Montag, 23 Oktober 2017 12:26

Flinkwallaby

Unterklasse: Beuteltiere (MARSUPIALIA)
Ordnung: Känguruverwandtschaft (DIPROTODONTIA)
Unterordnung: Känguruartige (Macropodiformes)
Familie: Kängurus (Macropodidae)
Unterfamilie: Eigentliche Kängurus (Macropodinae)

D LC 650

Flinkwallaby

Macropus (Notamacropus) agilis • The Agile, or Sandy, Wallaby • Le wallaby agile

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Flinkwallaby (Macropus (N.) agilis) im Birdland Animal Park, Batehaven NSW © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Approximative Verbreitung des Flinkwallabys (Macropus agilis)

 

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Flinkwallabies (Macropus agilis) im Tierpark Hellabrunn München © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Flinkwallaby (Macropus agilis) im Territory Wildlife Park, Berry Springs NT © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Flinkwallaby (Macropus agilis) im Territory Wildlife Park, Berry Springs NT © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Flinkwallabies (Macropus agilis) im Zoo Magdeburg © Zoo Magdeburg

 

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Flinkwallaby (Macropus (N.) agilis) im Birdland Animal Park, Batehaven NSW © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Flinkwallaby (Macropus (N.) agilis), Jungtier im Tierpark Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Flinkwallabies (Macropus (N.) agilis) aus GOULD, J. (1863). The Mammals of Australia, Vol. 2. Public Domain. © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Als typischer  Vertreter der Kängurufamilie ist das Flinkwallaby von zoopädagogischem Interesse. Als mittelgroße Art ist es auch für begehbare Gehege geeignet, wird aber nur selten gehalten, da dieselben Zwecke auch mit dem winterharten Bennettkängu erreicht werden können.

Körperbau und Körperfunktionen

Das Flinkwallaby gehört zu den mittelgroßen Arten der Gattung Macropus. Männchen haben eine Kopf-Rumpflänge von etwa 71-85 und eine Schwanzlänge von 69-84 cm, die Weibchen von 59-72 cm und 59-70 cm, die Körpergewichte liegen bei rund 16 bis 27 kg bzw. 9 bis 15 kg. Das Fell ist auf dem Rücken hellbraun bis orangebraun. Brust und Bauch sind weiß bis beige, seitlich auf dem Gesicht verläuft ein heller Wangenstreifen, quer über den Oberschenkel ein heller Hüftstreifen [1; 8].

Verbreitung

Australien: Nordaustralien und Tiefländer im südlichen Neuguinea (Irian Jaya und Papua-Neuguinea) sowie dazwischen liegende Inseln (Goodenough, Fergusson, und Kiriwina, möglicherweise Normanby und New Ireland) Angesiedelt auf  der 264 km² großen Vanderlin-Insel im Golf von Carpentaria [1].

Lebensraum und Lebensweise

Flinkwallabies besiedeln Savannen, offene Wälder und Wälder mit anschließendem Grasland. Oft sind sie auf Agrarland, in Vorstädten und städtischen Parks anzutreffen. Sie leben in Gruppen von bis zu zehn Tieren, bestehend aus einem männlichen Tier, seinem Harem und den Jungen. Mehrere Gruppen können sich zeitweilig zu größeren Herden zusammenschließen. Die Tiere fressen Pflanzenmaterial aller Art. Sie können Löcher graben, um an Wasser zu kommen, und bauen bisweilen aus langen Gräsern höhlenartige Unterkünfte, in die sie sich während der heißen Tageszeit zurückziehen. Weibchen werden mit 12 Monaten, Männchen mit 14 Monaten geschlechtsreif. Geburten kommen während des ganzen Jahres vor. Nach einer Trächtigkeit von 30 (28-31) Tagen wird jeweils ein einzelnes Junges geboren, das etwa (5-)7-8 Monate im Beutel bleibt und mit 10-12 Monaten entwöhnt wird. Bei den männlichen Jungtieren ist die Sterblichkeit höher als bei den weiblichen. In der Wildbahn können die Wallabies ein Alter von 11-14 Jahren erreichen [2; 3; 7].

Gefährdung und Schutz

Das Flinkwallaby ist In Nordaustralien weit verbreitet und häufig und gilt daher, trotz abnehmender Bestände, aufgrund einer Beurteilung aus dem Jahr 2015 als nicht gefährdet (Rote Liste: LEAST CONCERN) [1].

Der internationale Handel ist nicht durch CITES geregelt. Es gelten Ausfuhrbeschränkungen Australiens.

Bedeutung für den Menschen

Wirtschaftliche Bedeutung: Das Flinkwallaby wird auf Neuguinea intensiv als Fleischlieferant gejagt. In Australien gilt es gebietsweise als Schädling, und die Bestände werden durch Abschüsse oder Vergiften reduziert [1].

Haltung

In einigen australischen Zoos werden Flinkwallabies in begehbaren Anlagen gehalten, wo sie sich den Besuchern gegenüber teils vertraut zeigen, teils scheu verhalten [5].

Das älteste bekannte Flinkwallaby ist ein Weibchen, das im Gladys Porter Zoo in Texas geboren wurde und ebendort im Alter von 16 Jahren und 11 Monaten starb [6].

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird gegenwärtig (2023) nur noch im Tierpark Hellabrunn, dem Zoo Duisburg und dem Zoo Magdeburg gehalten. Für Details siehe Zootierliste. Ein bestehendes Europäisches Zuchtbuch wurde 2022 aufgegeben.

Mindestanforderungen an Gehege: Das Säugetiergutachten 2014 des BMEL gibt für das Außengehege eine Mindestfläche von 200 m² für bis 5 Tiere und 20 m² für jedes weitere Tier an. Das Innengehege soll 15 m² groß sein und für jedes weitere Tier ist die Fläche um 3 m² zu erhöhen.

Die Tierschutzverordnung der Schweiz (Stand 01.06.2022) schreibt für bis 5 Tiere ein Außengehege von 250 m² und für jedes weitere Tier zusätzlich 15 m² vor. Das Innengehege muss 15 m² groß sein und für jedes weitere Tier ist die Fläche um 3 m² zu erhöhen.

Die 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) verlangt für bis 5 Tiere ein Außengehege von 300 und ein Innengehege von 20 m². Für jedes weitere Tier ist die Fläche außen wie innen um 10% zu erhöhen.

Taxonomie und Nomenklatur

Das Flinkwallaby wurde 1842 vom britischen Ornithologen und Tiermaler John GOULD als "Halmaturus agilis" erstmals wissenschaftlich beschrieben und wurde später der vom englischen Arzt und Naturforscher George Kearsley SHAW 1790 eingeführten Gattung Macropus zugeteilt. Acht kleinere bis mittelgroße Arten der Gattung Macropus, darunter agilis, werden in der Untergattung Notamacropus DAWSON & FLANNERY [4] zusammengefasst. Bei WILSON & MITTERMEIER wird diese Untergattung zu einer Gattung erhoben. Nicht alle Referenzwerke /-datenbanken haben diesen Schritt mitgemacht. Es werden von manchen Autoren drei bis vier Unterarten anerkannt, die sich aber wenig voneinander unterscheiden [7; 8].

Literatur und Internetquellen

  1. APLIN, K. et al. (2008). Macropus agilis. The IUCN Red List of Threatened Species 2008: e.T40560A10318471. http://www.iucnredlist.org/details/40560/0. Downloaded on 15 June 2018.
  2. AUSTRALIAN WILDLIFE CONSERVANCY
  3. CURTIS, L. K. (2006)
  4. DAWSON, L. & FLANNERY, T. (1985)
  5. JACKSON, S. M. (2003)
  6. WEIGL, R. (2005)
  7. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019) 
  8. INTEGRATED TAXONOMIC INFORMATION SYSTEM (ITIS)

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Donnerstag, 14 Juni 2018 12:26

Gelbfuss-Felsenkänguru

Unterklasse: Beuteltiere (MARSUPIALIA)
Ordnung: Känguruverwandtschaft (DIPROTODONTIA)
Unterordnung: Känguruartige (Macropodiformes)
Familie: Kängurus (Macropodidae)
Unterfamilie: Eigentliche Kängurus (Macropodinae)

D NT 650

EEPGelbfuß-Felsenkänguru

Petrogale xanthopus • The Yellow-footed Rock-wallaby • Le pétrogale à pieds jaunes

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Gelbfuß-Felsenkänguru (Petrogale xanthopus) im Zoo von Adelaide SA © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Vorkommen des Gelbfuß-Felsenkängurus (Petrogale xanthopus). Dunkelblau: P. x. xanthopus; gelb: P. x. celeris

 

 

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Gelbfuß-Felsenkänguru (Petrogale xanthopus) im Cleland Wildlife Park SA © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Hinterfuß eines Gelbfuß-Felsenkängurus (Petrogale xanthopus) im Zoo von Adelaide SA © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Gelbfuß-Felsenkänguru (Petrogale xanthopus) im Cleland Wildlife Park SA © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Gelbfuß-Felsenkänguru (Petrogale xanthopus) im Cleland Wildlife Park SA © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Gelbfuß-Felsenkänguru (Petrogale xanthopus) mit Beuteljungem im Zoo von Adelaide SA © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Gelbfuß-Felsenkänguru (Petrogale xanthopus) im Zoologisch-Botanischen Garten Mülhausen im Elsass © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Gelbfuß-Felsenkänguru (Petrogale xanthopus) im Tierpark Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Gelbfuß-Felsenkänguru (Petrogale xanthopus) im Zoo von Adelaide SA nimmt bei der Futteraufnahme die Pfoten zuhilfe © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Gelbfuß-Felsenkänguru (Petrogale xanthopus) im Zoo von Adelaide SA © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Gelbfuß-Felsenkänguru (Petrogale xanthopus) im Tierpark Berlin. Man beachte den langen Schwanz © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Gehege für Gelbfuß-Felsenkängurus (Petrogale xanthopus) im Zoologisch-Botanischen Garten Mülhausen im Elsass © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Gelbfuß-Felsenkänguru (Petrogale xanthopus). Abbildung aus GOULD, J. (1863). The Mammals of Australia, Vol 2. Public Domain.

 

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Die über 60 Arten der Eigentlichen Kängurus variieren hinsichtlich Körpergröße stark, besiedeln alle möglichen Lebensräume und können im Verhalten sehr verschieden sein. Die Felsenkängurus (Petrogale) sind so zu sagen die Gemsen unter den Kängurus und sind wegen ihrer abweichenden Umweltansprüche und Verhaltensweisen zoopädagogisch interessant. Eine europäische Zoopopulation befindet sich im Aufbau.

Körperbau und Körperfunktionen

Das Gelbfuß-Felsenkänguru zählt zu den schönsten Känguruarten überhaupt. Das Rückenfell ist hellgrau mit einem weißen Streifen an den beiden Körperseiten. Die Ohren und Füße sind kräftig gelb- bis orangefarben abgesetzt, ebenso der Schwanz. Zusätzlich finden sich dunkle Querstreifen auf der Schwanzoberseite – das macht die Art unverwechselbar.

Von der Größe her ist das Gelbfuß-Felsenkänguru einem Tammarwallaby (Macropus (N.) eugenii) vergleichbar, abgesehen davon, dass sein Schwanz deutlich länger ist. Innerhalb der Felsenkängurus ist es die am größten werdende Art. Die Kopf-Rumpflänge beträgt etwa 48-65 cm und die Schwanzlänge von 57-70 cm, die Körpergewichte liegen bei rund 6 bis 12 kg [3; 8].

Verbreitung

Australien: Mehrere disjunkte Areale in Ost-Australien (New South Wales, Queensland, Victoria) [2].

Lebensraum und Lebensweise

Alfred BREHM [1] weiß über das Gelbfuß-Felsenkänguru allerhand zu berichten: "Die Gebirge von Neu-Südwales beherbergen das Felsenkänguru in ziemlicher Anzahl; doch wird es nicht häufig bemerkt, weil es ein Nachtfreund ist, welcher nur äußerst selten vor Sonnenuntergang aus dunklen Höhlen und Gängen zwischen den Felsen hervorkommt. Die Behendigkeit, mit welcher es auf den gefährlichen Abhängen und Felsenwänden umherklettert, würde einem Affen alle Ehre machen, und wirklich glaubt der Europäer, welcher dieses Thier zum ersten Male im dämmerigen Halbdunkel des Abends erblickt, einen Pavian vor sich zu sehen. Seine Kletterfertigkeit schützt es weit mehr als die übrigen Verwandten vor den Nachstellungen des Menschen und anderer Feinde. Das Felsenkänguru verlangt einen sehr geübten Jäger und fällt auch diesem nur dann zur Beute, wenn er den von seinem Wilde streng eingehaltenen Wechsel ausgespürt hat."

"Die Eingeborenen folgen der deutlich wahrnehmbaren Fährte wohl auch bis zu dem Geklüft, in welchem sich das Thier bei Tage verborgen hält; zu solcher Jagd aber gehört die bewunderungswürdige Geduld des Wilden: der Europäer unterläßt sie weislich. Ein schlimmerer Feind als der Mensch soll der Dingo sein, weil er häufig genug in den Höhlen wohnt, in welche das Felsenkänguru sich bei Tage zurückzieht. Doch gelingt es auch ihm nur durch Ueberrumpelung, sich des sehr vorsichtigen Thieres zu bemächtigen; denn wenn dieses seinen Feind bemerkt, ist es mit wenigen Sätzen außer aller Gefahr. .... Nach Versicherung der Eingeborenen soll übrigens das Felsenkänguru vorzugsweise solche Klüfte bewohnen, welche mehrere Ausgänge haben. Verwundete Thiere dieser Art gehen dem Jäger gewöhnlich verloren: sie schlüpfen wenige Augenblicke vor ihrem Tode noch in eine Höhle und verenden dort."

Gelbfuß-Felsenkängurus ruhen meist in aufrechter Körperhaltung mit nach hinten gerichtetem Schwanz und mit angehobenen oder aufgesetzten Vorderbeinen. Sie können aber auch eine Halbseiten- oder Vollseitenlage einnehmen [6]. Als Nahrung ziehen sie Blätter und Kräuter Gräsern vor [3]. Nach einer Trächtigkeit von 32 (31-33) Tagen wird in der Regel ein einzelnes Junges geboren. Dieses bleibt 6.5 Monate im Beutel und wird mit etwa 14 Monaten entwöhnt. Männchen und Weibchen erreichen  mit 18 Monaten Geschlechtsreife [8].

Gefährdung und Schutz

Der Bestandstrend des Gelbfuß-Felsenkängurus zeigt abwärts und seine Populationen sind fragmentiert. Die Art wird daher aufgrund einer Beurteilung aus dem Jahr 2015 international als potenziell gefährdet geführt (Rote Liste: NEAR THREATENED), in Australien als gefährdet [2].

Der internationale Handel ist unter CITES nicht geregelt. Es gelten jedoch rigorose Ausfuhrbestimmungen Australiens.

Zoogestütztes Artenschutzprojekt (Beispiel):

  • Das früher in den Flinders Ranges weitverbreitete Felsenkänguru war anfangs des 20. Jahrhunderts beinahe verschwunden, wozu verschiedene Faktoren - Bejagung, Prädation durch eingeführte Rotfüchse und verwilderte Hauskatzen, Lebensraumzerstörung durch Wildkaninchen und Ziegen - beigetragen hatten. Ab 1985 wurden im Rahmen einer Bürgerinitiative in einem Gebiet 560 km nördlich von Adelaide Maßnahmen zur Bekämpfung der eingeführten Arten und zur Wiederherstellung des Lebensraums getroffen. 1995 wurde das Gebiet als "Aroona Sanctuary" unter Schutz gestellt. 1996 wurden 12 im Zoo Adelaide gezüchtete Gelbfuß-Felsenkängurus ausgewildert. Die Tiere konnten sich halten und vermehrten sich innerhalb von 20 Jahren auf einen Bestand von über 85 Individuen [10].

Bedeutung für den Menschen

Wirtschaftliche Bedeutung: Das Gelbfuß-Felsenkängugu wurde traditionell von den Aborigines zur Fleischgewinnung erlegt. Ab etwa 1880, als es noch sehr häufig war, wurde es wegen seines Pelzes kommerziell bejagt. in der Folge nahmen die Bestände ab, und die Pelzjagd endete in den 1920er-Jahren [2].

Haltung

Über die Haltung der Bergkängurus im 19. Jahrhundert berichtet BREHM [1]: "... gegenwärtig sieht man sie in vielen Thiergärten. So weit meine Beobachtungen reichen, unterscheiden sie sich, abgesehen von ihrer Lust zu klettern, in ihrem Betragen nicht von den Verwandten. Richtet man ihnen in ihrem Gehege einen künstlichen Felsen her, so klettern sie gern an dessen Wänden umher, nehmen verschiedene ihnen mögliche Stellungen an und gewähren einen hübschen Anblick; so weit aber geht ihre Kletterfertigkeit nicht, daß sie höhere Gitter zu übersteigen vermöchten, denn ihr Erklimmen der Felsen geschieht hüpfend, nicht aber kletternd, und sie bedürfen, um eine Höhe zu gewinnen, mindestens den zum Aufspringen erforderlichen Raum.Bei guter Pflege pflanzen sie sich ebenso leicht wie ihre Verwandten in der Gefangenschaft fort."

Männliche Tiere bekämpfen einander, wenn ein Weibchen paarungsbereit ist, was oft dazu führt, dass es gar nicht zur Paarung kommt. In Zuchtgruppen sollte daher nur ein erwachsener Bock gehalten werden. Subadulte Männchen werden von den erwachsenen verfolgt und bisweilen getötet. Sie sollten daher rechtzeitig abgetrennt werden oder es ist zumindest für ausreichend Sichtbarrieren zu sorgen [5]. In mindestens einem australischen Zoo werden Gelbfuß-Felsenkängurus in einer begehbaren Anlagen gehalten [6]. Auch in Europa gibt es mittlerweile solche Anlagen. Eine Vergesellschaftung mit anderen Känguru-Arten ist möglich.

Das älteste, von WEIGL erfasste Gelbfuß-Felsenkänguru befand sich im Monarto-Zoo in Australien und war im Alter von 14 Jahren und 5 Monaten immer noch am Leben [7].

Haltung in europäischen Zoos: In Europa gab es nach dem 2. Weltkrieg nur noch wenige Tiere und diese starben bald einmal aus. Auch im Freiland war die Art an den Rand des Aussterbens gebracht worden. Zoologische Gärten in Australien starteten daher ein Erhaltungszuchtprogramm, in welches später auch Zoos in Nordamerika einbezogen wurden. An dem nordamerikanischen Zuchtprogramm, Species Survival Plan (SSP) genannt, beteiligte sich seit 2010 als erster europäischer Zoo auch der Tierpark Berlin, der vorerst eine "Junggesellengruppe" betreute, die 2013 um Weibchen ergänzt wurde. Schon im selben Jahr kam es zur Nachzucht [PM Tierpark Berlin, 26.07.2010, JB 2013 TP Berlin]. Mittlerweile (2023) ist die Art bereits in 9 europäischen Zoos zu sehen, und es wurde ein europäisches Erhaltungszuchtprogramm geschaffen, das vom Zoologisch-Botanischen Garten Mülhausen im Elsass betreut wird. Der Bestand in EAZA-Zoos wurde für 2021 mit 80 beziffert. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: Das Säugetiergutachten 2014 des BMEL gibt für das Außengehege eine Mindestfläche von 200 m² für bis 5 Tiere und 20 m² für jedes weitere Tier an. Das Innengehege soll 15 m² groß sein und für jedes weitere Tier ist die Fläche um 3 m² zu erhöhen.

Die Tierschutzverordnung der Schweiz (Stand 01.06.2022) schreibt für bis 5 Tiere ein Außengehege von 150 m² und für jedes weitere Tier zusätzlich 15 m² vor. Das Innengehege muss 15 m² groß sein und für jedes weitere Tier ist die Fläche um 3 m² zu erhöhen. Die 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) verlangt für bis 5 Tiere ein Außengehege von 300 und ein Innengehege von 20 m². Für jedes weitere Tier ist die Fläche außen wie innen um 10% zu erhöhen.

Nach JACKSON soll für 5 Tiere eine Gehegefläche von 70 m² nicht unterschritten werden [4]. Die 2022 von der EAZA herausgegebenen Haltungsempfehlungen verweisen darauf, dass die australische Regierung für das Aussengehege einem Mindestfläche von 40 m²/2 Tiere und zusätzlich 10 m² für jedes weitere Weibchen bzw. 20 m² für jedes weitere Männchen fordert. Für das auf mindestens 18ºC zu temperierende,  Innengehege empfiehlt die EAZA eine Mindestfläche von 40 m² und eine Unterteilung in drei Kammern für bis zu 10 Tiere [9].

Taxonomie und Nomenklatur

Das Gelbfuß-Felsenkänguru wurde 1855 von englischen Zoologen John Edward GREY, der am Britischen Museum tätig war, unter seinem heute noch gültigen Namen beschrieben. Es werden zwei Unterarten anerkannt: die in Südaustralien und New South Wales vorkommende Nominatform und Petrogale x. celeris aus Queensland [8; 9].

Literatur und Internetquellen

  1. BREHM, A. E. (1883 a)
  2. COPLEY, P. et al. 2016. Petrogale xanthopus. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T16750A21955455. http://www.iucnredlist.org/details/16750/0. Downloaded on 15 June 2018.
  3. CURTIS, L. K. (2006)
  4. JACKSON, S. M. (2003)
  5. SCHÜRER, U. (1978)
  6. WEIGL, R. (2005)
  7. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
  8. ZOO ADELAIDE
  9. BIROT, H., NOWAKOWSKI, A-, PETRY, A., BRANDO, S. & QUINTARD, B. (2022)

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Donnerstag, 14 Juni 2018 12:25

Goodfellow-Baumkänguru

Unterklasse: Beuteltiere (MARSUPIALIA)
Ordnung: Känguruverwandtschaft (DIPROTODONTIA)
Unterordnung: Känguruartige (Macropodiformes)
Familie: Kängurus (Macropodidae)
Unterfamilie: Eigentliche Kängurus (Macropodinae)

D EN 650

EEPGoodfellow-Baumkänguru

Dendrolagus goodfellowi • The Goodfellow's Tree Kangaroo • Le dendrolague de Goodfellow

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Goodfellow-Baumkänguru (Dendrolagus goodfellowi) im Zoo von Melbourne VIC © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Verbreitung in Europa gehaltener Baumkängurus. Blau: D. goodfellowi, rot: matschiei

 

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Goodfellow-Baumkänguru (Dendrolagus goodfellowi) im Zoo Dortmund © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Goodfellow-Baumkänguru (Dendrolagus goodfellowi) im Zoo de Beauval © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Goodfellow-Baumkänguru (Dendrolagus goodfellowi) im Zoo de Beauval © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Goodfellow-Baumkänguru (Dendrolagus goodfellowi) im Zoo Duisburg © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

102 012 006 003 dendrolagus goodfellowi DU PD(2)
Goodfellow-Baumkänguru (Dendrolagus goodfellowi) im Zoo Duisburg © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

102 012 006 003 dendrolagus goodfellowi HRO
Goodfellow-Baumkänguru (Dendrolagus goodfellowi) im Zoo Rostock © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Goodfellow-Baumkänguru (Dendrolagus goodfellowi) im Zoo Melbourne © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

102 012 006 003 dendrolagus goodfellowi melb PD3
Goodfellow-Baumkänguru (Dendrolagus goodfellowi) im Zoo Melbourne © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Gehegebeschilderung für Goodfellow-Baumkänguru (Dendrolagus goodfellowi) im Tierpark Berlin © 2021 Tierpark Berlin

 

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Gehegebeschilderung für Goodfellow-Baumkänguru (Dendrolagus goodfellowi) im Zoo de Beauval © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Das Goodfellow-Baumkänguru ist eine auffällige Erscheinung und eignet sich daher gut als Botschafter für Natur- und Artenschutz in Neuguinea. Selbst ist es stark gefährdet, weshalb die Zoos ein Erhaltungszuchtprogramm betreiben. Wegen seiner arborikolen Lebensweise ist es auch von zoopädagogischem Interesse, wird aber in Europa nicht häufig gehalten.

Körperbau und Körperfunktionen

Das Goodfellows ist eine kleinere Baumkänguru-Art ohne markanten Geschlechtsdimorphismus. Beide Geschlechter sind in etwa gleich groß. Die Kopf-Rumpflänge beträgt etwa 56-64(-85) cm und die Schwanzlänge von 58-76(-86) cm, Männchen sind mit 8-9.5 kg im Mittel etwas schwerer als die 7-8.5 kg wiegenden Weibchen. Das kontrastreiche Fell ist kurz und dicht. Mitten auf dem Rücken befindet sich ein Haarwirbel. Oberseits ist die Farbe rot- bis kastanienbraun mit zwei hellen Längsstreifen vom Nacken bis zum Schwanzansatz. Der Schwanz ist auf der Oberseite bräunlich, bisweilen mit einer wenig ausgeprägten gelblichen Ringelzeichnung. Kehle, Bauch, Teile von Armen und Beinen und die Unterseite des Schwanzes sind cremefarben bis gelblich [1; 9].

Verbreitung

Neuguinea: Indonesien (Irian Jaya) und Papua-Neuguinea, in mittleren Lagen der zentralen Kordillere sowie (pulcherrimus) in den Torricelli Mountains im Nordwesten Papua-Neuguineas. Eine eingeführte Population gibt es auf Neubritannien [2].

Lebensraum und Lebensweise

Ursprünglich in Regenwäldern vom Tiefland bis auf eine Höhe von 2'860 m verbreitet, ist das Goodfellow-Baumkänguru aus dem aus dem dichter vom Menschen besiedelten Tiefland weitgehend verschwunden und findet sich heute in der Hügel- und montanen Zone in Höhenlagen ab 680 m. Über sein Sozialverhalten im Freiland ist wenig bekannt. Vermutlich lebt es paarweise oder in kleinen Gruppen. Es ernährt sich am Boden oder auf Bäumen von Blättern verschiedener Bäume und Büsche, Schlingpflanzen und Farnen und bisweilen von Früchten [3; 9].

Baumkängurus ruhen am Boden oder auf Bäumen mit nach hinten gerichtetem bzw. hängendem Schwanz und mit angehobenen oder aufgesetzten Vorderbeinen [3]. Nach einer Trächtigkeit von etwa 45 Tagen wird in der Regel ein einzelnes Junges geboren. Dieses bleibt 8-10 Monate im Beutel, wird mit etwa 12 Monaten entwöhnt und begleitet die Mutter noch 2-3 weitere Monate. Das Weibchen wird wieder brünstig, sobald das Junge den Beutel verlassen hat. Männchen und Weibchen erreichen mit etwa 2 Jahren Geschlechtsreife [1; 9]. Durch eine an deutschen Zoos durchgeführte Forschungsarbeit konnte gezeigt werden, dass Weibchen noch im Alter von 19 Jahren einen aktiven Zyklus haben und dass dieser im Mittel etwa 54 Tage dauert [4].

Gefährdung und Schutz

Die Art hat ein eingeschränktes Verbreitungsgebiet und die Bestände nehmen ab. Seit 1994, letztmals überprüft 2016, wird sie als bedroht eingestuft (Rote Liste: ENDANGERED) [2].

Der internationale Handel wird durch CITES nicht geregelt.

Zoogestütztes Artenschutzprojekt (Beispiel):

  • Zum Schutz der bedrohten Baumkängurus tragen unter anderem die Gründung von Nationalparks mit Rangern und die umfassende Information der heimischen Bevölkerung über die Zusammenhänge des Naturschutzes bei. Für die lokale Bevölkerung im Regenwald Neuguineas sind Baumkängurus ein wichtiger Fleischlieferant. Die Einrichtung von Farmen, die andere Tiere, namentlich Hauskaninchen und Hühner, als alternative Fleischquellen züchten, schafft direkte Abhilfe für dieses Problem. Jedes Jahr fließen Spendengelder des Krefelder und anderer Zoos an dieses Schutzprojekt vor Ort, das von der Tenkile Conservation Alliance in den Toricelli Mountains betrieben wird und sich u.a. auf Dendrolagus (goodfellowi) pulcherrimus bezieht. (PM Krefelder Zoo, 29.05.2008).

Bedeutung für den Menschen

Wirtschaftliche Bedeutung: Das Goodfellow-Baumkänguru wird in Neuguinea traditionell zur Fleischgewinnung erlegt und innerhalb des Landes für "kulturelle Zwecke" gehandelt [3].

Haltung

Goodfellow-Baumkängurus sollten in Gehegen mit ausreichend Klettermöglichkeiten und erhöht angebrachten Futterstellen bei einer Temperatur von 18-22ºC und einer relativen Luftfeuchtigkeit von über 50% untergebracht werden [1]. Meist werden sie paarweise oder als Trios gehalten. Eine Vergesellschaftung mit Schnabeligeln, Neuguinea-Filandern, Klein- oder Rattenkängurus sowie  Flughunden ist möglich. Von der Gemeinschaftshaltung mit Vögeln wird wegen der Gefahr einer Übertragung von Aviärer Tuberkulose abgeraten.

Das Goodfellow-Baumkänguru gelangte erst 1961 in einen Zoo, nämlich in jenen von Adelaide [7]. Seit 1987 gibt es ein Internationales Zuchtbuch (ISB), das am Melbourne Zoo geführt wird. Die ältesten, von WEIGL erfassten  Goodfellow-Baumkängurus starben im australischen Currumbin Sanctuary bzw. dem San Antonio Zoo im Alter von jeweils über 23 Jahren. In der Natur werden sie etwa 8 Jahre alt [1; 8].

Haltung in europäischen Zoos: Die Art gelangte 1963 erstmals nach Europa, als der Londoner Zoo 1.2 Tiere erhielt [7]. Heute (2022) wird sie in rund einem Dutzend Zoos gehalten, von denen sich etwa fünf im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste.

Das Europäische Erhaltungszuchtprogramm (EEP, seit 1990), das vor einiger Zeit in ein globales Programm (GSMP) integriert wurde, wird vom Krefelder Zoo koordiniert. Es umfasste Ende 2020 27 Tiere in 12 Zoos. Das dazu gehörende Internationale Zuchtbuch wird am Melbourne Zoo geführt. Es umfasst 56 Tiere in 23 Zoos [IZY 52, Daten bis Januar 2018].

Forschung im Zoo: Unter Beteiligung zahlreicher Zoos wurde eine umfangreiche Arbeit über das Ruheverhalten verschiedener Känguru-Arten, darunter Dendrolagus goodfellowi, durchgeführt [6].

Mindestanforderungen an Gehege: Das Säugetiergutachten 2014 des BMEL gibt ein fakultatives Außengehege mit einer Mindestfläche von 40 m² für ein Paar und 10 m² für jedes weitere Tier an. Das Innengehege soll 16 m² groß und 3 m hoch sein, und für jedes weitere Tier ist die Fläche um 8 m² zu erhöhen.

Die Tierschutzverordnung der Schweiz (Stand 01.06.2022) schreibt für 1- 2 Tiere je ein Innen- und ein Außengehege von 16 m²/40m³ vor. Für jedes weitere Tier sind die Grundflächen um jeweils 4 m² zu erhöhen. Die 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) verlangt für ein Paar ein Außen- und ein Innengehege von je 20 m²/60 m³. Für jedes weitere Tier ist die Fläche außen wie innen um 2 m² zu erhöhen.

Nach JACKSON soll für 2 Tiere eine Gehegefläche von 40 m² nicht unterschritten werden [2], andernorts wird eine Mindestdimension von 18 m² bei 3 m Höhe zitiert [1].

Taxonomie und Nomenklatur

Das Goodfellow-Baumkänguru wurde 1908 von Michael Rogers Oldfield THOMAS, einem englischen Zoologen, der am British Museum tätig war, unter seinem heute noch gültigen Namen beschrieben. Zeitweilig wurde es als Unterart des Matschie-Baumkängurus angesehen, aber 1990 wurde sein Artstatus bestätigt. Es wurden drei Unterarten anerkannt: D. g. goodfellowi und D. g. buergersi, beide stark gefährdet, wobei es zweifelhaft, ob es wirklich Unterarten sind, und das vom Aussterben bedrohte D. g. pulcherrimus, das von manchen Autoren als eigene Art angesehen wird. Die in Europa gehaltenen Tiere werden der Unterart buergersi zugerechnet [1; 9].

Literatur und Internetquellen

  1. DOMINIQUE, D. (2007)
  2. JACKSON, S. M. (2003)
  3. LEARY, T. et al. (2016). Dendrolagus goodfellowi. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T6429A21957524. http://www.iucnredlist.org/details/6429/0. Downloaded on 15 June 2018.
  4. SCHREINER, C. (2014)
  5. SCHREINER, C., SCHWARZENBERGER, F., KIRCHNER, W.H. & DRESSEN, W. (2015)
  6. SCHÜRER, U. (1978)
  7. SCHÜRER, U. (2019)
  8. WEIGL, R. (2005)
  9. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)

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Montag, 23 Oktober 2017 12:25

Kurzkopfgleitbeutler

Unterklasse: Beuteltiere (MARSUPIALIA)
Ordnung: Känguruverwandtschaft (DIPROTODONTIA)
Unterordnung: Kuskusse und Gleitbeutler (Phalangeriformes)
Familie: Gleitbeutler (Petauridae)

D LC 650

Kurzkopfgleitbeutler

Petaurus breviceps • The Sugar Glider • Le phalanger volant

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Kurzkopfgleitbeutler (Petaurus breviceps) im Zoo Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Approximative Verbreitung des Kurzkopfgleitbeutlers (Petaurus breviceps)

 

 

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Kurzkopfgleitbeutler (Petaurus breviceps) im Zoo Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Kurzkopfgleitbeutler (Petaurus breviceps) im Zoo Pecs © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Kurzkopfgleitbeutler (Petaurus breviceps) im Zoo Augsburg © Dieter Gillesen / Zoo Augsburg

 

 

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Kurzkopfgleitbeutler (Petaurus breviceps). Illustration aus GOULD, J. (1863). The Mammals of Australia, Vol. I. Public Domain.

 

 

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Kurzkopfgleitbeutler (Petaurus breviceps). Illustration aus GOULD, J. (1863). The Mammals of Australia, Vol. I. Public Domain.

 

Weitere Bilder auf BioLib

Der Kurzkopfgleitbeutler gehört zu den kleinen Arten der Gleitbeutler-Familie. Es handelt sich um eine lebhafte, sozial lebende und daher attraktive Art, die sich gut als Botschafter für die Erhaltung der Biodiversität im australasischen Raum eignet. Sie wird daher relativ oft in Zoos gehalten, obwohl sie den Nachteil hat, nachtaktiv zu sein, was die Möglichkeiten für ihre Präsentation einschränkt.

Körperbau und Körperfunktionen

Kurzkopfgleitbeutler sind kleine Beuteltiere mit verkürzter Schnauze, die etwa so groß sind wie ein Siebenschläfer. Ihre Kopf-Rumpfläng beträgt 16-21 cm, der Schwanz ist etwa gleich lang. Männchen wiegen (70-)85-160 g und Weibchen 60-135 g. Innerhalb ihres Areals variieren Größe und Färbung erheblich. Hinsichtlich Größe spielt in Australien die Bergmannsche Regel: Tiere aus dem tropischen Norden sind kleiner  als solche  aus dem gemäßigten Süden. Die Oberseite ist grau bis bräunlich gefärbt, die Unterseite cremefarben bis mittelgrau. Längs über den Rücken verläuft ein schwarzes Band. Der Kopf ist hell mit schwarzer Zeichnung. Der Schwanz wird gegen das Ende zu dunkler [1; 3; 7].

In Anpassung an ihre kletternde Lebensweise besitzen die Kurzkopfgleitbeutler Greifhände und -füße, einen langen, dicht behaarten Schwanz, der beim Springen und Gleiten als Steuerruder dient, aber auch zum Transport von Nistmaterial eingesetzt werden kann, und beidseits eine zwischen Vorder- und Hinterbeinen verlaufende Flugmembran, die durch Abspreizen der Extremitäten aufgespannt werden kann. Die Hände haben 5 bekrallte Finger. Die Großzehe ist verdickt und krallenlos, die 2. und 3. Zehe sind miteinander verwachsen. Die Beutelöffnung der Weibchen ist ein länglicher Schlitz, der von der Bauchmitte nach hinten zieht [1].

Verbreitung

Australasien: Nord-, Ost- und Südostaustralien, große Teile von Neuguinea mit Neubritannien, Indonesien von den Molukken an ostwärts und viele um Australien und Neuguinea liegende kleinere Inseln. Auf Tasmanien angesiedelt [5].

Lebensraum und Lebensweise

Kurzkopfgleitbeutler sind Baumbewohner, die unterschiedliche Waldtypen und Savannen besiedeln. Sie sind nachtaktiv und schlafen tagsüber in Baumhöhlen. Sie sind sozial. Gruppen von bis zu sieben, meist weiblichen Erwachsenen und deren Jungtiere bis zum Alter von etwa 15 Monaten bewohnen jeweils gemeinsam ein Nest. Mittels der aufgespannten Flugmembran können sie Gleitflüge von bis zu 50 m durchführen [1; 7].

Kurzkopfgleitbeutler ernähren sich vor allem von Baumsäften, Pollen, Blütennektar und süßen Früchten, daher der englische Name "Sugar Glider" Im Tiergarten Schönbrunn wurde ermittelt, dass die Tiere die Zuckersorten Glukose, Saccharose und Fructose voneinander unterscheiden können, dass ihr Geschmackssinn hinsichtlich der Kategorie "süß" sehr sensibel ist, dass sie süßere Zuckersorten bevorzugen und dass sie Zuckerersatzstoffe erkennen können [2].

Nach einer Tragzeit von 16 Tagen werden 1-2 Junge geboren. Diese bleiben etwa 70 Tage im Beutel und danach weitere 40-50 Tage im Gemeinschaftsnest. Mit etwa 110-120 Tagen begleiten sie ihre Mutter und beginnen selbständig zu fressen. Mit 7-10 Monaten verlassen sie die Familiengruppe [1; 7].

Gefährdung und Schutz

Der Kurzkopfgleitbeutler gilt aufgrund einer Beurteilung aus dem Jahr 2016 nicht als gefährdet (Rote Liste: LEAST CONCERN), weil er weitverbreitet ist, eine große Gesamtpopulation hat, in vielen Schutzgebieten vorkommt, unterschiedliche Lebensräume nutzen kann, auch in veränderten/degradierten Lebensräumen leben kann und seine Bestände stabil zu sein scheinen [5].

Der internationale Handel ist nicht unter CITES geregelt. Für lebende Tiere gelten Ausfuhrbeschränkungen Australiens.

Bedeutung für den Menschen

Der Kurzkopfgleitbeutler ist ein beliebtes Heimtier, das häufig gezüchtet wird und von dem es mittlerweile verschiedene Mutationen gibt [1].

Haltung

Wer sich als Privatperson Kurzkopfgleitbeutler anschaffen will, soll sich das gut überlegen, denn die Tierchen sind nachtaktiv, werden nicht stubenrein und können bis gegen 18 Jahre alt werden [1].

Der älteste bekannte Kurzkopfgleitbeutler in einem Zoo wurde im Toronto-Zoo geboren und starb ebendort im Alter von 17 Jahren und 9 Monaten [6].

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in gegen 90 Zoos gehalten, darunter etwa ein Dutzend im deutschsprachigen Raum. Die meisten Haltungen gibt es in Großbritannien. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: Nach Säugetiergutachten 2014 des BMEL soll das Gehege für bis zu 5 Tieren eine Mindestfläche von 2 m² bei einer Höhe von 2 m messen. Für jedes weitere Tier soll die Grundfläche um 0.2 m² erhöht werden.

Die Tierschutzverordnung der Schweiz schreibt für 6 Tiere ein Innengehege von 3 m² bei 2 m Höhe und für jedes weitere Tier zusätzlich 0.5 m² vor.

Die 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs verlangt für ein Paar ein Innengehege von 2 m² bei 3 m Höhe. Für weitere Tiere werden keine Vorgaben gemacht.

Nach JACKSON soll für ein Paar Tiere eine Gehegefläche von 7.8 m² bei einer Höhe von 3 m nicht unterschritten werden, für jedes weitere Tier soll 1 m² Bodenfläche zusätzlich angeboten werden [4].

Taxonomie und Nomenklatur

Die Art wurde 1839 von dem englischen Zoologen George Robert WATERHOUSE, der den Säugetierband von DARWINs Werk "The Zoology of the Voyage of H.M.S. Beagle" bearbeitet hatte, unter ihrem heute noch gültigen Namen beschrieben. Zeitweilig wurde sie in die Gattung Belideus gestellt. Gegenwärtig sind vier Unterarten anerkannt, es wird aber diskutiert, ob es sich nicht um einen Artkomplex handelt [7].

Literatur und Internetquellen

  1. GOLLMANN, B. & GASSNER, G. (2001)
  2. GUEL, D. (2012)
  3. JACKSON, S. M. (2003)
  4. PUSCHMANN, W., ZSCHEILE, D., & ZSCHEILE, K. (2009)
  5. SALAS, L. et al. (2016). Petaurus breviceps. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T16731A21959798. http://www.iucnredlist.org/details/16731/0. Downloaded on 15 June 2018.
  6. WEIGL, R. (2005)
  7. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)

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Montag, 23 Oktober 2017 12:24

Zwerggleitbeutler

Unterklasse: Beuteltiere (MARSUPIALIA)
Ordnung: Känguruverwandtschaft (DIPROTODONTIA)
Unterordnung: Kuskusse und Gleitbeutler (Phalangeriformes)
Familie: Zwerggleitbeutler (Acrobatidae)

D LC 650

Zwerggleitbeutler

Acrobates pygmaeus • The Feathertail Glider • L'acrobate pygmée

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Zwerggleitbeutler (Acrobates pygmaeus) im ZooPark Erfurt © Anja Lannes, Erfurt

 

 

 

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Approximative Verbreitung der Zwerggleitbeutler. Dunkelblau: Acrobates pygmaeus und A. frontallis. Gelb: nur A. frontalis

 

 

 

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Zwerggleitbeutler (Acrobates pygmaeus) im ZooPark Erfurt © Anja Lannes, Erfurt

 

 

 

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Zwerggleitbeutler (Acrobates pygmaeus) im Neuen Zoo Posen © Elias Neideck

 

 

 

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Zwerggleitbeutler (Acrobates pygmaeus). Bild aus AUSTRALIAN ACADEMY OF SCIENCE (2018): Discovering Biodiversity

 

 

 

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Zwerggleitbeutler (Acrobates pygmaeus). Illustration aus GOULD, J. (1863). The Mammals of Australia, Vol. I. Public Domain.

 

Weitere Bilder auf BioLib.cz

Der Zwerggleitbeutler ist das kleinste Beuteltier. Es handelt sich um eine lebhafte, in Gruppen lebende und daher attraktive Art, die sich gut als Botschafter für die Erhaltung der Biodiversität in Australien eignet. Da sie nachtaktiv ist, kann sie effektiv nur in einem Nachttierhaus gezeigt werden, was die Möglichkeiten für ihre Präsentation einschränkt.

Körperbau und Körperfunktionen

Zwerggleitbeutler sind mit einer Kopf-Rumpfläng von 5-7(-8) cm, einem etwa gleich langen Schwanz und einem Gewicht von 8-12(-18.5) g die kleinsten Beuteltiere. Männchen sind im Mittel etwa 10% größer als Weibchen. Hinsichtlich Größe spielt bei ihnen (nicht bei den Weibchen!) die Bergmannsche Regel: Tiere aus dem tropischen Norden sind kleiner als solche  aus dem gemäßigten Süden. Zwerggleitbeutler haben ein weiches, graubraunes Fell mit einer hellgrauen bis cremefarbenen Bauchseite. Die Schwanzhaare sind kurz, steif und federartig angeordnet. Die Flughaut spannt sich vom Handgelenk bis zu den Fußknöcheln. Sie ist bei weitem nicht so breit wie etwa bei den Flughörnchen und hat am Rand fransenartige Haare. Die Weibchen haben vier Zitzen [2; 4; 6].

Verbreitung

Australien: Im Osten und Südosten von Australien sowie auf der Fraser-Insel. [5].

Lebensraum und Lebensweise

Zwerggleitbeutler besiedeln geschlossene und offene Wälder, Savannen und Heiden vom Meeresspiegel bis auf eine Höhe von mindestens 1'200 m. Sie sind nachtaktiv und verbringen den Tag in größeren Gruppen in Verstecken wie Baumhöhlen oder selbst gebauten Nestern. Sie ernähren sich von Insekten, Würmern, Früchten und Nektar. Bei kühlen Temperaturen können sie in eine Kältestarre verfallen, wobei die Körpertemperatur auf 2ºC abfallen kann. Die Weibchen können jährlich 2 Würfe von 3-4 Jungen haben und unmittelbar nach der Geburt wieder gedeckt werden, wobei die Embryonen eine Keimruhe durchmachen. Die Jungtiere bleiben 50-65 Tage im Beutel, werden mit 90-100 Tagen entwöhnt, erreichen mit 6-8 Monaten Geschlechtsreife und können im Freiland ein ein Alter von 3-5 Jahren erreichen [1; 3; 4; 6].

Gefährdung und Schutz

Der Zwerggleitbeutler gehört aufgrund einer Beurteilung aus dem Jahr 2015 nicht zu den gefährdeten Arten, da er relativ weit verbreitet ist, wahrscheinlich eine große Gesamtpopulation hat und auch in Schutzgebieten vorkommt (Rote Liste: LEAST CONCERN). Diese Beurteilung schliesst Acrobates frontalis ein [1].

Der internationale Handel wird durch CITES nicht geregelt. Es gelten Ausfuhrbeschränkungen Australiens.

Bedeutung für den Menschen

Zwerggleitbeutler leben oft in nächster Nähe des Menschen, weil sie aber nachtaktiv sind und keinen Schaden anrichten, sondern sich nur von Insekten und Blütennektar ernähren, bleiben sie meistens unbemerkt. Leider gilt dies nicht für die Hauskatzen, von denen sich manche darauf eingestellt haben, die nur mäusegroßen Beuteltierchen zu fangen [2].

Haltung

Zwerggleitbeutler werden rasch zahm. Wer sich als Pfleger in das Gehege begibt, sollte vor dem Verlassen seine Taschen kontrollieren [4].

Der älteste bekannte Zwerggleitbeutler in einem Zoo wurde im Taronga-Zoo in Sydney geboren und starb im San Diego Zoo im Alter von 8 Jahren und 9 Monaten [5].

Haltung in europäischen Zoos: Der ganze europäische Bestand geht auf Tiere zurück, die der Zoo Posen 1999 vomTaronga-Zoo in Sydney erhielt. Die Art wird in rund einem Dutzend Zoos gehalten, darunter einzelnen im deutschsprachigen Raum. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: Der Text des  Säugetiergutachtens 2014 des BMEL ist unklar, da die Gruppengröße nicht definiert wird. Zudem gibt es keine Grundlage für eine lineare Erhöhung der Raummaße um 10% pro weiteres Tier. Langjährige Praxiserfahrung zeigt, dass in einem Kubikmeter problemlos eine Gruppe von 15 der nur 10-14 Gramm schweren Zwerggleitbeutlern gehalten werden kann. Folgende Formulierung wäre zweckdienlich: Für die Haltung von Gruppen bis zu 15 Zwerggleitbeutlern beiderlei Geschlechts eignen sich Behälter ab einer Grundfläche von 1 m² und einer Höhe von 1 m. Für weitere Tiere sind Flächen- und Raummaße angemessen zu erhöhen.

Die Tierschutzverordnung der Schweiz und die 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs enthalten keine Vorschriften für Acrobates pygmaeus.

Nach JACKSON soll für ein Paar Tiere eine Gehegevolumen von 1 m³ werden, für jedes weitere Tier soll 1 m² Bodenfläche zusätzlich angeboten werden, für jedes weitere Tier 0.09 m³ mehr [3].

Taxonomie und Nomenklatur

Acrobates pygmaeus wurde 1794 von dem englischen Zoologen und Botaniker George SHAW im Rahmen seines Werks "Zoology of New Holland" als "Didelphis pygmaea" beschrieben. Die heute gültige Gattungsbezeichnung Acrobates geht auf den französischen Zoologen Anselme Gaëtan DESMAREST (1818) zurück. Bis vor wenigen Jahren wurde Acrobates als monotypische Gattung angesehen. Seit 2012 gilt die früher als Unterart angesehene Form A. frontalis als eigenständige Art, was aber z.B. im Rahmen der Roten Liste der IUCN nicht nachvollzogen wurde [6].

Literatur und Internetquellen

  1. DICKMAN, C. et al. (2016). Acrobates pygmaeus. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T40584A21963834. http://www.iucnredlist.org/details/40584/0. Downloaded on 15 June 2018.
  2. GRZIMEK, B. (1966)
  3. JACKSON, S. M. (2003)
  4. PUSCHMANN, W., ZSCHEILE, D., & ZSCHEILE, K. (2009)
  5. WEIGL, R. (2005)
  6. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)

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Montag, 23 Oktober 2017 12:19

Koala

Unterklasse: Beuteltiere (MARSUPIALIA)
Ordnung: Känguruverwandtschaft (DIPROTODONTIA)
Unterordnung: Wombatartige (Vombatiformes)
Familie: Koalas (Phascolarctidae)

D VU 650

EEPKoala

Phascolarctos cinereus • The Koala • Le koala

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Vivtoria-Koala (Phascolarctos cinereus victor) in der Urimbirra Wildlife Experience, Südaustralien © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Approximative Verbreitung des Koalas (Phascolarctos cinereus)

 

 

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Koala (Phascolarctos cinereus adustus) im Zoo Leipzig © Zoo Leipzig (Pressefoto)

 

 

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Koala (Phascolarctos cinereus adustus) im Zoo Leipzig © Zoo Leipzig (Pressefoto)

 

 

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Koala (Phascolarctos cinereus cinereus) im Zoo Zürich © Albert Schmidmeister / Zoo Zürich (Pressefoto)

 

 

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Koala (Phascolarctos cinereus adustus), Weibchen im Tiergarten Schönbrunn © Daniel Zupanc / TG Schönbrunn (Pressefoto)

 

 

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Koala (Phascolarctos cinereus victor) im Phillip Island Wildlife Park, Südaustralien © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Koala mit Nachzucht (Phascolarctos cinereus adustus) im Zoo Duisburg © Zoo-Archiv Duisburg

 

 

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Hand eines Koalas (Phascolarctos cinereus) im Caversham Wildlife Park, Westaustralien © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Beutel eines Koalas (Phascolarctos cinereus) mit Jungtier im Caversham Wildlife Park, Westaustralien © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Koala (Phascolarctos cinereus adustus) im Zoo Duisburg © Zoo Archiv Duisburg

 

 

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Koala (Phascolarctos cinereus) im Besucherkontakt im Yanchep-Nationalpark, Westaustralien © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Koala (Phascolarctos cinereus victor) im Besucherkontakt in der Urimbirra Wildlife Experience, Südaustralien © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Gähnender Koala (Phascolarctos cinereus sdustus) im Zoo Duisburg © Zoo-Archiv Duisburg

 

 

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Skelett des Koalas (Phascolarctos cinereus) © CLIFF. Übernommen aus Wikimedia Commons unter der Creative Commons Attribution 2.0 Generic license.

 

 

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Plüschkoala. www.savethekoalashop.com

 

Weitere Bilder auf BioLib.cz

Koalas sehen aus wie lebende Teddybären. Sie werden deswegen als niedlich empfunden und sind neben den Kängurus die bekanntesten und populärsten Beuteltiere. Der Bestand der Koalas im Freiland gilt als gefährdet und die im Zoo gehaltenen Tiere eignen sich bestens als Botschafter für Natur- und Artenschutzprojekte in Australien. Wegen ihrer nur mit viel Aufwand zu befriedigenden Ernährungsweise ist aber die Zahl der Haltungen in Europa limitiert.

Körperbau und Körperfunktionen

Bei den in Europa fast ausschließlich gepflegten Queensland-Koalas aus dem Nordosten Australiens erreichen die Männchen ein mittleres Gewicht von ca. 6.5, die Weibchen von ca. 4.1 kg. Die an ein kühleres Klima angepassten Koalas aus dem Süden und Südosten Australiens werden im Mittel ca. 12.0 bzw. 8.5 kg schwer, was die Bergmannsche Regel bestätigt. Die Augen sind klein, die Ohren groß und pelzig und die Nase vorstehend und schwarz. Die Pfoten der Vorderbeine sind als Greifhände ausgebildet, bei denen Daumen und Zeigefinger opponierbar sind. Die 2. und 3. Zehe der Hinterfüße sind miteinander verwachsen und dienen als Putzkralle. Der Schwanz ist rückgebildet. Um ihre Blätternahrung aufschließen zu können, verfügen die Koalas über einen 1.8-2.5 m langen Blinddarm. Die Männchen haben Duftdrüsen auf der Brust. In der nach vorne offenen Bauchtasche der Weibchen befinden sich zwei Zitzen [3; 4; 9]. 

Verbreitung

Östliches Australien von Südaustralien bis Queensland. Eingeführte Populationen auf mindestens 12 Inseln vor Australien (u.a. Kangaroo Island, French Island Phillip Island, Magnetic Island) sowie in der Gegend von Adelaide und entlang dem Murray River [10]. 

Lebensraum und Lebensweise

Der Koala ist ein baumlebender Blattfresser, der sich überwiegend von Eukalyptus-Blättern ernährt und daher ausschließlich in geschlossenen und offenen Wäldern vorkommt, die von Eucalyptus-Arten dominiert sind. Koalas sind Einzelgänger, wobei sich ihre je nach Waldtyp sehr unterschiedlich großen Streifgebiete überlappen. Sie  sind nicht streng nachtaktiv, aber bei den meisten Individuen findet ein größerer Teil der Aktivität während der Dämmerungs- und Nachtstunden statt. Die Weibchen gebären in Abständen von zwei bis drei Jahren jeweils ein einzelnes Jungtier, sehr selten Zwillinge. Die Trächtigkeit dauert ca. 33 Tage, die Neugeborenen wiegen etwa 1.0 Gramm. In Australien fallen die meisten Geburten in den Zeitraum Oktober-Mai. Die Jungen werden mit ca. 18 Monaten geschlechtsreif [1; 10]. 

Gefährdung und Schutz

Bis in die 1930er Jahre wurden Koalas zu Millionen für die Pelzindustrie getötet, bis diese Jagd offiziell verboten wurde. Als Folge der durch den Klimawandel bedingten erhöhten Trockenheit in Inlandregionen Australiens und aufgrund anhaltender Lebensraumzerstörung durch Abholzung großflächiger Eukalyptuswälder hat der Bestand der Koalas jedoch auch in den letzten Jahrzehnten weiter abgenommen. Heute leben schätzungsweise deutlich weniger als 500.000 Koalas in ganz Australien. Da erwartet wird, dass sich diese Entwicklung fortsetzt, wurde die Art 1996 als gefährdet taxiert (Rote Liste: VULNERABLE) [10].

Koalas können Träger eines Retrovirus (KoRV) sein. Dieses ist das bislang einzig bekannte Retrovirus bei Tieren, das in das Erbgut von Keimzellen eindringen  kann und danach von Generation zu Generation weitervererbt wird. Das Virus löst das AIDS-ähnliche „Koala Immune Deficiency Syndrome“ (KIDS) aus. Im Norden Australiens ist das Virus schon weit verbreitet; im Süden und auf Inseln in der Nähe des australischen Festlands tritt es bisher noch selten auf. Auch in Zoos hat es dadurch bedingte Todesfälle gegeben [13; 14]

Der internationale Handel ist nicht durch CITES geregelt. Es gelten Ausfuhrbeschränkungen Australiens.

Zoogestützte Artenschutzprojekte (Beispiele):

  • Australische Organisationen, die Koalaschutz und entsprechende Freilandforschung betreiben, wie das International Koala Centre of Excellence oder die Australian Koala Foundation erhalten regelmäßige finanzielle Unterstützung von verschiedenen europäischen Zoos. 2018-2020 waren dies: Zoo Antwerpen, Beauval Zoo, Lissabon Zoo, Longleat Safari, Park Madrid Zoo & Aquarium und Tiergarten Schönbrunn.

  • Die verheerenden Waldbrände, die von Juni 2019 bis März 2020 einen großen Teil der Wälder entlang der Ostküste Australiens zerstörten, haben dem Koalabestand stark zugesetzt. Im Dezember 2019 wurde davon ausgegangen, dass 30% des Bestands in  New South Wales den Bränden zum Opfer gefallen war. Australische Zoos haben zahlreiche Koalas aufgenommen, gepflegt und, soweit möglich, wieder freigelassen. Sie haben Nothilfe-Fonds eingerichtet, und zahlreiche Zoos weltweit haben für den Schutz der Koalas und anderer betroffener Arten Geld gesammelt. Der San Diego Zoo allein konnte 500'000 USD beitragen [11; 12].

Bedeutung für den Menschen

Wirtschaftliche Bedeutung: Gegen Ende des 19. und zu Anfang des 20. Jahrhunderts wurden Koalas in großem Stil zur Pelzgewinnung bejagt. Allein im Jahr 1924 wurden über 2 Millionen Pelzfelle exportiert. Erst in den 1930er Jahren, als die Bestände bereits stark dezimiert und vielfach erloschen waren, wurde der Koala überall unter Schutz gestellt [3; 10].

Positive Wahrnehmung: Koalas zeigen tagsüber zumeist eine geringe Aktivität. Trotzdem ist, wie im Rahmen eines Forschungsprojekts im Zoo Duisburg festgestellt wurde, ihr Wirkung auf Kinder und Jugendliche grundlegend positiv. Jüngere Kinder assoziieren die Koalas mit Kuscheltieren, bei älteren gewinnen ihre Exotik und das Interesse an ihrer Lebensart an Bedeutung. Für Jugendliche wird die durch ihre optische Erscheinung hervorgerufene Sympathie durch ihren Seltenheitswert gesteigert. Das Interesse der Jugendlichen liegt überwiegend in den Schutzmaßnahmen, die für den Koala getroffen wurden und in seiner Lebensart [2]

Haltung

Haltung in europäischen Zoos: Der erste lebende Koala gelangte 1880 nach Europa, wo er 14 Monate im Londoner Zoo lebte. Weitere Tiere folgten 1881 und 1882. Auch diese überlebten nur wenige Wochen oder Monate. Dasselbe traf wegen der mangelnden Futterqualität auch für jene Koalas zu, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts nach Europa, 1920 erstmalig auch nach Amerika eingeführt wurden. Australien erließ deshalb in den 1930er Jahren ein vorläufiges Ausfuhrverbot. 1937 kam es im Adelaide Zoo erstmals zur Zucht.

Außerhalb Australiens konnten erfolgreiche Haltungen und Zuchten ab 1959 aufgebaut werden, vorerst in den USA, wo im Zoo von San Diego über 100 Jungtiere (bis 2018) erfolgreich aufgezogen und größtenteils an andere Zoos in verschiedenen Ländern als Leihgaben der australischen Umweltbehörde abgegeben wurden. Nach Deutschland gelangten die ersten Tiere 1994 in den Zoo Duisburg und, auf sechs Monate befristet, in den Tierpark Berlin. Die erste erfolgreiche Aufzucht in Europa gelang im Jahr 1995 im Zoo Duisburg, wo seither regelmäßige Zuchterfolge zu verzeichnen sind. In Österreich und der Schweiz kam es 2020 erstmals zu einer Nachzucht. Nach wie vor sind alle Koalas in Zoos außerhalb Australiens Eigentum der australischen Regierung [8; WINKLER in litt. 2018]. Seit 1996 gibt es ein Internationales Zuchtbuch, das am Healesville Sancturay in Australien geführt wird. Dieses umfasste, Stand August 2017, 163 lebende Individuen in 20 Einrichtungen [IZY 52].

Koalas fressen ausschließlich Eukalyptusblätter, pro Tag ca. 1 kg. Ursprünglich musste dieses Futter für die Koalas in europäischen Zoos aus den USA eingeflogen oder von einer Eukalyptusfarm in Südengland bezogen werde. 2002 hat dann der Zoo Duisburg in Folientunneln eine eigene Eukalyptusplantage eingerichtet, in der 18 verschiedene Eukalyptusarten gezogen werden, die zumindest in der Wachstumsphase während der Sommermonate ausreichend Nahrung für die Koalas bieten. Auch andere Koala-haltenden Zoos in Europa unterhalten mittlerweile ihre eigenen Eukalyptusplantagen. Der Zoo Zürich wird von einer wenige Kilometer entfernten spezialisierten Gärtnerei beliefert, die 4-5'000 Bäume in 30 Sorten angepflanzt hat. Von diesen werden aktuell 18 verfüttert. Bei der täglichen Fütterung werdenr bis zu vier verschiedene Eukalyptusarten gleichzeitig angeboten. Zur Gesundheitskontrolle werden die Koalas regelmäßig gewogen, wozu eine Flachwaage mit fest montierter Astgabel oder, bei Jungtieren, mit einer Stoffpuppe dient. Unter den heutigen Bedingungen erreichen Koalas im Zoo zumeist ein Lebensalter von 12 - 14 Jahren, in Einzelfällen von über 22 Jahren (im Freiland liegen die Altersrekorde bei 16 – 18 Jahren) und züchten regelmäßig. In Duisburg wurden von 1995 bis 2018 fast 30 Jungtiere erfolgreich aufgezogen und an andere Zoos abgegeben [7; 8; 14; WINKLER in litt. 2018].

Am 31.12.2019 umfasste das vom Zoo Duisburg koordinierte Europäische Erhaltungszuchtprogamm (EEP) 62 lebende Tiere in 14 Zoos, zwei davon außerhalb Europas. Bis 2023 stieg die Zahl der Haltungen in Europa auf 13, von denen 11 Zuchterfolge verzeichnen konnten. In Deutschland gab es 3, in Österreich und der Schweiz je eine Haltung. Für Details siehe Zootierliste.

Wie Koalas gehalten werden (Beispiel):

Mindestanforderungen an Gehege: Die Haltung von Koalas ist sehr aufwändig und streng reglementiert. Die in amerikanischen und europäischen Zoos gehaltenen Queensland-Koalas werden im Namen der australischen Regierung vom San Diego Zoo verwaltet, in einem vom Zoo Duisburg koordinierten EEP geführt und nur im Rahmen von Leihverträgen, in denen auch die Haltungsbedingungen definiert sind, an andere Zoos überstellt. Die Anforderungen im Rahmen des Säugetiergutachtens 2014 des BMEL sind deshalb redundant. 

Die Tierschutzorganisationen forderten übrigens für Koalas eine Fläche von 25 m² je Tier bei einer Raumhöhe von 4 m und begründeten dies mit einem Verweis auf JACKSON (2003). Wenn man allerdings bei JACKSON nachliest, steht dort auf Seite 152: "An area of at least 2 x 2 x 2 m with two or three forks and cross branches is adequate for one or two koalas." Merke: es lohnt sich bisweilen, bei Referenzen selbst noch mal nachzulesen.

Forschung im Zoo: Koalas sind beliebte Zootiere, doch ihre Haltung ist problematisch. Neben ihrer Spezialisierung auf Eukalyptusblätter als einzige Nahrung gelten sie als anfällig für Stress und Krankheiten. Aus diesem Grund hat insbesondere in europäischen Zoos die Überwachung ihres Wohlbefindens eine hohe Priorität. Stressoren werden nach Möglichkeit ausgeschlossen. Stresssignale bei Koalas sind jedoch eher vage, und traditionelle Kontrollmethoden wie regelmäßiges Wiegen können selbst als Störung auf den Koala wirken und so das Wohlbefinden vermindern. Im Hinblick auf eine Optimierung der Haltungsbedingungen wurden deshalb chronoethologische Untersuchungen durchgeführt [1; 5; 6].

Taxonomie und Nomenklatur

Zu dieser Familie gehört nur eine Art, die traditionell in drei Unterarten aufgeteilt wurde: den Queensland-Koala (Phascolarctos cinereus adustus), den Neusüdwales-Koala (Phascolarctos cinereus cinereus) sowie den Viktoria-Koala (Phascolarctos cinereus victor).  Heute wird gemeinhin nur noch zwischen einer nördlichen und eine südlichen Unterart unterschieden oder es werden gar keine Unterarten anerkannt [9]. In Europa hält ein Zoo die Unterart victor, alle anderen adustus.

Literatur und Internetquellen:

  1. BENESCH, A. R. (2007)
  2. GREGOR-BÄHR, S. (1999)
  3. GRZIMEK, B. (1966)
  4. JACKSON, S. M. (2003)
  5. LERNBASS, E.M. (2010)
  6. THOMAS, S. (2001)
  7. WEIGL, R. (2005)
  8. WINKLER, A. (2005)
  9. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
  10. WOINARSKI, J. & BURBIDGE, A.A. (2016). Phascolarctos cinereus. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T16892A21960344. http://www.iucnredlist.org/details/16892/0. Downloaded on 14 May 2018.
  11. NEWSWEEK vom 17.01.2020
  12. THE GUARDIAN VOM 27.12.2019
  13. TSANGARAS, K., SIRACUSA, M., NIKOLAIDIS, N., ISHIDA, Y., CUI, P., VIELGRADER, H,, HELGEN, K., ROCA, A., GREENWOOD, A.D. (2014)
  14. ZOO ZÜRICH

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Tüpfelbeutelmarder

Unterklasse: Beuteltiere (MARSUPIALIA)
Ordnung: Raubbeutlerartige (DASYUROMORPHIA)
Familie: Raubbeutler (Dasyuridae)
Unterfamilie: Beutelmarder (Dasyurinae)

D EN 650

EEPTüpfelbeutelmarder

Dasyurus viverrinus • The Eastern Quoll • Le chat marsupial moucheté

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Tüpfelbeutelmarder (Dasyurus viverrinus) im Zoo Leipzig - Zoopressefoto

 

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Approximative Verbreitung des Riesenbeutelmarders (Dasyurus maculatus)

 

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Tüpfelbeutelmarder (Dasyurus viverrinus) der schwarzbraunen Farbmorphe im Zoo Leipzig - Zoopressefoto

 

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Tüpfelbeutelmarderweibchen (Dasyurus viverrinus) mit Jungen im Zoo Leipzig - Zoopressefoto

 

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Tüpfelbeutelmarder (Dasyurus viverrinus), helle Farbmorphe, im Zoo Leipzig © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Tüpfelbeutelmarder (Dasyurus viverrinus), helle Farbmorphe, im Zoo Leipzig © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Tüpfelbeutelmarder (Dasyurus viverrinus) im Zoo Leipzig - Zoopressefoto

 

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Tüpfelbeutelmarder (Dasyurus viverrinus) im Zoologisch-Botanischen Garten Pilsen © Wolfgang Dreier, Berlin

 

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Auswilderung eines Tüpfelbeutelmarders (Dasyurus viverrinus) im Borderee-Nationalpark © Zoo Zürich (Pressefoto)

 

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Die beiden Farbmorphen des Tüpfelbeutelmarders (Dasyurus viverrinus). Illustration aus GOULD, J. (1863). The Mammals of Australia, Vol. 1. Public Domain

 

Weitere Bilder auf BioLib.cz

Der gegenwärtige Bestand des in seiner Heimat stark gefährdeten Tüpfelbeutelmarders in Europa ist erst wenige Jahre alt und geht auf Tiere zurück, die der Leipziger Zoo 2011 aus Australien importierte.

Körperbau und Körperfunktionen

Der Tüpfelbeutelmarder zeigt einen ausgeprägten Sexualdimorphismus. Rüden erreichen eine Kopf-Rumpflänge von 32-45 cm, eine Schwanzlänge von 20-28(-30) cm und ein Gewicht von 0.9-1.9 kg, Fähen eine Kopf-Rumpflänge von 28-40 cm, eine Schwanzlänge von 17-21 cm und ein Gewicht von 0.7-1.1 kg. Die erste Zehe fehlt. Es gibt zwei Farbmorphen: Das Fell ist entweder hellbraun oder, seltener, schwarzbraun mit weißen Flecken. Der Schwanz ist ungefleckt [2; 6].

Verbreitung

Australien: Tasmanien und Bruny Island. Auf dem australischen Festland heute ausgestorben, früher im Südosten in den Bundesstaaten New South Wales, Victoria und South Australia weit verbreitet [1].

Lebensraum und Lebensweise

Der Tüpfelmarder besiedelt unterschiedliche Lebensräume wie z.B. Regenwälder der gemäßigten Zone, Trockenwälder, Heiden, Busch und Gebirgsregionen. Er ist ein überwiegend nachtaktiver Einzelgänger [1].

In der Wildbahn ernähren sich die Tiere hauptsächlich von Insekten und anderen Arthropoden, nehmen aber auch Würmer, Frösche, Echse, Vögel und kleinere Säugetieren bis zu ihrer eigenen Körpergröße. Daneben fressen sie auch Pflanzenmaterial, wie Beeren, Früchte, Gräser [3].

Der Sexualzyklus der Weibchen beträgt 34-37 Tage, der Östrus dauert 5 Tage, die Trächtigkeit 19-24 Tage. Pro Wurf werden bis zu 30 Junge geboren, von denen aber zwangsläufig 24 kurz nach der Geburt sterben, weil nur 6 Zitzen vorhanden sind. Diese verlassen mit 91 Tagen den Beutel definitiv, werden mit 135-140 Tagen entwöhnt und mit 12 Monaten geschlechtsreif. Die Fortpflanzung ist auf die ersten beiden Jahre beschränkt. Die Lebenserwartung in der Wildbahn liegt bei etwa drei bis maximal fünf Jahren [3; PM Zoo Leipzig vom 19.10.2011].

Gefährdung und Schutz

Der Tüpfelbeutelmarder ist zwar in Tasmanien noch relativ häufig und weit verbreitet. Auf dem Australischen Festland ist die Art jedoch Mitte der 1960er-Jahre ausgestorben; die Gründe dafür sind noch nicht klar. Konkurrenz und Prädation durch verwilderte Hauskatzen und Rotfuchs dürften eine Rolle gespielt haben. Der Rotfuchs, der 2000 in Tasmanien eingeführt wurde, könnte auch dort eine Gefahr für die überlebenden Bestände des Tüpfelbeutelmarders sein. Da der Bestand während der letzten zehn Jahre um mehr als 50% abgenommen hat, wurde die Art 2016 als stark gefährdet eingestuft (Rote Liste: ENDANGERED) [1].

Gegenwärtig läuft ein Programm des WWF Australien mit dem Ziel, die Art im Booderee-Nationalpark bei Jervis Bay (NSW) wiederanzusiedeln. 2018 wurden die ersten 20 Tiere ausgewildert, 2019 folgten 40 weitere [7].

Der internationale Handel ist unter CITES nicht geregelt. Es gelten Ausfuhrbeschränkungen Australiens.

Zoogestützte Artenschutzprojekte (Beispiel):

  • Wiederansiedlung des Tüpfelbeutelmarders auf dem australischen Festland: Der Zoo Zürich engagiert sich für den Schutz des auf dem Festland ausgestorbenen Tüpfelbeutelmarders. Der Zoo unterstützt seit 2017 die Zucht dieser Art (sowie des Beutelteufels) bei seinem australischen Naturschutzpartner Australian Reptile Park und hat bis 2021 bereits 100'000 CHF in dieses Projekt investiert. 2019 konnten erstmals 20 Tüpfelbeutelmarder in dem an der Jervis-Bucht gelegenen, 63 km² großen Boorderee-Nationalpark in New South Wales freigesetzt werden. Die Parkverwaltung versucht, den Fuchsbestand möglichst kurz zu halten und damit die Überlebenschancen der Beutelmarder zu erhöhen.

  • Die vom Australian Reptile Park gegründete und u. a. vom Zoo Zürich, Zoo Leipzig und Pairi Daiza unterstützte "Aussie Ark" hat 2019 das etwa 400 ha große Barrington Wildlife Sanctuary in Betrieb genommen. Dieses ist raubtiersicher eingezäunt, um die eingesetzten Langnasen-Rattenkängurus uns Tüpfelbeutelmarder vor Rotfüchsen und Hauskatzen zu schützen. mehr ...

Bedeutung für den Menschen

Als vermeintlicher Schädling wurde der Tüpfelbeutelmarder - und wird er zum Teil heute noch - illegal vergiftet oder mit Fallen gefangen [1].

Haltung

Haltung in europäischen Zoos: 1829 gelangte der erste Tüpfelbeutelmarder in den Londoner Zoo. Bis 1971 folgten 19 weitere, von denen die meisten nur kurz lebten. Auch der Kölner und der Hannoveraner Zoo konnten im 19. Jahrhundert während jeweils kürzerer Zeit die Art zeigen. Die europäische Erstzucht gelang 1976 im Zoo Neuwied.

Im Frühjahr 2011 erhielt der Leipziger Zoo die damals einzigen Quolls außerhalb Australiens. Bereits im Sommer 2011 kam es zur Geburt von sechs Jungtieren, die erfolgreich aufgezogen werden konnten. Dies war seit mehr als 35 Jahren die erste Nachzucht in Europa. Weitere Geburten folgten, und die Nachzuchttiere wurden auf Zoos in Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Lettland, Tschechien und Ungarn verteilt. Alle in Europa gehaltenen Tüpfelbeutelmarder gehen auf die Leipziger Zucht zurück. Im Sommer 2022 gab es drei Haltungen, neun weitere Zoos hatten die aufwändige Haltung dieser kurzlebigen Art wieder aufgegeben, im Sommer 2023 meldete die Zootierliste wieder neun Haltungen. seit 2023 gibt es ein "New Style EEP", das vom Zoo Leipzig koordiniert wird

Den Altersrekord hält nach WEIGL ein 1877 im Londoner Zoo geborenes Weibchen, das dort im Alter von 6 Jahren und 10 Monaten starb [5].

Mindestanforderungen an Gehege: Das Säugetiergutachten 2014 des BMEL enthält keine Angaben für Beutelmarder. Im Gutachten von 1996 werden Innengehege von 2-8 m² „je nach Art“ vorgegeben, was bedeutet, dass für Tüpfelbeutelmarder 6-8 m² erforderlich sind. Die Tierschutzverordnung der Schweiz (Stand 01.06.2022) regelt das Halten von Beutelmardern nicht. Die 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) schreibt eine Grundfläche von 10 m²/Paar vor sowie eine Raumhöhe von 2 m.

Taxonomie und Nomenklatur

Die Art wurde 1800 von dem englischen Zoologen und Botaniker George SHAW als "Didelphis pygmaea" erstmals wissenschaftlich beschrieben und später in die von Prof. Étienne Geoffroy SAINT-HILAIRE, dem ersten Direktor der 1794 eröffneten Menagerie des Jardin des Plantes von Paris, bereits 1796 aufgestellte Gattung Dasyurus gestellt. Es sind keine Unterarten anerkannt [6].

Literatur und Internetquellen:

  1. BURBIDGE, A.A. & WOINARSKI, J. (2016). Dasyurus viverrinus. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T6296A21947190. http://www.iucnredlist.org/details/6296/0. Downloaded on 09 July 2018.
  2. GRZIMEK, B. (1966)
  3. JACKSON, S. M. (2003)
  4. PUSCHMANN, W., ZSCHEILE, D., & ZSCHEILE, K. (2009)
  5. WEIGL, R. (2005)
  6. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
  7. WWF AUSTRALIEN

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Kowari

Unterklasse: Beuteltiere (MARSUPIALIA)
Ordnung: Raubbeutlerartige (DASYUROMORPHIA)
Familie: Raubbeutler (Dasyuridae)
Unterfamilie: Beutelmarder (Dasyurinae)

D VU 650

EEPKowari, Doppelkammbeutelmaus

Dasyuroides byrnei • The Kowari or Double-crested Marsupial Rat • Le kowari

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Kowari (Daysuroides byrnei) im Tierpark Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

 

102 002 001 001 dasyuroides byrnei map
Approximative Verbreitung des Kowaris (Daysuroides byrnei)

 

 

 

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Kowari-Weibchen (Daysuroides byrnei) mit Jungen im Tierpark Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

 

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Kowari (Daysuroides byrnei) im Neuen Zoo Posen © Wolfgang Dreier, Berlin

 

 

 

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Kowari (Daysuroides byrnei) mit Jungtier im Tierpark Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

Weitere Bilder auf BioLib.cz

Außerhalb Australiens werden nur ganz wenige Raubbeutler gehalten, darunter der Kowari, der aber trotz Europäischem Zuchtbuch nur selten gezeigt wird.

Körperbau und Körperfunktionen

Kowaris erreichen eine Kopf-Rumpflänge von 14.5-18 cm und eine Schwanzlänge von 13-14(-16) cm. Männchen werden 85-175 g schwer, Weibchen 70-140 Gramm. Es sind kräftig gebaute, kurzbeinige Tiere mit schmalen Füßen, bei denen die erste Zehe fehlt. Der Schwanz ist kaum verdickt, er trägt in seiner hinteren Hälfte oben und unten eine schwarze Haarbürste [1; 8].

Verbreitung

Australien: Südöstliches Queensland und Nördliches Südaustralien [3].

Lebensraum und Lebensweise

Kowaris besiedeln Steinwüsten mit wenig Pflanzenwuchs oder Trockensteppen. Sie scheinen weitgehend nachtaktiv und solitär zu sein, wobei sich die einige Quadratkilometer großen Streifgebiete mehrerer Tiere überlappen. Den Tag verbringen sie hauptsächlich in selbst gegrabenen oder von anderen Tiere übernommenen Bauen. Sie ernähren sich von Insekten und anderen Arthropoden sowie von kleinen Wirbeltieren, namentlich Echsen. Der Sexualzyklus der Weibchen dauert 60 Tage. Nach einer Tragzeit von 30-35 werden im Mittel 5 Junge geboren, die im Alter von 70-78 Tagen den Beutel definitiv verlassen, mit 100-120 Tagen entwöhnt werden und mit 8-9 Monaten Geschlechtsreife erlangen. Sie werden im Freiland bis zu sechs Jahre alt [2; 4; 8].

Gefährdung und Schutz

Diese Art ist selten, und die Bestände sind klein und zerstreut und im Allgemeinen eher abnehmend. Außerdem gibt es große Populationsschwankungen. Deshalb wird der Kowari aufgrund einer Beurteilung aus dem Jahr 2008 als gefährdet eingestuft (Rote Liste: VULNERABLE) [3].

Der internationale Handel ist nicht durch CITES geregelt. Es gelten Ausfuhrbeschränkungen Australiens.

Haltung

Kowaris erreichen unter Zoobedingungen ein Alter von 8 Jahren [7].

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wirdgegenwärtig (2023) in nur noch 6 Zoos gehalten, von denen sich drei im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste.

Für den Kowari gibt es ein Europäisches Zuchtbuch. Dieses wurde am Zoo von Posen und wird seit 2020 an der Wilhelma Stuttgart geführt. Der Bestand lag 2022 bei 40 Tieren, Tendenz abnehmend.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Kowari ist eine der interessantesten Tierarten, die als Folge der sogenannten Horn-Expedition nach Zentralaustralien entdeckt wurden. Diese vom Land- und Bergwerksbesitzer William Austin HORN finanzierte Expedition der damals drei australischen Universitäten war die erste naturwissenschaftliche Studienreise ins Innere Australiens. Sie fand von Mai bis August 1894 statt und wurde durch weitere Forschungsreisen des Expeditionsleiters, Sir Walter Baldwin SPENCER, ergänzt. Als Beförderungsmittel dienten Dromedare. Die Forschungstätigkeit SPENCERs, dessen Interesse hauptsächlich den Aborigines galt und der auch das Parietalauge bei Echsen entdeckt hatte, führte zur Entdeckung mehrerer Kleinbeutler- und Mausarten sowie diverser Fische. Die wissenschaftliche Beschreibung des Kowaris veröffentlichte SPENCER 1896, wobei er die Art nach P. M. BYRNE benannte, dem ersten Europäer, der - im Jahr 1895 - Kowaris gefangen hatte. Dasyuroides ist eine monotypische Gattung. Zeitweilig wurde sie in die Gattung Dasycercus integriert. Aufgrund molekulargenetischer Untersuchungen wurde sie jedoch als Schwestertaxon von Dasycercus wiederhergestellt [5; 6; 8].

Literatur und Internetquellen:

  1. GRZIMEK, B. (1966)
  2. JACKSON, S. M. (2003)
  3. MCKNIGHT, M., CANTY, P., BRANDLE, R., ROBINSON, T. & WATSON, M. (2008). Dasyuroides byrnei. The IUCN Red List of Threatened Species 2008: e.T6265A12592863. http://www.iucnredlist.org/details/6265/0. Downloaded on 15 January 2018.
  4. PUSCHMANN, W., ZSCHEILE, D., & ZSCHEILE, K. (2009)
  5. SPENCER, B. (ed., 1896)
  6. TROUGHTON, E. (1967)
  7. WEIGL, R. (2005)
  8. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)

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Nordopossum

Unterklasse: Beuteltiere (MARSUPIALIA)
Ordnung: Beutelrattenartige (DIDELPHIMORPHIA)

Familie: Beutelratten (Didelphidae)
Unterfamile: Eigentliche Beutelratten (Didelphinae)

D LC 650

Nordopossum

Didelphis virginiana • The Common Opossum • L'opossum commun

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Nordopossum (Didelphis virginiana) im Ree Park Safari, Ebeltoft © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Approximative Verbreitung des Nordopossums (Didelphis virginiana)

 

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Schielendes Nordopossum (Didelphis virginiana) "Heidi" im Zoo Leipzig. Die Ursache für das Schielen dürfte das Übergewicht gewesen sein, mit dem "Heidi" aus Amerika ankam © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Nordopossum (Didelphis virginiana) im Papiliorama-Nocturama Kerzers © Archiv Papiliorama

 

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Nordopossum (Didelphis virginiana) am Futternapf im Zoo Los Angeles © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Nordopossum (Didelphis virginiana) im Ree Park Safari, Ebeltoft © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Nordopossums (Didelphis virginiana) im Ree Park Safari, Ebeltoft © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Nordopossum (Didelphis virginiana) im Los Angeles Zoo © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Nordopossum (Didelphis virginiana) auf dem Rücken schlafend im Zoo Leipzig © Klaus Rudloff, Berlin

 

102 001 004 002 didelphis virginiana LPZ KR4
Gehege für Nordopossums (Didelphis virginiana) im Zoo Leipzig © Klaus Rudloff, Berlin

 

102 001 004 002 didelphis virginiana skelett CLIFF
Skelett des Nordopossums (Didelphis virginiana) © CLIFF. Übernommen aus Wikimedia Commons unter der Creative Commons Attribution 2.0 Generic license.

 

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Als nicht gefährdete, aus Nordamerika stammende, nachtaktive Art mit natürlicherweise geringer Lebenserwartung und unter Zoobedingungen bescheidener Nachzuchtrate ist das Nordopossum für die wenigsten Zoos von Interesse und wurde daher in Europa stets nur in geringer Zahl gehalten.

Körperbau und Körperfunktionen

Nordopossums erreichen eine Kopf-Rumpflänge von 32-47 cm und eine Schwanzlänge von 24-47 cm. Das Gewicht liegt zwischen 0.57 und 2.4 kg. Das struppige Fell weist zwei Farbmorphen, schwarz uns grau, auf, es gibt aber auch Mischformen. Zwischen den langen Grannenhaaren ist die gelbliche Unterwolle mehr oder weniger gut sichtbar. Das Gesicht ist hauptsächlich weiß, meist mit drei schwarzen Streifen. An der Schnauze befinden sich lange Tasthaare. Die langen, häutigen Ohren werden beim Schlafen eingefaltet und sehen beim Erwachen zerknittert aus, gewinnen aber rasch wieder ihre Elastizität. Der lange Schwanz ist nackt und als Greifschwanz ausgebildet. Der wissenschaftliche Name "Didelphis" weist darauf hin, dass Gebärmutter und Scheide paarig angelegt sind. Der Beutel ist groß und öffnet sich nach vorne [3; 5; 7].

Verbreitung

Nord- und Mittelamerika: Belize, Costa Rica, El Salvador, Guatemala, Honduras, Kanada, Mexiko, Nikaragua, USA.

Das Nordopossum ist dasjenige Beuteltier, das sich am weitesten nach Norden vorgewagt hat. Von Britisch Kolumbien bis Südkalifornien und von Ontario über den Osten und das Zentrum der USA nach Mexiko und weiter bis Costa Rica ist es weit verbreitet. Ab Mexiko überlappt sich seine Verbreitung mit der des Südopossums (Didelphis marsupialis). Insgesamt werden heute sechs Didelphis-Arten unterschieden, deren südliche Verbreitungsgrenze in Nordost-Argentinien liegt [3; 4; 7].

Lebensraum und Lebensweise

Das Nordopossum bevorzugt feuchte Lebensräume wie Wald und Busch am Rand von Gewässern. Es ist aber anpassungsfähig und geht auch in relativ trockene Gebiete sowie in Vorstadtgärten und Parks. Es ist ein überwiegend dämmerungs- und nachtaktiver Einzelgänger, der sich hauptsächlich von tierischer Kost, wie Wirbellosen, Amphibien, Echsen, Kleinsäugern, Vogeleiern und Aas ernährt, aber auch Früchte und zartes Grün zu sich nimmt [3; 5]

Nordopossums werden bereits mit etwa 6 (Weibchen) bis 9 Monaten (Männchen) fortpflanzungsfähig. Nach einer Tragzeit von nur 12 Tagen werden bis zu 15 Junge geboren, bisweilen mehr. Bedingt durch die Anzahl Zitzen können aber höchstens 13 aufgezogen werden. Das Intervall zwischen zwei Geburten beträgt etwa vier Monate. Andererseits haben Opossums eine hohe Jungendsterblichkeit und im Vergleich zu anderen Säugetieren ähnlicher Größe eine sehr kurze Lebenserwartung bei den Erwachsenen. Im Freiland werden nur wenige Tiere älter als zwei Jahre [1; 2; 3].

Das Nordopossum ist Wirt für mindestens 24 Arten Endo- und 13 Arten Ektoparasiten, darunter die nur bei Opossums vorkommenden Milben Ornithonyssus wernecki und Didelphilichus serrifer. Die Tiere erkranken auch häufig an Staphylokokken, die bei ihnen besonders an Ohren, Beinen und Schwanz Hautnekrosen verursachen und die auf den Menschen übertragen werden können [5; 8].

Gefährdung und Schutz

Das Nordopossum wird nach einer Beurteilung aus dem Jahr 2015 nicht als gefährdet eingestuft, weil es weit verbreitet ist und wahrscheinlich eine große Gesamtpopulation hat. Weder die Bejagung noch sich ausweitende Siedlungen scheinen einen negativen Einfluss auf die Bestände zu haben [4].

Der internationale Handel ist unter CITES nicht geregelt.

Bedeutung für den Menschen

Gebietsweise werden Opossums wegen ihres Fells oder für Nahrungszwecke gejagt, oder sie werden als Schädlinge wahrgenommen und bekämpft [4].

Haltung

Nordopossums sind ungesellig. Um Beißereien zu vermeiden, werden sie meist einzeln gehalten. Vergesellschaftungen mit anderen Arten sind möglich: Im Arche Noah Zoo in Braunschweig wurden sie mit Fleckenskunks und Ursons vergesellschaftet, im Papiliorama Kerzers mit Tieflandpakas, Zweizehenfaultieren und Greifstachlern.

Das Höchstalter im Zoo wird mit "über 4 ¾ Jahre" angegeben [5], was möglicherweise zu hoch gegriffen ist. Nach WEIGL [6] starb nämlich das älteste bekannte Opossum im Alter von 4 Jahren und 2 Monaten im Zoo von Rotterdam. Auch das berühmte schielende Opossum "Heidi" des Leipziger Zoos zeigte bereits mit dreieinhalb Jahren deutliche Symptome von Vergreisung, wie allgemeine Schwäche und Arthrosen. Um dem Tier Leiden und Schmerzen zu ersparen, entschloss man sich, es trotz seiner Popularität einzuschläfern.

Haltung in europäischen Zoos: Der Londoner Zoo hielt die Art bereits 1829. 1852 kam es zu einer Geburt, allerdings gelang die Aufzucht nicht. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts zeigten auch die Zoos von Frankfurt, Berlin und Leipzig Nordopossums. Heute werden sie nur selten in europäischen Zoos gehalten. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: Es gibt keine wissenschaftliche Begründung für die im Säugetiergutachten 2014 des BMEL vorgeschlagenen Maße. Sowohl im Gutachten’96 wie im LANA-Gutachten wird von nur 4 m² Grundfläche ausgegangen. FRITZ [2] gibt sogar an, dass 3m² für die Haltung von 1.2 Tieren ausreichend seien, wenn jedes Tier eine eigene Schlafbox habe. Die Tierschutzsachverständigen der Zoos halten die im Säugetiergutachten 2014 vorgegebene Grundfläche von 6 m² trotzdem für angemessen, aus Gründen der Praktikabilität und der nicht vorhandenen Notwendigkeit sollte aber die Gehegehöhe auf 2 m beschränkt werden. Dies entspricht auch den in der Schweizerischen Tierschutzverordnung (Stand 2018) vorgegebenen Dimensionen. Die 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs fordert für ein Paar eine Grundfläche von 10 m² und eine Höhe von 2.5 m.

Taxonomie und Nomenklatur

Das Nordopossum wurde 1792 vom schottischen Arzt und Wissenschaftsjournalisten Robert KERR im Rahmen einer Übersetzung ins Englische von LINNÉs Systema Naturae unter seinem heute noch gültigen Namen beschrieben [7].

Literatur und Internetquellen:

  1. FELDHAMER, G. A., THOMPSON, B. C. & CHAPMAN, J. A. (2003)
  2. FRITZ, H. I. (1971)
  3. GRZIMEK, B. (1966)
  4. PÉREZ-HERNANDEZ, R., LEW, D. & SOLARI, S. (2016). Didelphis virginiana. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T40502A22176259. http://www.iucnredlist.org/details/40502/0. Downloaded on 15 January 2018.
  5. PUSCHMANN, W., ZSCHEILE, D., & ZSCHEILE, K. (2009)
  6. WEIGL, R. (2005)
  7. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
  8. ANIMAL DIVERSITY WEB

 

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© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx