Donnerstag, 14 Juni 2018 14:28

ARNDT, J. (2014)

Sozialverhalten und soziales Spiel in einer Gruppe junger asiatischer Elefantenbullen (Elephas maximus L.) im Zoo.

Social behaviour and social play in a group of young Asian elephant bulls (Elephas maximus L.) in a zoo.

Masterarbeit

139 Seiten

Fakultät für Chemie und Biowissenschaften, Institut für Zoologie, Karlsruher Institut für Technologie
Guteachter: Prof. Dr. Eberhard Frey, Prof. Dr. Horst Taraschewski
Zoo Heidelberg

Ganze Arbeit

Zusammenfassung:

Bei langlebigen Spezies mit komplexen Sozialstrukturen, wie Primaten und Elefanten, ist die Juvenilphase eine Zeit des intensiven sozialen Lernens. Bei heranwachsenden Elefantenbullen ist dieser Lebensabschnitt durch soziale Interaktionen und spielerische Auseinandersetzungen mit anderen Bullen geprägt. Beides ist unerlässlich für eine natürliche geschlechts- und alterstypische Entwicklung und bestimmt maßgeblich die sozialen Kompetenzen und Fertigkeiten im Erwachsenenalter. Im Rahmen dieser Studie wurden das Sozialverhalten und das soziale Spiel in einer Gruppe von vier juvenilen asiatischen Elefantenbullen (8 bis 12 Jahre alt) in Menschenobhut über einen Zeitraum von 16 Wochen untersucht. Innerhalb der Gruppe existierte eine lineare Dominanzhierarchie. Die Etablierung und Festigung des eigenen Status innerhalb der hierarchischen Bullengesellschaft gehört zu den grundlegenden Erfahrungen juveniler Elefantenbullen. Während der Erhebungen kam es zwischen zwei Individuen zu einer Rangordnungsauseinandersetzung mit zweimaligem Positionswechsel, in deren Rahmen zwei verschiedene Bewältigungsstrategien beobachtet werden konnten. Kompetenzen im Umgang mit Konflikten werden vermutlich zum einen durch die bisherigen Erfahrungen in der Geburtsherde bestimmt (1. Sozialisierungsstufe) und zum anderen im Rahmen des sozialen Lernens durch spielerische Auseinandersetzungen mit Gleichaltrigen erworben (2. Sozialisierungsstufe). Neben hierarchischen existierten jedoch auch freundschaftliche Beziehungen innerhalb der Gruppe: Jedes Individuum bevorzugte signifikant einen bestimmten Partner für Assoziationen. Es konnte gezeigt werden, dass bei Elefantenbullen - bereits im Juvenilalter - Persönlichkeitsmerkmale wie Führungsstärke sowie komplexe Verhaltensmuster wie Schlichtungs- , Trost und kooperatives Verhalten vorhanden sein können. Derartige Beobachtungen sind in der Literatur bislang nur für weibliche Tiere innerhalb der eng verbundenen Familiengruppen beschrieben. Im Rahmen von Futterdiebstahl konnte zudem zweimal ein Verhalten beobachtet werden, dass sich als Täuschungsversuch klassifizieren lässt und erneut die kognitiven Fähigkeiten von Elefanten unterstreicht. Das soziale Spiel erwies sich als wesentlich vielschichtiger, wie bislang angenommen. Es konnten sieben verschiedene, frei kombinierbare Spielarten verschiedenen Charakters identifiziert werden. Kompetitive Spiele enthielten Elemente des adulten Kampfverhaltens und fördern Kraft, Geschicklichkeit, Durchsetzungsvermögen und Selbstvertrauen, aber auch die Rücksichtnahme auf körperlich unterlegene Spielpartner. Nicht-kompetitive Spiele stärken vermutlich die Beziehungen zwischen den Individuen. Der Kommunikation von Spielabsichten diente vor allem das Ausdrucksverhalten, seltener unterstützt durch spezielle Vokalisationen. Jedes Individuum hatte einen Hauptspielpartner, der nicht zwingenderweise auch der häufigste Assoziationspartner außerhalb des Spiels sein musste. Die Wahl des Hauptspielpartners hängt wahrscheinlich von dessen Konstitution, sozialen Status und der gemeinsamen Präferenz bestimmter Spielarten ab. Schlussendlich konnten hieraus fünf Hauptkriterien zur Langzeit-Beurteilung der Entwicklung der Individuen und der Sozialstruktur einer Jungbullengruppe identifiziert werden. 

Summary:

In long-living species with complex social structures such as primates and elephants, the juvenile period is a time of intense social learning. In juvenile and adolescent male elephants, this stage of life is characterized by social contacts and playful contests with other males. Both types of interactions are essential for a proper gender- and age-typical development and largely determine social competencies and skills in adulthood. In this survey, the social behavior and social play were studied in a group of four juvenile Asian elephant bulls (8-12 years) in captivity over a period of 16 weeks. A linear dominance hierarchy existed within the group. The establishment and defense of their own status is one of the fundamental experiences of juvenile elephant males within the hierarchical organized bull society. During the study, a hierarchy conflict arose between two individuals and they switched their position twice. In this context, different coping strategies could be observed. Coping competencies are probably determined by an individual’s previous experiences within its natal family (first stage of socialization) and can otherwise be improved through social learning and playful interactions with peers (second stage of socialization). However, there were also friendly relationships within the group: Each individual preferred significantly one specific partner for associations. It could be shown that male elephants - even as juveniles - show personality traits (e. g. leadership skills) and complex behavioural patterns such as reconciliation, consolation and cooperation. This has previously been described only for females within their close-knit family groups. At two occations, also deceptive behaviour in context of food theft could be observed, which again emphasizes elephant cognitive skills of elephants. In this study it could be shown, that social play in male elephants is much more complex than previously assumed. There were seven different, freely combinable types of play with different charac-ter: Competitive types of play contained elements of adult fighting behaviour and probably promote strength, assertiveness and self-confidence, but also considerations for physically inferior playing partners. On the other hand, non-competitive types of play may strengthen the relation-ships between individuals. The elephants communicated their intention to play primarily by their expressive behaviour, rarely supported by specific vocalizations. Each individual had one main playing partner who did not necessarily had to be the most common partner for associations out-side the context of play. The choice of this main playing partner is probably determined by its constitution and the common preference for certain types of play. Overall, a total of five main criteria could be identified for long-term assessment of the development of an individual’s ontogeny and the social structure within groups of young male elephants.

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Donnerstag, 14 Juni 2018 14:48

HOFFMANN, W. (2012)

Facial expressions in a small monogamous ape: In search of the playface in gibbons.

Masterarbeit

72 Seite

Ganzer Text

Universität Wien, Fakultät für Lebenswissenschaften
Betreuerin: Millesi, Eva
Tiergarten Schönbrunn Wien

Zusammenfassung:

Diese Studie gibt als eine der ersten genau definierte und objektive Einblicke in Gesichtsausdrücke, die bei Gibbons während des Spielens auftreten. 2 Arten wurden mit Fokus auf deren visuelle Signale genauer untersucht, Siamangs (Symphalangus syndactylus) und Schopfgibbons (Nomascus sp.). Das Analysieren der Ausdrücke fand mit Hilfe des GibbonFACS statt. 14 Siamangs aus sechs verschiedenen Gruppen und 13 Schopfgibbons aus 3 verschiedenen Gruppen und Unterarten (Nomascus leucogenys, Nomascus gabriellae, Nomascus siki) wurden beobachtet und deren Gesichter gefilmt. 8 unterschiedliche „action units“ (AUs) in 14 verschiedenen Kombinationen (AU combinations) wurden gefunden. In beiden Arten wurden 2 Gesichtsausdrücke mehr als alle anderen gezeigt, somit wurden charakteristische Spielgesichter gefunden. Zusätzlich kamen alle bis auf ein Ausdruck in beiden Arten vor, weswegen auf eine Universalität der Spielgesichter, zumindest in Gibbons, geschlossen werden kann. Es wurden allerdings Unterschiede im Vorkommen der Gesichtsausdrücke in Abhängigkeit vom direkten Augenkontakt zwischen den beiden Arten gefunden, des Weiteren zeigten sich bei den Siamangs sowohl zwischen den Geschlechtern, als auch zwischen den verschiedenen Altersgruppen ebenfalls Differenzen. Zusätzlich konnte bei den untersuchten Gibbons ein gerichteter Gebrauch von Gesichtsausdrücken während des Spiels durch direkten Augenkontakt nachgewiesen werden, ohne dass das Spiel zu einem Kampf eskalierte. Dies widerspricht zuvor aufgestellten Behauptungen. Durch diese Arbeit existieren neue Sichtweisen und neues Wissen über das Spielverhalten und in diesem Kontext vorkommende Gesichtsausdrücke von kleinen Menschenaffen.

Abstract:

This study is the first that gives accurate and objective insights into facial expressions occurring in play bouts of captive gibbons. Two species were seen over, siamangs (Symphalangus syndactlyus) and crested gibbons (Nomascus sp.) with focus on visual signals of their faces. Analysing took place with the help of the GibbonFACS. 14 siamangs from six different groups and 13 crested gibbons of 3 different groups and subspecies (Nomascus leucogenys, Nomascus gabriellae, Nomascus siki) were observed and their facial expressions filmed. 8 various action units (AUs) were found in fourteen different combinations (AU combinations). In both of the species 2 facial expressions occurred more than the others, therefore characteristical play faces were found. Supportively all but one facial expression occurred equally in both of the species; therefore a universality of the play faces could be given. But the expressions differed in their appearance with direct eye-to-eye contact between the species. Additionally, for siamangs appeared variety in the facial expressions of the sexes as well as in the comparison of different age groups. It also revealed differences in the use of facial expressions depending on eye contact between the playing individuals. Thus this study proves the intentional use of facial signals during play in gibbons by the use of direct eye-to-eye contact in the play bouts without escalating into a fight, other than presumed before. So now there exist interesting new views and knowledge of play behaviour and facial expressions in the social context of play for small apes.

 

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© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx