Montag, 15 März 2021 07:24

FLANNERY, T.F. & GROVES, C. P. (1998)

A revision of the genus Zaglossus (Monotremata, Tachyglossidae), with description of new species and subspecies.

Manimalia 62 (3): 367-396.

Volltext (PDF)

Summary:

A systematic revision of monotremes of the genus Zaglossus has revealed unexpected morphological diversity. Statistical and non-metric analysis indicate that three species can be recognised: Zaglossus bruijnii (Peters and Doria, 1876), which inhabits the Vogelkop, Fak Fak and possibly the Charles Louis Mountains regions; Zaglossus bartoni Thomas, 1907a, which occurs on the central cordillera between the Paniai Lakes and the Nanneau Range, as well as the Huon Peninsula ; and Zaglossus Attenboroughi n. sp. from the Cyclops Mountains. Four distinct subspecies of Z. bartoni can be discerned. The three subspecies inhabiting the central cordillera increase in size from east to west:  Z. b. smcenki n. ssp. of the Nanneau Range being the smallest, the nominotypical form intermediate in size, and Z. b. diamond n. ssp. the largest. Zaglossus b. clunius inhabits the Huon Peninsula.

flannery-biblio

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Dienstag, 16 Februar 2021 16:20

Langschnabeligel

Unterklasse: Ursäugetiere (Protheria)
Ordnung: Kloakentiere (Monotremata)
Familie: Schnabeligel (Tachyglossidae)

D CR 650

Langschnabeligel

Zaglossus bruijnii / bartoniThe Long-beaked EchidnaL'échidné à long nez

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Westlicher Langschnabeligel (Zaglossus brujinii) im Zoo Moskau © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Approximative Verbreitung des Langschnabeligels (Zaglossus brujinii, dunkelblau: aktuelles Vorkommen; rot: möglicherweise ausgestorben; Zaglossus bartoni: dunkelgrün

 

 

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Westlicher Langschnabeligel (Zaglossus brujinii) im Batu Secret Zoo, Java © Johannes Pfleiderer, Zoo Duisburg

 

 

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Westlicher Langschnabeligel (Zaglossus brujinii) im Zoo Moskau © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Westlicher Langschnabeligel (Zaglossus brujinii) im Batu Secret Zoo, Java © Johannes Pfleiderer, Zoo Duisburg

 

 

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Skelett eines Westlichen Langschnabeligels (Zaglossus brujinii) im Naturhistorischen Museum Göteborg © Gunnar Creutz. Veröffentlich auf Wikimedia Commons unter der Creative Commons Attribution-Share Alike 4.0 International-Lizenz

 

 

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Östliche Langschnabeligel (Zaglossus bartoni) im Londoner Regent's Park Zoo © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Östlicher Langschnabeligel (Zaglossus bartoni) im Londoner Regent's Park Zoo © Wolfgang Dreier, Berlin

 

 

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Als eine von nur drei eierlegenden Säugetiergattungen wären Langschnabeligel von zoopädagogischem Interesse. Sie waren aber schon früher in europäischen Zoos extrem selten und werden derzeit (2023) nirgendwo gezeigt. Der einzige Vertreter der Kloakentiere, der gegenwärtig in europäischen Zoos gehalten wird, ist der Kurzschnabeligel.

Körperbau und Körperfunktionen

Der Westliche (Z. bruijnii) ist etwas kleiner als der Östliche Langschnabeligel (Z. bartoni), Zahlen liegen aber keine vor. Es bestehen keine signifikanten Größenunterschiede zwischen den Geschlechtern. Im Gegensatz zur östlichen Art, die an Vorder- und Hinterpfoten je 5 Krallen aufweist, hat er nur 3-4 Krallen an jedem Fuß. Die Farbe und Dichte des Fells variiert stark. Die Stacheln können ganz weiß oder ganz schwarz oder schwarz mit weißer Spitze sein [2; 9].

Verbreitung

Neuguinea: Z. bruijnii: Vogelkop- und Fak-Fak-Halbinseln sowie wahrscheinlich die Charles-Louis-Berge in West-Papua und vielleicht auch auf den Inseln Batanta und Waigeo (Indonesien). Z. bartoni: Papua-Neuguinea, Westpapua [2; 3; 4].

Lebensraum und Lebensweise

Der Westliche Langschnabeligel besiedelt tropische Tieflandwälder bis zu Bergwäldern in Höhenlagen von 2'500 m. Er ist überwiegend nachtaktiv, ansonsten ist über seine Lebensweise wenig bekannt. Vermutlich ernährt er sich hauptsächlich von Regenwürmern und nimmt auch etwas Arthropoden zu sich. Auch zur Fortpflanzung gibt es keine konkreten Angaben [3; 9].

Gefährdung und Schutz

Der Westliche Langschnabeligel wurde 1982 als gefährdet, ab 1994 als stark gefährdet eingestuft, und gilt seit 2008, letztmals überprüft 2015, als unmittelbar vom Aussterben bedroht (Rote Liste: CRITICALLY ENDANGERED).  Die Datenlage ist zwar dürftig, aber man geht davon aus, dass die Bestände innerhalb der letzten 45-50 Jahre um über 80% abgenommen haben. Der Östliche Langschnabeligel galt ebenfalls als vom Aussterben bedroht, wird aber aufgrund einer Neubeurteilung im Jahr 2015 seit 2016 als gefährdet (VULNERABLE) geführt [3; 4].

Die ganze Gattung fällt unter CITES-Anhang II.

Bedeutung für den Menschen

Langschnabeligel werden mit Hilfe von Hunden zur Gewinnung von Fleisch bejagt [3]. Im Rahmen von CITES wurde einzig 1985 die Ausfuhr eines lebenden Exemplars von Zaglossus sp. aus Indonesien nach den Niederlanden registriert [1].

Haltung

Langschnabeligel wurden noch nie in Menschenobhut gezüchtet, können im Zoo aber sehr alt werden. Beim Westlichen Langschnabeligel hält mit 32 Jahren ein Tier den Altersrekor, das 1912-43 im Londoner Zoo gezeigt wurde, im Berliner Zoo lebte eines über 30 Jahre und 6 Monate [7]. Ein Östlicher Langschnabeligel starb im Taronga Zoo in Sidney im Alter von mindestens 53 Jahren [6].

Zoopädagogik: Als Eier legendes Säugetier ist der Kurzschnabeligel besonders geeignet, um über die Evolution zu informieren. Anhand des Stachelkleids kann dabei über konvergente Entwicklungen gesprochen werden.

Haltung in europäischen Zoos: Westliche Langschnabeligel wurden in West- und Mitteleuropa nur in sehr wenigen Zoos und nur von Ende des 19. Jahrhunderts bis zum 2. Weltkrieg gezeigt. Von 1965-1994 im Londoner Zoo gehaltene Tiere gehörten der Art Z. bartoni an, sie wurden letztlich an den Taronga-Zoo in Sydney überstellt [6].  Einzig der Moskauer Zoo hielt Z. bruijnii im 21. Jahrhundert (bis 2013). Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: Die im Säugetiergutachten 2014 des BMEL vorgesehene Mindestfläche von 16 m²/Paar hat keine wissenschaftliche Grundlage. Die Tierschutzverordnung der Schweiz schreibt 6 m²/Paar, jene Österreichs 10 m²/Paar vor. Diese Zahlen beruhen auf Erfahrungen mit Kurzschnabeligeln. Der Verband der Zoologischen Gärten hält es, ebenfalls bezogen auf Kurzschnabeligel, für angemessen, dass die ganzjährig benutzbare Gehegefläche pro Tier 6 m² nicht unterschreitet. Gehege für zwei und mehr Tiere sollen unterteilbar oder es soll ein Ausweichgehege gegeben sein, um einzelne Tiere bei Bedarf trennen zu können. Zugang zu einem Außengehege während der warmen Jahreszeit ist empfehlenswert, aber nicht unabdingbar. Schnabeligel sind keine Tunnelbauer, sondern buddeln sich nur ein, um zu schlafen [8]. Daher ist eine Substratstärke von 30 cm, wie im Säugetiergutachten 2014 vorgegeben, nicht im ganzen Gehege erforderlich.

 Taxonomie und Nomenklatur

Der Westliche Langschnabeligel wurde 1876 von Wilhelm PETERS, der bis 1869 Direktor des Zoologischen Garten Berlin gewesen war, und Giacomo DORIA, dem Gründer und ersten Direktor des Naturhistorischen Museums von Genua, als Tachyglossus bruijnii erstmals wissenschaftlich beschrieben. Der am Smithsonian Institute tätige amerikanische Zoologe Theodore Nicholas GILL trennte ihn 1877 von Tachyglossus ab und stellte ihn in die neue Gattung Zaglossus. Traditionell wurden alle Zaglossus-Formen meistens in eine einzige Art gestellt. Manche Autoren anerkannten mit Z. bartoni und Z. bruijinii zwei Arten an. Eine Revision der Gattung im Jahr 1998 stipulierte mit Z. attenboroughi eine dritte Art mit einem winzigen Areal in den Cyclops Mountains an der Nordküste West-Papuas, sowie, im Fall von Z. bartoni, vier Unterarten [2; 8; 9].

Literatur und Internetquellen

  1. CITES TRADE DATA BASE
  2. FLANNERY, T.F. & GROVES, C. P. (1998)
  3. LEARY, T., SERI, L., LANNERY, T. et al. (2016). Zaglossus bartoni. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T136552A21964496. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2016-2.RLTS.T136552A21964496.en . Accessed on 24 January 2023.
  4. LEARY, T. et al. (2016). Zaglossus bruijnii. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T23179A21964204. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2016-2.RLTS.T23179A21964204.en . Downloaded on 15 March 2021.
  5. GRZIMEK, B. (1966) 
  6. PRESSEMITTEILUNG TARONGA ZOO vom 11.07.2018
  7. WEIGL, R. (2005)
  8. WILSON, D. E. & REEDER, D. M. (2005)
  9. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)

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Donnerstag, 07 Februar 2019 23:02

GRZIMEK, B. (1975)

Mit Grzimek durch Australien - vierfüßiger Australier. Abenteuer mit Tieren und Menschen des 5. Kontinents.

310 Seiten. Mit 107 Zeichnungen  und Fotos, von denen Alan Root 62 für den Verfasser aufnahm.

Kindler Verlag GmbH, München.

Inhalt: 

Sprung auf die Känguruhinsel; Großfußhühner erfanden den Brutapparat; Dreimal lernten Neuteltiere das Fliegen; Der Beutelwolf stirbt auf einer fernen Insel; Das Wundertier Känguruh, Unter Paradiesvögeln und Steinzeitmenschen; Säugetiere legen Eier; ferner über Dingo, Wildkaninchen, Beutelteufel, Wombat, Gleibeutler etc.

 

grzimek-biblio

Freigegeben in G

One-sided ejaculation of echidna sperm bundles.

The American Naturalist 170:162-164. DOI: 10.1086/522847

Abstract:

We report for the first time an unusual ejaculatory mechanism in the short-beaked echidna in which each side of the bilaterally symmetrical, rosettelike glans penis is used alternately, with the other being shut down. This is unparalleled in mammals but is reminiscent of the use of hemipenes in squamate reptiles, providing further reproductive evidence of a sauropsidian lineage in the Monotremata. Further, we describe the occurrence of motile sperm bundles in ejaculated echidna semen and provide scanning electron micrographs of their morphology. Sperm bundling appears to confer increased sperm motility, which may provide the potential for sperm competition between males.

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Dienstag, 28 Februar 2017 07:21

Kloakentiere - Allgemeines

Klasse: Säugetiere (Mammalia)
Unterklasse: Ursäuger (Prototheria)
Ordnung:

Kloakentiere

Monotremata • The Monotremes • Les monotrèmes

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„Geripp des Ameisenigels und des Schnabelthiers“ aus BREHMs Thierleben (1882-1887) (= Tachyglossus aculeatus und Ornithorhynchus anatinus)

 

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Schnabel, Schädel, Vorder- und Hinterfuß eines Schnabeltiers (Ornithorhynchus anatinus), Unterkieferzähne eines Jungtiers und Hornplatten erwachsener Tiere. Illustration aus CABRERA, A. (1919) Genera Mammalium - Monotremata - Marsupialia. Madrid. Gemeinfrei.

 

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"Schnabelthier (Ornithorhynchus paradoxus)" aus Brehms Thierleben (1882-1887)

 

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Briefmarke mit Schnabeltier-Motiv (Ornithorhynchus anatinus). Australien, 1937; 9 Pence

 

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Östlicher Langschnabeligel (Zaglossus bartoni) im Zoo London @ Klaus Rudloff, Berlin

 

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Kurzschnabeligel (Tachyglossus aculeatus) im Zoo Frankfurt © Klaus Rudloff, Berlin

Die Kloakentiere sind primitive Säugetiere, die als einzige Eier legen. Ihr Ordnungsname weist darauf hin, dass Kot, Urin und Nachwuchs nicht wie bei anderen Säugetieren durch verschiedene Körperöffnungen nach außen gelangen, sondern dass es dafür, wie bei den Vögeln und Reptilien, nur eine gibt: die Kloake.

Artenspektrum und innere Systematik

Die Ordnung umfasst die Familie der Schnabeltiere (Ornithorhynchidae) mit nur einer Art sowie die Familie der Schnabeligel (Tachyglossidae) mit 2 Gattungen und 4 Arten [4]. Von diesen fünf Arten gelten zwei als vom Aussterben bedroht (Rote Liste: CRITICALLY ENDANGERED), eine als gefährdet (VULNERABLE) und eine als potenziell gefährdet (NEAR THREATENED) [2].

Körperbau und Körperfunktionen

Das Skelett der Kloakentiere weist etliche Merkmale auf, die für Reptilien typisch sind, so z.B. ein großes selbständiges Rabenbein (Coracoid) und Nebenrabenbein (Epicoracoid) im Schultergürtel. Zwischen ihren Haaren bzw. Stacheln befinden sich Papillen, die den Schuppen der Reptilien entsprechen. Ihre Körpertemperatur beträgt rund 30°C. Ihr Großhirn ist nicht oder nur wenig gefurcht. Der Magen ist drüsenlos, bei den Nieren gibt es keine Mark- und Rindenzone. Statt ausgebildeter Zähne haben sie als Erwachsene einen Schnabel mit Hornplatten, mit denen sie ihre Nahrung zerkauen können. Die Harnwege und der Eileiter münden in eine Kloake, der Penis ist ausschließlich samenführend. Die Weibchen der Schnabeltiere haben in der Bauchgegend ein zitzenloses Milchdrüsenfeld, das etwa 120 Öffnungen aufweist. Die Schnabeligel haben einen Brutbeutel, in dem die Eier ausgebrütet und die Jungen mit Milch versorgt werden. Die Männchen haben am Hinterfuß einen hohlen Sporn, über den bei den Schnabeltieren Gift ausgeschieden werden kann. Die Eier haben eine Keratinschale. Die Jungen schlüpfen nach einer Brutdauer von 7-12 Tagen mit Hilfe eines Eizahns [1; 5; 7].

Verbreitung

Australien und Neuguinea.

Haltung im Zoo

Schnabeltiere (Ornithorhynchus anatinus) wurden, wenn überhaupt, in Europa nur bis zum Ersten Weltkrieg gehalten. Versuche des englischen Zoologen Edward Turner BENNETT in den Jahren 1832 und 1858, Schnabeltiere lebend nach Europa zu bringen, scheiterten jedenfalls [7]. London und Moskau hielten als einzige europäische Zoos nach dem Zweiten Weltkrieg bis 1994 bzw. 2013 Langschnabeligel (Zaglossus spp.) Einzig Kurzschnabeligel (Tachyglossus aculeatus) werden mit einiger Regelmäßigkeit in europäischen Zoos gehalten und gelegentlich auch gezüchtet [6].

Taxonomie und Nomenklatur

Die systematische Einordnung des Schnabeltiers, welches als erste Monotremen-Art durch die Wissenschaft entdeckt wurde bereitete vorerst Mühe. Die ersten Bälge, welche nach England gelangten, wurden für Artefakte eines Schwindlers gehalten, der das Fell eines großen Maulwurfs mit den Freßwerkzeugen einer Ente kombiniert hatte. Dann wurde vermutet, dass es sich um eine eigenständige Tierklasse handeln könnte. Nachdem anatomische Untersuchungen das Vorhandensein von Milchdrüsen ergeben hatten, war klar, dass es sich um Säugetiere handelt, die bald den Beuteltieren, bald den Zahnarmen zugeordnet wurden. Heute werden die Kloakentiere als Unterklasse Ursäuger (Prototheria) den Beutelsäugern und Höheren Säugetieren gegenüber gestellt. Sie besteht aus nur einer Ordnung [1; 3; 7].

Literatur und Internetquellen

  1. GRZIMEK, B. (1970). In GRZIMEKs TIERLEBEN.
  2. IUCN Red List of Threatened Species. Version 2022-2. Downloaded on 6 January 2023.
  3. SIMPSON, G. G. (1945)
  4.  WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
  5. ZISWILER, V. (1976)
  6. ZOOTIERLISTE 
  7. BREHM, A. E. (1882-1887)

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Donnerstag, 14 Juni 2018 20:57

SICKS, F. (2014)

Haltung der Kurzschnabeligel (Tachyglossus aculeatus lawesii) im Tierpark Berlin.

Bulette Berlin. Jubiläumssonderausgabe 17.2.2014: 128-135.

Freigegeben in S
Montag, 23 Oktober 2017 12:19

Kurzschnabeligel

Unterklasse: Ursäugetiere (Protheria)
Ordnung: Kloakentiere (Monotremata)
Familie: Schnabeligel (Tachyglossidae)

D LC 650

Kurzschnabeligel

Tachyglossus aculeatusThe Short-beaked EchidnaL'échidné à nez court

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Ostaustralischer Kurzschnabeligel (Tachyglossus aculeatus aculeatus) im Cleland Wildlife Park, Südaustralien © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Westaustralischer Kurzschnabeligel (Tachyglossus aculeatus acanthion) im Zoo Perth © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Verbreitung des Kurzschnabeligels. Dunkelblau: Tachyglossus.a.aculeatus und acanthion; schwarz: T.a.lawesii; rot: T.a. multiaculeatus; gelb: T.a. setosus

 

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Kangaroo-Island-Kurzschnabeligel (Tachyglossus aculeatus multiaculeatuis) frei lebend bei Parndana, Kangaroo Island. Typisch sind die langen, hellen Stacheln © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Neuguinea-Kurzschnabeligel (Tachyglossus aculeatus lawesii) im Tierpark Berlin-Friedrichsfelde © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Der 2023 im Tierpark Berlin-Friedrichsfelde geschlüpfte Neuguinea-Kurzschnabeligel (Tachyglossus aculeatus lawesii) im Alter von ca. 1.5 Monaten © Tierpark Berlin 2023

 

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Tasmanischer Kurzschnabeligel (Tachyglossus aculeatus setosus) im Mount Field-Nationalpark, Tasmanien. Typisch ist die Reduktion der Stacheln zu Gunsten eines Fells © J.J. Harrison, Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported

 

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Felsritzzeichnung eines Kurzschnabeligels aus dem Ku-ring-gai Chase-Nationalpark bei Sydney © Australian Museum

 

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Kurzschnabeligel-Figur als Souvenir des Billabong-Koala- & Wildlife Parks, NSW, Australien. Foto: Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Außengehege für ganzjährige Freilandhaltung im Australian Reptile Park, Gosford (New South Wales). Die mittlere Monatstemperaturen variieren hier zwischen 12 und 22°C @ Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Aus West-Papua importierter Neuguinea-Kurzschnabeligel (Tachyglossus aculeatus lawesii) im Tierpark Berlin-Friedrichsfelde © Carlos Frey, Berlin

 

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Im Zoo Rostock geborener Neuguinea-Kurzschnabeligel (Tachyglossus aculeatus lawesii) im Alter von ca. 6 Monaten © Axel Dobbertin, Rostock

 

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Im Zoo Rostock geborener Neuguinea-Kurzschnabeligel (Tachyglossus aculeatus lawesii) im Alter von ca. 9 Monaten © Axel Dobbertin, Rostock

 

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Skelett eines Kurzschnabeligels (Tachyglossus aculeatus) im Zoologischen Museum Barcelona © Eduard Solà Vázquez. Übernommen aus Wikimedia Commons unter der Creative-Commons-Lizenz „Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 unported“

 

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Der Kurzschnabeligel ist der einzige Vertreter der Kloakentiere, der gegenwärtig in europäischen Zoos gehalten wird.

Körperbau und Körperfunktionen

Kurzschnabeligel erreichen eine Kopf-Rumpflänge von 40-50 cm, haben einen Stummelschwanz [3] und werden 2-7 kg schwer [4].

Der Bau der Augen und manches im Knochenbau, besonders im Schultergürtel entsprechen den Verhältnissen bei den Reptilien. Ohrmuscheln fehlen. Der Mund ist zahnlos. Die lange und wurmförmige Zung ist klebrig. Zum Aufsammeln von Ameisen oder Termiten kann sie bis zu 100 mal pro Minute aus dem Schnabel hervorschnellen. Am Gaumen befinden sich Hornleisten zum Zerquetschen der Nahrung. Die zweite Fußkralle ist als Putzkralle ausgebildet. Die Männchen verfügen über einen Sporn am Fersenbein. Die Harnröhre ihres enorm langen Penis dient nur dem Samentransport, da der Harn direkt in die Kloake abgegeben wird. Sie weist eine doppelte Gabelung auf und endet auf der paarig angelegten Eichel in vier Rosetten, von denen bei der Kopulation jeweils nur entweder die linken oder die rechten aktiviert werden [5]. Die Weibchen produzieren zwar Milch, haben aber keine Zitzen, sondern das Junge muss die Milch von einem Drüsenfeld ablecken [3].

Verbreitung

Australien und einige umliegende Inseln einschließlich Tasmanien, Südost-Neuguinea.

Lebensraum und Lebensweise

Der Kurzschnabeligel besiedelt die unterschiedlichsten Lebensräume. In Australien ist er in allen Ökoregionen vom Meeresspiegel bis zu den höchsten Berggipfeln, in Neuguinea bis auf eine Höhe von 1'675 m anzutreffen [1]. Während des Sommers sind die Tiere überwiegend dämmerungs- oder nachtaktiv, in der kühleren Jahreszeit sind die auch am Tag zu beobachten, etwa wenn sie ein Sonnenbad nehmen. Außerhalb der Paarungszeit, wenn jeweils mehrere Männchen einem Weibchen folgen und lockere Gruppen bilden, sind sie im Prinzip Einzelgänger, verhalten sich aber Artgenossen gegenüber wenig aggressiv. Sie ernähren sich überwiegend von Termiten und ihren Larven, nehmen aber auch Ameisen sowie Eier und Larven von anderen Insekten [4; 11].

Dass Schnabeligel Eier legen wurde 1884 von Johann Wilhelm HAACKE, dem damaligen Leiter des South Australian Museum in Adelaide und späteren Direktor des Frankfurter Zoos entdeckt. HAACKE schrieb zu seiner Entdeckung, die er an einem frisch auf Kangaroo Island gefangenen Schnabeligelweibchen machte: "Nur ein Tierkundiger wird meine Bestürzung begreifen können, als aus dem Beutel ein Ei hervorzog, das erste gelegte Ei eines Säugetieres ... Dieser unerwartete Fund verwirrte mich derart, dass ich die nur unter solchen Umständen erklärliche Torheit beging, das Ei heftig zwischen Daumen und Zeigefinger zu drücken und ihm so einen Riss beizubringen. Sein dünnflüssiger Inhalt war leider, wohl infolge des Einfangens und der Gefangenhaltung seiner Mutter, in Zersetzung übergegangen. Die Länge des elliptischen Eis betrug fünfzehn, seine Dicke dreizehn Millimeter, die Schale war derb pergamentartig, wie bei Kriechtieren." [3].

20-24 Tage nach der Paarung, die in Australien von Juni bis Mitte September stattfinden kann, und von einer halben bis zu drei Stunden dauert [4], legt das Weibchen ein einzelnes Ei, das es im Beutel ausbrütet. Das Junge schlüpft nach zehn Tagen. Es öffnet die Eischale mit Hilfe eines Eizahns, der später verloren geht. Neugeborene Schnabeligel sind nur 12 mm lang. Sie bleiben in Mutters Bauchtasche, bis sie etwa 9-10 cm lang sind und sich ihre Stacheln entwickeln [3]. Mit 45-63 Tagen, wenn die Stacheln zu sprießen beginnen, wird es in einem unterirdischen Nest abgelegt. Das Weibchen kommt in Abständen von 3-10 Tagen zum Nest, um das Junge zu säugen. Dieses nimmt dann jeweils eine Milchmenge auf, die rund 10% seines Körpergewichts entspricht. Mit 180-205 Tagen wiegt es 800-1'300 g und wird entwöhnt [4].

Gefährdung und Schutz

Der Kurzschnabeligel wird nach einer Beurteilung aus dem Jahr 2015 nicht als gefährdet eingestuft, weil er weit verbreitet und häufig ist, eine große Gesamtpopulation hat, verschiedene Lebensräume nutzen kann und auch in Schutzgebieten vorkommt. In Australien sind die Bestände stabil, aber in einigen Gegenden von Neuguinea gehen sie durch die starke Bejagung teilweise zurück [1].

Der internationale Handel ist unter CITES nicht geregelt. Es gelten Ausfuhrbeschränkungen Australiens.

Bedeutung für den Menschen

Kurzschnabeligel wurden von manchen Stämmen der Ureinwohner Australiens als Totems verehrt und wurden auf Felsmalereien und Ritzzeichnungen dargestellt [2]. Sie waren auch ein Bestandteil der täglichen Nahrung und werden auf Neuguinea heute noch so stark bejagt, dass sie stellenweise selten geworden sind [1].

Haltung

Ersteinfuhr: Der Londoner Zoo erhielt den ersten Kurzschnabeligel bereits 1845. Dieser lebte jedoch nur vier Tage [4].

Lebenserwartung und Zucht: Kurzschnabeligel können in Menschenobhut sehr alt werden. So wurde ein Tier des Wuppertaler Zoos 26 Jahre und 5 Monate gehalten [7], den Altersrekord hält jedoch ein Tier, das 1903 in den Zoo von Philadelphia gelangte und dort 49 Jahre und 5 Monate lebte [4]. Ein am 12.1.1913 nach dem Zoo Berlin eingeführter Schnabeligel erreichte ein Alter von 30 Jahren, 6 Monaten und 29 Tagen. Schon 1908 war im Zoo Berlin die Welterstzucht erfolgt. Das Jungtier erreichte ein Alter von ca. 14 Wochen [8]. Im Basler Zoo gab es 1955 und 1967 je ein Jungtier, die aber nicht aufgezogen werden konnten [4; 6]. Die erste Zoo-Geburt in zweiter Generation gelang 2004 dem Zoo Frankfurt, wo ein Jungtier schlüpfte, dessen Mutter 1995 im Zoo Saarbrücken zur Welt gekommen war [8]. Im Zoo Rostock wurde 2014 ein Kurzschnabeligel geboren, der nach dem Tod seiner Mutter von Hand aufgezogen wurde. Es handelte sich um die Welterstzucht der Unterart T. a. lawesii [PM Zoo Rostock vom 21.07.2014]. Im Februar 2023 kam im Tierpark Berlin zum ersten Mal ein Jungtier zur Welt. Es gehörte ebenfalls der Neuguinea-Unterart an [PM Tierpark Berlin vom 05.04.2023].

Zoopädagogik: Als Eier legendes Säugetier ist der Kurzschnabeligel besonders geeignet, um über die Evolution zu informieren. Anhand des Stachelkleids kann dabei über konvergente Entwicklungen gesprochen werden.

Haltung in europäischen Zoos: Der Bestand an Kurzschnabeligeln in europäischen Zoos hat durch Importe und Zuchterfolge in den letzten Jahren zugenommen. Gegenwärtig (2022) wird die Art in  17 Einrichtungen gehalten. Die EAZA überwacht den Bestand (Monitoring EEP). 2020 zählte sie 29 Tiere. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: Eine Erhöhung der im deutschen Säugetiergutachten von 1996 vorgegebenen Mindestfläche von 4 m² pro Paar war angezeigt. Allerdings gibt es für die im Säugetiergutachten 2014 des BMEL vorgesehenen 16 m²/Paar keine Grundlage.

Die Tierschutzverordnung der Schweiz (Stand 01.06.2022) schreibt 6 m²/Paar, die 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) 10 m²/Paar vor.

Der Verband der Zoologischen Gärten hält es für angemessen dass die ganzjährig benutzbare Gehegefläche pro Tier 6 m² nicht unterschreitet. Gehege für zwei und mehr Tiere sollen unterteilbar oder es soll ein Ausweichgehege gegeben sein, um einzelne Tiere bei Bedarf trennen zu können. Zugang zu einem Außengehege während der warmen Jahreszeit ist empfehlenswert, aber nicht unabdingbar. Schnabeligel sind keine Tunnelbauer, sondern buddeln sich nur ein, um zu schlafen [9]. Daher ist eine Substratstärke von 30 cm, wie im  Säugetiergutachten 2014 vorgegeben, nicht im ganzen Gehege erforderlich.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Schnabeligel wurde 1802 von dem englischen Arzt und Naturforscher George SHAW, dem wir auch die Erstbeschreibung des Schnabeltiers verdanken, anhand eines Exemplars aus der Gegend von Sydney als "Myrmecophaga aculeata" erstmals wissenschaftlich beschrieben und benannt. Er stellte ihn also in dieselbe Gattung wie den Großen Ameisenbären. Die heute gültige Gattungsbezeichnung Tachyglossus wurde 1811 von dem in Berlin tätigen Zoologen Johann Karl Wilhelm ILLIGER eingeführt [11].

Der Gattungsname "Tachyglossus" bezieht sich auf die schnellen Zungenbewegungen (Altgriechisch: ταχύς = schnell, γλῶσσα = Zunge), mit der die Tiere ihre Nahrung aufnehmen,  aculeatus bedeuted auf Lateinisch "stachelig".

Es werden gegenwärtig fünf Unterarten unterschieden: T. a. aculeatus und T. a. acanthion auf dem australischen Festland, T. a. multiaculeatus auf Kangaroo Island, T. a. setosus auf Tasmanien und den Inseln der Bass-Straße sowie T. a. lawesii auf Neuguinea [10; 11].

Literatur und Internetquellen

  1. APLIN, K., DICKMAN, C., SALAS, L. & HELGEN, K. (2016). Tachyglossus aculeatus. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T41312A21964662. http://www.iucnredlist.org/details/41312/0. Downloaded on 16 March 2017.
  2. AUSTRALIAN MUSEUM
  3. GRZIMEK, B. (1966)
  4. JACKSON, S. M. (2003)
  5. JOHNSTON, S. D., SMITH, B., PYNE, M., STENZEL, D. J. & HOLT, W. (2007)
  6. PUSCHMANN, W., ZSCHEILE, D., & ZSCHEILE, K. (2009)
  7. SCHÜRER, U. (1993)>
  8. SICKS, F. (2014)
  9. TROUGHTON, E. (1967)
  10. WILSON, D. E. & REEDER, D. M. (2005)
  11. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)

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