Donnerstag, 14 Juni 2018 07:43

BOGUSCH, C. (2002)

Zum Sozialverhalten rudellebender Wildcaniden in Gefangenschaft. Vergleichende Untersuchungen an Canis lupus, Cuon alpinus, Lycaon pictus und Speothos venaticus

Dissertation

223 Seite

Fachbereich Biologie, Philipps-Universität Marburg
Leitung: Prof. Dr. Lothar Beck
Zoo Duisburg, Zoo Dortmund, Zoo München, Zoo Osnabrück, Wildpark Hanau, Zoo Mulhouse/Frankreich

Volltext

Zusammenfassung:

Innerhalb der Familie Canidae gibt es neben dem Wolf, Canis lupus, drei monotypische Gattungen, den südamerikanischen Waldhund Speothos venaticus, den asiatischen Rothund Cuon alpinus und den Afrikanischen Wildhund Lyacon pictus, die nicht nur in Gruppen leben, sondern auch gemeinsam jagen und gemeinsame Jungenfürsorge betreiben. Nur sehr wenige Säugetierarten leben in Rudeln, was gemeinsames Jagen und gemeinsame Jungenfürsorge umfasst. Innerhalb der Caniden liegt eine auffällige Häufung dieser Sozialform vor. Es stellen sich die Fragen, ob das Rudelleben im Laufe der Evolution innerhalb der Caniden mehrfach unabhängig entstanden ist und inwieweit die vier rudellebenden Arten miteinander verwandt sind. Außerdem ist unklar, welche Evolutionsmechanismen die Rudelbildung möglicherweise begünstigt haben. Im Hinblick auf diese Fragen wurde in der vorliegenden Arbeit das Sozialverhalten der vier rudellebenden Canidenarten vergleichend untersucht.
Die Untersuchungen fanden in sechs zoologischen Gärten, in Dortmund, Duisburg, Klein-Auheim, Mulhouse, München und Osnabrück statt. Die Datenerhebung erfolgte durch direkte Beobachtung unter zeitweiliger Zuhilfenahme von Videoaufnahmen. Die Beobachtungen wurden nach der Fokustier-Methode, der All-Occurance-Methode, Punktmessungen und der Ad-Libitum-Methode durchgeführt (alle nach ALTMANN 1974b und LEHNER 1996).
Hauptuntersuchungspunkte waren das Vorkommen von bestimmten Ausdrucksgesten und von sozialen Verhaltensweisen, die soziale Rangordnung, Kontaktaufnahmen und Distanzen zwischen den Tieren eines Rudels sowie das Harnen und Koten. Es wurde für die jeweiligen Untersuchungspunkte geprüft, ob die gefundenen Ergebnisse Hinweise auf eine nähere Verwandtschaft der vier untersuchten Arten oder auf Evolutionsmechanismen geben könnten.
In den Ausdrucksgesten und sozialen Verhaltensweisen zeigen die vier untersuchten Arten große Ähnlichkeit, wobei die größte Übereinstimmung zwischen C. lupus und Cuon vorliegt. Speothos ist in seinen Ausdrucksgesten durch verschiedene morphologische Besonderheiten eingeschränkt. Deutliche Unterschiede zwischen den untersuchten Arten bestehen darin, dass nur Cuon seinen Schwanz zum Imponieren umgekehrt U-förmig halten kann, dass nur C. lupus seine Zähne durch vertikales Zusammenziehen der Lippen blecken kann, und dass bei C. lupus und Cuon im Gegensatz zu Speothos und Lycaon Imponieren unter Beibehaltung der Individualdistanz vorkommt.
Alle vier untersuchten Arten bilden Rangordnungen innerhalb ihrer Rudel aus, wobei typischerweise für jedes Geschlecht eine Rangordnung vorliegt. Aggressive und rangrelevante Auseinandersetzungen kommen zwischen verschiedengeschlechtlichen Individuen seltener vor als zwischen gleichgeschlechtlichen. Anhand der Rangordnungsstrukturen können keine Hinweise auf das Verwandtschaftsverhältnis der untersuchten Arten abgeleitet werden.
C. lupus und Cuon sind Distanztiere. Lyacon kann als fakultatives, Speothos als obligatorisches Kontakttier eingestuft werden. Speothos fehlt die Individualdistanz vollständig, was als Pädomorphose gedeutet wird. Beschnuppern ist die häufigste Art der Kontaktaufnahmen von Männchen zu Weibchen.
Die Distanzen zwischen den einzelnen Rudelmitgliedern lassen bei C. lupus und Lycaon sowie während der Ruhe auch bei Speothos Rückschlüsse auf die soziale Bindung der Tiere zueinander zu. Unabhängig von der tatsächlichen Distanz wurde auch die Häufigkeit untersucht, mit der ein Individuum ein anders als nächsten Nachbar hat. Bei  C. lupus Speothos kommen die Alpha-Tiere eines Rudels besonders häufig als nächster Nachbar vor. Den Alpha-Tieren beider Arten kann daher räumlich wie sozial eine zentrale Position innerhalb des Rudels zugeschrieben werden. Die Bedeutung und Herkunft der zentralen Position von Alpha-Tieren innerhalb eines Rudels wird diskutiert. Die zentrale Position der Alpha-Tiere ist bei C. lupus und Speothos als Symplesiomorphie zu deuten. Bei Lycaon scheint die znetrale Position der Alpha-Tiere durch die enge soziale Bindung zwischen gleichgeschlechtlichen adulten Geschwistern weniger bedeutend zu sein.
Während bei C. lupus, Cuon und Lycaon im Allgemeinen nur die Alpha-Tiere mit harn und Kot markieren, markieren bei Speothos alle Rudelmitglieder gleichermaßen Phylogenese und Bedeutung dieser Besonderheit von Speothos werden diskutiert.
Beim Vergleich der untersuchten Rudel wurde festgestellt, dass manche Rudel artunabhängig Gemeinsamkeiten aufweisen. Für diese interspezifischen Gemeinsamkeiten wird in der vorliegenden Arbeit der Begriff der „Rudelführung“ neu eingeführt. Der despotische Typ der Rudelführung ist im Wesentlichen dadurch gekennzeichnet, dass das dominante Tier durch häufigen Beginn von Rangauseinandersetzungen seine Dominanz manifestiert. Bei der toleranten Rudelführung unterwirft sich das unterlegene Tier häufig freiwillig und spontan, wodurch es das Rangverhältnis und damit die Dominanz des Partners bestätigt. Es wird diskutiert, warum die in der vorliegenden Untersuchung festgestellten Typen der Rudelführung wichtige Merkmale zur Beschreibung von sozialen Strukturen bei Caniden sind.
Für die Canidae werden anhand von Literaturangaben die Prädispositionen zum Leben in größeren Gruppen, zum Fortpflanzungsmonopol, zur gemeinsamen Jungenaufzucht und zur gemeinsamen Jagd diskutiert. Für die Rudelbildung gibt es innerhalb der Caniden eine ausgeprägte Prädisposition. Eine mehrfache konvergente Entwicklung des Rudellebens ist daher wahrscheinlich. Zur Klärung der näheren Verwandtschaft der rudellebenden Caniden müssen weitere Merkmale herangezogen werden.
Speothos unterscheidet sich von C. lupus, Cuon und Lycaon durch zahlreiche im Rahmen der vorliegenden Arbeit untersuchte Merkmale, wie die fehlende Individualdistanz, das obligate Kontaktliegen, das Markieren aller Rudelmitglieder, die Handstandhaltung beim Harnen, das Versprühen von Urin in die Luft, das Buckeln bei Drohen, die übertriebene Ausführung bestimmter Verhaltensweisen und die wesentlich eingeschränkteren Ausdrucksgesten. Zusammen mit Befunden aus morphologischen und paläontologischen Untersuchungen kann daher gefolgert werden, dass Speothos unabhängig von den drei anderen Arten zum Rudelleben übergegangen ist.
Da Lycaon nach Befunden der vorliegenden Arbeit zahlreiche Autapomorphien, aber keine Snapomorphien mit Canis oder Cuon besitzt, scheint auch Lacaon unabhängig von Canis und Cuon Rudel gebildet zu haben. Die Verwandtschaft von C. lupus und Cuon wird diskutiert und es ist wahrscheinlich, dass das Rudelleben bei C. lupus  und Cuon ebenfalls unabhängig voneinander entstanden ist.
Der Rudelbildung bei Caniden liegt vermutlich Pädomorphose als proximativer Anpassungsmechanismus zugrunde. Allerdings ist pädomorphose kein grundsätzlicher Trend, der auf eine größere Anzahl von Merkmalen wirkt. Vielmehr liegt bei den rudellebenden Caniden eine mosaikartige Evolution von verschiedenen Heterochronien vor.

 

bogusch-biblio

Freigegeben in B
Donnerstag, 14 Juni 2018 14:18

LUDWIG, W. (2006)

Zum Sozialverhalten des Rothundes (Cuon alpinus) unter Gehegebedingungen: Strategien von Kohäsion und Suppression.

On the social behaviour of the dhole (Cuon alpinus) under condituions of an enclosure: Strategies of cohesion and suppression.

Rer. nat. Dissertation

342 Seiten, 43 Fotos, 33 Abb.

Fachbereich Naturwissenschaften der Universität Kassel (Betreuung: Prof. Dr. G. Witte) und
Zoo Dresden

Bezugsquelle Buch

Zusammenfassung:

Für den Rothund werden Reproduktions-Suppression und alloparentales Verhalten vorausgesagt – Merkmale, welche die kooperative Aufzucht erst ermöglichen. Während für Grauwolf, Äthiopischen Wolf und Afrikanischen Wildhund umfangreiche Untersuchungen Einblick in die Sozialstruzktur bieten und Reproduktionsmechanismen offenlegen, blieb das Sozialverhalten des Rothundes bisher noch weitgehend im Dunkel.

An einem sozial stabilen Gehegerudel von Rothunden im  Zoo Dresden wurde nach proximaten Mechanismen gesucht, die die kooperative Aufzucht ermöglichen. Dies schloss Untersuchungen kooperativer und kohäsiver Verhaltensweisen, zeitlicher Rhythmen der sozialen Organisation, Strategien der Reproduktions-Monopolisierung und des Verhaltens der Nachkommen ein.

Das Rudel stand von 1995 bis 2004 im Fokus der Untersuchung. Von 2001 bis 2004 fanden quantitative Aufzeichnungen nach der scan-sampling Methode statt.

Die Ergebnisse lassen sich wie folgt zusammenfassen:

  1. Philopatrische Nachkommen sorgen für Nahrung, versorgen und schützen die Welpen und unterstützen damit direkt und indirekt den Reproduktionserfolg des dominanten Elternpaares.
  2. Erst das gemeinsame Wirken bestimmter charakteristischer Verhaltensmechanismen (Bindungs- u. Stimmungsrituale, Verhaltenssynchronisation, Aufgabenteilung) ermöglicht effektive Kooperation. Mechanismen der Stimmungs- u. Verhaltenssynchronisation dienen der zeitlichen Koordination. Der Erfolg kooperativen Verhaltens (z.B. Schutz der Welpen) hängt in besonderem Maße von der synchronen Übernahme verschiedener Aufgaben ab, die einem Ziel dienen.
  3. Aufgabenübernahme bzw. Rollenverhalten hinsichtlich dieser sozialen Ziele korrelieren mit dem Geschlecht und dem Dominanzrang.
  4. Es wurden mehrere das Rudel vereinende und soziale Distanz abbauende Rituale identifiziert. Das Alpha-Weibchen investiert bevorzugt in bindungsförderndes Verhalten mit den Männchen. Während Tragzeit und Laktation erreicht dieses Verhalten sein Maximum. Zu den im Dienste der Rudelkohäsion stehenden Verhaltensmuster zählen:
  • saisonale monogame Paarbindung
  •  Versöhnungsverhalten (reconciliation)
  • Agonistic Buffering mit Hilfe von Welpen und Nahrungsbrocken
  • das Alpha-Weibchen bevorzugt Männchen als Grooming-Partner
  • Besitzrespekt gegenüber Nahrungsbrocken
  • ontogenetisch späte Eingliederung in die Dominanzhierarchie der Adulten

5. In Abhängigkeit davon, ob die Alpha-Fähe trächtig ist bzw. Junge aufzieht, verändern sich charakteristische Merkmale sozialer Beziehungen. Diese Merkmale (aggressives oder kohesives Verhalten, Grooming-Aktivität des Alpha-Weibchens, Paarbindungsverhalten u.a.) verstärken und unterdrücken sich wechselseitig derart, dass sie die Sozialstruktur zugunsten kooperativer Aufzucht und Aufgabenteilung verändern. Eine saisonale Milderung dominanzhierarchischer Beziehungen schafft günstige Voraussetzungen für affiliatives Verhalten und motiviert somit subordinate Rudelmitglieder dazu, in kooperative Aktionen zu investieren.

6. Das Alpha-Paar ist identisch mit den Elterntieren und entwickelt regelmäßig nach der Aufzuchtperiode bis zum Ende der Paarungszeit eine starke Paarbindung. Es ist bestrebt die Reproduktion zu monopolisieren und setzt dabei geschlechtsspezifische Strategien ein. Das Alpha-Weibchen interveniert im Gegensatz zum Männchen selten gegen sexuelle Aktiviutäten subordinater Weibchen. Es greift erst post partum in die Reproduktion ein, indem es die Jungen konkurrierender Weibchen entführt und/oder schwer verletzt.

Die vorliegenden Ergebnisse zeigen Infantizid nicht allein als Bestandteil der weiblichen Reproduktions-Strategie, sondern darüberhinaus als eine Möglichkeit, die Rudelkohäsion zu fördern. Infantizid erlaubt es dem Alpha-Weibchen, sozialen Druck außerhalb der Geburtssaison auf ein Minimum zu reduzieren.

Erst saisonales Variieren der Dominanzhierarchie ermöglicht die Koexistenz von reproduktiver Suppression und kooperativer Aufzucht. Die Besonderheiten, welche die Rothund-Soztietät zu permanetem Rudelleben und kooperativer Aufzucht befähigen, bestehen in speziesspezifischen Verhaltensmechanismen, die saisonal Konflikte begrenzen, räumlich enge Konkurrenz ermöglichen und individuelle Dispositionen zur Ausprägung bringen.

Die Ergebnisse der Studie führen zu einem Modell, das die Durchsetzung kohäsiver Mechanismen als die wesentliche Kraft bei der Entstehung der weiblichen Reproduktionsstrategie ansieht. Die kooperative Aufzucht war demnach eng an die Evolution spezieller Verhaltensmuster, die der Rudelkohäsion und Kooperation dienten, gebunden. Damit ist das Rothund-Rudel als eine adaptive Einheit zu verstehen, deren auf kohäsiven Verhaltens-Strategien aufbauendes Sozialsystem in erster Linie im Dienste einer außergewöhnlichen weiblichen Reproduktions-Strategie  steht.

Abstract:

The results of this long time study in a pack of Cuon alpinus indicate, that the social structure in dholes shows particular characteristics as known in other cooperative breeding canid species. The pack as the breeding unit ist dominated by a monogamous breeding pair, wihich supresses intrasexually the reproduction of all other pack mambers. These dominant parents reveal clear distinguished sexual specific strategies to enforce their reproductive monopol.

However, in most canid species reproductive suppression causes dispersion of the offspring. Therefor the main concern of this study was to search for specific traits of social structure, which support a durable cohesion of the pack.

The members of the observed pack showed a high flexibility in their social relations. The social structure oscillated over the year between two extremes, characterized by the degree of dominance hierarchie as well as cohesive behaviour. Particular characteristic traits of social structure mutually reinforced or suppressed one another in such a way that the social structure changed in favour of cooperative breeding. In course of this it was possible to proove postconflict reconciliations as well as agonistic buffering – known also from primate societies. Even female infanticide seems not only part of female reproductive strategy but also a way to reduce conflicts of reproductive suppression to a narrow time window.

Just the seasonally varying social structure facilitated the contradictory coexistence of reproductive suppression  and cooperative breeding. The seasonal increase of cohesive behaviour was strictly connected with the period of rearing. This is considered as an indication, that mechanisms of group cohesion in dholes more likely evolved in connection with cooperative breeding than cooperative hunting.

These conclusions led to a model, which merges pack evolution and changes in female reproduction in a complex coevolutive process. The conflict between increasing competition with philopatric offspring and female reproductive strategy with recruitment of helpers led to the selection of cohesion supporting behaviour. Consequently the dhole pack is to understand as an adaptive unit, whose social system especially serves a remarkable female reproductive strategy.

 

ludwig-biblio

Sigrun Leunig, 2013

-

Assessment of Cat Bait Consumption by Mongoose Species

Bachelor Arbeit Biologie

35 Seiten

Fachbereich Biowissenschaften, Prof. Dr. Markus Pfenninger, Dr. David Algar

Goethe-Universität Frankfurt am Main

Opel-Zoo Kronberg

-

Feral cats and mongooses are species of concern when it comes to serious threats to biodiversity in fragile ecological systems. Baiting, using mainly poisoning with specially developed baits as an eradication tool, has been used in Australia to control feral cats but has not been applied in mongoose control. Feral cats and mongooses have many similarities in physiology and feeding habits and it therefore, may be concluded, that baiting is likely to be an effective control method and that mongooses would accept feral cat baits and could also be treated with the same toxicant.

To test the consumption of the amount of bait accepted by three groups of captive banded mongooses (Mungos mungo) two kinds of baits were used: the Eradicat® bait and the Curiosity® bait. The two baits were offered consecutively in a series of trials at 10 AM and 2 PM, alternatively, the baits were offered with the normal diet of the mongooses. Furthermore, the animals were observed for an hour how they handled the bait before they consumed it.

This study showed that the acceptance of Curiosity® was considerably lower than that of Eradicat®. The two different feeding times showed a difference in bait acceptance: less bait was consumed at 2 PM compared to 10 AM. The mongooses´ behaviour in bait handling can be described in three categories (approach, acceptance, ignoring).

It can be concluded that meat baits as Eradicat® and Curiosity® can serve as baits for free-ranging mongooses. Bait uptake was also influenced by the different behaviour of the mongoose groups.

The application of baiting as a control technique for mongooses requires not only a specifically designed bait but also a specific toxicant which could be tailored to mongooses´ metabolism.

Forschungsarbeit – Köder-Fraßverhalten

Freigegeben in L
Donnerstag, 14 Juni 2018 14:44

ETZDORF, K. (2006)

Behavioural-Enrichment beim Rothund (Cuon alpinus)

Großpraktikumsbericht

59 Seiten

Universität Osnabrück, Prof. Dr. Günter Purschke
Zoo Osnabrück

Zusammenfassung:

Aufgrund der Tatsache, dass die Zooumwelt das natürliche Habitat einer Tierart zum teil ersetzten kann, ist zu erwarten, dass die betreffende Art nur ein eingeschränktes Verhaltensrepertoire zeigen kann. Behavioural Enrichment sollte adäquate Reize bieten, so dass unnatürliche Verhaltensweisen in stärkerem Masse ausgelöscht werden können. Auf diese Weise kann Behavioural Enrichment dazu genutzt werden, das Verhaltensbudget zu erweitern und somit auch zu bereichern. Besonders das Ethogramm von in Menschenobhut gehaltenen Carnivoren leidet unter der Abwesenheit von Reizen, die unter natürlichen Bedingungen Jagdverhalten auslösen würden.

In der vorliegenden Arbeit wure die Wirkung von Behavioural Enrichmentobjekten auf vier unterschiedlich alten Rothunden (0,4) im Zoo Osnabrück während eines ca. sechswöchigen Beobachtungszeitraumes untersucht.

Wie ist das Verhaltensrepertoire der Rothunde im Zoo Osnabrück zusammengesetzt und ist es möglich, durch Behavioural Enrichment aktive Verhaltensweisen zu steigern?

Wie bei vielen in Menschenobhut gehaltenen Wildtieren ist auch das Verhaltensbudget der Rothunde durch ein hohes Mass an Inaktivität gekennzeichnet. So wurden in zahlreichen Ernichmentstudien bei Carnivoren nachgewiesen, dass Behavioural Enrichment die Inaktivität durch Förderung aktiver Verhaltensweisen erniedrigt, was auch bei den Rothunden gelungen ist.

Ist das Enrichmentprogramm in der Lage, möglicherweise auftretende Verhaltensstörungen zugunsten von Lokomotion und Exploration zu reduzieren?

Die bei der Rothündin Rote auftretende Stereotypie konnte durch Obekte mit Beutevalenz teilweise so stark reduziert werden, dass während der Beobachtungszeit keine Verhaltensstörung beobachtet werden konnte. Aber trotz geringer Steigung aktiver Verhaltensweisen, wie Lokomotion und Exploration, gelang es im Rahmen dieses Programms die Stereotypie der Rothündin nicht signifikant zu minimieren.

Können artspezifische Verhaltensweisen durch die neuen Reize ausgelöst werden, so dass eine Annäherung an das Verhalten im Freiland erfolgt?

Eine qualitative Änderung des Verhaltensrepertoires erfolgte bei den Rothunden in nur sehr geringem Maße. Die Angebote des Enrichmentprogramms bewirkten vielmehr eine quantitative Veränderung, die sich besonders in den Häufigkeitsanteilen des Ruhens, der Lokomotion und des Pracings niederschlug.

Wie ist die Reaktion auf Enrichment mit olfaktorischer Basis und auf Spielobjekte im Vergleich zu Objekten mit Futtervalenz?

Das Schaffell und Kanninchen hängend, welche ein großes Maß an Beutefangverhalten auslösten und somit für die Tiere den größten Energieaufwand bedeuteten, erreichten die höchsten Beschäftigung und erzielten eine starke Minimierung des stereotypen Verhaltens. Keines der Angebote aus den anderen Kategorien konnte so erfolgreich eingesetzt werden. Dazu kommt, dass Objekte mit olfaktorischen Reizen und Spielobjekte nur in einem geringen Maß angeboten wurden.

Obwohl es keine Studien mit einem Behavioural Enrichment Programm bei anderen Rothunden gibt, und somit kein Vergleich, war die Durchführung doch soweit erfolgreich, als dass es die Verhaltensstereotypie der Rothündin Rote teilweise eindämmte und eine Steigung der aktiven Verhaltensweisen bei allen Rothunden hervorbrachte. Eine Weiterführung und Ausarbeitung des Programms wäre wünschenswert, da so die Chance bestünde, die Stereotypie langfristig zu eliminieren. Adäquatere Objekte könnten eventuell das Maß der Aktivität noch steigern.

 

etzdorf-biblio

Freigegeben in E
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx