Donnerstag, 14 Juni 2018 11:05

Umweltanreicherung


Umwelt- oder Verhaltensanreicherung (englisch Environmental Enrichment, Behavioural Enrichment) ist ein tiergärtnerisches Prinzip, das darauf abzielt, die Lebensqualität der gehaltenen Tiere dadurch zu erhöhen, dass ihnen Anreize geboten werden, welche sie beschäftigt halten und Langeweile und stereoptypes Verhalten vermeiden helfen. Neben einer möglichst optimalen Grundausstattung des Geheges und einer der Art entsprechenden Zusammensetzung der Tiergruppe gehört das Anbieten von immer wieder neuen Reizen und das Stellen von Aufgaben, die von den Tieren zu lösen sind, dazu.

 

umweltanreicherung-term; verhaltensanreicherung-term

Freigegeben in U
Freitag, 14 Dezember 2012 07:54

Freiheit

Grundsätzlich gibt es zwei Formen der Freiheit: Die negative "Freiheit von" als Abwesenheit von inneren oder äußeren Zwängen oder sonstigen negativen Faktoren (z. B. Parasiten oder sonstige Krankheisterrger) und die positive "Freiheit zu" als Möglichkeit, ohne Zwang zwischen verschiedenen Optionen auswählen und entscheiden zu können, das heißt, das zu tun was man will, dorthin zu gehen, wohin man will und seinen Aufenthaltsort frei zu wählen, anders gesagt, unabhängig und ungebunden zu sein. Der Begriff benennt also allgemein einen Zustand der Autonomie eines handelnden Subjekts: Frei von Zwängen, frei zu tun, was man will.

Im Tierschutz spielt, namentlich in der angelsächsichens Welt, das 1979 vom britischen Farm Animal Welfare Committe veröffentlichte Konzept der "Fünf Freiheiten" eine Rolle. Dieses umfasst:

  1. Freiheit von Hunger, Durst und Fehlernährung
  2. Freiheit von Unbehagen
  3. Freiheit von Schmerz, Verletzung und Krankheit
  4. Freiheit von Angst und Leiden
  5. Freiheit zum Ausleben normalen Verhaltens

In der Tierrechts- und Zoogegnerszene ist dagegen, wenn von "Freiheit" die Rede ist, stets das Leben eines Tiers in seinem natürlichen Lebensraum gemeint, in dem es angeblich frei ist, namentlich die Freiheit der Aufenthaltswahl hat. Dass dies in dieser Forom nicht zutrifft, sondern dass es auch in der Natur zahleiche Einschränkungen der Freiheit gibt, wird ausgeblendet. Dieser Art der Freiheit wird die "Gefangenschaft" im Zoogehege gegenüber gestellt und behauptet, dass die Tiere unter der Fremdbestimmtheit und Begrenztheit ihres Aufenthaltsort leiden, was aber nicht richtig ist, wenn die Grundsätze der Tiergartenbiologie beachtet werden, sondern nur in Einzelfällen bei inadäquater Tierhaltung zutreffen kann.

Literatur und Internetquellen:

(1273)

Freigegeben in F
Donnerstag, 14 Juni 2018 16:43

Zahmheit


Durch Zahmheit bei Tieren können Stresszustände (z.B. Angst und Aggression wegen der Anwesenheit des Menschen) wegfallen oder zumindest reduziert werden. Zahme Tiere sind entweder bereits an die Anwesenheit des Menschen gewöhnt oder sehen ihn nicht als Bedrohung an. Sie zeigen ihm gegenüber keine Fluchtreaktion und behandeln ihn vielfach wie einen Artgenossen, was (z.B. im Fall von Rehböcken während der Brunft) durchaus probematisch sein kann.

 

zahmheit-term

Freigegeben in Z
Donnerstag, 13 Dezember 2012 16:39

Verhaltensanreicherung

Verhaltens- oder Umweltanreicherung (englisch Behavioural Enrichment, Environmental Enrichment) ist ein tiergärtnerisches Prinzip, das darauf abzielt, die Lebensqualität der gehaltenen Tiere dadurch zu erhöhen, dass ihnen Anreize geboten werden, welche sie beschäftigt halten und damit Langeweile und stereoptypes Verhalten vermeiden helfen. Neben einer möglichst optimalen Grundausstattung des Geheges und einer der Art entsprechenden Zusammensetzung der Tiergruppe gehört das Anbieten von immer wieder neuen Reizen und das Stellen von Aufgaben, die von den Tieren zu lösen sind, dazu.

 

verhaltensanreicherung-term

umweltanreicherung-term

Freigegeben in V
Donnerstag, 14 Juni 2018 08:33

Schabrackentapir

Überordnung: LAURASIATHERiA
Ordnung: Unpaarzeher (PERISSODACTYLA)
Familie: Tapire (Tapiridae)

Red list status endangered

EEPSchabrackentapir

Tapirus indicus • The Malayan Tapir • Le tapir de l'Inde, ou tapir chabraque

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Schabrackentapir (Tapirus indicus) im Gondwanaland des Zoo Leipzig © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Approximative Vorkommen des Schabrackentapirs (Tapirus indicus)

 

 

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Schabrackentapir-Paar (Tapirus indicus) im Tiergarten Nürnberg © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Schabrackentapir (Tapirus indicus) mit Jungtier im Gondwanaland des Zoo Leipzig © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Schabrackentapire (Tapirus indicus) im Tiergarten Nürnberg © Heike M. Meyer, Nürnberg

 

 

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Schabrackentapir (Tapirus indicus) im Gondwanaland des Zoo Leipzig © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Schabrackentapir (Tapirus indicus), Jungtier im Gondwanaland des Zoo Leipzig © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Schlafender Schabrackentapir (Tapirus indicus) in der Wilhelma Stuttgart © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Schabrackentapire (Tapirus indicus), ein Tier subadult, im Gondwanaland des Zoo Leipzig © Zoo Leipzig (Pressefoto)

 

 

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Schabrackentapir (Tapirus indicus), Jungtier im Gondwanaland des Zoo Leipzig © Zoo Leipzig (Pressefoto)

 

 

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Schabrackentapirweibchen (Tapirus indicus) mit Jungtier im Zoo Leipzig © Zoo Leipzig (Pressefoto)

 

 

118 002 001 002 tapirus indicus briefmarke
Britische Briefmarke für "Nordborneo"

 

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Der in seinem Ursprungsgebiet stark gefährdete Flachlandtapir ist die in europäischen Zoos mit Abstand am häufigsten gehaltene Tapirart und wurde so für viele Menschen zum Prototyp der Gattung. Seine Verwandtschaft mit den Pferdeartigen kann dazu dienen, im Zooschulunterricht Taxonomie und Evolution zu thematisieren, und als auffällige Großtierart ist er ein ausgezeichneter Botschafter für den Schutz der durch Holzeinschlag, Brandrodung und Umwandlung in Palmölplantagen gefährdeten Wälder Südostasiens Wälder.

Körperbau und Körperfunktionen

Der Schabrackentapir ist deutlich größer als seine neotropischen Vettern und schon aufgrund seiner Zeichnung unverwechselbar. Er erreicht eine Kopf-Rumpflänge von 250-300 cm, eine Schwanzlänge von unter 10 cm, eine Schulterhöhe von 100-130 cm und ein Gewicht von 280-400 kg. Er hat weder eine Mähne noch einen Nackenkamm. Die im Zoo auffällige, vom Kopf bis zu den Schultern schwarze, am Rumpf weiße und an den Hinterteil und Hinterbeinen wiederum schwarze Färbung hilft im natürlichen Waldlebensraum, die Körperkonturen zu verwischen. Wie bei allen Tapirarten tragen junge Schabrackentapire ein längsgestreiftes Jugendkleid. Die Schabrackenzeichnung beginnt sich erst im Alter von zehn Wochen abzuzeichnen und mit 22 Wochen sind die Streifen bis auf wenige Reste verschwunden [2; 7].

Verbreitung

Südostasien:  Indonesien (Sumatra), Malaysia, Myanmar, Thailand. Ausgestorben in Kambodscha, Laos und Vietnam [5].

Lebensraum und Lebensweise

Der Schabrackentapir lebt in tropischen, feuchten Primär- und Sekundärwäldern sowie in Sumpfgebieten vom Tiefland bis auf eine Höhe von 2'150 m. Er ist ein Einzelgänger, der hauptsächlich nachtaktiv ist. Als "Browser"  nimmt er Blätter (über 80%) , Zweige und Früchte von über 380 Pflanzenarten zu sich. Er bricht häufig 8-10 m dicke Stämme ab, um an seine Nahrung zu gelangen. In Sumatra sind heidekrautartige Pflanzen der Gattung Symplocos die wichtigsten Futterpflanzen. Ebenfalls von Bedeutung sind Streifenfarne (Asplenium spp.), Brotfrucht- (Artocarpus spp.) und Durianbäume (Durio spp.)  Der Schabrackentapirist ein schlechter Samenverbreiter, weil er Früchte und damit die Samen gründlich zerkaut. Nach einer Tragszeit von 11-13 Monaten wird in der Regel ein einzelnes Kalb geboren, das gegen zwei Jahre bei der Mutter bleibt. Die einzige bekannte Zwillingsgeburt ereignete sich im Sungai Dusun Tapirschutzzentrum in Malaysia, das gemeinsam vom Zoo Kopenhagen und dem Department of Wildlife and National Parks betrieben wird. Bei der ersten Geburt sind die Weibchen etwa 4 Jahre alt. Rund vier Monate nach einer Geburt sind sie wieder empfängnisbereit [2; 3; 8].

Gefährdung und Schutz

Der Schabrackentapir ist eine stark gefährdete Tierart (Rote Liste: ENDANGERED), da seine Lebensräume oft in Palmölplantagen und andere Landnutzungen umgewandelt werden und die Bestände dadurch um mehr als 50% in den letzten 3 Generationen (36 Jahre) zurückgegangen sind. Das verbleibende Areal ist zerstückelt und die Tiere werden zusätzlich durch die Jagd bedroht [5].

Der internationale Handel ist durch CITES-Anhang I eingeschränkt.

Zoogestützte Artenschutzprojekte (Beispiele):

  • Der Zoo Zürich unterstützt die Wildhüter des 4'373 km² großen Kaeng Krachan Nationalparks in Thailand, der eine wichtige Heimstatt für den Schabrackentapir ist, im Kampf gegen die Wilderei, indem er Ausrüstung und Ausbildungskurse finanziert. mehr ...
  • Der Kopenhagener Zoo unterstützt Tapirschutzprojekte in Malaysia und Sumatra. mehr ...

Bedeutung für den Menschen

Wirtschaftliche Bedeutung: Gebietsweise wird das Fleisch des Schabrackentapirs gegessen. In Thailand wird es unter der Bezeichnung "Mu-nam" vermarktet, es ist aber nicht sonderlich populär. Sportjagd ist verboten, kommt aber vor [2; 5].

Kulturelle Bedeutung: Bei den Moslems gelten Schabrackentapire als Schweine und werden deshalb nicht bejagt. Die Bestände leiden natürlich aber trotzdem unter der fortschreitenden Waldzerstörung.

Der Schabrackentapir wird auf einer Reihe von Briefmarken dargestellt. Interessanterweise auch auf einer aus britischer Kolonialzeit stammenden Briefmarke für "Nordborneo" (heute: Sabah und Sarawak), obwohl die Art auf Borneo gar nicht vorkommt.

Haltung

Für den Schabrackentapir gibt es seit 1984 ein Internationales Zuchtbuch, das am Taman Safari Indonesia in Bogor geführt wird. Dieses umfasste im Juni 2916 271 lebende Tiere in 90 Einrichtungen [IZY 52]. Den veröffentlichten Altersrekord in Menschenobhut hält ein im Tiergarten Nürnberg geborener weibliche Schabrackentapir, der im Alter von 36 Jahren und 6 Monaten in der Wilhelma Stuttgart starb [6].

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in über 20 Zoos gehalten, von denen sich ein paar wenige im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste.

Seit 1992 gibt es ein Europäisches Erhaltungszuchtprogramm (EEP), das 2021 58 lebende Tiere umfasste und in ein "New Style"-EEP umgewandelt wurde. Das Programm wird vom Tiergarten Nürnberg koordiniert.

Forschung im Zoo: Von 1997-2000 wurde eine vergleichende Untersuchungen zu Verhalten und Schauwert von Tapiren in Zoologischen Gärten durchgeführt, die von den Zoos Berlin, Dortmund, Heidelberg, München, Nürnberg, Wuppertal und Zürich gefördert wurde und auch zwei amerikanische Zoos miteinschloss [5]. Eine andere Dissertation befasste sich mit der innerartlichen Kommunikation [9] und eine weitere mit der Gewinnung, Beurteilung und Konservierung von Sperma [1].

Mindestanforderungen an Gehege: Im Säugetiergutachten 2014 des BMEL wird für die Haltung von Tapiren generell ein Innengehege von 15 m² pro Tier vorgegeben, ohne den Artunterschieden und den unterschiedlichen Haltungssystemen Rechnung zu tragen. Es besteht aber ein erheblicher Größenunterschied zwischen Süd- und Mittelamerikanischen Tapiren einerseits und Schabrackentapir andererseits. Die Tierschutz-Sachverständigen der Zoos hielten daher folgende Vorgabe für angemessen:  Da die Tiere im Winter nur beschränkt Zugang zum Außengehege haben, wird in der Regel auch innen ein Gemeinschaftsgehege angeboten. Die Möglichkeit der Einzelaufstallung ist aber zu gewährleisten. Für Mittelamerikanische Tapire müssen Boxen in Verbindung mit einem zusätzlichen, größeren Gemeinschaftsstall (ab ca. 30, besser 40 m²) eine Fläche von 12 m² haben. Nur wenn kein Gemeinschaftsstall angeboten wid, müssen Boxen mindestens 15 m² groß sein, wie im Gutachten und in der Schweizerischen Tierschutzverordnung sowie approximativ in den AZA-Haltungsstandards [5] vorgegeben.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für bis zu zwei Tapire ein Außengehege mit einer Mindestfläche von 200 m², für jedes weitere Tier 50 m² mehr vor. Pro Tier ist eine Innenbox von 15 m² erforderlich. Außen und innen muss ein Badebecken mit einer Fläche von 10 m² und einer mittleren Tiefe von 80 cm vorhanden sein. Die 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023 fordert für ein Paar ein Außengehege von 200 m², für jedes weitere Tier 20 m² mehr. Pro Tier ist eine Stallfläche von 20 m² notwendig und es ist außen wie innen eine Bademöglichkeit einzurichten.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Schabrackentapir wurde 1819 vom französischen Zoologen Anselme Gaëtan DESMAREST unter seinem heite noch gültigen Namen beschrieben. Die Existenz einer rein schwarz gefärbten Unterart brevetianus aus Sumatra ist zweifelhaft. Manche Autoren wollen die Art in einer eigenen Gattung unterbringen, wozu der Name Acrocodia aus dem Jahr 1913 ausgegraben wurde [7; 8].

Literatur und Internetquellen

  1. FRANCKE, R. (1989)
  2. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  3. SHOEMAKER A. H., BARONGI R., FLANAGAN J. & JANSSEN D. (2004)
  4. SEITZ, S. (2001)
  5. TRAEHOLT, C. et al. (2016). Tapirus indicus. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T21472A45173636. http://www.iucnredlist.org/details/21472/0. Downloaded on 24 May 2018.
  6. WEIGL, R. (2005)
  7. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
  8. WILSON, D. E. & REEDER, D. M. (2005)
  9. ZENZINGER, S. (2008)
  10. EAZA REGIONAL COLLECTION PLAN - Tapir and Suiform Taxon Advisory Group - July 2021

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Mittelamerikanischer Tapir

Überordnung: LAURASIATHERiA
Ordnung: Unpaarzeher (PERISSODACTYLA)
Familie: Tapire (Tapiridae)

Red list status endangered

EEPMittelamerikanischer Tapir

Tapirus bairdii • The Baird’s Tapir • Le tapir de Baird

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Mittelamerikanischer Tapir (Tapirus bairdii) im Zoo Wuppertal © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Approximative (tatsächliche und mutmaßliche) Verbreitung des Mittelamerikanischen Tapirs (Tapirus bairdii)

 

 

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Mittelamerikanischer Tapir (Tapirus bairdii) im Zoo Wuppertal © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Junger Mittelamerikanischer Tapir (Tapirus bairdii) im Zoo Wuppertal © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Badender Mittelamerikanischer Tapir (Tapirus bairdii) im Tierpark Cottbus © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Mittelamerikanischer Tapir (Tapirus bairdii) im Tierpark Cottbus © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Mittelamerikanischer Tapir (Tapirus bairdii) im Zoo Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Junger Mittelamerikanischer Tapir (Tapirus bairdii) im Zoo Wuppertal © Barbara Scheer / Zoo Wuppertal

 

 

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Mittelamerikanischer Tapir (Tapirus bairdii) im Zoo Miami © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Mittelamerikanischer Tapir (Tapirus bairdii) im Zoo Berlin © Wolfgang Dreier, Berlin

 

 

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Mittelamerikanischer Tapir (Tapirus bairdii) im Zoo Berlin © Wolfgang Dreier, Berlin

 

 

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Mittelamerikanischer Tapir (Tapirus bairdii) im Zoo Berlin © Wolfgang Dreier, Berlin

 

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Der Mittelamerikanische Tapir ist in europäischen Zoos eine Seltenheit. Die meisten Zoos halten südamerikanische Flachlandtapire, die in zoopädagogischer Hinsicht und als Botschafterart denselben Zweck erfüllen, und die wenigsten haben die Möglichkeit oder die Motivation die beiden sehr ähnlichen Arten nebeneinander zu zeigen. In den USA ist die mittelamerikanische Art etwas häufiger anzutreffen.

Körperbau und Körperfunktionen

Mittelamerikanische Tapire sind die größten Landsäugetiere der neuweltlichen Tropen. Sie erreichen eine Kopf-Rumpflänge von 200-230 cm, eine Schwanzlänge von unter 10 cm, eine Schulterhöhe von 120 cm und ein Gewicht von 250-350 kg. Im Gegensatz zum Flachlandtapir ist der Nackenkamm nicht stark ausgeprägt. Das Fell ist kurz, aber etwas länger als beim Flachlandtapir, dunkelbraun oder graubraun gefärbt, die untere Gesichtshälfte und Kehle sind heller. Auf den Wangen befindet sich ein kleiner dunkler Fleck, die Ohrränder sind weiß. Die Jungtiere tragen das für Tapire typische längsgestreifte Jugenkleid. Dieses ist im Alter von 18 Wochen weitgehend verschwunden [5; 6].

Verbreitung und Bestände

Mittel- und nördliches Südamerika: Belize, Costa Rica, Guatemala, Honduras, Kolumbien, Mexiko, Nikaragua, Panama und möglicherweise in Ekuador. In El Salvador ausgestorben [1].

Lebensraum und Lebensweise

Der Mittelamerikanische Tapir besiedelt Regenwälder, Trockenwälder und Nebelwälder mit offenen Gewässern, Galeriewälder, Palmensümpfe, Mangrovenwälder und Gebirgseichenwälder ab Meereshöhe bis auf über 3'600 m. Er ist mehr nacht- als tagaktiv und lebt als Einzelgänger oder in lockeren Familienverbänden. Die Streifgebiete umfassen im Mittel 125 ha im Regen- und 171 ha im Trockenwald. Sie können sich mit jenen benachbarter Tapire überlappen. Die Tiere sind Selektiväser, die ein breites Spektrum an Früchten, Blättern, Zweigen, Wasserpflanzen, Rinde und Blüten zu sich nehmen. Die tägliche Nahrungsmenge liegt, wie in Costa Rica ermittelt wurde, bei 15-63 kg. Nach einer Trächtigkeit von 13-14 Monaten kommt ein einzelnes, 5-8 kg schweres Junges zur Welt, selten Zwillinge. Dieses bleibt 12-18 Monate bei der Mutter und entfernt sich danach vorerst nicht vom angestammten Streifgebiet. Geschlechtsreife wird meist mit 3-5 Jahre erreicht. Die Geburtsintervalle betragen meist ca. 18 Monate [1; 5; 6].

Gefährdung und Schutz

Es gibt höchstens noch 4'500 Mittelamerikanische Tapire. Die Bestände nehmen laufend ab und werden durch Lebensraumverlust fragmentiert. Der "Danta" oder "Macho de monte" gilt daher seit 2002, letztmals überprüft 2014, als bedrohte Tierart (Rote Liste: ENDANGERED) [1].

Der internationale Handel ist durch CITES-Anhang I eingeschränkt.

Zoogestütztes Schutzprojekt (Beispiel):

  • Das Papiliorama Kerzers gründete 1989 gemeinsam mit dem Burgers Zoo in Emmen den Internationalen Fonds für den Schutz der Tropischen Natur ITCF und durch diesen in Belize das vorerst nur 31 km² große Shipstern-Naturschutzgebiet. Dieses konnte sukzessive auf 87 km² das erweitert werden, und durch die Sicherung weiterer Waldgebiete vergrößerte sich das von der Stiftung geschützte und bewirtschaftete Areal auf heute rund 400 km². Damit wird der Lebensraum für zahlreiche Mittelamerikanische Tapire erhalten und können diese weitgehend vor illegaler Bejagung geschützt werden. Der Einsatz des Papilioramas wird mittlerweile durch weitere Zoos (z.B. Walter Zoo in Gossau,  Kölner Zoo, Wilhelma Stuttgart) unterstützt. mehr ... 

Bedeutung für den Menschen

Wirtschaftliche Bedeutung: Der Mittelamerikanische Tapir wird gebietsweise als Fleischlieferant gejagt, in Costa Rica auch als Sport. Jungtiere werden für die private Haltung gefangen [1].

Haltung

Für den Mittelamerikanischen Tapir gibt es seit 1987 ein Internationales Zuchtbuch (ISB), das beim Africam Safari in Puebla, Mexiko, geführt wird. Dieses umfasste, Stand Dezember 2016, 104 lebende Tiere in 42 Institutionen [IZY 52]. Das Erhaltungszuchtprogramm der nordamerikanischen Zoos bestand 2018 aus 43 Tieren in 15 Institutionen. Dieser Bestand wächst langsam, angestrebt wird ein Bestand von 60 Tieren [8]. Seit 2023 gibt es auch ein Europäisches Erhaltngszuchtprogramm (EEP), das vom Zoo Olmütz koordiniert wird.

Haltung in europäischen Zoos: Die Art war in europäischen Zoos stets selten. wird gegenwärtig (2023) nur im Tierpark Cottbus und im Zoo Wuppertal gehalten, in letzterem ein Einzeltier zusammen mit Kleinen Maras und Südlichen Pudus. Für Details siehe Zootierliste.

Am 25. Mai 1998 kam im Zoo Wuppertal der erste in Europa geborene Mittelamerikanische Tapir zur Welt, ein Weibchen, das "Susanna" benannt wurde. Seine Eltern "Tanya" und "Tonka" stammen aus Zoologischen Gärten in den USA. Am 18.1.2006 gebar "Susanna" ihr erstes Jungtier "Chico". Damit lebten drei Tapirgenerationen In Wuppertal. 2007 wurde "Chico" nach Berlin abgegeben, wo er vorerst im Tierpark, ab 2009 bis 2020 im Zoologischen Garten untergebracht und dann nach Cottbus abgegeben wurde. Am 13.09.2009 brachte "Susanna" ihr zweites Junges zur Welt. Ein Weibchen, dem der Name „Bonita“ gegeben wurde. "Tanya" musste am 28. Juli 2011 wegen fortgeschrittener Senilität und damit verbundener Beschwerden eingeschläfert werden. Mit 31 Jahren und 3 Monaten war sie der älteste bekannte Mittelamerikanische Tapir. Die ältesten Vertreter dieser Art in den USA wurden 30 bzw. 29 Jahre und 1 Monat alt. Im Laufe ihres Lebens hatte "Tanya" zehn Junge geboren, das erste im Alter von knapp 32 Monaten, das letzte mit 26 Jahren und fünfeinhalb Monaten. Ihr Partner Jasper wurde am 20. November 2011 wegen eines chronischen Leidens eingeschläfert [2; 3; PM Zoo Wuppertal].

Forschung im Zoo: Von 1997-2000 wurde eine vergleichende Untersuchungen zu Verhalten und Schauwert von Tapiren in Zoologischen Gärten durchgeführt, die von den Zoos Berlin, Dortmund, Heidelberg, München, Nürnberg, Wuppertal und Zürich gefördert wurde und auch zwei amerikanische Zoos miteinschloss [4].

Mindestanforderungen an Gehege: Im Säugetiergutachten 2014 des BMEL wird für die Haltung von Tapiren generell ein Innengehege von 15 m² pro Tier vorgegeben, ohne den Artunterschieden und den unterschiedlichen Haltungssystemen Rechnung zu tragen. Es besteht aber ein erheblicher Größenunterschied zwischen Süd- und Mittelamerikanischen Tapiren einerseits und Schabrackentapir andererseits. Die Tierschutz-Sachverständigen der Zoos hielten daher folgende Vorgabe für angemessen:  Da die Tiere im Winter nur beschränkt Zugang zum Außengehege haben, wird in der Regel auch innen ein Gemeinschaftsgehege angeboten. Die Möglichkeit der Einzelaufstallung ist aber zu gewährleisten. Für Mittelamerikanische Tapire müssen Boxen in Verbindung mit einem zusätzlichen, größeren Gemeinschaftsstall (ab ca. 30, besser 40 m²) eine Fläche von 8 m²  haben. Nur wenn kein Gemeinschaftsstall angeboten wid, müssen Boxen mindestens 15 m² groß sein, wie im Gutachten und in der Schweizerischen Tierschutzverordnung sowie approximativ in den AZA-Haltungsstandards [5] vorgegeben.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.062.2022) schreibt für bis zu zwei Tapire ein Außengehege mit einer Mindestfläche von 200 m², für jedes weitere Tier 50 m² mehr vor. Pro Tier ist eine Innenbox von 15 m² erforderlich. Außen und innen muss ein Badebecken mit einer Fläche von 10 m² und einer mittleren Tiefe von 80 cm vorhanden sein.

Die 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) fordert für ein Paar ein Außengehege von 200 m², für jedes weitere Tier 20 m² mehr. Pro Tier ist eine Stallfläche von 20 m² notwendig und es ist außen wie innen eine Bademöglichkeit einzurichten.

Taxonomie und Nomenklatur

Die monotypische Art wurde 1865 vom amerikanischen Zoologen Theodore Nicholas GILL als "Elasmognathus bairdii" beschrieben. Später kam er in die seit  1762 bestehende Gattung Tapirus. Neuerdings wurde vorgeschlagen, ihn in eine eigene Gattung zu stellen und dafür den von Theodore Sherman PALMER 1903 vergebenen Namen Tapirella zu reaktivieren [6; 7].

Literatur und Internetquellen

  1. GARCÍA, M. et al. (2016). Tapirus bairdii. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T21471A45173340. http://www.iucnredlist.org/details/21471/0. Downloaded on 24 May 2018.
  2. SCHÜRER, U. & KAUFFELS, T. (1999)
  3. SCHÜRER, U. (2011)
  4. SEITZ, S. (2001)
  5. SHOEMAKER A. H., BARONGI R., FLANAGAN J. & JANSSEN D. (2004)
  6. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
  7. WILSON, D. E. & REEDER, D. M. (2005)
  8. EAZA REGIONAL COLLECTION PLAN - Tapir and Suiform Taxon Advisory Group - July 2021

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Flachlandtapir

Überordnung: LAURASIATHERiA
Ordnung: Unpaarzeher (PERISSODACTYLA)
Familie: Tapire (Tapiridae)

Red list status vulnerable

EEPFlachlandtapir

Tapirus terrestris • The Lowland Tapir • Le tapir du Brésil

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Flachlandtapir (Tapirus terrestris) mit Kalb im Jardín zoológico Buín, Chile © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Approximative Verbreitung des Flachlandtapirs (Tapirus terrestris). Dunkelblau effektive, mittelblau wahrscheinliche Verbreitung. Rot: ehemalige Verbreitung, heute ausgestorben

 

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Junger Flachlandtapir (Tapirus terrestris) im Jugendkleid im Krefelder Zoo © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Halbwüchsiger Flachlandtapir (Tapirus terrestris) mit verblassendem Jugendkleid im Zoo Las Leyendas, Lima © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Flehmender Flachlandtapir (Tapirus terrestris) im Zoo Saarbrücken © Zoo Saarbrücken

 

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Flachlandtapir (Tapirus terrestris) auf der Südamerika-Anlage im Tiergarten Schönbrunn © Tiergarten Schönbrunn (Pressefoto)

 

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Flachlandtapir (Tapirus terrestris) im Innengehege im Tiergarten Schönbrunn © Tiergarten Schönbrunn (Pressefoto)

 

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Flachlandtapir (Tapirus terrestris) interessiert sich für Nandu-Eier im Zoo von Amnéville © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Gemeinschaftshaltung von Flachlandtapir (Tapirus terrestris) mit Capybaras (und Maras) in Le Pal, Dompierre-sur-Besbre © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Flachlandtapir (Tapirus terrestris) in großem Gehege im Zoo Dortmund © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Badende Flachlandtapire (Tapirus terrestris) im Tiergarten Schönbrunn © Daniel Zupanc, Tiergarten Schönbrunn

 

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Flachlandtapir (Tapirus terrestris) mit Jungtier im Zoo Osnabrück © Zoo Osnabrück (Pressefoto)

 

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Säugendes Flachlandtapirkalb (Tapirus terrestris) im Zoo Osnabrück © Lisa Josef, Zoo Osnabrück (Pressefoto)

 

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Flachlandtapir (Tapirus terrestris) im Zoo Zürich © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Der in seinem Ursprungsgebiet gefährdete Flachlandtapir ist die in europäischen Zoos mit Abstand am häufigsten gehaltene Tapirart und wurde so für viele Menschen zum Prototyp der Gattung. Seine Verwandtschaft mit den Pferdeartigen kann dazu dienen, im Zooschulunterricht Taxonomie und Evolution zu thematisieren und als auffällige Großtierart ist er ein ausgezeichneter Botschafter für den Schutz der südamerikanischen Wälder.

Körperbau und Körperfunktionen

Flachlandtapire erreichen eine Kopf-Rumpflänge von 191-242 cm, eine Schwanzlänge von unter 10 cm, eine Schulterhöhe von 83-118 cm und ein Gewicht von 180-300 kg, wobei weibliche Tiere meist etwas größer sind als männliche. Sie sind also etwas kleiner als der Mittelamerikanische Tapir. Im Gegensatz zu jenem ist der Nackenkamm stark ausgeprägt und hat eine kurze Mähne. Wie bei den anderen Tapiren ist im Oberkiefer der dritte Schneidezahn vergrößert und der Eckzahn reduziert, im Unterkiefer der dritte Schneidezahn reduziert und der Eckzahn vergrößert. Dadurch wird ein wirksames Beißwerkzeug gebildet.  Das Fell ist kurz, dunkelbraun oder schwarzbraun gefärbt, die untere Gesichtshälfte und Kehle sind grau. Auf den Wangen befindet sich ein kleiner dunkler Fleck, die Ohrränder sind weiß. Die Jungtiere tragen das für Tapire typische längsgestreifte Jugendkleid. Die Umfärbung beginnt mit 1-2 Monaten und ist mit einem halben Jahr praktisch abgeschlossen [3; 8; 11].

Verbreitung

Südamerika: Argentinien, Bolivien, Brasilien, Ekuador, Französisch-Guyana, Guyana, Kolumbien, Paraguay, Peru, Surinam, Venezuela [2].

Lebensraum und Lebensweise

Wie sein Name sagt, lebt der überwiegend dämmerungs- und nachtaktive Flachlandtapir im Tiefland, wo er Feucht- und Sumpfwälder, trockenen und feuchten Busch, Savannen und Grasländer besiedelt, oft Gebiete, die saisonal überschwemmt sind. Außer auf Wasser ist er auf Salzlecken angewiesen. Wo es solche gibt, ist seine Bestandsdichte besonders hoch, vor allem wenn auch "Aguajales", Sümpfe mit Buriti-Palmen (Mauritia flexuosa) vorhanden sind. Die Tapire fressen mit Vorliebe die Früchte dieser Palme und sind ihr wichtigster Samenverbreiter. Ansonsten fressen sie auch andere Früchte, Blätter, Zweige Gras und Baumrinde. Flachlandtapire sind in der Regel Einzelgänger. Sie nutzen Streifgebiete von 1-19 km², die sich oft mit jenen ihrer Nachbarn überlappen. Nach einer Trächtigkeit von 385-412 Tagen kommt in der Regel ein einzelnes, im Mittel 5.6 kg schweres Jungtier zur Welt, selten Zwillinge. Zum Säugen legt sich die Mutter auf die Seite und hebt das obere Hinterbein an. Die Kälber sind die ersten 7-10 Tage Ablieger. Mit 4 Monaten werden sie entwöhnt, bleiben aber etwa ein Jahr bei ihren Müttern. Da diese bereits 9-27 Tage nach der Geburt wieder gedeckt werden können, liegen die Geburtsintervalle im Idealfall bei 14 Monaten, in saisonal trockenen Gebieten etwas länger. Mit 18 Monaten sind die Jungen ausgewachsen. Weibchen sind mit 19 Monaten geschlechtsreif [2; 3; 8; 11].

Gefährdung und Schutz

Die Bestände sind in den letzten 33 Jahren um mehr als 30 % zurückgegangen. Die Gründe für diesen Rückgang sind Lebensraumverlust, illegale Jagd und Konkurrenz durch die Viehwirtschaft. Deshalb wird der Flachlandtapir seit 2002, letztmals überprüft 2008 als gefährdet eingestuft (Rote Liste: VULNERABLE) [2].

Der internationale Handel ist nach CITES-Anhang II geregelt.

Zoogestützte Artenschutzprojekte (Beispiele):

Europäische Zoos beteiligen sich an mehreren in situ-Artenschutzprojekten für den Flachlandtapir, darunter

  • das vom Zoo Osnabrück ab 2003 längerfristig und gelegentlich von anderen Zoos, z.B. Wuppertal,  unterstützte Tayja Saruta-Projekt in Ekuador (WAZA Conservation Project 07008).

  • 1996 gründete die brasilianische Biologin Patrícia Medici die "Lowland Tapir Conservation Initiative" (LTCI), die im Atlantischen und Amazonas-Regenwald, im Cerrado und im Pantanal ein langfristige Forschungs- und Schutzprogramm betreiubt. Dieses wird von zahlreichen Zoos unterstützt, in Europa von den Zoos in Amnéville, Beauval, Chester, Emmeln, Givskud, Lisieux, Odense sowie der Tiergarten Schönbrunn. In Brasilien stammen 80% der für den Tapirschutz verfügbaren Mittel von Zoos. mehr ...

Bedeutung für den Menschen

Der Flachlandtapir wird zur Fleischgewinnung gejagt und seine Häute gelangen zur Herstellung von Lederwaren in den internationalen Handel [2].

Haltung

Flachlandtapire können mit verschiedenen Südamerikanischen Säugetieren und Vögeln vergesellschaftet werden, wobei das zumeist einzige Problem darin besteht, dass Tiere aus unterschiedlichsten Lebensräumen auf derselben Anlage gezeigt werden, also nebst den Tapiren aus dem Tiefland z.B. Neuweltkameliden aus den Hochanden, was vom zoopädagogischen Standpunkt her etwa so sinnvoll ist, wie die Vergesellschaftung von Zypernmufflons mit Polarfüchsen oder von Flamingos mit Alpensteinböcken und Eiderenten ...

Den veröffentlichten Altersrekord in Menschenobhut hält ein im Twycross Zoo geborener weibliche Flachlandtapir, der im Alter von 37 Jahren und 5 Monaten im Howletts Wild Animal Park in Bekesbourne starb [7].

Haltung in europäischen Zoos: Der Flachlandtapir ist in Europa die am häufigsten gehaltene Tapirart: 2011 beteiligten sich 99 Zoos mit 169 Tieren am Europäischen Erhaltungszuchtprogramm. Es wurden 37 Junge geboren, von denen 32 erfolgreich aufgezogen wurden. 2020 erfasste der  "Regional Collection Plan" der EAZA total 370 Tiere in 157 Institutionen [12]. 2023 weist die Zootierliste über 160 Haltungen aus, von denen sich etwa zwei Dutzend im deutschsprachigen Raum befinden. Es gibt ein Europäisches Erhaltungszuchtprogramm, das seit 2020 vom CERZA-Zoo in Lisieux koordiniert wird.

Wie Flachlandtapire gehalten werden (Beispiele):

Forschung im Zoo: Auch Flachlandtapire sind Gegenstand von Forschung im Zoo. So führt der Zoo von Breslau ab 2010 eine Untersuchung über den Unterartstatus der Tapire in europäischen Zoos durch, der Zoo von Paignton untersuchte die Ernährung und in Chester interessierte man sich um das zwischenartliche Verhalten von im selben Gehege gehaltenen Flachlandtapiren und Vikunjas. Von 1997-2000 wurde eine vergleichende Untersuchungen zu Verhalten und Schauwert von Tapiren in Zoologischen Gärten durchgeführt, die von den Zoos Berlin, Dortmund, Heidelberg, München, Nürnberg, Wuppertal und Zürich gefördert wurde und auch zwei amerikanische Zoos miteinschloss [5]. Eher der Grundlagenforschungen zuzurechnen sind Arbeiten über das Verhalten und die Vokalisation bzw. innerartliche Kommunikation [1; 10].

Mindestanforderungen an Gehege: Im Säugetiergutachten 2014 des BMEL wird für die Haltung von Tapiren generell ein Innengehege von 15 m² pro Tier vorgegeben, ohne den Artunterschieden und den unterschiedlichen Haltungssystemen Rechnung zu tragen. Es besteht aber ein erheblicher Größenunterschied zwischen Süd- und Mittelamerikanischen Tapiren einerseits und Schabrackentapir andererseits. Die Tierschutz-Sachverständigen der Zoos hielten daher folgende Vorgabe für angemessen:  Da die Tiere im Winter nur beschränkt Zugang zum Außengehege haben, wird in der Regel auch innen ein Gemeinschaftsgehege angeboten. Die Möglichkeit der Einzelaufstallung ist aber zu gewährleisten. Für Mittelamerikanische Tapire müssen Boxen in Verbindung mit einem zusätzlichen, größeren Gemeinschaftsstall (ab ca. 30, besser 40 m²) eine Fläche von 8 m² haben. Nur wenn kein Gemeinschaftsstall angeboten wird, müssen Boxen mindestens 15 m² groß sein, wie im Gutachten und in der Schweizerischen Tierschutzverordnung sowie approximativ in den AZA-Haltungsstandards [5] vorgegeben.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für bis zu zwei Tapire ein Außengehege mit einer Mindestfläche von 200 m², für jedes weitere Tier 50 m² mehr vor. Pro Tier ist eine Innenbox von 15 m² erforderlich. Außen und innen muss ein Badebecken mit einer Fläche von 10 m² und einer mittleren Tiefe von 80 cm vorhanden sein. Die 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) fordert für ein Paar ein Außengehege von 200 m², für jedes weitere Tier 20 m² mehr. Pro Tier ist eine Stallfläche von 20 m² notwendig und es ist außen wie innen eine Bademöglichkeit einzurichten.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Flachlandtapir wurde 1758 von Carl von LINNÉ als "Hippopotamus terrestris" beschrieben. Der französische Zoologe Mathurin Jacques BRISSON stellte ihn 1762 als Typusart in die neue Gattung Tapirus. Es werden vier Unterarten anerkannt: Tapirus t. terrestris; T. t. aenigmaticus, T. t. colombianus und T. t. spegazzinii [9].

Literatur und Internetquellen

  1. BERGMANN, F. (2012)
  2. NAVEDA, A. et al. (2008). Tapirus terrestris. The IUCN Red List of Threatened Species 2008: e.T21474A9285933. http://www.iucnredlist.org/details/21474/0. Downloaded on 24 May 2018.
  3. PUSCHMANN, W., ZSCHEILE, D., & ZSCHEILE, K. (2009)
  4. SCHÜRER, U. (1976) (mit PDF zum Herunterladen)
  5. SEITZ, S. (2001)
  6. SHOEMAKER A. H., BARONGI R., FLANAGAN J. & JANSSEN D. (2004)
  7. WEIGL, R. (2005)
  8. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
  9. WILSON, D. E. & REEDER, D. M. (2005)
  10. ZENZINGER, S. (2008)
  11. ZOO ZÜRICH
  12. EAZA REGIONAL COLLECTION PLAN - Tapir and Suiform Taxon Advisory Group - July 2021

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