Montag, 13 Oktober 2014 14:38

Wie Braunbären im Zoo leben

In den Internetauftritten zoofeindlicher Organisationen finden sich in aller Regel Aufnahmen, auf denen ein Vertreter einer charismatischen Tierart in einer deprimierenden Umgebung gezeigt wird. Die Bilder sind möglichst unvorteilhaft durch schwere Eisengitter aufgenommen. Das Titelbild dieser Seite z.B. zeigt einen Bären im Alpenzoo Innsbruck. Dadurch, dass verschwiegen wurde, dass sich der Bär in seiner Schlafbox befindet, wurde der Eindruck erweckt, die Bären seien in kleinen Käfigen eingesperrt. Tatsächlich bewohnen aber die Innsbrucker Bären eine großzügige, naturnah gestaltete Anlage (Braunbärenanlage im Alpenzoo Innsbruck).

In der nachfolgenden Galerie zeigen wir Bilder aus 22 Zoos oder Wildparks, die ein realistischeres Bild davon abgeben, wie Bären heute gehalten werden.

 

Mindestanforderungen an die artgerechte Haltung von Krokodilen in privaten Terrarien und zoologischen Einrichtungen, 2. Teil – Artentabellen.

Zoolog. Garten N.F. 78 (2009) Heft 4: 193-203

Abstract:

Based on the theoretical facts of the previously released text version of the minimum requirements for the keeping of crocodiles, the authors now publish in addition a list with specific data for practical use. This list allows a quick overview of the most important details that should be considered while keeping crocodiles. The authors have compiled specific details for every known species of crocodiles.

ABSTRACT

Based on the theoretical facts of the previously released text version of the minimum requirements for the keeping of crocodiles, the authors now publish in addition a list with specific data for practical use. This list allows a quick overview of the most important details that should be considered while keeping crocodiles. The authors have compiled specific details for every known species of crocodiles.

Mindestanforderungen an die artgerechte Haltung von Krokodilen in privaten Terrarien und zoologischen Einrichtungen, 2. Teil – Artentabellen (PDF Download Available). Available from: https://www.researchgate.net/publication/248599436_Mindestanforderungen_an_die_artgerechte_Haltung_von_Krokodilen_in_privaten_Terrarien_und_zoologischen_Einrichtungen_2_Teil_-_Artentabellen [accessed Feb 11, 2016].
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Mindestanforderungen an die artgerechte Haltung von Krokodilen in privaten Terrarien und zoologischen Einrichtungen.

Der Zoologische Garten 78(2-3): 102-131.

The minimum requirements for the keeping of crocodiles in private and public institutions are set up by a collective of authors. Important aspects such as the design of enclosures, secure handling and keeping, thermoregulation, protection of animals, feeding, behavioural enrichment and diseases and their prophylaxis are important topics. The authors critically deal with existing guidelines and give suggestions on how crocodiles can be kept appropriately and according to existing laws at the same time. Special attention is given to the aspects of current legislation. It is stressed that there should be given proper attention to the qualification of the keeping institution as to the biology of the animals as well as to security aspects. A table of species completes the text with a short array of important features to be considered in the keeping of crocodiles.

Copyright © 2009 Elsevier Ltd. All rights reserved.

DOI: 10.1016/j.zoolgart.2008.09.001

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Mittwoch, 06 März 2013 21:31

DOLLINGER, P. (2010a)

Ziele und Aufgaben der Zoos heute

In: Burhenne, V. ,ed.: Zoogeschichte(n) – wilde Tiere für Europa. 128-143. Münster.

Volltext:

Der Begründer der Tiergartenbiologie, der Schweizer Tierpsychologe und Zoodirektor Heini HEDIGER (1973) wies dem modernen Zoo vier Hauptaufgaben zu: Erholung, Belehrung, Forschung und Naturschutz. Er umschrieb diese wie folgt:

  1. Ein Zoo muss der Bevölkerung als Erholungsraum dienen. Er bildet einen psychohygienisch höchst wichtigen Bestandteil des menschlichen Großstadt-Biotopes.
  1. Er hat die volkstümliche Belehrung des breiten Publikums zu fördern. Der europäische Fischotter wird nur deswegen ausgerottet, weil Generationen von uns eingehämmert worden ist, der Fischotter sei der schlimmste Feind der Fischerei, was nachweislich falsch ist….
  1. Ein Zoo hat seinen Tierbestand auch wissenschaftlich auszuwerten und sich an der Forschung aktiv zu beteiligen, und zwar nicht nur hinsichtlich der Rezepte für die optimale Haltung und Züchtung bestimmter bevorzugter Arten, sondern auch im Hinblick auf die weit reichenden Folgen der «Umkehr des Lebensraumes», d. h. der noch viel zu wenig beachteten Tatsache, dass die Wildtiere aus ihren ursprünglichen Biotopen durch die fortschreitende Technik immer mehr verdrängt werden, in immer größerer Zahl aber in den Metropolen in Neo-Biotopen und Parkarealen gehalten werden.
  1. Der Zoo muss sich in den Dienst des Naturschutzes stellen, u. a. auch durch Asylgewährung an bedrohte Tierarten und deren Wiedereinbürgerung.

HEDIGERs Sichtweise prägt das Selbstverständnis der Zoos bis heute (RÜBEL, 2003; ALTHAUS, 2005; SCHRATTER, 2008). Allerdings hat eine gewisse Verschiebung der Gewichtung stattgefunden. Für die Gründung der bürgerlichen zoologischen Gärten im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts war der Aspekt der Erholung ausschlaggebend. Heute legitimieren sich die Zoos hauptsächlich dadurch, dass sie den Naturschutzaspekt in den Vordergrund rücken. Den Boden für diese Entwicklung hat zweifellos Bernhard GRZIMEK gelegt , der nicht nur – wohl als erster Zoodirektor - einen erheblichen Teil seiner Zeit dem in situ-Naturschutz widmete, sondern seine Naturschutzaktivitäten durch Bücher, wie „Serengeti darf nicht Sterben“ (GRZIMEK, 1959) und seine Fernsehsendungen auch ins Bewusstsein der breiten Öffentlichkeit brachte.

Die Welt-Zoo-Naturschutzstrategie 1993

Programm wurde die Priorität der Naturschutzaufgabe durch die Welt-Zoo-Naturschutzstrategie des Internationalen Zoodirektorenverbandes (IUDZG/CBSG, 1993). Diese altehrwürdige Organisation, die ihre Wurzeln im 19. Jahrhundert hatte, befand sich um 1990 in einer Krise. Vom früheren Leistungsausweis war wenig übrig geblieben und es erwuchs ihr ein Konkurrenzdruck durch neue, sehr aktive Zoo-Organisationen auf nationaler oder kontinentaler Ebene. Die IUDZG stand deshalb vor der Alternative „Change or become extinct“. Sie entschloss sich für das Weitermachen und leitete eine Reihe von Veränderungen ein, die innerhalb eines Jahrzehnts aus einem – oft als „Old Boys Club“ belächelten - Zoodirektorenverein den heutigen Welt-Zoo- und Aquarienverband (WAZA) mit institutioneller (statt persönlicher) Mitgliedschaft, professioneller Geschäftsstelle und umfangreichem Aufgabenkatalog machten und die regionalen Verbände in das System integrierten, so auch den Verband Deutscher Zoodirektoren e.V. (VDZ).

Die Daseinsberechtigung der Zoos wurde damals zunehmend von Tierschützern und Tierrechtlern infrage gestellt, was bald einmal auch die Haltung von Naturschutzverbänden, Politikern und der Verwaltung beeinflusste und sich in einer Gesetzgebung niederschlug, die von tiefem Misstrauen gegen die Zoos geprägt war (POLEY, 1993). Unter Führung des erneuerten Internationalen Zoodirektorenverbandes sollten sich die Zoologischen Gärten daher weg von der Tiersammlung hin zum Naturschutzzentrum entwickeln und dadurch neues Ansehen gewinnen. Die von der IUDZG auf der Grundlage der Welt-Naturschutzstrategie „Caring for the Earth“ (IUCN/UNEP/WWF, 1991) entwickelte Strategie sollte dafür als Leitlinie dienen.

Die Strategie von 1993 wandte sich auch an ein breiteres Publikum, indem sie die Geschichte der Zoos darstellte, statistische Informationen lieferte und die Aufgaben der modernen Zoos im Sinne HEDIGERs erläuterte, wobei sie dem Naturschutz oberste Priorität einräumte. Sie sah den durch die Zoos zu betreibenden Naturschutz vor allem als ex situ-Aktivitäten, nämlich Erhaltungszucht, Information, Motivation und Forschung. Die Zoos sollten eine Funktion als Arche Noah wahrnehmen und eine Zeitbrücke bauen. Tierarten sollten also im Zoo (ex situ) solange überleben können, bis sich die Lage in ihrem natürlichen Lebensraum (in situ) so weit gebessert hätte, dass eine Wiederansiedlung möglich wäre. Bestandesplanung, Methoden der nachhaltigen Zucht und künstliche Vermehrungstechniken nahmen daher einen breiten Raum ein.

Die Zoogemeinschaft nahm die Strategie, die bald einmal durch das Dokument “Zoo Future 2005” (IUDZG-WZO, 1995) ergänzt wurde, wohlwollend auf, und eine Entwicklung, die bereits in den 1980er Jahren eingesetzt hatte, wurde dadurch beschleunigt. Die Einrichtung zoopädagogischer Dienste wurde Standard in allen größeren Zoos. Das im Rahmen des Europäischen Zoo und Aquarienverbandes EAZA 1988 gegründete Europäische Erhaltungszuchtprogramm (EEP) nahm rasch an Umfang und Bedeutung zu und umfasste im Oktober 2008 koordinierte Zuchtprogramme für 172 Tierarten. Und schon bald einmal konnten Wiederansiedlungsprojekte in Angriff genommen werden, deren Erfolg all jene Zoogegner Lügen strafte, die behauptet hatten, in Gefangenschaft geborene Tiere seien für ein Leben in freier Wildbahn nicht geeignet.

Die Welt-Zoo- und Aquarium-Naturschutzstrategie 2005

Nachdem die Wirklichkeit die alte Welt-Zoo-Naturschutzstrategie in manchen Bereichen überholt und sich auch das politische Umfeld geändert hatte (Biodiversitätskonvention, Agenda 21), beschloss der Weltverband der Zoos und Aquarien 2001 eine neue Strategie zu entwickeln. Diese war geleitet von der Erkenntnis, dass Naturschutz nicht mehr im Elfenbeinturm stattfinden könne, sondern dass auch sozioökonomische Aspekte berücksichtigt und insbesondere die lokale Bevölkerung eingebunden werden müsste. Auch war der Tatsache Rechnung zu tragen, dass die Zeitbrücke vielfach funktioniert hatte und es mittlerweile Wiederansiedlungsprogramme für über 200 Arten gab, und dass sich Zoos und Aquarien nicht mehr darauf beschränkten, einfach Tiere zur Verfügung zu stellen oder Geld für Naturschutzorganisationen zu sammeln und diesen die Ausführung der Projekte zu überlassen, sondern dass sie mehr und mehr selbst im in situ-Naturschutz tätig wurden.

Für den Entwurf eines jeden Kapitels der neuen Strategie wurde eine eigene Arbeitsgruppe bestimmt, und insgesamt leisteten rund 300 Fachleute einen Beitrag zu dem Dokument. Dies verlängerte zwar den Prozess, erhöhte aber zweifellos die Akzeptanz des Endproduktes, das 2005 gleichzeitig auf Englisch und Deutsch veröffentlicht wurde (WAZA 2005).

Die neue Strategie erkennt an, dass es nach wie vor Interessengruppen gibt, die der Haltung von Wildtieren in Menschenhand feindlich gegenüberstehen, und stellt fest, dass Zoos und Aquarien ihre Naturschutzaufgaben nur wahrnehmen können, wenn sie sich dieser Opposition direkt stellen. Berechtigte Kritik müssen sie annehmen; sie müssen besser werden und ihre Aktivitäten so darstellen, dass die Öffentlichkeit sie unterstützt. Sie müssen deutlich machen, dass Zoos und Aquarien eine Naturschutzaufgabe wahrnehmen und gleichzeitig hohe Standards für das Wohlbefinden der Tiere einhalten. Die Strategie strebt an, dass Zoos und Aquarien durch konsequentes Wahrnehmen ihrer Möglichkeiten eine der stärksten Kräfte im weltweiten Naturschutz werden. Das Zauberwort dazu heißt „Integration“, was bedeutet, dass alle Tätigkeiten der Zoos und Aquarien stärker vernetzt und in Beziehung zu nachhaltigen Feldprojekten und in situ-Programmen gesetzt werden sollen.

Naturschutz wird so als durchgängiges Prinzip definiert. Ferner müssen die Werte Nachhaltigkeit sowie Sozial- und Umweltverantwortlichkeit Grundlage der Philosophie jeder Institution sein. Von den Zoos wird gefordert, dass sie ständig daran arbeiten, die Wahrnehmung ihrer vier Hauptaufgaben zu verbessern, und dass sie nachhaltige, energiesparende Verfahren im Betrieb und beim Bauen anwenden und diese „grünen“ Praktiken ihren Besuchern erklären, dass sie die Besucher über die Bedrohung von Arten und Lebensräumen sowie über Schutzmaßnahmen der Zoowelt und anderer Organisationen informieren und klar machen, was die Tierhaltung im Zoo mit Naturschutzprojekten vor Ort zu tun hat, dass sie durch Öffentlichkeitsarbeit zur Bewusstseinsbildung beitragen und die Besucher und die breite Öffentlichkeit in die Debatte über die vielseitigen Gründe der Bedrohung von Lebensräumen und Arten in freier Wildbahn einbeziehen, sie motivieren und versuchen, ihre Unterstützung zu gewinnen, dass sie versuchen, auch die Souvenirläden und die Gastronomie in Naturschutzprogramme einzubinden – zum Beispiel durch den Verkauf von Kunsthandwerk aus Naturschutzgebieten, um mit den Einnahmen die lokale Bevölkerung zu unterstützen.

Der Zoo als Tierhaltungsbetrieb

Währenddem es früher Ziel der Zoologischen Gärten war, möglichst artenreiche Kollektionen zu zeigen, ist in den letzten Jahrzehnten ein klarer Trend zur Reduktion der Tierbestände zu beobachten. Im Gegenzug wurden Gehege zusammengelegt, vergrößert und tiergerechter eingerichtet, Programme zur Verhaltensanreicherung entwickelt und das Leben vieler Zootiere durch die Gemeinschaftshaltung mehrerer Arten interessanter gestaltet. Maßgeblich hiefür sind die ethischen Richtlinien des Weltverbandes der Zoos und Aquarien (WAZA), die verlangen, dass alle Gehege so groß und so ausgestattet sein müssen, dass sie ein natürliches Verhalten zulassen und dass den Tieren Rückzugsmöglichkeiten und, wo erforderlich, Abtrenngehege zur Verfügung stehen. Für viele Tierarten gibt es zudem konkrete Haltungsrichtlinien, die vom Europäischen Erhaltungszuchtprogramm (EEP) herausgegeben wurden und die zumeist erheblich über den gesetzlichen Mindestanforderungen liegen. Denn nur wenn die Zoos ihre Tiere optimal halten, können sie als Naturschutzeinrichtungen glaubhaft sein. Ebenfalls entsprechend den WAZA-Richtlinien bemühen sich die Zoos, wo immer möglich Neuanschaffungen auf in menschlicher Obhut zur Welt gekommene Tiere zu beschränken. Bei Arten, für die es Erhaltungszuchtprogramme gibt, ist der Rat des Zuchtkoordinators für die betreffende Art einzuholen.

Anders als früher sehen die Zoos heute davon ab, möglichst viele Tiere zu züchten, denn die Fortschritte in Tierhaltung und Zootiermedizin haben dazu geführt, dass die Lebenserwartung im Zoo meistens höher ist, als in freier Wildbahn. Es braucht somit weniger Nachzuchttiere, um den eigenen Bestand zu erhalten, und die Platzierung in anderen Haltungen ist oft schwierig, weil dafür nur Einrichtungen infrage kommen, die über geeignete Unterbringungsmöglichkeiten verfügen. Zoos sehen sich deshalb immer wieder dem Problem gegenüber, dass sie Jungtiere nicht an einen guten Platz vermitteln können und sie deswegen einschläfern oder schlachten müssen. Das Töten solch „überzähliger“ Tiere ist naturgemäß wenig populär und seine Notwendigkeit dem Publikum nur schwer zu vermitteln. Durch Haltungsmaßnahmen, wie das vorübergehende Trennen männlicher und weiblicher Tiere oder durch chirurgische oder pharmakologischen Empfängnisverhütung, versuchen die Zoos daher, die Zahl der nicht platzierbaren Tiere gering zu halten. Aber es muss dem Publikum auch klargemacht werden, dass eine zu starke Einschränkung der Geburtenrate nicht nur negative verhaltensbiologische Aspekte hat, sondern letztlich auch keine nachhaltige Zucht zulässt, und dass, ausgehend von einer Naturschutzvision der Zoos, die Nachhaltigkeit im Einsatz von Ressourcen und die Erhaltung der Biodiversität die höhere Priorität haben muss als die Erhaltung von einzelnen Individuen (RÜBEL, 2003). Die Leute müssen verstehen, dass auch in der Natur viel mehr Jungtiere geboren werden, als zur Fortpflanzung gelangen, und dass die nicht zur Erhaltung der eigenen Art nötigen Tiere im Nahrungskreislauf landen und damit zur Erhaltung anderer Arten beitragen.

Der Zoo als Freizeiteinrichtung

Jedes Jahr besuchen In Deutschland rund 60 Millionen Menschen einen Zoo, Tierpark, Wildpark, Vogelpark oder ein Schauaquarium. Damit gehören diese Wildtierhaltungen zu den bedeutendsten Freizeiteinrichtungen. Die Zoos brauchen diese Besucherzahlen, um wirtschaftlich zu arbeiten und weil sie ihren Aufgaben umso besser nachkommen können, je mehr Leute sie erreichen. Damit dies so bleibt, müssen sie sich ständig erneuern, ein gutes Angebot sichern und ein gutes Marketing betreiben.

Die lebenden Tiere in naturnaher Umgebung sind die Motivatoren der Besucher, mit denen der Zoo seine Ziele zu erreichen sucht. Eine moderne, naturnahe Tierhaltung, ist dabei entscheidend (RÜBEL, 2003). Diese muss nicht nur die Bedürfnisse der Tiere möglichst optimal befriedigen, sondern auch der Wahrnehmung des Publikums Rechnung tragen. Ein schwer vergitterter Affenkäfig mag den Tieren zwar sehr viel mehr Klettermöglichkeiten bieten als ein Gehege mit Glasabsperrung oder Wassergraben. Das Gitter vermittelt jedoch den Eindruck eines Gefängnisses und wird daher vom Publikum viel weniger akzeptiert.

Durch die Begegnung mit Tieren will der Zoo die Besucher für die Belange des Natur- und Artenschutzes motivieren, getreu dem VDZ-Motto „Wer Tiere kennt, wird Tiere schützen“. Begegnungen sind umso eindrücklicher, je unmittelbarer sie sind. Bei Tieren, die keine Gefahr für den Menschen darstellen, bietet es sich daher an, das Gehege für das Publikum begehbar zu machen. In großen Ökosystemhallen, in denen der Besucher den Eindruck hat, sich in einer exotischen Landschaft zu bewegen („habitat immersion“), wo die Tiere aber nicht leicht zu beobachten sind, hat sich der Einsatz von Zoo-Rangern bewährt, welche auf die Tiere aufmerksam machen und Erklärungen zu den einzelnen Arten abgeben können. Auch kontrollierte Fütterung durch die Besucher hat einen hohen Erlebniswert und ist bei manchen Tierarten durchaus vertretbar, gegebenenfalls unter unmittelbarer Überwachung durch das Zoopersonal.

Der Zoo als Lernort

Bildung ist eine zentrale Aufgabe der Zoos und wird als solche explizit in der Agenda 21 der Vereinten Nationen genannt. Zoos und Aquarien sind lebende Klassenzimmer, in denen Besucher emotional angesprochen und auf angenehme Art mit biologischen Phänomenen vertraut gemacht werden. Menschen aller Altersgruppen, die einen Zoo oder ein Aquarium besuchen, sollen den Tierbestand durch Entdecken und Staunen über die Vielfalt der Natur erfahren. Dabei soll ihnen ein allgemeines biologisches Wissen vermittelt werden, das sie die Zusammenhänge im Naturschutz verstehen lässt. Einen hohen Stellenwert hat die Arbeit mit Schülern. Größere Zoos betreuen daher Jahr für Jahr Hunderte von Schulklassen. In vielen Zoos finden auch Vorlesungen für Studenten und Volkshochschüler statt. Neben dem formalen Unterricht wird Wissen auch informell dem allgemeinen Publikum vermittelt. Die zoopädagogischen Dienste brauchen eine große methodische Kompetenz, um alle unterschiedlichen Besucher zu erreichen. Durch den Gebrauch des Internets können auch Menschen angesprochen werden, die nicht in den Zoo gehen.

Der Zoo als Forschungsstätte

Zoos haben die Möglichkeit, ihren Tierbestand für Forschung zu Gunsten des Naturschutzes einzusetzen und eine Plattform zu bilden, auf der sich Wissenschaftler und Besucher austauschen können. Diese Möglichkeiten werden allerdings noch nicht überall voll ausgeschöpft. Der VDZ fordert deshalb, dass alle seine Mitglieder Forschungsinitiativen im Naturschutz unterstützen und dass sie Mittel für Forschungsvorhaben sammeln, und die EAZA hat vor kurzem ein Strategiepapier herausgegeben, um die Situation zu verbessern (REID et al., 2009).

Hausinterne Forschung in Zoos kann auch zu neuen Erkenntnissen führen, die für die eigene Institution wichtig sind, wie etwa Untersuchungen in den Bereichen Tierhaltung, Besuchervorlieben oder zoopädagogische Methoden. Im Falle der Veterinärmedizin sind die Zoos in Deutschland, Österreich und der Schweiz insofern gut situiert, als die meisten von ihnen über fest angestellte Zootierärzte verfügen, die nicht nur kurativ tätig sind, sondern auch die Zeit und Gelegenheit haben, sich vertieft mit zootiermedizinischen Problemen zu befassen und entsprechende Arbeiten zu veröffentlichen.

Ebenso wichtig ist, dass die Zoos externen Forschungsgruppen Zugang zu Materialien und Tieren für Untersuchungen in verschiedenen Fachgebieten anbieten. Neben den Universitäten sind es im deutschsprachigen Raum vor allem Leibniz-Institute (namentlich das IZW Berlin), mit denen die Zoos zusammenarbeiten. Eine neue Dimension der Zusammenarbeit eröffnet das 2008 von der Fraunhofer-Gesellschaftins Leben gerufene Projekt „CRYO-BREHM“, in dessen Rahmen aus verschiedensten Geweben von Wildtieren Stammzellen isoliert und bei -145°C aufbewahrt werden - ein Schatz für den Artenschutz, die Forschung und eine spätere Nutzung zum Wohle der Menschheit.

Der Zoo als Naturschutzzentrum

Die Möglichkeiten der Zoos, sich als Naturschutzzentren zu betätigen, sind in ihrer Vielfalt einzigartig: Nur Zoos können Millionen von Menschen motivieren und informieren, Tiere züchten, sie für Auswilderungsprojekte zur Verfügung stellen, sowie ihr Gelände – die 47 VDZ-Zoos in Deutschland bedecken zusammen immerhin eine Fläche von etwa 1050 Hektar - ökologisch aufwerten und dadurch Lebensraum für einheimische Arten schaffen. Dazu können sie in Umweltbildung und -forschung tätig sein, Geld für den Naturschutz sammeln, ihre Einrichtung nach „grünen“ Grundsätzen betreiben, sowie Schutzprojekte finanziell, materiell und personell unterstützen oder selbst durchführen (DOLLINGER, 2005).

Als Beispiel mag das gemeinsame Amphibienschutzprogramm der Zoos und Privathaltern im deutschsprachigen Raum dienen, dessen Grundlage 2007 mit einem Amphibienkurs in Chemnitz gelegt wurde (DOLLINGER, 2008). An diesem Kurs wurden Vertreter von Zoos, Tier- und Wildparks und der Berufsverbände über das weltweite Amphibiensterben informiert und motiviert, sich der Problematik anzunehmen. In der Folge wurde das erworbene Wissen nach dem Schneeballsystem weitergegeben, indem Kurse für Kuratoren, Wildparkleiter, Zootierärzte, Zoopädagogen und Zootierpfleger organisiert wurden. Eine Reihe von Zoos erstellte neue Anlagen für Amphibien oder wertete bestehende auf. Für bislang elf Arten wurden langfristige Zuchtprogramme in die Wege geleitet. Zahlreiche Zoos, Tier- und Wildparks begannen mit lokalen Naturschutzorganisationen zusammenzuarbeiten, um gefährdete Amphibienlebensräume in ihrer Umgebung zu erhalten. In Einzelfällen ging dies mit Wiederansiedlungsprojekten einher. Einige Zoos beteiligten sich an Amphibienschutzprojekten in Ländern der Dritten Welt oder engagierten sich in Forschungsvorhaben. Amphibien wurden ein Thema für die Zooschulen. In einer Auflage von 20'000 Exemplaren wurde dazu ein Lehrmittel herausgegeben (BIRTSCH et al., 2008). Im Rahmen des von WAZA ausgerufenen Jahres des Frosches wurden Poster ausgestellt, Spenden und Unterschriften gesammelt, und über die Internetauftritte des VDZ und einzelner Zoos konnte ein weiteres Publikum erreicht werden.

Der Zoo als Wirtschaftsfaktor

Ein Aspekt des Zoos, der häufig übersehen wird, ist seine Rolle als Wirtschaftsfaktor. Zoos schaffen Arbeitsplätze. Allein die VDZ-Zoos geben rund 4000 Menschen Lohn und Brot. Hinzu kommen zahlreiche Arbeitsplätze in angeschlossenen Betrieben, wie den Zoogaststätten. Von der Wertschöpfung der Zoos profitieren aber auch Dritte, sei es als Zulieferer oder durch Ausgaben der Besucher auf der An- und Abreise. Der Natur- und Tierpark Goldau in der Schweiz hat errechnet, dass seine Wertschöpfung etwa das Drei- bis Vierfache seines Jahresbudgets beträgt und dass von den erzeugten Geldflüssen insbesondere die Standortregion profitiert (WEBER, 2008).

Anders als viele andere kulturelle Einrichtungen müssen die meisten Zoos ihre beträchtlichen Betriebskosten ganz oder zum größeren Teil selbst erwirtschaften. Weil sie dazu Eintrittsgelder erheben, wird ihnen häufig unterstellt, sie seien kommerzielle Einrichtungen. Dies trifft aber für die große Mehrheit der im VDZ organisierten Zoos nicht zu, denn diese werden vom Land oder von Kommunen betrieben, sind gemeinnützige Gesellschaften und als solche oft im Besitz der öffentlichen Hand oder sie gehören Stiftungen oder Vereinen. Relativ wenige könnten von ihrer Rechtsform her Profit machen. Diese fahren aber oft Defizite ein oder reinvestieren den Profit in vollem Umfang in das Unternehmen. Wenn Zoos im gleichen Ausmaß subventioniert würden, wie zum Beispiel städtische Theater, könnten sie getrost auf Eintrittsgebühren verzichten.

Was ist ein guter Zoo?

Die Zoos der Alpenregion haben sich zur Frage „Was ist ein guter Zoo?“ ihre Gedanken gemacht und diese wie folgt zusammengefasst:

Ein guter Zoo ist ein Zoo,

  • in dem sich die Tiere, die Besucher und das Personal wohl fühlen,
  • der wirtschaftlich und nachhaltig arbeitet, und
  • der dem Tier-, Natur- und Artenschutz verpflichtet ist und die Empfehlungen der Welt-Zoo-Naturschutzstrategie bestmöglich umsetzt.

In diesem Sinne sollte es Ziel eines jeden Zoos sein, seine Aufgaben so wahrzunehmen, dass ihm das Prädikat „Guter Zoo“ gebührt!

Literatur:

Althaus, Thomas (2005). Naturschutzaktivitäten der Zoos aus externer Sicht – Aufwand und Nutzen. Verh.-Ber. 2. Rigi-Symposium – Die Bedeutung der Zoos für den Naturschutz. Goldau-Rigi, 17.-19.2.2005: 61-63.

Birtsch, Jürgen & Wolters, Jürgen (2008). Sei kein Frosch – Hilf uns! Materialien und Hintergründe zum weltweiten Amphibiensterben. Stiftung Artenschutz, Münster.

Dollinger, Peter (2005). Die WAZA – eine Naturschutzorganisation? Verh.-Ber. 2. Rigi-Symposium – Die Bedeutung der Zoos für den Naturschutz. Goldau-Rigi, 17. – 19.02.2005: 64-67.

Dollinger, Peter (Hrsg., 2008). Amphibien brauchen unsere Hilfe. Verhandlungsbericht des Amphibienkurses, Chemnitz, 27.-30. Juni 2007. WAZA-Geschäftsstelle, Bern.

Dollinger, Peter (2008). Editorial. Verh.-Ber. 3. Rigi-Symposium – Was ist ein guter Zoo?. Goldau-Rigi, 28.02. – 01.03.2008: 5-7.

Grzimek, Bernhard (1959) Serengeti darf nicht sterben – 367'000 Tiere suchen einen Staat. Verlag Ullstein. Berlin, Frankfurt, Wien.

Hediger, Heini (1973). Bedeutung und Aufgaben der Zoologischen Gärten. Vierteljahresschrift der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich, 118: 319-328.

IUCN/UNEP/WWF (1991). Caring for the Earth – A Strategy for Sustainable Living. Gland, Switzerland.

IUDZG/CBSG (1993). The World Zoo Conservation Strategy – The Role of the Zoos and Aquaria of the World in Global Conservation. IUDZG. ISBN 0-913934-20-8

IUDZG-WZO (1995). Zoo Future 2005 – Formulated at the 1995 Futures Search Workshop of the World Zoo Organization – IUDZG. IUDZG.

Poley, Dieter (1993). Das gesellschaftliche Umfeld der Zoos. In: Poley, D. (Hrsg.) Berichte aus der Arche. Georg Thieme Verlag. Stuttgart. ISBN 3-89373-217-9

Reid Gordon McGregor, Macdonald, A.A., Fidgett, A. L., Hiddinga, B. & Leus, K. (2009). Das Forschungspotential in Zoos und Aquarien – Die Forschungsstrategie der EAZA. Filander-Verlag, Erlangen. ISBN 978-3-930831-70-8

Rübel, Alex (2003). Aufgaben moderner Zoologischer Gärten und Aquarien. Verh.-Ber. 1. Rigi-Symposium – Die Bedeutung von Fortpflanzung und Aufzucht von Zootieren. Goldau-Rigi, 27.02. – 01.03.2003: 23-25.

Schratter, Dagmar (2008). Was ist ein guter Zoo: Innensicht. Verh.-Ber. 3. Rigi-Symposium – Was ist ein guter Zoo). Goldau-Rigi, 28.02. – 01.03.2008: 32-33.

WAZA (2005). Zoos und Aquarien für Naturschutz – Die Welt-Zoo und Aquarium-Naturschutzstrategie. WAZA Geschäftsstelle, Bern. ISBN 3-033-428-8.

Weber, Felix (2008). Value added by a Zoo – The economic relevance of Goldau Animal Park. Proc. 6th Int. Conference on Zoo Marketing and Public Relations, Kwalata 9-12 October 2007: 94-96. WAZA Geschäftsstelle, Bern.

dollinger-bibli

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Mittwoch, 06 März 2013 21:11

DITTRICH, L. (1977)

Lebensraum Zoo - Tierparadies oder Gefängnis?

Herder Verlag Freiburg, Basel, Wien. ISBN 3-451-17721-8.
https://doi.org/10.1002/biuz.19790090309

Buchbesprechung (Naturwissenschaftlicher Verein für Schwaben):

Die Freiheit ist nun einmal kein Paradies und der Zoo möchte es gern sein, wird aber dies Ziel immer nur in engen Grenzen erreichen können. Der Direktor des Zoo Hannover, Dr. Lothar Dittrich, befaßt sich sehr ausführlich, sachlich und gründlich mit dieser Problematik. Er schildert die einzelnen Aspekte des Lebens in der Gefangenschaft und die Mühen, sie für das Tier so erträglich wie nur möglich zu machen. Er beschreibt das Verhalten der Tiere und der Tierpfleger, die im Einklang stehen sollen, die Bemühungen des Tierarztes, die Pfleglinge bei bester Gesundheit zu erhalten, spricht von  Parasiten und  Eingewöhnung, von  Unfällen und  Konflikten, von  Fütterung und Gehegegestaltung usf. Aus seinem Buch kann jeder Tierfreund  ehr  viel lernen;  es ist jedem zu empfehlen, der als Besucher des Tierparks seine Insassen und ihre Pfleger verstehen will.

dittrich-biblio

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Mittwoch, 09 Januar 2013 08:43

Vergesellschaftung

 

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Breitmaulnashörner, Steppenzebras und Pinselohrschweine auf einer Afrika-Anlage im Zoo Osnabrück © Lukas Wittsleker, Pro Zoo

 

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Steppenzebras, Elenantilopen und Große Kudus auf Afrika-Savanne im ZOOM Gelsenkirchen ©i Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Problemlos und öfters praktiziert ist die Vergesellschaftung von Okapis (Okapia johnstoni) und Duckern (hier Cephalophus natalensis im Zoo Berlin) © Wolfgang Dreier, Berlin

 

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Vergesellschaftung von Haus- und Wildtieren, hier Breitmaulnshorn (Ceratotherium simum) und Watussirind (Bos primigenius f. africana) im CERZA-Zoo Lisieurx © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Parkteil Asien im Tierpark Hagenbeck - Kombination von Vergesellschaftung (Trampeltier und Kropfgazelle) und hintereinander in eine Sichtachse gelegte Gehege © Stephan Hering-Hagenbeck

 

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Trampeltiere (Camelus bactrianus) und Weißschwanzstachelschweine (Hytrix indica) im Arche Noah Zoo, Braunschweig © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Begegnung von Wolf und Syrischem Braunbäre im Natur- und Tierpark Goldau © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Eine der vielen Rückzugsmöglichkeiten für die mit Syrischen Braunbären zusammenlebenden Korsakfüchse im Zoo Heidelberg © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Gemeinschaftshaltung von Kalifornischem Seelöwe und Atlantischem Tümmler im Tiergarten Nürnberg - Pressefoto TG Nürnberg

 

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Vergesellschaftung von Orang und Zwergotter im Tierpark Hagenbeck. Beide Arten haben Gehegebereiche, die nur für sie zugänglich sind © Uwe Wilkens, Hamburg

 

Die Vergesellschaftung unterschiedlicher Arten ist von zoopädagogischem Interesse, erlaubt sie doch zwischenartliche Beziehungen aufzuzeigen, wie z.B. Symbiose oder Biologische Rangordnung (siehe Bild: Elenantilopenbock / Zebras > Elenantilopenkühe > Strauße). Sie ist auch ein probates Mittel zur Verhaltensanreicherung. In der Aquaristik, Terraristik und der Vogelhaltung waren Gemeinschaftshaltungen bereits im 19. Jahrhundert gang und gäbe, wenn auch aus anderen Motiven. Dabei wurden oft zuviele oder nicht zusammenpassende Arten vergesellschaftet mit dem Ergebnis, dass Haltungs- und Zuchterfolge unbefriedigend waren. In den letzten Jahrzehnten haben die Zoos daher im Allgemeinen die Anzahl und Zusammensetzung der Arten auf Wassergeflügelteichen und Stelzvogelwiesen, in Volieren und Freilandterrarien drastisch reduziert.

Gemeinschaftshaltungen unter Beteiligung von Säugetieren sind eher jüngeren Datums. Anfänglich wurden hauptsächlich verschiedene Affenarten miteinander vergesellschaftet, wobei es sich in der Regel um zusammengewürfelte Gruppen von Einzeltieren handelte. Bei den Raubtieren gab es die Haltung von gemeinsam aufgezogenen Löwen und Tigern oder von verschiedenen Bärenarten, letztere mit dem Ergebnis, dass der dominante Eisbärenmann auch mit den Bärinnen sämtlicher anderer Arten kopulierte.

Eher aus praktischen, d.h. fütterungstechnischen, denn aus edukativen Gründen wurden bisweilen Huftiere der unterschiedlichsten Arten und Provenienzen zusammen auf sogenannten "Heufresserwiesen" gehalten. Solche Anlagen gibt es vereinzelt heute noch [1]. Pionier der zoogeografisch konzipierten Gemeinschaftshaltungen war Carl HAGENBECK mit seinem Afrika-Panorama, zu dem auch eine Savanne mit Zebras, Antilopen und Straußen gehörte [5]. Sinnvollerweise sollten solche Anlagen entweder für domestizierte Formen (z.B. Watussirinder, Hängeohrziegen, Somalischafe) oder aber für Wildformen, die im selben Biom, etwa der Savanne, vorkommen. Die Kombination von Haus- und Wildtieren kann zwar in der Praxis durchaus funktionieren, ist aber aus didaktischen Gründen eher abzulehnen [1].

Oft werden Huftiere auch mit Nagetieren vergesellschaftet, so z.B. Maras oder Wasserschweine mit Neuwelt-Kameliden oder Tapiren, Präriehunde mit Bisons, Alpenmurmeltiere mit Gemsen oder Steinböcken oder Stachelschweine mit Trampeltieren.

Auch bei manchen Raubtieren ist eine Kombination unterschiedlicher Arten möglich. So gibt es zahreiche Vergesellschaftungen von Braubären mit Rotfüchsen, Korsaks, Goldschakalen oder Wölfen. Werden sich konkurrenzierende Arten vergesellschaftet wie z.B. Brillenbär und Nasenbär, müssen für die unterlegene Art zweckmäßige Fluchtwege vorhanden sein, für Nasenbären z.B. Bäume mit einer Stammdicke bis zu 20 cm oder gespannte Seile mit einem Durchmesser von mindestens 20 mm, ferner geeignete und gut verteilte exklusive Rückzugsmöglichkeiten [3]. Eindrücklich ist die Vergesellschaftung von Baribals und Bisons, wie sie im Safari de Peaugres praktiziert wird. Mangusten werden in vielen Zoos zusammen mit anderen Arten gehalten, so z.B. Fuchs-, Zwerg-, Zebramangusten, Erdmännchen oder Kusimansen mit Stachelschweinen [7].

Kriterium für die Vergesellschaftung von Beutegreifern und Beute muss (nach Schweizerischer Tierschutzverordnung) sein, dass Fang und Tötung der Beutetiere unter Bedingungen wie im Freiland erfolgt. Voraussetzung dafür ist, dass das Gehege für beide, Beutegreifer und Beutetier, tiergerecht eingerichtet ist. Dies bedingt, dass ein Teil des Geheges ausschließlich für die Beutetiere zugänglich ist. Für die Vergesellschaft von Viperiden und Zwergmäusen z.B. ist ein ausreichend großes Röhricht aus Getreide-, Schilf- oder Bambusstengeln bis zu 7 mm Dicke und nicht unter 50 cm Höhe vorzusehen, das den Hauptaufenthaltsbereich der Mäuse bilden wird. Fische, die in Teiche in Bärenanlagen eingesetzt werden, müssen sich in Höhlen oder Baumstämmen in Bodennähe des Beckens verstecken können.

Auch Meeressäuger unterschiedlicher Arten lassen sich vergesellschaften. So schwimmen z.B. in der "Yukon Bay" des Erlebnis-Zoos Hannover Kalifornische Seelöwen (Zalophus californianus), Nördliche Seebären (Callorhinus ursinus) und Kegelrobben (Halichoerus grypus) fredlich miteinander, im Zoo Dortmund Kalifornische Seelöwen und Südamerikanische Seebären (Arctocephalus australis) und in der Delphin-Lagune des Tiergartens Nürnberg gar Kalifornische Seelöwen und Atlantische Tümmler (Tursiops truncatus).

Zahlreiche Beispiele für unterschiedliche, geglückte und missglückte Vergesellschaftungen werden von ZIEGLER [15; 16] und SVÁBIK [7-14] gegeben.

Gemeinschaftshaltung macht das Leben für die Tiere interessanter. Aber auch gefährlicher, denn auch Tiere bekommen nichts geschenkt. Es können unerwartet Krankheiten von Art zu Art übertragen werden. So können Schafe Träger des Erregers des Bösartigen Katarrhalfiebers (BKF, Ovines Herpesvirus Typ 2) sein. Sie erkranken selbst nicht, aber übertragen das Virus auf andere Wiederkäuer (z.B. Wisent, Elch, Rentier, Giraffe), bei denen es meistens zum Tode führt [6].

Huftiere unterschiedlicher Arten können sich durchaus miteinander verwandt fühlen was, namentlich zwischen männlichen Exemplaren zu Kämpfen um Reviere oder Weibchen führen kann. Unterschiedliche Körpermassen oder Kampftechniken bei können auch bei nicht sehr ernst gemeinten Kämpfen zu schweren, bisweilen tödlichen Verletzungen führen [4]. So fügte z.B. 2021 im Zoo Zürich ein Breitmaulnashornbulle einem Grévyzebrahengst eine tödliche Bauchverletzung zu [18].

Raubtiere können sich schon mal an einem Tier vergreifen, das im Freiland nicht zu ihrem Beutespektrum gehört. So war z.B. die Vergesellschaftung von Löwen mit Mangusten oder von Eisbären mit Polarfüchsen selten erfolgreich, auch wenn zahlreiche Verstecke und Fluchtmöglichkeiten eingebaut wurden. Die als Vegetarier angesehenen Kleinen Pandas töten und fressen junge Muntjakhirsche. Trompetervögel delektieren sich an jungen Agutis. Flusspferde, die jahrelang friedlich mit Antilopen, Zebras und Straußen zusammenlebten und gar zusammen mit ihnen spielten, töten ihre Gehegekumpane, wenn sie ins Wasserbecken steigen oder fallen. So geschehen 2004 im Zoo Basel, als der Flusspferdbulle den Grantzebrahengst, mit dem er seit 12 Jahren zusammengelebt hatten nach einem Sturz ins Wasserbecken tötete [17].

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Zwischenartliche Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Kampftechniken im Zoo Frankfurt. Zoo Archiv

Werden solche Ereignisse bekannt gegeben, rufen sie fast stets den Unmut von Tierfreunden hervor, derselben Leute, die lautstark verlangen, dass Tiere "artgerecht" und "wie in der Natur" gehalten werden sollen. Aber eben: In der Natur werden die meisten Tiere von anderen getötet und dann von diesen oder von anderen gefressen, und das eher früher als später. Warum soll es bei einer naturnahen Haltung im Zoo anders sein?

Literatur und Internetquellen:

  1. BLASZKIEWITZ, B. (2012)
  2. DORMAN, N.  & BOURNE, D.C. (2010)
  3. FAIVRE, C. (1995)
  4. GRZIMEK, B. (1956)
  5. HAGENBECK, C. (1908) 
  6. MATZAT, T. (2012)
  7. SVÁBIK, K. (rev. 2020)
  8. SVÁBIK, K. (rev. 2020a)
  9. SVÁBIK, K. (rev. 2020b
  10. SVÁBIK, K. (rev. 2020c)
  11. SVÁBIK, K. (rev. 2020d)
  12. SVÁBIK, K. (2021)
  13. SVÁBIK, K. (2022)
  14. SVÁBIK, K. (2022a)
  15. ZIEGLER, T. (2002)
  16. ZIEGLER, T. (2002a)
  17. ZOO BASEL - PM vom 11.07.2012
  18. ZOO ZÜRICH - PM VOM 24.12.2021

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(4'011)

Freigegeben in Haltungsbedingungen
Mittwoch, 09 Januar 2013 07:53

Wie Tiger im Zoo leben

In den Internetauftritten zoofeindlicher Organisationen finden sich in aller Regel Aufnahmen, auf denen ein Vertreter einer charismatischen Tierart in einer deprimierenden Umgebung gezeigt wird. Die Bilder sind möglichst unvorteilhaft durch schwere Eisengitter aufgenommen. Sie stammen wo möglich aus einem Kleinzoo oder einer privaten Tierhaltung, oder aus einem Zoo in Ost- oder Außereuropa, werden aber verwendet, um die Zoos insgesamt zu diskreditieren.

Am Beispiel des Tigers soll daher auf untenstehender Galerie gezeigt werden, wie die Tiere in Zoos tatsächlich leben.

[4283]

 

Freigegeben in Haltungsbedingungen
Donnerstag, 14 Juni 2018 13:24

SCHÄDLICH, M. (2002)

Die Entwicklung der Haltungsbedingungen von Wildtieren im Freistaat Sachsen im Zeitraum  von 1996 bis 2001 unter besonderer Berücksichtigung der Haltungsbedingungen von Großbären (Ursidae).

The development of keeping conditions of game in the Federal State of Saxony between 1996 and 2001 with special consideration of the keeping conditions of bears (Ursidae).

Vet. med. Diss., Univ. Leipzig

191 Seiten, 70 Abbildungen, 56 Tabellen, 231 Literaturangaben, 4 Anhänge

Institut für Tierhygiene und Öffentliches Veterinärwesen der Veterinärmedizinischen Fakultät der Universität Leipzig, Prof. Dr. Peter Schwerg in Zusammenarbeit mit dem Zoo Dresden, Direktor: Prof. Dr. H. Lücker und anderen zoologischen Einrichtungen

GOOGLE Books

Zusammenfassung:

1996 wurde im Freistaat Sachsen eine Kommission zur Begutachtung von Wildtierhaltungen gegründet. Aufgabe der Kommission ist es, die vorhandenen Wildtierhaltungen gemäß den gesetzlichen Bestimmungen sowie Gutachten und Leitlinien zu beurteilen und die Vollzugsbehörden mit Empfehlungen zur Erteilung von Auflagen gutachterlich zu unterstützen.

Im Zeitraum von Oktober 1996 bis Februar 1997 begutachtete man 82 Wildtierhaltungen. Insgesamt wurden 1996 in Sachsen ca. 1000 Wildtierarten gehalten. Die Tierhaltungen wurden anhand von Checklisten beurteilt, die Fragestellungen zu den Wildtierhaltungen als Einrichtung, Angaben zur Tierhaltung, insbesondere zu Größe und Ausstattung der Gehege, der Fütterung, der Hygiene, Angaben zum Gesundheitszustand und zur tierärztlichen Betreuung und Angaben zur Pflege einschließlich der Personalausstattung beinhalteten. Für die Anordnung entsprechender Maßnahmen zur Behebung von Haltungsmängeln in den Einrichtungen wurden Übergangsfristen von sofortiger Abstellung bis zu einer Ein-, Drei-, Fünf- bzw. Zehn-Jahresfrist empfohlen. Bei der Auswertung wurden abhängig von der Größe der Einrichtung, der Eigentumsstruktur oder dem besonderen
Charakter der Einrichtung vier Einrichtungsgruppen gebildet. 2001 wurde erneut eine entsprechende Datenerhebung durchgeführt, die den Erfüllungstand der Auflagen sowie aktuelle Problemfelder erfasste. Die Untersuchung 2001 betraf 70 Einrichtungen.

Im Jahr 1996 erwiesen sich von 1216 untersuchten Gehegen 299 als mangelhaft. Insgesamt wurden 409 Haltungsmängel festgestellt. Davon traten in den größeren zoologischen Einrichtungen 78 Mängel, in der Gruppe der kommunalen und staatlichen Einrichtungen 236 Mängel, bei privaten Tierhaltern 75 Mängel und in der Gruppe der sonstigen Einrichtungen 20 Mängel auf. 1996 sollten im Sofortvollzug 54,3% aller vorgefundenen Mängel behoben werden. In Jahresfrist waren 6,8% aller Mängel abzustellen. 11,2% aller Mängel waren innerhalb von drei Jahren und 12,2% aller Mängel spätestens nach fünf Jahren zu beheben. Hauptmängelschwerpunkte 1996 waren die Größe der Gehege und die Gehegeausstattung; beide zusammen stellten 1996 68,0% aller gefundenen Mängel dar. Bei der Datenerhebung 2001 wurde festgestellt, dass von den 1996 gefundenen 409 Mängeln 360 Mängel behoben wurden. Dies entspricht 88,0% aller 1996 vorhandenen Mängel. Da zehn Mängel eine Befristung von 7-10 Jahren besitzen, wurden nur 9,5% aller 1996 gefundenen Mängel nicht fristgerecht abgestellt. 63,3% aller 2001 aufgetretenen 49 Mängel resultierten aus einer ungenügenden Gehegegröße. 18,4% aller Mängel lagen in einer ungenügenden Gehegeausstattung begründet.

Als besondere Problemfelder erwiesen sich die fehlenden finanziellen Mittel der Einrichtungen, die mangelnde Sachkenntnis vor allem der privaten Tierhalter bezüglich der Haltungsbedingungen der Tiere, die angespannte Personalsituation der Einrichtungen oft korrespondierend mit fehlenden, aber notwendigen Qualifizierungsmöglichkeiten des Personals, das Nichtvorhandensein oder die ungenügende Umsetzung eines Masterplanes sowie die mangelnde Gewährleistung von Planungssicherheit durch kommunale Träger, die Haltung nichteinheimischer Tiere von Privathand, das Nichtnutzen von Beratungs- und Informationsmöglichkeiten seitens kleinerer kommunaler Einrichtungen und das Töten überzähliger Tiere bei ungenügenden Haltungsbedingungen und Unmöglichkeit der Abgabe. Anhand von Großbärenhaltungen wurden einige dieser Problemfelder exemplarisch dargestellt.

Für die Entwicklung der Großbärenhaltungen ergibt sich folgende Situation. 1996 existierten in Sachsen 14 Großbärenhaltungen, davon wurden elf Haltungen Auflagen erteilt. Sieben Einrichtungen erfüllten die Auflagen vollständig, zwei Einrichtungen teilweise und zwei Einrichtungen nicht. Im Zeitraum der letzten fünf Jahre wurden fünf neue Bärengehege gebaut, in drei Gehegen wurde die Gehegeeinrichtung verbessert. Vier Tierhaltungen wurden beendet.

Es wird die Schaffung einer einheitlichen Stelle vorgeschlagen, die als Schnittstelle zwischen Behörde, kommunalem Träger und Einrichtung fungiert und die einerseits über eine zentrale und gezielte Vergabe von Fördermitteln an zoologische Einrichtungen die Entwicklung dieser Einrichtungen gemäß der EU-Zoo-RL koordiniert und andererseits als zentraler Ansprechpartner für die verschiedenen Belange der Zoos dient. Die Initiierung einer expliziten gesetzlichen Regelung, die die Entwicklung der zoologischen Einrichtungen beinhaltet, wird für günstig erachtet. Dadurch könnte der zentralen gesellschaftlichen Rolle der zoologischen Einrichtungen Rechnung getragen werden.

Summary:

In 1996 a commission to examine game keeping was found in the Federal State of Saxony in order to judge the existing game keeping according to statutory provisions, expert opinions and guidelines. Furthermore, the commission supports the penal institutions by providing recommendations of expert opinion to give conditions.

Between October 1996 and February 1997 82 game keepings were examined. In 1996 a number of about 1000 game species were kept in Saxony. Those animal keepings were judged by checklists which contained questions of game keeping as institutions, data of animal keeping, especially the size and equipment of the enclosures, the feeding hygiene, data of the animals’ state of health and of the care of veterinary surgeons and data of the care including the staff situation. Transitional deadlines ranging from ‘stopping immediately’ up to a time limit of 1, 3, 5, or 10 years were recommended for the order of adequate measures to remove defects in keeping in the institutions. In the process of evaluation four institutional groups were established depending on the size of the institution, the structure of ownership or the special character of the institution. In 2001 another data collection was carried out to record the state of fulfilments of the conditions as well as new areas of problems. The examination was done in 70 institutions.

In 1996 299 out of 1216 examined enclosures were found to be defective. A total number of 409 defects in keeping were detected. Out of those, 78 defects occurred in the bigger zoological institutions, 236 in the communal and state run institutions, 75 in the private sector and 20 occurred in the group of ‘other institutions’. In 1996 54,3 % of all defects found were to be remedied with prompt execution. In one year 6,8 % of all defects had to be stopped, 11,2 % in three years time and 12,2 % in five years time. In 1996 main defect points were the size of the enclosures and the equipment of the enclosures which represented together 68,0 % of all defects found in 1996. The data collection done in 2001 states that 360 out of the 409 problems found of 1996 were solved, that is 88,0 % of all detected defects of 1996. Because a 7-10 year time limit applies to ten defects, only 9,5% of all found problems were not solved in time. In 2001 63,3 % of the 49 emerged defects result from an insufficient size of the enclosure. 18,4 % of all problems are based on the deficient equipment of the enclosures.

Special areas of problems were the lack of financial funds of the institutions, the lack of expertise, especially of private animal keepers with respect of keeping conditions of the animals, the tense staff situation of the institutions often corresponding with lacking but essential possibilities of qualification for the staff, the non-existence or unsatisfactory realization of a master plan and inadequate warranty for plan security through the communal responsible body, the keeping of non indigenous animals by private individuals, the low use of consulting and information options by smaller communal organizations and finally the killing of supernumerary animals under deficient keeping conditions and impossibility of hand-over. Some fields of problems were exemplary documented by the keeping of bears.

The development of keeping bears is the following: In Saxony there existed 14 bear keepings in 1996, out of which 11 keepings were given conditions. Seven keepings fulfilled the conditions completely, two partly and two institutions not at all. Over the last five years five new bear enclosures were built and the equipment was improved in three enclosures. Four keepings were closed down.

A setting up of an uniform department, which is the link between the authorities, the communal responsible bodies and the institutions, is recommended. The department coordinates then the central and calculated allocation of grants to the zoological institutions in order to coordinate the development of those keepings according to EU-Zoo-Guidelines and to function as a central contact for the various concerns of the zoos. The accomplishment of an explicit statutory regulation, which contains the development of the zoological institutions, is seen as favourable. Therefore, the central social role of the zoological institutions is taken into account.

 

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Donnerstag, 14 Juni 2018 10:15

DOLLINGER, P. (Hrsg., 2003)

Die Bedeutung von Fortpflanzung und Aufzucht von Zootieren.

Verh.-Ber. des 1. Rigi-Symposiums, Goldau-Rigi, 27. Februar - 1. März 2003. WAZA, Bern.

Editorial:

Um seine vielfältigen Ziele besser erreichen zu können, beschloss der Weltverband der Zoologischen Gärten und Aquarien (WAZA), an seiner Jahrestagung in Nagoya, 1998, eine ständige Geschäftsstelle einzurichten. Im Oktober 2001 wurde dieses Ziel mit dem Amtsantritt eines vollamtlichen Direktors erreicht, und im November konnten die in Bern angesiedelten Büroräumlichkeiten bezogen werden. Kurz danach schlossen WAZA und ZOOSchweiz, die Gesellschaft wissenschaftlicher Zoologischer Gärten der Schweiz eine Verwaltungsvereinbarung ab, nach der die Geschäftsstelle das Sekretariat von ZOOSchweiz führt.

Diese Konstellation hat den Vorteil, dass Neuerungen in der Zusammenarbeit zwischen dem Weltverband und seinen Mitgliedern mit Leichtigkeit im Massstab 1:1 getestet werden können, und im Erfolgsfalle damit gerechnet werden darf, dass sie sich allgemein durchsetzen. So hat sich z.B. ZOOSchweiz bereit erklärt, eines der beiden ersten WAZA-Magazine zu sponsern. Da die Resonanz auf die neuen Magazine gut war, fiel es leicht, weitere Sponsoren zu finden: Heft 3 wird nun vom Verband Deutscher Zoodirektoren (VDZ), Heft 4 vom Amerikanischen Zoo und Aquarienverband  (AZA) und Heft 6 vom Chester Zoo finanziert werden.

Es ist durchaus möglich, dass das Rigi-Symposium eine ähnliche Auswirkung haben wird. Ursprünglich als Veranstaltung von ZOOSchweiz geplant, ist es nun zu einer regionalen Tagung der wissenschaftlichen Zoos der Schweiz, Österreichs und Bayerns geworden, und unter dem Schirm des Weltverbandes werden die in diesem Verhandlungsbericht zusammengefassten Ergebnisse weiteren Zookreisen und einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, als dies im Falle einer rein nationalen Veranstaltung der Fall gewesen wäre.

Wer das kleine Einmaleins nicht kann, wird einer Differentialrechnung mit völligem Unverständnis gegenüber stehen. Tatsächlich dürfte es so sein, dass die Mehrheit der Bevölkerung, einschliesslich derer, welche die Grundrechenarten perfekt beherrschen, mit höherer Mathematik nichts anzufangen weiss. Daraus den Schluss zu ziehen, das Differenzieren sei keine valable Methode, greift aber sicher zu kurz.

Genau dies ist aber der  gedankliche – aus eidgenössischer Sicht schwer zu verstehende - Ansatz, der zur Interpretation des unbestimmten Rechtsbegriffs des „Tötens von Tieren ohne vernünftigen Grund“ in Deutschland angewendet wird: Wenn eine uninformierte Gesellschaft nicht nachvollziehen kann, weshalb es in Zoologischen Gärten aus vernünftigen Gründen des Tier- und Artenschutzes überzählige Tiere geben muss, dann darf es keine geben (siehe Beitrag von J. LUY). Folglich wird kriminalisiert, wer - z.B. im Interesse einer Erhaltungszucht oder eines artgemässen Gruppenverhaltens - eine Vermehrung nicht verhindert, obwohl er zum Zeitpunkt der Geburt noch nicht abschätzen kann, ob sich für die Jungtiere in zwei Jahren eine artgemässe, definitive Unterbringung findet.

Ich hoffe daher, dass dieser Band eine breite Leserschaft findet und dass die aus der Tagung zu ziehenden Schlussfolgerungen – etwa, dass Kommunikation eine vorrangige Tätigkeit der Zoos sein muss (A. RÜBEL), dass die Möglichkeit sich fortzupflanzen keine Alternative zu einer im übrigen inadäquaten Tierhaltung darstellt (P. SCHLUP und C. LERCH), oder dass das deutsche Publikum das Töten überzähliger Tiere sehr wohl akzeptiert, sobald es die Landesgrenze nach Österreich überschritten hat (M. MARTYS) - praktische Konsequenzen zum Wohl der Tiere in unserer Obhut und ihrer gefährdeten Vettern in der Wildbahn haben werden.

Inhalt (Downloads):

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DOLLINGER, P. Editorial HTML
- Teilnehmer PDF
- Medientext PDF
- Ergebnisse PDF
MARTIN, C. Situation der Biodiversität weltweit PDF
MARTIN, C. Zielerreichung Countdown 2010, Bedarf an neuen Strategien PDF
STADLER, B. Situation der Biodiversität im Alpenraum PDF
JUNHOLD, J. Der Beitrag der Zoos zum Erhalt der Biodiversität – ein Überblick PDF
BREITENMOSER U. & C. & SLIWA, A. Bedeutung und Potentiale der Zoos am Beispiel der Katzen PDF
RÜBEL, A. Die Aufgaben der Zoos und die Arterhaltungsprogramme, eine kritische Sicht PDF
SCHMIDT, C. Zuchtprogramme- ein Meilenstein der Tiergartenbiologie PDF
HOLST, B. Bedeutung der Zuchtprogramme für den weltweiten Artenschutz PDF
NIEKISCH, M. Bedeutung der Aktivitäten der Zoos für den in-situ-Naturschutz PDF
ENGEL, H. In situ-Artenschutz: Kernaufgabe für Zoos PDF
BERLING, T. Der Zoo als Motor regionaler Agrobiodiversität PDF
HINDENLANG, K. Bildung für Nachhaltige Entwicklung mit Fokus Biodiversität PDF
PHILIPS, L. Bildung als wichtigste Aufgabe der Zoos PDF
ZIEGLER, T. Forschung als wichtige Aufgabe der Zoos zur Erhaltung der Biodiversität PDF
DOLLINGER, P. Erhaltung der Biodiversität im Zoo – oder die Quadratur des Zirkels PDF
Ganzer Band (mittlere Druckqualität)
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Donnerstag, 14 Juni 2018 11:21

Zoo

Zoo (von altgriechisch ζῷον für Lebewesen oder Tier) ist die Kurzform für zoologischer Garten. Sie bezeichnet

  • im allgemeinen Sprachgebrauch eine meist parkartige, öffentlich zugängliche Einrichtung, in der eine größere Anzahl von Tieren unterschiedlicher Arten gehalten werden
  • im Sinne der Zoo-Richtlinie der EU dauerhafte Einrichtungen, in denen lebende Exemplare von Wildtierarten zwecks Zurschaustellung während eines Zeitraums von mindestens sieben Tagen im Jahr gehalten werden; ausgenommen hiervon sind Zirkusse, Tierhandlungen und Einrichtungen, die die Mitgliedstaaten von den Anforderungen der Richtlinie ausnehmen, weil sie keine signifikante Anzahl von Tieren oder Arten zur Schau stellen und die Ausnahme die Ziele der Richtlinie nicht gefährdet.
  • im Selbstverständnis der Zoos eine öffentlich zugängliche Einrichtung, in der Tiere unterschiedlicher Arten für die Zwecke der Erholung, Volksbildung, Forschung und des Naturschutzes (Recreation, Education, Research and Conservation) gehalten werden

Wilde Tiere haben Menschen schon immer fasziniert. Davon zeugen steinzeitliche Höhlenzeichnungen und die Errichtung von Wildtierhaltungen in vielen Hochkulturen der Frühzeit, der Antike oder im präkolumbianischen Amerika. Zwecke und Formen der Haltung haben sich im Laufe der Zeit immer wieder gewandelt. Zoos sind daher ein interessanter Aspekt der menschlichen Kulturgeschichte.

Der älteste, als „Zoo“ (Menagerie) konzipierte, gegründete, kontinuierlich betriebene und heute noch bestehende Zoo ist der Tiergarten Schönbrunn in Wien, dessen Errichtung von FRANZ VON LOTHRINGEN, dem Gemahl von Kaiserin MARIA THERESIA veranlasst wurde. Als zweitältester erhaltener Zoo gilt die Menagerie im Jardin des Plantes in Paris (1793). Diese bürgerliche Gründung, welche die königliche Menagerie beim Schloss von Versailles ersetzte, sollte hauptsächlich der naturkundlichen Bildung der Bevölkerung dienen. Manche ihrer Leiter haben auch die Entwicklung der Zoologie nachhaltig beeinflusst, so etwa ÉTIENNE GEOFFROY SAINT-HILAIRE oder FRÉDÉRIC CUVIER. 

 

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© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx