FRIESENBICHLER, K. (2014)
Verhalten, Stereotypien und Environmental Enrichment bei Brillenbären in der Tierwelt Herberstein.
Bachelorarbeit
Karl-Franzens-Universität Graz
Betreuer:
Tierwelt Herberstein
Zusammenfassung:
Im Rahmen dieser Bakkalaureatsarbeit wurde der Brillenbär Andi, der von Juni 2008 bis Juli 2010 in der Tierwelt Herberstein lebte, über einen längeren Zeitraum beobachtet. Andi zeigte zu Beginn der Beobachtungen stark ausgeprägte abnormale Verhaltensweisen –sogenannte Stereotypien. Diese äußerten sich so, dass er sehr viel Zeit damit verbrachte, an einem bestimmten Ort im Gehege im Kreis zu gehen. Dieses Verhalten ist bei Bären keine Seltenheit und es kann aus Gründen wie Stress, Frustration oder auch Langeweile entstehen. In Andis Fall ist es sehr wahrscheinlich, dass seine Stereotypien schon vor seiner Ankunft in der Tierwelt Herberstein tief verwurzelt und daher umso schwerer wieder abzugewöhnen waren. Es wurde jedoch versucht, mittels Environmental Enrichment - darunter versteht man die Bereicherung der Umwelt und somit die Beschäftigung des Tieres - Andi auf andere Gedanken zu bringen und von seinem „Rundengehen“ abzulenken. Besonders wichtig war es dabei, ihn nicht durch Absperrungen von seinem bevorzugtem „Trampelpfad“ fernzuhalten, da dadurch nur ein noch größerer Stress in ihm ausgelöst hätte werden können. Um Andi zu beschäftigen, wurde zum Beispiel sein Futter weit im Gehege verstreut, damit er lange danach suchen konnte. Bei Brillenbären in der freien Natur beansprucht die Nahrungssuche schließlich auch viel Zeit. Weiters wurden Gerüche, wie etwa Zimt, auf Andis Trampelpfad verstreut, um ihm einen Anreiz zu geben, mit dem gleichmäßigen Marschieren aufzuhören und nach der Ursache der Gerüche zu forschen. Auch eine Kratzbürste wurde in der Nähe installiert, da aus den Beobachtungen hervorgegangen war, dass Andi sein Rundengehen oft unterbrach, um sich an nahe gelegenen Ästen zu kratzen. Eine wirkliche Veränderung seiner Verhaltensweisen trat jedoch erst nach ein paar Monaten ein. Andi begann weniger im Kreis zu gehen und stattdessen viel mehr zu ruhen und zu entspannen. Diese Umlagerung des Verhaltens kann verschiedene Gründe als Ursache haben: Andi war ab einem gewissen Zeitpunkt viel regelmäßiger im Außenbereich des Geheges und dadurch möglicherweise weniger gestresst. In dem Zeitraum, in dem sich sein Verhalten änderte, sanken die Temperaturen und es wurde kälter. Eine solche Temperaturveränderung kann das Verhalten eines Tieres auch beeinflussen. Ebenso könnte eine hormonelle Umstellung in dem Bären, die mit den wechselnden Jahreszeiten eintritt, für das ausgeprägtere Ruheverhalten verantwortlich sein. Besonders wichtig ist es, dass man Environmental Enrichment sowohl bei Tieren mit, als auch ohne offensichtliche Stereotypien anwendet und nicht aufgibt, wenn sich nicht sofort eine Veränderung einstellt. Aufmerksame Beobachtung der Reaktionen des Tieres auf Enrichment ist von großer Bedeutung. Falls das Tier nämlich in offensichtlichen Stress gerät und mit der Beschäftigung überfordert ist, sollte man sich eine andere Möglichkeit überlegen, wie man die Umwelt des Tieres noch artgerechter und abwechslungsreicher gestalten könnte.
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KRAUS, N. (2013)
Stereotypien und Enrichment bei in Zoos gehaltenen Brillenbären.
Diplomarbeit
128 Seiten
Universität Wien. Fakultät für Lebenswissenschaften
Betreuer: Ao. Univ. Prof. Dr. Helmut Kratochvil
Tiergarten Schönbrunn, Wien und Tierpark Herberstein
Zusammenfassung:
Im Zuge dieser Diplomarbeit werden die Stereotypien/Verhaltensauffälligkeiten von vier, in österreichischen Zoos gehaltenen, Brillenbären beobachtet, sowie die Auswirkungen auf deren Verhalten nach der Einführung eines Rüttelbaums. Es handelt sich hierbei um jeweils ein männliches und ein weibliches Tier aus dem Tiergarten Schönbrunn und dem Tierpark Herberstein. In Schönbrunn leben ein 19-jähriges Männchen und ein 18-jähriges Weibchen, bei denen in Praktikumsarbeiten bereits Stereotypien/Verhaltensauffälligkeiten in Form von Pacing und Penissaugen beim Männchen und Self Stimulation (Belecken der rechten Brustwarze) beim Weibchen festgestellt werden konnten. In Herberstein leben ein 4-jähriges Männchen und ein 18- jähriges Weibchen. Bei dem Weibchen konnten ebenfalls, als es noch im Tiergarten Schönbrunn lebte, in Praktikumsarbeiten Stereotypien/Verhaltensauffälligkeiten in Form von Pacing und Head Tossing (charakteristisches Kopfdrehen, wobei der Kopf zuerst leicht nach unten bewegt und dann seitlich nach hinten oben geschwungen wird) aufgezeichnet werden. Bei dem jungen Männchen waren bislang noch keinerlei Stereotypien/Verhaltensauffälligkeiten bekannt.
Das Schönbrunner Männchen weist insgesamt 3 Stereotypien/Verhaltensauffälligkeiten in Form von Masturbationsverhalten (Penissaugen), Kopfschwenken und Pacing auf. Das Schönbrunner Weibchen zeigt die wenigsten Auffälligkeiten und beleckt lediglich ihre rechte Zitze (bei Freudmann et. al. 2010 als Self Stimulation bezeichnet). Das Herbersteiner Männchen weist seinerseits ebenfalls Masturbationsverhalten (Penislecken) und Pacing auf, wobei sich das Masturbationsverhalten von dem des Schönbrunner Tieres in seiner exakten Ausprägung unterscheidet. Das Herbersteiner Weibchen zeigt von allen Tieren die meisten Stereotypien/Verhaltensauffälligkeiten. Es weist insgesamt vier verschiedene Formen des Head Tossings auf, sowie Drehverhalten, aber auch Wasserpaddeln und Zaungreifen. Pacing konnte in dieser Studie keines festgestellt werden, allerdings weist das Weibchen generell eine enorm hohe Lokomotionsrate auf.
Die Tiere zeigen ihre Stereotypien/Verhaltensauffälligkeiten bevorzugt an bestimmten Orten innerhalb des jeweiligen Geheges.
Einige der Stereotypien/Verhaltensauffälligkeiten der einzelnen Tiere weisen Tages-, beziehungsweise Temperaturabhängigkeiten auf.
Die Etablierung des Rüttelbaumes in das jeweilige Gehege scheint zumindest bei einigen Stereotypien/Verhaltensweisen sowohl kurz-, mittelfristig, sowie auch langfristig positive Effekte zu haben. Weiters scheint das Enrichment-Element auch positiv auf Verhaltensweisen wie Nahrungsaufnahme und Wachsamkeitsverhalten zu wirken.
Nur das Explorationsverhalten des Schönbrunner Weibchens ist wie erwartet und kommt an Tagen mit Rüttelbaum-Fütterungen am häufigsten vor. Bei den drei anderen Tieren sinkt das Explorationsverhalten in Phase 2 ab.
In Schönbrunn und bei dem Herbersteiner Männchen zeigen sich positive Veränderungen durch die Rüttelbaum-Fütterungen. Hierbei wirkt sich die Rüttelbaum- Fütterung vor allem positiv auf das Stereotypieverhalten/Verhaltensauffälligkeiten innerhalb der ersten 15 Minuten nach der Fütterung aus. Das Herbersteiner Weibchen spricht von allen am schlechtesten auf die Rüttelbaum-Fütterungen an.
Die meisten Kontakte mit dem Rüttelbaum hat das Schönbrunner Weibchen, gefolgt vom Herbersteiner Männchen. Das Schönbrunner Männchen zeigt auch noch Interesse am Enrichment-Element, jedoch wesentlich weniger, als die beiden eben erwähnten Tiere. Das Herbersteiner Weibchen hat so gut wie gar keinen Kontakt mit dem Rüttelbaum.
Abstract
This Diploma thesis is about the stereotypies/ARBs (abnormal repetitive behaviours) of four Spectacled Bears and the influence of an enrichment element (wobble tree) on these stereotypies/ARBs and on general behaviour. The subjects are two males (19- and 4-years old) and two females (both 18-years old) living in zoo Vienna (Schönbrunn) and in Herberstein. The male and female of Schönbrunn and the female of Herberstein have already been documented of showing stereotypies/ARBs. Back then the older male showed pacing, masturbation and head swinging behaviour. One female showed Self stimulation (licking) in form of licking the right teat, the other female showed stereotypies/ARBs in form of pacing and Head Tossing. The male of Herberstein has not been documented to show any stereotypy/ARB yet.
The older male still shows the three stereotypies/ARBs that he had already shown before. The female living in Vienna zoo shows her old behaviour too, but in this study it is called licking. The younger male shows masturbation behaviour and pacing, but the masturbation behaviour differs from the one of the other male in the exact way it is performed. The young male is licking his penis, rather than sucking it, like the old male is doing. The female living in Herberstein shows the most stereotypies/ARBs. The Head Tossing is split up into 4 different forms, furthermore it performs spinning behaviour, water paddling and it grabs to the electric fence. The former pacing behaviour could not be detected anymore, but the female still shows a very high rate of locomotion.
The animals seem to like to perform their stereotypies/ARBs in certain places of their enclosures.
All three stereotypies/ARBs of the older male show a typical pattern over the day, just like the spinning behaviour and Head Tossing 1 of the female of Herberstein.
Some stereotypies/ARBs also show a typical pattern at different temperatures, like the licking, of the female and the pacing of the younger male, but also Head Tossing 1-4 and grabbing to the fence.
The wobble tree seems to have positive short-term effect on head swinging and pacing of the older male, but also on masturbation behaviour of the younger male. The enrichment element also seems to have positive short-term effect on Head Tossing 1-4 and grabbing to the fence. The wobble tree also works on non-enrichment days for head swinging and pacing of the older male, but also on masturbation behaviour of the younger male. Even Head Tossing 1, 2 and 4 and the fence-grabbing are positively influenced by the wobble tree on non-enrichment days. This enrichment-element even seems to have positive longterm effect on head swinging and pacing of the older male and on Head Tossing 2 and Head Tossing 4, just like on grabbing to the fence.
The wobble tree also has positive short-, middle- and long-term effect on general behaviours like foraging and vigilance.
Only one female’s exploration behaviour changed like expected and occurred more often on days with wobble tree feeding.
Wobble tree feeding has a positive effect on the animals of Vienna zoo and the young male in Herberstein. Within the first 15 minutes after feeding the stereotypy/ARB-rate lowers after an enrichment feeding. The female in Herberstein does not really seem to benefit of the enrichment within the first 60 minutes after feeding.
The female living in Schönbrunn has most contact with the wobble tree, followed by the young male. The older male still shows interest in the enrichment element, but the other female barely has any contact with the wobble tree.
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ANDREEWA, A. (2011)
Chronoethologische Beobachtung zur Reduktion von Sterotypien durch Umstellung des Futterrhythmus bei Sandkatzen (Felis margarita harrisoni) im Zoo Osnabrück.
Bachelorarbeit
100 Seiten
Erstprüfer: PD. Dr. Udo Gansloßer, Zoologisches Institut und Museum Universität Greifswald
Zweitprüfer: apl. Prof. Dr. G. Purschke, Fachbereich Zoologie, Universität Osnabrück
Zoo Osnabrück
Zusammenfassung:
Ziel der Chronoethologie ist es, Erkenntnisse über die Rhythmik zu gewinnen, die jedem Organismus eigen ist, wie beispielsweise der Schlaf-Wachrhythmus und das Hungergefühl. Reguliert werden diese Vorgänge durch ein Gef€ge aus „inneren Uhren“. Diese Inneren Uhren haben, wenn sie nicht durch periodisch wiederkehrende Faktoren der Umwelt, die s.g. „Zeitgeber“, synchronisiert werden, einen je nach Art oder Individuum von 24 Stunden abweichenden Rhythmus. Tiere in Zoohaltung sind ebenfalls Zeitgebern ausgesetzt, die jedoch aus dem Zooalltag resultieren, u.a. die künstlichen Lichtverhältnisse und regelmäige Fütterungszeiten. Sowohl die „künstlichen“ Zeitgeber, die Zooroutine als auch der eingeschränkte Lebensraum können das Verhalten der Tiere derart beeinflussen, dass es zu einem Unwohlsein und infolgedessen zu Verhaltensstörungen führt.
Solch eine Verhaltensstörung in Form von Bewegungsstereotypie weist das Sandkatzenpaar Naji und Asahrá im Zoo Osnabrück auf. Im Zuge dessen ist die Zielsetzung dieser Arbeit, festzustellen, ob eine Äderung des Futterrhythmus von einer Fütterung auf drei pro Tag zu einer Reduzierung der Stereotypie führt. Die Beobachtungen erstrecken sich vom 15.11 bis 12.12.2010 und werden sowohl mittels Direktbeobachtungen als auch mit Videoaufzeichnungen durchgeführt. Aus den Ergebnissen geht hervor, dass sich vor allem das Verhalten von Naji im Laufe der Beobachtungen auffallend wandelt. Zeigt er anfänglich noch ausgeprägte Pacingphasen, die nachts bis zu sechs Stunden andauern können, so nehmen diese in den darauffolgenden Wochen signifikant ab und werden durch inaktives Verhalten ersetzt. Im Vergleich zu Naji zeigt das Weibchen im Bezug zur Umstellung des Futterrhythmus keine signifikanten Unterschiede im Verhalten, von leichten Abnahmen des inaktiven und stereotypen Verhaltens abgesehen. Zum Ende der Beobachtungen fällt bei ihr allerdings eine signifikante Zunahme der Stereotypie bei einer gleichzeitigen Abnahme der Lokomotion auf, was darauf zurück zu führen ist, dass sich Asahrá während dieser Zeit in „Hitze“ (Rolligkeit) befindet. Die diesbezügliche Reaktion des Männchens ist eine deutliche Zunahme der aktiven Verhaltensweisen, insbesondere der Lokomotion.
Abstract:
The aim of chronotheology is to gain insight into the rhythmicity which is peculiar to every individual organism. „Schlaf-Wach-Rhythmus” and hunger are only two examples to which it can be applied. These mechanisms are regulated with a structure of inner clocks. The rhythms of these inner clocks can deviate from 24 hours, unless they are synchronised by periodically-recurring environmental factors, the so called „Zeitgeber”. The extent of deviation differs from species to species and individual to individual. Animals in a zoo are equally exposed to Zeitgeber. These Zeitgeber, however, are influenced by conditions resulting from the daily zoo life, such as artificial lighting conditions and regular feeding times. Unfortunately, these artificial Zeitgeber, the daily routine of zoo life, and limited living space can negatively impact on animals’ behaviour. They can, for instance, lead to sickness and, consequently, to conduct disorders.
The two sand cats Naji and Asahr of the zoo in Osnabrck exhibit such conduct disorders in the form of stereotyped sequences of movements. The goal of this study is to find out whether changing the feeding rhythm of both animals from one to three feeding times per day brings about a reduction of their stereotypy. In order to gather information, direct observations and video recording have been conducted between 15 November and 12 December 2010. The results demonstrate that both animals reacted differently to the changed feeding routine. Naji’s behaviour changed significantly during the given time frame. While in the beginning his behaviour was characterised by distinct pacing phases which could last up to six hours at night, in subsequent weeks he became more and more inactive. In contrast to Naji, the behaviour of the female sand cat, Asahr, did not alter substantially in the beginning, except for some slight reductions in inactive and stereotyped behaviour. Only in the end did her activity decrease considerably while at the same time her behaviour showed increased forms of stereotypy. This change in behaviour is attributable to the fact that Asahr was on heat at that time. The male, by contrast, became significantly active during this phase.
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MÄDER, A. (2013)
Beobachtung der Wildkatzen im Natur- und Tierpark Goldau mit Blick auf die Nutzung von Behavioral Enrichment und aufs Vorhandensein von allfälligen Stereotypien
Zertifikatsarbeit CAS Säugetiere
24 Seiten
Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften, Departement Life Sciences und Facility Management, Fachstelle Wildtier- und Landschaftsmanagement
Zusammenfassung:
Die Wildkatzenanlage im Natur- und Tierpark Goldau wird im Herbst/Winter 2013 erweitert. Ziel des Umbaus ist es, den Tieren in der neuen Anlage noch bessere Lebensbedingungen zu bieten. Um die Wirksamkeit der neuen Anlage und von verbesserten Behavioral Enrichment-Elementen zu messen, beschreibt diese Arbeit die Nutzung von Behavioral Enrichment und die vorhandenen Stereotypien der Tiere im Sinne eines Ist-Zustandes vor dem Umbau.
Die Enrichment-Elemente werden von den Tieren gut genutzt. Bezüglich Stereotypien zeigen sich grosse Unterschiede zwischen den einzelnen Individuen. So zeigt der junge Kater (Kater 2) starke und häufige repetitive Verhaltensmuster. Die beiden älteren Tiere Katze und Kater wurden nur in kurzen Sequenzen beim Stereotypieren beobachtetet. Alles in allem bietet die Wildkatzen-Anlage schon im momentanen Zustand aufgrund der beobachteten Verhaltensweisen der Tiere gute Haltungsbedingungen. Optimierungen in Zukunft sind möglich mit Vergrösserung der Anlage und der noch besseren Aktivierung der Tiere.