Mittwoch, 12 April 2017 10:25

Steller-Seelöwe

Überordnung: LAURASIATHERIA
Ordnung: Raubtiere (CARNIVORA)
Unterordnung: Hundeartige (Caniformia) bzw. Robben (Pinnipedia)
Familie: Ohrenrobben (Otariidae)

D NT 650

Steller-Seelöwe

Eumetopias jubatus • The Steller's Sea Lion• Le lion de mer de Steller

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Weiblicher Steller-Seelöwe (Eumetopias jubatus) im Dolfinarium Harderwijk © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

 

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Approximative Verbreitung des Steller-Seelöwen (Eumetopias jubatus)

 

 

 

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Weiblicher Steller-Seelöwe (Eumetopias jubatus) im Dolfinarium Harderwijk © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

 

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Steller-Seelöwe (Eumetopias jubatus), Bulle im Dolfinarium Harderwijk © Wolfgang Dreier, Berlin

 

 

 

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Weibliche Steller-Seelöwen (Eumetopias jubatus) im Dolfinarium Harderwijk © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

 

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Steller-Seelöwen (Eumetopias jubatus) auf den Broken Islands, Kanada © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

 

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Schlafende Steller-Seelöwen (Eumetopias jubatus) auf Mitlenatch Island, Kanada © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Als größte Ohrenrobbe wäre der im Freiland potenziell gefährdete Steller-Seelöwe an sich ein attraktives Zootier und eine gute Botschafterart für den Meeresschutz. Er wird in Europa aber nur ausnahmsweise gehalten.

Körperbau und Körperfunktionen

Der Steller-Seelöwe ist die größte Ohrenrobbe. Wie die Mähnenrobbe zeigt einen ausgeprägten Geschlechtsdimorphismus: Währenddem die Bullen 330-250 cm lang werden und ein Gewicht von 1'000(-1'120) kg erreichen können, werden die Weibchen nur 250-270 cm lang und etwa 270 kg schwer. Der Kopf ist massiv, die Ohren sind kurz und die Schnauze plump. Die Bullen haben eine ausgeprägte Mähne, ansonsten ist das Haarkleid sehr kurz. Die Farbe der Erwachsenen ist gelbbraun, wenn sie trocken sind, die der Jungtiere dunkelbraun [3; 5; 7].

Verbreitung

Nordpazifik mit Ochotskischem, Bering- und Beaufort-Meer: Kanada (Britisch-Kolumbien), Japan, Russland (Ostsibirien, Kamtschatka, Kurilen), USA (Alaska, Aleuten, Kalifornien, Oregon, Washington), gelegentlich Korea Dem, Korea Rep. [2].

Lebensraum und Lebensweise

Steller-Seelöwen haben ihre Paarungs- und Wurfplätze an der Küste oder vorgelagerten Inseln und schwimmen zur Nahrungssuche bis zum Rand des Kontinentalschelfs. Gelegentlich überqueren sie auch tiefere Meeresgebiete. Die Fortpflanzung fällt auf die Periode Mai-Juli, wobei die Bullen schon früher auf den Paarungs- und Wurfplätzen eintreffen, um sich ein Territorium zu sichern. Die Bullen fasten die ganze Zeit, bleiben jedoch stets in Nähe des Wassers und baden viel. Die Tragzeit dauert etwa 11 Monate, wovon 3 Monate auf eine Keimruhe fallen. Die Jungtiere kommen weit entwickelt und mit offenen Augen zur Welt, messen etwa 100 cm und sind 18-22 kg schwer. Die Weibchen bleiben etwa 7-10 Tage bei ihren Jungen an Land, verlassen sie dann jeweils für einen Tag, um im Meer auf Nahrungssuche zu gehen. Etwa 2 Wochen nach der Geburt werden sie wieder gedeckt. Mit etwa einem Jahr, bisweilen später, werden die Jungen entwöhnt. Geschlechtsreife wird mit 3-6 Jahren erreicht, die Bullen sind aber erst ab 9 Jahren in der Lage, ein Territorium zu halten [2; 7].

Steller-Seelöwen sind opportunistische Jäger, die u.a. Pollack (Pollachius pollachius), Pazifischen Kabeljau (Gadus macrocephalus), Pazifik-Lachse (Oncorhynchus spp.), Atka-Makrelen (Pleurogrammus monopterygius), Plattfische, Kopffüßer und andere Weichtiere sowie Krebstiere in Tiefen bis über 400 m fangen. Die mittlere Tauchtiefe liegt bei etwa 45 m. Adulte Bullen jagen auch junge Nördliche Seebären, Seekunde, Ringelrobben und möglicherweise Seeotter [2; 7].

Gefährdung und Schutz

Ab den 1970er Jahren nahm die westliche Population kontinuierlich ab und erreichte um 2000 ihren Tiefpunkt mit noch etwa 30% ihres ehemaligen Bestandes. Damals wurde die Art als stark gefährdet beurteilt. Seitdem ist es zu einer leichten Erholung der westlichen und einer starken Zunahme der östlichen Population gekommen, sodass die Art 2016 als potenziell gefährdet eingestuft wurde [2].

Der internationale Handel ist durch CITES nicht geregelt.

Bedeutung für den Menschen

Steller-Seelöwen wurden seit Jahrtausenden von der indigenen Bevölerung im Rahmen der Subsistenzwirtschaft gejagt und stellten eine bedeutende Proteinquelle dar. Heute werden sie von ihr in sehr begrenztem Rahmen (in Alaska etwa 200 Tiere pro Jahr) auch für die Herstellung kunstgewerblicher Artikel gejagt. Im 19. Jahrhundert und bis ins 20. Jahrhundert hinein gab es eine kommerzielle Bejagung zwecks Gewinnung von Öl, Häuten und des als Heimtierfutter verwendeten Fleischs, oder die Bestände wurden dezimiert, weil sie eine Konkurrenz für die Fischerei darstellten [1; 2].

Haltung

Den publizierten Altersrekord in Menschenobhut hält ein Bulle, der als halbwüchsiges Tier der Natur entnommen wurde und im Ueno Zoo in Tokyo im Alter von 32 Jahren und 10 Monaten  starb [6].

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in etwa einem Dutzend  Zoos gehalten, mehrheitlich in Russland. Im deutschsprachigen Raum gibt es seit über 40 Jahren keine mehr. Für Details siehe Zootierliste.

Es gibt kein Europäisches Zuchtbuch oder Zuchtprogramm, es wurden jedoch von der EAZA Haltungsempfehlungen herausgegeben [4].

Mindestanforderungen an Gehege: Das Säugetiergutachten 2014 gibt für 5 Ohren- bzw. Hundsrobben generell eine Beckenfläche von 200 m² und eine Kubatur von 400 m³ vor bei Wassertiefen, die sich jeweils an der Körperlänge der Tiere orientieren. Wie diese Zahlen zustande kamen, wurde nie begründet. Die Fläche liegt über der Empfehlung der EAZA Best Practice Guidelines und ein fixes Volumen ist sinnfrei, wenn die Wassertiefe auf die Körperlänge der Tiere abgestimmt werden soll. Zudem tragen einheitliche Beckendimensionen dem Umstand nicht Rechnung, dass es massive Größenunterschiede zwischen den einzelnen Arten gibt (mittleres Gewicht weibliche Südamerikanische Seebären 45 kg, Südliche See-Elefanten 700 kg). Eine Differenzierung ist deshalb angezeigt. Für Zucht- oder Weibchengruppe von Steller-Seelöwen ist die Vorgabe des Säugetiergutachtens angemessen.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für bis zu 5 Tieren ein Becken mit einer Mindestfläche von 150 m² und einer Tiefe von 3 m vor. Für jedes weitere Tier ist die Fläche um 15 m² zu erhöhen. Für die Erhöhung um 50% bei der Beckenfläche und um 150% beim Volumen gegenüber einer früheren Fassung der Verordnung gibt es keine Begründung. Ferner ist ein Landteil von 15 m² pro Robbe erforderlich.

Die 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) verlangt für bis zu 5 Tieren ein Becken mit einer Mindestfläche von 300 m² und einer Tiefe von 3 m, für jedes weitere Tier ist die Fläche um 30 m² zu erhöhen. Es ist ein Landteil erforderlich, der es allen Robben erlaubt, sich gleichzeitig am Land aufzuhalten, ferner müssen Absperrboxen vorhanden sein, deren Maße sich nach der Körpergröße der Art richten.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Steller-Seelöwe wurde im Jahr 1776 vom thüringischen Naturforscher Johann Christian Daniel von SCHREBER als "Phoca jubata" beschrieben. 1866 stellte ihn der amerikanische Zoologe Theodore Nicholas GILL als einzige Art in die neue Gattung Eumetopias. Traditionell wurden keine Unterarten anerkannt, erst 2014 akzeptierte das Taxonomie-Komitee der Gesellschaft für marine Säugetierkunde eine Aufteilung in zwei Unterarten: jubatus westlich des 144. Längengrads und monteriensis östlich davon [2; 7; 8].

Literatur und Internetquellen

  1. CASS, V. L. (1985)
  2. GELATT, T. & SWEENEY, K. (2016). Eumetopias jubatus. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T8239A45225749. http://www.iucnredlist.org/details/8239/0. Downloaded on 17 April 2018.
  3. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  4. MEIJER, G. (2008)
  5. PUSCHMANN, W., ZSCHEILE, D., & ZSCHEILE, K. (2009)
  6. WEIGL, R. (2005)
  7. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
  8. WILSON, D. E. & REEDER, D. M. (2005)

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Freigegeben in Wale und Robben
Donnerstag, 14 Juni 2018 10:16

OTTER, C. (2007)

Wahrnehmung hydrodynamischer Informationen beim Kalifornischen Seelöwen (Zalophus californianus).

Diplomarbeit

65 Seite

Lehrstuhl für Allgemeine Zoologie und Neurobiologie, Ruhr-Universität Bochum
Leitung: Prof. Dr. Guido DehnhardtRuhr-Universität Bochum
Zoo Duisburg

Zusammenfassung:

Orientierung bedeutet für die meisten Tiere eine lebensnotwendige Fähigkeit, nicht nur um bestimmte Gebiete wie z.B. Rast-, oder Paarungsplätze wieder zu finden, sondern auch um Nahrung zu beschaffen oder selbst Jägern zu entkommen. Robben sind aufgrund ihrer amphibischen Lebensweise mit Sinnessystemen ausgestattet, die sowohl an Land, wie auch unter Wasser präzise funktionieren. Bei Kalifornischen Seelöwen wurde bisher vermutet, dass die Tiere aufgrund ihres besonders gut ausgeprägten Sehapparats als rein visuelle Jäger anzusehen sind. Dagegen stehen Beobachtungen von nachweislich blinden Tieren, die sich unauffällig in der Gruppe aufhielten und wohlgenährt erschienen. Da bis heute der experimentelle Nachweis für ein aktives Bio-Sonar System bei Robben fehlt, muss davon ausgegangen werden, dass weitere als nur visuelle Informationen bei der Jagd genutzt werden. Fische hinterlassen mit jedem Schlag der Schwanzflosse wellenartige Muster im Wasser, welche sich von der umgebenden Strömung abgrenzen und somit eine definierte Spur beschreiben (hydrodynamische Spur). Bei Seehunden (Phoca vitulina) konnte bereits gezeigt werden, dass die Tiere in der Lage sind, hydrodynamische Spuren nur mit Hilfe ihrer Vibrissen zu lokalisieren und ihnen zu folgen. Dabei wurde vermutet, dass die besondere Struktur ihrer Barthaare der Grund dafür sei, dass Seehunde diese Fähigkeit besitzen. Die Vibrissen der Seehunde sind abgeflacht und bestehen vom Ansatz bis zur Spitze aus wellenartigen Verdickungen und Verjüngungen. Im Gegensatz dazu sind die Sinneshaare der Kalifornischen Seelöwen im Querschnitt oval und verjüngen sich (konisch) von der Basis zur Spitze stetig. Diese zwei unterschiedlichen Strukturen finden sich bei allen Arten in der Ordnung der Pinnipedia. Dabei entsprechen die Vibrissen aller Phocodae denen der Seehunde (mit Ausnahmen der Mönchs- und Bartrobben), die aller Otariidae denen der Seelöwen. Physikalische Untersuchungen zum Schwingungsverhalten von Vibrissen zeigten, dass es nicht nur strukturelle Unterschiede zwischen den beiden Haartypen gibt. In dieser Arbeit sollte untersucht werden, ob Kalifornische Seelöwen trotz der Unterschiede in den Vibrissen über ähnlich sensible sensorische Fähigkeiten verfügen. Dazu wurde ein Seelöwe darauf trainiert, visuell depriviert einer künstlich generierten hydrodynamischen Spur zu folgen. Diese wurde zuvor von einem ferngesteuerten Miniatur-U-Boot generiert. Mit einer mittig über dem Becken installierten Kamera konnten die einzelnen Versuche dokumentiert und anschließend graphisch analysiert werden. Von insgesamt 92 Versuchen konnte der Seelöwe in 77 Fällen (83,7%) einer linearen Spur im Wasser exakt folgen. Bei weiteren Versuchen konnte gezeigt werden, dass es dem Tier ebenso möglich ist, Spuren mit mehreren Richtungsänderungen zu verfolgen. Diese Ergebnisse zeigen, dass trotz der großen strukturellen Unterschiede in den Vibrissen Seelöwen in der Lage sind, hydrodynamische Informationen wahr zu nehmen und zu verarbeiten. Somit könnte diese Fähigkeit es den Tieren ermöglichen, bei Nacht, bei verminderter Sicht oder im Falle einer Erblindung, Fische anhand ihrer Spuren zu lokalisieren und zu jagen.

 

otter-biblio

Freigegeben in O
Donnerstag, 14 Juni 2018 08:29

Kalifornischer Seelöwe

Überordnung: LAURASIATHERIA
Ordnung: Raubtiere (CARNIVORA)
Unterordnung: Hundeartige (Caniformia) bzw. Robben (Pinnipedia)
Familie: Ohrenrobben (Otariidae)

Red list status least concern

EEPKalifornischer Seelöwe

Zalophus californianus • The California Sea Lion • L'otarie de Californie

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Kalifornischer Seelöwe (Zalophus californianus), Weibchen in der Wilhelma Stuttgart © Wilhelma (Pressefoto)

 

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Approximative Verbreitung des Kalifornischen Seelöwen (Zalophus californianus)

 

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Kalifornischer Seelöwe (Zalophus californianus), Bulle im National Zoo, Washington DC © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Kalifornischer Seelöwe (Zalophus californianus), Bulle im Zoo Osnabrück © Zoo Osnabrück (Pressefoto)

 

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Kalifornische Seelöwe (Zalophus californianus), Jungtiere im Zoo Wuppertal © Anja Hillen, Zoo Wuppertal

 

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Tauchender Kalifornischer Seelöwe (Zalophus californianus), Weibchen in der Wilhelma Stuttgart © Wilhelma (Pressefoto)

 

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Schlafende Kalifornischer Seelöwe (Zalophus californianus), Weibchen im Central Park Zoo, New York © Wilhelma (Pressefoto)

 

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Kalifornischer Seelöwe (Zalophus californianus), Bulle auf den Broken Islands, Kanada © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Kalifornischer Seelöwe (Zalophus californianus), Weibchen im Zoo Karlsruhe © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Kalifornische Seelöwe (Zalophus californianus), Paar und Jungtier im Zoo Berlin © Peter Griesbach, Zoo Berlin (Pressefoto)

 

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Kalifornische Seelöwen (Zalophus californianus), Jungtiere in der Wilhelma Stuttgart © Wilhelma (Pressefoto)

 

 

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Kalifornischer Seelöwe (Zalophus californianus), beim Abrichten im Tiergarten Nürnberg © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Haltung Kalifornischer Seelöwen (Zalophus californianus) im Borås Djurpark in großem Naturweiher mit Plattform für Präsentationen © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Teil der 2009 fertiggestellten Anlage für Kalifornische Seelöwen (Zalophus californianus)im Zoo Karlsruhe © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Für die meisten Menschen ist der Kalifornische Seelöwe DER Seelöwe schlechthin, den man nicht nur vom Zoobesuch, sondern auch als Artist in Zirkus und Variété kennt. Weil er so populär ist, eignet er sich bestens als Botschafter für den Meereesschutz, obwohl er selbst nicht gefährdet ist. In europäischen Zoos ist er die mit Abstand am häufigsten gehaltene Ohrenrobbenart.

Körperbau und Körperfunktionen

Beim Kalifornischen Seelöwen werden Bullen bis 240(-255) cm lang und erreichen ein Gewicht von 280-390(-523) kg , die Weibchen bleiben mit 180-200 cm deutlich kleiner, werden etwa 90-110 kg schwer und haben einen schlankeren Hals als die Bullen. Von den anderen in europäischen Zoos gehaltenen Seelöwen unterscheidet sich der Kalifornische erheblich: Seine Gestalt ist schlanker, er hat einen schmalen Kopf mit hundeartiger Schnauze, der bei den Bullen, die keine Mähne tragen, eine Stirnbeule aufweist, und seine Stimme klingt bellend. Die Weibchen haben ein Paar Zitzen etwas hinter den Vorderflossen, das zweite etwa 20 cm zurück. Die Fellfarbe ist schokoladenbraun. Jungtiere haben bei der Geburt eine schwarzbraune Lanugo, die sie mit 1-2 Monaten verlieren um in das beinahe schwarze Jugendkleid zu wechseln. Wie bei allen Seelöwen hat das dichte, kurzhaarige Fell keine Unterwolle [1; 4; 11; 13].

Verbreitung

Nordpazifik: Pazifikküste Nordamerikas und vorgelagerte Inseln von Alaska bis Mexiko [1].

Lebensraum und Lebensweise

Die Kalifornischen Seelöwen pflanzen sich von Mai bis Juli im Golf von Kalifornien und vor der kalifornischen Küste fort und ziehen danach zum Teil nordwärts nach Washington und Britisch Kolumbien und bis Alaska. Die Kolonien sind lockerer und verstreuter als bei den anderen Seelöwen. Während der Paarungszeit sind die Bullen territorial und fasten. Sie halten ihre Territorien für etwa 45 Tage. Die Tragzeit dauert etwa 11(-12) Monate, wovon 3 Monate auf eine Keimruhe fallen. Die Jungtiere kommen weit entwickelt mit offenen Augen zur Welt, messen etwa 60-80 cm und sind 6-9(5-12) kg schwer. Zwillinge sind die Ausnahme, kommen aber vor, so 1987 im Tierpark Hellabrunn und 2001 im Zoo Wuppertal und im Zoo Karlsruhe. Wie bei anderen Ohrenrobben bleiben die Weibchen etwa eine Woche bei ihren Jungen an Land, verlassen sie dann für 2-3 Tage, um im Meer auf Nahrungssuche zu gehen, und kümmern sich danach für 1-2 Tage wieder um sie. Die Jungen verdoppeln ihr Geburtsgewicht in etwa einem Monat. Meist kurz vor Geburt des nächsten Jungen, bisweilen später, werden sie entwöhnt, beginnen aber schon vorher, ihre Mutter auf See zu begleiten. Geschlechtsreife wird mit 4-5 Jahren erreicht [1; 4; 9; 11; 13].

Kalifornische Seelöwen sind opportunistische Jäger, die sich u.a. von Sardellen (Engraulis mordax), Sardinen (Sardina spp.), Heringen (Clupea spp.), Wittling (Merlangius merlangus), Makrelen (Scomberomorus concolor), Stachelmakrelen (Caranx spp.), Schwalbenschwänzchen (Chromis punctipinnis)Bartmännchen (Ophidiidae), Haarschwänzen (Trichiuridae), Kopffüßern und anderen Weichtieren sowie Krebstieren ernähren. Normalerweise fressen die Weibchen vier bis fünf Kilogramm pro Tag, während der Stillperiode fast das Doppelte. Auch während starker Kälteperioden im Winter ist der Futterbedarf sehr hoch und erreicht bis zu 19(-25) Kilogramm beim Männchen [9; 11; 13].

Gefährdung und Schutz

Der Kalifornische Seelöwe hat sich von seiner früheren Ausbeutung erholt. Mit einem Bestand von rund 350'000 Individuen, der gegenwärtig noch zunimmt, gilt er nach einer Beurteilung aus dem Jahr 2014 als nicht gefährdet (Rote Liste: LEAST CONCERN) [1].

Der internationale Handel ist nicht unter CITES geregelt.

Bedeutung für den Menschen

Wirtschaftliche Bedeutung: Kalifornische Seelöwen wurden früher von der indigenen Bevölerung im Rahmen der Subsistenzwirtschaft zur Fleischgewinnung gejagt und stellten eine bedeutende Proteinquelle dar. Im 19. Jahrhundert und bis in die 1970er-Jahre gab es eine kommerzielle Bejagung zwecks Gewinnung von Öl, Häuten und des als Heimtierfutter verwendeten Fleischs, oder die Bestände wurden dezimiert, weil sie eine Konkurrenz für die Fischerei darstellten [1; 3].

Haltung im Zoo

Den publizierten Altersrekord in Menschenobhut hält ein Bulle, der als halbwüchsiges Tier der Natur entnommen wurde und im San Diego Zoo im Alter von 35 Jahren und 8 Monaten  starb [11].

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in rund 90 Zoos gehalten, von denen sich etwa ein Fünftel im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste.

Die Welterstzucht gelang im Jahr 1888 dem Zoologischen Garten Köln. Es gibt ein Europäisches Erhaltungszuchtprogramm (EEP), das vom Zoo Lissabon koordiniert wird, und es wurden von der EAZA Haltungsempfehlungen herausgegeben [6].

Eine der erfolgreichsten Seelöwenzuchten hat der Tiergarten der Stadt Nürnberg. Dort sind von 1981-2018 insgesamt 74 Seelöwen herangewachsen. Sie sind heute größtenteils in Zoos von Spanien, Frankreich, den Niederlanden, Ungarn, Deutschland, Israel, Hongkong, China, Südkorea und  Japan zu Hause. Derzeit leben gegen 20 Kalifornische Seelöwen im Aqua Park und im Delphinarium des Tiergartens. Wie auch in der freien Wildbahn sind die Nürnberger Jungen bereits nach zwei Wochen sehr selbständig und bilden kleine Verbände, in denen sie gemeinsam umherlaufen und spielen.

Forschung im Zoo: Im Erlebniszoo Hannover werden Kalifornische Seelöwen gemeinsam mit Ostsee-Kegelrobben und Nördlichen Seebären  gehalten. Im Rahmen einer Bachelorarbeit wurde untersucht, ob und welche Auswirkungen diese in der Natur nicht vorkommende Vergesellschaftung hat [2]. Im Tiergarten Nürnberg wurden die Sozialbeziehungen von Kalifornischen Seelöwen und Seehunden in Gemeinschaftshaltung untersucht [5]. Am Zoo Duisburg wurde abgeklärt, wie die Seelöwen hydrdynamische Informationen wahrnehmem [8]. Nebst anderen Arten waren Kalifornische Seelöwen Gegenstand einer Dissertation zur Untersuchung des Atmungstraktes bei Meeressäugetieren durch Auskultation mittels elektronisch verstärktem Stethoskop [10] und im Rahmen einer anderen Dissertation wurden Maßnahmen zur Optimierung des Gesundheitsmanagements vorgeschlagen [6].

Mindestanforderungen an Gehege: Das Säugetiergutachten 2014 gibt für 5 Ohren- bzw. Hundsrobben generell eine Beckenfläche von 200 m² und eine Kubatur von 400 m³ vor bei Wassertiefen, die sich jeweils an der Körperlänge der Tiere orientieren. Wie diese Zahlen zustande kamen, wurde nie begründet. Die Fläche liegt über der Empfehlung der EAZA Best Practice Guidelines und ein fixes Volumen ist sinnfrei, wenn die Wassertiefe auf die Körperlänge der Tiere abgestimmt werden soll. Zudem tragen einheitliche Beckendimensionen dem Umstand nicht Rechnung, dass es massive Größenunterschiede zwischen den einzelnen Arten gibt (mittleres Gewicht weibliche Südamerikanische Seebären 45 kg, Südliche See-Elefanten 700 kg). Eine Differenzierung ist deshalb angezeigt. In Zoos hat sich für Ohrenrobben mittlerer Größe, wie dem Kalifornischen Seelöwen, eine Beckenfläche von 150m² bei 5 erwachsenen Tieren bewährt und kann somit als Mindestmaß für eine Zucht- oder Weibchengruppe vorgegeben werden.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für bis zu 5 Tieren ein Becken mit einer Mindestfläche von 150 m² und einer Tiefe von 3 m vor. Für jedes weitere Tier ist die Fläche um 15 m² zu erhöhen. Für die Erhöhung um 50% bei der Beckenfläche und um 150% beim Volumen gegenüber einer früheren Fassung der Verordnung gibt es keine Begründung. Ferner ist ein Landteil von 15 m² pro Robbe erforderlich.

Die 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) verlangt für bis zu 5 Tieren ein Becken mit einer Mindestfläche von 300 m² und einer Tiefe von 3 m, für jedes weitere Tier ist die Fläche um 30 m² zu erhöhen. Es ist ein Landteil erforderlich, der es allen Robben erlaubt, sich gleichzeitig am Land aufzuhalten, ferner müssen Absperrboxen vorhanden sein, deren Maße sich nach der Körpergröße der Art richten.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Kalifornische Seelöwe wurde im Jahr 1828 vom französischen Arzt und Naturforscher René Primevère LESSON als "Otaria californiana" beschrieben. 1866 stellte ihn der amerikanische Zoologe Theodore Nicholas GILL als einzige Art in die neue Gattung Zalophus. 1866 wurden der mittlerweile ausgestorbene Japanische Seelöwe (japonicus) und 1953 der Galápagos-Seelöwe (wollebaeki) beschrieben. Diese galten vorerst als Unterarten des Kalifornischen Seelöwen, haben jedoch seit einigen Jahren Artstatus [1; 13; 14].

Literatur und Internetquellen

  1. AURIOLES-GAMBOA, D. et al. (2015). Zalophus californianus. The IUCN Red List of Threatened Species 2015: e.T41666A45230310. http://www.iucnredlist.org/details/41666/0. Downloaded on 23 May 2018.
  2. BAHRMANN, J. (2015)
  3. CASS, V. L. (1985)
  4. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  5. KURZ, J. (2006)
  6. MARKOWSKI, S. (2013)
  7. MEIJER, G. (2008)
  8. OTTER, C. (2007)
  9. PUSCHMANN, W., ZSCHEILE, D., & ZSCHEILE, K. (2009)
  10. SCHARPEGGE, J. (2007)
  11. SCHÜRER, U. (2002)
  12. WEIGL, R. (2005)
  13. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
  14. WILSON, D. E. & REEDER, D. M. (2005)

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