Dienstag, 28 März 2023 13:12

PAUL, A., KUESTER, J. & ARNEMANN, J. (1996)

The sociobiology of male–infant interactions in Barbary macaques, Macaca sylvanus.

Animal Behaviour 51 (1): 155-170. https://doi.org/10.1006/anbe.1996.0013.

Arbeit durchgeführt im Affenberg Salem.

Abstract:

Unlike most Old World monkeys, male Barbary macaques frequently associate with and care for infants shortly after birth. Three functional hypotheses have been proposed to explain male–infant interactions in this and other species. (1) The ‘paternal investment hypothesis’ proposes that males invest in their own progeny or otherwise related infants, (2) the ‘mating effort hypothesis’ proposes males care for infants to increase their access to mothers, and (3) the ‘agonistic buffering hypothesis’ proposes that males use infants to regulate their relations with other males. These hypotheses were tested using data on male–infant interactions, paternity and sexual behaviour obtained during a longitudinal study on Barbary macaques living in a large outdoor enclosure. Paternity of 91 infants was determined by DNA fingerprinting. Hypothesis 1 was not supported, because males did not preferentially interact with closely related infants. Similarly, hypothesis 2 was not supported because male caretakers were not more likely to sire the next infant of the mother than non-caretakers. Hypothesis 3 was supported because (1) the direction of at least one type of triadic interactions was significantly biased towards higher-ranking males, (2) the patterning of triadic interactions was strongly dependent on the rank distance between the males, and (3) interaction frequency increased significantly during periods of high inter-male tension. While kin relations were unimportant, the use of infants familiar with the opponent suggests that males make use of their knowledge of relationships between other group members. Beyond agonistic buffering, triadic interactions may serve an important function in coalition formation.

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Donnerstag, 14 Juni 2018 13:34

HELMLINGER, S. (2014)

Aktivitätsverteilung und Sozialstruktur einer Erdmännchen-Familie (Suricata suricatta (Schreber 1776)) im Opel-Zoo Kronberg.

Activity pattern and social structure of a suricate family (Suricata suricatta (Schreber 1776)) in the Opel-Zoo Kronberg.

Bachelorarbeit

132 Seiten

AG Spezielle Zoologie – Evolution und Systematik der Tiere, Philipps Universität Marburg
Leitung: Prof. Dr. Lothar Beck
Opel-Zoo Kronberg

Zusammenfassung:

  • Ziel der vorliegenden Bachelorarbeit ist die Sozialstruktur einer Erdmännchen-Familie im Opel-Zoo Kronberg näher zu beleuchten, individuelle Unterschiede in der Aktivitätsverteilung und der sozialen Beziehung zwischen den Tieren festzustellen und zu begründen. Dabei wurden Vergleiche zu einer ähnlichen, ebenfalls im Opel-Zoo durchgeführten Studie von 2009 gezogen und mögliche Ursachen für Abweichungen zwischen den Gruppen diskutiert. Es wurden sowohl die Aktivitätsverteilungen einzelner Individuen, die Aktivitätszentren und die Gehegenutzung betrachtet, als auch verschiedene soziale Interaktionen (soziopositive, sozionegative und olfaktorische).  Zudem wurden Aussagen über einen möglichen Besuchereinfluss getroffen, in dem Korrelationen zwischen der Besuchermenge und bestimmter Verhaltensweisen näher  betrachtet wurden.
  • Die untersuchte Erdmännchen-Familie bestand aus insgesamt fünf in Gefangenschaft geborenen Tieren, darunter ein adultes Elternpaar und deren drei Jungtiere aus zwei Würfen. Bis auf das Männchen, das aus dem Tierpark Wittenberg stammt, sind alle Tiere im Opel-Zoo geboren.  
  • Die Datenaufnahme erfolgte über einen Zeitraum von fünf Wochen vom 10.03.2014 bis zum 10.04.2014 mit einer einwöchigen Pilotphase vom 03.03.2014 bis zum 07.03.2014.  Zur Datenaufnahme wurden zwei Protokollbögen verwendet auf denen mittels Scan Sampling und Behaviour Sampling entsprechende, vorher katalogisierte  Verhaltensweisen dokumentiert wurden. Die anschließende, statistische Auswertung erfolgte digital mit den Programmen „MS Excel“ und „RStudio“.  
  • Die Ergebnisse der Aktivitätsverteilung und Sozialstruktur zeigten deutliche Unterschiede zu der 2009 untersuchten Gruppe, die vor allem durch individuelle Eigenschaften der  Tiere begründet sind. So entstammt das in dieser Gruppe untersuchte Alpha-Männchen einem anderen Zoo und ist damit nicht in der Geburtsgruppe verblieben, wie das von  KALDEN (2009) untersuchte Männchen. Dies hat Auswirkungen auf den prozentualen  Anteil des Wachverhaltens.  
  • Ein Besuchereinfluss ließ sich entgegen den Erwartungen nur gering bis gar nicht feststellen, was für eine starke Gewöhnung der Tiere spricht.  
  • Verhaltensauffälligkeiten oder –störungen ließen sich keine nachweisen und auch die Haltungsbedingungen und Pflegemaßnahmen des Zoos entsprechen den Bedürfnissen  der Tiere und sind, sofern möglich, denen wildlebender Surikaten angepasst.  
  • Geringfügige Optimierungsmöglichkeiten bestehen durch das Anbieten von Environmental/Behavioural Enrichment. Zur Verbesserung des Zuchterfolges kann eine Vergrößerung der Gruppe und ein Ausgleich in der Geschlechterverteilung angestrebt werden. Bei (empfohlener) Vergrößerung der Gruppe ist perspektivisch eine Erweiterung des Geheges angezeigt.
  • Gruppengröße und –zusammensetzung sind für eine weitere Zucht nicht optimal, kommen in dieser Form jedoch auch in der Wildnis vor.

Abstract:

• This study describes the intragroup social structure of a family of meerkats at the Opel-Zoo Kronberg, focusing on individual differences in activity distribution and social  relationships between the animals as well as possible reasons for those differences.  Comparisons are drawn between this study and a similar study done in 2009 at the same zoological garden and deviations between the two groups of meerkats and potential  causations for those deviations discussed. Activity distributions, activity centres as well as enclosure utilization are looked upon as well as various social interactions (socio-positive, socio-negative and olfactory). In addition conclusions were drawn about a possible visitor impact by looking for correlations between the daily amount of visitors and  some types of behaviour.  
• The meerkat family observed in this study consisted of five animals, all born in captivity. Among them there was one parental pair of adults and their offspring of three younger individuals from two litters. Except for the male, which originated from a Zoo in Wittenberg, all animals were born at the Opel-Zoo. 
• Data was collected over a period of five weeks between 10th of March 2014 and 10th of April 2014 following a one week pilot phase that took place from 3rd of March 2014 until 7th of March 2014. Two Recording Sheets were used, collecting previously defined categories of behaviour via Scan Sampling and Behaviour Sampling. The following statistical analysis was done using the programs „MS Excel“ and „RStudio“.  
• Results of activity distributions and social structure showed distinct difference to the group studied in 2009, which are supposed to be caused by individual attributes. The alpha-male in this group originates from a different zoo, meaning it had dispersed from its natal group, in contrast to the male studied by KALDEN (2009) which had remained in its natal group. Whether or not dispersal has occurred yet, influences the portion of contribution to raised guarding by males.  
• Contrary to expectations only slight until no evidence could be found that there was a visitor impact, speaking for a high amount of habituation in the studied animal group. No unusual behaviour or behavioural disorders have been found and management conditions as well as care-taking provided by the zoo are appropriate for the species.
• Group size and composition aren’t ideal for further breeding success, but do appear likewise in the wild.

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Donnerstag, 14 Juni 2018 12:16

GÜTTNER, C. (2010)

Raumnutzung, Individualdistanz und soziale Interaktionen bei Gehegewechsel und Gruppenvergrößerung bei den Orang-Utans im Tiergarten Schönbrunn.

Removal and introduction: changes in the use of enclosure, in individual distance and social interactions of Orangutans in Vienna zoo.

Diplomarbeit

77 Seiten

Ganzer Text

Universität Wien, Institut für Zoologie
Leitung: Ao. Univ. Prof. Dr. Helmut Kratochvil
Tiergarten Schönbrunn

Zusammenfassung:

Der Grund dieser Arbeit war die Eröffnung der neuen Tiergarten „Orang.erie“ im Mai 2009. Die neue „Orang.erie“ bietet einen ungefähr viermal größeren Lebensraum als bis-her für die Orang-Utans im Tiergarten Schönbrunn. Mit dem Umzug war die Introduktion eines 13-jährigen Weibchens in die ursprüngliche Orang-Utan Gruppe, bestehend aus einem adulten Weibchen und einem adulten Männchen, verbunden. Die Beobachtung begann im April 2009, als die Tiere zu Vergleichszwecken auch in ihrer alten Anlage beo-bachtet wurden. Die Schwerpunkte dieser Arbeit liegen auf der Raumnutzung, der Individualdistanz zwi-schen den Tieren und den sozialen Interaktionen zwischen den Tieren beziehungsweise zwischen Tieren und Besuchern. Die Raumnutzung und Individualdistanz wurden mittels Scan Sampling mit einem Intervall von 2 Minuten erfasst, die Interaktionen mittels Beha-vior Sampling (Naguib, 2006). Für die Individualdistanz wurden Kategorien aus der Dip-lomarbeit von C. Melicharek (2001) übernommen. Die gesamte Beobachtungsphase wurde in fünf Phasen gegliedert. Jede Phase bestand aus 110 Stunden Beobachtung, die sich aus 10 Tagen zu je 11 Stunden zusammensetz-ten. Die Beobachtung des adulten Männchens und adulten Weibchens in der ersten Pha-se fand im alten 261 Quadratmeter großen Gehege statt. Die zweite Phase war die Ein-gewöhnungsphase in der neuen 225 Quadratmeter großen Innenanlage. In dieser Phase fand auch die Introduktion des neuen Weibchens statt. In der dritten Phase fand die weite-re Eingewöhnung des neuen Weibchens, sowie die Eingewöhnung in der neuen 744 Quadratmeter großen Außenanlage statt. Die vierte Phase stellt die abgeschlossene Ein-gewöhnung der Gruppe in der gesamten Anlage dar, in welcher das neue Weibchen auch schon komplett in die Gruppe eingegliedert war. Die fünfte Phase beschreibt die Introduk-tion eines weiteren neuen adulten Weibchens in die Gruppe in der neuen Innenanlage. Die Individualdistanz nahm in der neuen Anlage zu. Die Individualdistanz über vier Meter war zwischen dem Männchen und dem Weibchen signifikant öfter vorhanden als im alten Gehege. Die neue Anlage bietet den Tieren viel mehr Platz, durch den sich die Tiere je-derzeit aus dem Weg gehen können. Orang-Utans leben in freier Wildbahn in überlap-penden, aber eigenen Territorien (MacKinnon, 1974).

Nach McNulty (2002) fördern traditionelle Gehegevorrichtungen wie die alte Anlage im Tiergarten Schönbrunn soziales Verhalten, während Anlagen, welche möglichst naturnah gestaltet sind und den Orang-Utans genügend Möglichkeiten zur Beschäftigung, etwa mit Manipulationsobjekten, bieten und eher das Solitärverhalten begünstigen, das bei Indivi-duen in freier Wildbahn beobachtet werden kann und somit dem natürlichen Verhalten 73
dieser Art entspricht. Bei der Haltung von Orang-Utans in zoologischen Gärten muss auch ihre natürliche Lebensweise bedacht werden. Vor allem adulten Tieren muss genügend Raum zur Verfügung gestellt werden, damit sie sich bei Bedarf zurückziehen und von Art-genossen separieren können (Mallinson & Carroll, 1995). Weibchen in menschlicher Obhut sind im Allgemeinen eher scheu und ängstlich gegenü-ber großen Männchen, wenn sie einander vorgestellt werden (MacKinnon, 1974). Dies traf bei der Introduktion beider Weibchen zu. Sie meiden das Männchen und wehren manch-mal Versuche des Männchens ab, sich zu nähern, sie zu untersuchen oder mit ihr zu spie-len. Schrittweise verlieren sie ihre Angst vor dem Männchen (MacKinnon, 1974). Das war gut bei dem ersten introduzierten Weibchen zu erkennen. Bei ihr reduzierte sich im Laufe der Beobachtungszeit die maximale Individualdistanz. Das Beobachten der Tiere von Besuchern direkt an den das Gehege begrenzenden Strukturen, wurde in der Beobachtung als Besucherkontakt gewertet. Dieser stieg bei bei-den Tieren in der neuen Anlage an. In der neuen Anlage lief dieser Kontakt jedoch freiwil-liger als in der alten Anlage ab. In der neuen Anlage haben die Tiere die Möglichkeit, sich jederzeit der Beobachtung des Besuchers zu entziehen. Privatsphäre ist ein bedeutsames Element für das psychologische Wohlbefinden von Orang-Utans (Heber & Bard, 2000) und dieses ist mit der neuen Tiergarten „Orang.erie“ erfüllt worden. Beim Männchen fiel dieser Besucherkontakt nach den Eingewöhnungsphasen auch wieder stark ab. Bei bei-den Weibchen hingegen stieg der Kontakt von Phase zu Phase. Das Männchen verbrachte sowohl in der alten als auch in der neuen Anlage signifikant mehr Zeit am Boden als im vertikalen Raum, was aber auch darauf zurückzuführen ist, dass Männchen sich auch in freier Wildbahn häufiger und länger als adulte Weibchen am Boden aufhalten (Rodman & Mitani, 1987). Allgemein legen Orang-Utans in Gefangenschaft vermehrt Strecken am Boden zurück, auch wenn das Gehege vielfältige Klettermöglichkeiten bietet (Forthman et al., 1993). An den Menschen gebundene Tiere halten sich bevorzugt am Boden beziehungsweise in geringen Höhen auf und sie bauen selten Nester (Riedler, Millesi und Pratje, 2010).

Im Zoo lassen sich Orang-Utans komplikationslos in Gruppen halten. Die Tiere dulden sich nicht nur, sie beschäftigen sich auch miteinander. Ihr soziales Potential schöpfen sie durch die unbegrenzten Nahrungsquellen und das Fehlen sozialhemmender Umweltfakto-ren mehr aus. Jedoch fehlen den Orang-Utans Verhaltensformen, die die Gruppenbin-dung vertiefen (Schröpel, 1990). Einige Interaktionen konnten in der Gruppe beobachtet werden, wie unter anderem „Allogrooming“, Spielkämpfe und Sexualverhalten. Diese 74 Interaktionen wurden in dieser Arbeit aufgrund mangelnder Stichproben deskriptiv be-schrieben. Zusammenfassend kann man sagen, dass die Tiergarten „Orang.erie“ ein großer Erfolg, in Hinsicht artgerechter Haltung und Lebensraumbereicherung, für die Orang-Utans ist.

Abstract:

This thesis investigates the removal of the orangutans of the Vienna Zoo – a male and a female – into a newly built enclosure in May 2009. In addition the thesis analyses the be-havior of the two orangutans towards two newly introduced females. The observation started in April 2009 in the old orangutan enclosure in order to compare the previous situ-ation of the animals with the new one starting in May. The use of the enclosure and the individual distance between the animals were examined by Scan Sampling while the inte-ractions, such as the contact of the animals with the visitors, were recorded by Behavior Sampling. The observation period was divided into five phases and each phase consisted of 110 hours. After evaluating the collected data different conclusions can be drawn, inter alia the individual distance between the animals increased due to larger availability of space which corresponds more to their natural behavior in the wild. The contact of the male orangutan with the visitors first increased after moving to the new enclosure but de-creased again in the third phase of the observation while the females’ interest in and con-tact to the visitors has increased from one phase to the other. The animals have the pos-sibility to get in closer contact to the visitors; however, they can retreat to areas out of the visitors’ sight.

 

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Donnerstag, 14 Juni 2018 18:42

BUCKEN, S. (2012)

Soziale Interaktion und Raumnutzung von Orang-Utans (Pongo abelii) und anderen Arten in Gemeinschaftshaltung.

Masterarbeit

129 Seiten, plus Anhang

Ganzer Text

Fachbereich Biologie, Philipps-Universität Marburg
Betreuer: Prof. Dr. Lothar Beck
Zoom Erlebniswelt Gelsenkirchen

Zusammenfassung:

Die Gemeinschaftshaltung in Gelsenkirchen, welche während der Beobachtungszeit 2,4 Sumatra-Orang-Utans (Pongo abelii LESSON 1827), 2,8 Hulmans (Semnopithecus entellus DUFRESNE 1797) und 1,2 Kurzkrallenotter (Aonyx cinerea ILLIGER 1815) umfasste, wurde vom 18.01.2012 bis zum 15.05.2012 beobachtet. Dabei wurden sowohl Ethogramme für alle Arten erstellt als auch die Gehegenutzung der Tiere untersucht. Im Anschluss wurden sowohl intraals auch interspezifische Interaktionen erfasst und ausgewertet. Ziel dieser Studie war es, einen Eindruck von dem Zusammenleben der Arten zu bekommen und bewerten zu können, ob die Vergesellschaftung eine Bereicherung für den Alltag der Tiere darstellt.

Die Auswertung der Ethogramme für die Orang-Utans zeigte altersbedingte Unterschiede. Ein Vergleich mit den Ergebnissen freilebender Tiere aus der Literatur ergab, dass die Zootiere weniger Zeit mit Lokomotion, aber vor allem deutlich weniger mit der Nahrungsaufnahme verbringen als ihre freilebenden Verwandten. Dieses Ergebnis war zu erwarten, da die Zootiere weniger Aufwand haben, um ihre Nahrung zu beschaffen. Dadurch verbringen die Tiere weitaus mehr Zeit mit stationären Verhaltensweisen. Dies ist ein bekanntes Problem in der Zootierbiologie und hier wären weiterführende Studien nach wirkungsvollen enrichment-Möglichkeiten interessant.

Auch für die Individuen der Hulman-Gruppe wurden Ethogramme erstellt. Dabei konnten deutliche Unterschiede zwischen den adulten Tieren gefunden werden, die durch von ihnen abhängige Jungtiere erklärt werden konnten. Auch altersbedingte Unterschiede wurden beobachtet, bei denen das mit Abstand älteste Weibchen deutlich weniger soziale Kontakte innerhalb der Gruppe hatte und, wie im Freiland beobachtet, eine „Wächterrolle" für die Gruppe übernimmt. Ein Vergleich der Ethogramme der Jungtiere zeigte deutlich die Veränderung, die die Entwöhnung von der Mutter mit sich bringt und damit den Übergang in die nächste Altersklasse. Das entwöhnte Jungtier hatte deutlich weniger Kontakt zu der Mutter als seine gleichaltrigen Halbgeschwister und investierte deutlich mehr Zeit in die Pflege sozialer Kontakte unter den anderen adulten Tieren.

Überraschend ist, wie ähnlich der Tagesablauf und die Anteile der einzelnen Verhaltensweisen der Zootiere denen von im Freiland beobachteten Hulmans waren. Auch die Anteile für Nahrungsaufnahme und Lokomotion entsprachen fast denen freilebender Tiere, obwohl dies, wie bei den Orang-Utans zu sehen, ein häufig auftretendes Problem in Zoologischen Gärten ist und es zu erwarten gewesen wäre, dass diese deutlich geringer ausfallen. Dies spricht für optimale Haltungsbedingungen der Hulmans in der Zoom Erlebniswelt Gelsenkirchen.
Im Vergleich ließ sich deutlich der erwartete Unterschied zwischen einer eher einzelgängerisch lebenden Art wie den Orang-Utans und den in großen Haremsgruppen lebenden Hulmans erkennen, bei denen soziale Kontakte den Hauptteil des Tages ausmachen, während Verhaltensweisen wie Grooming oder Kuscheln bei den Orang-Utans kaum beobachtet wurden.
ie Kurzkrallenotter verbringen auf der Anlage hauptsächlich ihre aktiven Phasen, während sie sich zum Schlafen meist in ihre Schaubox zurückziehen. Dies erkennt man deutlich an dem erstellten Ethogramm, in das nur die Zeiten einflossen, die die Tiere auf der Anlage verbrachten.

Die Analyse der Gehegenutzung erbrachte, dass die Anlage zu fast 90% genutzt wird. Aufgeschlüsselt nach den Arten zeigen sich für jede Gruppe deutlich bevorzugte Bereiche des Geheges, was auch nach Literaturangaben über die räumliche Nutzung in Gemeinschaftsgehegen zu erwarten war. Obwohl die Anlage darauf ausgelegt ist, dass alle Bereiche ohne Bodenkontakt zu erreichen sind, halten sich die Orang-Utans über die Hälfte der Zeit auf dem Boden auf. Auch hier wären weitere Überlegungen interessant, wie man die Orang-Utans zum Klettern und zur vermehrten Nutzung der höheren Levels des Geheges animieren könnte. Der beste Anreiz ist dazu zweifellos Futter; so könnte man gleichzeitig auch die Anteile für Nahrungserwerbsverhalten erhöhen und das stationäre Verhalten der Tiere verringern. Die Hulmans sind, wie aus der Literatur bekannt, sehr anpassungsfähig an ihre Umwelt und nutzen die Klettermöglichkeiten auf der Anlage sehr gut. Von Kurzkrallenottern ist bekannt, dass sie deutlich weniger Zeit im Wasser verbringen als andere Otterarten und so entsprach die beobachtete Nutzung der verschiedenen Gehegebereiche durchaus den Erwartungen.

Allein die Quantität der erfassten Interaktionen zeigt noch einmal deutlich den Unterschied zwischen den hauptsächlich einzelgängerischen Orang-Utans und den in Gruppen lebenden Hulmans, für die etwa achtmal so viele intraspezifische Interaktionen erfasst wurden. Dabei ist zu beachten, dass durch die gewählte Beobachtungsmethode ad libitum die quirligen Hulmans mehr die Aufmerksamkeit des Beobachters anziehen als die ruhigen Orang-Utans und somit möglicherweise intraspezifischen Interaktionen der Menschenaffen unbeobachtet blieben und das Verhältnis nicht dem tatsächlichen entspricht. Kurzkrallenotter sind aus der Literatur als sehr gesellige Tiere bekannt und dieser Eindruck konnte auch während der Beobachtungen gewonnen werden, auch wenn die Anzahl der intraspezifischen Kontakte nicht sehr hoch war. Dies liegt jedoch auch daran, dass die Zwergotter nur etwa ein Drittel der Zeit auf der Anlage verbringen.

Es konnten etwa doppelt so viele interspezifische Interaktionen beobachtet werden wie innerartliche Kontakte bei den Orang-Utans. Auch hier ist zu beachten, dass den zwischenartlichen Interaktionen die meiste Aufmerksamkeit geschenkt wurde und sie so vermutlich deutlich überrepräsentiert sind. Bei den Orang-Utans interessierten sich vor allem die jüngeren Tiere Ogan und Ziadah für die anderen Gemeinschaftsmitglieder, während bei den Hulmans eher die rangniedrigeren, älteren Tiere häufiger interspezifische Kontakte hatten. Von den Jungtieren hatten Benita und vor allem Malina am häufigsten Kontakt zu den anderen Arten. Zwischen Ziadah und Malina entwickelte sich während der Beobachtungszeit eine sehr innige Beziehung und nur zwischen diesen beiden konnten regelmäßig freundliche Interaktionen mit Körperkontakt beobachtet werden.

Alles in allem ist die Gemeinschafthaltung der Orang-Utans, Hulmans und Kurzkrallenotter in der Zoom Erlebniswelt Gelsenkirchen als voller Erfolg anzusehen. Das Zusammenleben der verschiedenen Arten stellt nicht nur für die Besucher, sondern auch für die Tiere eine Bereicherung dar und bringt Abwechslung in den Alltag. Dabei geht von den deutlich stärkeren und größeren Orang-Utans zu keiner Zeit Gefahr für die anderen Tiere aus. Sexta reagiert bisweilen sogar eher eingeschüchtert auf Wendy, allerdings konnten nur sehr selten aggressive Interaktionen beobachtet werden und nie gingen diese über Drohen oder ein kurzes Schlagen hinaus. Die anderen Orang-Utans haben keine Angst vor den Languren und für das Orang-Utan-Jungtier Awang bestand nie eine Gefahr. Die adulten Hulmans interessieren sich überhaupt nicht für ihn und die jüngeren Hulmans näherten sich ihm zwar neugierig, aber Farida ließ in der Beobachtungsphase nie einen direkten Kontakt zu. Es wird interessant sein zu beobachten, wie sich Awangs Verhältnis zu den Hulmans entwickelt, wenn er älter und selbstständiger wird. Auch die wesentlich kleineren Kurzkrallenotter scheinen keine Angst vor den Affen zu haben und werden nicht von ihnen belästigt. Oftmals nähern sie sich von sich aus den Orang-Utans an und scheuen auch nicht die Nähe zu den Hulmans. Nur einmal konnte beobachtet werden, dass die Kurzkrallenotter von einem der jüngeren Hulmans belästigt wurden. Die Gemeinschafthaltung bringt also deutlich mehr Vorteile als Nachteile mit sich und ist eine Bereicherung für alle Tiere der Gemeinschaft.

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© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx