andenraums gehalten. Aus den Andenstaaten wurden Lamas nach vielen Ländern exportiert [4]. Lebensraum und LebensweiseUrsprünglicher Lebensraum der Lamas ist der Altiplano in Höhenlagen von etwa 3'500-4'000 m. Wichtige Nahrungsgründe sind die "Bofedales" genannten hochgelegenen Moorlandschaften. Die Tiere ernähren sich hauptsächlich von Gräsern, Riedgräsern, Kräutern und Flechten. Ihre Verdauung ist sehr effizient, sie kommen also auch mit Nahrung zugange, die für Schafe grenzwertig wäre. Lamas sind Herdentiere. Sie werden mit zwei Jahren geschlechtsreif. Bei den Stuten wird die Ovulation erst durch den Deckakt ausgelöst. Die Paarung findet im Liegen statt, wobei ihr Hetzjagden vorausgehen können. Nach einer Tragzeit von 363 (347-385) Tagen wird in der Regel ein einzelnes Fohlen mit einem Geburtsgewicht von 12 (8-16) kg geworfen. Meist wird die Stute innerhalb von 4 Wochen nach der Geburt erneut gedeckt [8; 12]. Lamas sind bekannt dafür, dass sie spucken. Dies geschieht in der Regel gegenüber Artgenossen, etwa bei sozialen Auseinandersetzungen oder aus Futterneid, gelegentlich kann es aber auch fütternde Zoobesucher treffen. Der ausgespiene Pansensaft ist übelriechend, aber ansonsten harmlos. Bedeutung für den MenschenWirtschaftliche Bedeutung: Der spanische Eroberer Pedro CIEZA DE LEÓN schrieb 1541 (zitiert nach BREHM): "Es gibt keinen Theil der Welt, wo man so sonderbare Schafe findet wie in Peru, Chile und einigen Provinzen des La Plata. Sie gehören zu den vortrefflichsten und nützlichsten Thieren, welche Gott erschaffen hat, gleichsam aus besonderer Sorge für die daselbst wohnenden Leute, welche ohne dieses Vieh nicht im Stande wären, ihr Leben zu fristen. In den Thälern Ebene säen die Eingebornen Baumwolle und fertigen sich daraus ihre Kleider; im Hochgebirge und in vielen anderen Gegenden wächst weder ein Baum, noch Baumwolle, so daß die Einwohner nichts haben würden, um sich zu kleiden. Daher gab ihnen Gott eine solche Menge von diesem Vieh; aber die wüthenden Kriege der Spanier haben es bereits sehr vermindert. Die Eingebornen nennen die Schafe Lamas, die Widder Urcos. ... Sie sind sehr zahm und gar nicht widerspenstig; nur wenn sie Schmerzen haben, werfen sie sich nieder und ächzen wie die Kamele." [2] Wie BREHM weiter berichtet, dienten Lamahengste oder -wallache im Alter von 3-12 Jahren hauptsächlich als Lasttiere. Sie wurden gewöhnlich mit Lasten, oft Silberbarren, im Gewicht von bis zu 150 Pfund beladen und legten damit täglich Strecken von 8-10 Leguas, rund 40-50 km zurück [2]. In Südamerika wird das Lama auch heute noch hauptsächlich als Lasttier und Fleischlieferant gehalten und ihr Dung dient als Brennstoff. In Europa erfolgt die Haltung meist als Hobby, seltener zur Fleisch- oder Wollproduktion. Lamas werden auch für Trekking, zur Landschaftspflege sowie in der Psycho- und Physiotherapie eingesetzt. Eine anfangs 2000 durchgeführte Zählung ergab für die Schweiz einen Bestand von 999 Tieren, 2019 waren es bereits 2'980. In den USA ist Lamafleisch besonders in Diätkliniken sehr begehrt, da es cholesterin- und fettarm ist und daher als ideales Nahrungsmittel für z.B. Herzkranke angesehen wird. Lamas können alle zwei Jahre geschoren werden. Eine Schur ergibt bei wenig bewollten Lamas 1-3 kg verspinnbares Material, bei stark bewollten etwa das Doppelte [4; 5; 7; 13]. Kulturelle Bedeutung: In präkolumbianischer Zeit wurden bei den Inkas verschiedene Farbschläge des Lamas gezüchtet, die unterschiedlichen Gottheiten geopfert wurden [5]. Haltung im ZooLamas lassen sich gut mit anderen Tieren vergesellschaften, etwa mit Flachlandtapiren, Capybaras, Maras oder Nandus [8], und sich in der Regel problemlos in begehbaren Gehegen halten. Zur nachhaltigen Grünlandnutzung rechnet man mit etwa 8-10 Tieren / ha. Früher sah man in vielen Zoos Warnschilder mit dem Hinweis, dass Lamas spucken. Faktisch handelt es sich bei der "Spucke" um Pansensaft, der vorab bei Streitereien gegen Artgenossen eingesetzt wird. In Zoos kamen auch Besucher in den Genuss solch überiechender Duschen, was wohl hauptsächlich eine Reaktion auif ihr eigenes, unangemessenes Verhalten war. BREHM schreibt dazu: "Gegenwärtig sieht man das Lama fast in allen Thiergärten. Wenn es mit anderen seiner Art zusammengehalten wird, scheint es viel freundlicher zu sein, als wenn es allein ist und sich langweilt. ... Sie lernen ihre Wärter kennen und behandeln sie erträglich; gegen fremde Menschen aber zeigen sie sich ... beständig mehr oder weniger übel gelaunt und außerordentlich reizbar. Im Berliner Thiergarten lebte vor mehreren Jahren ein Lama, welches sich durch besondere Ungemüthlichkeit auszeichnete; an seinem Gitter hing eine Tafel mit der Bitte, das Lama ja nicht zu ärgern, was selbstverständlich den Erfolg hatte, daß jedermann erst recht das Thier zu reizen versuchte. Demzufolge sah man dieses in beständiger Aufregung. Sobald sich jemand nahte, endigte es sein gemüthliches Wiederkäuen, legte die Ohren zurück, sah den Fremdling starr an, ging plötzlich gerade auf ihn los und spuckte ihn an." [2] WEIGL gibt als Höchstalter 28 Jahre und 11 Monate für ein noch lebendes Tier an [11]. Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in rund 570 Zoos gehalten, von denen sich etwa ein Drittel im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste. Das Lama ist nicht nur ein häufiger Pflegling in Zoos und Tierparks, sondern wird auch im Zirkus und sehr oft in Privathand gehalten. Forschung im Zoo: Lamas sind gelegentlich Gegenstand von Forschung oder forschendem Lernen im Zoo. Die Arbeiten dienen entweder dazu, unser Grundlagenwissen zu erweitern, wie z.B. ein Aktivitätsvergleich zwischen verschiedenen Neuweltkameliden oder Unterschungen zum Blutbild [1, 10] oder zielen darauf ab, die Haltungsbedingungen zu optimieren [6]. Nach dem Säugetiergutachten 2014 des BMEL soll für 6 Lamas ein Außengehege von 300 m² vorhanden sein und soll für jedes weitere Tier die Fläche um 25 m² erweitert werden. Sofern ein Stall angeboten wird, soll die Fläche mindestens 2 m² pro Tier betragen. Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für 6 Lamas sowie deren Nachkommen bis zum Alter von 6 Monaten ein Gehege von 250 m², für das 7.-12. Tier je 30 m² und für jedes weitere je 10 m² zusätzlich, sowie pro Tier einen Stallplatz von 2 m², bei Einzelaufstallung 4 m² vor. Die Tierhaltungsverordnungen Österreichs (Stand 2023) enthalten keine Vorschriften für domestizierte Kleinkamele. Taxonomie und NomenklaturDas Lama wurde möglicherweise an verschiedenen Orten der Hochanden vor 6'000 bis 7'000 (nach anderen Quellen vor 4'000-5'500) Jahren domestiziert. Vor 3'800 Jahren gelangten die Tiere in tiefere Regionen und seit 1'400 Jahren werden sie an der Küste Nordperus und Ekuadors gehalten [5]. Als Ahnform wird das Nördliche Guanako (Lama guanicoe cacsilensis) angenommen [12]. Bastarde zwischen Lamas und Alpakas kommn vor und werden Huarizos genannt Das Lama wurde 1758 von Carl von LINNÉ unter der Bezeichung "Camelus glama" erstmals wissenschaftlich beschrieben. Die Gattung Lama wurde 1800 vom französischen Naturforscher und Direktor der Ménagerie von Paris, Georges CUVIER, aufgestellt. Je nach Autor ist das Lama in der jüngeren Literatur unter den Bezeichnungen Lama glama, Lama guanicoe glama oder, im Sinne der von Herwart BOHLKEN 1961 eingeführten und von uns hier übernommenen Nomenklatur für Haustiere, als Lama guanicoe f. glama zu finden [3; 6; 12]. |
Literatur und Internetquellen
- ARNOLD, K. (1995)
- BREHM, A. E. (1882-1887)
- GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
- HENGRAVE BURRI, I., MARTIG, J. SAGER, H., LIESEGANG, A. & M. MEYLAN (2005)
- HIRST, K. (2018)
- MÜNCHAU, B. (1980)
- NEUWELTKAMELIDEN SCHWEIZ
- PUSCHMANN, W., ZSCHEILE, D., & ZSCHEILE, K. (2009)
- TVT (2005)
- WEDDING, S. (1979)
- WEIGL, R. (2005)
- WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
- SCHWEIZERISCHER BAUERNVERBAND
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Guanako
Überordnung: LAURASIATHERIA
Taxon ohne Rang: CETARTIODACTYLA
Ordnung: Paarzeher (ARTIODACTYLA)
Unterordnung: Schwielensohler (Tylopoda)
Familie: Kamele(Camelidae)
Tribus: Neuweltkamele (Lamini)
Guanako
Lama guanicoe • The Guanaco • Le guanaco
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Als Stammform des Lamas ist das Guanako von zoopädagigischem Interesse. Da es sich mit vielen Tierarten vergesellschaften lässt, gehört es zum Standardbesatz vieler "Südamerika-Anlagen", auf denen meist Tiere aus unterschiedlichen Lebensräumen vergesellschaftet werden. Es ist daher sehr häufig in europäischen Zoos zu sehen. Körperbau und KörperfunktionenGuanakos erreichen eine Kopf-Rumpflänge von rund (180-)190-215 cm, eine Schwanzlänge von (15-)23-27 cm, eine Schulterhöhe von 90-130 cm und ein Gewicht von (60-)90-140 kg. Wie alle Kamelartigen haben sie eine gespaltene und sehr bewegliche Oberlippe, einen langen, dünnen Hals, lange schlanke Beine, an den Füßen jeweils nur zwei Zehen, die nicht in Hufen, sondern in gebogenen Nägeln enden, und bindegewebige Sohlenpolster. Der Kopf ist langgestreckter als beim Vikunja. Das wollige und dichte Fell ist oberseits hell- bis rotbraun und unterseits weiß, der Kopf ist meistens schwarz gefärbt. An Halsansatz und Vorderbrust haben die Tiere im Gegensatz zum Vikunja keine Mähne. Die Wollhaare haben einen Durchmesser von nur 14-16 (12-17) μm [5; 11]. VerbreitungSüdamerika: Argentinien, Bolivien, Chile, Paraguay, Peru. Eingeführt auf den Falkland-Inseln [1]. Ansiedlungsversuche in Frankreich, 1860 in den Pyrenäen und Vogesen) und Deutschland (1911) sind fehlgeschlagen [12]. Lebensraum und LebensweiseDie meisten Guanakos leben im Patagonischen Grasland und in der Monte-Strauchsteppe aber kleinere Populationen gibt es auch in anderen Lebensräumen vom Meeresspielgel bis auf 4'500 m Höhe in die Puna, wo sich das Vorkommen mit jenem des Vikunjas überlappt. Sie sind gute Schwimmer und können Meeresarme überqueren, um zu vorgelagerten Inseln zu gelangen [5]. Je nach Region beweiden Guanakos überwiegend Wiesen mit Gräsern, Riedgräsern und Kräutern, oder sie verbeißen Sträucher und Bäume, z.B. Südbuchen (Nothofagus). In höheren Lagen sind die "Vegas" genannten Moorlandschaften wichtige Nahrungsgründe. Die soziale Organisation ist sehr vielfältig: Im Torres del Paine-Nationalpark wurden z.B. Haremsgruppen die aus einem Hengst und im Mittel 7 Stuten und deren Nachwuchs bestehen, Junggesellenverbände von bis zu 135 Hengsten, reine Stutengruppen von bis zu 11 Individuen und im Winter und Frühjahr gemischtgeschlechtliche Gruppen, die im Mittel 22, im Extremfall bis 173 Tiere umfassten, festgestellt [7]. Andere Quellen geben für gemischte Rudel bis zu 500 Tiere an. Hengste leben unter Umständen solitär. Guanakos sind an sich recht standorttreu, können aber klimabedingt ihre Streifgebiet verlassen. Territorialität ist deshalb unter Umständen ein saisonales Phänomen [11]. Nach einer Tragzeit von im Mittel 354 (334-368) Tagen wird in der Regel ein einzelnes Fohlen mit einem Geburtsgewicht von 13 (7-15) kg geworfen, selten Zwillinge. Die meisten Geburten fallen im natürlichen Areal in die Monate Mai-Oktober. Die Fohlen werden etwa 6-8 Monate gesäugt. und werden mit 11-15 Monaten vom Hengst aus dem Familienverband vertrieben [8; 11]. Gefährdung und SchutzDas Guanako gilt aufgrund einer Beurteilung aus dem Jahr 2016 wegen seiner weiten Verbreitung von rund 1 Million km² und mit einem Bestand von 1.5-2.2 Millionen Tieren als gesichert (Rote Liste: LEAST CONCERN) [1]. Der internationale Handel ist nach CITES-Anhang II geregelt. Bedeutung für den MenschenWirtschaftliche Bedeutung: Guanakos sind in ihren Ursprungsländern ein traditionelles Jagdwild und werden oft im Rahmen der Subsistenzwirtschaft illegal getötet. BREHM [2] beschreibt die zu seiner Zeit üblichen Jagdmethoden wie folgt: "Man sucht die weidenden Thiere mit Hülfe guter Hunde in eine Schlucht zu treiben, jagt ihnen dort nach und wirft ihnen den Lasso mit Bolas oder Wurfkugeln um den Hals. Erfahrene Jäger machen sich mit bestem Erfolge die Neugierde der Guanacos zu Nutze, indem sie sich angesichts einer schwachen Herde derselben auf den Boden werfen und durch die oben erwähnten absonderlichen Bewegungen das sonst scheue Wild heranlocken. Nach Darwins Versicherung können sie dann in den meisten Fällen mehrere Schüsse abgeben, weil sich die Thiere dadurch nicht behelligen lassen, die Schüsse vielmehr als zu dem sie fesselnden Spiele gehörig anzusehen scheinen." Felle von Guanakofohlen gelangen als "Guanaquitos" in den internationalen Pelzhandel und werden meist zu Decken, seltener zu Pelzkleidern verarbeitet. In jüngerer Zeit sind verschiedene Programme zur nachhaltigen Nutzung der Art angelaufen. So wurden von 2003-2015 im chilenischen Teil Feuerlands 23'000 Guanakos für den lokalen Fleischmarkt oder den Export geschlachtet, und in Argentinien werden Guanakos zur Wollgewinnung gefangen, geschoren und wieder laufen gelassen. Zunehmend spielt das Guanako auch eine Rolle als touristische Attraktion [3; 5]. Nebst diversen Produkten und Wissenschaftsmaterial exportierten die Ursprungsländer von 1977-2017 über 100'00 Felle, über 76'000 Pelz- Oder Wollkleider und 5'646 Pelztafeln (hauptsächlich Argentinien, 264 Tonnen Fleisch (Chile) und 25 lebende Wildfänge (Argentinien). Im selben Zeitraum wurden weltweit 527 Nachzuchttiere grenzüberschreitend verschoben. Wichtigste Ausfuhrländer waren Deutschland mit 81 und Großbritannien mit 70 Tieren [3]. HaltungIn manchen Zoos werden Guanakos mit anderen Arten vergesellschaftet, so z.B. mit Nandus, Halsband-Wehrvogel, Mara, Viscacha, Capybara oder Tapir [8]. WEIGL gibt als Höchstalter 33 Jahre und 8 Monate für eine im Bronx-Zoo gehaltene Nachzucht-Stute an [9]. Haltung in europäischen Zoos: Mit 140 Zoohaltungen ist das Guanako in Europa die häufiger anzutreffende Wildform der Neuweltkameliden. Etwa ein Viertel dieser Zoos befinden sich im deutschsprachigen Raum. Für Details siehe Zootierliste. Forschung im Zoo: Guanakos sind gelegentlich Gegenstand von Forschung oder forschendem Lernen im Zoo, etwa von Arbeiten, die darauf abzielen, die Haltungsbedingungen zu optimieren [6]. Mindestanforderungen an Gehege: Nach dem Säugetiergutachten 2014 des BMEL soll für 6 Guanakos ein Außengehege von 300 m² vorhanden sein und soll für jedes weitere Tier die Fläche um 25 m² erweitert werden. Sofern ein Stall angeboten wird, soll die Fläche mindestens 2 m² pro Tier betragen. Das Säugetiergutachten gibt ferner vor, dass Kameliden in kleinen Gruppen zu halten sind. Um Aggressionen und Kämpfe zu vermeiden, dürfe nur 1 erwachsenes Männchen pro Gruppe (Einmännchen-Vielweibchen-Gruppe) gehalten werden. Tatsächlich ist aber beim Guanako die soziale Organisation sehr vielfältig. Die Tiere leben in Haremsgruppen, reinen Hengst- oder Stutengruppen, einzeln und saisonal in gemischtgeschlechtlichen Herden. Die im Gutachten gewählte Formulierung ist also zu apodiktisch, neben Einmännchen-Vielweibchen-Gruppen sind unter Zoobedingungen auch Junggesellengruppen möglich. Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022)schreibt für 6 Guanakos ein Gehege von 300 m² und für jedes weitere je 50 m² zusätzlich, sowie pro Tier einen Unterstand oder einen Stallplatz von 2 m² vor. Die 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) verlangt für 5 Guanakos eine Mindestgehegefläche von 800 m² und für jedes weitere 80 m² zusätzlich. Es ist ein Unterstand mit einer Fläche von 2 m² pro Tier anzubieten. Taxonomie und NomenklaturDas Guanako wurde 1776 vom deutschen Universalgelehrten Philipp Ludwig STATIUS MÜLLER als "Der Schafdromedar - Camelus Guanicoe" mit dem Vermerk "Vielleicht ist es vom Paca oder Glama nicht viel verschieden, oder wenigstens damit verwandt" erstmals wissenschaftlich beschrieben. Später kam es in die 1800 vom französische Naturforscher und Direktor der Ménagerie von Paris, Georges CUVIER, aufgestellte Gattung Lama und zeitweilig in die heute nicht mehr existierende Gattung Auchenia. Es wurden mehrere Unterarten beschrieben. Heute werden zwei anerkannt [2; 11]. Das Guanako, gilt als eine Stammform der domestizierten Formen Lama und Alpaka, wobei das Lama primär als Lasttier, das Alpaka als Wolllieferant gezüchtet wurde. Ursprünglich wurde angenommen, das Guanako sei die einzige Stammform des Lamas, das Vikunja jene des Alpakas. Später galt das Guanako als alleiniger Ahne beider Haustierformen. Molekularbiologische Untersuchungen deuten aber darauf hin, dass sich in den Haustierformen auch Vikunjablut befindet. In der Annahme, dass das Nördliche Vikunja (Vicugna vicugna mensalis) die hauptsächliche Stammform des Alpakas sei, wurde dieses neuerdings der Gattung Vicugna zugeordnet. Da sich alle vier Kleinkamele kreuzen lassen und die Nachkommen fruchtbar sind, lässt sich die Abstammung der Haustierformen nicht mit letzter Sicherheit nachvollziehen [5; 10; 11]. |
Literatur und Internetquellen
- BALDI, R.B. et al. (2016). Lama guanicoe. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T11186A18540211. http://www.iucnredlist.org/details/11186/0. Downloaded on 25 May 2018.
- BREHM, A. E. (1882-1887)
- CITES TRADE DATA BASE
- ERLICH DE JOFFE, A. et al. (1983)
- GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
- MÜNCHAU, B. (1980)
- ORTEGA, I. M. & FRANKLIN, W. L. (1995)
- PUSCHMANN, W., ZSCHEILE, D., & ZSCHEILE, K. (2009)
- WEIGL, R. (2005)
- WHEELER, J. C., CHIKHI, L. & BRUFORD, M. W. (2006)
- WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
- LONG, J. L. (2003)
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Tigeriltis
Überordnung: LAURASIATHERIA
Ordnung: Raubtiere (CARNIVORA)
Taxon ohne Rang: Landraubtiere (FISSIPEDIA)
Unterordnung: Hundeartige (Caniformia)
Familie: Marderverwandte (Mustelidae)
Unterfamilie: Marder (Mustelinae)
Tigeriltis
Vormela peregusna • The Marbled Polecat • Le putois marbré
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Der im Freiland gefährdete Steppeniltis gehört wegen seiner auffälligen Färbung, und weil er überwiegend tagaktiv ist, zu den attraktivsten Musteliden. Er eignet sich daher gut als Botschafter für den Schutz der eurasischen Grasländer, einem zunehmend bedrohten Lebensraum. Er ist jedoch in Zoos nur ausnahmsweise zu sehen, obwohl es ein Europäisches Zuchtbuch gibt. Körperbau und KörperfunktionenIn Größe und Gestalt ähnelt der Tigeriltis dem im selben Gebiet vorkommenden Steppeniltis (Mustela eversmanni), ist aber viel bunter als jener. Er erreicht eine Kopf-Rumpflänge von 27-32(-48) cm, eine Schwanzlänge von 12-22 cm und ein Gewicht von 350-750 g. Die Rüden sind im Mittel wenig größer als die Fähen. Der Körper ist langgestreckt und schlank, die Beine sind relativ kurz, und der buschige Schwanz ist ziemlich lang. Das Gesicht hat eine markante schwarz-weiße Maske. Kehle, Halsunterseite, Bauch, Beine und Schwanzspitze sind schwarzbraun. Die Körperoberseite zeigt schwarze und weiße Flecken auf gelb- bis rotbraunem Grund. Der Schwanz ist grau meliert. Die Fähen haben 4 Paar bauchständige und 1 Paar brustständige Zitzen [2; 4]. VerbreitungWestliche Paläarktis: Von Südosteuropa, über Kleinasien, dem Mittleren Osten, Kaukasus und Zentralasien bis nach Nordchina und in die Mongolei: Afghanistan, Armenien, Aserbeidschan, Bulgarien, China, Georgien, Griechenland, Irak, Iran, Israel, Kasachstan, Libanon, Mongolei, Montenegro, Nord-Mazedonien, Pakistan, Palästina, Rumänien, Russland, Serbien, Syrien, Türkei, Turkmenistan, Ukraine, Usbekistan [1]. Lebensraum und LebensweiseDer Tigeriltis kommt in Steppen, Halbwüsten und Wüsten vor und geht im Gebirge bis auf eine Höhe von 3'000 m. Er ist ein einzeln oder paarweise lebender, an Trockengebiete mit großen Nagetierpopulationen angepasster Bodenbewohner. Er gräbt in der Regel keine eigenen Baue, sondern nutzt jene von Zieseln oder größeren Rennmausarten. Er ernährt sich vorab von Renn- und Springmäusen, Hamstern, Zieseln und anderen Nagetieren, nimmt aber auch Echsen und Insekten und frisst gelegentlich Früchte [2; 4]. Ranzzeit ist Ende Winter bis ins Frühjahr. Die Embryonalentwicklung dauert 56-63 Tage, die gesamte Trächtigkeit aber wegen verzögerter Einnistung der befruchteten Eizellen in die Gebärmutterwand bis zu 11 Monate. Ein Wurf umfasst 3-4(-8) Welpen. Diese sind bei der Geburt blind und öffnen ihre Augen erst mit 40 Tagen, beginnen aber schon mit 30 Tagen feste Nahrung zu sich zu nehmen [2; 4]. Gefährdung und SchutzDer Tigeriltis wird seit 2008, letztmals überprüft 2015, als gefährdet eingestuft, weil die Bestände in den letzten 10 Jahren um mindestens 30% zurückgegangen sind (Rote Liste: VULNERABLE). Dies wahrscheinlich auf Grund des Verlusts von Lebensräumen, die vor allem in Europa und China in Kulturland umgewandelt werden [1]. Der internationale Handel ist unter CITES nicht geregelt. Der Tigeriltis ist eine streng geschützte Tierart nach Anhang II des Berner Übereinkommens. Zoogestütztes Artenschutzprojekt (Beispiel):
Bedeutung für den MenschenDer Tigeriltis wird, aus welchen Gründen auch immer, in Israel bejagt, nicht aber in seinem übrigen Verbreitungsgebiet [1]. HaltungFür eine attraktive Haltung sollten Tigeriltisse nicht in Gitterkäfigen, sondern in bepflanzten, oben offenen, von ca. 1.5 m hohen, glatten Wänden, Glasscheiben oder elektrifizierten Zäunen begrenzten Freianlagen gehalten werden. Tigeriltisse können im Zoo ein Alter von 8-9 Jahren erreichen [3]. Haltung in europäischen Zoos: Es gab ein Europäisches Zuchtbuch für den Tigeriltis, das am Zoo Belfast geführt wurde. Dieses wurde 2022 eingestellt, weil die Art in nur noch einem Zoo nachgezogen wurde. Mindestanforderungen an Gehege: Nach Säugetiergutachten 2014 des BMEL sollen Tigeriltisse in verbindbaren Einzelgehegen von mindestens 8 m² Fläche und 2.5 m Höhe gehalten werden, wobei die Festlegung einer Höhe bei einem Graslandbewohner nicht viel Sinn macht. Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für 1-2 Tigeriltisse ein Außengehege mit einer Grundfläche von 12 m² vor. Für zusätzliche Tiere ist jeweils 1 m² mehr erforderlich, was wohl nicht praktikabel ist. In der der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) ist der Tigeriltis nicht aufgeführt. Als Orientierungshilfen können die Anforderungen für den Iltis herangezogen werden. Taxonomie und NomenklaturDer Tigeriltis wurde 1770 vom deutsch-baltischen Naturforscher Johann Anton von GÜLDENSTÄDT aus Riga, als "Mustela peregusna" erstmals wissenschaftlich beschrieben. 1884 stellte ihn der Direktor des Naturhistorischen Museums Braunschweig, der Geheime Hofrat Wilhelm August Heinrich BLASIUS in die monotypische Gattung Vormela. Gegenwärtig werden 6 Unterarten anerkannt [4]. |
Literatur und Internetquellen
- ABRAMOV, A.V. et al. (2016). Vormela peregusna. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T29680A45203971. http://www.iucnredlist.org/details/29680/0. Downloaded on 22 June 2018.
- GRIMMBERGER, E. & RUDLOFF, K. (2009)
- WEIGL, R. (2005)
- WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
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Kaninchenkänguru
Unterklasse: Beuteltiere (MARSUPIALIA)
Ordnung: Känguruverwandtschaft (DIPROTODONTIA)
Unterordnung: Känguruartige (Macropodiformes)
Familie: Rattenkängurus (Potoroidae)
Kaninchenkänguru
Potorous tridactylus • The Long-nosed Potoroo • Le potoroo à long nez
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Die Rattenkängurus werden heute aufgrund anatomischer Besonderheiten des Schädels und Gebisses als eigene Familie eingestuft. Kaninchenkängurus sind weniger nachtaktiv als andere Rattenkängurus und eignen sich daher für die Haltung in unterschiedlichen Gehegetypen. Das Interesse der Zoos an dieser Art ist aber nicht sehr groß. Körperbau und KörperfunktionenKaninchenkängurus erreichen eine Kopf-Rumpflänge von 26-41 cm, eine Schwanzlänge von 19-26 cm und ein Körpergewicht von 660 g bis -1.7 kg. Ihr Fell ist auf dem Rücken recht variabel, braun, grau oder rötlich gefärbt mit hellbraunen oder gelben Stippchen. Am Bauch grauer. Die Ohren sind klein und abgerundet. Der Kopf erscheint wegen seiner zugespitzten Schnauze rattenähnlich, desgleichen der nur spärlich behaarte Schwanz, dessen Spitze bei Tieren aus manchen Gebieten weiß ist [4]. Zur besseren Verdauung der Pilznahrung verfügen die Tiere über einen zweihöhligen Magen mit einem größeren Vor- und einem kleineren Nachmagen [2]. VerbreitungAustralien: Das Kaninchenkänguru ist lückenhaft entlang der Küste Ostaustraliens verbreitet (Queensland, New South Wales,Victoria, South Australia), ferner auf Tasmanien und zahlreichen klineren Inseln [4; 5]. Lebensraum und LebensweiseKaninchenkängurus sind überwiegend Einzelgänger. Sie bewohnen Gebiete mit Heidevegetation entlang der Küste sowie Buschland und feuchte oder trockene Hartlaubwälder mit sandigen Böden. Männchen nutzen Streifgebiete von etwa 2-19 ha, Weibchen von 1-5 ha. Sie sind auch tagsüber aktiv. Ihre Nahrung besteht zu etwa 90% aus trüffelartigen, also unterirdisch wachsenden Pilzen. Im Übrigen werden diverse Pflanzenteile und Wirbellose gefressen [4; 5]. Mit 38 Tagen hat das Kaninchenkänguru die längste bekannte Tragzeit von allen Beuteltieren. Im Frühjahr und im Spätsommer wird jeweils ein einzelnes Junges geboren, das etwa vier Monate lang im Beutel bleibt. Mit etwa einem Jahr werden die Tiere geschlechtsreif. Im Freiland können sie ein Alter von bis zu sieben Jahren erreichen [4]. Gefährdung und SchutzDas Kaninchenkänguru ist weit verbreitet, gilt aber mittlerweile als selten, da wegen häufigerer Buschbrände die Bestände deutlich abnehmen und die Populationen verinseln, und weil der Beutegreiferdruck namentlich durch den Rotfuhs hoch ist. 2016 wurde die Art daher als potenziell gefährdet eingestuft, 2020 als gefährdet (Rote Liste: VULNERABLE). Möglicherweise gibt es nur noch 3'000 erwachsene Individuen [5]. Der internationale Handel ist nicht unter CITES geregelt. Für lebende Tiere gelten Ausfuhrbeschränkungen Australiens. Zoogestütztes Artenschutzprojekt (Beispiel):
Bedeutung für den MenschenIn der Vergangenheit wurde das Kaninchenkänguru intensiv verfolgt (Abschuss, Fallenfang, Vergiftung), teils, weil es als Schädling an landwirtschaftlichen Kulturen wahrgenommen wurde, teils, um an sein Fleisch oder Fell zu gelangen [5]. HaltungKaninchenkängurus werden meist in verglasten Vitrinen in Tag- oder Nachttierhäusern gehalten, zumindest in Australien aber auch in (begehbaren) Freianlagen. Eine Haltung in von einem Paar ausgehenden Kleingruppen ist möglich, wenn die heranwachsenden Männchen rechtzeitig entfernt werden [2]. Das älteste bekannte Kaninchenkänguru starb im Alter von 15 Jahren und 1 Monat im Taronga-Zoo von Sydney [3]. Gemeinschaftshaltungen gibt es z.B. mit Koalas und diversen australischen Vögeln. Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in rund 25 Zoos gehalten, hauptsächlich in Großbritannien. Im deutschsprachigen Raum ist die Art einzig in Duisburg und Stuttgart zu sehen. Der Bestand in 17 EAZA-Zoos wurde für 2021 mit 68 beziffert. Für Details siehe Zootierliste. Mindestanforderungen an Gehege: Nach Säugetiergutachten 2014 des BMEL ist ein Außengehege fakultativ. Das Innengehege soll eine Mindestfläche von 8 m² für 1 bis 2 Tiere und 2 m² für jedes weitere Tier messen. Die Tierschutzverordnung der Schweiz (Stand 01.06.2022) schreibt für 1 bis 2 Tiere ein Innengehege von 8 m² und für jedes weitere Tier zusätzlich 2 m² vor. Die 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) verlangt für bis 5 Tiere ein Innengehege von 16 m². Für jedes weitere Tier ist die Fläche um 10% zu erhöhen. Nach JACKSON soll für 1-2 Tiere eine Gehegefläche von 15 m² nicht unterschritten werden, für jedes weitere Tier sollen 5 m² zusätzlich angeboten werden [1]. Taxonomie und NomenklaturDas Kaninchenkänguru wurde 1792 vom schottischen Arzt und Wissenschaftsjournalisten Robert KERR im Rahmen einer Übersetzung ins Englische von LINNÉs Systema Naturae als "Didelphis tridactyla" beschrieben. Die Gattungsbezeichung Potorous wurde 1804 vom französischen Zoologen Anselme Gaëtan DESMAREST eingeführt. Zeitweilig wurde tridactylus als Unterart von P. gilberti geführt, gilt aber seit 1996 wieder als eigene Art. Es werden drei Unterarten anerkannt [4]. |
Literatur und Internetquellen
- JACKSON, S. M. (2003)
- PUSCHMANN, W., ZSCHEILE, D., & ZSCHEILE, K. (2009)
- WEIGL, R. (2005)
- WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
- WOINARSKI, J. & BURBIDGE, A.A. (2020). Potorous longipes (amended version of 2016 assessment). The IUCN Red List of Threatened Species 2020: e.T18102A166498043. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2020-1.RLTS.T18102A166498043.en . Downloaded on 10 April 2020.
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Zwergseidenäffchen
Überordnung: EUARCHONTOGLIRES
Ordnung: Affen und Halbaffen (PRIMATES)
Unterordnung: Affen (Simiae / Haplorrhini)
Teilordnung: Eigentliche Affen (Simiiformes)
Überfamilie: Neuwelt- oder Breitnasenaffen (Platyrrhini)
Familie: Krallenaffen (Callitrichidae)
Zwergseidenäffchen
Callithrix (= Cebuella) pygmaea • The Pygmy Marmoset • L'ouistiti mignon
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Zwergseidenäffchen sind die kleinsten Affen. Aus diesem Grund werden sie gerne im Kontext mit den größten Vertretern der Ordnung, den Menschenaffen präsentiert. Wegen ihrer Kleinheit sind sie nicht nur zoopädagogisch interessant, sondern sprechen auch das allgemeine Zoopublikum an und eignen sich deshalb, mittlerweile auch selbst als gefährdet eingestuft, gut als Botschafter für den immer mehr unter Druck geratenden Amazonas-Regenwald Brasiliens. In Zoos sind sie daher häufig zu sehen, spezifische zoogestützte in situ-Schutzprogramme gibt es aber vermutlich keine. Körperbau und KörperfunktionenDas Zwergseidenäffchen ist der kleinste Vertreter der Unterordnung Simiae und werden innerhalb der Primaten nur noch von den Mausmakis unterboten. Sie haben eine Kopf-Rumpflänge von 13-14.5 (12-16) cm und eine Schwanzlänge von etwa 19-21.5 (17-23) cm. Das Gewicht beträgt 85-140 g, wobei Weibchen im Mittel etwas schwerer sind als Männchen. Wie bei anderen Marmosetten sind die Eck- und Schneidezähne des Unterkiefers gleich lang und sind mit Ausnahme der Großzehe, die einen Plattnagel aufweist, alle Finger und Zehen bekrallt. Die Haare um den Kopf bilden eine nach hinten gerichtete Mähne, die die Ohren verdeckt. Da die einzelnen Haare helle und dunkle Querbänder haben, wirkt das Fell von Kopf und Körperoberseite bräunlich gestrichelt. Der Bauch ist je nach Unterart gelblich-braun oder weißlich, die Hände und Füße sind gelb-orange, der lange Schwanz ist schwarz-grau geringelt [5; 7]. VerbreitungTropisches Südamerika: Bolivien, Brasilien (Provinzen Acre, Amazonas, und Rondônia); Kolumbien, Ekuador, Peru [3]. Lebensraum und LebensweiseZwergseidenäffchen besiedeln vorzugsweise an oder in Flüssen gelegene Wälder, kommen aber auch im Regenwald der Terra firma, in Bambusdickichten, Lianenwäldern und gerne in Waldrändern an Weiden und Obstgärten vor. Die Verbreitung liegt hauptsächlich unterhalb einer Höhe von 400 m, in Ekuador gehen sie aber bis auf 940 m. Sie ernähren sich vor allem von kleinen Arthropoden und - mehr als andere Krallenaffen - von Baum- oder Lianenexsudaten. Um an diese zu kommen, werden die Eck- und Schneidezähne des Unterkiefers wie ein Schabeisen zum Entfernen von Rinde eingesetzt. Aus den entstehenden Wunden rinnt Baumsaft, der begierig aufgenommen wird. Im Zoo wird der Baumsaft durch Gummi arabicum ersetzt. Früchte, Knospen, Blüten, Nektar spielen bei der Ernährung eine untergeordnete Rolle. Gelegentlich werden Kleinvögel oder andere Wirbeltiere gefangen und verzehrt [1; 5]. Zwergseidenäffchen leben in von einem Weibchen angeführten Familiengruppen von meist 4-9 Tieren, worunter sich je 1-2 geschlechtsreife Männchen Weibchen befinden. Die Gruppen haben sehr kleine Streifgebiete von etwa 0.1-1.2 ha, die sie als Territorium gegenüber Artgenossen verteidigen. Die Tiere sind tagaktiv, ziehen am Morgen etwa um 6 h los und kehren um 18 h zu ihren Schlafplätzen zurück [4; 5; 7]. Meist pflanzt sich in einer Gruppe nur das α-Weibchen fort, bei den übrigen wird der Eisprung unterdrückt. Nach einer Tragzeit von etwa 133-142 Tagen bringt es in der Regel zweimal jährlich Zwillinge mit einem Geburtsgewicht von 13-15 g zur Welt. Der Vater und die anderen Gruppenmitglieder beteiligen sich intensiv an der Aufzucht der Jungen [5; 7]. Gefährdung und SchutzZwergseidenäffchen kommen in 18 Schutzgebieten vor. Ihre Bestände nehmen aber als Folge von Lebensraumverlust und Bejagung deutlich ab. Seit 2020 werden deshalb beide, von der IUCN als eigenständige Arten behandelten, Formen als gefährdet eingestuft (Rote Liste: VULNERABLE) [3]. Der internationale Handel ist nach CITES-Anhang II geregelt. Bedeutung für den MenschenIn Teilen seines Verbreitungsgebiets (z.B. in Ekuador) wird das Zwergseidenäffchen bejagt. Es wird auch für den hauptsächlich lokalen Heimtierhandel gefangen und war früher in größerem Umfang im internationalen Handel [3]. Von 1977-2017 bewilligten die Ursprungsländer nebst etwas Wissenschaftsmaterial noch 307 lebende Wildfänge zur Ausfuhr, wovon 240 aus Peru kamen. Im selben Zeitraum wurden weltweit 1'508 Nachzuchttiere international abgegeben, wichtigstes Ausfuhrland war Tschechien, gefolgt von Peru und Schweden [2]. HaltungWeltweit werden rund 200 in 5 Regionalverbänden organisierten Zoos rund 850 Zwergseidenäffchen gehalten, wobei es einen Überhang an männlichen Individuen gibt. Die Art des Managements variiert zwischen den einzelnen Zooverbänden, in Nordamerika z.B. wird nicht zwischen den Unterarten unterschieden [10]. Das nach WEIGL älteste bekannte Zwergseidenäffchen wurde im niederländischen Affenpark "De Apenheul" geboren und starb im Twycross Zoo im Alter von 18 Jahren und 7 Monaten [6]. Nach den "Best practice"-Leitlinien der EAZA können Gehege für Zwergseidenräffchen kleiner sein als solche für andere Krallenaffen, für welche tagsüber ein Gesamtvolumen (innen / außen) von 32.5 m³ (3+10 m² / 2.5 m hoch) empfohlen wird, wobei das Gehege unterteilbar sein soll. Als Absperrung verwendete Wassergräben sollten 4 m breit und 40 cm tief sein. Es ist zu beachten, dass es bei gitterlosen Außenanlagen zu Verlusten durch Greifvögel kommen kann. Dem sollte durch eine relativ dichte Bepflanzung entgegengewirkt werden [1]. Zwergseidenäffchen wurden in etlichen Zoos (z.B. Aschersleben, Eberswalde, Frankfurt, Gettorf, Heidelberg, Köln) überwiegend ohne Probleme mit anderen Primaten (Callimico goeldii, Callithrix jacchus, C. geoffroyi, Leontopithecus chrysomelas, L. rosalia, Saguinus fuscicollis, imperator, S. labiatus, S. midas, Callicebus moloch, Pithecia pithecia) oder sonstigen Tieren (Wildmeerschweinchen, Agutis, Acouchys) vergesellschaftet [4; 9]. Haltung in europäischen Zoos: Der Bestand in EAZA-Zoos lag 2018 laut ZIMS (Zoological Information Management System) bei 548 Tieren in 125 Einrichtungen. Insgesamt hat die Zahl der Haltungen in den letzten Jahren zugenommen und wird jetzt (2023) mit rund 180 Zoos angegeben, von denen ein erheblicher Teil nicht der EAZA angeschlossen ist und sich etwa 50 im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste. Gehalten werden Tiere beider Unterarten sowie solche mit unbekanntem Unterartstatus. Es gibt ein Europäisches Erhaltungszuchtprogramm (EEP), das als "New Style"-EEP vom Newquay Zoo koordiniert wird. 2018 hielten 21 EEP-Teilnehmer 63 C. p. pygmaea, 18 hielten 82 P. c. niveiventris und 62 hielten 300 Tiere ohne Unterartangabe. Wie Zwergseidenäffchen gehalten werden (Beispiel):
Mindestanforderungen an Gehege: Die auf dem Tierart-Datenblatt für das Weißbüscheläffchen gemachten Angaben zum Säugetiergutachtens 2014 des BMEL Säugetiergutachten 2014, zur Stellungnahme der Tierschutzsachverständigen der Zoos und zu den EAZA-Haltungsrichtlinien [1] gelten auch für diese Art. Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für bis zu 5 Tieren ein Innengehege mit einer Fläche von 3 m² und 2 m Höhe vor. Für jedes weitere Adulttier ist die Fläche um 0.5 m² zu ergänzen. Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) muss die Haltung paarweise oder in kleinen Familiengruppen erfolgen. Dazu ist ein Innengehege mit einer Fläche von 10 m² und einer Höhe von 2.5 m erforderlich. Taxonomie und NomenklaturDas Zwergseidenäffchen wurde 1823 von dem Naturwissenschaftler Johann Baptist Ritter von SPIX, der im Auftrag des Königs von Bayern Brasilien bereist hatte, bei Tabatinga, einem Ort am Dreiländereck von Brasilien, Kolumbien und Peru entdeckt und als "Iacchus pygmaeus" beschrieben. John Edward GRAY vom Britischen Museum in London stellte es 1866 in die neue Gattung Cebuella. Diese wurde in der Folge zeitweilig als Untergattung von Callithrix angesehen. Die Gattung Callithrix im weiteren Sinn umfasst aktuell 22 Arten, Cebuella, die näher mit den amazonischen Callithrix-Arten (= Mico) verwandt ist als diese mit jenen aus dem atlantischen Regenwald, enthält nur die eine Art, von der gegenwärtig zwei Unterarten anerkannt werden. Diese wurden von manchen Autoren zu vollen Arten aufgewertet [3; 5; 7; 8]:
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Literatur und Internetquellen
- CARROLL, B. (ed., 2002) / BARRÃO RUIVO, E. (ed. 2010)
- CITES TRADE DATA BASE
- DE LA TORRE, S. et al. (2020). Cebuella pygmaea. The IUCN Red List of Threatened Species 2020: e.T136926A17981161. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2020-3.RLTS.T136926A17981161.en und DE LA TORRE, S. et al. (2020). Cebuella niveiventris. The IUCN Red List of Threatened Species 2020: e.T136865A17981126. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2020-3.RLTS.T136865A17981126.en. Downloaded on 17 December 2020.
- ECKERN, S. (2011)
- SCHRÖPEL, M. (2010a)
- WEIGL, R. (2005)
- WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
- WILSON, D. E. & REEDER, D. M. (2005)
- ZIEGLER, T. (2002)
- EAZA REGIONAL COLLECTION PLAN FOR CALLITRICHIDAE - APRIL 2019
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Goldgelbes Löwenäffchen
Überordnung: EUARCHONTOGLIRES
Ordnung: Affen und Halbaffen (PRIMATES)
Unterordnung: Affen (Simiae / Haplorrhini)
Teilordnung: Eigentliche Affen (Simiiformes)
Überfamilie: Neuwelt- oder Breitnasenaffen (Platyrrhini)
Familie: Krallenaffen (Callitrichidae)
Goldgelbes Löwenäffchen
Leontopithecus rosalia • The Golden Lion Tamarin • Le singe-lion
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Das in seinem Ursprungsgebiet stark gefährdete Goldene Löwenäffchen steht im besonderen Interesse der Zoos. Einerseits ist es eine sehr attraktive Tierart, die sich gut als Botschafter für Natur- und Artenschutz in seiner brasilianischen Heimat eignet und daher als Flaggschiffart für die Mâta Atlantica-Kampagne der EAZA diente, andererseits haben verschiedene Zoos den Schutz der Art nicht nur finanziell unterstützt, sondern auch Nachzuchttiere für die Wiederauswilderung zur Verfügung gestellt. Körperbau und KörperfunktionenGoldene Löwenäffchen haben eine Kopf-Rumpflänge von 25-33 cm und eine Schwanzlänge von 32-40 cm. Im Mittel sind sie etwa 500 g schwer, einzelne Tiere bringen es auf gegen 800 g. Sie haben längere Hände und Finger als andere Krallenaffen, die es ihnen erlauben, tierische Beute leichter aus Ritzen und Bromelientrichtern herauszuklauben. Die Haut des praktisch nackten Gesichts ist graubraun. Ansonsten ist das ganze Tier mit einem goldgelben Fell bedeckt, das im Kopfbereich mähnenartig verlängert ist [3; 5; 7]. VerbreitungTropisches Südamerika: Brasilien (Bundesstaat Rio de Janeiro) [3]. Lebensraum und LebensweiseDas Goldgelbe Löwenäffchen ist ein Bewohner des Atlantischen Regenwalds bis auf eine Höhe von ca. 500 m der einen Jahresniederschlag von etwa 1'500 mm aufweist. Die Tiere sind ziemlich anpassungsfähig und kommen auch mit Sekundär- und stark beeinträchtigtem Wald zurecht, vorausgesetzt es sind als Schlafplätze geeignete Baumhöhlen und eine ausreichende Nahrungsbasis vorhanden. Sie sind tagaktiv und sind während der warmen Regenzeit länger unterwegs als während der kühlen Trockenzeit. Sie ernähren sich von Früchten, Blüten und Nektar, auch von Baumexsudaten, obwohl ihr Gebiss nicht speziell dazu eingerichtet ist, Baum- und Lianenrinden anzunagen, sowie von Kleintieren, einschließlich Insekten, Spinnen, Schnecken, Baumfröschen und Echsen. Sie leben typischerweise in Gruppen von 3-11, im Mittel 5-6 Tieren, darunter meist nur ein adultes Paar. Die Größe der Streifgebiete schwankt regional zwischen 21 und 229 ha [1; 5; 7]. In ihrem Ursprungsgebiet bringt das Zuchtweibchen der Gruppe nach einer Tragzeit von etwa 125-132 Tagen meist im September-November in der Regel Zwillinge mit einem Geburtsgewicht von etwa 50-65 g zur Welt. Gelegentlich kann es zwei Würfe in einem Jahr im Abstand von etwa 194 Tagen geben. Die Jungen werden mit etwa drei Monaten entwöhnt und sind mit ca. 15 Monaten geschlechtsreif [1; 5; 7]. Gefährdung und SchutzDa grosse Teile des Atlantischen Regenwaldes abgeholzt wurden, hat das Goldgelbe Löwenäffchen nur noch ein kleines Verbreitungsgebiet, von dem 1974 ein kleines Stück als Schutzgebiet ausgewiesen wurde. Seit 1982 gilt es als stark gefährdete Tierart (Rote Liste: ENDANGERED). Von 1996 bis 2003 war es sogar als unmittelbar vom Aussterben bedroht eingestuft worden [1; 10]. Der internationale Handel ist durch CITES-Anhang I eingeschränkt. Zoogestützte Artenschutzprojekte (Beispiele):
Bedeutung für den MenschenGoldene Löwenäffchen wurden früher als Heimtiere oder für den Tierhandel gefangen [4]. Von 1977-2017 bewilligte Brasilien nebst Wissenschaftsmaterial nur 7 lebende Wildfänge zur Ausfuhr. Im selben Zeitraum (effektiv ab 1980) wurden weltweit 505 Nachzuchttiere international abgegeben, wichtigste Ausfuhrländer waren die USA und Großbritannien [2]. HaltungDas nach WEIGL älteste bekannte Goldene Löwenäffchen wurde im Houston Zoo geboren und an den San Antonio Zoo abgegeben, wo er im Alter von 31 Jahren und 7 Monaten starb [6]. Nach den "Best practice"-Leitlinien der EAZA soll Löwenäffchen tagsüber ein Gesamtvolumen (innen / außen) von 32.5 m³ (3+10 m² / 2.5 m hoch) zur Verfügung stehen, wobei das Gehege unterteilbar sein soll [1]. In verschiedenen Zoos (z.B. Eberswalde, Frankfurt, Köln, Krefeld, Landau, Stuttgart) wurden Goldene Löwenäffchen erfolgreich mit anderen Primaten (Callithrix pygmaea, Callithrix jacchus, Saguinus fuscicollis, Saguinus midas, Pithecia pithecia) sowie Nagetieren (Cavia aperea, Dasyprocta sp., Myoprocta acouchy) und Schildkröten (Geochelone carbonaria) vergesellschaftet [9]. Seit 1970 existiert ein Internationales Zuchtbuch, das am Zoo Atlanta geführt wird. 2018 gab es weltweit 560 registrierte Tiere in 159 Einrichtungen I11]. Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in über 60 Zoos gehalten, von denen sich etwa ein Sechstel im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste. Es gibt ein Europäisches Erhaltungszuchtprogramm seit 1993, das als "New Style-"EEP vom Bristol Zoo koordiniert wird. Forschung im Zoo (Beispiel): Am Zoo Basel wurde an verschiedenen Primatenarten, darunter Leontopithecus rosalia, eine vergleichende Studie über altruistisches Verhalten durchgeführt [4]. Mindestanforderungen an Gehege: Die auf dem Tierart-Datenblatt für den Rotbauchtamarin gemachten Angaben zum Säugetiergutachten 2014 , zur Stellungnahme der Tierschutzsachverständigen der Zoos und zu den EAZA-Haltungsrichtlinien [1] gelten auch für diese Art. Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für bis zu 5 Tieren ein Innengehege mit einer Fläche von 3 m² und 2 m Höhe vor. Für jedes weitere Adulttier ist die Fläche um 0.5 m² zu ergänzen. Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) muss die Haltung paarweise oder in kleinen Familiengruppen erfolgen. Dazu ist ein Innengehege mit einer Fläche von 10 m² und einer Höhe von 2.5 m erforderlich. Taxonomie und NomenklaturDie erste Kunde über Goldgelbe Löwenäffchen stammt von Antonio PIGAFETTA, dem Chronisten Ferdinand MAGELLANs, der sie als "prachtvolle, affenähnliche Katzen, ähnlich einem kleinen Löwen" beschrieb [10]. 1766 wurde die Art von Carl von LINNÉ als "Simia rosalia" erstmals wissenschaftlich beschrieben. Zum heute gültigen Gattungsnamen kam sie durch den französischen Arzt und Naturforscher René Primevère LESSON, der 1840 einen "Leontopithecus marikina" beschrieb, bei dem es sich herausstellte, dass dieser mit dem Goldenen Löwenäffchen identisch war. Als Gattungssynonym war sehr lange "Leontocebus" im Umlauf, ferner der auch in GRZIMEKs Tierleben verwendete Name "Leontideus". Bis 2000 wurden die verschiedenen Löwenäffchen-Formen als Unterarten, seitdem als Arten eingestuft. Sie haben kleine, voneinander deutlich getrennte Verbreitungsgebiete, sodass es im Freiland nicht zu Hybridisierungen kommen kann [1; 3; 7; 8]. |
Literatur und Internetquellen
- CARROLL, B. (ed., 2002) / BARRÃO RUIVO, E. (ed. 2010)
- CITES TRADE DATA BASE
- KIERULFF, M.C.M. et al. (2008). Leontopithecus rosalia. The IUCN Red List of Threatened Species 2008: e.T11506A3287321. http://www.iucnredlist.org/details/11506/0. Downloaded on 18 May 2018.
- RICHIGER, R. (2012)
- SCHRÖPEL, M. (2010)
- WEIGL, R. (2005)
- WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
- WILSON, D. E. & REEDER, D. M. (2005)
- ZIEGLER, T. (2002a)
- KLEIMAN, D. G. & RYLANDS, A. B. (eds., 2002)
- BAIRRÃO RUIVO, E., STEVENSON, M. et al. (eds., 2019). EAZA Regional Collection Plan for Callitrichids: Final Report. EAZA Executive Office, Amsterdam.
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