ALLEN, T. B. (1979)
Wild Animals of North America.
406 Seiten, 340 Farbfotos, 74 Verbreitungskarten.
National Geographic Society. Washington DC.
Verlagstext:
From tiny mice to gigantic whales, bears, and more, this authoritative reference describes the amazing diversity and natural beauty of wildilfe from Mexico to Arctic Canada. The wonderful photography includes mesmerizing close-ups of animals as they nurture their young, do battle, and play. The book covers more than two hundred species, answering questions on specific characteristics and providing accompanying photographs that demonstrate behaviors and habitats.
Das Buch ist vergriffen und kann nur antiquarisch beschafft werdeen.
allen-biblio
Gaur
Überordnung: LAURASIATHERIA
Taxon ohne Rang: CETARTIODACTYLA
Ordnung: Paarzeher (ARTIODACTYLA)
Unterordnung: Wiederkäuer (Ruminantia)
Unterfamilie: Echte Rinder (Bovinae)
Tribus: Rinder i. e. S. (Bovini)
Gaur
Bos (Bibos) gaurus • The Gaur • Le gaur ou seladang
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Der in seiner Heimat gefährdete und in vielen Gebieten bereits ausgerottete Gaur ist nebst dem Wildyak das größte Wildrind und somit ein imposanter Botschafter für Natur- und Artenschutzanliegen in Süd- und Südostasien. Als Stammform einer Haustierart ist er auch zoopädagogisch interessant. Obwohl seine Haltung durch ein internationales Zuchtbuch und ein europäisches Zuchtprogramm gefördert wird, ist er in unseren Zoos nur selten zu sehen. Körperbau und KörperfunktionenMit einer Kopf-Rumpflänge bis zu 330 cm, einer Schwanzlänge von 80 (70-105) cm, einer Schulterhöhe von 165-213, gelegentlich bis zu 220 cm und einem Gewicht von bis zu einer Tonne ist der Gaurbulle eine imposante Erscheinung und vermutlich das größte Wildrind, wobei die Bullen des Wildyaks in etwa in der gleichen Kategorie spielen. Es besteht ein deutlicher Geschlechtsdimorphismus. Die Bullen haben eine zweiteilige Wamme an Kinn und Hals, einen hohen, durch verlängerte Dornfortsätze der Brustwirbel gestützten Buckel über dem Widerrist und mächtige Muskeln im Schulterbereich. Ihre an der Basis durch einen hohen, wulstartigen Stirnkamm verbundenen Hörner sind bis 115 cm lang und der Abstand zwischen den Hornspitzen kann bis 120 cm betragen. Die Kühe sind deutlich kleiner. Sie haben kleinere Hörner, die Grundfarbe ihres Fells ist dunkelbraun, jene der Bullen schwarzglänzend. Beide Geschlechter haben weiße Stiefel. Ein Spiegel wie beim Banteng ist nicht vorhanden [1; 3; 6]. VerbreitungSüd- und Südostasien: Bangladesch, Bhutan, Kambodscha, China, Indien, Laos, Malaysia, Myanmar, Nepal, Thailand, Vietnam [2]. Lebensraum und LebensweiseDer Gaur besiedelt immergrüne, teilweise laubabwerfende und feuchte laubabwerfende Wälder mit offenem Wasser und möglichst geringer Störung durch den Menschen. Die Höhenverbreitung reicht vom Meeresspiegel bis auf 2’800 m, wobei die tieferen Lagen bevorzugt werden. Zum Äsen gehen die Tiere auch auf Kaffeeplantagen, Agrarland und in Forste. Gaure sind sowohl Gras- als auch Laubäser. Junges Gras wird am meisten gefressen, daneben werden Bambus-Schoße, Blätter, Früchte, Zweige, Baumrinde und Getreide genommen. Die Tiere gehen täglich zur Tränke [2]. Das Aktivitätsmuster des Gaurs ist polyphasisch. Die Tiere ruhen tagsüber viel und haben abends bis spät in die Nacht eine ausgedehnte Fressperiode. Sie bilden nicht sehr stabile Gruppen aus mehreren Kühen mit ihren Kälbern, denen sich oft ein oder mehrere subadulte oder adulte Bullen anschließen. Den größeren Teil des Jahres leben die Bullen aber getrennt in Junggesellen-Verbänden oder einzeln. Für kurze Zeit können sich mehrere Gruppen zu größeren Herden zusammenschließen [3; 6]. Es gibt keine fixe oder dann regional unterschiedliche Fortpflanzungszeiten. Nach einer Tragzeit von 270-280 Tagen kommt in der Regel ein einzelnes, hellbraun gefärbtes Kalb zur Welt. Die Kälber schließen sich in der Herde zu Kindergärten zusammen, die stets von verteidungsbereiten Kühen umgeben sind. Sie werden bis zum 8. oder 9. Monat gesäugt und werden im 2. bis 3. Lebensjahr geschlechtsreif [3; 4; 5]. Gefährdung und SchutzDie Bestände des Gaur sind in den letzten Jahrzehnten stark zurückgegangen. Gründe dafür sind eine Übernutzung durch die Jagd, Lebensraumzerstörung, Konkurrenz um Futter und Übertragung von Krankheiten von domestizierten Rindern. Die Art wurde deshalb aufgrund einer Beurteilung aus dem Jahr 2016 als gefährdet eingestuft (Rote Liste: VULNERABLE) [2]. Der internationale Handel ist durch CITES-Anhang I eingeschränkt. Die Einfuhr lebender Exemplare aus den Ursprungsländern ist zudem wegen der restriktiven Veterinärbestimmungen der EU so gut wie ausgeschlossen. Zoogestütztes Artenschutzprojekt (Beispiel):
Bedeutung für den MenschenDer Gaur wird - oft illegal und auch in Schutzgebieten - zur Gewinnung von Fleisch sowie von Körperteilen zur Verwendung in der traditionellen orientalischen Medizin oder zur Herstellung von kunstgewerblichen Erzeugnissen gejagt. Gaure wurden vor längerer Zeit als Jagdwild in der Ostkap-Provinz Südafrikas angesiedelt. Die domestizierte Form, der Gayal, wird wegen seiner Trophäen auf texanischen Jagdfarmen gehalten, wo eine Abschussgebühr von ca. 10'000 USD berechnet wird [2; Online Inserate 2019]. HaltungIm Zoo Dortmund werden die Gaure gemeinsam mit Malaienhühnern gehalten. Seit 1966 besteht ein Internationales Zuchtbuch, das am Zoo Berlin geführt wird. Dieses umfasste im Dezember 2016 insgesamt 335 lebende Individuen in 47 Einrichtungen [IZY 52]. Das von WEIGL angegebenen Höchstalter im Zoo liegt bei 26 Jahren und 2 Monaten, erreicht von einem im Zoo Berlin geborenen und später in Amsterdam gehaltenen weiblichen Tier [5]. Haltung in europäischen Zoos: Die Nominatform der Art wird in rund einem Dutzend Zoos gehalten, von denen sich ein paar im deutschsprachigen Raum befinden. Der Hinterindische Gaur ist seit mehr als einem halben Jahrhundert in Europa nicht mehr anzutreffen. Für Details siehe Zootierliste. Die europäische Erstzucht gelang im Jahr 1909 dem Zoo Berlin. Es gibt ein Europäisches Zuchtprogramm (EEP), das von der Ménagerie im Jardin des Plantes, Paris, koordiniert wird. Seit 2019 besteht jedoch eine Empfehlung, nicht mehr zu züchten und die Tiere mittelfristig durch Bantengs zu ersetzen, weil der Banteng stärker gefährdet sei und die gegenwärtige europäische Gaurpopulation auf nur 4 B. g. gaurus-Gründertiere zurückgehe, und einzelne Tiere noch Blut vom Hinterindischer Gaur führten [7]. Im Gegensatz dazu steht die Tatsache, dass ebenfalls 2019 der Zoo Zlín vier (2.2) einjährige, nicht verwandte Gaurkälber aus Indien importieren konnte. die erste Einfuhr nach Europa seit 60 Jahren. Mindestanforderungen an Gehege: Nach Säugetiergutachten 2014 des BMEL soll für bis zu 5 Tieren ein Gehege von mindestens 400 m² zur Verfügung stehen, für jedes weitere Tier 30 m² zusätzlich. Stallfläche 6 m²/Tier. Das Säugetiergutachten gibt vor, dass für tropische Rinderarten die Stalltemperatur mindestens 18°C betragen muss. Dies wäre auf den Gaur anwendbar. Rinderställe werden aber in der Regel ohne Schaden für die Tiere nicht beheizt, es sei denn es würden darin auch kleinere Tiere, wie Antilopen, gehalten. Die vom Gutachten für Einzelboxen vorgegebenen 6 m² sind für Gaure zu knapp bemessen, für Kühe mit Kalb sollte man nicht unter 8 m², für Bullen nicht unter 10 m² gehen. Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für bis zu 5 Tieren ein Gehege vor, dessen Grundfläche 500 m² misst. Für jedes weitere Tier kommen 80 m² zur Basisflächen dazu. In der Stallung ist für jedes Tier 8 m² anzubieten. Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) sind für 1-5 Tiere 800 m² erforderlich, für jedes weitere 80 m² mehr, ferner eine Stallfläche von 10 m²/Tier. Die Stalltemperatur muss mindestens 18ºC betragen. Die Tiere sind paarweise, in Familiengruppen oder Herden zu halten. Taxonomie und NomenklaturDer Gaur wurde 1827 von dem englischen Oberstleutnant Charles Hamilton SMITH, einem wissenschaftlichen Illustrator und autodidaktischen Naturforscher, unter seinem heute noch gültigen Namen erstmals wissenschaftlich beschrieben. Es werden zwei Unterarten unterschieden: der Vorderindische (Bos g. gaurus) und der Hinterindische Gaur (Bos g. laosiensis = hubbacki = readei). Der Gaur gilt als Stammform des Gayals. Er wird bisweilen zusammen mit dem Banteng in der Untergattung Bibos zusammengefasst [2; 3; 7]. |
Literatur und Internetquellen
- CASTELLÓ, J. R. (2016)
- DUCKWORTH, J.W. et al. (2016). Bos gaurus. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T2891A46363646. http://www.iucnredlist.org/details/2891/0. Downloaded on 11 June 2018.
- GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
- PUSCHMANN, W., ZSCHEILE, D., & ZSCHEILE, K. (2009)
- WEIGL, R. (2005)
- WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
- BOURGEOIS, B. (2019). Gaur (Bos gaurus) EEP Phase out strategy. Regional Collection Plandecision statement, PPT.
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Bison
Überordnung: LAURASIATHERIA
Taxon ohne Rang: CETARTIODACTYLA
Ordnung: Paarzeher (ARTIODACTYLA)
Unterordnung: Wiederkäuer (Ruminantia)
Unterfamilie: Echte Rinder (Bovinae)
Tribus: Rinder i. e. S. (Bovini)
Bison
Bison bison • The American Bison or Buffalo • Le bison d'Amérique
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Der immer noch als potenziell gefährdet eingestufte Amerikanische Bison ist als "Indianerbüffel" ein äußerst populäres Tier und ist eines der Musterbeispiele dafür, wie Tierarten durch nicht-nachhaltige Nutzung beinahe ausgerottet wurden und in letzter Minute durch Mitwirkung der Zoos gerettet werden konnten. Er ist eine der wenigen nordamerikanischen Säugetierarten, die in europäischen Tierarten häufig gehalten werden. Körperbau und KörperfunktionenDer Bison ist das größte noch lebende Wildtier Nordamerikas. Bullen erreichen eine Kopf-Rumpflänge von 304-380 cm, eine Schulterhöhe von 167-195 cm, eine Hornlänge bis 56 cm und ein Gewicht von 460-988(-1'100) kg. Der Geschlechtsdimorphismus ist sehr deutlich. Kühe werden nur 210-350 cm lang, 150-180 cm hoch und 360-554 kg schwer. Der Kopf der Bisons ist schwer und wird namentlich bei Präriebison tief getragen. Hinterhaupt und Halswirbel werden durch ungewöhnlich starke Nackenbänder mit den stark verlängerten Dornfortsätzen der Brustwirbel verbunden. Bedingt durch die Dornfortsätze ist der Widerrist insbesondere der Bullen hoch und die Rückenlinie fällt nach hinten ab. Die Hufe sind schmaler als beim europäischen Wisent und der Schwanz ist kürzer. Die Behaarung von Bison und Wisent ist auffallend verschieden. Der Kopf und Vorderhälfte des Körpers sind beim Bison bedeutend stärker behaart und die Vorderläufe sind zu jeder Jahreszeit stark behost. Die hintere Körperhälfte ist dagegen während des Sommers fast nackt. Es sind ein Stirnschopf, dessen Haare beim Präriebison-Bullen über 50 cm lang werden können, ein langer Kinnbart und eine Halsmähne vorhanden. Der 43-60 cm lange Schwanz ist bis auf eine Endquaste kurz behaart. Das Fell ist rotbraun, an Kopf, Mähne und Schulter ins Schwarze übergehend. Die Ohren sind schwarz. Die Bullen haben an der Penisvorhaut ein auffälliges Haarbüschel, die Kühe 2 Paar Zitzen [7; 8; 15]. Der bei uns weniger gut bekannte Waldbison unterscheidet sich vom Präriebison dadurch, dass er etwas größer ist, sein Kopf kleiner scheint, weil Scheitelmähne und Bart weniger entwickelt sind, der Unterschied zwischen der Felllänge des Vorderkörpers und jener des Hinterkörpers weniger ausgeprägt ist, die Unterarm-Manschetten schwächer ausgeprägt sind, der höchste Punkt des Rücken sich vor und nicht über den Vorderläufen befindet und die Hörner in der Regel das Scheitelhaar deutlich überragen [7; 8]. VerbreitungDie beiden Unterarten sind verbreitet in: Lebensraum und LebensweiseDer Präriebison ist ein Charaktertier der nordamerikanischen Grasländer, der Waldbison lebt in lockeren borealen Nadelwäldern. Früher gingen die Bisons im Felsengebirge bis auf eine Höhe von 3'200-3'900 m. ü. M., heute findet man sie noch bis auf 2'750 m. Präriebisons fressen im Sommer Gräser, Seggen und Kräuter, Waldbisons nehmen auch Blätter von Bäumen und Sträuchern, Zweige, Triebe und Baumrinde. Im Winter wird auf vertrocknetes Gras, Flechten und Moose ausgewichen. Die Tiere gehen einmal täglich zur Tränke [2; 15]. Bisons sind hauptsächlich tagaktiv. Sie bilden (im Yellowstone-Nationalpark) nach Geschlechtern getrennte Gruppen von 10-63 oder, vor allem während der Brunft, gemischte Herden bis zu 480 Tieren. Zur Erschließung neuer Nahrungsgründe unternehmen (bzw. unternahmen) sie Wanderungen, wobei sie sich zu größeren Herden - bis ins 18. Jahrhundert bis zu 4 Millionen Tiere - zusammenfanden. Vom Juli an zogen sie südwärts, mit Beginn des Frühjahrs kehrten sie in kleineren Trupps oder Herden wieder nach Norden zurück. Auf ihren Wanderungen traten sie sich »Büffelpfade« genannte Wege aus, von denen jeweils Hunderte nebeneinander über große Strecken geradeaus führten. Einzelne Individuen, namentlich ältere Stiere, schlossen sich jeweils dem Strom nicht an, sondern blieben ganzjährig in derselben Gegend. [7; 8; 9; 15; 20]. Die Brunft fällt auf Ende Juni-September. BREHM [20] berichtet dazu Folgendes: "Die Brunst währt ungefähr einen Monat lang; Stiere aber, welche ihren Trieb nicht befriedigen können, bleiben noch wochenlang nach der eigentlichen Brunstzeit wüthend und bösartig. Ein unausstehlicher Moschusgeruch erfüllt die Luft, macht sie auch dem Jäger schon von weitem kenntlich und durchdringt das Wildpret in einem Grade, daß es, für Europäer wenigstens, vollkommen ungenießbar wird. Die heftige Erregung bringt das Thier außerdem sehr vom Leibe; es vergißt, sich zu äsen, magert ab, entkräftet schließlich und bleibt hinter den eigentlichen Herden zurück." Abgekalbt wird Mitte April-Mai, beim Waldbison etwas später. Nach einer Tragzeit von 274 (254-295) Tagen kommt in der Regel ein einzelnes, ocker- bis rotbraun gefärbtes Kalb mit einem Gewicht von ca. 25-30 kg zur Welt. Die Kälber stehen bereits nach 10 Minuten und gehen nach einer halben Stunde ans Euter. Sie werden bis zum 7-8. Monat gesäugt, bisweilen länger. Innerhalb der Herden bilden sie Kindergärten. Die Färsen werden mit 2 Jahren geschlechtsreif [8; 12; 15]. Gefährdung und SchutzDie Art wird aufgrund einer Beurteilung aus dem Jahr 2016 als potenziell gefährdet eingestuft, weil sie nach wie vor von Schutzprogrammen abhängig ist und es nur einige wenige freilebende und langfristig lebensfähige Populationen gibt (Rote Liste: NEAR THREATENED) [2]. Der internationale Handel wird durch CITES nicht geregelt, nachdem der Waldbison mit Wirkung auf den 3. Januar 2017 aus Anhang II gestrichen wurde. Historische Entwicklung: Vor der Landnahme durch die Europäer war der Bison von Nordmexiko bis nach Alaska verbreitet und hatte einen geschätzten Gesamtbestand von 60 Millionen Tieren. Durch den Bau der transkontinentalen Eisenbahnlinie wurde die Population in eine nördliche und eine südliche Herde gespalten. Durch nicht nachhaltige Jagd brachen die Bestände ein. Um 1895 waren schätzungsweise nur noch 800 Bisons übrig. 1905 konstituierte sich im Löwenhaus des New Yorker Bronx Zoos unter Leitung von William T. HORNADAY, dem damaligen Zoodirektor, die „American Bison Society“ mit dem Ziel, die Art zu retten. Es wurden Tiere zusammengekauft und gezüchtet, und Nachzuchttiere wurden in Schutzgebieten in Oklahoma und Süddakota ausgewildert [9]. Für die nördliche Unterart, den Waldbison, erließen die kanadischen Behörden 1893 ein Jagdverbot und errichteten 1922 den Wood Buffalo Park in Alberta und Mackenzie, mit einer Fläche, die leicht über jener der Schweiz liegt (44'800 qkm). Allerdings wurden in den Jahren 1925-28 insgesamt 6'673 Präriebisons aus dem aufgelösten Buffalo Park in Wainwright (Alberta) in den Wood Buffalo Park umgesiedelt, wo sie sich mit den Waldbisons vermischten, sodass man die Unterart bereits ausgestorben glaubte. Glücklicherweise wurde 1957 noch eine reinblütige, von den übrigen Tieren durch Sümpfe getrennte Herde entdeckt, womit letztlich beide Unterarten erhalten werden konnten [3; 10]. Heute leben wieder rund 19'000 Präriebisons in 54 „conservation herds“, also Herden die von Behörden oder Nichtregierungsorganisationen im Interesse der Arterhaltung bewirtschaftet werden, und 11'000 Waldbisons in 11 „conservation herds“. Etwa die Hälfte dieser Tiere lebt in nicht-eingezäunten Flächen innerhalb des natürlichen Verbreitungsgebiets der jeweiligen Unterart. Nur fünf Herden des Präriebisons und drei Herden des Waldbisons umfassen mehr als 1'000 Individuen [2]. Zoogestützte Artenschutzprojekte (Beispiele):
Bedeutung für den MenschenDer Bison hatte für die Prärieindianer Nordamerikas eine herausragende kulturelle und wirtschaftliche Bedeutung. Im Zuge der Erschließung des amerikanischen Westens wurde ab etwa 1820 damit begonnen, die Bisons planmäßig auszurotten, um den Indianern die Lebensgrundlage zu entziehen. Genutzt wurden namentlich die Häute und Zungen [7; 9]. Heute gibt es rund eine halbe Million Tiere in landwirtschaftlichen Haltungen, die hauptsächlich zur Fleischgewinnung gehalten werden. In diesem Zusammenhang wurden Bisons auch mit Hausrindern gekreuzt, wodurch sogenannte "Cattalos" entstanden. Die erste Hybridgeneration (F1) zeichnet sich allerdings durch reduzierte Fruchtbarkeit und Lebenskraft aus, insbesondere sind die Bullen steril [5]. HaltungEine Gemeinschaftshaltung mit anderen Arten ist möglich und wird gelegentlich praktiziert, so z.B. mit Präriehund, Schwarzbär, Weißrüsselbär, Halsbandpekari, Lama, Wapiti, Elch, Kanadagans oder Wildtrute. Das von WEIGL angegebenen Höchstalter im Zoo liegt bei über 33 Jahren und 6 Monaten, erreicht von einem in amerikanischen Zoos gehaltenen Bullen [14]. Haltung in europäischen Zoos: Der Präriebüffel ist in Europa weit verbreitet. Er wird in über 100 Zoos, Tier- und Wildparks sowie in zahlreichen Landwirtschaftsbetrieben - in der Schweiz rund ein, in Deutschland zwei Dutzend - gehalten. Vom Waldbison gibt es dagegen nur rund 15 öffentliche Haltungen Etwa 30 Prärie- und 9 Waldbisonhaltungen befinden sich im deutschsprachigen Raum. Für Details siehe Zootierliste. Wie Bisons gehalten werden (Beispiel):
Mindestanforderungen an Gehege: Nach Säugetiergutachten 2014 des BMEL soll für bis zu 5 Tiere ein Gehege von 400 m², für jedes weitere Tier 30 m² mehr, sowie eine einfache Schutzhütte vorhanden sein. Das Gutachten gibt ferner vor, dass bei Extensivhaltung die jedem erwachsenen Bison zur Verfügung stehende Fläche auf 5’000 m² auszulegen ist. Demgegenüber halten CYPZIRSCH et al. [6] fest, dass Bisons sehr gute Futterverwerter sind und 4'000 m² Weidefläche ausreichend sein können, um die Tiere während des Sommers zu ernähren und zusätzlich Winterfutter zu werben. Steht kein natürlicher Witterungsschutz, wie Einzelbäume, Hecken, Wald, zur Verfügung, müssen die Flächen in Stall oder Unterstand größer sein als bei anderen Rindern. Empfohlen werden 15 m²/Tier. Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für bis zu 5 Tieren ein Gehege mit natürlichen oder künstlichen Unterständen, die allen Tieren gleichzeitig Platz bieten vor, dessen Grundfläche 500 m² misst. Für jedes weitere Tier kommen 80 m² zur Basisflächen dazu. Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) sind für 1-5 Tiere 800 m² erforderlich, für jedes weitere 80 m² mehr, ferner ein geeigneter Unterstand zum Schutz gegen Witterungsverhältnisse, wie Regen, Schnee, Wind, Sonneneinstrahlung und Hitze. Die Tiere sind paarweise, in Familiengruppen oder Herden zu halten. Taxonomie und NomenklaturDer Bison wurde 1758 von Carl von LINNÉ als Bos bison erstmals wissenschaftlich beschrieben. Der englische Oberstleutnant Charles Hamilton SMITH, ein wissenschaftlicher Illustrator und autodidaktischer Naturforscher, führte 1827 die Gattungsbezeichnung Bison ein. Diese wird heute noch allgemein verwendet (z. B. in der Roten Liste der IUCN), obwohl in der jüngsten Taxonomie die Bisons wieder in die Gattung Bos eingegliedert wurde, womit Bison noch den Status einer Untergattung hätte. Es werden meistens zwei Unterarten differenziert: die Nominatform B. b. bison im Süden und B. b. athabascae im Norden des Artareals [2; 7; 8; 15]. |
Literatur und Internetquellen
- ABDEL-GAWAD, E. (2007)
- AUNE, K. et al. (2017). Bison bison. The IUCN Red List of Threatened Species 2017: e.T2815A45156541. http://www.iucnredlist.org/details/2815/0. Downloaded on 26 May 2018.
- BRIDGES, W. (1968)
- BUNDESVERBAND FÜR LANDWIRTSCHAFTLICHE WILDHALTUNG
- CORMACK GATES,C., FREESE, C. H., GOGAN,P. J. P. & KOTZMAN, M. (eds., 2010)
- CYPZIRSCH, K. & SCHNEIDER, C, (2010)
- GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
- HECK, H. (1968)
- HORNADAY, W. T. (1889)
- KIRK, G. K. (1968)
- KULISCH, M. (2013)
- PUSCHMANN, W., ZSCHEILE, D., & ZSCHEILE, K. (2009)
- SAMBRAUS, H. H. & SPANNL-FLOR, M.(2004)
- WEIGL, R. (2005)
- WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
- WOLF, H. (1995)
- WILDLIFE CONSERVATION SOCIETY (2013): American Bison Society News
- MINNESOTA ZOO (2022): Restoring Bison
- WILKINS, K., PEJCHAR, L. & GARVOILLE, R. (2019)
- BREHM, A. E. (1882-1887)
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Wisent
Überordnung: LAURASIATHERIA
Taxon ohne Rang: CETARTIODACTYLA
Ordnung: Paarzeher (ARTIODACTYLA)
Unterordnung: Wiederkäuer (Ruminantia)
Unterfamilie: Echte Rinder (Bovinae)
Tribus: Rinder i. e. S. (Bovini)
Wisent
Bison bonasus • The European Bison • Le bison d'Europe
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Ausrottung und Wiederansiedlung
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Der Wisent ist das größte noch lebende Wildtier Europas. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts stand er kurz vor der Ausrottung, konnte aber durch gemeinsame Anstrengungen der Zoos und weniger Privathalter gerettet und später in verschiedenen Ländern wiederangesiedelt werden. Heute gibt es wieder über 8'000 Tiere, die zu einem Viertel in Zoos und Wildparks leben. Körperbau und KörperfunktionenDer Wisent ist das größte noch lebende Wildtier Europas. Voll ausgewachsene Bullen des Flachlandwisents erreichen eine Kopf-Rumpflänge bis 350 cm, eine Schulterhöhe von 188 (-200) cm, eine Schwanzlänge bis 80 cm, eine Hornlänge bis 50 cm und ein Gewicht von 436-920(-1'000) kg. Bullen des Kaukasuswisents sind mit einer Schulterhöhe von rund 160 cm und einem Gewicht bis 700 kg deutlich kleiner. Der breite und kurze Kopf der Wisente ist im Vergleich zum Körper eher klein, die Augen sind klein, die Ohren kurz. Der Hals ist kurz. Bedingt durch stark verlängerte Dornfortsätze der Brustwirbel ist der Widerrist hoch und die Rückenlinie fällt nach hinten ab. Ihre Hufe sind breiter als beim Amerikanischen Bison. Das braun gefärbte Fell ist wollig und braun. Es sind ein Stirnschopf, ein Kinnbart und eine Halsmähne vorhanden, die beiden Bullen stärker entwickelt sind aber längst nicht die Dimensionen aufweisen wie beim Bison. Auch an den Vorarmen auf der ganzen Länge des Schwanzes sind die Haare verlängert. Es besteht ein deutlicher Geschlechtsdimorphismus. Kühe werden nur 320-640 kg schwer, ihr Buckel ist nicht so ausgeprägt und ihre Hörner sind kürzer, dünner und stärker gekrümmt. Die Bullen haben an der Penisvorhaut ein auffälliges Haarbüschel, die Kühe 2 Paar Zitzen [1; 2; 5; 6; 11]. VerbreitungWiederangesiedelte Populationen in Deutschland, Litauen, Polen, Rumänien, Russland, Slowakei, Ukraine, Weißrussland, außerhalb des natürlichen Verbreitungsgebiets in Kirgistan [1; 7]. Lebensraum und LebensweiseDer Wisent besiedelt Misch- und Laubwälder mit feuchten Lichtungen und gut ausgebildetem Unterholz, Wald-Wiesen-Mosaike und Waldsteppen. Die Höhenverbreitung reicht vom Meeresspiegel bis auf 2'100 m. Die Tiere sind tag- und nachtaktiv. Sie bilden Rudel von 5-40 Köpfen, die nebst Kühen mit ihrem Nachwuchs auch Bullen umfassen können. Ältere Bullen leben aber außerhalb der Brunftzeit oft allein oder in kleinen Gruppen von 3-4 Individuen. Im Winter können sich die Wisente zu größeren Herden zusammenschließen. Die Gruppen haben Streifgebiete von einigen wenigen bis zu 200 km² [1; 5; 11]. Wisente ernähren sich zu etwa zwei Dritteln von Gräsern, Seggen und Kräutern und zu einem Drittel von Knospen, Laub und Zweigen von Sträuchern und Bäumen, namentlich Birken, Eschen, Hagebuchen und Weiden. Auch Flechten und Moose werden gefressen. Saisonal kann Eichen- oder Buchenmast eine große Rolle spielen [1; 5; 11]. Die Brunft fällt in der Regel auf August-Oktober, die Abkalbezeit auf Mai-Juli. Nach einer Tragzeit von 276 (254-285) Tagen kommt in der Regel ein einzelnes Kalb mit einem Gewicht von ca. 20 (15-35) kg zur Welt, das während der ersten 3-4 Monate ein rotbraunes Jungendkleid trägt. Die Kälber werden bis zum 6., gelegentlich 9. Monat gesäugt. Kühe werden mit (2-)3 Jahren geschlechtsreif, Bullen zeigen ab dem 4. Lebensjahr eine voll entfaltete Spermatogenes, kommen aber meist erst mit 6 Jahren erstmals zur Fortpflanzung [1; 5; 8; 11]. Gefährdung und SchutzAb 1988 galt der Wisent als gefährdete Tierart (Rote Liste: VULNERABLE). 1996 wurde er als stark gefährdet eingestuft (ENDANGERED) und seit 2020 gilt er nur noch als potenziell gefährdet, weil sich die wiederangesiedelten Bestände in freier Wildbahn gut vermehrt haben. Es sind allerdings nach wie vor spezielle Schutzmaßnahmen erforderlich, weil nur wenige Wildbestände mehr als 150 Individuen umfassen und weil die genetische Banbreite gering ist [7]. Die Art fällt nicht unter CITES. Sie ist geschützt nach Anhang III des Berner Übereinkommens über die Erhaltung der europäischen wildlebenden Pflanzen und Tiere und ihrer natürlichen Lebensräume, den Anhängen II und IV der Richtlinie 92/43/EWG des Rates vom 21. Mai 1992 zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen (FFH-Richtlinie). Zoogestützte Artenschutzprojekte (Beispiele):
In verschiedenen europäischen Ländern leben Wisente in halbwilden, großflächig eingezäunten Herden, zum Teil mit der Absicht, sie ganz freizulassen. Bei diesen Projekten geht es zum Teil umd die Erhaltung des Wisents als Art, zum Teil aber auch um Landschaftspflege oder Tourismusförderung [12].
Ausrottung und WiederansiedlungBis in die Völkerwanderungszeit war die Art in Europa weit verbreitet. Mit der intensivierten Rodungstätigkeit ab dem Frühmittelalter wurde das Areal des Wisents rasch auf die vom Menschen dünner besiedelten Gebiete Osteuropas eingeengt. Um 400 n.Chr. wird der Wisent noch in den Pyrenäen erwähnt. Im 6. Jahrhundert war er in Frankreich schon so selten, dass die Jagd den Frankenkönigen vorbehalten blieb. Im 11. Jahrhundert starb er in England aus [3]. Im Süden des deutschen Sprachgebiets kam die Art bis ins 11. Jahrhundert vor, wie die "Benedictiones ad Mensas" des Klosters Sankt Gallen und der Ortsname "Wiesendangen" (Kanton Zürich), ursprünglich "Wisuntwang" - Wisent-Aue - bezeugen [4]. Bis 1200 finden wir den Wisent noch in Bayern und Österreich, aber zu Beginn der Neuzeit gab es ihn nur noch in Polen, Siebenbürgen und im Herzogtum Preußen, wo zwischen 1729 und 1742 noch 42 Wisente erlegt oder für Hetztheater eingefangen wurden. Die letzten preußischen Wisente lebten in den Wäldern bei Labiau und Tilsit. Hier fiel das letzte Tier 1755 einem Wilderer zum Opfer. In Sachsen, wohin einige Wisente als Staatsgeschenke gelangt waren, gab es dann den letzten Bestand auf deutschem Boden, der 1793 erlosch [3]. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts existierten in Europa noch zwei freilebende Wisentpopulationen: Der Flachlandwisent im Urwald von Bialowieza an der polnisch-weißrussischen Grenze und der Kaukasuswisent. Vom Flachlandwisent gab es bei Ausbruch des 1. Weltkriegs 737 Tiere. Der Bestand litt stark während der Kriegswirren, und als die Deutschen 1916 die Verwaltung des Bialowieza-Waldes übernahmen, waren nur 150 Tiere übrig. Dank strengem Schutz wuchs der Bestand bis 1918 wieder auf 200 Tiere an. Währen der letzten Kriegstage erschossen jedoch die auf dem Rückzug befindlichen deutschen Truppen alle Wisente bis auf 20 Stück, die anschließend polnischen Wilderern zum Opfer fielen. Am 9. Februar 1921 wurde der letzte freilebende Flachlandwisent getötet [2; 5; 6]. Im Kaukasus wurde der Wisent von bolschewistischen Revolutionären verfolgt, weil er als ein Symbol der Aristokratie galt. 1926 oder 1927 wurde der letzte Kaukasuswisent getötet und damit war die Art in der Wildbahn ausgestorben. Zum Glück hatten einige Wisente in menschlicher Obhut überlebt. Der damalige Direktor des Frankfurter Zoos, Dr. Kurt Priemel, erstellte ein Inventar der Überlebenden und hatte mit Stichtag 15. Oktober 1922 56 Tiere (27 Bullen und 29 Kühe) registriert, die auf 12 Gründertiere zurückgingen. Vom 25.-26. August 1923 fand dann in Berlin eine Tagung aller Wisenthalter statt, an der die “Internationale Gesellschaft zur Erhaltung des Wisents” gegründet wurde. Kurt Priemel wurde zum ersten Präsidenten gewählt und der Direktor des Tierparks Hellabrunn, Heinz Heck, übernahm die Funktion des Zuchtbuchführers [2; 5, 6]. Das erste Internationale Zuchtbuch wurde 1932 veröffentlicht. Nach dem Zweiten Weltkrieg, der dem Wisentbestand arg zugesetzt hatte, nahmen Dr. Jan Zabinski vom Warschauer Zoo und Dr. Erna Mohr vom Zoologischen Museum Hamburg die Arbeit am Zuchtbuch wieder auf, das dann der Schirmherrschaft des Internationalen Zoodirektorenverbandes (heute WAZA) unterstellt wurde. 1951 gab es wieder 135 Wisente, davon 65 in Polen, 22 in der Sowjetunion, 24 in drei Haltungen in Schweden und 24 in sechs anderen europäischen Institutionen. 1956 erfolgte die erste Wiederansiedlung im Bialowieski Nationalpark. Ein Jahr später wurde die halbwilde Herde auf dem Damerower Werder in Mecklenburg begründet. 1974 überschritt der Wisentbestand die Marke von 1500 Tieren. 25 % der Wisente lebten in Zoos, 30 % in Wildgattern 45 % in freier Wildbahn [5; 6; 7]. Für 2007 wies das Internationale Zuchtbuch 1817 reine Flachlandwisente und 1993 Tiere der Kaukasus-Flachland-Linie aus. Davon lebten 1443 Tiere in Gehegen und 2367 in 31 freilebenden und 4 halbfreien Herden. Bis 2019 war die Zahl der Gehegetiere auf 1'738 gestiegen, dijenige der halbwilden auf 479 und die der wildlebenden auf 6'244. Heute gibt es also insgesamt wieder weit über 8'000 Tiere. Die größten wilden Bestände leben in Polen und Weißrussland [7]. HaltungWisent und Bison lassen sich problemlos kreuzen. In den ersten Jahren des Erhaltungzuchtprogramms wurde versucht, den Wisentbestand durch den Einsatz von Bisonkühen in einer Verdrängungszucht zu erhöhen. Glücklicherweise wurden diese Bestrebungen aufgegeben, sobald ausreichend reinblütige Tiere verfügbar waren. Heute gibt es nur noch zwei freilebende Hybridpopulationen im Zentralteil des Kaukasusmassivs, die auf 1.4 Mischlinge aus Askania Nova zurückgehen, deren Wisent-Blutanteil durch Zuführung von Wisentbullen der Kaukasuslinie erhöht wurde. Erste Kreuzungsversuche von Wisent und Hausrind wurden von 1847 bis 1859 im damaligen Ostpolen (heute Weißrussland) mit dem Ziel unternommen, starke Zugrinder zu züchten. Von 1958-1976 wurde in Bialowieza eine Hybridzucht Wisent-Hausrind betrieben, um verschiedene wissenschaftliche Fragen zu klären. Die Hybriden erwiesen sich als größer als die Ausgangstiere, der schwerste Bulle erreichte ein Gewicht von 1'030 kg, die schwerste Kuh von 880 kg. Es zeigte sich auch, dass männliche Tiere der F1-Generation unfruchtbar waren. Weibliche Tiere mussten also für weitere Generationen mit einer der Ausgangsarten verpaart werden. Je nach eingesetzter Hausrindrasse war das Aussehen der Hybriden sehr unterschiedlich [5]. Eine Gemeinschaftshaltung mit anderen Arten wie Wildpferden, Wildschweinen, Dam- oder Rothirschen ist in größeren Gehegen möglich und wird gelegentlich praktiziert. Die von WEIGL angegebenen Höchstalter im Zoo liegen für Kühe bei über 26 Jahren [10]. Im Dezember 2021 musste der zu jenem Zeitpunkt älteste Wisentbulle Europas mit 22 Jahren von seinen Altersbeschwerden erlöst werden. Er hatte im Natur- und Tierpark Goldau gelebt und sieben seiner Nachkommen gingen an Wiederansiedlungsprojekte in Polen, Rumänien und der Slowakei [9]. Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in rund 190 Zoos gehalten, von denen sich über 40 % im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste. Seit 1995 gibt es ein Europäisches Zuchtprogramm (EEP), das seit 2023 vom Jersey Zoo koordiniert wird. 2019 umfasste das Programm 539 Tiere, rund 8% der europäischen Population. Mindestanforderungen an Gehege: Nach Säugetiergutachten 2014 des BMEL soll für bis zu 5 Tiere ein Gehege von 400 m², für jedes weitere Tier 30 m² mehr, sowie eine einfache Schutzhütte vorhanden sein. Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für bis zu 5 Tieren ein Gehege mit natürlichen oder künstlichen Unterständen, die allen Tieren gleichzeitig Platz bieten vor, dessen Grundfläche 500 m² misst. Für jedes weitere Tier kommen 80 m² zur Basisflächen dazu. Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2022) sind für 1-5 Tiere 800 m² erforderlich, für jedes weitere 80 m² mehr, ferner ein geeigneter Unterstand zum Schutz gegen Witterungsverhältnisse, wie Regen, Schnee, Wind, Sonneneinstrahlung und Hitze. Die Tiere sind paarweise, in Familiengruppen oder Herden zu halten. Taxonomie und NomenklaturDer Wisent wurde 1758 von Carl von LINNÉ als Bos bonasus erstmals wissenschaftlich beschrieben. Der englische Oberstleutnant Charles Hamilton SMITH, ein wissenschaftlicher Illustrator und autodidaktischer Naturforscher, führte 1827 die Gattungsbezeichnung Bison ein. Diese wird heute noch sehr oft verwendet (z. B. in der Roten Liste der IUCN), obwohl in der jüngsten Taxonomie die Bisons wieder in die Gattung Bos eingegliedert wurde, womit Bison noch den Status einer Untergattung hätte. Es werden zwei Unterarten differenziert: der Flachlandwisent (B. b. bonasus) und der in reiner Form ausgestorbene Kaukasuswisent (B. b. caucasicus) [1; 2; 6; 7; 11]. |
Literatur und Internetquellen
- GRIMMBERGER & RUDLOFF (2009)
- GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
- HAUSMANN, R. & ZENTNER, F. (2008)
- KLEINLOGEL, Y. (2009)
- KRASINSKA, M. & KRASINSKI, Z. A. (2008)
- MOHR, E. (1952)
- PLUMB, G., KOWALCZYK, R. & HERNANDEZ-BLANCO, J.A. (2020). Bison bonasus. The IUCN Red List of Threatened Species 2020: e.T2814A45156279. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2020-3.RLTS.T2814A45156279.en . Downloaded on 17 December 2020.
- PUSCHMANN, W., ZSCHEILE, D., & ZSCHEILE, K. (2009)
- NATUR- UND TIERPARK GOLDAU - PM vom 14.12.2021
- WEIGL, R. (2005)
- WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
- KLEINLOGEL, Y. (2008)
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