Donnerstag, 14 Juni 2018 09:15

KULISCH, M. (2013)

Sichtbarkeits- und Aktivitätsstudie bei dem Amerikanischen Bison (Bison bison), Przewalski-Pferd (Equus przewalskii), Honigdachs (Mellivora capensis) und Gelbbrustkapuzinern (Cebus xanthosternos) im Kölner Zoo.

Bachelorarbeit

134 Seiten

Zoologisches Institut Universität zu Köln.
Betreuung: T. Ziegler, L. Kolter
Kölner Zoo

Zusammenfassung:

Studien, die sich mit der Sichtbarkeit und Aktivität von Zootieren befassen, haben in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen. Dafür gibt es verschiedene Gründe. Zum einen können durch die Beobachtung von in Gefangenschaft lebenden Wildtieren Rückschlüsse auf deren wild lebende Verwandte geschlossen werden, zum anderen können durch ein besseres Verständnis der Bedürfnisse und Einflussfaktoren auf die Tiere die Haltungsbedingungen verbessert werden. Das wiederum entspricht der Aufgabe, der sich moderne Zoos verschieben haben: die Aufklärung und Bildung von der Besucher mit dem Ziel, dass diese für den Schutz unserer Umwelt und Artenvielfalt sensibilisiert werden. Um dies zu erreichen, werden Zootiere als Botschafter eingesetzt. Das Vorhaben kann jedoch nur dann von Erfolg gekrönt werden, wenn die Tiere für die Besucher sichtbar sind und sich entsprechend verhalten. Daher ist es wünschenswert alle Faktoren, die unnormale Verhaltensweisen und Vermeidungsverhalten bei den zur Schau gestellten Tieren hervorrufen, auf ein Minimum zu reduzieren. In dieser Studie wurde überprüft, ob die Zoobesucher selbst einen solchen Faktor darstellen. Zu diesem Zweck wurden im Kölner Zoo Beobachtungen an vier Säugtiergruppen, die sich durch ihre Herkunft und Lebensweise unterscheiden, durchgeführt. Für die Studie gewählt wurden der Amerikanische Bison (Bison bison), das Przewalski-Pferd (Equus przewalskii), der Honigdachs (Mellivora capensis) und der Gelbbrustkapuziner (Cebus xanthosternos). Für die Beobachtungen wurde die Scan Sampling Methode nach Martin & Bateson angewandt. Die Datenaufnahmen fanden in dem Zeitraum von 9:00 Uhr bis 20:00 Uhr statt. Für jede Stunde wurden zwölf Replikate erstellt und pro Stunde wurden bei jeder Tierart vier Scans durchgeführt. Bei der Aufnahme der Daten wurden zuvor erstellte Erhebungsbögen und Gehegepläne verwendet, auf denen das Verhalten und die Position der Tiere festgehalten wurden. Desweiteren wurden die Besucheranzahl, die Lautstärke, Temperatur und Wetterverhältnisse notiert und für die Auswertung zu Kategorien zusammengefasst. So konnte überprüft werden, ob sich die Sichtbarkeit oder Aktivität der Beobachtungstiere unter dem Einfluss eines Faktors ändert, wenn dessen Dichte oder Intensität zunimmt. Die Auswertung der Daten erfolgte mit Microsoft Excel und dem Statistikprogramm SsS. Für alle Tierarten wurden zunächst Aktivitätsbudgets erstellt, welche das Verhalten und die Nutzung der Gehege im Gesamten und im Tagesverlauf zeigen. Anhand der Aktivitätsbudgets konnte für jede Tierart die tägliche Routine ermittelt und festgestellt werden, wie groß der Einfluss von Fütterungszeiten und Nahrung auf die Aktivität und die Gehegenutzung sind. Bei den Tieren, bei denen durch die Diagramme und statistische Auswertung ein längerfristiger, signifikanter Einfluss durch das Vorhandensein von Futter nachgewiesen werden konnte, wurden die entsprechenden Daten von der weiteren Analyse ausgeschlossen. Es wurde überprüft, ob die Beobachtungstiere auf die Anwesenheit von Besuchern mit Vermeidungsverhalten reagieren und ob die Ausprägung der Reaktionen sich bei zunehmender Besucherdichte verstärken. Als Vermeidungsverhalten wurden der Rückzug in nicht einsehbare oder besucherferne Gehegebereiche und eine abgewandte Körperhaltung angesehen. Des Weiteren wurde überprüft, ob aktive Reaktionen in Form von wachsamen und stereotypen Verhaltensweisen als Reaktion auf die Besucher auftraten. Die Analysen wurden ebenfalls bei verschiedenen Lautstärkeintensitäten durchgeführt. Um ausschließen zu können, dass die Ergebnisse aufgrund des Einflusses weiterer Faktoren zustande kamen, wurden die Gehegenutzungen und Aktivitäten in Abhängigkeit von der Temperatur und dem Wetter untersucht. Mit Ausnahme der Gelbbrustkapuziner konnte bei allen Tieren eine erhebliche Beeinflussung der Tagesroutine durch die Fütterungen und Nahrungsaufnahme festgestellt werden. Am deutlichsten war die Auswirkung bei den Przewalski-Pferden zu erkennen, die sich im Anschluss an die Fütterung für 1,5 bis 2 Stunden beinahe ausschließlich mit der Nahrungsaufnahme befassten und die Futterplätze kaum verließen. Bei den Bisons wurde festgestellt, dass die Nahrungsaufnahme auch die folgenden Stunden beeinflusst, da sich die Tiere im Anschluss zum Wiederkäuen und Ruhen ablegen. Die Honigdachse zeigten zu den Fütterungszeiten signifikant erhöhtes aktives Verhalten. Bei den Kapuzinern findet die Nahrungsaufnahme während des gesamten Tages mit ähnlichen Anteilen am Gesamtverhalten statt. Vermeidungsverhalten zeigte sich bei allen Tieren mit Ausnahme der Pferde in einer vermehrten Nutzung der hinteren Gehegeabschnitte. Eine zunehmende Nutzung der hinteren Bereiche bei steigender Besucherdichte und Lautstärke konnte nicht zweifelsfrei nachgewiesen werden. Zwar gab es Hinwiese darauf, dass sich die Tiere bei extremer Lautstärke und vielen Besuchern zurückzogen, doch in den meisten Fällen verhielt es sich genau umgekehrt, da die Besucher durch die gut sichtbaren Tiere angezogen wurden. Vermehrtes Abwenden von den Besuchern konnte bei den Pferden und Bisons in den Diagrammen gezeigt, doch statistisch nicht nachgewiesen werden. Reaktionen von Seiten der Tiere auf die Besucher wurden vor allem von den Wildpferden und Honigdachsen gezeigt, bei beiden Arten wurde häufig wachsames Verhalten beobachtet. Bei den Wildpferden wurde ein Zusammenhang zwischen der Besucherdichte und der Häufigkeit der Wachsamkeitsereignisse nachgewiesen. Die stereotypen Verhaltensweisen der Honigdachse konnten bei zwei der drei Tiere, durch Tendenzen in der statistischen Auswertung, mit einer Zunahme der Besucherdichte und bei dem am stärksten betroffenen Tier auch mit der Lautstärke in Verbindung gebracht werden. Die verschiedenen Wetterkategorien Regen, Sonne und Bewölkung bewirkten bei keiner Art eine signifikante Änderung der Sichtbarkeit oder Aktivität. Die Przewalski-Pferde zeigten sich bei mittleren Temperaturen von 10°C bis 15°C aktiver als bei darüber und darunterliegenden Temperaturen. Weitere tendenzielle und signifikante Auswirkungen hatte die Temperatur auf die Sichtbarkeit der Honigdachse, diese waren bei mittleren und warmen Temperaturen häufiger zu sehen als bei Temperaturen unter 10°C. Die Ergebnisse dieser Studie unterstützen die Vermutung, dass die Besucher einen Einfluss auf die Tiere ausüben. Dieser zeigt sich in der Gehegenutzung, dem Wachsamkeitsverhalten und vermutlich in der Ausprägung stereotyper Verhaltensweisen. Die Erkenntnisse können für eine weitere Verbesserung der Haltungsbedingungen genutzt werden. Der Umstand, dass Tiere besucherferne Bereiche präferieren, sollte in Zukunft vermehrt bei der Planung und Gestaltung von Gehegen beachtet werden. Die Einflüsse von Fütterungszeiten und Nahrung auf die Aktivität und den Aufenthaltsort der Tiere können dazu genutzt werden, die Sichtbarkeit für die Besucher auch in weitläufigen, strukturreichen Gehegen zu gewährleisten.

 

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Donnerstag, 14 Juni 2018 08:29

FELLENDORF, S. (2012)

Sichtbarkeits- und Aktivitätsstudie im Kölner Zoo. Zu den Tierarten: Onager (Equus hemionus onager), Waschbären (Procyon lotor), Malaienbären (Helarctos malayanus), Geparden (Acinonyx jubatus jubatus) und den Chinesischen Muntjaks (Muntiacus reevesi).

Bachelorarbeit

173 Seiten

Zoologisches Institut Universität zu Köln.
Betreuung: T.Ziegler, L. Kolter
Kölner Zoo

Zusammenfassung:

Im Rahmen der vorliegenden Studie sollte überprüft werden, ob und wie das Verhalten von Zootieren durch das Besucheraufkommen und die 160

Geräuschkulisse beeinflusst werden. Da innerhalb von Vorbeobachtungen der Eindruck gewonnen wurde, dass bestimmte Tiere auf die Frequenz verstärkt reagieren wurde innerhalb der durchgeführten Studie der Einfluss der Lautstärke und der Frequenz auf die Sichtbarkeit, Aktivität und Raumnutzung von Zootieren untersucht. Die Studie wurden an Onagern (Equus hemionus onager), Waschbären (Procyon lotor), Malaienbären (Helarctos malayanus), Geparden (Acinonyx jubatus jubatus) und Chinesischen Muntjaks (Muntiacus reevesi) durchgeführt. Die durchgeführten Beobachtungen fanden hierbei vom 23.06.2012 bis zum 18.09.2012 statt. Innerhalb der Beobachtungen wurde der Zeitraum zwischen 09:00 und 21:00 Uhr abgedeckt wodurch die Hauptaktivitätszeit der ausgewählten Tierarten abgedeckt war. Als Methode für die Datenaufnahme wurde das Scan Sampling genutzt. Die Dauer eines Scans betrug hierbei 1 Minute, eine komplette Runde in der alle Tierarten einmal gescannt wurden betrug 15 Minuten.

Im Folgenden werden die Ergebnisse der Aktivitätsstudie erläutert: Alle Tiere, mit Ausnahme der Onager und der Waschbären zeigten bei erhöhten Lautstärken eine gesteigerte Wachsamkeit. Die Frequenz führte ebenfalls zu einer gesteigerten Wachsamkeit innerhalb des Verhaltens der Geparden. Dies könnte daran liegen, dass sie in freier Natur einem hohen Feinddruck durch größere Raubkatzen ausgesetzt sind (Durant, 2000) und somit bei einem erhöhten Besucheraufkommen und der damit einhergehenden erhöhten Lautstärke ein vermehrtes Wachsamkeitsverhalten zeigten. Bei den Malaienbären konnte eine Senkung der Stereotypien mit steigender Temperatur beobachtet werden. Grund hierfür ist, dass die Tropenbären mit 24 - 28 °C eine relativ hohe Thermoneutrale Zone haben und sie unter und überhalb dieser Zone vermehrt stereotypieren. Ein Anstieg der Stereotypien konnte bei der Bärin Gula durch eine erhöhte Lautstärke konnte zweifelsfrei nachgewiesen werden.

Bei allen Tieren konnte eine gesteigerte Sichtbarkeit in Anwesenheit von vielen Besuchern und hohen Lautstärken beobachtet werden. Dies ist dadurch zu erklären, dass die Anwesenheit von Tieren eine hohe Anzahl an Besuchern zur Folge hat. Die Onager und Geparden waren aufgrund ihrer offenen Gehege dauerhaft sichtbar. Bei den Waschbären waren zwei der fünf Tiere im Durchschnitt sichtbar, dies ist durch die dichte Bepflanzung des Gegehes und die damit einhergehenden Versteckmöglichkeiten zu begründen. Die Sichtbarkeit der Malaienbären korrelierte mit den Fütterungszeiten. Die Sichtbarkeit der Chinesischen Muntjaks lag im Durchschnitt bei zwei der drei Tieren. Durch die Fütterungen am Tage kam es bei der Aktivität und Sichtbarkeit der Chinesischen Muntjaks und der Waschbären zu einer Verschiebung vom Abend in den Tag.

Bei einer erhöhten Lautstärke konnte bei den meisten Tieren eine gesteigerte Distanz zu den Besuchern beobachtet werden. Die Raumnutzung der Geparden wurde hierbei nicht durch die Lautstärke oder die Frequenz beeinflusst, da die Geparden den größten Teil des Tages auf einem erhöhten Hügel befanden und von dort aus Wachsam die Umgebung beobachteten. Die Chinesischen Muntjaks suchten bei Störungen von außen Schutz unter Gebüschen und in ihrem Stall. Steigende Temperaturen führten bei den meisten Tiere zum Aufsuchen von sonnigen Plätzen, verbunden mit einem dort ausgeübten Komfortverhalten.

 

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© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx